Meinungen zu A Study in Emerald

  • Da gönne ich mir A Study in Emerald, weil es nach dem Überfliegen der Spielregeln mal ein etwas innovativeres Spiel mit einem für mich ungewöhnlichen Thema zu sein scheint und dann erscheint kurz danach dieser Spielbericht von den Wies'n Spielern aus München: http://www.westpark-gamers.de/…gruen-nun-gut-oder-boese/


    Da die Westparker immer etwas speziell in ihren Rezensionen sind möchte ich mal von Euch ein paar Erfahrungen hören. Ich werde doch nicht etwa falsch selektiert haben beim Spielekauf?


    Zu fünft soll das Spiel angeblich nicht so gut sein. Zu zweit soll es gut sein (was ich mir irgendwie wiederum schwer vorstellen kann). Egal... Alles Vermutungen. Wer hat es gespielt und kann bitte kurz mal seine Eindrücke berichten?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Hi,


    Auch wenn man manchmal den Eindruck haben könnte, das die WPG's die Spiele-weissheit mit Löffeln gefressen haben, kann ich dir nur sagen: Lass dich nicht blenden davon.
    Probiere es einfach aus und dann weisst du ob es dir gefällt oder nicht ...


    Atti

  • Also ich fand speziell diesen Spielbericht fragwürdig, da in sich unschlüssig. Der Spielverlauf hört sich spannend an. Dann hat der Verfasser eine grundlegende Sache zu Beginn falsch verstanden und dadurch einen Spielfehler gemacht. Zumindest kann ich die Wertung auf Basis des Betichts nicht nachvollziehen. Deswegen bitte ich hier um Meinungen zum Spiel. Da ich es gekauft habe werde ich es auch selber ausprobieren, wenn es da ist...

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  • Wir haben bis jetzt eine Dreier-Partie gespielt. Ein Freund und ich waren bei den "Guten", meine Frau spielte die "Bösen". Nachdem die Rollenverteilung allen am Tisch klar war, haben die Bösen nur einen auf die Mütze bekommen und hatten keine Chance. Meine Frau war, um es vorsichtig auszudrücken, so richtig angepi**t. Mit ihr werde ich es wohl nicht nochmal spielen können.
    Unsere Überlegungen nach dem Spiel führten dahin, dass man das Spiel am besten mit gleicher Anzahl an Spielern je Fraktion spielen sollte.
    Ich muss aber gestehen, dass mich das Spiel irgendwie fasziniert, vielleicht aber eher wegen des Settings.

  • So genau haben wir es nicht analysiert bzw. uns ist nichts aufgefallen. Das mag daran liegen, dass wir nicht so sezierend an Spiele herangehen wie WPG, die mir auch immer ein wenig abgehoben erscheinen.
    Mir fällt noch ein, dass man Punkte gewinnt und die Karten hierfür, ggf. dass Deck "vermüllen" sollen.

  • So, dann mal mein Senf dazu:
    Wir haben es 2x zu viert und 1x zu fünft gespielt.
    Die erste Partie war "merkwürdig", weil wir erst langsam dahinter kamen, wie die einzelnen Aktionen zusammenhängen und wann überhaupt welche Aktion Sinn macht.
    Wenn man geschickt die geheimen Identitäten nutzt um die anderen Spieler in die Irre zu führen, kann es schon ganz schön Paranoid zugehen.
    Da die Fraktion des Spielers mit den wenigsten Punkten am Ende komplett ausscheidet, nützt es nichts die meisten Punkte zu haben, wenn man nicht weiß, ob der Spieler mit den wenigsten Punkten von der eigenen Fraktion ist.
    Die Karten die man im Laufe des Spiels hinzubekommen kann, sind zumeist deutlich besser als die Startkarten, wenn man sie denn richtig einsetzt.
    Das ein Westpark Gamer das Spiel nur aus Frust beendete und damit seine Fraktion verlor, zeigt mir nur, das dieser Spieler offensichtlich nicht zur Zielgruppe dieses Spiels gehört. Sicher gibt es viele frustrierende Momente in diesem Spiel, wenn man z.B.: von einem Spieler der eigenen Fraktion eins auf die Mütze bekommt, nur weil dieser nicht ahnt das man eigentlich auf der gleichen Seite spielt, aber das ist der Kern des Spiels, Paranoia, Verrat und Unsicherheit.


