Ich sehe rot, ich sehe grau...

  • bereits erfolgreichen Verlagen nicht mehr berücksichtigt werden,

    Leider hat bei diesem Preis NUR die Auszeichnung Auswirkungen bei den Halbinteressierten. Den meisten dieser Leute dürfte es egal sein , welcher Titel bestickert wird. Die wollen den roten Pöppel.
    Ich sprach nicht davon, dass die Jury erfolgreiche Titel nicht empfehlen soll. (Für die, die Bestätigung in solchen Listen suchen und brauchen. ;) ) Mir tät´ es darum gehen, die maximale Reichweite mit den relevanten Titeln zu erreichen. So habe ich eins der Ziele der Jury verstanden. Da macht es ein Fokussieren auf den vermeintlich "Besten" nicht besser; das mindert die Reichweite. Ein guter Titel trägt sich selbst. (Ubongo, Sechs nimmt, Einfach Genial usw.)


    Liebe Grüße
    Nils

  • Wenn man sieht, welchen Stellenwert Gesellschaftsspiele im deutschsprachigen Raum haben, dann macht die SdJ-Jury ganz offensichtlich seit vielen Jahrzehnten einen alles in allem recht guten Job. Denn irgendwo muss ja der Nachwuchs für uns Expertenspieler herkommen... ;)


    Dass die Jury keine Sachen unbekannter Autoren und/oder Verlage empfiehlt, so wie von manchen hier im Sinne von Bestechlichkeit unterstellt, kann man ihr nun wirklich nicht vorwerfen. Da ist schon einiges erst durch die Jury größer bekannt gemacht worden, und zwar auf allen Ebenen der Würdigung, von Empfehlungsliste über Nominierungen und Gewinner. In diesem Jahr z.B. Magic Maze oder Räuber der Nordsee. Wer, außer den Experten, kannte das denn vorher? Im Übrigen ist mit den Räubern zum allerersten Mal ein Titel nominiert worden, dessen Ursprünge bei Kickstarter lagen. Auch das fand ich bemerkenswert, auch wenn's sonst nirgends thematisiert wurde.


    Ansonsten gilt das, was immer wieder zu hören und zu lesen ist, nicht zuletzt von der Jury selbst: Wir Expertenspieler, die wir uns in Foren tummeln oder in Spieleclubs sind, sind schlicht und einfach nicht die Zielgruppe des Preises. Für uns gibt's den DSP. Der Hauptgrund für die sich jährlich wiederholenden Anfeindungen ist doch nur, dass sich manche von einem "Kennerspiel"-Preis angesprochen fühlen, obwohl sie einfach nicht angesprochen sind. Eigentlich ist nur der Name "Kennerspiel" hier etwas unglücklich gewählt, aber da lässt sich jetzt nichts mehr dran ändern, das ist jetzt so etabliert. In diesem Sinne: weiter so bei der nächsten exakt genauso verlaufenden Diskussion im nächsten Jahr...

  • Sorry, @widow_s_cruse, ich versteh dich irgendwie grad nicht. Erst sagst du, SdJ hätten mit der Wahl von Codenames ihr selbst gestecktes Ziel, möglichst viele Halbinteressierte anzusprechen, verfehlt - warum? Es gab bestimmt viele Halbinteressierte, die Codenames vor dem Pöppelaufdruck nicht kannten bzw. nicht gekauft hätten. Du sagst ja selbst: "Die wollen [einfach] den roten Pöppel."


    Dann ist mir anscheinend noch nicht klar, was du mit "maximale Reichweite mit den relevanten Titeln erreichen" meinst. Du sagst, es sei ok, bereits erfolgreiche Titel zu empfehlen. Aber anscheinend doch nicht, weil diese dadurch weniger bekannten Spielen den Platz wegnehmen, oder was meinst du damit? Und warum mindert ein Fokussieren auf die nach den Kriterien der Jury besten Spiele die Reichweite? Die Reichweite wird doch - wie du selbst schrobst - hauptsächlich durch den Pöppel erreicht?

  • Gerade die Unabhängigkeit ist ein Kernaspekt des Spiel des Jahres Vereins. Kein anderer Verein bemüht sich so sehr um Unabhängigkeit und Vertrauen in der Spielebranche und kein anderer Preis zieht das so konsequent durch wie das Spiel des Jahres. Und genau deshalb hat das Spiel des Jahres meiner Meinung nach auch das Vertrauen und die Reichweite die es heute hat.


    Unter dieser Präsmisse wurde das Spiel des Jahres ja schon gegründet und das ist - meiner Meinung nach - bis heute einer der zentralsten Punkte. Auch bei der Auswahl neuer potentieller Jurymitglieder.


