Der Mars macht mobil

On Mars von Vital Lacerda versetzt uns, wer hätte es gedacht, auf den Mars, um diesen zu kolonisieren. Das ganze funktioniert Lacerda-typisch über einen sehr gut verzahnten Arbeitereinsatz- Mechanismus, bei dem wir durch das Platzieren von Arbeitern, neue Gebäude errichten oder aufwerten, Technologien erforschen, Forscher einstellen, mit unserem Rover über die Marsoberfläche fahren und Aufträge erfüllen. Für all das gibt es am Schluss entsprechende Punkte. Das Spiel endet nachdem ein bestimmtes Kolonielevel erreicht wurde, bzw. eine bestimmte Anzahl von Aufgaben durch die Spieler erfüllt worden sind. Das bedeutet, daß das Spiel in der Regel sehr langsam anläuft und sich zum Ende hin, wenn die Spieler mehr Möglichkeiten haben Aufgaben zu erfüllen, stark beschleunigt. Der Spieler der dann die meisten Punkte hat gewinnt. So weit, so Euro.


Lacerda hat aber meines Erachtens ein Geschick, ein an sich „trockenes“ Eurogame mit Thematik zu füllen. So auch hier. Die Aktionen fühlen sich thematisch an und machen Sinn. Vor allem die Option des Hin- und Zurückreisens zwischen Orbit und Mars finde ich sehr gelungen. Findet dies am Anfang noch relativ häufig statt, wird es im späteren Spielverlauf immer seltener, weil die Kolonie auf dem Mars selbstständiger wird und nicht mehr auf Hilfe von außen angewiesen ist. Auch erfordert der Zeitpunkt wann ich zum Mars oder zurückreise einiges an Planung und fügt sich so gut in das Spiel ein.


Weitere Aktionen tun ihr Übriges dazu. Kurzum, On Mars fühlt sich für mich einfach thematisch an. Ich kann mir wirklich vorstellen was ich da tue.


Also alles super. Leider nein.


Ich bin ein großer Fan der Spiele von Vital Lacerda und besitze neben On Mars noch Vinhos, Escape Plan, Kanban und das geniale The Gallerist. Und jedes von denen würde ich lieber auf den Tisch bringen als On Mars.


Wo ist das Problem oder eher gesagt MEIN Problem...denn objektiv kann ich dem Spiel bisher nichts vorwerfen. Die Mechaniken funktionieren hervorragend und man hat einiges an Möglichkeiten das Spiel zu lenken.


Zum Ersten habe ich bis jetzt fünf Partien gespielt und jede von denen fühlte sich für mich nur nach Arbeit und nicht nach Spiel an. Es kam nie ein wirklicher Spielfluß auf, weil wir ständig wieder etwas am nachblättern waren und weil die vielen Optionen einen, zumindest Anfangs, erschlagen. Das Spiel ist natürlich ein Brocken den man erst einmal begreifen muß, aber bei seinen anderen Spielen hatte ich dieses Gefühl bisher nie...und Kanban ist jetzt auch kein Leichtgewicht.


Und das Zweite was mir nicht gefällt ist, das alle Aktionen und Optionen eigentlich nur dazu da sind um weitere Zusatzaktionen zu generieren, die aber letztlich nur wieder Kopien der Hauptaktionen sind. Das erschafft eine ziemliche Fülle von zusätzlichen, aber immer gleichen, Aktionsmöglichkeiten, die nicht immer einfach zu überschauen sind.


Auch das ist bei Lacerda Spielen nicht ganz ungewöhnlich, aber hier hat er es nach meiner Ansicht einfach übertrieben. Da wäre weniger mal mehr gewesen.


Noch kurz zum Material.


Das Artwork von Ian O´Toole ist wieder mal super und unterstützt das Spiel hervorragend. Der Typ hat es einfach drauf. Man muß den „klinischen“ Look natürlich mögen, aber mir gefällt´s.


Die Boards und Holzteile sind von toller Qualität. Das kann man von den Pappmarkern leider nicht durchgängig behaupten. Zwar sind diese wie bei Eagle Gryphon gewohnt sehr dick, aber bereits nach dem Heraustrennen fällt auf, daß die Kanten sehr abgenutzt aussehen. Wenn man die Foren liest, scheint dies kein Einzelfall zu sein.


Das ein Inlay mit dem Spiel mitkommt ist natürlich sehr löblich. Die Aufteilung bzw. der Aufbau ist aber nach meiner Auffassung, alles andere als praktisch. Da wäre mehr drin gewesen.


Die Regeln sind gut geschrieben und lassen wenig Fragen offen...auch wenn ich immer wieder nachschauen muß.


Zusammenfassend muss ich sagen, daß mich das Spiel etwas enttäuscht zurück lässt. Aber nicht weil es mechanisch schlecht ist, sondern weil es mir persönlich nicht den gleichen Spaß bringt, wie seine anderen Titel, die mich sofort begeistern konnten.

Escape Plan hat mehr Thema. Kanban ist ähnlich komplex, finde ich aber zugänglicher, Vinhos liegt irgendwo dazwischen und macht einfach Spaß und The Gallerist vereint alles davon und spielt sich dabei wesentlich eleganter.


Ich werde On Mars sicherlich nochmal eine Chance geben, denn es ich möchte es mehr mögen wollen. Aber es hat einen schweren Stand, denn wie gesagt...alle anderen würde ich derzeit vorziehen.