    Uns allen hat das Spiel sehr gut gefallen, aber wir waren uns einig, das wir erst bei der dritten Partie die Zusammenhänge in ihrer Komplexität völlig begriffen hatten und das es gewisse Aktionen gibt, die man früh im Spiel nicht machen sollte um die eigene Identität lange genug geheim zu halten.
    Bei uns kommt das Spiel auf jeden Fall wieder auf den Tisch !


    EDIT: Zu zweit stelle ich mir das Spiel nicht wirklich gut vor, es fehlt eine Menge von der Gruppenparanoia.

  • Ich habe gerade den aktuellen Spielbericht und den von "Walter" gelesen, auf den der aktuelle ja Bezug nimmt... ich habe den Eindruck, dass sie das Spiel a) nicht verstanden haben und b) einiges falsch gemacht haben.


    Wenn jemand viele Siegpunkte über Städte macht, bedeutet es ja, dass die anderem sie ihm kampflos überlassen und auch niemand auf die Idee kommt, sie ihm wieder abzunehmen. Man hat ja nur eine sehr überschaubare Anzahl an Einflusswürfeln und schon wenn nur ein Gegner dagegen hält, ist es essig mit "ich nehme mal eben ein paar Städte ein".


    Auch die Bemerkung bzgl. der Karten deutet darauf hin, dass das Spiel nicht richtig verstanden wurde. Die Anzahl an Ressourcen (Würfel, Münzen, Bomben) steigt nicht groß an, aber das wäre auch der Todesstoß für das Spiel. Wichtig ist, dass sie mir alternative Aktionsmöglichkeiten geben. Man muss sich genau überlegen, welche Karten man haben möchte: Möchte ich den Agenten, der andere Agenten töten kann oder lieber den, der Royal Persons töten kann (davon steht übrigens gar nix in den Spielberichten). Oder lieber einen, der selber gar nicht töten, dafür aber gut unterstützen kann? Und welche Ressourcen bietet eine Karte, wenn ich sie nicht für ihre Kartenaktion nutze?


    Ich finde das Spiel absolut geil, weil es mal völlig anders ist als das übliche Ressourcen-Sammel-Optimierungs-Spiel. Es ist nicht leicht zu durchschauen - um nicht zu sagen, dass man ein paar Partien braucht, um zu kapieren, wie die verschiedenen Elemente des Spiels zusammen hängen, und vor allem: Wann das Spiel warum endet und wer wofür Punkte erhält!


    Also: Lies die Regeln aufmerksam durch, spiel es, und dann lies die Regeln nochmal :)

  • Das Witzige ist ja: der WPG-Bericht über den Verlauf des Spiels liest sich abseits der offensichtlichen Verständnisfehler, die wohl kaum dem Spiel anzukreiden sind, doch ganz spannend, hab spontan beim Lesen Bock auf ne Runde bekommen.


    Exakt solche Leute wie den Autoren dieser Zeilen meinte ich mit meinem letzten Satz im Wochenthread.

  • Kann mir jemand von euch verraten, wie lange eine Auslieferung durch den Webshop Treefrog Games dauert? Deren Vertreiberfirma Spiralgalaxygames hat mir eine Email geschickt, dass es unterwegs sei und jetzt warte ich natürlich sehnsüchtigst.
    Mir würde eine generelle Antwort zum Thema "Versanddauer aus UK" auch schon reichen, da ich zwischen den Feiertagen noch "Fortune & Glory" + "A Touch of Evil: The Coast" bei Bookdepository erstehen konnte und ich auf dieses Paket trotz Versandbestätigung vom 31.12. auch noch warte. :(

  • Das ist ja gerade mal eine Woche, da solltest du frühestens in einer Woche nervös werden.
    Bookdepository hat verschiedene Lager, ich habe von denen schon Sachen bekommen, die aus der Schweiz verschickt wurden.


    Generell sollte man bei internationalem Versand schon geduldig sein, auch wenn es innerhalb der EU deutlich schneller geht als außerhalb (das kann dann auch schon mal 6-8 Wochen dauern, wenn der Kram auch noch im Zoll fest hängt).


    1-3 Wochen würde ich aber immer einkalkulieren.

  • Nabend,

    Die Ankündigung dass A Study in Emerald beim Schwerkraft-Verlag auf deutsch erscheinen wird.

    Wobei es sich hier - wie auch bei Tric Trac zu lesen ist - nicht nur um eine deutsche Ausgabe des Original Spiels handelt, sondern um die 2nd Edition des Spiels, bei dem nicht nur die Grafiken überarbeitet wurden sondern auch die Regeln.


