Wie schnell kann der Ruf (Verkaufszahlen) eines neu erschienenen Spiels durch "ungerechtfertigte" Rezensionen ruiniert werden?

  • Da ist dann schlicht die Eigenverantwortung der Rezensenten gefragt und ebenso die Medienkompetenz der Konsumenten. Wenn beides versagt, kann eine ungerechtfertigte Rezension eventuelle Folgen haben. Wie schwerwiegend hängt von der Reichweite ab. Davor schützen kann man sich nur, in dem man selbst positiv-kritisch bleibt und nicht alles ungefiltert glaubt, nur weil es jemand schreibt-sagt-youtubed.

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  • Reich-Ranicki sagte es mal so: Egal was seine Runde zum Buch sagt, am nächsten Tag werden die Regale leergekauft.


    Bei Brettspielen fehlen auch Beispiele, wonach ein Verlag Pleite ging, weil seine Toptitel nur schlechte Presse bekam und auch nicht gekauft wurden. Ich meine damit, schlechte Presse aber verkaufen können ist halt besser als gute Presse aber keiner kaufst.


    Bei Filmen sind da schon eher Titel der jüngsten Zeit herausgekommen, die die Studios aufgrund mangender Zuschauer in den Ruin trieben.

  • Ich glaube, an solchen Sachen wie SeaFall kann man schon sehen, dass überwiegend negative (bzw. sehr "verhaltene") Reviews den Verkaufserfolg schon deutlich schmälern. Das wird nicht ohne Grund überall für deutliche Rabatte verkloppt, insbesondere auch im US-Markt. Da war's auch schon mal als "daily deal" für $20 plus shipping zu haben, und das bei MSRP (=UVP) $80!


    (Wobei in diesem speziellen Fall vermutlich auch dazu kommt, dass der Verlag übermäßig hohe Stückzahlen produziert haben dürfte, in der falschen Erwartung eines ähnlichen Erfolgs wie bei Pandemic Legacy. Der Hype vorher war ja auch entsprechend.)

  • Reich-Ranicki sagte es mal so: Egal was seine Runde zum Buch sagt, am nächsten Tag werden die Regale leergekauft.


    Bei Brettspielen fehlen auch Beispiele, wonach ein Verlag Pleite ging, weil seine Toptitel nur schlechte Presse bekam und auch nicht gekauft wurden. Ich meine damit, schlechte Presse aber verkaufen können ist halt besser als gute Presse aber keiner kaufst.


    Bei Filmen sind da schon eher Titel der jüngsten Zeit herausgekommen, die die Studios aufgrund mangender Zuschauer in den Ruin trieben.

    @MetalPirate


    Als alter Wolfgang Petry Fan hast du gut argumentiert :D


    @santenza


    Ich denke, dass viele neue Spieleverlage (Kleinverlage), die pleite gehen, das nicht an die große Glocke hängen. Wer steht schon darauf, sich als "Looser" zu outen. Wenn du dir die Masse aus Ausstellern jedes Jahr auf der Messe in Essen anschaust, dann bin ich mir sicher, sind da einige Verlage darunter sind, die etliche Tausend Euro in den Sand gesetzt haben. Da spricht nur keiner drüber.


    Mich würde auch mal interessieren, ob ein Spiel, dass in der Spielbox gut rezensiert wurde, gleich einen wesentlich höheren Umsatz beim Verlag bedeutet. Ich glaube, dass war bei
    Promised Land: 1250-587 BC von den Ragnar Brothers der Fall. Ich glaube mich zu erinnnern, dass die Auflage nach der guten Spielboxrezension in null komma nix verkauft wurde. Wäre ja auch ein gutes Beispiel :)


    Gruß
    Marc

  • Ich stelle mal die These auf es kommt weniger darauf an ob die Rezension gut oder schlecht ist als vielmehr ob über das Spiel überhaupt berichtet wird.

    Das hieße ja, dass Rezensionen überhaupt nicht dei Verkäufe negativ beeinflussen können. Das glaube ich nicht, denn das oben aufgeführte Seafall ist wohl schon ein gutes Beispiel (wobei ich nicht sage, dass die Rezensionen ungerechtfertigt waren). Da kam schon recht früh ein ShutUp&SitDown Review und eine ganze Reviewstrecke vom Dice Tower raus. Am Ende haben aber nur die wenigsten die Hintergrundinfos, was für Verkäufe erwartet wurden, wie hoch die Auflagen waren und was tatsächlich verkauft wurde.


    Die These, dass ungerechtfertigte Rezensionen die Verkäufe schmälern, ist eher hypothetisch. Eine ungerechtfertigte Rezension hat wohl nicht den großen Einfluss. Selbst bei den bekannteren Reviewern und guten Spielen, die aber den Geschmack nicht treffen, wird häufig recht differenziert argumentiert, weshalb das Spiel persönlich nix war, aber eben kein wirklicher Verriss. Aber wann soll es denn wirklich mehrere ungerechtfertigte Rezensionen geben? Wenn es mehreren Reviewern nicht gefällt, dann ist das Negative doch wohl gerechtfertigt. An die große Brettspielverschwörung, dass ein Konkurrent alle Reviewer besticht für schlechte Rezensionen, kann ich nicht glauben.


  • Die These, dass ungerechtfertigte Rezensionen die Verkäufe schmälern, ist eher hypothetisch. Eine ungerechtfertigte Rezension hat wohl nicht den großen Einfluss. Selbst bei den bekannteren Reviewern und guten Spielen, die aber den Geschmack nicht treffen, wird häufig recht differenziert argumentiert, weshalb das Spiel persönlich nix war, aber eben kein wirklicher Verriss. Aber wann soll es denn wirklich mehrere ungerechtfertigte Rezensionen geben? Wenn es mehreren Reviewern nicht gefällt, dann ist das Negative doch wohl gerechtfertigt. An die große Brettspielverschwörung, dass ein Konkurrent alle Reviewer besticht für schlechte Rezensionen, kann ich nicht glauben.

