Cult of the New und BGG Top 50: Ein paar Erläuterungen

  • Cult of the new ist unabhängig vom Jahrgang. Das besagt nur, dass man dauernd neue Spiele „kennenlernen“ muss, statt bereits bekannte Titel zu spielen.

    Nicht dass es Spiele des aktuellen Jahrgangs sein müssen

    Mit dieser Interpretation bewegst du dich von dem bei BGG üblichen Sprachgebrauch weg. Im Regelfall geht es tatsächlich um relativ neue Spiele, nicht um neu gelernte jedweden Alters.


    Mit "cult of the new" ist hauptsächlich der Effekt gemeint Der Haupteffekt des "cult of the new" ist, dass neue Spiele (< 3 Jahre alt) und insbesondere die des aktuellen Jahrgangs teils deutlich besser bewertet werden als ältere und im Ranking relativ früh nach Veröffentlichung stark steigen. Das führt dazu, dass in den Top50 relativ viele Spiele der letzten Jahre präsent sind. Tom Verdonck (LordT) fasst die Veränderungen jeden Monat in einer Geeklist zusammen (BGG Top 50 Statistics : from 01 May 18 to 01 Jun 18, Meta-Liste) und gibt dabei seit ein paar Jahren auch die Erscheinungsjahre der gelisteten Spiele an. Zum Stichtag 01.06. der jeweiligen Jahre sah die Verteilung wie folgt aus:


    2014 2015 2016 2017 2018
    1867 1 1


    1995 1 1 1 1
    1997 1 1 1

    1999 1 1


    2002 2 1 1 1 1
    2004 3 2 2 1 1
    2005 3 3 3 3 3
    2006 3 3 1 1 1
    2007 3 4 3 3 3
    2008 5 4 3 1 1
    2009 2 2 1

    2010 3 3 2 2 1
    2011 7 6 4 3 3
    2012 11 12 9 7 6
    2013 4 4 4 3 3
    2014
    2 7 6 2
    2015

    7 9 10
    2016

    1 8 8
    2017


    1 7


    Die Hälfte der aktuellen Top50 ist also in den letzten 3 (Kalender-) Jahren erschienen. Dieser Trend zieht sich seit ein paar Jahren durch und wird quasi wie eine Bugwelle immer weiter geschoben, wie ja der Vergleich mit den Werten der Vorjahre recht deutlich zeigt.

    => Die Top50 sind kein Alltime-Ranking, sondern geben nur mehr oder minder gut wieder, welche Spiele aktuell überragend ankommen, und zeigen daneben auch die Wertschätzung für ältere Spiele. Früher oder später fallen Letztere aber hinten runter.


    Auch am Positionsverlauf in den Top50, den Tom Verdonck stets mit angibt, kann man den cult of the new und auch die „Abstürze“ danach recht gut ablesen. Die Vollversion ist als item 51 in den Geeklisten enthalten, lädt aber nicht immer wie erwartet und passt bei 100 % auch nicht mehr gescheit auf einen FHD-Monitor, daher hier als Screenshot. Im Vorschaubild kann man die Abwärtstendenz älterer Spiele schon deutlich erkennen. Der entgegengesetzte Trend ist wesentlich schwerer auszumachen, da er schneller und sprunghafter verläuft.


    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze ()

  • Danke, aber wie wir inzwischen wissen, geben wir bei Unknowns nicht viel auf BGG-Definitionen ;)


    Abgesehen davon wird aber auch bei BGG Cult of the New unterschiedlich interpretiert. Es ist also keineswegs „üblich“. Zumindest nicht üblicher, als die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten von Ameritrash oder Complexity


    Define: Cult of the New | Cult of the New | BoardGameGeek


    Wie dem auch sei: Sankt Peter hat ja jetzt erklärt, was ER wissen wollte.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Abgesehen davon wird aber auch bei BGG Cult of the New unterschiedlich interpretiert. Es ist also keineswegs „üblich“.

    Nur weil es manche (wenige? einzelne? 10 %? 20 %?) gibt, die den Begriff weiter fassen ("new to me" statt new, current, latest, hotness etc.), verleitet dich das zu dieser Aussage? Äußerst gewagt. Insbesondere wenn du als Quelle nur einen flugs gegoogleten (?) Thread in einem Gildenforum eines Podcasts heranziehst … Die Begriffsverwendung wie oben von mir angeführt (NB: „hauptsächlich“) ist sehr wohl üblich. Bei Bedarf für Beispiele brauchst du nur bei BGG im Forum Themen mit „cult of the new“ im Betreff suchen und ggf. quer lesen:

    Putting numbers on "Cult of the New" by scrutinizing the current ranking list | BoardGameGeek | BoardGameGeek

    Buried under The Cult of the New...getting off the crazy train. | BoardGameGeek | BoardGameGeek

    Is Cult of the New increasing? | BoardGameGeek | BoardGameGeek


    Das sollte dann eigentlich ausreichen, um zu erkennen, dass deine Auffassung des Begriffs eher eine Minderheitenmeinung ist – jedenfalls bei BGG – und Sankt Peters der üblichen Verwendung entspricht. Ob du darauf was gibst oder nicht und wie du den Begriff verwendest, bleibt dir freilich selbst überlassen …

  • Also mündlich habe ich die Definition bisher nur so gehört, wie Bandida sie schreibt. Beim Dice Tower ist das zum Beispiel die absolut vorherrschende Meinung der Reviewer.

