Artikel in der FAZ über den Schwerkraft-Verlag

  • Ich finde das ja wieder interessant, dass die Spiele als solche ausländischen Exoten dargestellt werden (Neuseeland und 8 schwedische Brüder) - aber eigentlich ist es so exotisch ja gar nicht...


    Der Verlag ist halt ein Übersetzer...

    Zitat

    Die Übersetzung der Regeln, das Layout der Spiele und die Auswahl des Spielmaterials erfolgen mit viel Liebe zum Detail. Für „Terraforming Mars“ wollte Reuter unbedingt Plastikteile mit metallisch glänzendem Farbüberzug.

  • Vielspieler in Deutschland

    Vermutlich hat er alle Uno, Kniffel, Schach und Skatspieler ausgeschlossen - dieser Ignorant. ;)


    Aber wem darf man unter den Normalsterblichen schon mit Bezeichnungen wie Experten-Spieler oder ähnlichem kommen.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Gut geschrieben. Fachlich korrekt aber ohne das Fachchinesisch, das wir Boardgamefetischisten pflegen - auch wenn es uns selbst nicht auffällt. Freut mich sehr für Carsten. Bin mit dem Schwerkraft Verlag recht zufrieden, mein einziger Wunsch wäre etwas mehr Info über geplante Neuerscheinungen/Übersetzungen. Da würde ich mir so manches englische Spiel ersparen.

  • Das ist kein Artikel für spielende Menschen, sondern für Kauf- und Geschäftsleute, die sich die meiste Zeit des Tages mit Geld beschäftigen oder deren Hauptantrieb in seiner professionellen Beschaffung liegt. Der Schwerkraft-Verlag wird als erfolgreiches Start-up im lokal-globalen Markt gefeiert und der mitschwingende Gründermythos verkauft uns immer noch das amerikanische Märchen. Für Schwerkraft eine Promo-Story, für mich eine mittelfristig bis langfristig untergehende Sonne, was das zu Grunde liegende Gedankengut angeht.

  • WARUM möchtest DU spalten, was auch zusammen geht? ?(

    Ich spalte nicht, sondern benenne (hier in Deinem Sinne) nur eine Spaltung, die - wie ich persönlich finde - , in unserer kapitalen Geldgesellschaft überall zu sehen ist. So kenne ich zwar Kaufleute, die spielen, aber keine verspielten Kaufleute. Das mag zunächst nach Wortklauberei klingen. "Verspielte Kaufleute" sind höchst untauglich für jede Art von "Business." Ich kenne z.B. kein Kind, das auf die Idee einer Aktiengesellschaft käme. In welchem Markt ("Brettspielmarkt") Kaufleute dann ihr Geschäft aufziehen, ist im Grunde zweitrangig. "Aus Leidenschaft Geld verdienen" - das könnte glatt der Claim einer Bank sein.

  • Ich bin auch entschieden dafür, künftig nur noch wirtschaftlich erfolglose Verlage zu akzeptieren. Es geht uns allen doch viel besser, wenn der Verleger von seiner Arbeit nicht leben kann. Und Spiele produziert, die nicht nachgefragt werden. Hauptsache ideologisch auf der richtigen Seite stehen. :ironie:

  • So kenne ich zwar Kaufleute, die spielen, aber keine verspielten Kaufleute.

    Das ist bedauerlich, aber daraus abzuleiten, dass es sie nicht gibt, halte ich für falsch... Im übrigen sind mir ernsthafte (und verantwortungsvolle!) Kaufleute lieber, als das Geld anderer Leute verspielender Zockertypen. :)

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  • Ich kenne auch mindestens einen dieser "verspielten" Kaufleute ... recht gut sogar ... nämlich mich.
    Meiner Meinung nach kann man aus der beruflichen Ausrichtung, nicht zwangsläufig die Hobbys herleiten.


    PS. In unserer Spielegruppe befinde sich sogar gleich mehrere Kaufleute bzw. Dienstleister aus
    Bereichen wie Werbung, Vertrieb, Logistik und ähnlichen verwandten Tätigkeitsfeldern.

