[Peep] The Cousins’ War (Surprised Star Games, 2017)

  • Was braucht es, um die (Kauf)Lust eines Mannes zu wecken? Card Driven Games und History !


    So geschehen anno 2017 in Essen. Der Schatz „The Cousins War“ von „Surprised Stare Games“ wanderte voller Vorfreude für 15 Taler in meine kostbare Sammlung. Gestern Abend wurde der Schatz behutsam ausgepackt und begutachtet: Echtes Gold oder doch nur Katzengold?


    CDG = Geschichte?


    „History“ gehört zum Card driven Mechanismus dazu wie Rotwein und Baguette. Kaum liegen die Materialien auf dem Tisch, erfolgt die Ernüchterung: Solides Material, durchaus, aber wo ist die History geblieben? Fehlanzeige: Keine Karte hat Zitate oder einen historischen Background , was für die richtige Stimmung am Tischen sorgen könnte. Einzig auf der Spielplanrückseite ein kleiner historischer Abriss über die „Rosenkriege“. Immerhin, doch für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, wie jeder weiß.


    Eurogamer? – Pfui!


    Höre ich da nervöse Stimmen der Eurogames-Fraktion? Der Mechanismus ist doch das Entscheidende! Yes, wenn man dieser Zielgruppe angehört. Ich tue es nicht. Jawoll, ich bin ein Ketzer und stehe dazu!


    Aber ehe ich hier von der Meute auf dem Scheiterhaufen verbrannt werde, worum geht es genau bei diesem Spiel?


    Gespielt werden 5 knackige Runden (60 Minuten), in denen wir versuchen, alle 3 Provinzen Englands während der Partie zu erobern (Mehrheiten in Regionen). Semiprofessionelle Kriegstreiber wie ich wären auch schon mit der Kontrolle von 2 Provinzen am Ende des Spiels zufrieden. Einfach? Mitnichten, denn der Weg dorthin ist ebenso knifflig wie spannend.


    CDG- Das ungeliebte Kind (Mechanismus) der deutschen Verlage


    In jeder Runde stehen uns 6 Handkarten zur Verfügung, die allerhand „Schweinereien“ erlauben. Dabei gibt es 2 Arten von Handkarten: Schlachtkarten und Eventkarten. Erste bestimmen den Ort der Schlacht und letztere Ereignisse, die „plötzlich“ stattfinden. Um den Spielreiz zu erhöhen, hat der Autor beim Ausspielen von eigenen Eventkarten noch einen kleinen, aber feinen Haken eingebaut: Zeitgleich mit dem Ausspielen der Karte wird ein gegnerisches Ereignis ausgelöst, was man tunlichst vermeiden möchte als Ausspielender.

    Wer glaubt, das wäre schon alles, der hat sich geschnitten, denn: Zu einem ordentlichen CDG Mechanismus gehören noch „OP“ Punkte (Operationen Punkte), mit denen man hier 5 unterschiedliche Aktionen durchführen kann. Je mehr OP-Punkte auf einer Karte abgebildet sind, desto öfter darf ich eine der 5 Aktionen ausführen. Brillanter und einfacher Mechanismus, der noch viel zu wenig Beachtung findet in Old Germany.


    Kämpfen? – „Um den endgültigen Sieg davonzutragen, muss man rücksichtslos sein“ (Napoleon Bonaparte I)


    Gefangene werden nicht gemacht. Sorry an alle Pazifisten. Falls es also unweigerlich zu einer Schlacht in einem Gebiet kommen sollte, so treffen wir unverhofft auf einen alten Bekannten: Mäxchen. Wie bitte? Richtig gelesen, meine Damen und Herren. Das uralte Lügen- und Bluffspiel, das man früher in üblen und dunklen Spelunken gespielt und seinen Lohn verprasst hat. Wer noch zu jung und unverdorben ist, hier die Kurzbeschreibung:


    (Ich):„Zeig, was in dir steckt- und würfle“


    (Gegner): Würfelt mit drei Würfeln und sagt “3 Fünfen“ (ansagen kann man wahlweise 1 beliebige Zahl, 2 gleiche Zahlen oder 3 gleiche Zahlen) und hofft, dass ich drauf reinfalle.