    Und damit überhaupt keine Fragen aufkommen arbeiten alle Jurymitglieder des Spiel des Jahres auch noch ehrenamtlich. Jeder einzelne organisiert Spieleabend um Spieleabend, muss immer neue Mitspieler/Tester suchen, über 300 Spiele pro Jahr spielen - selbst die schlechten mehrmals -, jedes einzelne Spiel wird "bis zum Erbrechen" getestet und sie stecken hunderte von Stunden an Arbeit rein, nur um ehrenamtlich als Jury tätig sein zu dürfen...


    Und das alles um die Unabhängigkeit und damit das Vertrauen in den Preis zu gewährleisten. Ich wüsste nicht, wie man einen Preis unabhängiger gestalten könnte.

  • Es ist doch so das der Gewinnerverlag eine gewisse Summe bezahlen muß um den Pöppel auf die Schachtel drucken zu dürfen. Interessant zu Wissen wäre es, ist das ein Einheitspreis oder richtet sich das nach der verkauften Auflage.
    ich bin mir sicher das mehr Exitspiele verkauft werden als Tfm

    Bei solchen Lizenzgebühren ist eine Zahlung pro Stück üblich.


    Wie immer: Eine Menge Fragen beantworten sich von alleine, wenn man mal auf die Homepage dieses Vereins schaut. ;)

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • ich versteh dich irgendwie grad nicht.

    Die Auszeichnung ist ja nicht alles, was fördern kann. Der Preis ist ein Promoter neben einigen anderen. Fernsehwerbung, Messenpräsentationen, Aktionen im Handel, Aktionen in der Szene (Turniere) und weitergegebene Partien-Erfahrungen der Spieler .


    Versuchen wir es mal mit der Mengenlehre. Wenn alle diese Promoter ihren Spot auf einen Titel legen, ergibt es eine sehr kleine erleuchtete Fläche. Die mögliche Auswirkung dieser Fläche reduziert sich auf diesen einen Titel. Der Halbinteressierte nimmt diesen Spot wahr und gut ist.
    Verteilen die Promoter ihre Spots auf weitere Titel, kommt der Halbinteressierte nicht umhin, auch diese größere Fläche der Scheinwerfer wahrzunehmen. Wohl möglich gibt er sich nicht mit einem Titel zufrieden.


    Eine Varianz dürfte dem verfügbaren Budget der Konsumenten eigentlich nicht schaden, im Gegenteil ...


    Liebe Grüße
    Nils

  • Das stimmt natürlich immer. Die Jury zeigt aber nicht zum ersten Mal, dass sie die Spiele komplett anders einschätzt als die Community.

    DIE Community gibt es meiner Ansicht nach nicht, sondern gut vernetzte und laute Vielspieler und die viel größere Zahl an Gelegenheitsspieler. Die Jury spielt es mit Gelegenheitsspielern und zeichnet aus, was bei diesen gut ankommt. Das ist schon richtig so.

    Einmal editiert, zuletzt von fred ()

  • Und warum bitte wurde First Class nicht berücksichtigt? Wäre doch auch ein gutes Kennerspiel gewesen. Kennt da jemand Hintergründe? Viele haben das ganz vorne gesehen.

    Ich halte das Spiel für ganz schön komplex. Also, für die Zielgruppe der Jury. Es bietet sehr viele Freiheiten, wann man was wie wo und wieso macht. Dazu teils sehr verschachtelte Kettenzüge, hier nen Bonus, da noch ein Geld... Tolles Spiel, ich liebe es. Aber es ist sicher kein SdJ-Material...

    Insgesamt ist die weltweite Spielegemeinschaft von Pandemic Legacy halt deutlich mehr überzeugt als von Isle of Skye, von Terrafomring Mars deutlich mehr als von "Exit".

    Ich glaube, das ist so ein Internet-Dingen. Nur, weil ein paar verstreute Spieleforums-User (und lass es auch hunderte sein, es ist ja immer noch keine große Masse) da Tendenzen erkennen lassen, kann man nicht unbedingt auf wirkliche Meinungen schließen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner von uns die weltweite Spielegemeinschaft auch nur annähernd einschätzen kann.


    Es ist halt auch noch ein Unterschied zwischen den paar Leuten, die ihr Hobby auch im Netz ausleben und denen, die dies nicht tun. Das gilt auch weltweit.


    Nimm mich allein: Ich halte viel mehr von Pandemic Legacy als von sle of Sky. Halte IoS aber für das bessere SdJ. Und ich halte weit mehr von den Exit-Spielen als von Terraforming Mars. Und halte auch die Exit-Spiele als weitaus bessere SdJ. Würde aus persönlicher Sicht aber keins der drei nomminierten Spiele überhaupt nomminieren...

