Kanban EV

  • Mad_Fox - (Letzte Bearbeitung: )

    Ohne langwierige Kettenzüge ala On Mars, der in meinen Augen einfachste Lacerda. Die Herausforderung besteht hier darin, die optimale Abfolge seiner Züge zu finden und so seinen Produktionsaublauf stetig zu verbessern.

  • Salokin -

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  • Dee -

    „Kanban: Automotive Revolution“ zählt zu einem meiner liebsten Heavy-Euro-Games. Wir sitzen im mittleren Management eines Automobilkonzerns und erstellen neue Auto- und Teile-Designs, besorgen uns diese Autoteile im Lager, erstellen damit Autos auf dem Fließband und nehmen die Autos dann auf der Teststrecke ab, um sie in unsere Garage zu stellen. Jeden Tag werden wir von unserer Managerin Sandra bewertet, wie gut wir bisher in den einzelnen Abteilungen gearbeitet haben. Am Wochen-Ende werden wir dafür belohnt. Regelmäßig gibt es Meetings, auf denen wir über unsere Leistungen sprechen können, in dem wir bestimmte Zielkarten ausspielen und Punkte dafür erhalten. „Kanban“ ist ein großartiges Spiel von Vital Lacerda, der schon zahlreiche andere schwere Brocken auf den Spieltisch gezaubert hat. Das Thema der Autoherstellung ist aber großartig eingefangen und es macht mir sehr viel Spaß, Autos zu produzieren. Es ist dabei aber sehr denklastig, da die unterschiedlichen Aktionen in den Abteilungen sehr stark miteinander verwoben sind. Aber gerade das gefällt mir von Zeit zu Zeit.


    Weil das Spiel so gut ist, gab es 2020 eine Neuauflage in Form von „Kanban EV“ („EV“ steht für „Electric Vehicle“). Wir hatten vor einigen Monaten bereits bei Tabletopia einen Blick darauf geworfen, aber es nach wenigen Minuten aufgegeben, da es zu anders aussah und wir nicht zurechtkamen. Zusätzlich war die letzte Partie wieder einige Monate her, sodass die Regeln nicht mehr saßen. Die Regeln sind auch wichtig, denn es gibt viele davon. In unserer Dreierrunde mit einem Kanban-Neuling dauerte die Regelerklärung 45 Minuten. Ich fand die Auffrischung sehr sinnvoll, denn vieles hatte ich vergessen.


    Ich gehe hier nicht auf alle Unterschiede von „Kanban EV“ zu „Kanban“ ein. Wichtigste ist die Optik des Spielbretts. Die neue Version soll klarer und übersichtlicher sein, was ich aber nicht bestätigen kann. Die Abteilungen sind nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten angeordnet, was aber keinen Unterschied macht, weil sich das je nach Sitzposition ums Spielbrett sowieso unterschiedlich darstellt. Die Zuordnung der Aktionsfeldern zu den Abteilung ist teilweise nicht ganz klar. Ich stellte mich sogar einmal auf die falsche Abteilung, weil die Aktionsfelder teilweise schräg daneben liegen. Nicht gut fand ich die Darstellung der Zertifizierungsleisten: Von meiner Sitzposition aus war nie klar zu erkennen, wo oben und unten auf der Leiste ist. Ich musste also immer sehr genau hinschauen, um zu erkennen, in welche Richtung ich laufen müsste, um eine Zertifizierung zu erhalten oder ob ich sie schon hatte. Die Übersicht ist sowieso wieder das Problem. Ich stand fast das ganze Spiel über, weil ich sonst die gegenüberliegende Seite des Spielplans nicht sehen konnte. Das meiste davon sind aber auch Probleme in „Kanban“. Schade ist, dass diese mit der neuen Aufmachung für mich nicht gelöst wurden. Ebenso ist die Symbolik beispielsweise auf Zielkarten nicht sofort klar. Wenn auf einer Karte ein Symbol für eine Abteilung abgebildet ist, musste ich wieder jede Abteilung absuchen, welches Symbol das wohl gerade ist. Vor allem bei den Zertifizierungszielkarten glich dies einem Suchspiel.


