[Essen 2017] Tulip Bubble, Moaideas Game Design

  • Eine der drei Messe-Neuheiten von Moaedeas Game Design. Ein auf die Essenz reduziertes Börsenspiel. thematisch eingebettet in die Tulpenblase im Goldenen Zeitalter der Niederlande.


    Es gibt Tulpen in 3 Farben und 3 Wertigkeiten (A,B,C), deren Wert auf der Kurstabelle steigen und fallen kann. Zwei (B,C) der drei Wertigkeiten (A,B,C) sind zusätzlich noch von 1-3 indiziert, was bei einem Verkauf der Tulpen an den Markt keinen Unterschied macht, aber bei Verkauf an einen Sammler eine Rolle spielt (Der Markt verlangt also nur Tulpen der "Handelsklassen" A,B,C ohne weitere Unterscheidung, der Tulpensammler dagegen erwartet eine spezielle Zusammenstellung wie etwa B1-B2-B3 in einer Farbe).


    Die Karten liegen in 3 Reihen aus: kommender Markt, aktueller Markt und letzte Verkäufe. Gesteuert wird das ganze über 11 Markt-Ereigniskarten. Eine davon wird blind in die Schachtel zurückgelegt, 2 weitere mit der Blasenkarte gemischt, der Rest kommt oben drauf. Damit liegt die Blasenkarte an 8., 9. oder 10. Stelle im Ereigniskarten-Stapel und wir spielen 7 bis 9 Runden, wobei die erste Runde nur eine halbe ist.

    Jede Runde besteht aus 4 Phasen:

    • Markt-Ereignis ausführen und nächstes Ereignis aufdecken
    • Tulpen an den Markt oder direkt an Sammler verkaufen
    • Tulpen reservieren und dann kaufen oder Ersteigern
    • Kurse anpassen

    Das Salz in der Suppe sind 3 Mechanismen:

    1. Der Erwerb von Tulpen läuft in 2 Teilphasen: reservieren und kaufen/ersteigern. Hat nur ein Spieler auf eine Tulpe geboten, so geht diese zum Marktpreis an den Spieler. Haben aber mehrere Spieler geboten, so findet zwischen diesen eine Versteigerung statt. Ersteigert einer der beteiligten Spieler die Tulpe dann über Marktpreis, so teilen sich alle bei der Versteigerung unterlegenen Spieler den über dem Marktpreis liegenden Anteil des Höchstgebotes untereinander auf. Ein klarer Anreiz für Preistreiber.
    2. Hat man eine Tulpe erworben, so kann man sie mit eigenem Geld bezahlen oder finanzieren. Hat man sie finanziert, liegt sie vor dem eigenen Sichtschirm. Das Geld und die bezahlten Tulpen liegen dahinter. Verkauft man eine finanzierte Tulpe an den Markt, so zieht man den Kredit vom Ertrag ab. Blöd nur wenn die Tulpe in der Zwischenzeit im Kurs gesunken ist: dann zahlt man drauf. (Ergänzung: Bei Verkäufen an einen Sammler muss man die Karte allerdings zuerst bezahlen.)
    3. In jeder Runde wird am Anfang ein Ereignis aufgedeckt und ausgeführt. Das sind irgendwelche Kursbewegungen (eine Farbe steigt, die niedrigste steigt, die höchste fällt, ....). Ist das gezogene Ereignis die Blase, so endet das Spiel sofort! Dadurch dass wir nicht genau wissen welche der letzten 3 Karten die Blase ist, muss man sich gut überlegen welche Risiken man am Ende noch eingeht. Geht man kein Risiko ein und die Blase kommt nicht, freuen sich die Mitbewerber. Geht man eines an und sie kommt ist auch nicht gut...

