Ich sehe rot, ich sehe grau...

  • So, um Euch Öko-Tanten eins auszuwischen, werde ich jetzt die zwei noch ungespielten Exemplare wegwerfen, ungeöffnet! Die anderen Escape Games gefallen mir ja (wie geschrieben) eh besser, also weg damit! Auf den Müllberg! Das ist wahres Legacy!

  • So, um Euch Öko-Tanten eins auszuwischen, werde ich jetzt die zwei noch ungespielten Exemplare wegwerfen, ungeöffnet! Die anderen Escape Games gefallen mir ja (wie geschrieben) eh besser, also weg damit! Auf den Müllberg! Das ist wahres Legacy!

    :lachwein:
    Lade noch ein paar Freunde oder den Mann von der Müllabfuhr dazu ein und ihr habt ein Gesellschaftsspiel. :D

  • Ich bin eher gespannt ob sich Kosmos damit nicht Kundschaft vergrault, zumindest aber verärgert. Ich habe eben mal beim großen Fluss die Produktbilder durchgesehen: ja, auf der Rückseite steht deutlich drauf dass das Spiel nur 1x gespielt werden kann. Aber: wie viele Leute lesen das? Und wie viele kaufen sich, ihren Kindern, Enkeln oder den Nachbarn so ein Spiel ohne darauf zu achten nur um danach festzustellen dass das Spiel nicht wiederholbar ist?


    Ich setze auf die "Unwissenheit" der Leute und sage, dass in einigen Wochen sich die Stimmen im Netz mehren werden die da sagen "Hab ich nicht gewusst" :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Yoda ()

  • Für die Ökobilanz Diskussion fehlen uns doch allen die Grundlagen, um dies wirklich beurteilen zu können.
    Vielleicht reicht ja schon ein Plastikteile und ein Spiel ist von der Ökobilanz schlechter? Oder es reicht eine größere Verpackung, die mit Folie eingepackt ist?


    Ich weiß es nicht und kann es auch nicht beurteilen. Vom Bauchgefühl widerstrebt es mir aber auch, ein Spiel beim Spielen zu zerstören.

  • Man kann die Exit-Spiele durchaus so verwenden, dass kein Material zerstört wird und sie danach weitergeben. Habe ich mit bisher zwei Exit-Spielen so gemacht. Es ist halt aufwändiger (einige wenige Dinge habe ich abgemalt, bei den meisten Rätseln hat es bei uns gereicht, sein Vorstellungsvermögen einzusetzen) und der Verlag hätte es natürlich lieber, wenn jeder sein eigenes Exemplar kauft.

  • Man kann die Exit-Spiele durchaus so verwenden, dass kein Material zerstört wird

    Kann man... muss man aber nicht... Für mich gehört es zum Flair der Exit Spiele, dass man sie im Spiel auseinanderreisst, faltet, zerschneidet, beschriftet, verbrennt oder was den Brands in Zukunft noch so einfallen wird... ;)


    Ich bin gespannt, ob ein altes Nintendo Konzept wieder aufgegriffen wird. In Starttropics musste man einen beigelegten Brief nass machen, um eine versteckte Botschaft lesen zu können...

  • Wenn ich die ausgezeichneten Exit-Spiele von Kosmos nicht als Spiel betrachte, sondern eben als Einmal-Spielerlebnis, das in einem Spielekarton verkauft wird und sich somit zwar auch optisch unter den Gesellschaftsspielen einreiht, aber im Kern eine ganz eigenes Genre darstellt, passt es für mich. Wenn man die aber in einem Atemzug mit Spielen wie Terraforming Mars oder Räuber der Nordsee nennt und einreiht, wie es die Jury mit der Nominierung zum Kennerspiel getan hat, dann sträuben sich bei mir weiter die Nackenhaare.


