Macht doch was ihr wollt... [war: Die Zukunft von online ist offline?]

  • cristinus


    Guten Morgen,


    ich finde es grundsätzlich gut, dass du so eine soziale Einstellung hast. Du , wie viele andere auch hier, bist der Meinung, dass eine Gesellschaft wie unsere die "Faulen" aushalten sollte. Meine Frage ist jetzt an dich, wie du dann die "Leistungsträger" in unserer Gesellschaft fördern möchtest. Also, Personen, die eine Geschäftsidee haben und sich selbständig machen wollen. Die erwirtschaften in de Regel in den ersten 4-5 Jahren kaum Einkommen und arbeiten 60-70 Stunden in der Woche, ohne Urlaub, Auto, etc. Die leben sogar oft von der Hand in den Mund. Dennoch ackern die wie ein Berserker und schaffen langfristig auch Arbeitsplätze. Meine Frage also an dich: Wenn jemand, der nicht arbeitet, bereits 1000 Euro bekommt, dann sollte doch so ein Vorbildunternehmer bereits mit einer Untertsützung von 50.000 Euro im Jahr beginnen. Uns zwar schon mit Verfassen des Businessplans. Wie denkst du denn darüber? Bist du bereit, diese "Jungunternehmer" zu fördern und zu unterstützen?50.000 für die ersten 3-4 Jahre wäre sozial meiner Ansicht nach. Ist das denn auch noch in deiner Rechnung enthalten?


    Deine Gedanken dazu würden mich wirklich sehr interessieren.


    Vorweihnachtliche Grüße

    Marc

    Einmal editiert, zuletzt von Jimmy_Dean ()

  • @Jimmy_Dean


    Das sehe ich kritisch, da das nur zu den x-erfolglosen Ich-AGs führt, die wir schon einmal hatten. Es ist halt nicht jeder zum Unternehmer geboren.


    Andererseits gibt/ gab(?) es eine Förderung für Gründer in Höhe von x% des letzten Gehalts über 6-12 Monate. Ob es das noch gibt weiss ich aber nicht. Aber das finde ich deutlich zielführender, da damit Unternehmen von tendenziell erfahrerenen Leuten gegründet werden. Wobei der echte Gründer auch diese Förderung wahrscheinlich nicht beanspruchen wird.


    Dann gibt es außerdem auch noch den großen Markt der Wagniskapitalgeber. Am Ende soll mMn das Gründen schon mit Hürden verbunden sein - denn nur dann überlegt man sich auch, ob die eigene Geschäftsidee die Entbehrungen wert ist.


    Der Rest führt tendenziell nur zur Vernichtung von Arbeitsplätzen, da sich gerade im Dienstleistungsbereich plötzlich „Unternehmer“ tummeln, die zu absurden Preisen den Wettbewerb verzerren.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Guten Morgen,


    ja, die ICH AG´s waren ein Flop. Allerdings lag es auch daran, dass Beamte/Angestellte der Bundesagentur für Arbeit die "Businesspläne" bewertet haben. Mein damaliger Sachbearbeiter sagte wortwörtlich: Benutzen Sie den Businessplan, den ich Ihnen jetzt mitgebe und schreiben Sie den ab. Dann passt das auch mit der Förderung." Sorry, aber die Bundesagentur für Arbeit ist der größte Flop überhaupt. Wie viele Menschen die in die Privatinsolvenz geschickt haben, weiß kein Mensch.Dieser Laden müsste privatisiert werden. Wenn ein Hochleistungsunternehmen wie die Allianz diese Aufgaben der "Faulpelze" übernehmen würde, sähe es in Deutschland ganz anders aus.


    Die Förderung für Gründer, die du angesprochen hast, gibt es noch, allerdings reicht die nicht aus. Viele Unternehmer schreiben ja erst nach 3-4 Jahren schwarze Zahlen. Insofern sehe ich da eine riesige Lücke.


