Warcraft - Das Brettspiel

  • WarCraft - Das Brettspiel


    Hallo,


    da Blizzard aktuell WarCraft 3 wieder aufleben lässt und in den nächsten Tagen eine große News bezüglich der Serie ansteht, bin ich über das dazu passende Brettspiel von FFG aus dem Jahr 2012 gestolpert . Ich habe mich nun ein bisschen eingelesen und weiss zumindest, dass man es möglichst nur mit Erweiterung spielen sollte. Deutsches Regelwerk ist problemlos zum Grundspiel zu bekommen, für die Erweiterung jedoch nur auf Englisch.

    Auch YouTube ist zu diesem Thema eher spärlich informativ ;)

    Daher meine Frage: Wer hat das Spiel schon einmal gespielt und kann etwas dazu schreiben? Speziell eure Meinung interessiert mich, da man beides für Rund 80€ gebraucht bekommt. Lohnt sich diese Investition oder habt ihr Alternativen wobei Setting und Gameplay ähnlich gelagert sein sollten.


    Danke schon mal für eure Antworten.

  • Ich hatte das Spiel mal, samt Erweiterung.

    Prinzipiell ist es sehr schick. Die Figuren sind halt abstrakte Holz-Spielsteine, was auch häufig kritisiert wurde:

    - Krieger sind Männchen

    - Fernkämpfer sind kleine Katapulte

    - Flieger sind Drachen (oder Eichhörnchen, je nach Blickwinkel ^^)

    Da aber die Fraktionen nun nicht mit Katapulten, sondern eben Elfenbogenschützen o.ä. rumlaufen, und auch nicht Drachen als Flieger haben, wirkten die oft unthematisch. Immerhin hat man kleine Entwicklungskärtchen, auf denen das Bild der EIGENTLICHEN Einheit zu sehen ist.

    Dazu kommt ein Mix aus Glück und berechenbarer Strategie. Insbesondere aber der Abbau der Ressourcen erfolgt per Würfel, und oftmals ist es besser, wenn man am Anfang drei Ressourcen bekommt, auch wenn dann die Quelle erschöpft ist, als nur eine Ressource - der Gegner überrollt einen dann einfach. Denn der Kampf ist recht mörderisch, insbesondere durch die Sonderfähigkeiten einiger Einheiten.


    Schlecht ist es nicht, aber es gibt auch bessere Spiele mittlerweile, finde ich...

  • Mir und meiner Frau gefällt es gut.

    Es wird nicht oft gespielt, dennoch würde ich es aber nicht hergeben wollen. Auch wenn es hinsichtlich der Spielmechanik sicherlich etwas angestaubt ist und die Komponenten im Vergleich zu aktuellen Spielen recht simpel gehalten sind, so macht es doch immer wieder Spass zu spielen. Die Völker spielen sich unterschiedlich, das Setting kommt gut rüber, es ist eine nette Kombination aus Aufbau, Leveln (mit Erweiterung), Taktik und Strategie.


    Es hat allerdings auch einige grobe Schwächen, um die man wissen sollte und die man gegebenenfalls hausregeln muss. Da wäre zum Einen die Rohstoff-Sammel-Problematik. Die Variante des Grundspiels kann zu sehr grobem Ungleichgewicht zwischen den Spielern führen und im schlimmsten Fall dazu, dass ein Spieler innerhalb kürzester Zeit alle seine Rohstoffquellen erschöpft hat (und damit effektiv aus dem Spiel ist). Mit der "Euro-Variante" aus der Erweiterung (jeder Arbeiter generiert einen festen Ertrag) hat sich das erledigt, aber es geht Stimmung verloren (subjektiv) und das Spiel kann sich endlos ziehen. Wir nutzen für gewöhnlich die Variante mit verdeckten Rohstoffen (ein Rohstofflager hat eine gewisse Menge, wenn die abgebaut ist, ist es erschöpft) in Kombination mit Auswürfeln. Damit hat jeder erstmal eine mehr oder weniger gute Basis, die Spieldauer ist begrenzt, und es gibt ausserdem auch Grund für Expansion.


    Schwäche Nummer 2 ist Kingmaking.

