Alien - The Board Game / Nostromo: Alles nur geklaut?

  • Bruno Faidutti schrieb bei BGG als Vertreter der französischen Autorenvereinigung Société des Auteurs de Jeux (SAJ):

    […] A game publisher, Wonder Dice, is launching a preorder campaign for the game a young designer, François Bachelart, has shown them a few years ago. The publisher even proposed him a contract then, but they failed to find an agreement and it wasn’t signed. From what we know at the moment, it looks like the publisher simply « stole" the game from its designer, developing and publishing it without his agreement, without his name and of course without royalties.

    […]

    We want to make clear that this sad story is only an exception. Relations between game designers and publishers are usually trustful. As a matter of fact, Edge, a major French distributor, has declined to sell the game. All the gamers and game designers who have heard of this story are already spreading the word about Wonderdice obvious dishonesty, and are of course restraining from ordering the game. The boardgames world reacts in the best possible way, and it’s not a surprise for us.

    Wer sich anhand der Anleitungen (FR) selbst ein Bild machen mag, findet Links bei BGG.


    Es folgte ein Shitstorm und heute eine Stellungnahme des Chefs von Wonder Dice:


    Alles klar …

  • Im verlinkten BGG-Thread ist's wieder mal zu lesen, auch von namhaften Autoren und Verlegern: Spielregeln lassen sich schlecht bis gar nicht schützen. Der Schutz für Autoren besteht allein darin, dass sich unethisches Verhalten innerhalb der Brettspieler-Gemeinschaft so stark herumspricht, dass z.B. Plagiatoren in dieser Community nicht mehr glücklich werden. Dabei müssen alle vom Autor über den Verleger bis zum Forumsmoderator zusammenarbeiten. In diesem Sinne: Daumen hoch für den Startbeitrag.

  • Hi,


    Interessant welche Eigendynamik die das Thema auslöst.

    Hat was vom Wilden Westen.


    Zum Glück sind Heugabeln in Frankrich aus der Mode (glaube ich).


    Atti

  • Och, so schlimm finde ich das gar nicht. BGG-Thread gelesen? Schon auf Seite 1 finden sich Hinweise der Art "lass uns erstmal beide Seiten hören". Aber die Sache scheint doch recht eindeutig zu sein, d.h. das In-die-Öffentlichkeit-Ziehen ist mehr als berechtigt (und bei dem Vertrauensverhältnis, das zwischen Autoren und Verlegern herrschen muss, auch irgendwo notwendig).

  • @Attila


    Eine Spielidee wird geklaut, dann auch noch als Eigenproduktion ausgegeben und als der Shitstorm (berechtigterweise) losgeht, muss der Verlag erstmal überlegen? Und ne fadenscheinige Mitteilung des Verlages obendrauf, man hätte leider noch keinen Kontakt zum Autor gehabt? Dazu wird den Webseiten ne Klage angedroht, wo die Diskussion stattfindet?


    Heugabeln wären das Mindeste ...


    Ich weiß zumindest, welcher Verlag niemals Geld von mir sieht.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Hi,


    Also das was ich sehe sind zwei Spiele mit gleichem Thema, die rein optisch unterschiedlich aufgemacht sind. Das Spielmaterial ist recht unterschiedlich.


    Erweck für mich erstmal nicht den Eindruck das hier das komplette Spiel "gestohlen" wurde. Bruno wird das nicht aus heitem Himmel schreiben, aber nachvollziehen kann ICH das aktuell nicht. Und "klar" bzw. "eindeutig" ist doch etwas anderes.


    Atti

  • Dass Prototyp und Verkaufsversion optisch unterschiedlich aussehen, ist doch völlig normal. Es ist immer Sache des Verlages, Artwork in Auftrag zu geben und die Grafiker zu bezahlen. Das Entscheidende sind die Regeln, die hier geklaut worden sind. Links sind im Startbeitrag zu finden. (Achtung, alles französisch!)

  • Hi,


    Ja und genau das kann ich halt nicht nachvollziehen ... von daher fehlt mir schlichtweg die Evidenz. Die Regeln sind jetzt nicht so ähnlich und das Material ist schon von der Anzahl, Aussehen, etc unterschiedlich. Und für ne (bzw. zwei) Frz. Regel reicht es bei mir bei weitem nicht. :)

    Mag sein das es geschickt gemacht ist, aber die Anzahl der Spielphasen ist auch unterschiedlich.


    Bei dem einen sind die Räume in Quadrate unterteilt, bei dem anderen nicht ... das sind alles "Kleinigkeiten" die mich an einer 1:1 Kopie zweifeln lassen.


    Atti

  • Wonder Dice wäre ja auch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie in den Jahren seit Vorstellung des Prototyps durch François Bachelart das Spiel nicht weiterentwickelt hätten … Es geht darum, dass das Spiel (großteils?) auf den Ideen Bachelarts basieren soll und seine Leistung in keinster Weise gewürdigt wird.

    Bruno schreibt i. ü. nicht als Privatperson, sondern als Vertreter der SAJ. Also werden sich mit dem Fall sicher noch ein paar andere Leute befasst und sicher länger überlegt haben, ob und wie man an die Öffentlichkeit damit gehen sollte bzw. kann. Insofern fällt es mir – trotz ausgeprägtem Bullshitsensor – leicht, den Aussagen der SAJ Glauben zu schenken. Sie setzen ihre eigene Glaubwürdigkeit sicher nicht leichtfertig auf’s Spiel.

