Spielverhalten/Ehre/Loyalität/Bündnistreue bei Brettspielen

  • Wir spielen "häufiger" den Eisernen Thron, La Cosa Nostra und Dune (mir fallen jedenfalls sonst keine Spiele ein in denen wir Bündnisse machen...)


    Ich liebe aggressives Spielen und halte mich auch deswegen nur dann an Absprachen, wenn es sich für mich lohnt. Kann ich gewinnen wenn ich mich an meinem Bündnispartner statt am gemeinsamen Ziel vergreife? Dann rauf da.
    Die meisten wissen davon natürlich, aber es hilft mir eher als dass es mir schadet; denn wenn dann doch jemand eine Allianz mit mir eingeht dann macht er wenigstens alles richtig, sonst würde er schliesslich selbst zum Ziel.
    An Leader-Bashing beteilige ich mich jedoch nicht, genauso wenig vergönne ich einem Partner den Sieg, es sei denn - naja, es sei denn er steht mir direkt im Weg zum eigenen Sieg.


    Genauso liebe ich das Meta-Spiel, dass @Sternenfahrer schon beschrieben hat. Wenn ein Blick genügt...


    Ich bin da vielleicht auch mit einer Spielgruppe gesegnet, die das nicht immer nachtragend ist...
    Vielleicht sollten wir auch mal nebenbei das Metaspiel von Mea Culpa dazu aufbauen.

    Cardboard Games Master Race

  • Das ist ein sehr interessantes Thema. Wenn ich Bündnisse eingehe halte ich mich daran. Genauso bemühe ich mich, möglichst nicht sinnlos auf meine Mitspieler einzuprügeln, dehalb halte ich mich mit "bösartigen" Zügen zurück, soweit es möglich ist.


    Ich bin nicht nachtragend über eine Partie hinaus. Aber wenn mir ein Mitspieler richtig heftig spielerisch in die Weichteile tritt, wird er es nicht vergessen. Lustigerweise sind oft die sehr aggressiven Spieler, die die am lautesten weinen, da sie oft für sich das Monopol an Fiesheiten beanspruchen.

  • Was dieses Thema betrifft, liebe ich ja meine Muwins-Kollegen. Wir kennen da nichts und sind diesbezüglich in keinster Weise nachtragend. Bündnisse werden im gegenseitigen Wissen geschlossen, dass sie früher oder später sicher in die Brüche gehen. Das Spannende daran ist dann der Versuch, erfolgreich abzuschätzen, wann der ideale Moment für den Dolch in den Rücken gekommen ist - und damit meinem Bündnispartner zuvorzukommen!


    Solch eine Dynamik ergibt sich z.B. immer wieder in Spielen der COIN-Reihe. Dort ist man ein Stück weit auch auf Bündnisse angewiesen, aufgrund der Verzahnung der individuellen Fraktionsziele. Am Ende kann aber eben auch da nur einer gewinnen...


    Hierbei möchte ich auch anmerken, dass ich sehr viel Spass an kooperativen und Team-vs-Team-Spielen habe und in Tat und Wahrheit ein durchaus harmoniebedürftiger Mensch bin. Aber in konfrontativen Spielen, wo es nur einen Sieger gibt, fällt es mir nicht schwer zu unterscheiden und in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen. :evil:


    Aber ja, dafür muss natürlich auch die Zusammensetzung der Gruppe stimmen. Mit Leuten, die in einem Spiel prinzipiell nie jemandem in den Rücken fallen würden, würde ich jedoch auch ganz andere Spiele spielen.

  • Ich spiele solche Spiele nur mit meinen Jungs, die ich seit vielen Jahren kenne, da weiß ich, dass es jeder am Tisch abkann, wenn er hintergangen und fies abgewatscht wird.
    Wir suhlen uns geradezu in den Erinnerungen an schmähliche Momente des Verrats, das wird einem noch Jahre später unter die Nase gerieben. :)


    @Ben2
    "Bash the leader als Balancing" ist am besten in Kombination mit "die Spieler bestimmen selbst, wann das Spiel endet" ... looking at you, #Inis!