  • Jury spielt es mit Gelegenheitsspielern

    Ist das verbürgt? Ich hätte größte Probleme, meinen Gegenheitsspielern 300 Titel im Jahr vorzulegen und mit ihnen eingehend zu testen. Ich halte das für absurd. Meiner Erfahrung nach kann man Gelegenheitsspieler nicht in der Form belasten. Für mich grenzt das an ein logistisches Wunder.
    Mich beschleicht ja der Verdacht, dass auch diese Auszeichnung eine Empfehlung von Experten, getestet von Experten für Halbinteressierte ist. Anders kann ich mir damals die Fehl-Auszeichnung von Las Vegas nicht erklären. Die haben das Spiel einfach nicht im "richtigen" Umfeld gespielt.


    Liebe Grüße
    Nils (tät´ Las Vegas niemals von sich aus auf den Tisch legen, vertraut aber auf die Auswirkungen bei Halbinteressierten)

  • Vielleicht hätten sie El Dorade bei grau nominieren sollen. Wäre ein toller Gewinner gewesen.

    Da bin ich ganz deiner Meinung. Das war mein Tip als Grau-Gewinner.


    Und warum bitte wurde First Class nicht berücksichtigt? Wäre doch auch ein gutes Kennerspiel gewesen.

    First Class ist meiner Meinung nach kein gutes Spiel. Nachdem ich es auf dem Spieletreff spielen konnte, habe ich mir anschließend das Spiel vom Besitzer ausgeliehen, nochmal zuhause mit meiner Frau probegespielt, und dann mein in Essen gekauftes Exemplar in nicht ausgepöppelten Zustand direkt wieder verkauft. First Class gefällt mir überhaupt nicht. Das ist für mich kein Spiel, sondern eine öde, langweilige Kopfrechenübung. Handwerklich solide, ich würde ein Mitspielen jetzt nicht kategorisch ablehnen, aber First Class bereitet mir sehr, sehr wenig Spielspaß. Ich denke, dass dieser Eindruck der "relativ öden Kopfrechenübung" unter Gelegenheitsspielern noch stärker durchschlägt. Von daher wäre ich doch sehr überrascht gewesen, das unter den nominierten Anthrazit-Pöppel-Spielen zu finden.

  • First Class ist meiner Meinung nach kein gutes Spiel. (...) Das ist für mich kein Spiel, sondern eine öde, langweilige Kopfrechenübung.


    Dem Jurymitglied Udo Bartsch ging es zumindest ähnlich: Udo Bartsch: Rezensionen für Millionen: First Class

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Ein Spiel wie First Class, in dem man als Erstspieler von einem erfahrenen Mitspieler erinnerte drei Mal auf dem Punkterundkurs überrundet wird, hat eh ein ganz eigenes Problem. Zu einer Zweitpartie konnte ich mich nach diesem "traumatischen" Erstkontakt dann nicht mehr durchringen, auch weil es ausreichend befriedigendere Spielealternativen gab. Vorteil für erfahrene Spieler gut und schön, aber so extrem war dann doch nicht mehr schön. War dann eher spannend, ob wir nicht noch ein viertes Mal überrundet werden würden.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Ein Spiel wie First Class, in dem man als Erstspieler von einem erfahrenen Mitspieler erinnerte drei Mal auf dem Punkterundkurs überrundet wird, hat eh ein ganz eigenes Problem.

    Der Rundkurs hat zu wenig Punktefelder? ;)



    Back on topic: mit stark unterschiedlichen Punktezahlen am Spielende habe ich überhaupt kein Problem. Beim Endergebnis schaue ich nur auf die Reihenfolge; absolute Punktzahlen interessieren mich eigentlich nie. Probleme habe ich höchstens mit dem (ursächlich damit zusammenhängenden) Lawineneffekt bei der Punkteausschüttung, in Russian Railroads wie auch in First Class. Wieviele Punkte man in Runde 1 holt, ist da eigentlich relativ wurscht. Ob 7, 10 oder 12 Punkt, ppfffft, komplett egal. Viel wichtiger ist, dass man sich so aufstellt, in der letzten Runde dann 200+ Punkte auf einen Schlag machen zu können. Das ist nicht so ganz meine bevorzugte Art von Spiele-Design. Klar: sowas ist natürlich strategisch extrem anspruchsvoll. Aber gleichzeitig auch so komplett starr, spaßbefreit und so überhaupt nicht "spielerisch", wenn alles als Kopfrechen- und Optimierübung im Zahlenraum bis 400 endet...