    Auf der einen Seite haben wir ein einmaliges Spielerlebnis, mit zeitlich eng begrenzter Nutzungszeit und bewusster Entscheidung, dass ich es bei richtigem Gebrauch nach dieser Einmalnutzung auch wegwerfe. Das rückt die Exit-Spiele von Kosmos für mich in Richtung der Ecke der Rätselhefte, nur das die eben weniger Ressourcen für eine längere Nutzungszeit benötigen, aber auch einfallsloser sind aufgrund ihrer Begrenzung.


    Die Exit-Spiele sind somit also eher eine Pralinenschachtel der Spielerlebnisse: Der Materialaufwand ist irgendwie notwendig, das Genusserlebnis aber zeitlich sehr begrenzt, wenn auch hochwertig. Danach bleibt im Vergleich zum kurzen Genusserlebniss viel Müll übrig. Niemand würde gekaufte Industrie-Pralinen aber mit einer vollwertigen selbstgekochten Mahlzeit gleichsetzen. Beides kann man aber unter dem Oberbegriff Essen fassen.


    Wäre die Exit-Reihe somit besser bei einem Sonderpreis der Jury aufgehoben gewesen, auch um eben zu zeigen, dass hier ein ganz neues Genre ausgezeichnet wird? Oder geht es nur um den spielerischen Kern und das benötigte Material ist rein Mittel zum Zweck, weil nicht das Spiel an sich, sondern das Spielerlebnis, das dieses Spiel bieten kann, den gemeinsamen Nenner bildet?


    Was aber bleibt, ist für mich das zumindestens bedenkenswerte Signal, was von dieser Auszeichnung ausgeht: Es ist völlig ok, wenn ich das gebrauchte und damit verbrauchte Material eines Spiels nach dem mir gebotenen Einmal-Spielerlebnis wegwerfe. Da hätte sich Kosmos wenigstens grün waschen können, indem der Verlag so 50 Cent pro Spiel für die Aufforstung heimischer Wälder spendet und das eigene Spielergewissen wäre völlig beruhigt gewesen. Aber anscheinend braucht es heutzutage in unserer konsumgetriebenen Ex-und-Hopp-Mentalität selbst das nicht mehr. Einzig schade finde ich, dass der Wegwerf-Aspekt bisher in keinster (mir bekannter) Veröffentlichung der Spiel des Jahres Jury erwähnt wurde und die Chance ergriffen wurde, den in seiner (eventuell gar nicht vorhandenen) Bedeutung einzuordnen.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Bei Kniffel, Quixx und Co malt man auch die Punkte-Bögen an und wirft sie danach weg.

    ... und kann relativ (zum Preis der Spiele an sich) günstige Ersatzblöcke kaufen.


    Klingt nach dem Geschwätz, das man manchmal auf der dritten Seite des FAZ Feuilletons lesen muss.

    Klingt nach subtiler Beleidigung.
    Wer wird gezwungen, Beiträge des Feuilletons der FAZ zu lesen?

    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze ()

  • Was aber bleibt, ist für mich das zumindestens bedenkenswerte Signal, was von dieser Auszeichnung ausgeht: Es ist völlig ok, wenn ich das gebrauchte und damit verbrauchte Material eines Spiels nach dem mir gebotenen Einmal-Spielerlebnis wegwerfe.

    Es ist auch völlig ok, wenn du das verbrauchte Material danach zu einer Collage verarbeitest, einrahmst und dir über den Kamin hängst.
    Von dieser Auszeichnung geht in der Regel nur ein Signal aus: Der recherchierfaule Gelegenheitsspieler kann hier bedenkenlos zugreifen und erhält ein "gutes" Spiel. Wie bereits von mehreren Nutzern hier erwähnt ist der SdJ-Pöppel nunmal kein Ökolabel. Sonst könnte man genauso gut der "Auto des Jahres" Auszeichnung vorwerfen, sie propagiere, dass es völlig ok sei, die Luft zu verschmutzen. Deswegen erübrigt sich meiner Meinung nach auch ein "Sonderpreis" - es ist schliesslich ein Spiel.


