Kickstarter und der richtige Zeitpunkt

  • Meine Vorbereitung neigen sich so langsam dem Ende zu (Arkham Horror LCG Playmats). Die Produktionsfragen sind geklärt, die Grafiken sind final, der Versand und die Kalkulation stehen. Die ersten Playmats gehen bald an Reviewer raus - leider noch in der Version 0.9 aber das sind nur grafische Details (was die Reviewer dann auch wissen). Die Alternative wäre nochmal ein paar Wochen auf neue Exemplare zu warten und die Prototypenstati bei Kickstartervideos ist man ja gewohnt.


    Nun stellen sich mir noch zwei weitere Fragen:


    1. Welches Fundingziel wählt man?

    2. Wie findet man den richtigen Zeitpunkt zum Start?


    Kurz zu Punkt 1 sei gesagt: Tatsächlich habe ich das Glück, keinen finanziellen Rahmen vorgegeben zu haben. Natürlich gibt es Mengenrabatte und Staffelungen bei der Produktion, aber glücklicherweise keine Mindestmenge. Daher sehe ich das aber auch weniger als Problem sondern entscheide es nach Aufwand.


    Zu Punkt 2 und der eigentlichen Frage:

    Am schönsten wäre es natürlich, wenn in dem Zeitraum keine Unmenge an interessanten anderen Projekten online geht wie zu Anfang des Jahres. Sicherlich gibt es dazu keine allgemeinen Informationen, aber viele sind ja im Bilde über bald startende Kampagnen. Da frage ich mich, woher diese Informationen kommen. Über Newsletter? Facebook? BGG?


    Mein aktueller Anhaltspunkt ist, sich an den Release der nächsten Bigbox zu hängen, weil dann das Spiel wieder in aller Munde ist. Was wäre eure Meinung dazu?

  • zu 1:


    Ich schlage vor, dass du für 2 oder 3 unterschiedliche Ziel-Stückzahlen (und somit unterschiedliche Produktionspreise) eine komplette Kalkulation aller Kosten und Einnahmen aufstellst. Dazu ist sicher nicht unwichtig, ob die Backer den jeweiligen Preis für angemessen oder für zu hoch halten.


    Weiterhin solltest du dir im Klaren sein, ob du das Projekt in erster Linie aus Liebhaberei umsetzen möchtest und ungefähr mit einer Nullsumme schon zufrieden wärst oder ob du eine bestimmte Summe X daran verdienen möchtest und das Projekt ansonsten lieber fallen lässt.


    Wenn du diese Aspekte alle zusammen betrachtest, solltest du eigentlich eine ungefähre Idee vom passenden Funding-Ziel bekommen.


    zu 2 kann ich nichts sagen, da ich mich nicht aktiv mit Kickstarter beschäftige.

  • 1. Ein Fundingziel, dass deine Kosten deckt (Einkauf, Verschicken, Werbung, Bezahlung der beteiligten Personen, Ausschuss ersetzen etc). Wenn du keine Mindestbestellmenge hast, schau dir doch einfach mal andere Zubehör Kampagnen an und/oder frag auf BGG rum, wer eine haben möchte. Manche fangen mit niedrigen Zahlen an, zum Beispiel 100 $ oder 1000$.

    2. Wenn es danach geht, gibt es keinen richtigen Zeitpunkt. Es wird immer irgendwelche großen Spiele geben, die viele Leute anlocken. Wichtiger ist, dass du ordentlich Werbung machst, die Leute rechzeitig informierst und sie heiß auf dein Produkt machst. Je mehr Bescheid wissen und interessiert sind, desto besser. Sich an etwas dranhängen ist natürlich auch ne Möglichkeit, aber weißt du ob deren Zeitplan eingehalten wird? Außerdem, warum warten, wenn das Spiel längst bei vielen Zuhause liegt und sie sich über eine Matte freuen würden?

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Setz Dich intensiv mit den Shipping Kosten jeglicher Herren-Länder und allen irgendwie möglichen Backerbestellungen/-Bestellungszusammensetzungen und deren Sendungskosten auseinander. Erinner Dich an PG, die sich durch die Portokosten angeblich total verkalkuliert haben...


    P.S. Ich glaube auch, dass das Spiel nicht durch einen neuen Zyklus in „aller Munde“ ist - Erweiterungen sind wahrscheinlich so eine Art Limes/Grenzkurve...Warten würde ich nicht extra. Bin aber auch kein Arkham Horror Kartenspielprofi...


    Fiktives Beispiel: 2/3 der Grundspielkäufer kaufen den ersten Zyklus. Davon 2/3 kaufen den 2. Zyklus uswusw...