    Das Kampfsystem ist gut und funktioniert wunderbar. Aber Verluste müssen erstmal wieder ersetzt werden, und zwei geschwächte Armeen werden dann gerne mal Opfer einer dritten, noch frischen Armee. Insbesondere am Anfang (oder nach längerem Nichtspielen), wenn das Taktieren wann ein Kampf verloren werden sollte, noch oder nicht mehr so präsent ist. Deshalb am liebsten zu zweit oder zu viert, zu dritt kommt es sehr auf die Mitspieler an. Kann auch sehr gut sein, kann aber auch zu einem endlosen kalten Krieg führen.


    Schwäche Nummer 3: Die Helden.

    So cool sie auch sind, und so sehr das Spiel mit ihnen Spass macht, die Helden sind kein No-Brainer. Das liegt vor allem daran, dass die Erweiterung zwar die Balance der Völker richtet, dies aber nur, solange die Helden nicht dabei sind. Mit den Helden kippt es wieder. Will man sie inkludieren, unbedingt darauf achten, dass sie in ihrem Powerlevel ungefähr ausgeglichen sind. Den Daemon Hunter der Elfen kann man mal ausprobieren, wir spielen ihn nicht mehr. Viel zu stark im Vergleich zu allen anderen.


    Man sollte sich ausserdem darüber im Klaren sein, dass es kein "Feel-Good"-Spiel ist.

    Player Elimination ist ein Thema, und es gibt keine Catch-Up-Mechanismen, wenn man am Boden liegt, sondern noch einen Tritt in die Weichteile hinterher.


    Kann man damit leben, ein sehr gutes Spiel, und imho zu Unrecht etwas untergegangen.


    Wir bevorzugen beide Warcraft - The Boardgame gegenüber Runewars (beide jeweils mit Erweiterung). Runewars ist letzten Endes nur ein aufgeblähtes Warcraft mit hübscheren Komponenten, ver-eurofizierten Spielmechanismen, das mit mehr Zeit- und Regelaufwand imho weniger Atmosphäre erzeugt (weil viel mehr Fokus auf die diversen Mechanismen gelegt werden muss). Dafür bekommt man aber mehr Kontrolle, moderne Spielmechanik und bessere Balance.

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Welches Spiel meinst du konkret, denn ich die WOW spiele die ich kenne sind alles deutlich älter als 2012?

    Danke für den Hinweis und die schnelle Antwort. Ich habe den Link im Eingangspost ergänzt.


    Puh, ihr macht mir eine Entscheidung jetzt nicht gerade einfacher. :D Ein Bekannter hat Runewars was ich jetzt noch nicht kenne... Sollte ich das mal ausprobieren?

    Sind denn die WOW Spiele besser? Denn primär würde es mir um das WarCraft Universum in Brettspielforn gehen...

  • Also ich kann das WC3 Spiel als reines Zweipersonenspiel empfehlen. Gerade wenn beide Spieler das Spiel öfter gespielt haben, kann es teilweise sogar schachartige Züge bekommen, da man eben meistens nicht "rusht" (um mal bei dem WC3 Slang zu bleiben) sondern behutsam creept, um dann am Ende einen großen Stellungskrieg zu führen - bei dem Positionierung der Einheiten das A und O ist.

    Die Schwächen wurden oben gut beschrieben. Grade das Rohstofffarming ist glücksabhängig. Das Spiel ist aber nicht besonders lang, sodass man mit dem Glücksanteil leben kann. Einige Creeps sind auch deutlich stärker als andere, sodass man beim creepen am Anfang auch Pech haben kann.

    Der Standard-Hero im PC Spiel der Humans (Archmage) ist übrigens im Brettspiel sehr schwach - aber die Unbalance wurde ja oben beschrieben.


    [Tom] hat s ganz gut im letzten Satz gesagt: Es ist cool (grade wenn man das Setting mag) aber es gibt sicherlich bessere Spiele heute.


    Runewars ist vom Gefühl (zumindest als Zweier) sogar recht ähnlich nur deutlich komplexer und vielschichtiger. Starcraft ist cool, aber (mal abgesehen von der Lizenz) ist Forbidden Stars mMn das gereiftere Spiel.