    Das ganze spielte sich zu viert locker unter einer Stunde, geübte Runden werden sich Innerhalb von 30 Minuten in den Ruin spekulieren. Sehr schönes Spiel, bei dem man ins Risiko gehen muss um gewinnen zu können und auf der anderen Seite jederzeit verlieren kann. Die Ausstattung ist hierbei vorbildlich. Die Tulpenkarten sind sehr schön umgesetzt, die Pappteile liegen dem Spiel bereits ausgestanzt bei, das komplette Material passt wie angegossen in das tiefgezogene Inlay. Das Material wird dabei noch durch einen Plastikdeckel festgehalten so dass hochkant gelagert alles am Platz bleiben kann. Kein Spiel für Organizer-Anbieter. Die englische Regel ist kurz und knackig gehalten, im Netz gibt es ein hervorragendes Erklär-Video (mit anschließender Beispiel-Partie).


    Für mich derzeit eine (knappe) 8/10


    Edith: Korrektur und Zusatz von Helmut R. ergänzt.

    Edith 2: Korrektur von PeterRustemeyer ergänzt

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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    3 Mal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Schöne Zusammenfassung von diesem schönen, kleinen Börsenspiel.


    Es gibt Tulpen in 3 Karten und 3 Wertigkeiten,

    Meinst du hier Farben? Als knappe Ergänzung zu deiner Beschreibung: Zwei (B,C) der drei Wertigkeiten (A,B,C) sind zusätzlich noch von 1-3 indiziert, was bei einem Verkauf der Tulpen an den Markt keinen Unterschied macht, aber bei Verkauf an einen Sammler eine Rolle spielt (Der Markt verlangt also nur Tulpen der "Handelsklassen" A,B,C ohne weitere Unterscheidung, der Tulpensammler dagegen erwartet eine spezielle Zusammenstellung wie etwa B1-B2-B3 in einer Farbe). Und volle Zustimmung: mit etwas Übung sollte sich das Spiel recht flott spielen lassen und macht - nicht zuletzt auch wegen des tollen Materials - viel Spaß. :)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Schöne Zusammenfassung von diesem schönen, kleinen Börsenspiel.


    Es gibt Tulpen in 3 Karten und 3 Wertigkeiten,

    Meinst du hier Farben? Als knappe Ergänzung zu deiner Beschreibung: Zwei (B,C) der drei Wertigkeiten (A,B,C) sind zusätzlich noch von 1-3 indiziert, was bei einem Verkauf der Tulpen an den Markt keinen Unterschied macht, aber bei Verkauf an einen Sammler eine Rolle spielt (Der Markt verlangt also nur Tulpen der "Handelsklassen" A,B,C ohne weitere Unterscheidung, der Tulpensammler dagegen erwartet eine spezielle Zusammenstellung wie etwa B1-B2-B3 in einer Farbe). Und volle Zustimmung: mit etwas Übung sollte sich das Spiel recht flott spielen lassen und macht - nicht zuletzt auch wegen des tollen Materials - viel Spaß. :)

    Selbstverständlich meine ich 3 Farben. Ich ändere das mal und kopiere Deine Ergänzung gleich rein.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Ich hatte mich nett mit einem Standmitarbeiter über das Spiel unterhalten und hatte ernsthaft überlegt, das Spiel auch noch einzusacken, aber irgendwo muss man auch einen Schlussstrich ziehen bei den Käufen. :)


    Meine Hauptbefürchtung ist/war, dass das Spiel für ein reines Spekulationsspiel (also nicht irgendwo erst Geld verdienen und damit dann spekulieren, sondern nur Spekulation und sonst nichts) dann auf Dauer zu wenig Wiederspielwert für eine Stunde Spielzeit bietet. An Erfahrungsberichten, in wie weit diese Befürchtung zutrifft, wäre ich sehr interessiert.

  • Eine sehr gute (englische) Einführung und Schnupperpartie findet man bei einem Video von Heavy Cardboard. Eine 4-Spieler-Partie hat dort mit umfangreicher Erklärung zwei Stunden gedauert, was für ein derartiges Kartenspiel schon sehr langwierig erscheint. Der Auktionsmechanismus mit netten Details wie "Kaufen auf Kredit" und Bezahlen der Mitbieter sowie die tickende Zeitbombe des drohenden Platzens der Spekulationsblase gegen Ende des Spiels erscheinen sehr interessant. Umgekehrt ist das Spiel aber faktisch ein reines Auktions- und Kartenset-Sammelspiel (Tulpenaufträge erfüllen oder teure Tulpensorten verkaufen) ohne sonstige Spielelemente.


