Gloomhaven als Solospiel?

  • Gloomhaven ist bei BGG auf Platz 1, hat über 13.000 Bewertungen und eine Durchschnittsnote von 9,0. Da wird man als interessierter Spieler natürlich neugierig.


    Bekanntlich erscheint das Spiel in Q4 2018 bei Feuerland Spiele auf Deutsch, ich habe mich prophylaktisch als unverbindlicher Vorbesteller registriert.



    Nu, wo es ans Eingemachte gehen soll (Geld), mal meine Fragen an die Spieler hier, die das Spiel bereits gespielt haben:



    - Lohnt sich eine Anschaffung primär als Solospiel, da ich dafür niemals Mitspieler finden werde (Kampagne und Thema)?

    - Ist das Spiel wirklich sooo überragend, obwohl es doch graphisch zum Beispiel eher meh ist? Mir gefällt es optisch eher nicht.

    - Wie lange dauert eine Kampagne? Zeitlich und Szenarienumfangmäßig.

    - Ist das Spiel irgendwie anderweitig nutzbar, nachdem die Kampagne durchgespielt worden ist?

    - Das Spiel ist von 2017. Eine Erweiterung ist nicht erschienen. Kann ich davon ausgehen, dass die enthaltene Kampagne mich folglich sehr lange beschäftigen wird?



    Für sachdienliche Informationen sage ich schon mal recht herzlich Danke, auch im Namen aller Solospieler. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Kermeur ()

    • Meiner Meinung nach kann man alle Coop-Spiele gut allein spielen; folgst Du dieser Ansicht, dann ja.
      Ich kann allerdings mit dem Begriff "lohnen" wenig anfangen, möchte ich dazu sagen. Wann hätte es sich denn für Dich gelohnt?
    • Nö, es ist sicher unter den interessanten Dungeon Crawlern, aber ich persönlich mag z.B. den Mechanismus, mit dem man immer schwächer wird, gar nicht.
      Es macht aber schon einiges richtig - es skaliert sehr gut (das Spiel wird schwerer, wenn die Charaktere besser werden), es hat einen guten Schwierigkeitsgrad (wir gewinnen jedes Szenario, aber immer äußerst knapp), die Charaktere sind sehr verschieden und haben auch sehr viele Möglichkeiten, sich auszudifferenzieren...
      Ich persönlich gebe ihm eine 7 (aber will natürlich trotzdem die Kampagne zu Ende spielen, meinen Charakter entwickeln, neue Gegenstände finden...).
    • Ein Szenario spielen wir in etwa 2-3h, wobei Auf- und Abbau viel Zeit in Anspruch nimmt (die habe ich nicht mitgerechnet). Ich weiß nicht, wie lange die Kampagne ist, aber ich schätze mal, Du kannst schon so 50-65 Szenarien rechnen (es sind über 100 im Buch, meine ich?).
    • Ja, Du kannst noch die Szenarien spielen, die in Deiner Kampagne nicht "dran" waren, Du könntest auch schon gespielte Szenarien nochmal mit anderen Charakteren oder einem höheren Schwierigkeitsgrad versuchen etc., es gibt einen "Szenariogenerator", mit dem Du quasi unendlich viele, zufällig generierte Szenarien spielen könntest, allerdings würde ich das nicht tun.
    • Ja.

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  • 1. Ich kenne mittlerweile beide Perspektiven, da ich sowohl solo als auch in einer Mehrspieler Kampagne spiele. Macht beides unglaublich Spaß, aber im Zweifel ziehe ich einen Mitspieler vor. Da ist dann nochmal mehr Dynamik drin, wir müssen gemeinsam agieren und uns absprechen, aber ich weiß nie genau was mein Partner letztendlich tut.


    2. Das Spiel ist der beste Dungeon Crawler, den ich kenne. Es wird aber niemanden überzeugen, der an der Grundidee keinen Spaß hat. 80% der Szenarien geht es darum, die eigenen Fähigkeiten und Ausrüstung möglichst effektiv einzusetzen, damit man die Gegner schneller umlegt als diese es umgekehrt vermögen. Die Spielmechanik ist sehr taktisch und ausgereift, aber am Ende des Tages muss man Spaß an dem Genre haben.

    Graphisch halte ich es eigentlich für sehr gelungen, da wurde sich zumindest Mühe gegeben und kein absolut gegnerischer Fantasy Einheitsbrei produziert.


    3. Das Spiel kommt mit 95 Szenarien, wobei die Kampagne verzweigt und man nicht alle Szenarien kennen lernen wird. Bleiben wahrscheinlich 60 bis 70, die man wirklich erlebt. Ist bei 2h Spielzeit pro Szenario immer noch eine Menge. Dazu kommen zu den 6 Startklassen noch insgesamt 11 freispielbare Klassen hinzu, wobei sich alle 17 einzigartig und besonders anfühlen. Also vom Umfang her unglaublich viel drin.


    4. Wenn du klassisches Tischrollenspiel betreibst, kannst du die Bodenpläne und Monster gut gebrauchen. Ansonsten einfach neue Kampagne starten, andere Pfade und Klassen ausprobieren.