  • Außerdem erwähnenswert: Wonder Dice hatte dem Autor nach übereinstimmenden Berichten ein Angebot gemacht, was dieser als viel zu gering abgelehnt hat. Das ist immer sein gutes Recht, auch völlig unabhängig von der Höhe des Angebots. Nach meinem Verständnis dürfte der Verlag die Autorenleistung selbst dann nicht einfach so klauen, wenn er vorher eine Million geboten hätte. Sagt der Autor nein, dann gilt nein. Mag sein, dass der Regelklau rein juristisch sogar okay wäre, nämlich wegen der fehlenden Schutzwürdigkeit von Spielregeln im Sinne der geltenden Copyright-Gesetzgebung in Europa, aber moralisch ist es einfach falsch, denn ein Spieleautor hat in der Regel sehr viel Zeit in die Ausarbeitung der Spielregeln und für den Zusammenbau des Prototypen investiert. Erstmal ist das nur sein privates Hobby, aber wenn ein Verlag sowas dann für veröffentlichungswürdig hält und damit Geld verdienen möchte, dann verdient der Autor eine finanzielle Kompensation für seine Arbeit. Nach vielen übereinstimmenden Berichten funktioniert die Autoren-Verlags-Beziehung in der Spielebranche so völlig problemfrei auf der Basis von gegenseitigem Vertrauen.


    Aber in diesem Falle hat der Verlag nach der Ablehnung des Vertragsangebots durch den Autor offensichtlich gedacht: "Dann machen wir's halt trotzdem, kriegt der Autor halt gar nichts; wer kümmert sich schon um einen Spieleautor, von dem noch nie jemand etwas gehört hat?" Tja. Offensichtlich kümmert sich die ganze Brettspielszene darum. Das finde ich gut so.

  • Es passt auch nicht zusammen. Erst sagt man auf Facebook, das Ding wär ne komplette Eigenproduktion und als sich Zeugen melden, die was anderes aussagen, will man Kontakt zum Autor aufnehmen? Wenn ich mir 100% sicher bin, dass ich sauber gearbeitet habe, schalte ich da höchstens n Anwalt ein.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

    Einmal editiert, zuletzt von Bandida ()

  • Hi,


    Da haben wir schon zwei unterschiedliche Aussagen/Interpretationen:


    a) 1:1 Kopie


    b) Weiterentwicklung


    Es gab schon immer schamlose Kopien um die kein Aufhebens in der "Szene" gemacht wurde. (Ist freilich kein Argument für irgendwas)


    Erstaunlich ist auch, das es zu dem Nostromo-Spiele quasi nichts gibt. Nichtmal ein BGG Eintrag. Das finde ich wirklich bemerkenswert. Und dann zaubert jemand eine fertige Regel aus dem Jahre 2010 hervor (d.h. 8 Jahre war dieses Spiel fertig aber unpubliziert und niemand kannte es in der Szene)?


    Das bedeutet alles nix, ist aber schon höchst bemerkenswert.


    Was mir noch aufgefallen ist: In der 2010er Regel werden Bilder aus dem Film verwendet. Wo war die Lizenz denn 2010 für die Alien Brettspiele?



    Atti

  • Der ursprüngliche Text des Autors zu dem Fall findet sich bei TricTrac (FR). Thomas Lajeunesse hat eine (EN) Übersetzung bei BGG veröffentlicht.

  • Bei Prototypen kümmert sich niemand um die IP

    Richtig. Manche große Firmen wie Games Workshop machen gerne auch mal Hobbyprojekte dicht, aber im Normalfall wird IP wird erst bei kommerziellen Veröffentlichungen interessant. Wobei es nach allem, was ich so gehört und gelesen habe, für Autoren im allgemeinen keine gute Idee ist, fremdes IP anzufassen, denn damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Verlage den Prototypen zur Veröffentlichungen annehmen, sprich: dass der Autor seinen Entwurf verkauft bekommt.


    Nutzung von fremdem IP verlangt von einem interessierten Verlag, entweder diese IP-Rechte teuer zu erwerben oder größere Umarbeitungen in vermintem Gelände, um fremdes Rechte nicht zu verletzen. Beides liegt nicht im Interesse eines Verlages, insbesondere nicht bei Kleinauflagen, denn da ist sonst gar kein Geld mehr zu verdienen.

  • Bei Prototypen kümmert sich niemand um die IP

    Das dachte ich auch lange Zeit, aber es gibt offenbar Ausnahmen:

    Rechtliche Frage: Verwendung Spielmaterial im Prototyp - Brettspiel-Forum

  • Bei youtube wurden gestern Interviews auf Französisch mit François Bachelart und Wonderdice hochgeladen. Ein paar Eindrücke aus dem Thread bei BGG:

    Basically, they were trapped between their partners: the author, their distributor, and the Alien licence manager. They had to give an answer to all of them, but needed the answers from others to do so, and finally time was against them, so they developed "a new game" but were influenced by the prototype that started all of this. And money seems to be a huge problem in that story too.


    In my opinion, they were totally disorganised and did things in the wrong order, and communication is clearly not their thing. So I guess they couldn't just tell their partners they were waiting for others' decisions.

    […] Sorry if my summary looks partial, but they just look so far from any professional publisher I've seen... it's sad to say, but in this video they look more stupid than really evil. But that does not change the fact that they don't recognize the author's rights on the game.


    The author wrote today that they offered him a crap deal in exchange of his public consent about the game they're trying to sell. He's not willing to take it. Wait & see...

  • Nach dem neuesten Statement von François Bachelart (FR, EN) dürfte eine Einigung wohl ausgeschlossen sein.