    Guten Morgen,


    ein Spieleautor, den ich menschlich und persönlich sehr schätze, Reinhard Staupe, macht vor allem Spiele, die einfach und locker für zwischendurch sind. Leider entsprechen seine Spiele überhaupt nicht meinem Geschmack. Wenn ich die rezensieren würde, z.B. Qwixx, kämen nur schlechte Noten bei heraus, obwohl es viele Menschen gibt, die solche Spiele mögen. Ich glaube, dass besonders ein Kleinverlag höllisch aufpassen muss, WEM er Rezensionsexemplare gibt. Gerade wieder festgestellt: Hands in the sea. Kaum war bei Shut up & sit down über das Spiel eine gute Rezi veröffentlicht worden, gingen die Absatzzahlen um einige Tausend Euro nach oben.


    Gruß
    Marc

  • Wenn ich die rezensieren würde, z.B. Qwixx, kämen nur schlechte Noten bei heraus, obwohl es viele Menschen gibt, die solche Spiele mögen.

    Gutes Beispiel, denn genau hier liegt der berühmte "Hund begraben". Ein Rezensent im Sinne des Wortes muss ein Spiel neutral und losgelöst von eigenen Vorlieben bewerten können!
    Was wir hier von uns geben, sind persönliche Eindrücke, die wir meistens FÜR UNS eben gut oder schlecht wiedergeben. Ich z.B. mag keine Euros/Workerplacements und schreibe das auch, trotzdem erkenne ich ihren zum Teil tollen Mechanismus oder was auch immeran . Nur weil sie mir pers. nicht gefallen, sind es ja keine schlechten Spiele - Beispiele aus der Vergangenheit dazu waren z.b. Russian Railroad, Mombasa, Marco Polo, GWT...
    Für euch "megageil", meinereiner denkt sich "gut, das nicht alle das gleiche mögen". ;)

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Hier ein Link: kickstarter.com/projects/knigh…2nd-edition/posts/1957766


    Eine richtige Rezension ist es nicht, wohl aber eine Stellungnahme, dass es "das beste Spiel des letzten Jahres gewesen sei" und die Backerzahlen aufgrund dieser "Newsmeldung" erheblich zugenommen haben.

    Echt jetzt?


    Das hatte ich auch gesehen, aber das ist ja weniger als nichts - nur eine einzige Meinung ... ?(


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • "I’m guessing your excitement is in no small part thanks to our own Matt Thrower describing the first edition as “the best game I played last year,” as he rifled through his collection like raccoon in the recycling." verlinkt auf diese Aussage "Hands in the Sea is a wargame about the first Punic War, and it was the best game I played last year."


    Nicht mehr. Keine Rezension, sondern nur die Meldung, dass das Spiel als bestes Spiel empfunden wurde, was der Autor des Artikels letztes Jahr gespielt hat. Keine Begründung, keine Einordnung, kein Pro-und-Contra. Nur die Meinung von Matt Thrower, ein unabhängiger Brettspiel-Journalist, der auch für ShutUpSitDown schreibt. Aufgewertet in seiner Bedeutung, weil Quintin Smith diese Meinung nochmals wiederholt hat, um auf die Kickstarter-Kampagne hinzuweisen.


    Das zeigt für mich, dass Meinungsmultiplikatoren, denen man vertraut, weil die sich ihren Ruf aufgebaut haben, einen gewissen Einfluss haben. Also weniger wie tiefgründig eine Information ist, sondern eher, wer die Meinung äussert. Dann scheint auch egal zu sein, wie tiefgründig die Information überhaupt ist. Weil hier haben wir nur zwei sich verstärkende Meinungen.

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  • Schaut man sich zudem auf Kicktraq.com den Verlauf der Kampagne an, sieht man, dass bis zum 06. August die Kickstarter-Unterstützungskurve immer weiter abgenommen hat, also Tag für Tag zwar noch welche dazukamen, aber eben immer weniger. Die Newsmeldung auf ShutUpSitDown scheint der Kampagne also nochmal einen Schub gegeben zu haben. Eine Steigerung um Faktor 5 - whow!


    Schaut man aber genau hin, dann sprechen wir hier von durchschnittlich 15 Personen mehr an vier Tagen nach der Newsmeldung. In Summe also 60 Personen mehr, die ein weltweites Medium wie eine Internetseite mit ihrer Newsmeldung eventuell dazu animiert hat, das Spiel zu unterstützen.


    Hands in the Sea - 2nd Edition by Knight Works :: Kicktraq


    Nichts mehr als ein Ministurm im Schnapsglas. Daraus jetzt eine Relevanz abzuleiten, halte ich für sehr gewagt. Zeigt dann nur, auf welch niedrigen absoluten Mengenniveau wir uns generell bewegen, wenn + 60 Personen von insgesamt 637 Personen ingesamt schon als Erfolg gefeiert werden. Die Relevanz ist aber sicher für den Verlag Knight Works LLC gegeben, wenn eine Newsmeldung 10% der gesamten Unterstützer motiviert hat, daran teilzunehmen. Aber eventuell waren die eh interessiert und haben auf die Newverlinkung geklickt und wo die schon mal da waren, direkt Ihre Unterstützung abgeschlossen anstatt irgendwann später. Sehr dünne Datenbasis die Raum für allerlei Interpretationen lässt.

