[Essen 2017] Liberatores: The Conspiracy to Liberate Rome, Moaideas Game Design

  • Eine der drei Messe-Neuheiten von Moaedeas Game Design. Julius Caesar wurde gerade zum Cäsaren auf Lebenszeit ernannt und eine Gruppe der Liberatores möchte die Demokratie im Staate Rom wiederherstellen. Das Problem: Unter ihnen befinden sich 2 Verräter: Da ist ein Agent Caesars, der möglichst lange unentdeckt bleiben möchte und trotzdem mit kleinen Nadelstichen den Erfolg der Liberatores verhindern möchte. Und es gibt einen oder gar zwei Rivalen, die nur aus einem Grunde bei den Liberatores mitmachen: sie wollen nach dem Sturz Caesars selbst die Macht übernehmen und selbst der neue Diktator werden.

    Diese Rollen werden am Anfang des Spieles verteilt und dann wollen insgesamt 36 Bürger Roms einer Partei zugewiesen werden. Wer am Zug ist, weist einen der Bürger einer der 2 Hauptparteien (Caesar oder Liberaleres) oder aber einem Spieler zu. Maximal gibt es in dem Spiel also 36 Spielerzüge. Ganz am Ende kommen immer die 3 Bürger Cassius, Brutus und Mark Anthony ins Spiel. Die Zuweisung an einen beliebigen Spieler (in der Regel an sich selbst) kostet hierbei etwas Geld, die Zuweisung an die Liberatores kostet richtig viel Geld. Die Zuweisung an Caesar ist hingegen kostenlos. Hat man kein Geld, muss man also an Caesar zuweisen, ob man will oder nicht. Die Kosten zur Zuweisung an Spieler oder Liberatores und die Einflusspunkte der einzelnen Bürger stehen direkt auf den sie repräsentierenden Karten.. Karten im eigenen Stall ermöglichen zusätzlich noch Zusatzaktionen der einzelnen Spieler. 3 Bürger hat man auf dem eigenen Spielertableau, unter anderem kann man Informanten und Kuriere anwerben, die am Ende die Wertung modifizieren können.


    Sollte der Agent keinen Vorzeitigen Sieg erringen (indem er der Skala entweicht), zählt am Ende die Mehrheit der Zuweisungen. Liegt die bei Caesar, so gewinnt der Agent. Liegt die Mehrheit bei den Liberaleres, so gewinnt ein Rivale, wenn er mehr persönliche Einflusspunkte erreichen konnte als jeder andere Spieler. Gab es gar 2 Rivalen, so gewinnt der stärkere von beiden nur dann, wenn beide Rivalen stärker sind als jeder der Liebratores. In allen übrigen Fällen gewinnen die Liberatores gemeinsam.


    Wir haben das ganze zu fünft in knapp einer Stunde gespielt, die 3 Liberatores konnten die Verräter in ihre Schranken weisen und haben gemeinsam gewonnen. Gute Runden sollten das Spiel in einer halben Stunde spielen. Und dies unabhängig von der Spielerzahl, die Anzahl der Züge bleibt ja stets gleich.


    Sehr schönes Spiel, bei dem man in jeder Rolle mehrere Ziele verfolgen muss und daher die Verräter auch nicht so leicht erkennen kann. Die Ausstattung ist vorbildlich. Die Bürgerkarten sind sehr schön umgesetzt, die Pappteile liegen dem Spiel bereits ausgestanzt bei, das komplette Material passt wie angegossen in das tiefgezogene Inlay. Das Material wird dabei durch die genau passenden Boards festgehalten so dass auch hochkant gelagert alles am Platz bleiben kann. Auch hier ichts für Organizer-Anbieter. Die englische Regel ist kurz und knackig gehalten.


    Für mich derzeit eine (knappe) 8/10

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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    Einmal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Danke für den Bericht. Noch als kleine ergänzende Anmerkung:

    Die Zuweisung an Caesar ist hingegen kostenlos. Hat man kein Geld, muss man also an Caesar zuweisen, ob man will oder nicht.