    Dein Vorschlag mit den "Businessangels" ist gut, aber die Gefahr besteht, dass der fremde Miteigentümer sich später als "Badangel" herausstellt und dann gibt es nur Theater. Habe da schon einige krasse Erfahrungen im meinem Umfeld mitbekommen. Aber dennoch: Gute Idee, wobei es unheimlich schwer ist, Kapitalgeber zu finden. Viele interessante Ideen kommen wirklich nicht zustande, weil die Finanzierung nicht klappt.Schade.


    Deiner letzten Aussage stimme ich zu. Das kann zu schädlichen Wettbewerbsverzerrungen führen. Wie man es besser macht, weiß ich gerade auch nicht. Dennoch bin ich der Meinung, dass es viel mehr Unterstützungen für die Leistungsträger in unserem Land geben muss.


    Was mir bei der ganze Unternehmerkritik hier zu kurz kommt, ist die Unterscheidung zwischen Aktiengesellschaften und unternehmergeführten Betrieben. Die ganzen Missstände, die immer wieder in der Öffentlichkeit auftauchen, sind fast immer Aktiengesellschaften. Die kann man einfach nicht mit Klein- und mittelständischen Unternehmen vergleichen.



    Gruß

    Marc

    2 Mal editiert, zuletzt von Jimmy_Dean ()

  • Das hat was damit zu tun, dass jemand in diesem Thread dauernd von Leuten spricht, die nicht arbeiten wollen, was aber eben nicht so einfach davon zu unterscheiden ist, dass sie nicht arbeiten / sich nicht um Arbeit kümmern können.

    Cardboard Games Master Race

    Einmal editiert, zuletzt von Exhibitchee ()

  • Was genau hat deiner Meinung nach Erlernte Hilflosigkeit mit Faulheit zu tun?

    Das was Du als Faulheit siehst, ist sehr häufig erlernte Hilflosigkeit.


    EDIT: Interessanterweise unterstützt Du diese Leute in ihrer Eigeneinschätzung perfekt. Wenn Du sie als Sozialschmarotzer beschimpfst, bestätigt das nur deren Sicht auf sich selber: Sie sind zu nichts zu gebrauchen.

    Nur als kleine Überlegung. :)

  • Danke für die Belehrung, keine weiteren Fragen ...



    Abschlussprüfung: Erlernte Hilflosigkeit bei Hunden. Aber schön, dass wir so sachlich drüber gesprochen haben ...

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Was genau hat deiner Meinung nach Erlernte Hilflosigkeit mit Faulheit zu tun?

    Das was Du als Faulheit siehst, ist sehr häufig erlernte Hilflosigkeit.


    EDIT: Interessanterweise unterstützt Du diese Leute in ihrer Eigeneinschätzung perfekt. Wenn Du sie als Sozialschmarotzer beschimpfst, bestätigt das nur deren Sicht auf sich selber: Sie sind zu nichts zu gebrauchen.

    Nur als kleine Überlegung. :)

    Hallo,


    ich stimme dir zu. Das Motto müsste fördern UND fordern heißen: Die Hobbybeschäftigungsmaßnahmen der Arge dienen ja leider nur dazu, Teilnehmer aus der Arbeitslosenstatistik herauszuhalten.Aber da diese Hobbymaßnahmen ja alle nur an die billigsten Anbieter gehen, müssen da halt schwachsinnige Dinge gemacht werden mit unqualifizierten Dozenten zu Dumpinglöhnen. Aber das ist leider staatlich gewollt. Gute Seminare mit guten Dozenten kosten das Doppelte, aber das hat der Staat für diese Personen nicht übrig. Klopper: Vor einigen Wochen hat die Arbeitsangentur sich an die Wirtschaftsjunioren gewendet, weil in der Nähe München ein Unternehmen insolvent gegangen ist. Für diese knapp 100 Leute würden Sie jetzt gute Unternehmer suchen, die individuelle Bewerbungstrainings anbieten. Die gibt es bei uns in Deutschland. Kein Thema. Und jetzt kommt es: Die Arge wollte glatte 18 Euro für eine Stunde zahlen. Na , da hätten Sie mal an der UNI in München einen Aushang machen können. Irgendein Student wäre da schon bereit gewesen ...Aber ganz ehrlich, da bin ich sprachlos. Fast 100 Menschen stehen vor dem Nichts und die Arge hat nicht mal 70 Euro die Stunde übrig, um Profis zu engagieren. Finde ich schockierend und traurig...