    Weitere Informationen gibt es inzwischen auch auf der Treefrog Seite
    A Study in Emerald 2nd edition « Treefrog Games


    Und die Diskussion bzgl. Grafiken usw. auf BGG
    2nd edition preview | A Study in Emerald | BoardGameGeek

  • uhh.... mannomann, da bin ich aber froh, hab ich die erste Edition. Kann mich mit der neuen Grafik so gar nicht anfreunden.

    Soweit ich das verstanden habe, haben sie das Spiel auch verändert - ein bisserl "runtergetuned" um eine größere Zielgruppe anzusprechen.

  • "Runtertunen" hat schon bei Age of Steam und Brass nicht unbedingt ein besseres Spiel erzeugt. Immerhin erhielten da die Junior-Versionen neue Namen.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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    and young enough not to choose it

  • Naja, das ist eben bei ASiE nicht möglich, denn da ist der Name ja Markenkern....

    Da ginge doch bestimmt was! Vorschläge:
    A Brief Study in Emerald?
    Tiny Little Study in Emerald?
    Second Study in Emerald?

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Wenn ich mir den neuen Spielplan so anschaue, dann ist da wohl das Wegenetz zwischen den Städten weggefallen. Somit eine Vereinfachung. Die Zombies scheinen aber weiterhin dabei zu sein, wie man auf dem Materialbild sieht. Somit ist diese zusätzliche Spielebene immer noch vorhanden. Bin mal gespannt, in wie weit das neue Regelwerk wirklich entschlackt wurde.


    Die Erstversion fand ich gut, allerdings brauchte es eine Partie, um wirklich ins Spiel zu finden. Und dann eine weitere Runde zusammen zu bekommen, die es komplett schon kennt, war bisher nicht wirklich erfolgreich. Da man in Teams spielt, reicht ein Neuling, der die Spielmechanismen noch nicht wirklich verstanden hat (was in der Erstpartie normal ist), dann aus, um eine Partie kippen zu lassen. Somit wächst das Spiel mit jeder Revanche-Partie. Müsste mal wieder aufm Tisch kommen...


    Mit der wirklich hervorragenden Spielhilfe von Bernd68 klappt dann auch der Spieleinstieg wesentlich besser.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Den Namen zu ändern, wäre hier absoluter Blödsinn, da es sich nicht nur um eine Kooperation zwischen Neil Gaiman (jupp stimmt) und MW handelt, sondern eine Geschichte gleichen Namens die Basis des Spieles ist/war. Zwar kein Absatz-Selbstmord, aber markentechnisch Unfug.


    Ich kann derzeit nicht sagen, ob mir die (bisher bekannten) Änderungen MISSfallen. GEfallen tun sie mir aber eben auch nicht. Irgendwann werde ich hoffentlich die Möglichkeit haben, die Neuauflage einmal zu spielen. Bis dahin bin ich, glaube ich, was die Mechanik angeht mit meiner ersten Auflage absolut zufrieden. Und die Grafik der neuen finde ich eher nicht doll. War der alte Spielplan überladen, spricht er mich hier überhaupt nicht an. War die alte Box mir etwas zu comic-haft, ist sie mir hier viel zu generisch. Und was die Karten angeht, alte Grafik trumpft für mich da neue um Längen...

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • Falls jemand nun seine erste Auflage loswerden will, kann er sich gerne am mich wenden. Ich hab nochn Kumpel, der eine sucht...


    Nun, da auf BGG die Änderungen zusammengefasst wurden, muss ich sagen, dass ich glaube, dass es sich bei der Neuauflage um ein Spiel mit ganz anderem Spielgefühl handelt. Die Änderungen sind zum Teil sehr signifikant, auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheinen, aber die Strategien im Spiel werden komplett anders laufen.
    Daher würde es mich interessieren, es mal zu spielen. Oder auch ein paarmal.
    Das Alte wird es aber schon allein wegen des Artworks nicht ersetzen, geschweige denn einiger Mechanismen, die ich nicht missen möchte (aber müsste)...