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  • Gutes Beispiel, denn genau hier liegt der berühmte "Hund begraben". Ein Rezensent im Sinne des Wortes muss ein Spiel neutral und losgelöst von eigenen Vorlieben bewerten können!Was wir hier von uns geben, sind persönliche Eindrücke, die wir meistens FÜR UNS eben gut oder schlecht wiedergeben. Ich z.B. mag keine Euros/Workerplacements und schreibe das auch, trotzdem erkenne ich ihren zum Teil tollen Mechanismus oder was auch immeran . Nur weil sie mir pers. nicht gefallen, sind es ja keine schlechten Spiele - Beispiele aus der Vergangenheit dazu waren z.b. Russian Railroad, Mombasa, Marco Polo, GWT...
    Für euch "megageil", meinereiner denkt sich "gut, das nicht alle das gleiche mögen". ;)

    Rezensionen, die mit der Intention verfasst werden, neutral ein Spiel vorzustellen, interessieren mich nicht. Neben der Spiel- und Mechanismusvorstellung kann eigentlich nur ein weichgespülter Kommentar rauskommen. Irgendwem wird es schon gefallen, blablabla, aber eben keine Farbe bekennen ob das nun ein (in den Augen des Rezensenten) gutes oder schlechtes Spiel im Sinne Spielspaß ist.


    Wenn ein Spiel die eigenen Vorlieben nicht trifft, soll man das auch klar sagen. Man kann ja trotzdem das Spiel fair vorstellen und auch hervorheben, was anderen gefallen könnte. Aber am Ende bitte auch Farbe zur eigenen Meinung bekennen, damit ich besser einschätzen kann, ob das Spiel auch für mich was ist oder nicht (ich weiß ja hoffentlich aus früheren Rezensionen, inwiefern sich mein Geschmack und der des Rezensenten überschneiden). Das Terra Mystica Review von Tom Vasel ist ein ganz brauchbares Beispiel. Ich fand das eigentlich ganz ausgewogen dargestellt, aber am Ende klar dagegen positioniert. Ich erinnere mich noch, dass bei Hunter&Cron scheinbar nur die negative Einschätzung hängen geblieben ist (also die hatten tatsächlich Vasels Review kurz kommentiert). Ist jetzt aber auch wieder lange her.

  • Rezensionen, die mit der Intention verfasst werden, neutral ein Spiel vorzustellen, interessieren mich nicht. Neben der Spiel- und Mechanismusvorstellung kann eigentlich nur ein weichgespülter Kommentar rauskommen. Irgendwem wird es schon gefallen, blablabla, aber eben keine Farbe bekennen ob das nun ein (in den Augen des Rezensenten) gutes oder schlechtes Spiel im Sinne Spielspaß ist.

    Sehr schöner Satz. Deswegen bin ich auch von der Aussage von @Brettspielbox irritiert. Christoph, woher nimmst du bei deinen Rezensionen die Gewissheit, dass das Spiel beispielsweise dir selbst nicht gefällt, aber bei Familienspielern super ankommt? Und was/wer sind diese Familienspieler? Das ist doch alles am Ende vage und weichgespült.


    Das hat was von: Das Spiel ist doof, aber wenn dir die halbe Gehirnhälfte und das linke Bein fehlen und du zusätzlich nur rückwärts zählen kannst, dann wird es dir gefallen. Ich glaube Guido nannte es Mal Zielgruppen herbeireden.


    Was bleibt einem bei einem Spiel denn, außer der persönliche, subjektive Eindruck und die Eindrücke der Personen, mit denen man es gespielt hat.


    Allgemein: Schon Mal nach nem beschissenen Tag am Spieltisch gesessen? Da gabs Spiele die kamen extrem gut weg, weil sie meiner Laune zuträglich waren, oder Spiele die eigentlich der Knaller sind, kamen mieß weg, weil ich schlecht gelaunt war, nicht so gut spielte wie sonst und sowieso alles beschissen war. Klar sind das nur Momenteindrücke und für eine Rezension sollte man deswegen mehr als 2-3 Partien auf dem Buckel haben, aber genau aus solchen Eindrücken ergibt sich doch am Ende ein Gesamtbild, wie man selbst das Spiel findet.


    Wenn ich z.B. auf unseren Spieletreff schau, sind da so viele unterschiedliche Arten von Menschen, die ich pauschal als "Familienspieler" oder "SdJ-Spieler" bezeichnen würde. Im Detail gibt es aber harte Grenzen. Während die einen sich an Ulm trauen, schrecken die anderen nach der Regelerklärung zurück und spielen lieber Noch Mal!. Wer ist jetzt der Familienspieler? Am Ende wäre eine Aussage wie "Ulm wird in unserem Spielekreis auch von Familienspielern gern gespielt" doch komplett ohne Wert für die Allgemeinheit. Klar, für mich macht diese Aussage Sinn, ich weiß genau, wen ich im Kopf habe, aber das können andere nicht wissen, das kann ich auch per Text nicht vermitteln.


    Ich halte persönlich nichts davon anzugeben, wie oft man ein Spiel gespielt hat, ich finde auch, dass es höchst unterschiedlich ist, wie lange man für eine gefasste und begründete Meinung braucht, aber am Ende sollte für mich(!) immer der persönliche Geschmack der Person dahinter stehen. Um Bei @Brettspielbox zu bleiben: Ich würde Christoph Post lesen wollen, was er als Spieler davon hält, nicht was die Familie 3 Straßen weiter seiner Eindrücke nach davon hält.


    Weiter führend haben wir bei Brettspielen auch das Thema persönliche Betroffenheit. Als Lehrer versucht man das immer zu erreichen. Die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebenswelt berühren, erreichen, Relevanz für sie herstellen. Brettspiele machen das oft über Thematiken. Wenn ich ein absoluter El Dorado Liebling bin, der Geschichten, Mythen und mehr darüber verschlingt, dann löst das Spiel in mir sehr wahrscheinlich andere Emotionen aus, als in jemandem für den das ein X-beliebiges Thema ist. Kann ich das aber wissen? Meiner Meinung nach nur, wenn ich die Person selbst bin.

  • Am Ende wäre eine Aussage wie "Ulm wird in unserem Spielekreis auch von Familienspielern gern gespielt" doch komplett ohne Wert für die Allgemeinheit. Klar, für mich macht diese Aussage Sinn, ich weiß genau, wen ich im Kopf habe, aber das können andere nicht wissen, das kann ich auch per Text nicht vermitteln.
    [...]
    Wenn ich ein absoluter El Dorado Liebling bin, der Geschichten, Mythen und mehr darüber verschlingt, dann löst das Spiel in mir sehr wahrscheinlich andere Emotionen aus, als in jemandem für den das ein X-beliebiges Thema ist. Kann ich das aber wissen? Meiner Meinung nach nur, wenn ich die Person selbst bin.