    Im Prinzip müsste auch schon in der Schule das Fach Wirtschaft von einem Unternehmer unterrichtet werden. Da würden viele Schüler von profitieren.Und da sehr viele Kinder gerade in problematischen Familien aufwachsen, sollten angehende Eltern in Deutschland grundsätzlich einen "Erziehungsführerschein" ablegen. Genau wie ein angehender Ausbilder erst dann ausbilden darf, wenn er den AdA Schein erworben hat. Wäre zumindest ein Ansatz, etwas zu verbessern.


    Soweit meine Gedanken dazu:peace:


    Gruß

    Marc

    2 Mal editiert, zuletzt von Jimmy_Dean ()

  • Hallo,

    erlernte Hilflosigkeit

    Darüber habe ich mir in den letzten Tagen auch Gedanken gemacht. Haben wir in den letzten zwei Generationen schlicht weg verlernt, überlebensfähig zu sein. Wenn ja - warum ist das so?

    Ich denke da an meine frühe Kindheit. Meine Familie war nicht "wohlhabend" - heute tät' man uns vermutlich als asozial "bewerten". Ein Einkommen vom Gatten, das für die fünf Kinder nicht reichte. Keinen fahrbaren Untersatz. Kindergarten - diese Bezeichnung gab es im Wortschatz nicht .

    Hatten wir Probleme? Eine eigene geringe Wertschätzung? Haben wir andere belasten wollen?
    Nein, nein, nein!
    Persönlich hatte ich die beste Kindheit im Vergleich mit vielen.

    Wie kam das? Wir wussten uns selbst zu helfen.
    Es gab eine Kuh, Schweine, Schafe, Geflügel, Fischfang, ein Jagdrevier, einen sehr großen ertragreichen Garten - ohne auch nur ein Bauernhof zu sein. Aber - wir waren autark - auch auf Grund der Gegebenheiten. Man wusste sich noch zu helfen.

    In den Siebzigern wurden die Lohnverhältnisse besser. Ein Auto angeschafft. Das Vieh weitestgehend abgeschafft. Die Frau ging und suchte die ihr persönliche Erfüllung in einer Lohnstelle. War das der Anfang des Erlernens der Hilflosigkeit? Wurde es von da an besser?

    Warum treffen wir heute auf so viel Hilflosigkeit? Auf Leute die Abhängig von Hilfen sind?
    Haben tatsächlich nur zwei Generationen gereicht, die Hilflosigkeit zu erlernen?

    Liebe Grüße
    Nils

  • Zumindest Dein Vater hatte eine Arbeit, die Euch ernährt hat und Ihr habt nicht von Stütze gelebt. Stimmts?

  • Das hat was damit zu tun, dass jemand in diesem Thread dauernd von Leuten spricht, die nicht arbeiten wollen, was aber eben nicht so einfach davon zu unterscheiden ist, dass sie nicht arbeiten / sich nicht um Arbeit kümmern können.

    Du darfst mich ruhig beim Namen nennen

    Das was Du als Faulheit siehst, ist sehr häufig erlernte Hilflosigkeit.

    Und dann fragst Du mich, was Erlente Hilflosigkeit mit Faulheit zu tun hat??

    Ich bin etwas erstaunt.

    Wäre ich an deiner Stelle auch. Das eine hat mit dem anderen nämlich kaum was zu tun. Faulheit ist per Definition nämlich keine Krankheit (kann aber Krankheiten auslösen, ja). Faulheit ist nicht gleich Antriebslosigkeit oder Prokrastination, also das Unvermögen sich zu betätigen (weil man beispielsweise krankhaft depressiv ist). Faulheit ist eine freiwillige Handlung. Ganz im Gegensatz zur erlernten Hilflosigkeit. Der Hund war nicht zu faul um über den Zaun zu springen, er war "traumatisiert", also konditioniert hilflos. Eine der 4 Möglichkeiten, wie Hunde und Menschen auf Stress reagieren, auch die 4 Fs genannt:


    Fight, Flight, Fiddle about und Freeze (einfrieren, sich nicht bewegen können). Das ist keine freiwillige Handlung, das ist Instinkt und/oder zwanghaft (kann nicht vermieden werden). Hilflos eben. Übrigens verdammt schwer zu therapieren.