    @meeple, ich finde Deinen Ansatz schon irgendwie befremdlich. Spiele sind ja nun nicht elektronische Geräte, oder Virenscanner, bei denen das neueste Update alles besser macht. Im Gegenteil, manche neue, überarbeitete Ausgabe wurde schon verschlimmbessert, von den Materialien oder dem Artwork mal ganz zu schweigen. Hier sehe ich Edition 2 auh weniger als "die aktuelle" Ausgabe, sondern eher als "die andere Ausgabe". So viel hat sich geändert, und nicht zum Guten, sondern mEn einfach zum ANDEREN, dass man nicht wirklich von einem aktualisierten Spiel reden kann...
    Aber andererseits, ich muss mit dem Ansatz ja nicht glücklich werden, und sofern Du damit gut fährst, sei es Dir gegönnt. Verstehen muss ich ihn ja nicht...
    :)

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  • Das mit dem verschlimmbessert ist halt Ansichtssache. Bei Agricola wurden z.B. einige Änderungen der Kartentexte vorgenommen, später kamen noch die Tiermeeple dazu. Bei dem Spiel "A few Acres of Snow" gab es auch Korrekturen. Meiner Meinung nach, werden in nachfolgenden Editionen Korrekturen eingearbeitet z.B. am Spielmaterial oder an den Regeln. Ich muss dazu sagen, dass ich z.B. keine Lust habe fehlerhafte Spielertableaus selber zu korrigieren oder mir Ersatzkartensätze zu besorgen. Es stört mich enorm, wenn Spielmaterial Fehler enthält oder wenn Anleitungen missverständlich oder unvollständig sind. Dark Darkest Darker habe ich z.B. verkauft. Fehlerhaftes Spielmaterial und eine schlechte Anleitung...ich habe auf soetwas einfach keine Lust. Ich kann aber gut nachvollziehen, dass andere diese Einstellung nicht teilen :)

  • Ich finde es irgendwie befremdlich dass treefroggames auf der Homepage das Spiel umfangreich inklusive neuem artwork anpreist, aber man sich die überarbeiteten Regeln aus Beiträgen auf bgg zusammensuchen muss.


    Kann es sein dass noch an den Regeln gefeilt wird oder gibt es andere sinnvolle Gründe für einen Verlag die Regeln nicht zeitgleich zu veröffentlichen?

  • Der Übersichts-Thread bezüglich der Änderungen kommt nicht von Treefrog, sondern wohl von einem Mitarbeiter an der herauskommenden spanischen Ausgabe. Tatsächlich ist es bei Treefrog üblich, viel grafisches Material online zu stellen, und die Regel sehr sehr lange zurück zu halten.
    Ich gehe nicht davon aus, dass wir die Regel früher als drei, vier Wochen vor VÖ zu sehen bekommen...

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  • Das habe ich bei BGG auch gelesen. Dann scheint das eine Macke von Treefrog zu sein. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme bleibt mir jedoch weiterhin unklar.
    Eventuell haben sie Bedenken, dass die Regel vorher allzu kritisch betrachtet wird, das passiert doch aber auch 3-4 Wochen vor VÖ... X/

  • Treefrog ist halt manchmal etwas "eigen". Die schaffen es ja z.B. auch, Spiele im Abonnement zu verkaufen, aber ihre Abonnenten erst viele Monate später zu beliefern, nachdem sie die Sachen schon auf Messen verkauft haben. Wer sowas als Kunde mitmachen möchte, mag es tun. Ich nicht.


    Wenn man sieht, welche Bedeutung Herr Wallace früher mal in der Spieleszene hatte und wie es heute aussieht, dann könnte er theoretisch auch mal auf die Idee kommen, seine manchmal etwas eigenartigen Werbe- und Vertriebsmethoden kritisch zu hinterfragen. Scheint er aber nicht zu tun. Auch gut. Schauen wir halt aus sicherer Entfernung zu, wie Treefrog langsam aber sicher in der Versenkung verschwindet. Ein bisschen schade ist das aber schon, denn in Martin Wallaces früheren Spieledesigns waren eigentlich oft gute, innovative Ideen abseits des Mainstream drin...

  • Treefrog ist halt manchmal etwas "eigen". Die schaffen es ja z.B. auch, Spiele im Abonnement zu verkaufen, aber ihre Abonnenten erst viele Monate später zu beliefern, nachdem sie die Sachen schon auf Messen verkauft haben. Wer sowas als Kunde mitmachen möchte, mag es tun. Ich nicht.


    Wenn man sieht, welche Bedeutung Herr Wallace früher mal in der Spieleszene hatte und wie es heute aussieht, dann könnte er theoretisch auch mal auf die Idee kommen, seine manchmal etwas eigenartigen Werbe- und Vertriebsmethoden kritisch zu hinterfragen. Scheint er aber nicht zu tun. Auch gut. Schauen wir halt aus sicherer Entfernung zu, wie Treefrog langsam aber sicher in der Versenkung verschwindet. Ein bisschen schade ist das aber schon, denn in Martin Wallaces früheren Spieledesigns waren eigentlich oft gute, innovative Ideen abseits des Mainstream drin...

