[2017] Lisboa - Vital Lacerda

  • [Mod] aus [Kickstarter/Spieleschmiede] Lisboa von Vital Lacerda


    Ich habe es jetzt schon dreimal gespielt. Ein 2er zum Lernen und dann zwei 4er in fast gleicher Runde. Lisboa liegt mir (wie eigentlich alles von Lacerda) und es gefällt mir (was längst nicht für alles von Lacerda gilt). Lisboa hat eine Chance, Vinhos (in der 2016er Version) als mein liebstes Spiel von Vital Lacerda zu verdrängen.


    Die erste Partie braucht man definitiv zum Lernen der Abläufe. Da ist man eigentlich nur darauf konzentriert, keinen der vielen Schritte bei den einzelnen Aktionen zu vergessen. Ab dem zweiten Spiel kann man strategisch vorgehen. Das waren bei mir die beiden 4er-Runden, in denen ich jeweils radikal unterschiedliche Sachen ausprobiert habe. Einmal eine Produktions-Engine gebaut und am Ende viel über zwei eigene 3er-Schiffe exportiert. Viele Siegpunkte am Ende durch Geld.


    Gestern abend dagegen erstmal mit bewusst wenig Gebäuden gespielt, in Phase 1 nur einen einzigen Klamottenladen gebaut. Als Startaktion (ich war Startspieler) erstmal König besuchen, Clergy-Teil abgreifen (für public buildings einen offical weniger zahlen) und public building eröffnen (das mit 2 officials als Platzierungsbonus). Phase 1 war kurz, weil ich auf das Tempo gedrückt habe und als Startspieler mit meinem vierten Zug (d.h. zehnter Zug im Spiel insgesamt) schon das zweite Schutt-Set fertig hatte, so dass dann 10 von anfangs 20 roten Karten ungenutzt weggeräumt wurden. Dann mit passenden Treasury Cards im Portfolio und vielen Follow-Aktionen in Phase zwei bei den Gebäuden aufgeholt. Anfangs- und Mittelspiel war ein Ritt auf der Rasierklinge (zu wenig Geld, zu wenig Ressourcen); für Anfänger muss man definitiv "baut früh 1-2 Läden" empfehlen. Aber das frühe Setzen auf Rubble Sets hat sich dann im Endspiel ausgezahlt ich konnte so haushoch gewinnen, dass es mir fast schon peinlich war (127:76:71:71). Lisboa bietet definitiv noch vieles zu entdecken und ich freue mich schon auf das nächste Spiel.

    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze ()

  • Der Beitrag war nicht als "Ätschi-bätsch, ich hab's schon!" gedacht; tut mir leid, wenn das so angekommen sein sollte. Ich bitte auch zu beachten, dass ich das nur als kurzen Ersteindruck im Crowdfunding-Thread geschrieben hatte, bis es der Mod zum Startbeitrag eines neuen Threads gemacht hat. Für einen Startbeitrag müsste man eigentlich noch ein bisschen was mehr schreiben und ein paar Einsteigertips könnte ich auch noch geben. Das Spiel ist schon ein Brocken in jeder Hinsicht. Vielleicht komme ich noch mal dazu, etwas mehr dazu zu schreiben.


    Ich hatte bei Philibert in Frankreich bestellt. Nachdem ich bei Gallerist, was ich in der Spieleschmiede unterstützt hatte, immer wieder bei Regelunklarheiten dann doch in der englischen Regel nachlesen musste, stellt für mich persönlich eine deutsche Anleitung bei sprachneutralen Spielen dieser Komplexitätsklasse keinen Mehrwert mehr dar. Wenn die Schmiede genau wie Philibert das Spiel auch für 10 Euro weniger im englischen Original ohne den Übersetzungspackkrempel angeboten hätte, hätte ich dort bestellt.


    Dass die Schmiede jetzt länger braucht als Philibert, ist eher Zufall. Deren Spiele sind eben in einem anderen Container drin gewesen. Ich schätze, dass die Besteller der Schmiede ihr Exemplar auch bald kriegen. Das wird sicher nicht so ein Theater wie bei der Alien Frontiers Big Box, wo die deutschen Spieleschmiede-Backer auch fast ein Jahr nach der (auch schon verspäteten!) Auslieferung der englischen Big Box immer noch auf ihr deutsches Übersetzungspaket warten dürfen.