    Wenn ich also Faule mit Schmarotzern gleichsetze, meine ich damit immer noch nicht Kranke (Burn-Out-Syndrom, Depressive usw.) sondern Leute, die arbeiten KÖNNTEN, aber freiwillig nicht WOLLEN. Und das hab ich auch mehr als nur ein Mal gesagt.


    Und wenn du Vondenburg dann diesen durchaus interessanten Beitrag teilst, bin ich - glaub es oder nicht- tatsächlich einfach daran interessiert, wie du zu dieser Meinung kommst. Der Beitrag ist ja durchaus nicht schlecht. Deine Schlussfolgerung war nur im Ansatz verkehrt, weil du Faulheit anders definierst als ich (oder meinetwegen auch die WHO etc.).


    Wer dann aber meint andere belehren zu müssen, sollte den Unterschied zwischen Faulheit, Erlernter Hilflosigkeit und Prokrastination kennen, bevor er ihnen unterstellt, dass sie keine Ahnung haben. Mein Zeugnis hab ich nur als Referenz gepostet, weil man mir die letzten Tage ja mehr als einmal gesagt hat, wie einfach gestrickt ich bin. Ganz so einfach gestrickt bin ich nicht, auch wenn ich es manchmal so raushängen lasse.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

    Einmal editiert, zuletzt von Bandida ()

  • Bandida Das Problem dürfte wohl sein "freiwillige Faulheit" zu beweisen. Wer heute zu einem Arzt geht kommt auch mit einer Diagnose heraus. Besonders wenn es um psychische Erkrankungen geht stehst du da schnell auf verlorenem Posten. Oder du musst so viel Geld für die Beweise hinlegen dass still Geld zahlen günstiger ist.

  • Zumindest Dein Vater hatte eine Arbeit, die Euch ernährt hat und Ihr habt nicht von Stütze gelebt. Stimmts?

    Nein - der Lohn des Vaters hat für die Ernährung der Familie nicht gereicht. Das war vor der Pille - keine Rede von einer Familienplanung - es waren auf einmal fünf zusätzliche Mäuler zu stopfen. :whistling: Der Viehbestand war kein Streichelzoo. Der Rasen im Garten hatte auch einen automatischen Mäher (Schafe). Der Keller war voll selbst gewonnener Lebensmittel. Richtig BIO! :rolleyes:
    Gab es in den Sechzigern sowas wie eine "Stütze"? Meine Eltern waren vielleicht zu stolz dazu. Wie beschrieben, haben die sich selbst geholfen. Beide Eltern kamen aber auch aus selbstständigen/wohlhabenden Elternhäusern. Die Großeltern waren Gastwirt und Schuster im jeweiligen Ort. Vielleicht ist meinen Eltern doch noch etwas Brauchbares mitgegeben worden.

    Liebe Grüße

    Nils

  • Das Problem dürfte wohl sein "freiwillige Faulheit" zu beweisen

    Das ist wohl leider so. Wobei so ein Amtsarzt ja schon häufiger mal ne andere Diagnose stellt als der Hausarzt. Da kann man dann aber auch wieder Interessenskonflikte anbringen.

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  • @Bandidat


    Cool down! Ich habe Dir weder unterstellt, keine Ahnung zu haben, noch habe ich Dich "belehrt". Nächstes Mal nachfragen, wenn Du befürchtest, dass ich Dir was unterstelle oder Dich "belehre". Normalerweise löst das dann solche Missverständnisse auf. Und meistens unterbindet das dann solche Eskalationen wie hier (und jemand sagte mir mal das wäre auch besser fürs Herz. Ob das stimmt, weiss ich nicht). :)

    Ach ja: Wenn ich denke, dass Du einfach gestrickt wärst, würde ich das sagen.