  • Hallo,

    "Verspielte Kaufleute" sind höchst untauglich für jede Art von "Business."

    Das sehe ich ganz anders. Für mich ist Spielen Lebensvorbereitung - Training. Im Spiel bereiten wir uns gefahrenfrei auf die Optimierung der Ressourcenverwertung vor.


    Und gerade Carstens Aktienprojekt empfinde ich als hoch interessant. Für mich sind die Interaktionen von Aktienspielen die Höchstform der Spielkultur. Nur aus dem Bauch heraus möchte ich mit Carsten keine Partie wagen. Er ist mir einen Ticken zu viel Optimierer. ;)


    Nein - ich tät´ Geschäft und Spielen nicht spalten wollen. Durch Catan habe ich mein Verhandeln verbessert. "Einfach Genial" lehrte mich Time-Management und Chancenverwertung. Puerto Rico zeigte mir das vorteilhafte Partizipirien von der Gemeinschaft. Ein "Patrizier" unterwies mich im Haushalten von Ressourcen bei der Anteiloptimierung. In meinen Augen macht Spielen das Leben für den Businessman "ungefährlicher" - einfach besser.


    Wer aber aus dem Spielen kein Kapital schlagen mag, dem sei das unbenommen.

    Ich kenne z.B. kein Kind, das auf die Idee einer Aktiengesellschaft käme.

    Jein - natürlich nicht um Geld oder Wirtschaftsgüter. Aber es gibt ja auch andere wertvolle Ressourcen - z.B. soziale Macht. Vor meiner Haustür erlebe ich täglich wie Bündnisse der Macht gebildet werden, um andere auszugrenzen. Kinder können da noch viel grausamer sein als so mancher Vorteil suchender Businessman. 8))


    Liebe Grüße
    Nils (liest auch als Spieler gerne den Wirtschaftsteil der Zeitung)

  • Ich sag's mal so: in dem Artikel kommt Carsten Reuter doch rüber wie ein Geschäftsmann, dem es ausschliesslich um's Geschäft geht. Das Mittel hierfür sind halt zufällig Brettspiele. Hätten auch Comics oder Wanduhren aus dem Schwarzwald sein können.


    Dabei meine ich mit "Kaufmann" nicht die Berufsbezeichnung, sondern mehr den "Archetyp des Kaufmanns", dem es um "Profitmaximierung" geht. Dagobert Duck ist ein gutes, weil ein heraus gezeichnetes und zu Ende skizziertes Beispiel.


    Der Grundton des Artikels mag der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der FAZ geschuldet sein, was es nicht weniger arm an Seele macht - vor allem für Carsten Reuter, wenn er sich als mehr als "nur ein Kaufmann" versteht, der eben Geschäfte macht - was ich mal vermuten will. Mich als Schwerkraft würde das Bild, das da von mir vom Autor gemalt wird, ankotzen.


    Darüber hinaus finde ich den Artikel auch stilistisch langweilig. Das ist kein informativer Journalismus, da wird im Subtext eine Anschauung oder Haltung mitgeliefert, die ich weiter oben "Gründungsmythos" genannt habe.

  • Der Grundton des Artikels mag der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der FAZ geschuldet sein

    ... oder schlicht der Tatsache, dass der Artikel in einer Reihe mit dem vielsagenden Titel "Gründerserie" erschienen ist. Wenn über das Thema im Feuilleton berichtet worden wäre, wäre wohl auch der Tenor ein ganz anderer. Dass in dem gegebenen Rahmen ein wenig "Gründermythos" aufkommt, sollte nicht verwundern. (Gründungsmythos ist mir zu hoch gehängt.)

  • Lieber Flundi,


    es gibt leider jedes Jahr genug neue Gründer, die sich ohne einen Businessplan selbständig machen. Von díesen "Spaßunternehmern" gehen 90% oder mehr pleite. Ohne eine gute betriebwirtschaftliche Planung funktioniert kein Business. Egal, wie toll eine Idee an sich ist.


