Erstellung eines Escape Rooms als Schulprojekt

  • Hallo ihr Lieben,


    ich brauche mal eure Schwarmintelligenz: Gedanken, Ideen und Hilfen.


    In der letzten Woche vor den Sommerferien hat sich unsere Schulleitung endlich dazu breitschlagen lassen mal wieder Projekttage anzubieten. Nachdem die meisten meiner Kollegen nöhlen, wie sie denn in nur 2 Monaten (sic) ein Projekt auf die Beine stellen sollen (bitte das Lehrerbashing auslassen, bringt eh nichts), bin ich direkt Feuer und Flamme gewesen, einen meiner schon länger schwelenden Gedanken umzusetzen.


    Ich möchte mit einer Schülergruppe einen Escape Room aufbauen. (Inzwischen sogar vom Direktor gestattet)


    Die Eckdaten sind ganz simple:

    - 10-15 Schüler ab Klasse 10, dazu mindestens 4 Betreuer

    - Nur 3 Tage Zeit (rein theoretisch von 7:50-13 Uhr, ich werde aber längere Zeiten versuchen...)

    - Der Raum wird im Jugendkulturzentum sein, damit er länger stehen bleiben kann und in den Ferien besuchbar ist.



    Meine Wünsche bzw. Vorstellungen dazu:

    - Am liebsten würde ich den Raum modular bauen, damit man ihn nach dem Abbauen, eventuell noch einmal woanders aufbauen kann.

    - Sehr gerne würde ich mal ein bisschen mehr Mathematik und anschauliche Physik unterbringen, als ich bisher erlebt habe.



    Bisher geplante Herangehensweise:

    - Die Schüler sollen sich am liebsten selber ein Thema für den Raum aussuchen, leider ist erst eine Woche vor dem Start der Besprechungstermin.

    - Einen Tag vor den Projekttagen, werde ich auf freiwilliger Basis mit ihnen einen Escape Room besuchen (Bei uns auf dem Land ist das nicht ganz so einfach) und vielleicht auch teilweise mit ihnen einige Escape Games spielen.

    - 5 Dreierteams aus Schülern sollen sich jeweils mit einzelnen Rätseln beschäftigen, planen und umsetzen.

    - Im Jukuz stehen uns dafür eine Werkstatt und ein großer Fundus zur Verfügung.


    Probleme, die ich bisher sehe:

    - Wie begleite ich die Schüler, die so gar keine eigenen Ideen haben.

    - Die kurze Zeit...

    - Die Umsetzung der Rätsel.


    Lange Rede, kurzer Sinn... Warum eröffne ich hierfür ein Thema?


    Ich hätte gerne mal eure Gedanken zu dem Thema:

    - Was übersehe ich vielleicht?

    - Wie viel sollte ich die Schüler lenken?

    - Habt ihr vielleicht sogar schon einmal selber einen Escape Room gestaltet und könnt mir Tipps geben.

    - Und so vieles, was mir gerade nicht einfällt.


    Freue mich auf eure Gedanken


    Martina

  • Also, ich habe zwar keine konkreten Tipps, musste aber schreiben, weil ich das eine unglaublich coole Idee finde!

    Und zwar so klasse, und vor allem naheliegend, dass ich mich frage, warum so etwas nicht schon früher/öfter gemacht wird. Habe gerade meiner 14jährigen Tochter davon erzählt, und die war auch sofort Feuer und Flamme.


    Besonders die Idee, Lerninhalte (z.B. Mathe oder Physik) da unterzubringen, finde ich toll, und sollte es einfacher machen, so Projekte an den Schulen durchzubringen.


    Viel Erfiolg also, und halte uns bitte auf dem Laufenden. Sehr spannend ...

  • Mein allgemeiner Tipp,einfach mal unkonventioneller denken. Wer hindert sich daran, Themen für den Raum früher abzufragen. Per Doodle online zum Beispiel. Wobei ich nicht so sicher bin,ob das Thema so relevant ist.


    Zur Ideenlosigkeit, es gibt sicher Seiten und Bücher mit Experimenten zur Physik, die sich auch an Jugendliche und Kinder richten. Habe keine direkte Empfehlung, bin zu wenig im Thema, aber habe ich schon mal gesehen. How Things Work passt da wohl nicht ganz ins Konzept. Die Physikanten, und ähnliche Physik Projekte sind vielleicht auch eine Inspiration.

    Im normalen Rätselbereich gibt es auch einige Vorlagen, und auch Generatoren. Wenn man die einsetzt, dann geht zumindest der Teil an Rätseln relativ flott.


    Die thematische Einbindung ist eine andere Sache. Die Drei ??? Bücher könnten da die ein oder andere Inspiration bieten,oder klassische Adventure. Adventure kann man auch als eine Art virtuelle multidimensionale Rätselräume betrachten. Manche sind sogar weitgehend darauf reduziert.


    Es gibt auch klassische Spiele wie Cluedo, die Peking Akte,oder Sherlock Holmes Criminal Cabinet die vielleicht weiterhelfen.