    Dann mal zu Deinem Text:

    Zitat

    Wenn ich also Faule mit Schmarotzern gleichsetze, meine ich damit immer noch nicht Kranke (Burn-Out-Syndrom, Depressive usw.) sondern Leute, die arbeiten KÖNNTEN, aber freiwillig nicht WOLLEN. Und das hab ich auch mehr als nur ein Mal gesagt.

    Jepp. Genau die meinte ich auch. Das sind genau diejenigen, die in der Schule bereits lernen wie ein Antrag auf Harz4 auszufüllen ist. Das sind dann auch diejenigen, die über die Eltern schon gezeigt bekommen, dass lernen und arbeiten nichts bringt, weil die Eltern schon keinen Job bekommen oder einen Job mit Aufstockung bekommen und teilweise von den Ämtern drangsaliert werden. Natürlich sind die Depressiv usw. und natürlich sind das jede Menge Leute gerade bei den Harz 4-lern. Und damit wir uns richtig verstehen: Wenn ich davon rede, dass die über die Eltern was gezeigt bekommen, dann heisst das nicht, dass die Eltern da aktiv dran schuld wären, sondern, dass bereits die Eltern in eine entsprechende Notlage reinmanövriert wurden.


    Also nochmal: Das was Du als Faulheit siehst, ist sehr häufig erlernte Hilflosigkeit. Dabei ist dann völlig egal was die WHO, das Finanzamt oder sonstwer als Definition für Faulheit hat.

  • Zumindest Dein Vater hatte eine Arbeit, die Euch ernährt hat und Ihr habt nicht von Stütze gelebt. Stimmts?

    Nein - der Lohn des Vater hat für die Ernährung der Familie nicht gereicht. Das war vor der Pille - keine Rede von eine Familienplanung - es waren auf einmal fünf Mäuler zu stopfen. :whistling: Der Viehbestand war kein Streichelzoo. Der Rasen im Garten hatte auch einen automatischen Mäher (Schafe). Der Keller war voll selbst gewonnener Lebensmittel. Richtig BIO! :rolleyes:
    Gab es in den Sechzigern sowas wie eine "Stütze"? Meine Eltern war vielleicht zu stolz dazu. Wie beschrieben, haben die sich selbst geholfen. Beide Eltern kamen aber auch aus selbstständigen/wohlhabenden Elternhäusern. Die Großeltern waren Gastwirt und Schuster im jeweiligen Ort. Vielleicht ist meinen Eltern doch noch etwas Brauchbares mitgegeben worden.

    Liebe Grüße

    Nils

    Jupp. "Stütze" gab es seit den 50-er. Nannte sich früher Sozialhilfe. Du hast mit dem Geld der Sozialhilfe und dem Arbeitslosengeld sogar mehr kaufen können also heutzutage mit Harz4. Kann aber natürlich durchaus sein, dass Deine Eltern dafür zu stolz waren... oder aber für die damaligen Zeiten genug hatten, um ihren Lebensstandard zu halten.

    Einmal editiert, zuletzt von Vondenburg ()

  • Also nochmal: Das was Du als Faulheit siehst, ist sehr häufig erlernte Hilflosigkeit. Dabei ist dann völlig egal was die WHO, das Finanzamt oder sonstwer als Definition für Faulheit hat.

    Nein eben nicht. Dazu bräuchten wir erstmal eine gemeinsame Defintion von Faulheit, sonst sprechen wir hier (was wir leider die ganze Zeit tun) von zwei völlig verschiedenen Dingen. Wenn ich Kranke ausschließe und du mit einschließt, reden wir nicht von derselben Gruppe Mensch. Wenn du dann sagst, Faule wären auch depressiv und deswegen faul, ist das doch was völlig anders, als wenn ich sage, jemand ist freiwillig von sich aus faul (ohne depressiv). Ursache und Symptom, bzw. Ursache und Wirkung. Es gibt ja auch nicht nur faule H4'ler. Genauso gibt es Faule aus gutbürgerlichem Haus, aus Arbeiterfamilien ... Die haben sich das Faulsein weder bei den Eltern abgeguckt, noch wurde es ihnen antrainiert. Die sind weder krank noch behindert. Die handeln rational nach dem ökonomischen Prinzip (in diesem Fall mit geringstem Einsatz vorgegebenes Ziel erreichen).


