Ursprünglich hatte ich das Folgende als Antwort im Wochenthread geschrieben, aber dafür war es irgendwann nicht mehr passend. Deshalb als Einleitung dieses: In den letzten Wochenthreads wurde ein paar Mal über #RollPlayer geredet und dann auch über die auf BGG zu findende Variante, im 2er je zwei Würfel pro Farbe zu entfernen. Ich gehe mal davon aus, dass jeder, der diesen Thread aufgemacht hat, Roll Player zumindest grob kennt. Regeln werde ich nicht komplett nacherzählen.
Wer schon ein paar Mal Roll Player als 2er gespielt hat, hat ziemlich sicher schon mal Erfahrungen gemacht wie diese hier (Zitat aus Wochenthread):
Nun kamen aber im ganzen Spiel nur 2 grüne Würfel, von denen ich einen nicht nehmen konnte wegen der Spielerreihenfolge. War dann nur 1 Punkt am Ende, während meine Frau 6 Würfel ihrer Klassenfarbe hatte.
Das ist etwas, was man vom Spielen in Vollbesetzung (4er) überhaupt nicht kennt. Im 4er braucht man immer alle mitgelieferten Würfel; einige werden sogar mehrfach gezogen, weil in jeder Runde immer Spielerzahl plus 1 Würfel gezogen werden und der Würfel, der nicht gewählt wurde, nach jeder Runde ins Säckchen zurückgeworfen wird. 4 Spieler * 18 Würfelplätze/Spieler + 1 Würfel mehr zur Auswahl beim letzten Ziehen = 73 Würfel. Exakt soviele Würfel sind in Roll Player enthalten, weil es genau so viele Würfel im 4er braucht. Insgesamt werden im 4er 82 Würfel gezogen, davon 9 nach den ersten neun von zehn Runden zurückgeworfen, also müssen 73 Würfel enthalten sein. Soviele sind es, aufgeteilt in je 10 in den sechs Klassenfarben plus 13 gelbe, die beim Draften Gold geben. Im 4er werden alle 10 roten, grünen, weißen, usw. Würfel sowie alle 13 gelben früher oder später aus dem Säckchen gezogen. Das "meine Farbe wird nie gezogen!"-Problem gibt es da nicht.
Im 2er zieht man dagegen 48 mal Würfel, von denen 2*18=36 am Ende verpuzzelt sind, 11 nach den ersten 11 Runden zurückgeworfen wurden und einer nach der 12. und letzten Runde noch liegenbleibt. Mindestens 37 und maximal 48 unterschiedliche Würfel werden gezogen (zurückwerfen beachten!). Pi-mal-Daumen braucht man -- wenig überraschend -- im 2er Spiel nur rund die Hälfte der Würfel im Vergleich zum 4er. Wenn man im 2er keine Würfel rausnimmt, sind damit asymmetrische Verteilungen der Würfelfarben zu erwarten. Im Extremfall zieht man alle 10 Würfel einer Farbe und 0 einer anderen.
Dieser Extremfall ist natürlich sehr unwahrscheinlich, aber ziemlich ungleiche Verteilungen sind schon relativ normal. Bei nur 48 Ziehvorgängen für 7 Würfelfarben gleicht sich da noch nicht viel aus (-> Gesetz großer Zahlen), zumal das Zurückwerfen ungewünschter Farben das Gefühl des "ich kriege einfach keine Würfel meiner Farbe!" auch noch verstärkt. Deren Anteil im Säckchen sinkt nicht beim Zurückwerfen, während besonders gewünschte Farben nach dem Ziehen weggedraftet werden (ggf. auch durch "hate drafting"). Weil man die Würfel der eigenen Klassenfarbe sammeln soll (je 1 Punkt am Ende), würde ich deshalb auf jeden Fall im 2er-Spiel einige Würfel rausnehmen. Sonst sind solche Erfahrung wie die von Marcel P. nicht ungewöhnliches.
Das ist schlecht, wenn am Ende jeder Punkt zählt. Roll Player Spiele gehen oft eng aus. Außerdem finde ich es störend, dass das 2er-Spiel hier ein Problem erhält, das im 4er nicht existiert. Ich verwende Hausregeln normalerweise sehr sparsam, meist haben sich ein Autor und Verlag bei Regeln etwas gedacht und es auch gründlich getestet, aber hier halte es für richtig, diesen 2er-Sondereffekt per Hausregel wieder rauszuwerfen.