  • [Mod]

    Ich bitte auch zu beachten, dass ich das nur als kurzen Ersteindruck im Crowdfunding-Thread geschrieben hatte, bis es der Mod zum Startbeitrag eines neuen Threads gemacht hat.

    Es bot sich halt an, um die Diskussion der spielerischen Inhalte von den Metageschichten (Kickstarter, Lieferungen, Philibert, ...) zu trennen. Ich hatte die vage Hoffnung, dass das auch ohne weiteren Kommentar verstanden und respektiert wird. Das war wohl nix ;)

  • Zitat

    Es bot sich halt an, um die Diskussion der spielerischen Inhalte von den Metageschichten (Kickstarter, Lieferungen, Philibert, ...) zu trennen.

    Das finde ich übrigens auch sehr klasse. Das Kickstarter-Forum habe ich komplett auf ignore gesetzt, bekomme also nichts mit, was dort geschrieben wird.
    Wenn so ein Spiel dann später als Retail auf den Markt kommt, sollten inhaltliche Diskussionen auch nicht mehr im Kickstarter Forum geführt werden.
    Im Übrigen werde ich diesen Thread nun auch auf ignore setzen, weil das Spiel nicht auf deutsch auf den Markt kommt.
    Wenn das mal passiert, dann wäre ein neuer Thread ganz toll :)

  • Im Übrigen werde ich diesen Thread nun auch auf ignore setzen, weil das Spiel nicht auf deutsch auf den Markt kommt.

    Das Spiel ist abgesehen von Anleitung, Spielerhilfe und ein paar irrelevanten Flavourtexten auf Karten sprachneutral. Deutscher als die Spieleschmiede-Ausgabe wird es sicher in absehbarer Zeit nicht auf den Markt kommen.

  • keine sorgen- war nicht fragwürdig gemeint- ich hab mir halt den versand aus dem ausland sparen wollen, nicht der übersetzung wegen- aber schreib doch mal ein paar gedanken, wenn du weitere spiele drin hast, gerade für 2 spieler- dank und gruß

  • Von mir aus war die Ausgliederung gut und richtig. Das Spiel ist auf dem Markt, also kein Crowdfunding-Thema mehr, mit allem, was da in Sachen Lieferung & Co noch dran hängt. Durch das "[Mod] aus <Thread>" am Anfang ist ja auch klar, was Sache ist. So transparent durchgeführt, darfst du ( yzemaze) das ruhig öfter machen, wo es thematisch passt.


    (Früher, ohne diesen Moderations- und Quellenhinweis, fand ich es dagegen nicht immer toll, zum unfreiwilligen Threadstarter gemacht zu werden. Dann konnte es allzu leicht passieren, dass Antworten sich auf einzelne Passagen bezogen, die durch das Starten eines neuen Threads etwas aus dem Zusammenhang gerissen worden sind.)

  • [Mod]

    Früher, ...

    ist hoffentlich bald 3 Jahre her, da ich schon ab Ende 2014 Auslagerungen so kenntlich gemacht habe. Höchstwahrscheinlich nur nicht so konsequent/zuverlässig wie in letzter Zeit. Insofern: Wenn’s fehlen sollte, einfach ein " @yzemaze [Mod] vergessen" o. ä. in den Thread packen. Analoges Vorgehen natürlich bei auslagerungswürdigen Beiträgen - am besten direkt mit exakter Angabe der Beitragsnummern und Titelvorschlag.


    btw:

    ( yzemaze)

    Vor dem @ braucht’s im Fließtext ein Leerzeichen, sonst klappt das nicht, vgl. @User.


    Die Aufteilung in Meta-Thread und inhaltliche Diskussion versuche ich grundsätzlich zu fördern. Alleine es klappt viel zu selten ;) Wenn der Thread hier Richtung Inhalt abbiegen wird, werde ich den Rest irgendwann (mit Kontext) verschieben/kopieren.
    Meiner Erfahrung nach interessiert das ganz im Gegensatz zu den Spielerfahrungen in ein paar Monaten oder gar Jahren kaum noch jemanden und stört dann nur, wenn man sich über ein Spiel informieren mag.