    Eine perfekte Rezension würde genau das vermitteln können. Da wir als Konsumenten diese Perfektion schlecht einfordern können und oft gar nicht die versteckte Qualität eines Textes erkennen, weil die Recherchearbeit dazu uns nicht sichtbar wird, setzen wir schlicht auf Vertrauen. Ein Vertrauen, dass sich ein Quintin Smith von ShutUpSitDown erarbeitet hat in seiner Zielgruppe, so dass eine reine Erwähnung ohne wirklichen Kontext ausreicht, um Einfluss auszuüben. Wenn hingegen ein Rhado sagt, dass er mal wieder das Spiel supertoll findet, hebe ich nur kurz die Augenbraue und suche woanders nach Bestätigung dieser Meinung. Der hat sich seinen Ruf ebenso erarbeitet.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Hallo Marc,

    Wenn ich die rezensieren würde, z.B. Qwixx, kämen nur schlechte Noten bei heraus,

    Dessen Aussagewert lediglich ist, dass DU einen schlechten Geschmack für solche Spiele hast - das Spiel kann nichts dafür und dem Leser ist - meiner Meinung nach - wenig geholfen. Darum halte ich die negativen Rezensionen, die nicht die Zielgruppe berücksichtigen und nur tangieren, für große Selbstdarstellung. "Leser - schau her, das ist mein Geschmack". Mich wundert immer wieder, dass manchen Lesern damit geholfen ist.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Dessen Aussagewert lediglich ist, dass DU einen schlechten Geschmack für solche Spiele hast - das Spiel kann nichts dafür und dem Leser ist - meiner Meinung nach - wenig geholfen.

    Lieber Nils, wie wäre denn deiner Meinung nach dem Leser geholfen? Auf was soll man sich verlassen, wenn nicht auf den eigenen Geschmack, das eigene, subjektive Empfinden beim Spielen des Spiels. Beachte dabei bitte meine Ausführungen in meinem letzten Posting.


    Beispiel: Raptor von Pegasus. Weder ich noch meine Freundin konnten das Spiel leiden, ich habe aber gesehen, dass es Leute gibt, denen das Spaß macht. Was würde das in einer Rezension aussagen? Doch genau nichts! Einer mags, einer mags nicht. So ist das eben mit Dingen, die vom persönlichen Geschmack gesteuert werden. Es gibt ja auch Menschen denen Monopoly wirklich Freude bereitet, obwohl es eben nur ein ewig langes Glücksspiel ist. Und ich als Rezensent kann immer nur für mich sprechen. Ich kann sagen: Ich mag Raptor nicht, weil... Natürlich kann ich hinzufügen "Hans aus meiner Spielgruppe mochte Raptor, weil ihm diese Art des Mechanismus aus dem und dem Grund Spaß machen." Aber erstens muss Hans das dafür auch so mir gegenüber benennen können, zweitens könnte dann auch einfach Hans eine Rezension verfassen.


    Ich will Personen und Persönlichkeiten. Brettspiele sind eben keine Festplatte bei der ich objektiv Lese- und Schreibgeschwindigkeit sowie Lese- und Schreibzyklen auslesen kann und auf dieser Basis mit anderen in Relation zum Preis vergleichen kann um dann eine Kaufempfehlung auszusprechen.


    Ich wehre mich mittlerweile gegen Rezensionen als Kaufempfehlung. Das können Rezensionen nur ganz selten sein, nämlich dann wenn ein Spiel wirklich handwerklich absoluter Murks ist.

  • Oh Mann, was hier wieder für ein Aufriss veranstaltet wird. @Jimmy_Dean schreibt: "Wenn ich die rezensieren würde [...]". Das ist Konjunktiv. Er rezensiert's nicht. Kein unbezahlter Hobby-Reviewer tut sich oder irgendjemandem sonst einen Gefallen, wenn er Sachen bespricht, die nicht zu ihm passen. Dann kann man sich auch die relativierenden Floskeln wie "könnte eventuell der Randgruppe XYZ gefallen" nämlich auch gleich sparen.

  • Oh Mann, was hier wieder für ein Aufriss veranstaltet wird. @Jimmy_Dean schreibt: "Wenn ich die rezensieren würde [...]". Das ist Konjunktiv. Er rezensiert's nicht. Kein unbezahlter Hobby-Reviewer tut sich oder irgendjemandem sonst einen Gefallen, wenn er Sachen bespricht, die nicht zu ihm passen. Dann kann man sich auch die relativierenden Floskeln wie "könnte eventuell der Randgruppe XYZ gefallen" nämlich auch gleich sparen.

    Und warum tun das dann so viele Rezensenten? ?( Haufenweise sogar...

  • Lieber Alex,

    Auf was soll man sich verlassen, wenn nicht auf den eigenen Geschmack, das eigene, subjektive Empfinden beim Spielen des Spiels.

    Ich betrachte das eben aus einer anderen Warte. Ich bin unter anderem als Sachverständiger vor Gericht tätig. Dort wird erwartet, dass ich Verhältnisse auf Basis einer allgemeinen Ausführung für eine Meinungsbildung der Rechtslage kläre. Wenn du betroffen wärst, tät´ es dich ebenso begeistern, wenn ich mich da nach meinem Geschmack richte? Oder würdest erwarten, das ich meine Sachkunde anwende; und meinen Geschmack unberücksichtigt lasse.