    Solange Mombasa für dich ein Kennerspiel ist und für mich ein Absacker, wird es schwierig darüber zu streiten, für welche Zielgruppe das Spiel geeignet ist.


    Was ich aber nicht abstreiten will: ich persönlich würde auch bis zu einem gewissen Grad welchen von denen mit der anerzogenen Faulheit das Geld kürzen. Sprich ich würde sie zwingen arbeiten zu gehen oder ihnen das Geld kürzen. So schwer traumatisiert sind die auch alle nicht. Manche brauchen auch einfach ne Konfrontationstherapie, was ja durchaus auch von beispielsweise ehemaligen Obdachlosen etc. gesagt wird. Dass sie einfach n Anschubser brauchten, bevor sie wieder handlungsfähig waren.


    Falls du mich jetzt fragst, wer das entscheiden soll, ob krank oder faul oder was auch immer: berechtigter Einwand. 100%ig werden dabei nicht ausschließlich gerechte Entscheidungen getroffen. Das Leben ist nicht immer fair. Und auch wenn sich das jetzt wieder so abwertend dahingeklatscht anhört: ich wüsste keine gerechtere Lösung, die alle Seiten vollstens zufrieden stellt. Deswegen zieh ich meine Grenze, du wahrscheinlich irgendwo anders deine Grenze und zu entscheiden hab Gott sei Dank nicht ich es.

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  • Was allerdings Menschenhass mit dem Verständnis von Zusammenhängen und der Bereitschaft sich sensibilisieren zu lassen zu tun hat, das würde ich auch gerne noch wissen.

    Was ich meinte: Wer eher davon ausgeht, dass die meisten Menschen Vollidioten sind, möge das „viele“ durch „wenige“ ersetzen. Wer die meisten Menschen für einsichtsfähig hält, möge halt „die meisten“ einsetzen.

    Die misanthropischen Züge äußern sich bei mir im Regelfall so, dass ich in die erste Kategorie falle. [Nein, nicht die der Vollidioten ;) ]


    Ihr wirkt aber nicht intelligenter, nur weil ihr dauernd mit Quantoren und Eskapismus um euch werft. Auch wenn ein großer Wortschatz Aussagen abkürzt: es wirkt an manchen Stellen nicht nur überheblich, sondern erschwert auch vielen das Verständnis.

    Wenn sich in meinen Texten Fremd- oder Fachwörter finden oder gar häufen, kann das folgende Gründe und Ursachen haben: Ich habe schon als Teenie u. a. die ZEIT und Fachzeitschriften gelesen. Das prägt und es bleibt über kurz oder lang entsprechendes Vokabular hängen. Selbiges gilt beim Erlernen von Fremdsprachen (bei mir Englisch und Latein). Wenn sich dazu noch ein gewisses Faible für eine derart gefärbte Ausdrucksweise gesellt, kann das für die Umwelt schon mal nervig werden. Ich habe noch heute das „Sprich doch mal Deutsch!“ meines Vaters in den Ohren, wenn’s mal wieder zu viel wurde ;) On top gab’s bei mir dann noch eine „klitzekleine“ Dosis Informatik angereichert mit BWL, den damit einhergehenden Begrifflichkeiten und auch wieder viel, viel Englisch. In den letzten Jahren wurde durch mein unmittelbares Umfeld dann noch mit Medizinersprache garniert.