    Hallo Metalpirate,


    ich muss dir zunächst einmal zustimmen, dass mir das Verhalten gegenüber Kunden ebenfalls missfällt. ABER: Für mich ist Martin Wallace noch immer ein Autor, der gute Spiele entwirft. Ich abonniere trotz der Vorbehalte seine Spiele, weil er für mich noch immer ein sehr guter Autor ist. Vermutlich gibt es viele Anhänger , die genauso denken wie ich. Solange die Qualität seiner Spiele stimmt, werde ich Abonnent und Fanboy bleiben ^^


    Gruß
    Marc

  • Martin Wallace ist eigen. Das spiegelt sich in seinen Spielen und eben auch in seiner zuweilen kruden Label- und Vertriebspolitik wieder. Er bewegt sich jenseits des Mainstreams, den er inzwischen thematisch zu erreichen versucht. Dabei sind seine Themen Liebhaberthemen. Das kann man mögen oder auch nicht. Die Geschichte Polens aus GP interessiert vielleicht Geschichts-Nerds mit Pullunder und Brille. Mit Terry Pratchet erreicht man mehr Masse. Das kann man nachvollziehen, wenn man versteht, dass MW von seinen Spielen leben muss, da er in NZ meines Wissens nach nicht mehr als Geschichtslehrer arbeitet.


    Bei allem thematischen Mainstream ist eine aufrechte Liebe zu Retro, Old Fashioned SF, feiner Mystery-Romantik, Jules Verne, History-Style, Kindheitssehnsucht, Licht und Dunkelheit, Geheimorden, HG Wells, A.Crowley, Verschwörungstheorien, englischer Industrie-Verklärung und Reisen zu Fred vom Jupiter unverkennbar. Das mag ich sehr. ASIE und OTV sind herausragende Liebhaber-Artworks, jenseits von Dennis Lohausen, den besten Art Director der Szene. Das Artwork hebt seine Spieldesigns an. Das ist ein echtes Geheimnis. Die Spielideen von MW wiederholen sich. Er zitiert sich, immer wieder. Variations of a Theme. Aus AUTOMOBILE wird SHIPS. Sich selbst wiederholen tut Knizia auch. Das kann man mögen oder auch nicht, abba im Gegensatz zum Schaum von MW ist Knizia ein verkopfter Mathe-Schädel, seine Spiele kommen nicht aus dem Herzen. Das ist bei MW anders. Man merkt seinen Kreationen die jungenhafte Seele an, den Huckleberry Finn, trotz mathematischer Strukturen. MYTHOTOPIA ist gebrochener Schrott und ein guter Beleg, wie sich Retro auch in sich selbst verlieren kann. Ich verzeihe ihm diese spielerischen Aussetzer, weil er mir viele andere, geile Schätze beschert hat. Von all jenen finde ich ASIE herausragend, schön gefolgt von FTIN und AEROPLANES.


    ASIE ist ein in seiner Unperfektion ein perfektes Spiel. Es ist anfechtbar, unausgewogen, unausgegoren, eine Provokation für redaktionelle Perfektionisten. ASIE ist eine Wippe, ein dunkles Schaukelpferd. Es bringt Spieler, die alles unter Kontrolle haben, an den Rand der Ohnmacht, weil jeder Spieler an einem anderen hängt. Das Genie hängt an der Krücke, der Profi am Anfänger, das Glück am Pech. Es ist ein fesselndes, semi-kooperatives, schräges Spielerlebnis aus der Feder eines Autors, der Mut hat. In ASIE folgt das Spiel dem geliebten Thema, statt einem Knizia, der für eine Kopfgeburt ein Thema sucht und den dämlichen Doktortitel als Gütesiegel dranhängt. Man möge mich dabei nicht missverstehen: AMUN-RE und TADSCH MAHAL sind herausragende, zeitlose Spiele.


    ASIE ist ein unperfektes Spiel, das sich nun retrohaft zitieren möchte, indem es sich anpasst: Einem Markt. Einem Spieler, der nach Gerechtigkeit im Spiel und Chancengleichheit im Leben schreit. Dem Mainstream. Der Idee, ein mainstreamigeres Spiel an der Peripherie zu schaffen, das dem Mainstream entkommt. Ich persönlich sehe das so: ASIE 1 ist ein Spiel. ASIE 2 ist ein anderes Spiel. Es ist keine Frage der Konkurrenz, des "besser" oder "schlechter", wenngleich eines von beiden besser oder schlechter sein wird, sondern eine Alternative. Variations of a Theme. Der gute, alte, älter werdende MW, der sich um seine Rente kümmern muss in neuem Altherren-Gewand. Neues Artwork. Gekämmte, entlauste Regeln: Carsten Reuter vom Schwerkraft-Verlag wird das sehr gut machen, das hat er mit KANBAN bewiesen.