    Dass du Kaufmann mit "Profitmaximierung" gleichsetzt, finde ich falsch und furchtbar. Wenn du dir nur mal unsere Geiz-ist-Geil Mentalität anschaust, dann wirst du fetstellen, dass viele Unternehmer einigermaßen oder gut über die Runden kommen. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen sind keine Aktiengesellschaften in unserem Land. Und ich würde mir auch mehr Respekt von dir wünschen, wenn sich jemand "selbständig" macht und neue Arbeitsplätze schafft. Davon haben wir in unserem Land viel zu wenig Personen.


    Du kritisierst den Journalismus des Autoren: Kann man. Aber der Journalist ist kein Unternehmer. Wie soll er denn die "Vision" und harte Arbeit eines Carsten Reuter darstellen? Das könnte wohl nur ein richtiger Unternehmer. Hier schreibt jemand über Dinge, von denen er keine richtige Ahnung hat.


    Dich kotzt es an, wenn jemand wie Carsten Reuter mit seiner Geschäftsidee Geld verdienen möchte. Aber auf der anderen Seite gibt es genug Mitarbeiter in Unternehmen, die eine "Nimm- alles" Mentalität aufweisen. Viele dieser "Nimm-alles"Mitarbeiter denken nur an ihre Freizeit und haben gar keine richtige Lust zum Arbeiten.Daran solltest du mal ebenso denken.


    Nachdenkliche Grüße
    Marc

  • Ich sag's mal so: in dem Artikel kommt Carsten Reuter doch rüber wie ein Geschäftsmann, dem es ausschliesslich um's Geschäft geht. Das Mittel hierfür sind halt zufällig Brettspiele. Hätten auch Comics oder Wanduhren aus dem Schwarzwald sein können

    Eher als Geschäftsmann, der mit in der Szene erworbener Fachkenntnis ein Geschäftsmodell entwickelt hat welches offensichtlich funzt. Also eben keiner der nur die betriebswirtschaftliche Seite der Medallie kennt.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Welche Art Arbeitsplätze sind denn gemeint? Solche, wo man 45 jähre lang in die Rentenkasse einzahlt, eine Reihe von Jahren noch einen Teil für die Einzahlung in eine Betriebsrente abzwackt, um später festzustellenden, dass man als Aufstocker zum Almosenempfänger wird, und die Betriebsrente angerechnet wird?


    Eine Nimm alles-Mentalität kann ich hier in meinem Beobachtungshorizont nicht erkennen. Hier gibt es reich Unternehmer, die über Monate gegen das Sontagsarbeitsverbot verstoßen, die gleichzeitig ihren 400 Euro Kräften eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaub usw. verweigern.


    An anderer Baustelle arbeitet inzwischen über Monate eine Gruppe ausländischer Bauarbeiter mindestens 12 Stunden. Die schaffen also in 2 Monaten, was andere in 3 Monaten schaffen. Wer hier der einzige Gewinner ist, ist doch klar. Für die Arbeiter zahlt die Gemeinschaft die irgendwann anfallenden erhöhten Krankheitskosten, das Bereitstellen medizinischer Einrichtungen und Ärzte, und die Kosten der Frühverrentung. Da ist es doch gut zu wissen, dass sich Kölner SPD-Politiker dafür verwenden, dass am Tanzbrunnen eine Bundesgesetz über die Nachtruhe nicht gelten soll.


    Aber das Highlight ist doch immer wieder die FDP: Um die Staus in NRW in den Griff zu kriegen, zieht man nicht die verantwortlichen Deppen zu Verantwortung, sondern lässt die Arbeiter jetzt samstags arbeiten. Was für ein Highlight im Koalitionsvertrag.


    Gestern ist ein Arbeiter um 21:45 Uhr von der Baustelle abgeholt worden. Morgens um 7:00 Uhr steht er wieder auf der Matte. Arbeitsrechtliche Schutzvorschriften - Makulatur!