    In dem Beispiel:

    Grundspiel: 1000 - 666 (2/3) davon kaufen die erste Erweiterung, 435 (2/3) davon kaufen den zweiten Pack uswusw...Die Nutzerschar nimmt ab - Ich glaube nicht, dass die 2. große Eldritcherweiterung mehr erreicht als die Erste...und die Dritte erreicht nicht soviel wie die Zweite usw...


    (Disclaimer: Total fiktive Zahlen nur zur Verdeutlichung).

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    3 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Danke, die Portokosten sind kalkuliert. Die Matten kommen einzeln verpackt versandfertig an (Langpaket zusätzlich zur Versandrolle). D.h. die müssen nur verklebt, ettiketiert und versendet werden. Ich habe lange mit diversen Firmen gesprochen, aber den EU-Versand kann man tatsächlich mit einem kleinen Team erledigen. Und wenn die Arbeit dafür doch zu viel sein sollte, dann gibt es ja zum Glück genügend Aufträge. Ich habe das endgültige Gewicht von Matte + Rolle + Umverpackung und habe da pro Stück noch 0,7kg Spielraum zum Gewichtslimit der Versandart. Da bin ich also auch auf der sicheren Seite. Dann wird es den Versand in Gruppen geben, um es auch für Übersee interessant zu machen: 2, 5, 10 Stück. Die Pakete von DHL passen dafür perfekt. Entweder gibt es dann noch eine Umverpackung oder wir kleben einfach die benötigte Menge Pakete mit ordentlich Klebeband zusammen. Sollte auch ausreichen - ich hab mal ein ganzes Motorrad in Teilen auf die Art bei DHL verschifft ;)


    Porto ist also nicht im Pledge inklusive (wie bei den meisten Kampagnen auch), allerdings ist alles schon in den Preis einkalkuliert. Natürlich Produktionskosten, Mehrwertsteuer (darf ich ja leider nicht abführen), Versand zu mir, Verpackung, Kickstarter-Gebühren in Maximalhöhe, etc. Und natürlich auch etwas Gewinn, wobei der dem Stundenaufkommen der gesamten Kampagne im Centbereich entgegensteht.


    Vorher wird Werbung über Video, Facebook und Foren gemacht, da bin ich ja quasi die Quelle. Auch die Kampagne an sich wird aufwändig gestaltet.


    Ich denke, so ehrlich kann ich auch sein: Den größten Mengenrabatt gibt es ab 100 Stück. Das könnte man natürlich als Fundingziel nehmen. Die Frage ist nur, ob überhaupt so viele zu Stande kommen. Die meisten anderen Playmats auf Kickstarter sind losgelöst von Spielen - meine aber eigentlich nur für Arkham Horror LCG gemacht. Da erwarte ich also bei weitem keine Kraken Games-Zahlen.


    Der Preis wird aber, unabhängig vom Versand, auf jeden Fall konkurrenzfähig sein zu "etwaigen" Originalprodukten ;)

  • Coole Sache, leider muss ich bei AH passen. Bei HDR oder SW-Playmats würde ich sofort mitbacken.


    1. Setz dir ein Fundingziel auf Basis einer reellen Stückzahl; nach oben ist bei Kickstarter alles offen und auf Stretchgoals kannst zu ja verzichten.

    2. Den gibt es imho nicht. Wenn das Produkt überzeugt und der Preis für die Spieler attraktiv ist, dann wirst du sicher einige verkaufen.

  • Klaus_Knechtskern Sowohl als auch :) Ich werde das als Privatperson durchziehen, habe kein Gewerbe mehr angemeldet. Ich sehe da aktuell auch keine Vorteile drin, denn dann habe ich als Designunternehmung wieder die Berufsgenossenschaft im Nacken, die Firmenbesuche haben wollen. Alles schon passiert. Aber ja, es läuft dann unter der Kleinunternehmerreglung, ist mit Steuerberater geklärt.


    Ben Ken Weitere Playmats sind in Arbeit bzw. schon fertig, allerdings will ich erstmal Erfahrungen mit nur einem Produkt sammeln. Da bekommt jeder das gleiche und es kommt nur noch auf die Menge an. Nach den ersten Schritten kann man immer noch weiter schauen, wenn diese erfolgreich waren.

  • Ich werde das als Privatperson durchziehen, habe kein Gewerbe mehr angemeldet.

    Ist das nicht gefährlich vom FA "erwischt" zu werden?


    Aber ja, es läuft dann unter der Kleinunternehmerreglung, ist mit Steuerberater geklärt.

    ich wünsche Dir ja, dass der Umsatz die Grenzen der Kleinunternehmerregel weit übersteigt...