  • Ich würde das (noch ältere) #Battlemist von FFG vorschlagen. Das ist thematisch ähnlich.

    Auf den ersten Blick sieht es nach "Siedler von Catan" aus, hat aber eher was von "Twighlight Imperium" (eins).

    Da buhlen dann die (leicht asymmetrische) klassischen Völker um die Vorherrschaft. Zwerge habe Vorteile im Gebirge und die solidere Infantrie. Untote haben keine Verletzten und somit tendenziell länger was von der Armee, wenn der Kampf mal länger dauert. Elfen haben Vorteile im Wald und (Überraschung!) die besseren Bogenschützen. Usw...

    Ja, es gibt Plättchen statt Minis, kann man ja ersetzen, wenn man will.

    Zudem muss man Aufbau mit Rohstoffen betreiben, Helden auf Quests schicken, Einheiten durch die Gegend schieben und am Anfang das Land zusammenpuzzeln.

    Und wie es der Zufall will, kann man bei mir noch ein gebrauchtes Exemplar erwerben. ;)

    Vielspieler im Körper eines Gelegenheitsspielers

  • Ich würde die WarCraft- respektive World of WarCraft-Spiele generell eher in die Ecke "Nischenspiele" stellen.

    Sie sind nicht schlecht, aber es kommt bei allen sehr darauf an, worauf du bei Spielen Wert legst. Wenn es dir in erster Linie um epische Erlebnisse (wobei das triumphante Siege ebenso einschliesst wie krachende Niederlagen) und das Eintauchen in das Setting geht, Mechanik erst an zweiter oder dritter Stelle folgt, dann sind es gute Spiele.


    Wenn dir aber Spielmechanik, gute Balance und Entscheidungsdichte (d.h., wie wichtig und wieviel Entscheidungen sind pro Zug zu treffen) wichtig sind, dann würde ich eher Abstand davon nehmen. Sie haben alle mehr oder weniger eklatante Schwächen, und keines davon ist so rundgeschliffen, dass es wirklich "massentauglich" wäre.


    WarCraft habe ich ja oben schon beschrieben.


    World of WarCraft - The Boardgame ist ein Monster mit massivst Downtime (30+ Minuten sind nicht ungewöhnlich, vor allem später im Spiel), unendlich viel Material und wirklich langer Spielzeit (8-12h). Der Charakteraufbau ist unglaublich gut und macht enorm Spass, aber es wird irgendwann schwierig, auch nur den Überblick über die Fähigkeiten der Mitspieler im eigenen Team zu behalten. Gegen Ende hat jeder zig Fähigkeiten, macht alles Mögliche mit den Würfeln, und man hat keine Ahnung, warum und wieso. Ist aber auch egal, weil man eh nur darauf wartet, dass man seine eigenen zig Fähigkeiten anwenden kann. 1-2 mal im Jahr ein "Spielevent", das ich wohl nur sehr selten ablehnen würde.


    World of WarCraft - The Adventure Game ist ein zweischneidiges Schwert. Anfangs spielt es sich sehr schön, man abenteuert vor sich hin, legt den anderen hier und da mal einen Stein in den Weg, kämpft, levelt auf, reist herum. Und dann geht es irgendwann auf's Spielende zu und es wird mühsam. Man legt sich grössere Steine in den Weg, kämpft auch mal gegeneinander. Was nicht schlimm wäre, wenn es denn trotzdem noch weiterginge - was es aber nicht immer tut. Manchmal ja, dann war es ein gutes Spiel. Manchmal nicht, dann nervt man sich irgendwann nur noch gegenseitig, weil niemand mehr wirklich vorwärts kommt - nur die Zeit, die macht weiterhin gute Fortschritte. Kleiner Haken ist ausserdem die sehr eingeschränkte Anzahl an Helden (nur 4) - will man mehr, muss man diese extra kaufen. Würde ich nur kaufen, wenn man Lust auf ein solches Spiel hat und es billig bekommt. Wird bei uns alle Jubeljahre mal gespielt, aber die anderen beiden WarCraft-Spiele sind definitiv besser.