    Nein, die Reichen bekämpfen die Armen, unbeirrt, findig und beständig und sie bewegen sich inzwischen im rechtsfreien Raum, erteilen sich selbst Absolution. Schon einmal versucht die Polizei mit ins Boot zu holen, z.B. um Missstände zu dokumentieren? Da führt man mindestens eine halbe Stunde eine Diskussion darüber, welche Landesregierung wieviel Arbeitsplätze wegrationalisiert hat.

  • Und irgendwie könnte man auch argumentieren, dass wir mit unserem Hobby ähnlich umgehen. Zumindest ein großer Teil von uns interessiert sich für Sammelbestellungen, aktuelle Rabatte/Gutscheine/Aktionen, u.ä.... damit maximieren wir zwar nicht unsere Einnahmen, minimieren aber unsere Ausgaben. Wir schwimmen also irgendwie im gleichen Teich. Also sind wir vermutlich auch verspielte Geschäftsmänner

  • Der Kontext macht die Musik:


    1: Geschäftsmann A mit Prämisse "Ich will Geld verdienen".
    Ich will Kohle verdienen um jeden Preis. Geld und Reichtum sind mein Ziel. Der Gegenstand und die Mittel sind mir egal (hier: Brettspiele).


    2. Geschäftsmann B mit Prämisse" Ich habe eine Vision"
    Ich bin ein Visionär. Mein Herz brennt für eine Sache (hier: Brettspiele). Ich will mit meiner Idee unter Menschen und sie unter Menschen bringen. Ich verdiene mit der Idee zwar viel Geld, aber es geht mir nicht um das Geld. Die Verwirklichung der Idee erfüllt mich.


    Ich denke, diese Unterscheidung macht klarer, was ich meine. In Geschäftsmann B sind auch Deine Gedanken und Dein Ansatz, @Jimmy_Dean, enthalten.

  • Nennt mich gerne zynisch, aber der Geschäftsmann, der mit der Prämisse "Ich habe eine Vision" auftritt, ist entweder dumm und dann bald pleite oder clever und weiß, dass sich sein "ich habe eine Vision" in der Außendarstellung besser verkauft als seine mindestens genauso starke Prämisse "ich will damit Geld verdienen". Ich will eine durchaus auch vorhandene Vision niemandem absprechen, aber ohne den klaren Willen, damit auch Geld zu verdienen, wird niemand langfristig am Markt bestehen können.

  • 1) Geschäftsmann B ist gar kein richtiger Geschäftsmann, denn in aller Regel macht man sich mit Gewinnerzielungsabsicht selbstständig... das Finanzamt würde B auf´s Dach steigen, denn die setzen das sogar voraus


    2) Liest sich das nach Schwarz/Weiss-Gedankengut ... A oder B, als gäbe es nichts dazwischen


    3) Hat der Artikel auf mich überhaupt keinen Beigeschmack in Richtung A.... "die Mittel sind mir egal"... Blödsinn... er wird zitiert, dass er mit jedem Spiel Geld verdient habe, was für sein gutes Näschen in der Branche spricht und nicht dass er vorher seine Großmutter verkauft hat, das dichtest Du ihm für mein Empfinden an

  • Liebe Schwarz-Weiß-Maler (denn nichts anderes sind die Alternativen 1 und 2), wie wäre es denn mit Variante 3:


    Ich möchte mich mit Dingen beschäftigen, die mir Freude machen. Auch wenn ich damit nicht reich werde, möchte ich davon leben können. Und vielleicht ein paar Angestellten die Chance geben, ebenso ihr Auskommen zu finden. Und dabei auf dem Markt etwas anbieten, was es sonst vielleicht nicht gäbe.


    Oder Variante 4:


    Ich habe es satt, für unfähige Chefs zu arbeiten. Lieber auf eigenen Beinen stehen und am Ende des Tages sehen, wofür ich gearbeitet habe. Selbst wenn mein Herz nicht für das brennt, was ich vor langer Zeit gelernt habe - ich muss auch Miete bezahlen.


    Oder Variante 5:


    Ich rocke 70 Stunden in der Woche, um den Laden aufzubauen. Ich biete etwas an, was die Leute haben wollen und ihnen nutzt. Der Gesellschaft geht es besser, weil diese Nachfrage erfüllt wird. Es ist keine Schande, damit Geld zu verdienen. Meine Leute sind die besten der Welt, ich bezahle sie gut, damit sie gute Arbeit machen.