    Eine Rezension sollte für MICH eine Beurteilung eines Spiels sein und keine Darstellung des eigenes Geschmacks. Das setzt nämlich grundsätzlich voraus, dass ich deinen Geschmack erst lernen muss. Was ich persönlich für eine sehr hohen Anspruch des Rezensenten an den Leser halte. Dieser Rezensent schreibt praktisch nur für seine Fan-Boys, die ihn für seinen Geschmack anhimmeln. Aber leider oft genug sind diese Fan-Boys kaum in der Lage ihre persönliche Meinung zu bilden und annektieren einfach nur die ihrer "Götter".


    Ich wehre mich mittlerweile gegen Rezensionen als Kaufempfehlung.

    Wenn die Rezension nicht der Kaufentscheidung dienlich ist, was soll sie dann sein?
    Unterhaltung? Oder dient sie doch nur noch der Selbstdarstellung des Rezensenten?
    Wer´s mag ...


    Liebe Grüße
    Nils

  • Eine Rezension von einem PvE (negativ, wenig Wert) hat wahrscheinlich in Vielspielerkreisen einen anderen Wert als eine Rezension von Brettspielbox (positiv, viel Wert) zum Beispiel.

    Hat PvE schon mal eine Rezension geschrieben? Ich kenne bisher keine ... ;)

    Ich würde Christoph Post lesen wollen, was er als Spieler davon hält, nicht was die Familie 3 Straßen weiter seiner Eindrücke nach davon hält.

    Wo ziehst du da die Grenze? Wenn ein Rezensent bei einem Spiel X keinen Spaß hat, er aber in all seinen Partien der einzige Spieler war, der keinen Spaß daran hatte, während alle anderen Spieler großen Spaß hatte: Soll der Rezensent dann nur schreiben, weshalb er keinen Spaß hatte, und zugleich nicht berichten, dass alle anderen Spieler Spaß am Spiel hatten?

    Darum halte ich die negativen Rezensionen, die nicht die Zielgruppe berücksichtigen und nur tangieren, für große Selbstdarstellung.

    Ich bin der Meinung, wenn man nicht in die Zielgruppe eines Spiels fällt, sollte man ein Spiel auch nicht rezensieren.


    Beispiele:
    - Wer bei einem Spiel großen Wert auf Interaktion legt, sollte Mehrspieler-Solitärspiele wie NMBR9, Take it easy, Karuba etc. gar nicht erst rezensieren.
    - Wer generell keine Stichspiele mag, sollte auch kein Stichspiel rezensieren.


    Ihr versteht, was ich meine.

  • Und warum tun das dann so viele Rezensenten?

    [gemeint ist: Sachen besprechen, die einfach nicht zu ihnen passen]


    Antwort: weil sie oft Selbstdarsteller und Wichtigtuer sind, die meinen, alles was neu ist, eher schnell als gründlich besprechen zu müssen, um Clicks, Follower, Abonnenten, Verlinkungen oder was-weiß-ich-was abzubekommen. Diese Reviewer / Blogger / Youtuber sind dann bei mir ganz schnell unten durch, zumindest wenn's um eine Positionierung eines Spiels auf meiner Habenwollen-Liste geht.
    (Unter einem reinen Unterhaltungsaspekt betrachtet kann sowas trotzdem noch gut gemacht sein, selbst wenn der Reviewer fachlich keine Ahnung von der Sache hat, die er bespricht. Das will ich gar nicht geringschätzen, denn auch die sachlich fundierteste Rezensions liest niemand gerne, wenn sie nicht wenigstens halbwegs unterhaltsam verfasst ist.)

  • Wer bei einem Spiel großen Wert auf Interaktion legt, sollte Mehrspieler-Solitärspiele wie NMBR9, Take it easy, Karuba etc. gar nicht erst rezensieren KAUFEN.

    FTFY. :)


    Könnte das Problem evtl. darin liegen, dass Reviewer kostenlose Rezensionsexemplare erhalten, mit denen sie eigentlich bezogen auf ihren persönlichen Geschmack gar nicht viel anfangen können, sich dann aber trotzdem ein Review aus den Fingern saugen müssen? Ist dann nicht eigentlich irgendwas aus dem weiten Bereich des halbgares Geblubbers schon quasi vorprogrammiert?


    Wer ein Spiel, das ihm persönlich nicht liegt, vernünftig rezensieren soll, braucht dafür doch mindestens (!) den dreifachen Aufwand wie bei Spielen, die ihm liegen: dafür passende Spieler suchen, mit ihnen das Spiel spielen, das Ganze mehrfach, diese Mitspieler interviewen, die Antworten passend verarbeiten, in ein geschliffenes Review verpacken, etc. Macht natürlich EDIT: keiner kaum einer der unbezahlen Hobby-Reviewer. Das wird durch die "Nicht Fisch, nicht Fleisch" Pseudo-Reviews ersetzt, die eigentlich kein Mensch braucht.

    Einmal editiert, zuletzt von MetalPirate ()

  • Wenn die Rezension nicht der Kaufentscheidung dienlich ist, was soll sie dann sein?
    Unterhaltung? Oder dient sie doch nur noch der Selbstdarstellung des Rezensenten?

    Ich denke, letzteres trifft zu. :)


    Deshalb brauche ich das, was als Rezensionen angeboten wird, nur ausnahmsweise mal ...


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Das hatten wir zwar schon an verschiedenen Stellen, aber ...


    Eine Rezension ist selbstverständlich eine Auseinandersetzung mit dem Spiel, nicht mit dem persönlichen Geschmack. Deshalb ist es aus meiner Sicht unerlässliche Aufgabe des Rezensenten zu erklären, warum ein Spiel gut oder schlecht ist. Das impliziert NATÜRLICH die Berücksichtigung der Zielgruppe. Wie soll das denn sonst gehen?


    Und wer das nicht schafft, ist in meinen Augen kein guter Rezensent. Ob das bedeutet, dass jeder nur Spiele nach seinem Geschmack bewertet oder sich jeder mal bemüht, Vor- und Nachteile für die Zielgruppe (zum Beispiel durch Spielen in der passenden Runde, was bei einigen Rezensionen meiner Meinung nach offenkundig häufig zu kurz kommt) auseinanderzudröseln, ist allein seine Sache.