  • Ist das verbürgt? Ich hätte größte Probleme, meinen Gegenheitsspielern 300 Titel im Jahr vorzulegen und mit ihnen eingehend zu testen. Ich halte das für absurd. Meiner Erfahrung nach kann man Gelegenheitsspieler nicht in der Form belasten. Für mich grenzt das an ein logistisches Wunder.Mich beschleicht ja der Verdacht, dass auch diese Auszeichnung eine Empfehlung von Experten, getestet von Experten für Halbinteressierte ist.

    Tom Felber hat das etwas genauer in einem Artikel erläutert:


    "Zur Planung meiner Spielabende habe ich ein System meines Journalisten-Kollegen Christian Egg übernommen. Jeden Monat lasse ich ein E-mail mit Datumsvorschlägen für Spielabende raus in die weite Zürcher Welt. Aufgrund dieser E-mails können sich die Leute dann bei mir anmelden. Die Liste der Adressaten umfasst gegenwärtig etwa 200 Individuen: vom nimmersatten Spielefreak, der täglich vor dem Frühstück drei Partien SANKT PETERSBURG in der Brettspielwelt absolviert, bis zur flüchtigen Bekannten, deren Spiele-Wissen nicht über MONOPOLY und DIE SIEDLER VON CATAN hinaus reicht und die sich vielleicht – wenn überhaupt – einmal im Jahr meldet.
    [...] Bei der Zusammenstellung der Spielgruppen achte ich besonders auf die Durchmischung. Es ist mir wichtig, die Spiele immer wieder in anderen Gruppenzusammensetzungen auszuprobieren. Oft lade ich Leute ein, die einander gar nicht kennen und sich noch nie gesehen haben. Zusätzlich spiele ich auch, wenn es meine Zeit erlaubt, möglichst oft an öffentlichen Spiele-Veranstaltungen oder in einem der zahlreichen Zürcher Spieletreffs oder -clubs."


    Eine logistische Herausforderung ist das allemal. Ob es ein Wunder ist darfst du beurteilen.


    Die Spiele, die für die Empfehlungslisten überhaupt in Frage kommen werden mindestens 10 bis 20 mal gespielt. Ich bin mir sicher, dass sie darauf achten das Spiel in den Mimimum 10 bis 20 Partien nicht nur mit Experten gespielt zu haben.

  • Ich glaube, das ist so ein Internet-Dingen. Nur, weil ein paar verstreute Spieleforums-User (und lass es auch hunderte sein, es ist ja immer noch keine große Masse) da Tendenzen erkennen lassen, kann man nicht unbedingt auf wirkliche Meinungen schließen.

    Ich bezog mich auf die Boardgamegeek-Bewertungen. Das sind immerhin 18.000 Bewertungen (beispielhaft bei Pandemic Legacy), wenn überhaupt irgendwas die weltweite Meinung abbildet, dann ja wohl dieses Ranking. Und da stelle ich schlicht und einfach fest, dass die Jury in letzter Zeit wiederholt Spiele auszeichnet, die dort unter "ferner liefen" abschneiden, während absolute TOP-Spiele, die es dort sogar in die TOP 10 schaffen, leer ausgehen. Und das Argument, die Jury habe eine andere Zielgruppe, zählt zumindest dann nicht, wenn sie die entsprechenden Spiele nominiert - denn damit macht sie ja deutlich, dass die Spiele aus ihrer Sicht als Preisträger in Betracht kommen.

    Jeder einzelne organisiert Spieleabend um Spieleabend, muss immer neue Mitspieler/Tester suchen, über 300 Spiele pro Jahr spielen - selbst die schlechten mehrmals -, jedes einzelne Spiel wird "bis zum Erbrechen" getestet...

    Das erklärt vielleicht, weshalb die Jury wirkliche TOP-Titel nicht mehr von "nur" ordentlichen Spielen unterscheiden kann.

  • Ich bezog mich auf die Boardgamegeek-Bewertungen. Das sind immerhin 18.000 Bewertungen (beispielhaft bei Pandemic Legacy), wenn überhaupt irgendwas die weltweite Meinung abbildet, dann ja wohl dieses Ranking.

    Also von den Leuten, die ich in meinem Umfeld als Kenner- oder gar Vielspieler bezeichnen würde, haben über 90% noch nie etwas von BGG gehört. Das ist natürlich nur meine persönliche Erfahrung, zeigt aber dass so eine Plattform nicht automatisch die durchschnittliche Meinung einer Zielgruppe abbildet. Und weltweit schon gar nicht - US-Amerikaner sind doch auf BGG mit Abstand am stärksten vertreten, oder?