    Und wie du sagst: Sollte dieses einmalige Erlebnis wirklich vielen Käufern sauer aufstossen, werden die sich schon bemerkbar machen. Du könntest ja sonst den Anfang machen und Kosmos um ein Statement bitten?



    Mein bester Freund ist Chinese und hat in den letzten Monaten garantiert mehr chinesische Brettspielhersteller besucht, als alle hier anwesenden zusammen...

    Das ist natürlich schon interessant, wenn auch wenig aussagekräftig, solange wir nicht wissen, in welcher Funktion er das gemacht hat. Spricht er dabei auch mit den Arbeitnehmern über Arbeitsbedingungen, Sozialleistungen, etc.? Man sieht ja öfter Bilder von diesen Produktionsstätten, wo alles sauber und ordentlich aussieht, aber das muss ja noch nichts heissen. Glaubst du, ihr könntet dazu mal einen Beitrag auf eurem Blog bringen? Fände ich sehr spannend.

  • Ich hab mir mal die Mühe gemacht, die schönsten Facebookzitate zur Entscheidung zu sammeln...

    Oh Mann... so viele bekloppte Menschen mit zu viel Zeit an einem (virtuellen) Ort namens Facebook... coole Zusammenstellung :) Echt erschreckend, wie sich manche Leute in ihrem unbedeutenden Hobby ereifern können...

  • @PeterRustemeyer


    Ach komm, du weißt doch wie diese Gruppe läuft. Die meisten der lauten Stimmen dort spielen seit vielleicht ein bis zwei Jahren und hängen so gut wie jedes neue Spiel laut an die Glocke und gefühlt jeder dritte hat einen eigenen Blog. "Das neue XYZ ist total geil!" "Wie ist das Spie?" "Super!" "Soll ich es kaufen? Wie ist es?" "Geil, kaufen!!!" Und dann geht es ein paar Wochen lang immer um ein und das selbe Spiel. So halt ganz konkret bestellt ist es momentan um Magic Maze (ich kenne es nicht). Und da ist es natürlich eine Frechheit, dass dieses Spiel da den Preis nicht gewinnt. Ich habe öfters in dieser Gruppe den Eindruck, dass manche ein sehr schwaches Selbstbewusstsein haben und sich so jeden Furz schönreden lassen, der gekauft werden muss und sich ander wiederum zum Guru aufschwingen. Und dann wird die Neuerwerbung Sycthe oder Pinsel (!) gepostet und sammelt 30 likes. Habe ich mich schon über die Geburtstagsbilder mit 10 Spielen und mehr als Geschenke ausgelassen? Wahnsinn, oder???
    Auf der anderen Seite sind dann die Spieler, die Bilder von ihrem letzten Spielen zeigen: Britannia, Vinhos, oder mal ein 18XX. Das kennen dann die ganzen lauten Brülluser nicht, gibt keine Likes, kein Interesse und als Schnäppchen lassen sich diese Spiele auch nicht finden.
    Mich nervt sicherlich wie dich einiges in dieser Gruppe, aber die Nischenspieler bereichern diese für mich sehr, vor allem die interessanten Diskussionen über Solospiele fernab von Freitag. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Kermeur ()

  • Und wie du sagst: Sollte dieses einmalige Erlebnis wirklich vielen Käufern sauer aufstossen, werden die sich schon bemerkbar machen. Du könntest ja sonst den Anfang machen und Kosmos um ein Statement bitten?

    Gute Idee. Mache ich gerne und frage da mal freundlich interessiert an.

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  • @PeterRustemeyer: Sorry, aber ich verstehe diese moderne Tendenz nicht, aus jedem Rülps, den irgendeinen Trottel ins große weite Internet blökt, eine "Nachricht" generieren zu wollen. Kann man sowas nicht einfach stumpf ignorieren?! Dass es Deppen auf der Welt gibt, weiß ich auch so schon...

  • Wenn man die aber in einem Atemzug mit Spielen wie Terraforming Mars oder Räuber der Nordsee nennt und einreiht, wie es die Jury mit der Nominierung zum Kennerspiel getan hat, dann sträuben sich bei mir weiter die Nackenhaare.