    Oder oder oder.


    Selbstverständlich gibt es ausbeuterische Geschäftsleute auf der Welt, genauso wie korrupte Politiker und arbeitsscheue Angestellte (in meiner Firma bewundere ich immer den morgendlichen Sprint mancher Kollegen zur Stempeluhr, wonach ihre Bewegungen in Zeitlupe übergehen). Aber genauso gibt es überall eine Vielzahl ehrbarer, hart arbeitender Leute, die sich trotz teils widriger Bedingungen dafür einsetzen, Arbeitsplätze zu schaffen oder zu erhalten und gute Produkte herzustellen.


    Aber ein bisschen Differenzierung jenseits etablierter Stereotypen hat noch keinem geschadet.

  • Ich will eine durchaus auch vorhandene Vision niemandem absprechen, aber ohne den klaren Willen, damit auch Geld zu verdienen, wird niemand langfristig am Markt bestehen können.


    Dem von mir skizzierten Archetyp B geht es nicht darum an irgendeinem "Markt zu bestehen". Der verborgene Zynismus, der dem Pragmatismus innewohnt, nennt solche Leute oftmals "hoffnungslose Idealisten" und belächelt deren vermeintliche Weltfremdheit, bewundert aber Generationen später ihre Kunst. Mit etwas Glück hat der Visionär bereits zu Lebzeiten dann auch gesellschaftlichen Erfolg und wird mit seiner ideellen Idee materiell reich und womöglich ein Geschäftsmann B, speist aber seinen inneren Reichtum nicht aus Geld.


    Ich finde übrigens zum Thema "Geschäftsmann" die klassischen, modernen Kinderbücher "Momo" und "Timm Thaler" immer wieder ganz hervorragende Lernbeispiele für die psychopathologische Mentalität des "Geschäftsmanns", wie er hier negativ gemeint ist. Aber das sind ja "nur" Kinderbücher, die "schwarz-weiß" malen bzw "gut-böse" doch sehr plump, einfältig und "undifferenziert" darstellen, nicht wahr?


    Doch Kinder blicken ziemlich genau, wie es läuft, und laufen lieber einer Schildkröte hinterher, die rückwärts läuft, während man als "aufgeklärter Erwachsener" in seinem "marktorientierten Pragmatismus" die rückwärts laufende Schildkröten nur noch für ein nettes Figürchen aus einer Kindergeschichte hält und lieber im Grauschleier aus schwarz und weiss Alternativen von A bis unendlich formuliert, um sich selbst eines differenzierten Geistes zu versichern. Dann aber lieben doch alle wieder die Klarheit der Archetypen, wenn Geschichten "im Markt" Erfolg haben: Luke Skywalker gut - Darth Vader böse. Gandalf gut - Saruman böse. Elben gut - Orks böse. Und alle haben beim Abspann Gänsehaut, wenn der Soundtrack schmettert. Und der "gute Geschäftsmann" freut sich auch - über die Geldscheine, die er mit dem Verkauf der Geschichten gemacht hat.

  • Wenn wir nur auf Unternehmer bauen könnten, die Visionäre im Sinne Deiner Definition sind, dann würden in diesem Land ziemlich viele Leute jeden Tag ziemlich hungrig und frierend zu Bett gehen.


    Aber wenn Dein unverrückbares Bild aller Kaufleute ist, dass sie böswillig die Zeit stehlen und das Lachen wegkaufen, dann brauchen wir hier nicht mehr weiter zu diskutieren. (Übrigens, Lefuet in Timm Thaler könnte fast als überzeugter Visionär in Sachen seiner Geschäftsidee im Sinne Deiner Definition durchgehen, oder?!)


    Aber vermutlich haben Michael Ende und James Krüss beim Schreiben durchaus verstanden, was eine Metapher ist und wie sie im realen Leben vs. dem Märchen zu interpretieren ist ...