    Aber dennoch erwarte ich in einer Rezension, dass der Rezensent deutlich über seinen Geschmack hinausgeht und dem Spiel geerecht wird. Da bin ich ganz bei @widow_s_cruse (ja, wirklich). Eine Rezension ist natürlich auch Kaufberatung im weitesten Sinn. Denn Leser richten sich ja danach. qed. Jedenfalls ist sie per se mehr als nur Unterhaltung. Wer nur kurz Spiele auf den Bildschirm hält (visuell oder schriftlich) und "mag ich" oder "mag ich nicht" sagt, ist doch kein Rezensent.


    Irgendwer von einem verlag behauptete mal vor einigen Jahren, dass keine einzige Rezension wirklich nachweislich Verkaufszahlen bringt. Außer - und das ist kurios - eine in der Züricher Zeitung. Damals gab es schon massig Online-Publikationen aber noch kein/fast kein YT, Blogkram und keine Social-Media-Sachen wie heute. Daher kann sich das geändert haben. Dennoch, so der Verlagsmensch, gehören Rezensionen zur Öffentlichkeitsarbeit zwingend dazu. Auch gegenüber dem Handel. Heute ist wohl eher zu unterscheiden zwischen "echten" Spielen und Corowdfundingkram. Letzteres profitiert eindeutig von positiver Berichterstattung während der Realisierungsphaseund anders herum. Ein Spiel ganz ohne Rezensionen wird aber schwerlich auf gute Verkaufszahlen kommen. Ohne Wirbel kein Staub.

  • Wer ein Spiel, das ihm persönlich nicht liegt, vernünftig rezensieren soll, braucht dafür doch mindestens (!) den dreifachen Aufwand wie bei Spielen, die ihm liegen: dafür passende Spieler suchen, mit ihnen das Spiel spielen, das Ganze mehrfach, diese Mitspieler interviewen, die Antworten passend verarbeiten, in ein geschliffenes Review verpacken, etc. Macht natürlich keiner der unbezahlen Hobby-Reviewer. Das wird durch die "Nicht Fisch, nicht Fleisch" Pseudo-Reviews ersetzt, die eigentlich kein Mensch braucht.

    Genau das ist die Anforderung. Und wer die nicht besteht, sollte es eben lassen (darf ich ja wieder nicht schreiben). Und es stimmt nicht, dass das keiner macht. Es gibt einge, die entsprechend willige RundeN haben und in die Richtung arbeiten.

  • @Reich der Spiele Dann haben wir gänzlich verschiedene Auffassungen einer Rezension.


    @widow_s_cruse Ein Gutachten vor Gericht, gerade im handwerklichen Bereich, bewertet aber nichts nach Geschmack, sondern ist rein objektiv erfassbar ob eine Arbeit korrekt ausgeführt wurde oder nicht. Ich komme aus einer Schreiner-Familie. Ich habe da gelernt, dass man die handwerkliche Arbeit genau bewerten kann. Wo es schwierig bis unmöglich wird, ist die gestalterische Ebene, eben da wo es um Geschmack geht.


    @Thygra Die Grenze ist sicherlich fließend. Ich persönlich würde erwarten, dass ich durchaus darüber aufgeklärt werde, dass es nur dem jeweiligen Rezensenten keinen Spaß machte, alle anderen aber schon Spaß hatten. Trotzdem interessiert mich dann im Detail wieso der Rezensent keinen Spaß hatte, nicht wieso die anderen aufgrund irgendwelcher Vermuteten Affinitäten ihren Spaß hatten.


    @MetalPirate Ich sehe kostenlose Rezensionsexemplare nicht als Problem, kann aber nicht von der Hand weisen, dass man sich genau dadurch auch Mal Spiele anschaut, die so gar nicht ins eigene Beute-Muster fallen. Solange man das dann in der Rezension auch transparent wieder gibt, habe ich persönlich kein Problem damit.


    Der Zweck von Rezensionen? Natürlich in gewisser Weise ein Selbstzweck des sich Mitteilen wollens.
    Man kritisiert aber eben auch um Feedback zu geben. Auch an einem Brettspiel gibt es sicherlich einiges was mehr oder weniger objektiv gesehen werden kann. Eine schlechte Regel ist eine schlechte Regel und wird in der Regel auch als solche erkannt und benannt. Das ist durchaus Objektiv, ebenso wie eine schlechte Iconographie/Symbolik. Ob das Spiel am Ende aber Spaß macht, hängt zu 95% an subjektiven Faktoren die von vielen Dingen beeinflusst werden. Oder was meint ihr, wieso Redaktionen immer wieder auch Flops auf den Markt bringen, obwohl die ganze Redaktion doch überzeugt war, ein tolles Spiel vor sich zu haben? Man kann Gefühle nicht objektivieren.

    Das impliziert NATÜRLICH die Berücksichtigung der Zielgruppe.

    Und ich denke genau das ist unmöglich, wenn man selbst nicht zur Zielgruppe gehört. Denn weder sind Zielgruppen fest definiert, noch kann man Menschen fest Zielgruppen zugehören. Man kann immer nur vermuten, dass Spiel mit der Zielgruppe gespielt zu haben, man kann es aber nie sicher sagen.
    Weiteres Beispiel: Ich spiele mit meinen 2. Klässlern in der Schule einige Kinderspiele. Zauberei hoch drei von Pegasus Spiele zum Beispiel. Es gibt Kids, die kommen damit super klar, es gibt aber auch Kids, die noch so stark in der Bedürfnis-Orientierung stecken, dass solch ein Spiel mit ihnen nicht möglich ist. Jetzt hab ich davon nicht nur 1 oder 2, sondern 12 bis 13 Kinder. Ich spiele also Zauberei hoch drei mit diesen 12 Kindern, immer in Unterschiedlichen Konstellationen und stelle immer wieder fest: Klappt nicht! Hab ich das Spiel nun mit der Zielgruppe gespielt? So gut wie jeder würde bei 2. Klässlern sagen: Ja! Aber das Individuum mit seinen Vorlieben und Fähigkeiten wird dabei vollkommen ausgeblendet. Auch kann ich weiter nur Vermuten, dass das Kind das aufgrund seiner starken Bedürfnisorientierung nicht Spaßbringend spielen kann. Vielleicht findet das Kind diese kleinen Zauberer und das Gespenst auch nur total beschissen. Ähnlich sieht es meiner Meinung nach bei Erwachsenen Menschen aus, mit dem Hintergrund, dass diese mehr verbalisieren können.