    So hat sich ein Kauderwelsch entwickelt, welches mich häufiger mal rätseln lässt, was denn jetzt ein geeigneter deutscher Begriff als Alternative wäre. Mir fallen zu oft ad hoc schlicht keine anderen, einfacheren (deutschen) Worte ein. Wenn ich dann gerade nur wenig Zeit habe und einfach runterhacke, mache ich mir meist keine größeren gar keine Gedanken über die Wortwahl und tippe das, was mir in den Kopf schießt oder auf der Zunge liegt. Schnell tippen zu können, ist dann auch eher kontraproduktiv. Mir fällt es ehrlich gesagt richtig schwer, über Sprache wirklich nachzudenken. Ich kann den Sprachbildungsprozess überhaupt nicht fassen. Es gibt Dinge, da merke ich förmlich, wie ich nachdenke. Sprache läuft aber so automatisiert ab. Das ist einfach Wahnsinn.


    Ich weiß sehr wohl, dass das alles durchaus zulasten der Verständlichkeit gehen kann. Verhindern ließe sich das wahrscheinlich nur durch mehr Aufwand, den ich aber nicht immer leisten kann und manchmal auch gar nicht leisten mag. Meine sprachlichen Absonderlichkeiten beschränken sich leider auch nicht auf’s Tippen von Texten, sondern passieren mir auch im alltäglichen Sprachgebrauch immer wieder. Insbesondere bei manchem englischen Begriff muss ich für eine gute und passende deutsche Alternative oft wirklich angestrengt überlegen. Wenn ich mehr deutsche Literatur genösse, wäre das vielleicht anders. Aber mein Medienkonsum ist nun mal hochgradig EN-lastig (> 80 % bei Filmen, Serien und www).


    Insofern lebe ich damit, noch häufiger nicht wie gewünscht verstanden zu werden, als meine manchmal komplizierte Ausdrucksweise sowieso schon verursacht ;) Wenn mir das jemand als Arroganz auslegt, ist mir das ehrlich gesagt egal. Mit dem Vorwurf lebe ich schon so lange ich (auf gescheitem Niveau) denken kann. Mal trifft das sicher zu, aber oft genug gibt es andere Gründe, warum ich arrogant wirke. Ein kanadischer Woodworker hat das vor einer Weile mal ganz passend in einem seiner youtube-Videos erklärt: Am I arrogant?


    Oh, was den Quantor angeht: Warum mir ausgerechnet ein Begriff aus einem eher esoterischen Bereich wie der Prädikatenlogik eingefallen ist, mit dem ich obendrein nur wenig am Hut hatte und auch nur höchst selten überhaupt noch etwas zu tun habe, kann ich echt nicht sagen. Ein einfaches "durch ein anderes Wort“ hätte es ja auch getan. Wie geschrieben: Es erschließt sich mir nicht, wie sich (meine) Sprache bildet, und es fasziniert mich stets auf’s Neue. Zeit für’s nochmal drüber lesen hatte ich gestern morgen jedenfalls nicht. Deshalb auch die - für meine Verhältnisse - recht verzögerte Antwort.


    Wer sich nach all dem jetzt denkt „Der yze hat echt einen an der Waffel.“, der hat wahrscheinlich einfach Recht :) Auch mit diesem (Vor-) Urteil lebe ich schon länger ;)


    PS: Guter Indikator für wenig Zeit: Keine Änderung nach dem Absenden. Meist lese ich noch mal drüber und korrigiere hier und da noch etwas. Wenn das nicht geschieht, dann eher aus Mangel an Zeit als aus Mangel an Notwendigkeit ;)


    Wir müssen uns noch viel mehr Sand ins Getriebe dieses System werfen, um es zu ändern. Sei Realist, versuch das Unmögliche...