    Aber die schriftliche Bedeutung kenne ich auch und wenn ich den Term selbst benutze, meine ich immer beide Bedeutungen. Ist aber auch nicht ganz so wichtig, da ja mittlerweile bekannt ist, was man damit meint :) Und es gibt nicht so herbe Missverständnisse und Grabenkämpfe wie beim leidigen "Vielspieler" ;)

    Lg

  • Interessante Statistik! Ich frage mich aber an der Stelle nach den Ursachen dieser Entwicklung.


    Gibt es auf BGG eine "Inflation" an hohen Noten für neuere Spiele? Oder passen die Nutzer ihre Bewertungen regelmäßig an, wobei dann ältere Spiele tendenziell abgewertet werden? Evtl. ist es aber auch beides... *kopfkratz*


    Ich glaube bei Gelegenheit beschäftige ich mich doch mal mit dem Ranking-System. Bisher war mir das relativ egal.


    Edit: Habe jetzt mal ein wenig gelesen zum Thema BGG-Ranking. Hier 2 Links mit näheren Details:


    ratings | Wiki | BoardGameGeek


    Analyzing the BGG ranking system: the Good, the Bad, and the Graphickly | BoardGameGeek

    Einmal editiert, zuletzt von Enteiser () aus folgendem Grund: Links eingefügt

  • Enteiser Ich kann dir aus dem Stehgreif gleich eine ganze Hand voll Gründe aufzählen:

    1. Die Spiele sind im Schnitt tatsächlich besser geworden. Gerade da Autoren sich ja frei an Spielideen und Mechaniken der Vergangenheit bedienen können, hat es da eine stete Selektion und Verbesserung gegeben. Von der Qualität des Spielmaterials Mehmal ganz zu schweigen, denn das Auge spielt ja bekanntlich mit.
    2. Die jährliche Anzahl von Veröffentlichungen steigt. Wenn diese von ihrer Qualität her normalverteilt sind, dann gibt es automatisch in jedem Jahrgang mehr 'bessere' Spiele als im Jahrgang zuvor. Das ist reine Statistik.
    3. BGG hat mehr Nutzer als früher. Die Anzahl von Bewertungen geht mit in das Ranking ein. Ein neuer Nutzer, der seit 2016 dem Hobby nachgeht, wird tendenziell eher jüngere Spiele besitzen und bewerten.
    4. Zweite Editionen/Neuauflagen: Siehe z. B. 'Im Wandel der Zeiten'. Da wird die verbesserte Version natürlich erstmal von Liebhabern des Originals gekauft. Und wer das Original nicht mochte, wird die Neuauflage weder spielen noch bewerten. Das hebt das Durchschnittsranking.
    5. Kickstarter Effekt: Wenn ich ein Spiel unterstütze, dann bin ich emotional involviert. Ich möchte, dass meine Entscheidung richtig war, gerade diesem Spiel Geld zu geben. Was wäre da besser, als eine Top Bewertung auf BGG?

    Ich persönlich denke ja, dass sich alleine durch 1) bis 3) schon der Großteil der von yzemaze genannten Statistiken erklären lassen. Wenn die Kurven nicht nach unten gingen, dann wäre irgend etwas merkwürdig.

  • ... aber an sich gar keine schlechte Idee der Auswertung, da sich so die Qualitäten der Jahrgänge gut einstufen lassen.


    einmal horizontal direkt: da fallen v.a. 2009/2010 und 2013 auf, die in keinem der Folgejahre mehr einen (gleich)hohen Wert verglichen mit den Jahren zuvor /danach haben.


    Auch im Bewertungsjahrgang kann man in 2016 eine Delle erahnen, da relativ weniger hohe Werte in den jüngeren Jahren stehen als davor / danach ( kein zweistelliger Wert an der Bugspitze) heisst also dass ältere Spiele sich gegen die neue behaupten konnten.


    2005,7,11,12 waren demnach scheinbar die wirklich guten.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • schau mal einer an. Andere maßregeln und belehren, wenn man darunter zitiert, aber selber machen . Moderiere Dich bitte mal selber.

  • Enteiser

    In [Stats] Umfangreiche Analysen von BGG-Daten gibt’s weitere Links zum Thema. Beitrag 36 nicht übersehen ;)

    Der Analyse von Meradanis kann ich nur beipflichten.

  • Hi,


    So dreht man sich die Statistiken wie man sie braucht...


    Atti