    Welche Optionen habe ich?


    1 Ich zweifle nicht an und muss das Ergebnis mit einem anschließenden höheren Würfelwurf übertreffen. Schaffe ich das nicht, muss ich Armeen abbauen. Ansonsten muss der Gegner Armeen abbauen.


    2 Ich zweifle an und er muss seine Würfelergebnisse aufdecken.


    2.1Hat der Gegner die Wahrheit gesagt, muss ich eine Armee (Würfel) abbauen.


    2.2 Hat der Gegner gelogen, so muss er versuchen mithilfe von Handkarten seinen Würfelwurf so zu verändern, dass seine ursprüngliche Ansage doch noch eintrifft. Schafft er das, hat er gewonnen, ansonsten der Gegner. In jedem Falle muss der Unterlegene auch hier Armeen abbauen.


    Netter Mechanismus.


    Bewertung 7/10 Punkten


    Das Spiel macht Spaß, aber ein geschichtlicher Bezug fehlt leider. „History“ sucht man in dem Spiel vergebens. Das Spiel an sich überzeugt mit seinen Mechanismen. Es ist lobenswert, dass ein Autor den CDG Mechanismus für ein relativ einfaches und kurzes Spielerlebnis adaptiert hat. Für eine Handvoll Partien sicher eine Kauf- und Spielempfehlung. Auf Dauer wird das Spiel jedoch nicht genug Abwechslung bieten, denn dazu fehlen auch strategische Entscheidungen und Wege. Der Spielreiz nimmt sicher mit Kenntnis der Karten zu, dennoch ist es eher ein Taktikspielchen. Nichtsdestotrotz:Wer auf kurze und knackige Spiele steht, bei denen man mitdenken muss, macht hier nichts falsch. Warum ich keine 8 vergebe liegt an dem fehlenden historischen Bezug und den nicht vorhandenen Bildern/Grafiken auf den Ereigniskarten.


    Anmerkung: Wer das Spiel inklusive Erweiterung und Promokarte erwerben möchte, hat leider ein Problem. Beim Verlag ist das Spiel derzeit vergriffen.

    7 Mal editiert, zuletzt von Jimmy_Dean ()

  • Hallo mexo ,


    danke für deinen Beitrag. Habe den Verlag gerade herausgefunden: Frosted Games. Respekt:thumbsup: Der Verlag mausert sich anscheinend zum früheren deutschen Vielspielerverlag "Alea". Matthias ( darkpact ), ich drücke dir für deine Zukunft beide Daumen! Scheine in Zukunft ja zu deinen Stammkunden zu zählen :) Wird Zeit für eine Clubkarte:frieden:





    Vorweihnachtliche Grüße

    Marc

    Einmal editiert, zuletzt von Jimmy_Dean ()

  • Danke.

    Ich werde mal sehen was dir noch zusagt von dem was ich rausbringen will.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.

  • Hallo Matthias ( darkpact ),


    ich habe noch eine Frage zur deutschen Auflage. Wird sie auch die Erweiterung sowie die Promokarte enthalten? Wäre toll:pleased:


    Vorweihnachtliche Grüße

    Marc

  • Thread-Nekromantie!


    Habe vorgestern den Vetternkrieg zum ersten Mal gespielt und war ... überrascht. Als mein Gegenüber das auspackte, dachte ich "Oh nein"... die spielen in seiner Gruppe oft so hardcore-Excel-historische Spiele - und ich war zunächst SEHR abgeschreckt. Die erste Regelerklärung war dann auch etwa so. Rosenkrieg, Schlachtfelder, Würfel als Armeen... und dann die Realisation:


    Moment. Das ist doch einfach historisch angehauchtes Meiern!


    Und das verwirrt mich SCHWER. So einen Bluff-Mechanismus hab ich nicht erwartet. Extra dafür hab ich dann direkt Würfelbecher rausgeholt und dann war es ein SEHR unterhaltsames Spiel. Ich frage mich nur, ob es für mich den historischen Bezug, die Ereigniskarten und die ganze Befehlspunkte-Geschichte gebraucht hätte, oder ob nicht ein paar Schnäpse und NUR meiern ggf. unterhaltsamer gewesen wäre.