    Edit: @Klaus_Knechtskern war schneller :P

  • Also von den Leuten, die ich in meinem Umfeld als Kenner- oder gar Vielspieler bezeichnen würde, haben über 90% noch nie etwas von BGG gehört. Das ist natürlich nur meine persönliche Erfahrung, zeigt aber dass so eine Plattform nicht automatisch die durchschnittliche Meinung einer Zielgruppe abbildet. Und weltweit schon gar nicht - US-Amerikaner sind doch auf BGG mit Abstand am stärksten vertreten, oder?

    Ich vermute auch, dass US-Amerikaner da am stärksten vertreten sind. Trotzdem ist BGG die mit Abstand größte Spieleplattform mit Usern aus aller Herren Länder. Du wirst also nichts finden, was die weltweite Meinung im Brettspielbereich besser abbildet. Und die Menge an Bewertungen reicht üblicherweise für eine Repräsentativität aus. Bei Bundestagswahl-Umfragen werden deutlich weniger Menschen beteiligt.

  • Und die Menge an Bewertungen reicht üblicherweise für eine Repräsentativität aus. Bei Bundestagswahl-Umfragen werden deutlich weniger Menschen beteiligt.

    Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Repräsentativ auswählen ist etwas anderes als die komplette Selbstselektion bei den BGG-Bewertungen (wer kauft/spielt das Spiel; wer hat einen BGG-Account; wer gibt aktiv Bewertungen ab). Von Repräsentativität kann da keine Rede sein.

  • Von Repräsentativität kann da keine Rede sein.

    Kommt darauf an, was der Maßstab ist. Natürlich sind die Teilnehmer nicht repräsentativ ausgewählt nach Geschlecht/Einkommen/Herkunft etc. - Es ist aber doch kaum zu bezweifeln, dass die BGG-Ratings die Meinung von Menschen, bei denen Brettspiel ein ernsthaftes Hobby darstellt, recht repräsentativ wiedergeben.

  • Und das Argument, die Jury habe eine andere Zielgruppe, zählt zumindest dann nicht, wenn sie die entsprechenden Spiele nominiert - denn damit macht sie ja deutlich, dass die Spiele aus ihrer Sicht als Preisträger in Betracht kommen.

    Jein. Dass ein Spiel -- wie etwa Terraforming Mars :) -- als BGG-Top-10-Titel nominiert wird, heißt ja noch lange nicht, dass es deshalb alle Konkurrenz automatisch aus dem Feld schlagen müsste. Es dürfte immer eine Abwägung diverser Plus- und Minuspunkte bei der endgültigen Wahl geben. Unter anderem dürfte sicher auch eine Rolle gespielt haben, dass (a) die Grafik (und damit der Aufforderungscharakter für Wenigspieler) im Vergleich zur Konkurrenz eher unterdurchschnitlich ist, (b) der Preis dafür sehr hoch und (c) die Einstiegshürde auch nicht zu unterschätzen ist, incl. möglicher Verständnisschwierigkeiten bei der Regel (u.a. das bekannte "darf ich mehr als zwei Aktionen pro Generation machen?"-Problem, das auch einige Vielspieler erwischt hat). Alles drei -- Grafik, Preis, Einstieghürde -- macht dem Unknowns-lesenden Vielspieler tendenziell wenig Probleme, aber im Bezug auf die Kennerspiel-Zielgruppe (so wie von der Jury selbst definiert) sind das Minuspunkte, die die Jury sicher entsprechend berücksichtigt hat.


    Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Terraforming Mars ist für mich das klar beste Spiel des letzten Jahrgangs und ich halte die Exit-Spiele keineswegs für eine besonders tolle Wahl. Aber zu fordern, dass Terraforming Mars als BGG-Top-10-Titel fast automatisch dann automatisch den grauen Pöppel gewinnen müsste, sobald es nominiert wird, ist einfach falsch. Durch die Nominierung lösen sich die Minuspunkte nicht auf. Vielmehr müsste man sagen, dass es positiv aufzunehmen ist, dass es trotz der oben angesprochenen Minuspunkte (immer zu lesen als: in Bezug auf die Zielgruppe) trotzdem nominiert wurde, anstatt wie viele andere tolle Vielspieler-Spiele der letzten Jahr "nur" auf die Empfehlungsliste zu kommen. Ich war jedenfalls sehr überrascht, Terraforming Mars auf der Nominierungsliste zu finden.

  • Aber zu fordern, dass Terraforming Mars als BGG-Top-10-Titel fast automatisch dann automatisch den grauen Pöppel gewinnen müsste, sobald es nominiert wird, ist einfach falsch.

    Da hast Du sicher Recht. Deswegen habe ich auch mehr mit einer Tendenz argumentiert.

  • Natürlich. Mit dem Aiblinger Spielepreis kann BGG sicher nicht mithalten.