    Neben der Optik wurde die Spielanleitung neu aufgemacht, aber auch hier finde ich, dass sich diese noch genauso schlecht erarbeiten lässt. Bei Fragen mussten wir lange blättern, um die Antwort an der richtigen Stelle zu finden. Und wir haben sogar eine Information gar nicht gefunden, wie viele/welche Boni wir in der fünften Garage nehmen können. In der Anleitung steht, dass es auf dem Referenzblatt steht, dort fanden wir es nicht. Auch hier hätte ich von einem 159 Euro teurem Spiel bei Skellig Games) mehr erwartet. Es gibt zwar Unterschiede und auch Verbesserungen an der Optik gegenüber „Kanban“, aber keine, die diesen sehr hohen Preis in meinen Augen rechtfertigen. Hier kann ich jedem, der Interesse hat, nur zu der ursprünglichen „Kanban“-Edition raten, die es mitunter für 50 Euro gebraucht zu erstehen gibt. Und vor allem frage ich mich, wieso der Hersteller ein Monopoly-Metallauto als Safety-Car beilegt, obwohl alle anderen Komponenten und Autos aus Holz sind.


    Was an „Kanban“ gut bzw. besonders ist, haben „No Pun Included“ sehr gut in ihrem Video erklärt. Und deswegen halte ich „Kanban“ auch in der neuen Version für ein großartiges Spiel, trotz all der Kritikpunkte. Die Interaktion durch gezielte Wegnahme von Aktionsfeldern und das gleichzeitige Austüfteln einer eigenen, effizienten Autoproduktion macht das Spiel für mich zu einem großartigen Erlebnis für einen Spieleabend. Dass ich mit 150:137:127 gewonnen habe, hilft sicherlich auch noch ein bisschen.

  • Kamog -

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  • AlfaGT -

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  • richy81 -

    Nach inzwischen acht Partien zu zweit und dritt für mich ungefähr auf dem Top Niveau wie The Gallerist.

    Der Arbeiter-Einsetzmechanismus gefällt mir hier extrem gut. Sandra ist dabei das Salz in der Suppe, sorgt vor allem in der ersten Hälfte des Spiels dafür, dass man ständig abwägen muss, ob man versucht ihre Bestrafungen zu vermeiden oder seine eigentliche Strategie verfolgt.

    Kanban EV spielt sich für mich dabei fast angenehm locker, ist zwar ein Expertenspiel, aber keines, das mein Gehirn zum Qualmen bringt.

    Dass Optik und Material top sind, darf man bei dem stolzen Preis erwarten. Auch die Umsetzung des Themas gefällt Lacerda-typisch.

  • Hypocrisy -

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  • Korbi - (Letzte Bearbeitung: )

    Nach zwei Partien Kanban EV muss ich sagen, dass das Spiel wirklich einiges richtig macht. Über den Autor Vital Lacerda ist ja schon einiges diskutiert worden, aber dieses Spiel ist wirklich einzigartig. Jeder Spieler hat einen Arbeiter zur Verfügung den er jede Runde in eine der fünf zur Auswahl stehenden Abteilungen schickt und die dortige Aktion ausführt. Obwohl die einzelne Aktion nicht sonderlich kompliziert durchzuführen ist, so besteht die Herausforderung darin, dass alle Aktionen miteinander verwoben sind, indem z.B. Vorrausetzungen für andere Aktion geschaffen werden. Für mich bereits ein Highlight 2021. Übrigens war bei einem der lackierten Holzautos ein Fingerabruck zu sehen, aber zum Glück ist aufgrund des Preises bereits ein Ersatzteil für alle Holzteile mitgeliefert. Bevor man jedoch den UVP-Preis von >150€ bezahlt, würde ich dazu raten andere Spiele in dieser Kategorie, wie z.B. Gaia Projekt oder Wasserkraft etc., anzuschauen, die etwa ein 1/3 des Preises kosten. Tipp: Online-Partie über Tabletopia oder Tabletop Simulator ist auch für einen Ersteindruck zu empfehlen!