    Ich würde anfangs nur Tipps geben, und falls es hakt, dann vielleicht die ein oder andere Teillösung anbieten. Bei der Kürze der Zeit,sofern man es nicht über das Projekt weiterführen will, ist das natürlich schwieriger. Aber zu viel vorgeben, ist ja bei einem Projekt eher nicht Sinn der Sache.


    Wenn Du es von der Seite des Game Design betrachten willst, gibt es da auch einige hilfreiche Bücher.

  • Wer hindert sich daran, Themen für den Raum früher abzufragen. Per Doodle online zum Beispiel

    Leider werden wir nicht so viel früher wissen, wer überhaupt in meinem Projekt sein wird. Die Schüler dürfen sich mit 1,2,oder 3 Priorität anmelden und dann wird per Algorithmus zugelost, damit nicht irgendwelche Projekte niemanden haben und andere überlaufen sind...


    Dazu bräuchte ich für Doodle ja Mail- Adressen...


    Ich werde auf jeden Fall die Schüler, die ich kenne und von denen ich Kontaktdaten habe, bitten sich schon Gedanke zu machen.

    Es geht ja nicht nur um ein Thema, auch die Rätsel könnten ja schon vorher überlegt werden.


    Danke für die weiteren Tipps, ich werde da mal schauen.


    LG Martina

  • Spannende Idee!! Schau‘ Dich doch mal nach Beiträgen von Scott Nicholson um (in unseren Kreisen bestimmt bekannt, war er doch einer der ersten Video Reviewer)...


    Er untersucht Escape Rooms etwas genauer, interessant fand ich sein White paper dazu. Vielleicht findest Du da ein paar Anregungen:


    Scott‘s survey zu Escape Rooms

  • Und zwar so klasse, und vor allem naheliegend, dass ich mich frage, warum so etwas nicht schon früher/öfter gemacht wird.

    Dafür brauchst du sowohl Lehrer, die dazu Lust haben, einen Direktor, der dir freie Hand gibt und Räumlichkeiten.


    Ich habe lange überlegt, wo ich den Escape Room mache. In der Schule hätten wir den direkt nach den Projekttagen wieder ausräumen müssen. Also 3 Tage Aufwand für fast nichts.


    Im Jukuz habe ich nicht nur die Möglichkeit ihn stehen zu lassen, ich kann sogar den Schülern und anderen Jugendlichen die Chance geben ihn während der Ferien besuchen zu können. Denn den meisten Jugendlichen fehlt es hier nicht nur am Geld, sondern auch an den Möglichkeiten. (Der nächste Escape Room ist in Trier, 50km entfernt) Wie genau wir das gestalten werden steht auch noch in den Sternen und ich hoffe, dass einige der Schüler sich dafür bereit erklären werden auch an einzelnen Tagen in den Ferien ihren Raum weiter zu betreuen.


    LG Martina

  • Umso cooler fände ich, wenn der Raum möglichst modular gestaltet wird. Irgendeinen Raum finden, ausstatten, paar Tage bespielen, wieder einräumen.

    Halbes Jahr später anderen Raum (oder andere Schule), und so weiter.


    Kann ich mir echt cool vorstellen.

  • Umso cooler fände ich, wenn der Raum möglichst modular gestaltet wird. Irgendeinen Raum finden, ausstatten, paar Tage bespielen, wieder einräumen.

    Halbes Jahr später anderen Raum (oder andere Schule), und so weiter.

    Auh ja, dann gehe ich auf Escape Room Tour, durch die Schulen und Jugendzentren Deutschlands.


    Aber vielleicht... Mal schauen, wie gut es klappt. Deshalb ist relativ modular ein großer Wunsch von mir.

  • MissBaybee


    Super Idee! :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:


    Habe mit einer Kollegin auch gerade angeleiert, dass wieder Projekttage an unserer Schule stattfinden.

    Leider fällt mir spontan nichts ein, was dir bei der Erstellung helfen könnte. Mich würde aber interessieren, wie ihr das mit dem Algorithmus macht, gerne auch per PM.

    Auf jeden Fall bin ich scharf darauf zu lesen, wie es dann letztendlich geklappt hat.

  • Du musst den Link zum Doodle nur bekannt machen. Geht als QR Code übers gute alte Papier auch ganz gut. Du brauchst nicht unbedingt die Kontaktdaten deiner Schüler.

    Mit QR, kann man natürlich auch im Escape Room virtuelle Rätsel mit einbinden,wenn man's nicht komplett analog halten will.

    Ach bei Trier fällt mir ein,die haben eine Professorin für Spiele,grob gesagt. Die kann Dir vielleicht auch weiterhelfen. Die ist im Bereich Storytelling,Dramaturgie und Serious Games unterwegs. Linda Breitlauch heißt sie. Fachbereich heißt Intermedia Games

  • Habe mit einer Kollegin auch gerade angeleiert, dass wieder Projekttage an unserer Schule stattfinden.

    Hat bei uns ganze 3 Jahre gedauert, bis es wieder welche gibt...

    Ich empfinde es als Schande, dass man die nicht einfach jedes Jahr vor den Ferien macht.