    Die Zuordnung ist mit keinen Kosten verbunden sondern bringt sogar Geld ein und ist nebenbei die einzige Möglichkeit während des Spiels wieder an Geld zu gelangen (man partizipiert zwar evtl. auch geringfügig bei anderen Zuweisungen, aber das ginge jetzt zu sehr in Details). Mit dem am Anfang doch recht spärlich zugeteilten Sesterzen könnte man sonst höchsten 1 Bürger an den eigenen Hof bringen und vielleicht noch einen weiteren den Liberatores zuordnen (bei 36 Spielerzügen gesamt etwas wenig). Und dass man bei Geldknappheit einen Bürger der Caesarenseite zuschlagen muss, um wieder an Geld zu kommen, hilft ja auch dabei, die Identität des Agenten lange geheim zu halten.

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Hallo Herbert,


    ich muss zugeben, dass du mich mit deiner Bewertung überrascht hast. Wenn dir das Spiel gefällt freut mich das natürlich, aber: Du weißt ja als Spieler nie genau, wer welche Rolle hat und daher stocherst du ein wenig im Nebel, wem du welche negativen Karten zuschusterst. Da jeder Spieler nicht nur für ihn sinnvolle Züge machen kann/wird, bleibt das ganze doch eine lockere Spielerfahrung. Richtig taktisch oder strategisch kannst du das Spiel meiner Meinung nach nicht spielen. Es ist eher ein nettes Bluffspiel. Uns hat das Spiel am Tisch nicht so wirklich gefallen, weil es zu unplanbar war.


    Kann natürlich auch einfach sein, dass ich die falsche Zielgruppe für das Spiel bin ;)


    Gruß

    Marc

  • @Jimmy_Dean

    Hallo Marc,


    Verräterspiele muss man mögen, sonst sollte man sie nicht spielen. Unwissenheit über die Identität der Mitspieler ist der Reiz dieser Spiele, sei es jetzt Battlestar Galactica, Winter der Toten, Werwolf, Doppelkopf Secret Hitler oder auch Liberatores. Alle haben da so ihre Kniffe die es dem Verräter ermöglichen nicht erkannt zu werden.


    Liberatores löst das so, dass es jedem Gründe gibt auch an seine persönliche Unterstützung zu denken. Je schärfer dieser Wettkampf wird, desto weniger Unterstützung bleibt für die Seite der Liberatores übrig. Und so muss der Agent diesen Wettstreit anheizen, auch wenn er selbst keine persönlichen Punkte benötigt.


    Studiere Deinen Gegner - auch das ist Strategie!

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Einer meiner Kollegen hat es sich am Donnerstag auch geschnappt und wir haben es dann am Abend prompt getestet (5er Runde). Mir fiel die Rolle des (einzigen) Rivalen zu und ich fand es so spontan doch ziemlich schwer, unauffällig zu agieren und trotzdem an persönliche Ruhmespunkte zu kommen - da beobachtete jeder eines jeden Aktion mit Argusaugen. So kaufte ich auch anderen Kuriere (oder Informanten, weiss nicht mehr, welche Ruhmespunkte bringen am Ende), was aber bedeutete, dass ich am Ende ja noch mehr davon brauchte. Letzten Endes eine eher frustrierende Sache für mich, ich sah da noch keine wirklich gewinnbringende Strategie für den Rivalen. Aber ich wills jetzt auch nicht nach einer Partie schlechtreden, zumal ich vermute, dass die anderen ihre Rollen auch noch nicht optimal spielten.

  • Das bringt mich zur Frage: Wie oft muss Eurer Meinung nach der Rivale in dieser Konstellation (1 aus 5) gewinnen, damit es sich fair anfühlt? 1 aus 5 Partien, oder etwa die Hälfte der Partien, weil ja nur zwei Seiten im Spiel sind? Oder ein Drittel (Cäsar als dritte Partei)?

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  • Das bringt mich zur Frage: Wie oft muss Eurer Meinung nach der Rivale in dieser Konstellation (1 aus 5) gewinnen, damit es sich fair anfühlt? 1 aus 5 Partien, oder etwa die Hälfte der Partien, weil ja nur zwei Seiten im Spiel sind? Oder ein Drittel (Cäsar als dritte Partei)?

    Idealerweise natürlich eine von fünfen. Wobei ich von dem Spiel jetzt nicht erwarten würde dass das auf die letzte Vorkommastelle austariert ist.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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