    Da interpretierst du etwas völlig anders als ich. Wenn die Jury 3 Spiele nominiert, dann ergeben diese eben NICHT eine "Reihe", sondern nur eine "Liste" von üblicherweise 3 sehr unterschiedlichen Spielen. Die Jury will ja generell mit den 3 nominierten Titeln erreichen, dass diejenigen Menschen, die alle 3 Nominierten kaufen, eine Mischung unterschiedlicher Spiele erhalten.

  • Da interpretierst du etwas völlig anders als ich. Wenn die Jury 3 Spiele nominiert, dann ergeben diese eben NICHT eine "Reihe", sondern nur eine "Liste" von üblicherweise 3 sehr unterschiedlichen Spielen. Die Jury will ja generell mit den 3 nominierten Titeln erreichen, dass diejenigen Menschen, die alle 3 Nominierten kaufen, eine Mischung unterschiedlicher Spiele erhalten.

    Der Sammelgruppe ist "Kennerspiel des Jahres". In dieser Reihe sticht dieses Jahr "EXIT - Das Spiel" heraus, während Terraforming Mars und Räuber der Nordsee für mich eher im selben Genre der mittelkomplexen Eurogames mit Thema angesiedelt sind mit ihren typischen Eurogame-Mechanismen wie Workerplacement bzw kartengesteuert sowie Ressourcenmanagement und Auftragserfüllung, wenn auch in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Das kooperative Puzzle-Deduktions-Rätsel-Spiel "EXIT - Das Spiel" ist da weiter von den beiden anderen Spielen entfernt als Terraforming Mars und Räuber der Nordsee untereinander auseinanderliegen.



    Wenn der Anspruch ist, eine Mischung unterschiedlicher Spiele abzudecken, ist das dieses Jahr im Kennerspiel-Bereich weniger als im SDJ-Bereich gelungen. Im SDJ-Bereich wäre dieses Jahr "EXIT - Das Spiel" wohl besser aufgehoben gewesen, während die Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres mit Captain Sonar, Grimoire des Wahnsinns, Les Poilus und Great Western Trail die wirkliche Bandbreite der fortgeschrittenen Spiele abdeckt.

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  • „Fesselnd! Herausfordernd! Verblüffend! Das perfekte Spielprinzip (…)“


    Ich bin gerne bereit, zu glauben, dass diesen Spielen diese Attribute zustehen und sie diese Versprechen als kooperatives Erlebnis auch einlösen. Das schaffen beileibe nicht so viele Spiele, und das halte ich für empfehlenswert. Damit passen die Exit-Spiele, in dieser auf einmaliges Erleben verdichteten Form, in die Zeit. Spaß versus Langeweile: 1 zu 0.


    Eine Erfahrung zu machen, kann erfüllend sein. (Kurze Gedankenpause.)


    Das zugrundeliegende Prinzip ist für alle an der Entwicklung und Produktion des Spiels Beteiligten lukrativ. Für jedes Spiel, das gespielt wird, muss einer aus der Spielgruppe zahlen. Es begründet damit einen Gegentrend zur Umsonst-Mentalität. Ist also ökonomisch perfekt (und das meine ich jetzt gar nicht ironisch). Die Rohstoffe sind praktisch zu 100% wiederverwertbar. Das ist ökologisch nahezu perfekt. Noch perfekter wäre es nur, gar nichts zu produzieren. Doch das würde bedeuten, gar nichts zu spielen. Dann lieber wenigstens einmal. Zudem bieten die Spiele aufgrund ihres (Achtung, Ironie!) Selbstzerstörungsmechanismus einen perfekten Schutz gegen geistigen und materiellen Diebstahl. Spielen, ohne dafür zu bezahlen, das ist so gut wie ausgeschlossen oder zumindest unpraktisch (und nicht im Sinne der Erfinder).


