[2017] Nusfjord - Ersteindruck: Solide Kost für Aufbaufans

  • 60 Minuten für eine Partie? Zu fünft vielleicht. Wir brauchen aktuell ~35 Minuten, solo circa 20 würde ich schätzen. Einfach vorher die Zeit nehmen und jedem alle Karten 2x laut vorlesen, dann spart man sich viel Lesezeit während des Spielens sowie hat gleich alle eventuellen Rückfragen geklärt. Im Notfall können sich auch alle nebeneinander setzen, wenn man einen langen Tisch hat, und einer ans Eck. Dann gibt es auch beim Rückversichern der Texte keine Probleme (als dass jemand auf dem Kopf lesen müsste, wie du geschrieben hast).

    Thema ist btw bei Rosenberg doch immer sekundär - finde das fast etwas picky, sowas bei ihm anzukreiden. Und die Sammlung von Selbstreferenzen stimmt zwar, die Anteile sind jedoch komplett neu, was du leider gar nicht angesprochen hast. Schade.


    Ansonsten schöner Bericht. Finde auch die Einbindung der kleinen Bilder bei dir immer sehr cool. Hoffe du behälst das bei. Schade dass dir Nusfjord nicht so gut gefallen hat wie mir und vielen anderen :)

    Lg

  • Okay, danke für die Klarstellung bezüglich des Themas :) Noch zum Abschluss dazu: wie gefällt dir Agricola? Hat ja mit den Karten noch recht viel Thema im Vergleich. Oder zumindestens kann man sich leichter etwas hineindeuten ;) Und bei Odin war der Almanach sehr toll - das Spiel selbst ist ja ebenfalls sehr mechanisch, daher wohl leider auch eher schwierig für dich :/


    Bin von 2er oder 3er-Partien ausgegangen. Dass man Nusfjord besser nicht zu 4t oder 5t spielen sollte, hat MetalPirate ja mittlerweile schon mehrfach in verschiedenen Threads treffend ausgeführt :)

    Lg

  • Meine Frau und besitzen und spielen sehr gerne Ora et Labora, Caverna und Ein Fest für Odin. Alle drei Spiele sprechen uns total an.

    Wir reden stundenlang nach ein Partie Ein Fest für Odin.

    Nusfjord dagen hat uns nicht angesprochen. Wir sind sehr gespannt auf Reykholt.


    Vielen Dank für den ausführlichen Ersteindruck.

  • Gleichzeitig finde ich das solitäreske an seinen Spielen, das nebeneinander-her-optimieren ganz schlimm.

    Ich fand grad bei Nusfjord die Anteile und die Fische für die Ältesten überraschend interaktiv: Wenn ich Fische serviere, ermögliche es anderen, sie zu benutzen. Un bei den Anteilen komme ich schnell zu viel Gold, muss die Anteile aber danach mit Fisch bedienen, wenn ich sie nicht selbst zurückkaufe.


    Aber natürlich sind die Uwe-Spiele insgesamt nicht die interaktivsten. :)

  • Nusfjord hat mich auch ein wenig zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits finde ich die relativ überschaubare Spielzeit positiv, aber andererseits ist es auch mir ein wenig zu solitär und unspannend.


    Die Ausstattung fand ich in Ordnung, daran habe ich nichts auszusetzen, bis auf die wirklich winzigen Goldmünzen. Da hätte man die Ablagen gerne doppelt so groß machen dürfen und die Münzen dementsprechend auch.


    Bei manchen Anschaffungen, bei denen man Schiffe zum Erwerb abgeben muss, hätte auch dies ein wenig deutlicher hervorgehoben werden können. In der Erstpartie haben wir das zweimal übersehen, dass neben anderen Dingen auch noch ein Slup oder eine Kogge hätten abgegeben werden müssen. Das wurde erst später entdeckt und dann konnte man den Zug nicht mehr rückabwickeln. Das ist etwas unglücklich dargestellt.