  • Zu deiner ersten Frage habe ich eine abgewandelte Form:


    • Kann man die Kampagne z.B. mit 2 Leuten als Standardbesetzung spielen und "ab und zu"-Charaktere von anderen Leuten bei Bedarf mit dazu nehmen, die aber nicht immer mit an Board sind?
  • PowerPlant Ja dafür ist das Spiel ausgelegt. Rein thematisch spielt man eine Truppe von Söldnern, da ist es einfach zu erklären, dass gewisse Charaktere für Missionen nicht da sind oder kein Interesse haben.


    Die Spielmechanik unterstützt das explizit. Die Schwierigkeit eines Szenarios berechnet sich nach dem Durchschnittslevel/2, ebenso hat man immer unterschiedlich viele Gegner je nach Spieleranzahl.


    Desweiteren entwickelt sich die Stadt im Laufe der Kampagne weiter, was die Möglichkeit bietet, das minimale Level von Charakteren anzugleichen. So können seltene Partymitglieder (auf Wunsch) nachleveln.

  • So wäre es dann auch möglich, dass verschiedene Leute dieselbe Klasse spielen - mit Ausnahme, dass diese dann niemals zusammen spielen dürften und dass ein andere die Karten des anderen weiterentwickeln könnte.


    Wie bekommen neue Charaktere dann Gold/Ausrüstung vor der ersten Mission?


    Ist nicht optimal, versteht sich von selbst, aber theoretisch könnten wir daraus eine 2-Spieler Kampagne mit Gästen machen :)

  • Wie bekommen neue Charaktere dann Gold/Ausrüstung vor der ersten Mission?

    Jeder neue Charakter startet mit 30 Goldstücken. Davon kann er sich vor der ersten Mission auf dem Markt was kaufen.


    Kermeur

    Gloomhaven solo: Ich habe meine Solokampagne mittlerweile aufgegeben. Mir war das - mit 3 Charakteren - zu aufwendig. Nicht unbedingt, was die Verwaltungsarbeit betrifft, sondern während der Szenarien selbst. Für jeden Charakter die ideale Kurz- und Langzeitstrategie festzulegen, unter Umständen spontan anzupassen und mit den anderen beiden jeweils abzustimmen, wurde mir einfach zu anstrengend. Mit 2 Charakteren wäre dieser Aspekt wohl weniger ausgeprägt, aber auch das reizt mich jetzt nicht mehr. Ausserdem würdest du so wohl auch nur etwa 6-7 der insgesamt 17 oder 18 Charaktere zu Gesicht bekommen, und wer weiss, ob du danach so bald nochmal Bock auf eine neue rund 150-180 stündige Solo-Kampagne hast... An meiner Mehrspieler-Kampagne bin ich aber immer noch dran und freue mich jedes Mal, wenn's wieder weiter geht (was leider nicht mehr allzu regelmässig der Fall ist, mittlerweile).


    Überragend? Ich finde den Kampfmechanismus bzw. wie die Kartendecks der Charaktere und Monster aufgebaut sind schon ziemlich sehr geil. Er brilliert aber meiner Meinung nach auch nur im Mehrspieler-Spiel und wenn man sich an die eingeschränkten Absprachemöglichkeiten hält. Anders als Sternenfahrer finde ich den Ermüdungsmechanismus (je länger es dauert, desto weniger Aktions-/Lebenskarten bleiben einem) wirklich spannend, zumal sich dadurch ganz von selbst eine Dynamik entwickelt, die oft zu einem dramatischen Finale führt.


    Wie ich aber bereits in meinem Bericht zum Spiel schrieb, sollte eine Kaufentscheidung - egal ob fürs Solo- oder Mehrspieler-Spiel - v.a. von zwei Fragen abhängig gemacht werden: Sagt dir das Spielprinzip (d.h. die taktischen Kämpfe, wie sie hier gestaltet sind) zu und kannst du dir vorstellen, so viel Zeit ins Spiel zu investieren? Letzten Endes sind sich die meisten Szenarien ziemlich ähnlich, auch wenn sich mal Gegner oder Siegbedingung ändern: Du steuerst mit Aktionskarten deinen Charakter über Hexfelder und verkloppst Monster. Etwa 65 mal, für jeweils 2-2.5 Stunden. Das Aufleveln etc. wirkt so, über das ganze Spielerlebnis gesehen, jeweils eher wie ein Intermezzo.

  • Sagt dir das Spielprinzip (d.h. die taktischen Kämpfe, wie sie hier gestaltet sind) zu und kannst du dir vorstellen, so viel Zeit ins Spiel zu investieren?

    Danke erstmal für die ausführliche Antwort. :)


    Ja so etwas sagt mir zu. Ich spiele ja im Endeffekt eher wenige Spiele und dafür diese ausgiebig.


    Star Wars: Imperial Aussault und Maus und Mystik wurde jeweils als Kampagne durchgespielt. Die Erweiterungen stehen in den Startlöchern. Herr der Ringe LCG habe ich ebenfalls sehr lange gespielt (So etwas über 20 Szenarien), das ist mir aber mit den Kartenpacks mittlerweile zu teuer geworden.