  • Und warum tun das dann so viele Rezensenten? Haufenweise sogar...

    Selbstdarstellung, Klicks, Fame, Hype, Abos, Rezensionsexemplar, aus Spaß an der Freude etwas zu veröffentlichen, das Gefühl über gewisse Spiele (Trends) etwas schreiben zu müssen uvm.

  • Dann wird es Zeit, eine Zertifizierung für jeden Rezensenten einzuführen , AZAV oder irgendetwas in der Art. Ist ja heute modern. Dann haben wir zumindest einheitliche Qualitätsstandards bei Rezensionen und die Welt wird wieder schön :)

  • Dann wird es Zeit, eine Zertifizierung für jeden Rezensenten einzuführen , AZAV oder irgendetwas in der Art. Ist ja heute modern. Dann haben wir zumindest einheitliche Qualitätsstandards bei Rezensionen und die Welt wird wieder schön

    ....und wir hätten auch ein wunderschöne, dauerhafte Einnahmequelle für die Zertifizierungsorganisationen. Das ist doch der eigentliche Zweck der immer weiter um sich greifenden Zertifiziererei von jedem Furz. Es reicht nicht mehr, etwas zu können, nein, man muss stattdessen irgendwas in dieser Richtung zertifiziert haben, da hängt ja schließlich eine ganze Zertifizierungsindustrie dran. Und wenn man die ganzen inoffiziellen Werbelabels und -auszeichnungen irgendwelcher selbsternannter "Institute für sonstwas" mitrechnet, wird's noch wilder. Können zählt wenig, die Schau drum herum viel. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? :evil:

  • "I’m guessing your excitement is in no small part thanks to our own Matt Thrower describing the first edition as “the best game I played last year,” as he rifled through his collection like raccoon in the recycling." verlinkt auf diese Aussage "Hands in the Sea is a wargame about the first Punic War, and it was the best game I played last year."


    Nicht mehr. Keine Rezension, sondern nur die Meldung, dass das Spiel als bestes Spiel empfunden wurde, was der Autor des Artikels letztes Jahr gespielt hat. Keine Begründung, keine Einordnung, kein Pro-und-Contra. Nur die Meinung von Matt Thrower, ein unabhängiger Brettspiel-Journalist, der auch für ShutUpSitDown schreibt. Aufgewertet in seiner Bedeutung, weil Quintin Smith diese Meinung nochmals wiederholt hat, um auf die Kickstarter-Kampagne hinzuweisen.


    Das zeigt für mich, dass Meinungsmultiplikatoren, denen man vertraut, weil die sich ihren Ruf aufgebaut haben, einen gewissen Einfluss haben. Also weniger wie tiefgründig eine Information ist, sondern eher, wer die Meinung äussert. Dann scheint auch egal zu sein, wie tiefgründig die Information überhaupt ist. Weil hier haben wir nur zwei sich verstärkende Meinungen.

    Dazu mal was aus meiner Verlagswelt:


    #Harbour hatte sich im ersten halben Jahr gut verkauft und ist dann auf Stillstand gegangen. Dann kam Will Wheaton und sein Tabletop Show die das Spiel gespielt haben. Und selbst wenn das eher den Amerikanischen Markt bedient und auf Deutschland keinen Einfluss haben sollte, sind seitdem die Verkaufszahlen wieder steigend. Es sind keine Tausende, aber das Produkt bewegt sich wieder und das regelmäßig.


    Ich bin mir auch sicher, dass es wichtig ist wer was sagt. Aber ich bin mir sicher, dass viele Rezensenten genau diesen Ruf erreichen wollen. Natürlich nicht alle. Manchen macht es bestimmt auch einfach nur Spaß ihre Meinung zu sagen.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.

  • - Wer generell keine Stichspiele mag, sollte auch kein Stichspiel rezensieren.

    Da MUSS ich mich ja praktisch dazu äußern :D


    Erstaunlicherweise habe ich durch meine generelle Abneigung zu Stichspielen einige "Besondere" davon sehr schätzen gelernt. UGO zum Beispiel - oder seit neuestem Chimera, was ich sehr sehr gerne spiele.


    Ich finde also ich könnte das durchaus rezensieren, aber was ich nicht könnte ist fachkundliche Meinung dazu abgeben, dafür fehlt mir in Stichspielen die Erfahrung.
    (Ich erinnere mich immer gern daran, wie du Abends beim Protospielen die Stichspiele auseinandergenommen hast ...)

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  • @Reich der Spiele Dann haben wir gänzlich verschiedene Auffassungen einer Rezension.

    Willst du damit sagen, dass eine Rezension sich nicht mit einem Spiel auseinandersetzen soll? Du überrascht mich :)
    Ehrlich: Wer nur sagt "Spiel A mag ich, weil es gut zu mir passt", veröffentlicht keine Retzension, sondern maximal seine Meinung über ein Spiel. Beides ist etwas ganz unterschiedliches.