  • Mal ein bisschen Mittagspausen-Geschreibsel, um den Thread wie gewünscht Richtung Inhalt abbiegen zu lassen. Ich habe mal ein paar Sachen runtergeschrieben für alle, die diesen dicken Brocken noch spielen wollen, z.B. weil sie noch auf ihre Lieferung von der Spieleschmiede warten. Ich setze dabei (teilweise) voraus, dass die Regeln zumindest grob bekannt sind. Regelnacherzählen brauche ich nicht und will ich auch nicht.

    • Das Wichtigste: Die Erstpartie sollte man unbedingt als Kennenlernspiel begreifen. Das Spiel hat -- Lacerda-typisch -- diverse verschachtelte Untersysteme, die alle recht prozedural ablaufen: führe hintereinander so-und-soviele Schritte in festgelegter Reihenfolge aus. Alles nicht kompliziert, aber man muss sich so viele Einzelheiten merken, dass man die ganzen Zusammenhänge erst später richtig begreift. Man ist erstmal genug damit beschäftigt, alle Ablaufreihenfolgen richtig zu machen. Das erste Spiel gleich optimal spielen zu wollen, ist deshalb ein hoffnungsloses Unterfangen. Ich empfehle ja eher selten "einfach losspielen", ohne die Regeln wirklich verstanden zu haben, aber bei Lisboa wird vieles so am besten klar.
    • Aufwand für Aufbau bitte nicht unterschätzen. Plättchen auslegen, Plättchenstapel vorsortieren, diverse Kartelstapel mischen, 63 Würfelchen zufällig auf 63 vorbestimmte Plätze verteilen, etc. -- das ist in der Summe nicht ohne und liegt spürbar über dem normal-üblichen Maß an Aufbauaufwand, das man von anderen Spielen gewohnt ist. Als Gastgeber des Spieleabends sollte man 20 Minuten einplanen, um den ganzen Krempel vor dem Kommen der Mitspieler schon mal aufzubauen. Das ist insbesondere dann anzuraten, wenn erstmal noch die überdurchschnittlich komplizierte Regelerklärung ansteht.
    • Die Dynamik des Spiels wird stark von der Position des Treasury Markers bestimmt. Der hängt in den meisten der verkoppelten Untersysteme irgendwie mit drin und sagt einem, welche Wege gerade günstig oder teuer sind. Das tiefere Verständnis diese ganzen inneren Zusammenhänge ist schon Fortgeschrittenenniveau, aber hier bietet sich für den Erklärer an, das einfach sanft in die Regelerklärung einzuflechten, denn das geht wunderbar thematisch: "Die Position des 'Treasury Markers' sagt grob, wie gut es der Wirtschaft in Portugal geht. Wenn wir Schiffe zum Warenexport bauen, stärkt das die Wirtschaft, also geht der Marker hoch, und Premierminister und König freuen sich, also kriegen wir Einfluss. [...] Wenn der Marker oben (bzw. unten) steht, bekommen wir mehr (bzw. weniger) staatliche Subventionen beim Spielen einer Treasury Card in das eigene Portfolio (Tableau). Weil wir uns dann kräftig aus der königlichen Schatulle bedient haben, geht der Marker dann aber runter, so dass der nächste nur noch ein Geld weniger bekommen würde. [...] Wenn die Wirtschaft brummt, wird das Bauen von Gebäuden teurer. [...] Wenn die Wirtschaft brummt, müssen wir auch mehr bezahlen, um fehlende Arbeitskräfte für öffentliche Gebäude einzustellen. [...] Das Finanzieren von Events (Treasury Cards in die Mitte spielen) wird dann auch teurer. [...] Wenn die Wirtschaft dagegen lahmt, sind die drei Adligen so im Stress, dass wir mehr Einfluss aufwenden müssen, um Gesprächstermine bei ihnen zu bekommen."
    • Weil's auch in diesen Zusammenhang passt, direkt hinterher: In vielen eigenen Aktionen, und hier insbesondere eben über die Beeinflussung des Treasury Markers, steckt auch ein gehöriges Maß von Spieler-Interaktion drin, das man vielleicht nicht auf den ersten Blick vollständig erfasst. Bestimmte Sachen werden für die nachfolgenden Spieler nicht "einfach so" billiger oder teurer, nein, ich mache sie mit meinen Aktionen aktiv billiger oder teurer.