    Was mich an der Begründung der Jury irgendwie stört, ist, das als „das perfekte Spielprinzip“ zu bezeichnen. Denn zum perfekten Spielprinzip fehlt dem einzelnen Spiel m.E. ein elementarer Bestandteil: die Wiederspielbarkeit. Dieses Manko wird auch nur unzureichend durch die gleichzeitige Auszeichnung der drei Spiele der ersten Staffel verdeckt. Die Entscheidung der Jury, ein Spielprinzip ohne jeweiligen Wiederspielwert auszuzeichnen, verursacht bei mir daher sehr gemischte Gefühle. Als wissbegieriger und Neuem aufgeschlossener Mensch würde ich gerne zumindest ein Spiel der prämierten Staffel ausprobieren wollen. Gar nicht so einfach. Wenn es niemand sonst tut, müsste ich dafür aber eines kaufen und bevor ich entscheiden kann, ob es mir gefällt, ist es bereits zerstört. Das missfällt mir. Noch.


    Nochmal die Jury zitiert:
    „Die vielfach innovativen Rätsel(…)“


    Es ist eine schöpferische Leistung, dass die Rätsel das Spielmaterial in die Lösung mit einbeziehen. Auf diese Idee(n) muss man erst mal kommen und das finde ich bemerkenswert. Übertrage ich dieses Konzept in die Realität, dann verblasst dieser originelle Kniff bereits ein wenig, wenn ich den vorher schon weiß. Zerstören ist erlaubt und notwendig. Und das steht ja bereits in der Spielregel. Ich könnte mich also nicht rausreden, das nicht vorher gewusst zu haben. Wörtlich verstanden, ist an diesen Rätseln hauptsächlich der äußere (wirtschaftliche) Zwang innovativ, für ein erneu(er)tes Spielerlebnis, zur nächsten Schachtel mit einem anderen Abenteuer zu greifen. Mögliche Erkenntnis aus der obigen Gedankenpause: um „neue“ Erfahrungen zu machen. Irgendwie logisch.


    Darf (das) Spielen eines Spiels nicht länger Sinn ergeben und (wiederholt) zum Ziel führen?


    Doch, darf es. Gibt ja genügend andere Spiele. Nur eben diese(s) nicht. Lediglich die Bewertung der Rätselleistung nach dem Exit (1 bis 10 Sterne), lässt das einmalige Erlebnis nachhaltig erscheinen und ist somit das Einzige, was nach dem Ge- und Verbrauch des Spiels in Händen und Erinnerung bleibt. Damit hebt es sich von solchen Rätselheften ab, die kein Wertungssystem haben. Der Sinn des Spiels (bzw. das Spielprinzip "Einwegrätsel" als das Kennerspiel des Jahres zu bezeichnen) bleibt trotzdem fragwürdig. Denn, war das Ergebnis schlecht, bietet das Spielprinzip leider keinerlei Möglichkeit, es bei genau diesem einen Spiel besser zu machen. Eine Verbesserung der Leistung ist unmöglich und das Ziel, die Bestmarke (10 Sterne) zu erreichen, bleibt damit für immer unerreichbar. Wäre es nicht vielleicht kreativer (im Sinne von besser) gewesen, wenn die Spieler selbst entscheiden könnten, ob sie die Rätsel unter destruktiver Zuhilfenahme des Spielmaterials lösen (= den kurzen Weg zum Spielziel wählen), oder lieber auf eine andere, konstruktivere Weise dorthin gelangen möchten? Die Lernkurve als Weg zum Ziel ...


    Doch sei's drum. Bei aller (un)berechtigten Kritik, lässt sich meinen Worten leicht entnehmen, dass ich bisher keines der Spiele selbst ausprobiert habe. Da nichts die persönliche Erfahrung wirklich ersetzen kann, werde ich bei passender Gelegenheit wohl einen Versuch wagen. Oder mich zum Kauf zwingen. Um herauszufinden, ob das perfekte Spielprinzip, wie von der Jury behauptet, tatsächlich (und auch für mich nachvollziehbar) bereits gefunden ist. Oder nicht.