    Natürlich - von den Aiblinger kennt kaum jemand BGG.
    Damit dürften wir der Zielgruppe dieser Auszeichnung wesentlich näher stehen
    als die User von BGG. Korrekt :D


    Liebe Grüße
    Nils (hat tatsächliche einen weiteren Aiblinger User auf BGG entdecken können. Hat er kaum für möglich gehalten. Und kennt diesen noch nicht mal.)

  • Trotzdem ist BGG die mit Abstand größte Spieleplattform mit Usern aus aller Herren Länder. Du wirst also nichts finden, was die weltweite Meinung im Brettspielbereich besser abbildet. Und die Menge an Bewertungen reicht üblicherweise für eine Repräsentativität aus. Bei Bundestagswahl-Umfragen werden deutlich weniger Menschen beteiligt.


    Wenn man von Statistik keine Ahnung hat, sollte man manchmal lieber die Klappe halten. Das was du hier schreibst, ist totaler ...
    :humbug:


    Ich habe wirklich selten so viel Humbug in einem Beitrag gelesen.

  • von den BGG-Usern kennt vermutlich auch kaum einer Aiblingen

    Falls jemand behauptete, "Aiblingen" zu kennen, wäre mir das auch sehr suspekt ;)

  • Auf dem Ortseingangsschild steht nicht umsonst "Willkommen im Bielefeld des Südens" ;)


    Um mal wieder den Bogen auf’s Thema zu kriegen:
    Ich halte die Abstimmungsergebnisse aus Bad Aibling für einen deutlich besseren Indikator hinsichtlich der SdJ-Eignung oder Massenkompatibilität als das BGG-Ranking. Ob sie auch nur ansatzweise repräsentativ für ganz D sein können, sei mal dahingestellt.

    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze ()

  • Kommt darauf an, was der Maßstab ist. Natürlich sind die Teilnehmer nicht repräsentativ ausgewählt nach Geschlecht/Einkommen/Herkunft etc. - Es ist aber doch kaum zu bezweifeln, dass die BGG-Ratings die Meinung von Menschen, bei denen Brettspiel ein ernsthaftes Hobby darstellt, recht repräsentativ wiedergeben.

    Dieser Aussage möchte ich nicht einmal widersprechen. Auch wenn da durch die Selbstselektion und regionale Verwerfungen Ungleichgewichte (z.B. eine deutlich stärkere Präferenz für CoSims, als Du sie in Deutschland unter ebenso ernsthaften Hobby-Betreibern finden wirst) enthalten sind. Allerdings würde ich behaupten, dass die Zielgruppe des grauen Pöppels das Hobby Brettspiel in der Regel eben nicht ernsthaft und ein bisschen manisch :whistling: betreibt und deren Input somit in der BGG-Wertung außen vor bleibt (Selbstselektion wie gesagt).


    Zudem vermischst Du "bestes Spiel" mit "am besten zur Förderung des Kulturguts Spiel geeignetes Spiel" - das Spiel des Jahres (und abgeleitet das Kennerspiel) haben nie und werden nie das beste Spiel des Jahres auszeichnen, sondern das Spiel, mit dem die Vielfalt und der Reiz unseres Hobbys am besten in die Gesellschaft getragen werden kann. Und das ist in BGG-Ratings nicht messbar.

  • Es ist aber doch kaum zu bezweifeln, dass die BGG-Ratings die Meinung von Menschen, bei denen Brettspiel ein ernsthaftes Hobby darstellt, recht repräsentativ wiedergeben.

    Du lebst wie viele in der "Szene" in einer Filterblase. Du verwechselst wenige laute Nerds mit vielen Menschen, die gern und oft spielen. Dass die sich auch nur zu einem relevanten Bruchteil auf BGG herumtreiben, wage ich zu bezweifeln. Aber gut, du hast "ersthaftes Hobby" geschrieben. Wenn du darunter verstehst, dass jeder seine 400+ Spiele bei BGG mit Note listet, dann hast du vermutlich recht. Ich halte diese Meinung jedoch für eine herbe Denkfalle.

  • @Lazax


    Also, es tut mir leid, dass sollte jetzt hier kein Tribunal werden. Ich hoffe, du fühlst dich nicht zu stark angegriffen. Das war nicht meine Absicht.

    Habe ich auch nicht so empfunden. Die meisten diskutieren ja sachlich, und die, die es nicht tun ("Humbug"), haben offenbar keine Argumente. Damit kann ich gut leben :D


    Ich bin allerdings tatsächlich überrascht, dass die meisten hier den Aussagegehalt von 18.000 Bewertungen offenbar gleich Null ansetzen. Ich behaupte nach wie vor, dass das ziemlich gut aussagt, was Menschen, die sich viel mit Spielen beschäftigen, im Schnitt von diesem Spiel halten. Natürlich sind das meist "Nerds", aber es ist meines Erachtens eine valide These, dass auch alle anderen Menschen, die "viel und gern spielen"; von BGG aber noch nie gehört haben, im Schnitt nicht wesentlich anders bewerten würden. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre, hätte das Ranking halt dahingehend eine Aussagekraft, wie die "Nerds" diese Spiele einschätzen.