  • Was im übrigen passiert, wenn der "Idealist" Schwerkraft Verlag ein Spiel wie Oben und Unten auf den Markt bringt, in dem minimale, nicht Spiel-relevante Fehler in der Übersetzung vorliegen, sieht man hier ja in diversen Threads...


    Ich würde mal sagen, Idealisten sind in der Schnäppchen-Mentalität des Forums nicht vorgesehen...

  • Aber vermutlich haben Michael Ende und James Krüss beim Schreiben durchaus verstanden, was eine Metapher ist und wie sie im realen Leben vs. dem Märchen zu interpretieren ist ...

    Schon Deine Unterscheidung zwischen "realem Leben" und "Metapher" nimmt das, was Du als Metapher bezeichnest, ganz offensichtlich nicht sonderlich ernst. Kinder tun das. Sie nehmen Momo und Timm ernst. Für kluge Kinder ist das Schicksal vom kleinen Thaler ein warnendes Beispiel. Mehr noch: sie lieben Momo und Timm. Warum wohl? Weil sie dumm sind? Weil sie nicht "abstrahieren können" und "Metaphern" nicht decodieren können? Es sind die schlauen Erwachsenen, die den grauen Herren auf den Leim gehen. Das "Bild" der grauen Herren illustriert zweifellos eine Wirklichkeit, der die Realität seit Entstehung des Buches von Ende ganz offensichtlich näher gekommen ist. Insofern ist Timm Thaler ein sehr visionäres Buch von einem Mann, dessen Motivation es war, eine Botschaft zu vermitteln und nicht Geld mit seinem Buch zu scheffeln.


    Es ist auf der Ebene von Archetypen müßig über Archetypen zu diskutieren, da ich sie mir nicht ausgedacht habe. Und der Archetyp vom "Kaufmann", der Menschen irgendeinen Müll verkauft und ihm mit Tand und Glitterkram die Zeit stiehlt, ist es ebenso. Den Gedanken, Lefuet, als einen "überzeugten Visionär" innerhalb meiner Definition, die keine Definition ist, sondern ein Archetyp, durchgehen zu lassen, ist bereits die Verdrehung, die in seinem Namen steckt. Kinder verstehen das. Sie verstehen auch, warum Pinocchio zu einem Esel wird.

  • Niemand hat behauptet, dass man aus Metaphern in Märchen nichts lernen kann oder soll. Ich wende mich hier nur gegen Deine Gleichsetzung der Realität mit den Extremen von Archetypen, die ich für fahrlässig vereinfachend halte. Mein Verständnis, ohne Jungs Werk näher zu kennen: Die vielen Archetypen manifestieren sich im echten Menschen in ganz vielen Persönlichkeitsfacetten, vom Bösewicht bis zum Helden, um den komplexen Charakter des Menschen zu bilden, der in unterschiedlichen Situationen ganz unterschiedlich entscheidet (und darum mal der Held sein kann und am nächsten Tag böse).


    Metaphern aus der Fiktion geben Ideale vor, die man sich für künftige Entscheidungen als Wegweiser bewahren kann, wenn man sich mit ihnen identifiziert. Aber es wird doch niemand mit jeder Faser seiner Persönlichkeit zum Dagobert Duck, bloß weil er die Comics gern liest. Da ist die menschliche Psyche dankenswerterweise komplexer. Auch bei klugen Kindern.

  • Hallo.

    Das ist kein Artikel für spielende Menschen,

    So? 8))


    Kennst du spielende Menschen, die in Printmedien oder ähnlichem interessante Artikel erwarten?


    Tät´ es die geben, würde es auch solche Artikel geben. Auch ein Journalist oder ein Redakteur hat gerne eine Scheibe Brot auf dem Brett und weiß die Miete/Rate gerne bezahlt. Wenn bei der Leser-Kundschaft eine solche (verkündete) Erwartung vorliegen würde, tät´ der Journalist auch liefern.
    Aber brotlose Kunst ...