    • Durch schwankende Kosten sind einzelne Aktionen immer mehr oder weniger opportun. Wenn der Treasury Marker unten ist, kann man gut bauen, aber keine Treasury-Karte ins eigene Tableau spielen; genau andersrum ist es, wenn der Marker oben ist. Dabei sollte man immer auch schauen, was die Mitspieler so vor haben und wie sich deshalb die "Großwetterlage" entwickeln könnte. Ziel ist, dann passend auf den Wellen mitschwimmen. (Fortgeschrittenenversion: Die Welle genau dann starten, wenn Mitspieler nicht mit darauf reiten können, z.B. weil ihnen gerade das Geld zum Bauen fehlt.) Insgesamt bietet das Spiel sehr viel schöne indirekte Interaktion durch die Beeinflussung von globalen Parametern. Dieser Part von Lisboa gefällt mir hervorragend. Das ist irgendwie auch weder rein strategisches noch rein taktisches Spielen, sondern eine interessante Ebene dazwischen.
    • Der strategische Anteil des Spiels ist stark, aber auch nicht unbedingt offensichtlich. Jede Entscheidung ist wichtig und das fängt schon mit der Wahl von 1 aus 2 Clergy Tiles am Anfang an. Um gut zu spielen, muss man Combos aus Vorteilen finden und diese dann konsequent verfolgt. Interessant ist, dass man problemlos 1-2 Mal im Spiel dabei die Richtung wechseln kann, und das liegt maßgeblich an den Clergy Tiles, die starke Boni bringen und von denen man maximal vier haben kann. Man kann sie für Punkte abgeben, man kommt relativ einfach an neue dran, also strategischer Kurswechsel zur Spielmitte möglich. Ein überraschendes und interessantes Design.
    • Wie in jedem Kartenspiel gibt es auch eine rein taktische Komponente. Man muss mit den Karten klar kommen, die man im Angebot hat. Es dürfte jedoch wenige, sehr wenige, kartenbasierte Spiele geben, bei denen der kurzfristige, taktische Anteil im Gesamtbild so unbedeutend ist wie bei Lisboa.
    • Das Spiel ist deutlich schneller vorbei als man denkt. So 8-10 Kartenausspiel-Aktionen bekommt man im 4er-Spiel; die 10 sind schon ein hartes, rechnerisches Limit. Ähnlich wie bei Vinhos muss man aus relativ wenigen Aktionen viel rausholen und ähnlich wie man Vinhos denkt man, von der thematisch Integration ausgehend, erstmal, dass man sowas wie Waren produzieren, öffentliche Gebäude eröffnen, Waren exportieren oder Schiffe bauen immer mal wieder machen müsste. Nein. Das alles macht man jeweils vielleicht 1-3 Mal im gesamten Spiel, dann ist das Spiel schon vorbei.
    • Wenn die Anzahl der garantierten Aktionen sehr knapp bemessen ist, dann muss man natürlich schauen, wo es Bonusaktionen gibt. Dabei denkt man natürlich als erstes an die Follow-Aktionen, die bei Lisboa ähnlich wichtig sind wie bei The Gallerist, denn nur so kommt man außerhalb der Reihe auch an die wichtigen Noble Actions ran. Auf keinen Fall unterschätzen sollte man aber auch die State Actions, die man als Bonus beim Spielen von Noble Cards in die eigene Auslage bekommen kann. Beispiel aus meinem Spiel gestern: Meine zweite Kartenaktion war Noble Card in Auslage spielen, Bonus Schiffsbau, Schiff und Noble Card geben zusammen gleich mal 5 Influence, und dann kamen noch zwei State Actions durch Bestechung mit den Startkapital-Ressourcen, äh: "trade with nobles", hinterher. Noble Card mit Aktionsbonus ins Tableau kostet zwei Waren und bringt dafür drei State Actions (plus perspektivisch Einfluss). Stark, wenn man das passend nutzen kann.