    Ich werde auf zwei Welten ASIE schauen und mich über eine Option innerhalb des Gleichen freuen. Ein gebügeltes Hemd neben einem zerknitterten. Aufgewärmtes Essen schmeckt nicht so gut wie frisch gekocht, aber es schmeckt besser als frisch gekocht, wenn es sich um eine Lieblingsspeise handelt. Das ziemlich Subjektive verbindet mich mit MW. Und irgendeiner wird bestimmt ein Haar in der Suppe der zweiten Edition finden, das Sherlock Holmes zu einem perfekten Detektiv macht.

  • Nicht alle Verlage veröffentlichen die Regeln bevor das Spiel im Handel verfügbar ist. Treefrog ist da keine Ausnahme

    Gibt es dafür irgendwelche logisch nachvollziebaren Gründe oder handelt es sich dabei schlicht um willkürliches Verhalten gegenüber dem Endkunden?


    Klingt für mich ehrlich gesagt so als wolle man dem Käufer das Spiel optisch schmackhaft machen, aber verhindern dass er vor dem Kauf merkt ob ihm das Spiel regeltechnisch zusagt.
    Wenn ein Verlag von einem Spiel überzeugt ist, davon gehe ich aus wenn er es veröffentlicht, so fällt mir partout kein Grund gegen eine Veröffentlichung der Spielregeln vor dem Verkaufsstart ein.

  • Gibt es dafür irgendwelche logisch nachvollziebaren Gründe oder handelt es sich dabei schlicht um willkürliches Verhalten gegenüber dem Endkunden?
    Klingt für mich ehrlich gesagt so als wolle man dem Käufer das Spiel optisch schmackhaft machen, aber verhindern dass er vor dem Kauf merkt ob ihm das Spiel regeltechnisch zusagt.
    Wenn ein Verlag von einem Spiel überzeugt ist, davon gehe ich aus wenn er es veröffentlicht, so fällt mir partout kein Grund gegen eine Veröffentlichung der Spielregeln vor dem Verkaufsstart ein.

    Ein Grund, der mir einfällt:
    Je später die Regeln veröffentlicht werden, um so eher wird das Spiel aufgrund tatsächlich gespielter Partien beurteilt, und nicht aufgrund der Regellektüre.


    Wenn ich ein halbes Jahr vor Veröffentlichung schon die Regeln zur Verfügung stelle, dann risikiere ich, dass selbst erklärte Spiele-Analysten das Spiel als lösbar oder "Gurke" abstempeln, nur weil es so SCHEINT den Regeln nach.


    Insofern schon nachvollziehbar, wobei ich selbst zu denjenigen gehöre, die ein Spiel erst kaufen, wenn sie mindestens die Regeln gelesen haben; am Besten aber schon eine Probepartie hinter sich haben... :)

  • Gibt es dafür irgendwelche logisch nachvollziebaren Gründe oder handelt es sich dabei schlicht um willkürliches Verhalten gegenüber dem Endkunden?


    Klingt für mich ehrlich gesagt so als wolle man dem Käufer das Spiel optisch schmackhaft machen, aber verhindern dass er vor dem Kauf merkt ob ihm das Spiel regeltechnisch zusagt.
    Wenn ein Verlag von einem Spiel überzeugt ist, davon gehe ich aus wenn er es veröffentlicht, so fällt mir partout kein Grund gegen eine Veröffentlichung der Spielregeln vor dem Verkaufsstart ein.

    Mal blöd gefragt: Wenn die Regeln erst kurz vor der Veröffentlichung bereitgestellt werden, macht das einen Unterschied? Potentiell Interessierte können immer noch ein paar Wochen vor Release anschauen, ob sie das Spiel kaufen möchten und niemand hat irgendwelche Nachteile dadurch. Wie @[Tom] schon geschrieben hat: Weniger Trockenübung. Tut Diskussionen manchmal ganz gut.


    Edit: Selbst wenn Regeln erst mit der Veröffentlichung angeboten werden - niemand wird gezwungen, ein Spiel am ersten Tag des Erscheinens zu kaufen, oder?