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Was Absprachen und Bündnisse betrifft, hängt mein Verhalten natürlich stark von dem jeweiligen Spiel ab: Wenn Spiele darauf angelegt sind, dass ein kleiner "Verrat" dann und wann ein wesentliches Spielelement ist, um die Partie zu meinen Gunsten zu entscheiden (Diplomacy, Junta, Intrige, etc), dann wird (vermutlich ganz im Sinne von @thatmountain ;) ) gelogen und betrogen, dass es nur so eine Freude ist, ansonsten werden Absprachen natürlich eisern eingehalten. Sehr interessant in Zusammenhang mit dieser Fragestellung sind auch Spiele (kooperative bzw semi-kooperative), die einen Verräter quasi vorsehen (Battlestar Galactica, Schatten über Camelot, etc)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Im Grunde ist das Metaspiel um Bündnisse doch nur die Frage: Wann ist der richtige Moment, das Bündnis zu brechen?
    Wie lange ist es profitabel?
    Kann ich meinem Bündnispartner in den Rücken fallen, ehe er es bei mir tut?


    Denn wie schon gesagt wurde: In den allermeisten Spielen kann doch nur einer gewinnen...


    Damit zusammen hängende Frage:
    Schließt ihr Bündnisse und Vereinbarungen eigentlich nur in Spielen wie Twilight Imperium oder Eclipse - oder auch in Mombasa, Marco Polo und Catan??

  • Genau darum ging es mir ja ein bis zwei mal. Ich hätte das Bündnis brechen können, aber nachdem man 7 Stunden zusammen gegen alle anderen (mehr oder weniger) gespielt und durchgehalten hat, sah ich es dann halt als "falsch" an, meinem Bündnisparter zu hintergehen, nur damit er das Spiel nicht gewinnt. Wie gesagt, ich weiß nicht mehr ob ich auch Chancen hatte. Wenn nicht, würde ich jederzeit wieder so handenl, wenn doch, müsste ich tatsächlich überlegen. Die "Geschichte" des Spiels wäre mir da aber wohl lieber als der eigene eventuelle, danner aber gefühlt sehr unthematische Sieg, wir spielen immerhin nicht um Geld oder sonstwie auf Leistungsniveau.


    Bei Spielen wie Junta gehört das Hintergehen halt zum Spiel, da habe ich auch absolut keine Probleme irgendwem nen Killer auf den Hals zu hetzen und mich dann zu freuen, wenn ich ihn tatsächlich erwischt habe.


    Das angesprochene Problem beim Eisernen Thron würde ich so lösen wollen, dass dann tatsächlich entweder beide gewonnen haben, oder der andere zumindest zweiter ist. Bringt es meiner Meinung nach auch wieder näher an die Serie, zwei Häuser, die beide gute Chancen auf den Thron haben, würden auch nicht zusammenarbeiten, eher ein Haus mit guten Chancen und dann die, die profitieren können, in dem Fall halt den zweiten Platz.
    Aber irgendwie bekomme ich einfach keine 6 Leute zusammen... Vielleicht kann ich den Hype der aktuellen Staffel noch nutzen.


    Ab und an musste ich auch mal ein Brügge oder Village spielen, da hat man vielleicht ab und an mal 3-4 Runden nicht gegeneinander gespielt, aber wirklich Bündnis hat man das nicht genannt. Sowas wird nur bei Spielen mit "Krieg" auch so genannt.

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen


    Syrophir


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    "Die Menschen hungern nach der Wahrheit, doch wissen sie selten ihren Geschmack zu schätzen."


  • Das angesprochene Problem beim Eisernen Thron würde ich so lösen wollen, dass dann tatsächlich entweder beide gewonnen haben, oder der andere zumindest zweiter ist. Bringt es meiner Meinung nach auch wieder näher an die Serie, zwei Häuser, die beide gute Chancen auf den Thron haben, würden auch nicht zusammenarbeiten, eher ein Haus mit guten Chancen und dann die, die profitieren können, in dem Fall halt den zweiten Platz.

    Ich glaube nicht, dass eine derart simple Lösung ausreicht.
    Am besten wären imho asymmetrische Siegbedingungen für jedes Haus (wie sie sich etwa bei COIN finden).


    Außerdem ist es doch beim eisernen Thron thematisch geradezu verpflichtend, den Bündnispartner irgendwann zu hintergehen.
    Hier "vollkoop" mit einem anderen Haus zu spielen und ihm dann auch noch den Sieg zu überlassen, halte ich für groben Humbug. ;)

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • [...] aber nachdem man 7 Stunden zusammen gegen alle anderen (mehr oder weniger) gespielt und durchgehalten hat, sah ich es dann halt als "falsch" an, meinem Bündnisparter zu hintergehen [...]