  • Ich persönlich finde Nusfjord auch viel zu hässlich, textlastig, kurz: unschön.

    Das ist bei Ein Fest für Odin irgendwie nicht so, auch wenn das Spiel ja eigentlich eine abstrakte Puzzelei ist. Schwer zu sagen.

    Auch die Kritik am winzigen Geld bei Nusfjord höre ich nicht zum ersten Mal...

  • Für mich ist die Überraschung eher, dass es mit den Aktien und der kollektiv zu befüllenden bzw. zu entleerenden Tellerleiste zwei schöne und außerdem hochgradig interaktive Elemente drin hat, die eben keine Selbstreferenzen sind. Ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße, Rosenberg-untypisch sind die Fokussierung auf nur drei Ressourcen (anstatt Materialschlacht) und die Enge beim Worker Placement anstelle des "jeder bekommt irgendwie, was er will, nur evtl. etwas schlechter/teurer" bei Ein Fest für Odin.


    Was natürlich absolut Rosenberg-typsich ist, sind die strategischen Komponenten. Ein Haufen Möglichkeiten, diverse Boni und Endwertungseffekte, die man über Gebäude erwerben kann, und man muss passende Kombos und Synergien finden. Aber genau das will man doch haben, wenn man ein Rosenberg-Spiel kauft, das ist nun mal sein Spieldesign, seine Stärke als Autor. Nach mittlerweile einigen Spielen sage ich: die Balance passt, in den Kartendecks ist schön viel Variation drin, es gibt viele strategische Möglichkeiten zu entdecken. Die meisten neuen Spiele kommen nicht so schnell so oft auf den Tisch.


    Alles in allem finde ich Nusfjord sehr gelungen. Ich bin positiv überrascht. Mit ein paar kleineren Schwächen kann ich gut leben. An die etwas biedere Aufmachung gewöhnt man sich schnell (lieber keine hübsche Grafik auf den Karten, aber dafür der Text in vernünftiger Größe), die Mini-Goldmarker sind schnell mit Metallmünzen oder gelben Holzscheiben ersetzt, und was dann bleibt, ist ein wunderbar flottes, interaktives, toll auf den Punkt gebrachtes Rosenberg-Strategiespiel, das auch in vernünftiger Zeit auf- und wieder abgebaut ist. Darf bei mir in der Sammlung bleiben und hat dort das überladene Ora et Labora rausgekickt.

  • Nach mittlerweile einigen Spielen sage ich: die Balance passt,

    Ich habe inzwischen 2-3x gehört, dass der 4. Spieler der ersten Runde im Nachteil sein soll, weil als einziger keinen Ältesten anheuern kann. Ich glaube das erstmal nicht, da Uwe Rosenberg sicherlich nicht so einen offensichtlichen Fehler ins Spiel einbauen würde.

    Aber dennoch: welche gleichwertige Aktion kann der 4. Spieler denn machen?

  • Ich sehe nicht, dass man mit der ersten Aktion unbedingt einen Ältesten anheuern müsste. Wer als erstes Holz hackt, hat den ersten Zugriff auf Gebäude, die Holz erfordern bzw. kann zuerst Schiffe bauen. Wer als erstes gleich eine Aktie ausgibt, hat (idR) den ersten Zugriff auf Gebäude, die Gold erfordern (oder kann sich auf dem Aktienmarkt betätigen mit weiteren Ausgaben und Rückkäufen; so lange die anderen kein Gold haben, sind ihnen dort die Hände gebunden). Manchmal gibt's auch Gebäude, die nur Fisch brauchen, und auch das kann sich im ersten Zug lohnen und eine passende Strategie ergeben.


    Das Einzige, was für mich überhaupt nicht passt, ist die Spielerreihenfolge im 5er-Spiel. Die ist für mich komplett daneben, da müsste unbedingt ein Startspielerausgleich her, sonst ist das völlig unbalanciert.