    • Die Zwischen- und Endwertung wird im 4er-Spiel eher durch drei leere Stapel als durch die alternative Bedingung 2 (bzw. 4) Bauschutt-Sets ausgelöst. Nach spätestens 4,5 Runden sind einfach die Karten weg. Das kann im 2er nicht so schnell passieren, da hätte man potenziell doppelt so lange Zeit. Deshalb triggert dort ziemlich sicher die Bauschutt-Set-Bedingung das Phasenende, und das passiert im Schnitt später. Im 2er-Spiel bekommt man vielleicht 12 Kartenaktionen, d.h. man etwas mehr Zeit für Engine Building, während man im 4er eigentlich von Anfang an schauen muss, was am Ende Punkte bringt. Das Spielgefühl ändert sich deshalb auch je nach Spielerzahl. Und die Aussage "X Minuten pro Spieler" stimmt auch nicht so ganz; ein 2er dauert nicht halb so lang wie ein 4er, weil man in aller Regel mehr Runden spielen wird.
    • Die Dekrete bringen potenziell einen Haufen Punkte in der Schlusswertung. Das sollte man als Anfänger nicht vernachlässigen, trotz aller anderer Aktionen, die man meint, unbedingt brauchen zu müssen. Wichtig sind dabei auch die Würfelchen für komplette Bauschutt-Sets, die man auf den Marquis legt. Wenn man ein Dekret nimmt, darf man einen dieser Würfel entfernen, um ein zweites Dekret zu nehmen. Wer das nicht macht, verschenkt damit die rund 5 Punkte, die ein passendes Dekret wert ist.
    • Nicht wundern, wenn das erste Gebäude fast das gesamte Startkapital kostet. Bauen ist nur am Anfang so saumäßig teuer. Indem der Schutt weggeräumt wird, werden nachfolgende Bauten billiger. Dazu kommen Karteneffekte, die es billiger machen, und durch die eigenen Gebäude und die dort produzierten Waren kommt im Spielverlauf auch zunehmend besser Geld in die Kasse.
    • Die Bau-Boni der ins Tableau gespielten Treasury-Karten sollte man auch nicht unterschätzen. Im meinem ersten Spiel hatte ich "blaue Würfelchen kosten nichts (statt 1 Geld)". Enorm stark, weil am Anfang natürlich die teuren roten und naturfarbenen Würfelchen weggeräumt werden und irgendwann dann viel blau da liegt. Im zweiten Spiel gab es einige besonders teure Reihen und Spalten, in denen niemand bauen wollte. Da war dann die Karte "naturfarbene Würfelchen kosten 1 statt 3" sehr nützlich, weil ich dann ohne Konkurrenz an den entsprechenden Stellen bauen konnte. Das war essentiell für meinen hohen Sieg nach nur einem gebauten Gebäude in Phase 1.
    • Man mus nicht 3 oder 4 Schutt-Würfelchen-Sets am Ende haben. Aber relativ schnell 1 Set zu bekommen ist schon wichtig, weil der Anstieg der Portfolio- und Lager-Größe von 2 auf 3 spürbar Entwicklungsgeschwindigkeit bringt. Von 4 auf 5 ist nur noch "nice to have".
    • Die Favor Tokens sind nützlich, um durch das "Folgen" quasi eine (etwas schwächere) Zusatzaktion außerhalb der normalen Spielerreihenfolge zu bekommen. Im Regelfall wird sich das nur für die Noble Action lohnen; State Actions bekommt man ja auch durch Bestechung. Bei rot (König / öffentliche Gebäude eröffnen) bzw. grün (Baumeister / Geschäfte bauen) muss man dann aber darauf achten, dass man zum entsprechenden Zeitpunkt auch genügend Offizielle in den Büros bzw. genügend Geld hat, sonst nützt einem das Favor Token nichts.