  • Der Sammelgruppe ist "Kennerspiel des Jahres". In dieser Reihe sticht dieses Jahr "EXIT - Das Spiel" heraus, während Terraforming Mars und Räuber der Nordsee für mich eher im selben Genre der mittelkomplexen Eurogames mit Thema angesiedelt sind mit ihren typischen Eurogame-Mechanismen wie Workerplacement bzw kartengesteuert sowie Ressourcenmanagement und Auftragserfüllung, wenn auch in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Das kooperative Puzzle-Deduktions-Rätsel-Spiel "EXIT - Das Spiel" ist da weiter von den beiden anderen Spielen entfernt als Terraforming Mars und Räuber der Nordsee untereinander auseinanderliegen.


    Wenn der Anspruch ist, eine Mischung unterschiedlicher Spiele abzudecken, ist das dieses Jahr im Kennerspiel-Bereich weniger als im SDJ-Bereich gelungen. Im SDJ-Bereich wäre dieses Jahr "EXIT - Das Spiel" wohl besser aufgehoben gewesen, während die Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres mit Captain Sonar, Grimoire des Wahnsinns, Les Poilus und Great Western Trail die wirkliche Bandbreite der fortgeschrittenen Spiele abdeckt.

    Ralf, nach der Argumentation dürfte aber zu keinem Zeitpunkt etwas anderes als ein mittelkomplexes Eurogame mit Thema nominiert werden. Alle in irgendeiner Form innovativen Spielkonzepte (wie es sie unter den für den grauen Pöppel nominierten oder sogar ausgezeichneten Spielen bereits gegeben hat, siehe etwa den Drafting-Mechanismus bei 7 Wonders, das kooperative Spiel bei Legenden von Andor, das Storytelling-Element bei TIME Stories oder das Legacy-Element bei Pandamic Legacy) wären demnach außen vor.


    Bei gegebener limitierter Auswahl qualitativ guter Spiele zwischen Erschließungsaufwand x und Erschließungsaufwand y ist es sicher naturgemäß so, dass die Varianz zwischen den nominierten Spielen von Jahr zu Jahr unterschiedlich ist - abhängig eben davon, welche Optionen zur Nominierung in Frage kamen. Trotzdem liegen auch zwischen Räuber der Nordsee und Terraforming Mars sicherlich Welten im Spielerlebnis.


    Dass übrigens die Empfehlungsliste zum Kennerspiel gerne jenseits von y liegt und daher häufig für eine Nominierung nicht in Frage kommt, das sollte kein Grund für Diskussion mehr sein.

  • Kann es sein, dass Kosmos als Verlag ganz bewusst auf das Wegwerf-Konzept gesetzt hat bei seinen Exit-Spielen? Es zumindest in Kauf nimmt. Ansonsten hätte sie es ja auch anders machen können als Vorgabe an die Autoren.

    Sie wussten sehr wohl, was sie tun:
    Interview: EXIT Das Spiel - Kosmos-Redakteuer Ralph Querfurth


    Da findest du ausreichende Antworten auf deine Frage.


    Man sollte aber speziell beieinem Escape-Spiel eben nicht auf die Weitergabe bzw. das Wegwerfenschauen. Der Spielspaß ist nun einmal einmalig und lässt sich nicht wiederholen. Und wozu sollte sich ein Verlag bitte Gedanken um das Weiterverkaufen machen? Das liegt doch gar nicht in seinem Interesse. Weder bei einem Escape-Spiel, noch bei einem anderen Gesellschaftsspiel.