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Aber ja, es läuft dann unter der Kleinunternehmerreglung, ist mit Steuerberater geklärt.

    Ich werde das als Privatperson durchziehen, habe kein Gewerbe mehr angemeldet.

    Ähem, widerspricht sich das nicht? Die Kleinunternehmerregelung gilt doch nur für Gewerbetreibende!?

    Und als Kleinunternehmer musst du doch auch Umsatzsteuer abführen, du darfst sie nur nicht ausweisen, damit Rechnungsempfänger keine Vorsteuer abziehen!?

    /edit: Humbug durchgestrichen ...

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Sie ist aber nur bis zu einer gewissen Umsatzhöhe möglich. Und so viel Aufwand ist die Umsatzsteuervoranmeldung/Umsatzsteuererklärung wirklich nicht.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Sorry, ich habe vorhin irgendeinen falschen Gedanken verfolgt und deshalb Unsinn formuliert mit der Umsatzsteuer. Aber den eigentlichen Widerspruch sehe ich weiterhin.

  • OK, ich kläre das mal auf, wie es mir der Steuerberater erklärt hat und wie es schon seit Jahren läuft. Ich komme ja aus der Medienbranche und da kann man handwerklich ne Menge, was kleine Firmen oder auch mal bekannte gebrauchen können. Klaus_Knechtskern hier kommt auch die Erklärung, wie das mit dem FA läuft. Vorweg sei gesagt: Mein Steuerberater sagte mir, ich müsse dafür kein Gewerbe anmelden, das könne jeder Privatmann so machen. Allerdings habe ich noch eine Steuernummer aus Gewerbezeiten, vielleicht ist das dabei zu berücksichtigen.


    Wichtig ist: Als Privatmensch / Kleingewerbe darf man keine Rechnungen schreiben, die Umsatzsteuer aufführt. D.h. plump gesagt: Keine 19% aufschlagen. Das hat den Hintergrund, dass man sich als Kleingewerbe (was ja oft der Start für was größeres sein soll) sich nicht um teure und aufwändige Umsatzsteuervoranmeldung kümmern muss. D.h. wenn ich eine Rechnung schreibe, steht dort drauf: "Leistung: 100 €. Zu zahlen: 100 €" mit Hinweis auf §19 UStG.
    Der Nachteil an der Geschichte ist aber, dass MwSt/USt beim Einkauf eben nicht zurückgeholt werden kann. D.h. ein Kleinunternehmer zahlt die mit, eine GmbH holt sie sich wieder. B2B ist also als GmbH günstiger. Dafür gibt es 2 Regeln einzuhalten: 1. im laufenden Jahr darf das Einkommen auf diesem Wege die 17.500 € nicht überschreiten und im Folgejahr die 50.000 € nicht. So mache ich das seit Jahren "privat" und verdiene mir so ganz legal ein paar Tausender im Jahr dazu, auf Rechnung ohne MwSt. Wie gesagt, abgesegnet vom Steuerberater vor X Jahren, dass das auch als Privatperson geht und das FA hatte da nie etwas gegen. Auch nicht, seit dem ich meine Steuererklärungen selbst mache, weil mein Steuerberater leider plötzlich verstorben ist.


    Klaus_Knechtskern Natürlich muss aber dieses Einkommen in der jährlichen Einkommenssteuererklärung als Einnahmen aufgeführt und gegen die Kosten gerechnet werden. Auch das mache ich seit Jahren und da ist noch nie was in Frage gestellt worden.


    Kurzum, das war der kleine Ausflug, weshalb ich die MwSt an die Produktionsfirma zahlen muss, statt sie mir zurückholen zu können.

  • Klaus_Knechtskern Natürlich muss aber dieses Einkommen in der jährlichen Einkommenssteuererklärung als Einnahmen aufgeführt und gegen die Kosten gerechnet werden. Auch das mache ich seit Jahren und da ist noch nie was in Frage gestellt worden.

    keine Frage, wenn Du das angibst ist es kein Problem; klang für mich eben nicht so. Deine anderen Ausführungen waren mir bekannt; Du must übrigens nicht in einer Gesellschaftform organisiert sein um regulär zu versteuern. Als aufwendig und teuer habe ich die Umsatzsteuererklärung/bzw. -voranmeldung nie empfunden.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ich habe gestern nochmal über den Startzeitpunkt nachgedacht. In der 2. Mai-Hälfte bin ich mit meinen Prüfungen durch und habe dann mehr Zeit und Gehirnleistung übrig für die Kampagne. D.h. Juni als Marketingzeit, Start 1.7.


    Klingt machbar...