    • Achtung: Man kann sich leicht in die Sackgasse manövrieren, wenn man keine Waren mehr hat. Ohne Waren fällt die Hälfte der Kartenspielmöglichkeiten weg. Wenn man eine Noble Card oder Treasury Card in das eigene Portfolio spielen will, muss man anschließend exportieren oder bestechen. Dazu braucht man zwingend mindestens eine Ware. Aus diesem Grunde ist es auch eine verdammt schlechte Idee, nur Klamottenläden und/oder Werkzeugmacher zu bauen. Ohne Bücher oder Gold kann man die Produktionsaktion nicht durch Bestechung bekommen und ist gezwungen, dafür den Marquis zu besuchen. Deshalb ist der zweite Tip, den ich Anfängern neben "schau zu, dass du dein erstes Set schnell zusammenbekommst" für das erste Spiel geben würde: "bau relativ flott einen Juwelier oder ersatzweise Buchhändler." Wenn man weiß, was man tut, kann man davon abweichen. Aber für den Anfänger ist das sicherer.
    • Einfluss braucht man dauernd, er ist aber recht schwer zu bekommen, das geht nur durch Schiffsbau und Kirchenwertungen. Letztere sind stark davon abhängig, was die Mitspieler in Sache Kirche machen. Achtung: Wer vier Clergy Tiles hat, darf den Kardinal nicht mehr bewegen. Und wenn die Mitspieler das dann auch nicht mehr tun, weil sie es nicht wollen, dann wird der Kardinal keine einzige Kirchenwertung mehr auslösen...
      Das ist besonders wichtig im 2er-Spiel! Dort muss man in der ersten Clergy-Track-Runde ggf. immer 2er-Schritte machen, und wenn man dann noch eine komplette Runde schaffen will, dann auch alle bis auf ein Clergy Tile bei der Kirchenwertung zu Punkten machen! Sonst kann man vom Mitspieler durch Blockade hier komplett aus dem Spiel genommen werden.) Fortgeschrittenen-Tip für Einfluss-Spieler: Büros mit Officials fluten, um die anderen zu zwingen, beim Kardinal-Bewegen mitzuhelfen, weil ihnen sonst der Einfluss ausgeht und sie dafür Siegpunkte opfern müssten.
    • Meine bisherigen Punktzahlen: keine Ahnung für Spiel 1 (Kennenlernspiel), 139 im zweiten Spiel, 127 im dritten (kurzen!) Spiel. Normale Anfängerpunktzahlen sind so 70-90.
    • Errata: Auf Clergy Tile 31 müsste eigentlich ein Plus anstelle des Minus abgebildet sein. Die Beschreibung in den Spielerhilfen ist korrekt. Nur das Symbol passt eben nicht zur rechtlichen Symbolik.
    • Leicht vergessene Regeln, Teil 1: Beim Produzieren darauf achten, dass man die Preise der produzierten Güter senkt.
    • Leicht vergessene Regeln, Teil 2: Beim Einfluss-Zahlen zum Besuchen der Adligen den Modifikator durch den Treasury-Wert nicht vergessen.
    • Leicht vergessene Regeln, Teil 3: Vor und nach dem "eigentlichen Zug", nämlich dem Ausspielen der Handkarte, gibt es jeweils zwei Kleinigkeiten, die leicht vergessen gehen können. Vorher werden die Waren von vollen eigenen Schiffen in den Vorrat zurückgelegt. Nachher wird der Spielplan aufgefüllt und eine Handkarte nachgezogen. Insbesondere letzteres kann bei Anfängern leicht vergessen werden, wenn man sich zu sehr darauf konzentriert, beim Ausspielen der Karte alle Detailabläufe richtig zu machen.
    • Leicht vergessene Regeln, Teil 4: Das Auffüllen des Spielplans und das Nachziehen einer Handkarte erfolgen erst ganz am Ende des Zuges, und das ist immer nicht sofort nach der eigenen Kartenaktion. Wenn man eine Noble Card auf den Spielplan spielt (und nur dann!), dürfen erstmal alle Mitspieler folgen. Wer folgt, muss mit einer reduzierten, noch nicht wieder aufgefüllten Auswahl von Dekreten, Gebäuden, etc. zurecht kommen. Das kann schon etwas weh tun, wenn man als Zweiter oder Dritter folgt; dann ist das interessante Zeugs eben schon vergeben. (Heißt auch umgekehrt: im Zweifelfalle das wegnehmen, was nachfolgende Spieler noch besser brauchen könnten, um das Folgen unattraktiver zu machen.)