    Und ich denke genau das ist unmöglich, wenn man selbst nicht zur Zielgruppe gehört. Denn weder sind Zielgruppen fest definiert, noch kann man Menschen fest Zielgruppen zugehören. Man kann immer nur vermuten, dass Spiel mit der Zielgruppe gespielt zu haben, man kann es aber nie sicher sagen.Weiteres Beispiel: Ich spiele mit meinen 2. Klässlern in der Schule einige Kinderspiele. Zauberei hoch drei von Pegasus Spiele zum Beispiel. Es gibt Kids, die kommen damit super klar, es gibt aber auch Kids, die noch so stark in der Bedürfnis-Orientierung stecken, dass solch ein Spiel mit ihnen nicht möglich ist. Jetzt hab ich davon nicht nur 1 oder 2, sondern 12 bis 13 Kinder. Ich spiele also Zauberei hoch drei mit diesen 12 Kindern, immer in Unterschiedlichen Konstellationen und stelle immer wieder fest: Klappt nicht! Hab ich das Spiel nun mit der Zielgruppe gespielt? So gut wie jeder würde bei 2. Klässlern sagen: Ja! Aber das Individuum mit seinen Vorlieben und Fähigkeiten wird dabei vollkommen ausgeblendet. Auch kann ich weiter nur Vermuten, dass das Kind das aufgrund seiner starken Bedürfnisorientierung nicht Spaßbringend spielen kann. Vielleicht findet das Kind diese kleinen Zauberer und das Gespenst auch nur total beschissen. Ähnlich sieht es meiner Meinung nach bei Erwachsenen Menschen aus, mit dem Hintergrund, dass diese mehr verbalisieren können.

    Gerade Kinderspiele sind das beste Beispiel. Seit wann gehören Kinderspielrezensenten zur Zielgruppe? Der springende Punkt ist, dass doch genau das Aufdröseln deines Beispiels Aufgabe eines Rezensenten wäre. Wobei ich ja zugebe, dass Kinderspiele ohnehin speziell sind und einer anderen Heransgehensweise bedürfen.



    Matthias ( @darkpact) : Sind denn die wieder ansteigenden Verkaufszahlen wirklich auf die Rezension zurückzuführen?




    Glaubst du? Der Zeitaufwand, der für eine Rezension betrieben werden muss ist nicht unerheblich. Der Kaufpreis der meisten rezensierten Spiele dürfte in keinem lohnenswerten Verhältnis zu diesem stehen.

    Dem stimme ich zu. Mit dem Hinweis darauf, dass ja eben fraglich ist, ob sich jeder so viel Mühe macht, der ein Rezensionsexemplar bekommt.

  • Ich weiß gar nicht wo ich da zu erst drauf eingehen soll.
    Es wäre etwas zu einfach eine "eierlegende Wollmichsau" als Rezension präsentieren zu wollen. Dennoch traue ich mir durchaus zu ein Spiel aus verschiedenen Brillen beurteilen und es dann dementsprechend mit den richtigen Personen / Gruppen spielen zu können. Dieses funktioniert natürlich nicht, wenn man ein Spiel nur einmal spielt und es dann meint ausreichend beurteilen zu können. Hier sehe ich die Gefahr von einigen "angespielten" oder "Ersteindruck" Rezensionen, bei denen man von dem jeweiligen Rezensenten zu einem späteren Zeitpunkt keine überarbeitete Version zu lesen bekommt, wenn er das Spiel dann ein paar mal mehr gespielt hat. Vielfach passiert dann ein weiteres Spielen nicht, aber die "Ersteindrücke" hängen dann erst einmal im Raum und in den Köpfen der Leser fest.


    Wenn ich also ausreichend ausprobiere, kann ich mir ein Urteil erlauben, dass mir ein Spiel aus bestimmten Gründen gefällt, wer aber Wert auf a, b und/oder c legt, wird mit diesem Spiel nicht glücklich werden (oder umgekehrt). Daraus kann man auch aus meiner Sicht ableiten, zu welcher Zielgruppe dieses Spiel am besten paßt. Und auch da gibt es sicherlich bzgl. Thematik etc. noch weitere Nuancen (aber dass muss dann der Leser für sich selbst entscheiden).


    Ein Spiel als gut oder schlecht zu beurteilen, nur weil ich gute oder schlechte Laune habe ist für mich ein nogo. Aber ich bin dafür auch nicht der emotionale Spieler, welcher sich Niederlagen extrem zu Herzen nimmt.


    Ich finde die Bandbreite zwischen Ulm und Noch Mal! schon sehr groß. Ulm ist für mich schon kein Familienspiel mehr. Alleine der Einstieg schreckt die meisten Familenspieler ab. Ich halte es da eher schon mit der Definition des roten und anthrazit farbenen Pöppels bzgl. der Eingruppierung von Spielern. Alles was über grau ist, sind dann für mich Expertenspiele.
    Damit sage ich nicht, dass ich, der sich zwischen grau (=Kenner) und schwarz (= Experte) eingruppiert, nicht auch gerne mal auf ein gut gemachtes Familienspiel stürzt.


    Natürlich ist es meine Meinung, die ich in einer Rezension verarbeite. Aber dennoch lasse ich doch auch Meinungen, Empfindungen, Spielspaß etc. meiner Spielteilnehmer in meine Rezensionen einfließen.

  • @Brettspielbox meine beispiele mit Ulm und Noch Mal! dienten nur der Veranschaulichung was gemeint ist und waren vollkommen aus der Luft gegriffen. Da zwischen beiden eine erhebliche Spanne in der Komplexität steht, ist klar.


    Ebenso schrieb ich nirgends, dass ein Spiel nur aus einer Laune heraus als schlecht bewertet wird, sondern das Emotionen am Spieltisch eben immer mitspielen und damit eine Rolle spielen, was wiederum dazu führt, dass Eindrücke und Meinungen und damit auch Kritiken zu spielen höchst subjektiv sind. Auch hat das nichts mit Niederlagen zu tun, sondern sollte die Ausführung ebenso nur Beispielhaft unterstützen. Dies stelle ich deinem objektivierten "aus der Zielgruppe heraus betrachten" entgegen.


    Auch frage ich mich: Was ist denn "grau" oder "rot"? Gibt es da eine Trennscharfe, gültige Definition? Ich meine nicht. Auch das ist doch wieder nur reines Gefühl.

    Einmal editiert, zuletzt von HDScurox ()