  • Ich bin allerdings tatsächlich überrascht, dass die meisten hier den Aussagegehalt von 18.000 Bewertungen offenbar gleich Null ansetzen.

    Schau einfach mal, wie viele Titel im BGG Top 100 Ranking mit einer einzelnen Seite Regeln auskommen.
    ("Codenames" auf Platz 33 ist der einzige "einfache" Titel, den ich hier finden kann, ein SdJ, das ich auch nicht mit Oma spielen würde, ein Titel, bei dem ich regelmäßig erlebe, wie jemand 15 Minuten lang frustriert auf die Begriffe starrt)


    Natürlich hat das BGG Ranking eine Aussage.
    Aber eben keine relevante, wenn es um das SdJ oder KSdJ geht.


    Ich wurde vor ein paar Jahren von einer Freundin gebeten, eine Diplomarbeit zum Thema "Wie viel Sport treiben junge Erwachsene?" wegen des Mathe-Kapitels darin gegenzulesen.
    Ich war überrascht, wie abartig sportlich die alle sind. Bis sich auf meine Nachfrage hin ergeben hat, dass die Studentin ihre Umfrage in der Sportmensa gemacht hat, die Teilnehmer waren dann natürlich zu >99% Sportstudenten. Das ist dann auch ein "statistisch relevantes" Ergebnis, aber nicht im Sinne der Ausgangsfrage. ;)


    Es gab mal eine telefonische(!) Umfrage, wie viele Haushalte ein Telefon haben... überraschendes Ergebnis: 100%.
    Eine Umfrage an einer Autobahnraststätte, ob der Spritpreis zu hoch ist... verrückte Erkenntnis bei größtenteils Vielfahrern: Ja!


    Ähnlich ist es mit BGG. Wer diese Seite nutzt, ist höchstvermutlich schon nicht mehr in der Zielgruppe des Preises.
    Klar liefern wir Geeks Tendenzen, ob ein Spiel "etwas taugt". Aber wir bewerten nach Kriterien, die für den Preis vielleicht völlig irrelevant sind, und bevorzugen Titel, mit denen die Zielgruppe nix anfangen kann.


    Da kann ein "Pandemic Legacy" noch so lange Platz 1 sein, in der Szene noch so wild abgefeiert werden, es leitet sich keinerlei Anspruch auf den KSdJ Preis daraus ab.

  • Ähnlich ist es mit BGG. Wer diese Seite nutzt, ist höchstvermutlich schon nicht mehr in der Zielgruppe des Preises.
    Klar liefern wir Geeks Tendenzen, ob ein Spiel "etwas taugt". Aber wir bewerten nach Kriterien, die für den Preis vielleicht völlig irrelevant sind, und bevorzugen Titel, mit denen die Zielgruppe nix anfangen kann.

    Meine Argumentation beruht aber doch nicht auf Geek-Spielen, sondern auf Spielen, die von der Jury selbst für den Kennerspielpreis nominiert wurden - das müssen also doch auch Spiele sein, mit denen die Zielgruppe was anfangen kann, oder die Jury hat schon falsch nominiert. Und ich bin mir auch nicht sicher, dass Menschen, die zur Zielgruppe des Kennerspielpreises gehören, die nominierten Spiele nach ein paar Spielen so komplett anders bewerten würden als die Teilnehmer von BGG. Dass dort "nur" Freaks mit völlig anderen Maßstäben rumlaufen sollen, ist letztlich auch nur eine Hypothese.

    Zudem vermischst Du "bestes Spiel" mit "am besten zur Förderung des Kulturguts Spiel geeignetes Spiel" - das Spiel des Jahres (und abgeleitet das Kennerspiel) haben nie und werden nie das beste Spiel des Jahres auszeichnen, sondern das Spiel, mit dem die Vielfalt und der Reiz unseres Hobbys am besten in die Gesellschaft getragen werden kann

    Das ist sicherlich ein beachtenswertes Argument. Zum einen gebe ich aber zu bedenken, dass die Qualität des jeweiligen Spiels natürlich eine erhebliche Rolle bei der Prämierung spielen wird und spielen sollte - zum anderen ist mir selbst unter Zugrundelegung dieser Kriterien nicht klar, weshalb das 743 Plättchenlegespiel das Kulturgut Spiel besser fördern soll als Pandemic Legacy. Und auch bei der EXIT-Reihe darf man sich die Frage stellen: wird die Auszeichnung dieser Spiele mehr Menschen für Brettspiele begeistern?