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Ich bin froh alles zu Hause zu haben, was für WoW-The boardgame je erschienen ist. Also Grundspiel und erste Erweiterung in Deutsch, zweite Erweiterung in English. Ich kann der Kritik aber auch zustimmen: die Downtime ist gerade mit Neulingen unerträglich. Man hat zwar auch außerhalb des eigenen Zuges genug zu überlegen, aber pro Runde spielt nur eine Fraktion und die andere schaut zu.


    Dafür gibt es allerdings auch Solo- bis 3 Spielerregeln, die einfach eine Fraktion überspringen. Damit ist das Spiel voll kooperativ und super :)

  • Die ist auch nicht angedacht. Vieles in woW orientiert sich tatsächlich an der Vorlage.


    Edit: "was für Brettspiele in erster Linie unüblich erscheint" vergessen.


    Edit2: oder um es anders zu sagen: GFG hat damals scheinbar mehr darüber nachgedacht, einen möglichst detailgetreuen analogen Ableger zu erstellen, als ein rundes Brettspiel.

  • Falls Interesse besteht, ich hätte ein Warcraft Brettspiel + Erweiterung abzugeben (40€). Grundspiel und Erweiterung sind in deutsch.

    Autor von: Deep Dive (Logis), Quaki (Beleduc), Papaya Boats (Piatnik)

  • Welche Erfahrungen hast du mit Hausregeln gemacht? :/

    [...] Demon Hunter der Nachtelfen, der auf Level 3 völlig überpowert ist. [...] Ork Blademaster und der Untoten-Lichlord, die etwas Boost bei ihrer Level-3-Fähigkeit gebraucht haben [...]


    Generell haben die Helden einen starken Einfluss auf's Spiel durch ihre zusätzlichen Fähigkeiten. Wir haben deshalb immer mal wieder mit "Zauberforschung" gespielt. Also Zauber mit Arbeitern erforschen und bezahlen statt einfach so bei jedem Kampf auf die Hand bekommen. Das schränkt das Spammen von Heldenfähigkeiten auch deutlich ein, weil man eine 3er-Mana-Karte nicht einfach mal so raushauen wird, um eine 1-Mana-Fähigkeit zu aktivieren.

    Den Klingenmeister der Orks fanden wir auch eine Karrikatur seiner selbst. Die Ulti Klingensturm dient gerade mal als Schockwelle fürs Late Game. :lachwein:

    Mit dem Bergkönig der Menschen habe ich meinen Bruder weggebügelt, obwohl mein Held bei einem waghalsigen Harras seiner ungeschützten Einheiten drauf gegangen ist. =O


    Die Ulti vom Lich der Untoten habe ich stark in Erinnerung.


    Ich finde es passend, dass die Heldenfähigkeiten im Spiel sehr präsent sind.

    Das Spammen wird durch die Regel verhindert, dass man jede nur einmal pro Kampf aktivieren darf. ;)


    Wir spielen bisher nur die normale Zwei-Spieler-Karte. Hast du schonmal weiteren Szenarien ausprobiert?

  • Ich finde es passend, dass die Heldenfähigkeiten im Spiel sehr präsent sind.

    Das Spammen wird durch die Regel verhindert, dass man jede nur einmal pro Kampf aktivieren darf. ;)


    Wir spielen bisher nur die normale Zwei-Spieler-Karte. Hast du schonmal weiteren Szenarien ausprobiert?

    Grundsätzlich find ich es schon auch ok, dass die Helden auch Helden sind. Manchmal ist es aber auch ganz schön, wenn sie zwar im Spiel dabei, aber nicht ganz so dominant sind. Oder wenn es auch mal eine interessante Entscheidung ist, ob man nun lieber die Heldenfähigkeit aktiviert oder den Zauber lieber als solchen braucht.


    Ich habe die Szenarien alle schon gespielt, und fand sie auch alle sehr unterhaltsam. Insbesondere das Szenario mit den Altären hat mir sehr gut gefallen. Aus Balance-Sicht problematisch sind halt die 3-Spieler-Szenarien, weil WarCraft einfach ein grosses Kingmaker-Problem hat, Spass machen sie aber trotzdem.

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.