Also: Wieviele Würfel soll man jetzt im 2er bzw. 3er rausnehmen, oder andersrum gefragt: Mit wievielen Würfeln soll man spielen? Ganz allgemein formulierte Antwort: Mit je X Würfeln in den sechs Klassenfarben und dazu Y gelben Würfeln. Aber wie sind die beiden Zahlen X und Y passend zu wählen?
Dazu zunächst mal eine Minimum-Abschätzung. (Wie oben gezeigt, funktioniert die 4er-Version exakt am Minimum, incl. erzwungenem wiederholtem Ziehen der gleichen Würfel!) Minimum ist, wie oben schon hergeleitet, 37 Würfel im 2er. 48 Ziehvorgänge minus 11 mal zurückwerfen. Erlaubte Werte von X und Y müssen die Gleichung 6X+Y >= 37 erfüllen. Je näher an den 37, umso berechenbar, und je weiter weg, umso extremere Ausschläge werden möglich. X=10 und Y=13 komplett unabhängig von der Spielerzahl ist die Originalregel. Wobei komplette Berechenbarkeit auch nicht unbedingt erstrebenswert ist, d.h. ein bisschen Zufall darf ruhig drin bleiben. Mögliche Varianten im 2er sind deshalb: X=5 mit Y>=7 (5 Würfel jeder Klassenfarbe raus), X=6 mit Y>=1 (4 Würfel jeder Klassenfarbe raus), und dazu natürlich alles mit Entfernung von 1-3 Würfeln jeder Klassenfarbe und passend gewähltem Y; dann ist die Gesamtzahl 6X+Y auf jeden Fall hoch genug für das 2er-Spiel.
Wie ist nun Y bei gegebenem X zu wählen? Antwort: so, dass sich der Anteil gelber Würfel im Säckchen möglich wenig ändert, sonst wäre die Balance des Spiels gestört. Karten, die das Sammeln gelber Würfel belohnen, sollen im 2er schließlich genauso funktionieren wie in 4er-Vollbesetzung. Dieser Anteil ist im Original 13/73 = 17.8%. Damit erkennt man, dass die absolute Minimumvariante (X=5, Y=7) auch ohne das "es muss nicht alles abzählbar sein" nicht ganz so optimal ist. Die erhöht nämlich den Anteil gelber Würfel auf 7/37 = 18.9%. Unter den Varianten, bei denen man 6 bis 9 der enthaltenen 10 Farbwürfel nutzt, kann man dann jeweils das Y suchen, das den Anteil gelber Würfel für gegebenes X am besten konstant hält. Damit ergibt sich
X (Klassenwürfel) | Anteil gelber Würfel | Ys mit Anteilen nahe 13/73 = 17.8% |
5 | Y / (30+Y) |
7 (18.9%) -- bei Y=6 unter 37-Würfel-Minimum! |
6 | Y / (36+Y) | 7 (16.3%), 8 (18.2%) |
7 | Y / (42+Y) | 8 (16.0%), 9 (17.6%), 10 (19.2%) |
8 | Y / (48+Y) |
10 (17.2%), 11 (18.6%) |
9 | Y / (54+Y) |
11 (16.9%), 12 (18.2%) |
=> Am konstantesten bleibt der Anteil gelber Würfel mit je X=7 Würfeln in Klassenfarben und dazu Y=9 gelben Würfel. Also 4 gelbe Würfel rausnehmen und 3 jeder anderen Farbe. Das ist MetalPirates Roll Player Variante für 2 Spieler.
In dieser Variante nutzt man insgesamt 6*7+9 = 51 Würfel. Für das 3er-Spiel reicht das jedoch nicht. Dort braucht man mindestens 55 Würfel (3*18+1). Deshalb ist in der Tabelle noch die beste spätere Zahl gefettet. Dies ist MetalPirates Roll Player Variante für 3 Spieler: 12 gelbe Würfel, 9 jeder anderen Farbe, also jeweils einen pro Farbe rausnehmen.
Die BGG-Variante, zwei Würfel pro Farbe raus zu nehmen (bzw. X=8 und Y=11 in meiner Notation), erhöht den Anteil gelber Würfel im Säckchen um fast 1%. Es ist sicher nicht grob verkehrt, so zu spielen, und außerdem ist "zwei raus pro Farbe" auch schön leicht zu merken, aber ich denke schon, dass es für meine 2er-Variante des "vier gelbe raus, drei von den anderen Farben" eine bessere mathematische Begründung gibt, und das Ziel der etwas ausgeglicheren Farbverteilung wird durch die Entfernung von mehr Würfeln auch besser erreicht.