    Zur Nominierung: Ist mir ein Rätsel. Denn das Spielprinzip ist deutlich weniger elegant als das des Noris-Spiels, das zudem die besseren Rätsel hat. Allein aus diesem Grund ist das bei aller Wertschätzung, die ich für die beiden super lieben Autoren und den tollen Verlag habe, aus meiner Sicht keine Nominierung wert. Das ständige Aufdecken, Heraussuchen, Gegenprüfen der Karten ist zum Beispiel einfach unglaublich unhandlich, das löst das Noris-Spiel ebenfalls beser. Und dazu ist es durch Erweiterungen (neue Rätsel) wiederverwertbar ( :P ). Finde ich. In der Kategorie Kennerspiel finde ich aber beide Spiele deplatziert. Da gehören die einfach nicht hin. Zudem gab es meiner Meinung nach gerade in dieser Kategorie deutlich interessantere, ebenso "sauber" gearbeitetete und spannende Spiele mit guter Umsetzung und "massenkompatiblen" Charakter. Die gesamte Liste ist in meinen Augen nicht so prickelnd.


    Zur Prämierung: War dann wohl in der Liste der Nominierten das Spiel, das den breitesten Kompromiss in der Abstimmung brachte. Punkt. Das Problem ist doch nicht die Prämierung, sondern dass auf dem Weg dahin viele Spiele aus verschiedenen Gründen herausgefallen sind UND die Jury ohnehin aus meiner Sicht eine sehr eigenwillige Meinung (und teilweise auch Arbeitsweise) hat.

  • Ein positiver Nebeneffekt ist allerdings auch zu beobachten: Viele Vielspieler machen sich jetzt Gedanken über Nachhaltigkeit. Wenn eine in Deutschland produzierte Pappschachtel mit Papiermaterial schon ein Nachdenken über den anfallenden Abfall bewirkt, kann ich nur davon ausgehen, dass dieselben Vielspieler jetzt anfangen in China produzierte Plastik- oder gar Zinnminiaturenspiele hinsichtlich ihrer Umwelt- und Arbeitsschutzproblematiken kritisch hinterfragen, statt dem nächsten Kickstarter hinterherzulaufen. Hier habe ich bislang jegliche Diskussion vermisst, aber das wird sich jetzt ja wohl ändern…

    ;)

  • Ging diesem mutigen Schritt zu einem "Einwegspiel" eine Diskussion im Verlag voraus? Wie groß war der interne Widerstand?
    "Als wir das Konzept der EXIT Spiele auf einer Programmkonferenz vorgestellt haben, waren alle davon überzeugt. Es gab keinerlei Diskussion oder Widerstände.
    Interview: EXIT Das Spiel - Kosmos-Redakteuer Ralph Querfurth


    Damit habe ich keinerlei weitere Fragen. Thema erledigt für mich. Lasst uns einfach weiter unkritische Konsumenten sein, die nix hinterfragen.

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  • Vielleicht ist ja die Lösung, dass KOSMOS künftig für 4 EUR Packages mit ausschließlich den im normalen Spiel zerstörten Materialien via Online-Shop verkauft, damit auf diese Weise ergänzt das Spiel wieder nutzbar weitergegeben werden kann, der Abfall limitiert wird und zugleich dennoch ein Umsatz mit Marge bei KOSMOS aufschlägt.

  • Ging diesem mutigen Schritt zu einem "Einwegspiel" eine Diskussion im Verlag voraus? Wie groß war der interne Widerstand?
    "Als wir das Konzept der EXIT Spiele auf einer Programmkonferenz vorgestellt haben, waren alle davon überzeugt. Es gab keinerlei Diskussion oder Widerstände.
    Interview: EXIT Das Spiel - Kosmos-Redakteuer Ralph Querfurth


    Damit habe ich keinerlei weitere Fragen. Thema erledigt für mich. Lasst uns einfach weiter unkritische Konsumenten sein, die nix hinterfragen.

    Du hast aber schon das komplette Interview gelesen!? Daraus ging meines Erachtens hervor, dass während der Entwicklung der Spiele innerhalb der Redaktion durchaus darüber diskutiert wurde. Nur eben auf der Programmkonferenz nicht.


    Als jemand, der zumindest in einem anderen Verlag auch schon Programmkonferenzen erlebt hat, werfe ich dazu mal die Vermutung in den Raum, dass bei dieser Konferenz die Redaktion erst mal alle Pluspunkte (und vielleicht auch Minuspunkte) des Konzepts vorgestellt hat. Und danach gab es dann keinen Widerstand und somit keine weitere Diskussion, weil die Argumente der Redaktion vermutlich überzeugend waren.