    Ansonsten: Viel Spaß! Mir gefällt Lisboa sehr gut. Deutlich besser als The Gallerist. Ob es auch an Vinhos, meiner bisherigen Nummer 1 bei Lacerda, heran oder gar vorbei kommt, wird die Zeit zeigen.

  • Gut dass ich den ganzen Sonntag für mich habe... wird meine erste Solo-Partie und davor muss ich mir nochmal Regeln durchlesen, deine Hinweise und das Rulesteaching von heavy Cardboard reinschauen.... Danach sollte es klappen denke ich :)


    An Vinhos vorbei zu kommen wird schwer, aber sehen wir mal

  • Nee, keine Angst. Das "2/3 waren schon vorher da" bezog sich bloß darauf, dass ich heute morgen eigentlich schon mehr geschrieben hatte, durchaus mit dem Hintergedanken, eventuell einen eigenen Thread bei Spielebesprechungen zu starten, aber dann alles erstmal nur in Notepad++ kopiert und gespeichert habe. Stattdessen habe ich dann lieber die kurze Nachricht im Crowdfunding-Thread gepostet, die von @yzemaze zum Startbeitrag dieses Threads gemacht wurde.


    Wem der längere Text oben gefallen hat, der kann sich bei yzemaze und denjenigen bedanken, die den Startbeitrag mit Daumen hoch versehen haben. Sonst wäre die Rohfassung von dem oben eventuell nur ein weiterer doch nicht abschickter Beitrag geworden. Hier in diesem Forum muss man manchmal höllisch aufpassen, was man schreibt, und dann anschließend überall zwei Handvoll "meiner Meinung nach" drüberstreuen, damit nicht einzelne Sätze rausgegriffen und zitiert werden, um dann ad hominem gegen den Autor zu schießen. :/

  • Danke an unittype001 . So isses. Vielleicht noch zur Ergänzung, weil es außerhalb der Lacerda-Welt eher untypisch ist und deshalb eventuell auch ein wenig fehlerträchtig: im 2er-Spiel wird der zweite Rang nicht vergeben, d.h. der Zweite bekommt die Punkte für den dritten Platz, sofern er mindestens ein Element der zu wertenden Kategorie hat. Das betrifft die Wertungen für die vier Häuserkategorien genauso wie die Mehrheitswertung für die Anzahl der geschaffenen Stellen im öffentlichen Dienst.

  • Hallo,

    Ich habe noch eine Frage: der Wert einer Ware sinkt wenn die Ware produziert wird. Steigt er auch? Ich kann das in der Regel nirgendwo finden, meine aber, ich hätte es irgendwo gelesen.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Carsten war wieder schneller. Aber auch dazu noch einen eventuell hilfreichen Erfahrungsbericht: Es ist mir in meinen bisherigen Lisboa-Spielen genau einmal erfolgreich gelungen, eine Produktions- und Export-Engine zu bauen, und das war in einer Anfängerrunde. Ein doppeltes "+2 Geld für Ware X", einmal über Clergy Tile, einmal über Treasury-Karte im Tableau, zusammen "+4 Geld", mit passendem Schiff sogar bis "+7 Geld", und zwar pro Ware, boah, das klingt erstmal supertoll und stark ... aber bis man das nennenswert nutzen kann, ist das Spiel vorbei und ein Mitspieler hat gewonnen, weil man selbst zuviel Zeit mit dem Aufbau seiner Engine vertrödelt hat.


    Jeder groß angelegte Export verlangt nach einer Tableau-Aktion mit Verzicht auf die Bestechungen ("trade with nobles") und man muss die Waren vorher auch erstmal produziert haben, was den Preis drückt. Außerdem haben Spieler B, C und D die fiese Zugoption, das Schiff vom exportorientierten Spieler A bis auf ein Feld zu beladen (und andere Plätze zu blocken), um den geplanten Exportzug von A zu sabotieren. Im Wesentlichen auf Export zu spielen empfinde ich als extrem schwierig. Jedenfalls deutlich schwieriger als man bei "plus ganz viel Geld für jede Ware" erstmal naiv denkt.

  • Spielteufel Erzählst Du uns denn heute Abend wie das Spiel war? ;)

    :sleeping: jetzt bin ich erschöpft ? - morgen gerne


    In Kürze: habe selten ein Spiel so sehr als Arbeit empfunden, nach der Hälfte wollte ich es verkaufen, am Ende lief es ganz rund und erstmal bleibt es hier

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Das Spiel ist Sprachneutral.

    Auf den Karten steht etwas Text mit Hintergrundinformation in English.

    Es gibt allerdings viele Symbole auf den Karten und dem Spielplan, diese werden in einem extra „Spielerhandbuch“ mit 8 Seiten Umfang erklärt.

    Grüße

  • Alle Ausgaben haben Münzen mit dabei - aus Pappe. „Real“ ist die Währung. Die sollte man halt nicht mit dem englischen „real“ (echt) verwechseln ;)

  • Die Karten haben etwas Text. Der Designer sagte mir aber, man solle die immer lesen, um zu verstehen, was passiert. Die Spielerhilfe ist dann sehr viel Text, da hier auch die Symbole erklärt werden. Ist aber nicht tragisch, da man mit der Zeit die Bedeutung versteht.