  • Meine Argumentation beruht aber doch nicht auf Geek-Spielen, sondern auf Spielen, die von der Jury selbst für den Kennerspielpreis nominiert wurden - das müssen also doch auch Spiele sein, mit denen die Zielgruppe was anfangen kann, oder die Jury hat schon falsch nominiert.

    Mein Beitrag antwortet auf Aussagen wie diese:


    Die Jury zeigt aber nicht zum ersten Mal, dass sie die Spiele komplett anders einschätzt als die Community. Insgesamt ist die weltweite Spielegemeinschaft von Pandemic Legacy halt deutlich mehr überzeugt als von Isle of Skye, von Terrafomring Mars deutlich mehr als von "Exit". Meines Erachtens spricht es nicht für die Jury, hier weltweite Kracher zugunsten von Allerweltsspielen zurückzusetzen.

    Es spielt für die Jury vielleicht nur bedingt eine Rolle, was die "weltweite Spielegemeinschaft" so treibt, will und fordert.
    Es wird nicht völlig egal sein, aber wohl auch nicht ausschlaggebend.


    ...zumindest kann man das aus den Nominierungen und Prämierungen herauslesen.
    Ja, ein TfM wird nominiert... Die weltweite Community liegt offenbar nicht falsch, tolles Spiel, das Begeisterung auslöst.
    Nein, es wird nicht prämiert... offenbar hat die Jury Gründe, einem anderen Titel den Vorzug zu geben.


    ---

    dass die Qualität des jeweiligen Spiels natürlich eine erhebliche Rolle bei der Prämierung spielen wird und spielen sollte

    Wie bewertet man denn ein Spiel qualitativ (von offensichtlichen Mängeln wie fehlenden Teilen, Rechtschreibfehlern in der Anleitung usw abgesehen)?

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Hallo,

    die Jury hat schon falsch nominiert.

    da unterliegt die Jury ihren eigenen Zwängen. Betrachtet man das jährliche Programmheft, weist es beabsichtigt die große Vielfalt der Gesellschaftsspiele auf. Aus diesen ganz unterschiedlichen Titeln wird nominiert. Das kann nicht gut gelingen und sieht oft unglücklich aus. Es werden also bei der Nominierung unter einer bestimmten Zielsetzung für die Auszeichnung gar nicht mehr der relevante Markt berücksichtigt. Sondern; es steht nur noch die Selektion der Empfehlungsliste zur Verfügung. Damit ist es recht unwahrscheinlich, dass ähnliche Titel um die Auszeichnung buhlen.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Nein, es wird nicht prämiert... offenbar hat die Jury Gründe, einem anderen Titel den Vorzug zu geben.

    Ja, aber sind das gute Gründe? Hier scheint die Meinung vorzuherrschen, dass die Jury alles richtig gemacht hat. Bei manchen Beiträgen hat man sogar den Eindruck, dass schon das Hinterfragen der allwissend-fehlerlosen Jury ein Sakrileg sei.


    Ich bin der Meinung, dass die Jury sich in letzter Zeit beim Kennerspiel einige falsche Entscheidungen geleistet hat. Und ich habe versucht, das zu begründen, im wesentlichen mit folgenden Argumenten:


    1) Die Jury zeichnet Spiele aus, die auf der weltweit größten Brettspiel-Community nur als Mittelmaß gelten - zu Lasten von Spielen, die dort Begeisterung auslösen und von der Jury ebenfalls als zielgruppengerecht anerkannt wurden. Und das gilt nicht nur für 2017, sondern für 2016 ("Isle of Skye" statt Pandemic Legacy, TIME-Stories, 7 Wonders Duel), 2015 ("Broom Service" statt "Orleans" oder "Auf den Spuren von Marco Polo"), 2014 ("Istanbul" statt "Concordia", hier ist der Abstand nicht ganz so groß, Istanbul halte ich für eine ganz gute Wahl) oder 2013 (wo "Tzolkin" und "Terra Mystica" links liegen gelassen wurden).


    2) Die Jury zeichnet Spiele aus, die das Kulturgut Spiel keinen Schritt weiterbringen ("Isle of Skye"), statt Spiele auszuzeichnen, die ein völlig neues Spieleerlebnis mitbringen und deutlich innovativer sind ("Pandemic Legacy" - oder meinetwegen auch T.I.M.E. Stories, das ich nicht sonderlich mag, aber wohl ebenfalls die bessere Wahl gewesen wäre, oder 7Wonders Duel).

    Ich nehme zur Kenntnis, dass das hier offenbar niemanden überzeugt. Belassen wir es einfach dabei.