  • Mir als kickstarter-hinterherrennenden Miniaturenliebhaber macht es nix aus, ein 10€ Einstündiges Gute-Laune-Event-mit-Freunden-Package nach der Nutzung in den Alltpapiercontainer zu entsorgen und mich danach vielleicht immer mal wieder mit den Gästen an die Exitrunde zu erinnern - Es bringt mich eher zum Nachdenken, dass ich damit ein Kennerspiel des Jahres gespielt habe :) Auch da ist der Abfall nicht das Problem, auch nicht der fehlende Spaß, sondern der niedrige Anspruch an Regeln/ans Spielen....


    ...aber auch das lässt mich mittlerweile kalt - Ich mag den Preis ansich und das Rätseln um das SdJ/KSdJ, das Ergebnis ist mir da aber fast egal mittlerweile :)

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

  • Damit habe ich keinerlei weitere Fragen. Thema erledigt für mich. Lasst uns einfach weiter unkritische Konsumenten sein, die nix hinterfragen.

    Ach KOMM!
    Ich finde das so lächerlich, dass tatsächlich über die Nachhaltigkeit der EXIT-Spiele diskutiert wird, die ja komplett Recyclebar sind - in die Papiertonne damit und das nächste EXIT-Spiel wird aus dem vorigen EXIT-Spiel produziert!


    Gleichzeitig werden hier fast täglich China-Plastik-Produktionen bejubelt, die quer durch die Welt verschifft werden mit Bergen von Kunststoff, ohne dass da drüber nachgedacht oder hinterfragt wird!
    Materialien, die die JAHRHUNDERTE überdauern werden und, wenn wir alle schon lange tot sind, noch intakt im Erdboden vergraben sein werden oder im Meer zu Kleinst-Teilen zerrieben werden; während gleich zeitig heutzutage eben wichtige Rohstoffe (Erdöl!) für den Kunststoff verbraucht werden.


    Ich behaupte: Die Nachhaltigkeits-Kritik ist eine vorgeschobene, weil es eigentlich nur darum geht, dass es dem Spieler an sich, der sich hier im Forum tummelt, unwohl wird bei dem Gedanken, dass er das Spiel nur einmal spielen kann und dann entsorgt. Es ist sinnfrei, die gespielte Schachtel im Regal zu lassen und macht sich im Play- und Collection-Log komisch, wenn man ein Spiel nur EINMAL gespielt hat, und nun nicht mal mehr in der Collection vorweisen kann (es wurde ja "verbraucht").

  • Hat jemand hier eine Idee, warum die Jury "Räuber der Nordsee" abweichend von der Schachtelangabe erst ab 14 empfiehlt? Vielleicht wegen des Plünderungsthemas? Übermäßige Komplexität kann's ja eigentlich nicht sein; bei Terraforming Mars, das ich für komplexer halte, ist das "ab 12" so akzeptiert worden.

    Hat sicherlich mit dem Thema zu tun. Vampir- und Zombispiele haben ja auch höhere Einstufungen aufgrund des Themas, obwohl sie im Kern vielleicht auch schon von 8jährigen spielbar sind...

    Denn das Spielprinzip ist deutlich weniger elegant als das des Noris-Spiels, das zudem die besseren Rätsel hat.

    Das finde ich nicht. Ich kenne und mag beide. Kenne darüber hinaus auch das Unlock-Spiel der SpaceCowboys. Aber diese Wertung würde ich so nicht unterschreiben.

  • Als ich meiner Frau von der Nachhaltigkeits-Diskussion über die EXIT-Spiele erzählt habe, hat sie mich nur ungläubig angestarrt und meinte dazu:


    So ziemlich JEDES Spiel, dass ich ausgepackt habe, hatte mehr Papier- und Pappmüll in Form von Stanzbögen, als ein EXIT-Spiel.


    Da hat sie allerdings recht...