    Sei unbesorgt, ich gebe mir da durchaus Mühe. Ich versuch’s nur meist eher subtil - jedenfalls in Gesprächen ;)

  • yzemaze

    Interessant, interessant


    Naja, ich mag deine Waffel trotzdem. Genau wie die unserer Literaturwissenschaftlerin Pikmin, die wohl auch nicht angeben will, sondern nur nicht weiß wohin mit all den schönen Worten in ihrem Kopf :lachwein:


    Eskapismus wird übrigens mein Wort des Jahres :blumen:

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  • Bandida:

    Zitat

    Nein eben nicht. Dazu bräuchten wir erstmal eine gemeinsame Defintion von Faulheit, sonst sprechen wir hier (was wir leider die ganze Zeit tun) von zwei völlig verschiedenen Dingen. Wenn ich Kranke ausschließe und du mit einschließt, reden wir nicht von derselben Gruppe Mensch. Wenn du dann sagst, Faule wären auch depressiv und deswegen faul, ist das doch was völlig anders, als wenn ich sage, jemand ist freiwillig von sich aus faul (ohne depressiv). Ursache und Symptom, bzw. Ursache und Wirkung. Es gibt ja auch nicht nur faule H4'ler. Genauso gibt es Faule aus gutbürgerlichem Haus, aus Arbeiterfamilien ... Die haben sich das Faulsein weder bei den Eltern abgeguckt, noch wurde es ihnen antrainiert. Die sind weder krank noch behindert. Die handeln rational nach dem ökonomischen Prinzip (in diesem Fall mit geringstem Einsatz vorgegebenes Ziel erreichen).

    Ich dachte wir reden hier aber darüber, ob Harz4-er eine Arbeitstelle annimmt oder nicht, oder? Wenn Du über allgemeine Faulheit, die jeder zu gewissen Graden hat, reden willst, dann bitte. Allerdings werde ich mich dann verabschieden. Nicht mein Thema. :)


    Zitat

    Was ich aber nicht abstreiten will: ich persönlich würde auch bis zu einem gewissen Grad welchen von denen mit der anerzogenen Faulheit das Geld kürzen. Sprich ich würde sie zwingen arbeiten zu gehen oder ihnen das Geld kürzen. So schwer traumatisiert sind die auch alle nicht. Manche brauchen auch einfach ne Konfrontationstherapie, was ja durchaus auch von beispielsweise ehemaligen Obdachlosen etc. gesagt wird. Dass sie einfach n Anschubser brauchten, bevor sie wieder handlungsfähig waren..

    Da gab es bei den Krautreportern einen interessanten Artikel zum Thema: "Die permanente Diskriminierung armer Menschen, verständlich erklärt". Da wird erklärt wieso das ein Fehlschluss sein kann:


    "Studien zeigen immer wieder, dass Menschen, die unter Druck stehen, keine guten (finanziellen) Entscheidungen treffen. Unser derzeitiges Sozialsystem ist aber auf Druck aufgebaut. Wer Hartz IV bekommt, muss beweisen, dass er sich bewirbt, selbst wenn diese Bewerbungen aussichtslos sind, weil das Jobprofil nicht stimmt, er muss sich abmelden, wenn er seine Stadt verlässt und muss damit rechnen, dass ihm die Hilfe gekürzt wird, wenn er sich nicht an all diese Auflagen hält, im Zweifelsfall komplett. Gerade wurde ein Fall bekannt, in dem ein Hartz-IV-Empfänger ein Einnahmenbuch führen musste – über die Einnahmen, die er beim Betteln auf der Straße hatte. Es stimmt also nicht, dass in Deutschland niemand auf der Straße stehen muss. Diesen Druck zu verringern, könnte armen Menschen dabei helfen, ein besseres Leben zu führen."

    (Wenn Du den vollen Artikel lesen willst, kommst Du aber leider um ein Probeabo nicht drumrum)

  • Und ich dachte wir reden darüber, ob wir Faulen das Lenzen ohne Gegenleistung finanzieren (BGE). Oder ob es zumutbar ist, dass sie dafür etwas tun.


    Ich sage nicht, dass das System perfekt ist.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Wie süß! :love:

    Nein, in der Tat, das will ich nicht. Babbel nur wie mir der Schnabel gewachsen is und achte dabei weder aufs Auslassen noch aufs Einfügen irgendwelcher Wörter, seien es Mundart, Anglizismen, Xenologismen :P oder was auch immer. Ist in keiner Weise irgendwie "gemeint", es kommt halt wie es kommt, einiges deckt sich mit yzemazes Ausführungen.

    I wish I had a friend like me