    Ok, spielt ihr dann also schon von Anfang an im Einverständnis, Bündnisse bis zum Schluss einzuhalten? Quasi im Team-vs-Team-Modus? Das kann natürlich bei solchen Spielen auch mal reizvoll sein.


    Aber ich sag dir ganz ehrlich, wenn du mir nach siebenstündiger, aktiver Bündnistreue kurz vor Schluss in den Rücken fallen und dadurch gewinnen würdest: Ich würde dir - nachdem ich dich erst ausgiebig verflucht hätte - herzlich und aufrichtig gratulieren, applaudieren und für die nächste Partie bitterböse Rache schwören. Ich empfinde das weder als unthematisch, noch sehe ich ein, was das mit auf Leistungsniveau oder um Geld spielen zu tun haben sollte. Gerade solche Wendungen verleihen einem ohnehin schon dynamischen Spiel nochmal eine gehörige Extraportion Dramatik (und damit Erinnerungs- und Anekdotenwert). Aber da wären wir wohl wieder bei der Zusammensetzung der Gruppe und was die einzelnen Spieler erwarten bzw. abkönnnen.


    @[Tom] Bündnisse in praktisch konfliktlosen Euro-Spielen? Wie soll das gehen? Oder meinst du auch Absprachen im Sinne von, "du lässt mir diese Runde das Holz, dafür lass ich dir in der nächsten Runde die Schafe"? Ich glaube, meine Mitspieler würden mir ungläubige Blicke zuwerfen, lachen - und sich keinesfalls darauf einlassen.

  • @PeterRustemeyer
    So meinte ich das auch nicht. Von überlassen war keine Rede. Wieviel Burgen brauchte man noch gleich für einen Sieg? Ich behaupte nun einfach mal 7. Wenn mein Bündnispartner und ich je 6 hätten und ich kann ihm in meinem Zug eine abnehmen und gewinnen, oder zumindest gleichziehen oder gar überholen, bevor er gewinnt, dann tue ich das auch. Gerade in dem Setting. Wenn er aber 6 hat und ich dümpel bei 3 oder weniger rum und er kann mit seinem nächsten Zug den Sieg erringen, dann würde ich nicht intervenieren. Auch das halte ich für thematisch.


    @ShotgunPete
    Damals entwickelte es sich irgendwie. Zunächst war es nicht geplant den ganzen Abend verbündet zu sein, aber es boten sich doch genug Gelgenheiten Punkte zu machen, ohne zwangläufig den bisher friedlichen Nachbarn reizen zu müssen, bis zur finalen Entscheidung am Ende.


    Wobei ich solche Langzeitbündnisse schon bevorzuge aber auch gerade im blinden Vertrauen auf so eins schon übelst von der Karte gefegt wurde.


    Ich würde vielleicht bei eigenem Sieg noch auf die Möglichkeit hinweisen, dass ich nun gewinnen würde/könnte. Ach, keine Ahnung^^. Ist vielleicht auch tagesformabhängig oder davon, wie oft oder ob ich das Spiel überhaupt schon gewinnen konnte.
    Zum Glück hatte ich so eine Entscheidung bisher nur selten, meist war ich entweder ganz vorne oder ganz hinten. Im Mittelfeld findet man mich eher selten, warum auch immer.


    Ertragen kann das eigentlich bei uns auch jeder, auch wenn gerne mal rumgeweint wird, aber das gehört irgendwie auch dazu. Solange es erträglich bleibt und keine echten Tränen kullern finde ich das auch eher witzig. Etwas Trashtalk und Gejammer gehört halt dazu.

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen


    Syrophir


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    Einmal editiert, zuletzt von Syrophir ()

  • Solange es erträglich bleibt und keine echten Tränen kullern finde ich das auch eher witzig. Etwas Trashtalk und Gejammer gehört halt dazu.

    Das sehe ich ganz genau so.


    Und klar, wenn man eh hoffnungslos im Hintertreffen liegt, macht Backstabbing auch keinen Sinn (ausser man möchte Kingmaker spielen). Aber solange noch eine - wenn auch nur kleine - Chance besteht, versuche ich die in der Regel auch zu nutzen bzw. aufrecht zu erhalten.

  • Übrigens glaube ich das meine Schwester und meine Freundin ein Dauerbündnis haben - Spieleübergreifend und ohne konkrete Absprache :D

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  • ...den hab ich wohl - nen einseitigen Malus :P Ich freue mich und bin stolz wenn meine Freundin gewinnt - Umgekehrt irgendwie eher nicht :)

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