    Das Gesellschaftsspiel wird es nicht aus den Wirtschaftsspalten schaffen. (Außer gestern mit der Verkündung SdJ (250 Zeichen) und der regelmäßige Artikel über den Teuber-Spielerfinder). Es werden Kaufempfehlungen und erfolgreiche Verlage vorgestellt. Für anderes scheint beim Leser (dem zahlenden Kunden) kein Interesse vorzuliegen. Mir scheint das Gesellschaftsspiel im Wirtschaftsteil festgenagelt. Unsere Tageszeitung hat einen Kulturteil. Neben Events von der Bühne haben dort auch Kaufempfehlungen für Bücher, Musik und Film Raum - aber auch auf Nachfrage ist dort kein Platz für Gesellschaftsspiele. (Die gibt es einmalig ganzseitig im November anlässlich der Spielwies´n im Wirtschaftsteil.)


    Mit meiner Aktion "Wahl des Aiblinger Spiel des Jahres" in Kooperation mit der Stadtbücherei gelingt es mir, drei Spieleempfehlungen im Lokal unterzubringen. Die Möglichkeit dafür sehe ich darin begründet, dass sich die lokale Redaktion als extrem spiele-affin erweist. Ich veröffentliche in Namen der Brettspielgruppe Empfehlungen in einem regionalen Freizeit-Magazin. Selbst dort lande ich im Wirtschaftsteil "Bummeln". Meine Versuche dem Redakteur das "Spielen" als Erlebnis wie Wandern oder andere Aktivitäten schmackhaft zu machen, stießen nur auf Verwunderung. So fest sitzt die Zuordnung des Gesellschaftsspiels bei den Printmedien.


    Was wären denn "Artikel für spielende Menschen", die dem Redakteur das Gefühl aufkommen lässt, dass da ein Brot auf sein Brett kommt?
    Was tät´ denn der spielende Leser kaufen/lesen wollen?


    Liebe Grüße
    Nils

  • In meinem Umfeld wimmelt es von Solo-Selbständigen (ich bin selber einer), und da kann ich Euch sagen: So eine Selbständigkeit ist alles andere als ein Kindergeburtstag. Die Bedingungen, die man sich da regelmäßig selber zumutet, sind für arbeitsrechtlich für feste Mitarbeiter schlicht und einfach verboten. Sonntagsarbeit ist da normal, 70 Stunden die Woche eher die Regel als die Ausnahme, soziale Absicherung oft gleich null. "Gewinnmaximierung" ist für Selbständige eine Notwendigkeit, und keine Entscheidung.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Vergiss nicht den Stess, wenn es mal sich so gut läuft, z.B. Bei schlechter Auftragslage oder Krankheit.

    Ich komme aus den Medien und weißt du was da viele machen um unzumutbaren Stress, schlechte Bezahlung und modernen Sklaventum zu entgehen? Sie machen sich selbstständig. Auch hier ist die Sache weitaus komplexer. Ich kenne genügend Selbständige die haben das gemacht damit sie freier sind, ihre Arbeitszeiten sich aussuchen und kreativer sein können. Von daher gibt es ebenso wenig nur euren bösen Kaufmann wie DEN Selbstständigen. Es gibt auch genügend Selbstständige die ohne reinen Gewinnmaxierungsgedanken und Selbstoptimeriungswahn (=Selbstausbeutung) ihr "Geschäft" aufziehen, weil das eben gar nicht ihr primärer Fokus ist.

  • Vergiss nicht den Stess, wenn es mal sich so gut läuft, z.B. Bei schlechter Auftragslage oder Krankheit.

    Wobei das ja alles in der Regel noch verkraftbar ist, solange nur Termine ggf nicht gehalten werden können. Richtig übel wird's aber dann, wenn einem die Bank im Nacken sitzt. Alptraum. Ein Bekannter von mir musste vor einer Weile einen neuen Forstschlepper kaufen, steht mit 300.000 EUR in der Kreide. Wenn bei dem Ding mal die Seilwinde streikt, dann würde ich dringend davon abraten, ihm in dem Moment mit Momo oder sinnloser Gewinnmaximierung zu kommen... Aber klar, ist von Branche zu Branche sicher unterschiedlich. :)

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.