    Ich habe mich bisher schlicht mit Blick auf das Preis/Leistungsverhältnis noch nicht zu einem Kauf durchringen können. Ein Satz Karten für 35€ (z.B. bei Philibert) ist selbst bei guten Design dann doch nur etwas für Auktionsliebhaber... Oder vielleicht selbst die erste Andeutung einer Spekulationblase ;)

    “Truly I was born to be an example of misfortune, and a target at which the arrows of adversary are aimed.” ― Miguel de Cervantes Saavedra, Don Quixote

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    Brettspielen am Freitagabend nördlich von Frankfurt/Main: Spieletreff Petterweil

  • Ein Satz Karten plus Geld, Kurstabelle, Sichtschirme in 1A Qualität mit brauchbarem Inlay.


    Für ein Importspiel mit dieser Ausstattung fand ich den Messepreis von 33€ nicht überteuert.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Auch diesen Moaideas-Titel hat sich mein Kollege gekrallt und wir haben ihn ebenfalls für eine Probepartie ausgepackt. Ich habe zwar total abgelost, finde das Spiel an sich aber schon cool. Ich bin bei sowas halt oft einfach zu faul, um genügend weit voraus zu rechnen (zumindest war ich es definitiv an jenem Abend nach dem langen ersten Messetag). Ich und der andere Mitspieler, die wir beide keine reelle Chance mehr auf den Sieg hatten, haben dann kurz vor Schluss nochmal alles auf eine Karte gesetzt, in der Hoffnung, die Bubble-Platz-Karte käme erst als allerletzte ins Spiel. Es war dann aber doch die zweitletzte...


    Dieser (eigentlich ja altbekannte) Mechanismus am Ende - man weiss nur, dass die spielbeendende Karte eine der letzten drei ist - passt hier wie die Knolle in die Vertiefung des Blumenbeets, bringt sie doch nochmal richtig Spannung ins Spiel und sorgt damit für ein furioses Finale.

  • Markt-Ereignis ausführen und nächstes Ereignis aufdecken
    (...)
    In jeder Runde wird das seit Anfang der letzten Runde bekannte Ereignis ausgeführt.

    Wo hast du das her?


    So wie ich die Regel lese (1.1 Market Event), ist da nix vorher bekannt, die Karte wird in dem Moment aufgedeckt, in dem sie Auswirkungen hat.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Hallo Peter,


    gerade noch mal nachgelesen, das hatten wir wohl falsch gespielt. Bei der Startaufstellung hatte ich den Passus "and adjust the

    price level accordingly" überlesen. Das erste Event wird also bereits beim Setup ausgeführt, da die Phase ja in Runde 1 entfällt.


    Ich korrigiere das mal im obigen Beitrag - da hatten wir schon die erste Variante gespielt 8-))

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Ich korrigiere das mal im obigen Beitrag - da hatten wir schon die erste Variante gespielt 8-))

    Macht das Spiel halt deutlich unberechenbarer (ich würde fast sagen, dass das dann ein völlig anderes Spiel ist).


    War das mit dem "innerhalb von 30 Minuten in den Ruin spekulieren" eine Floskel, oder ist sowas bei euch wirklich passiert?

    Mir kam es vor, als würde eigentlich jeder nur Geld verdienen. Wir hatten nach Runde 7 alle irgendwas um die 80-110 Münzen... die über den Sieg entscheidende Frage war nur noch, wann genau der Crash kommt, und wie viel Kapital man zum Zeitpunkt des Crashs in Tulpen gebunden hatte... also letztendlich Willkür.

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  • 30 Minuten ist die Zeit die ich in erfahrenen Runden erwarte. Das mit dem "in den Ruin spekulieren" bezieht sich auf das Thema. Die besten bei uns hatten so um die 100 Gulden, waren also durchaus in Reichweite des 120 Gulden Auto-Wins. Aber wir Spieler wissen ja auh das eine Blase kommen wird.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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