    Aber die Kollegen stöhnen trotzdem... Was habe ich zu hören bekommen: "Na du hast es doch einfach, du kannst spielen"

    Pfff... Neben meinem Projekt berate ich gerade eine Kollegin, die dann spielen will und der ich einen Schüler aus meiner Brettspiel AG zur Seite gestellt habe.

    Trauriger Schulalltag


    Ich erkundige mich mal genauer nach dem Algorithmus und schreibe dir dann.

  • Mache Dich einfach auf den Weg mit verschiedenen Materialien. In aller Kürze:


    - Schlösser


    - Kästen


    - Schwarzlicht plus entsprechender Farbe


    - Holzplatten (zum Bemalen bzw. Besägen)


    - weitere physikalische etc. Experimente (beispielhaft: Säule, in die Du Wasser füllen kannst (Wasserverdrängung),

    die aus Einzelteilen bestehen sollten...plus eigene Kreativität und die der Schüler.


    Alle Ideen, auch zur Geschichte, notieren


    Hatte mal z.B. einen zu Weihnachten mit Jugendlichen gemacht, einen von denen zum Nikolaus verkleidet, der Tipps geben konnte. Dieses aber erst, nachdem die Besuchergruppe rausgefunden hat: er wird nach dem Singen eines Weihnachtsliedes "aktiviert".


    War vorher mit Planungsgruppen in einem Escaperaum.


    Empfehlenswert ist es, wenn alles zurückbau und zu verstauen ist.


    VG

  • Hi,

    es gibt in Freiburg einen, der hat eine Art Escape-Room/ Rästelecke in einem Koffer, den er vermietet. Darin finden sich mehrere Rästel, die man ja zusammenhängend gestalten kann. Vielleicht ist das auch realistisch umsetzbar, zumindest als Vorstufe für einen echten Escape-Room.

  • ... klingt vielleicht ein wenig abwegig, aber da Du nach Mathe-Rätseln gefragt hast ist mir spontan ein Buch eingefallen, das ich vor 30 Jahren als Vorbereitung für Auswahltests für eine Ausbildungsstelle genutzt habe. Das Buch hieß damals "Testtraining für Ausbildungsplatzsucher". Heute heißt es "Testtraining 2000plus" von Hesse/Schrader.

    Da musste man viel mathematische Reihen erkennen. Mir kam das damals wie Rätselraten vor ...

    Vielleicht habt ihr ja eine Buchhandlung oder Bücherei in der Nähe, die den Titel führt und Du kannst mal reinschauen.

  • Beim Brettspiellabor steht was über den Rätselkoffer der wohl auf der Spiel zu sehen war:


    SPIEL 16 - Rückblick von Manuel - Brettspielelabor

    Über die Entwicklung des Live Escape Room Koffer - Brettspielelabor

    Ich gehörte damals zu denen, die den Koffer auf der SPIEL ausprobieren durften. Hat Spaß gemacht und war an einigen Stellen echt sauschwer. Diese mobile Variante finde ich prinzipiell super, das kann mal leicht mit auf ein Event nehmen.

  • Guten Abend,


    es ist vollbracht. Wir haben es tatsächlich in 3 Tagen geschafft mit 20 Schülern und Exschülern einen eigenen Raum aufzubauen. Vielleicht ist er noch etwas schwierig, morgen nach dem Beta Test werden wir eventuell noch etwas verändern.


    Insgesamt eine tolle Erfahrung. Richtig gut war, dass meine Gymnasiasten nicht nur intellektuelle Rätsel erstellt haben sondern auch haptische. Dazu wurde z.B. kein Bücherregal gesucht sondern einfach eins selber gebaut.


    Ich bin sehr stolz auf ihre Leistung und froh, dass ich mich getraut habe so ein Projekt anzubieten. War zwar mehr Arbeit als alle anderen Kollegen sich gemacht haben (jeden Tag mindestens bis 17 Uhr) und auch noch nicht vorbei, da der Raum die kompletten Sommerferien buchbar sein wird, aber es hat sich gelohnt.


    Wer mal vorbei schauen mag, meldet euch einfach.


    Lg

    Martina

  • Guten Morgen,


    jetzt sind die Ferien um, das Haus ist so gut wie fertig und ich kann ein Fazit ziehen.


    Wir hatten mit unserem Raum ca 40 Buchungen in den Ferien, dass es so viel wird habe ich nicht gedacht.


    Jetzt planen wir schon unseren zweiten Raum mit einem Team aus Exschülern und Studenten zu bauen und "Das Autorenzimmer" bleibt wohl erstmal bestehen.


    Ich bedanke mich bei allen, die mich hier und auf Twitter unterstützt und Hilfen gegeben haben. Für alle Pädagogen oder solche die Lust haben mal so ein Projekt zu betreuen kann ich nur dazu raten es auszuprobieren. Es ist zwar in der Nachbetreuung mehr Arbeit gewesen als ich gedacht habe aber nur, da der Raum so erfolgreich war und wir mit unseren Schülern versuchen mussten den Bedarf zu decken.


    Für alle die ein etwas längeres Fazit lesen wollen, können gerne hier auf dem Blog weiter lesen:

    Schüler Projekt: Escape Room selber erstellen


    LG

    Martina