Ist Kickstarter kundenfreundlicher als die Spieleschmiede?

  • [Mod] aus [Spieleschmiede] Tudor – yze


    Stimmt. Da hast du natürlich Recht. Blöd, wenn man immer vom Marktführer und dessen deutlich größerer Kundenfreundlichkeit ausgeht...

    Also ich hab noch nie davon gehört, dass Kickstarter die Backer von finanzierten, aber nie ausgelieferten Projekten entschädigt hätte...


    Was ist im Zweifel kundenfreundlicher? Bei Kleinigkeiten schnell und einfach drei Sachen klicken, und bei ernsten Problemen im Regen stehen gelassen werden, oder bei Kleinigkeiten nach EU Recht verfahren zu müssen, um z. B. einen Widerruf zu erklaren, dafür bei echten Problemen aber auch echte Hilfe (wie z. B. Eine Erstattung des Forderbetrags) zu bekommen?

  • Was ist [bei Kickstarter] im Zweifel kundenfreundlicher [als bei der Spieleschmiede]?

    Du solltest mal versuchen, das aus Kundensicht zu sehen. Da bietet Kickstarter so einiges mehr:

    • Es gibt Updates per E-Mail, d.h. man bekommt alles schnell mit, weil man E-Mails ohnehin regelmäßig liest -- während diejenigen, die ihre "persönliche Seite" bei Happyshops täglich öffnen, wohl eine kleine Minderheit sind. Das ist gleichermaßen wichtig für den Zeitraum der Finanzierung wie auch danach während der Projektlaufzeit.
    • Es gibt die Möglichkeit des $1-Backens mit Zugang zu allen relevanten Informationen, was neben den Updates insbesondere auch die Möglichkeit zum Fragenstellen an die Macher in den Kommentaren bietet. (Angeblich gibt's auch ein Unterforum im SO-Spielernetzwerk, wo man Fragen zu laufenden Schmiedekampagnen stellen kann, aber das kennen nur Insider und außerdem braucht's eine zusätzliche Registrierung. Das ist keine Lösung.)
    • Der Geldeinzug erfolgt bei Kickstarter erst nach Ablauf einer erfolgreichen (!) Finanzierung. So sollte nach meinem Verständnis Crowdfunding rein von der Logik her IMMER ablaufen. Motto: "ich sichere dir mein Geld zu, wenn du genug Unterstützung für die Realisierung findest." Sofortiges Bezahlen ist Vorverkauf.
    • Der letzte Punkt erlaubt dann auch, und das ist im konkreten Falle von turbo hier besonders relevant: Die Möglichkeits des problemlosen Änderns der Finanzierung, incl. canceln, vor Ende der Finanzierungsperiode.

    In der Konsequenz finanziere ich deshalb interessante Kickstarter-Projekte auch gerne mal am Tag 1. Mal ändert sich meine Finazierungssumme während der Finanzierungssumme, mal nicht, aber ich bin ab dem Zeitpunkt dabei, an dem ich das Projekt unterstützen möchte. Meine Finanzierungsumme kann ich bei Bedarf jederzeit anpassen, vom kompletten Canceln bis Erhöhen von $1 auf dreistelliges all-in. Beides schon vorgekommen. Und wenn man etwas backt, dann erzählt man natürlich auch davon, im "real life" wie im Netz.


    Bei Plattformen, die sofort Geld sehen wollen (also Indigogo, Spieleschmiede & Co), steige ich mittlerweile, wenn überhaupt, dann nur noch kurz vor Ablauf der Finanzierungsperiode ein. Erst dann weiß ich nämlich wirklich, was ich für mein Geld genau kriege. Der erfahrene Crowdfunding-Unterstützer hat irgendwann nämlich gelernt, dass sich Kampagnen zum Positiven oder Negativen hin entwickeln können. Ich glaube, dass sich die gesammelte Kickstarter-Konkurrenz deshalb keinen Gefallen damit tun, wenn sie sofort das Geld der Backer einziehen. Das führt über kurz oder lang nur dazu, dass die Backer sehr vorsichtig mit dem Unterstützen bei diesen alternativen Crowdfunding-Plattformen werden und die Projekte dort überhaupt nicht in Schwung kommen. Aber gerade von diesem "Momentum", wie die Amis sagen, profitieren erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen enorm, das ist das, was Crowdfunding befeuert -- und genau das machen sich Spieleschmiede & Co meiner Meinung nach mit sofortigem Geldeinzug selbst kaputt.


    Das darf natürlich jeder anders sehen, und du als Spieleschmiede-Chef kannst machen, was auch immer du für richtig hältst. Aber wenn du danach fragst, was ich an Kickstarter besser finde, dann bekommst du meine ungefilterte Meinung zu hören...

  • Vielleicht ist "kundenfreundlicher" nicht genau der richtige Begriff sondern eher eher "bequemer und komfortabler für den Kunden" eher passender.


    Muss aber definitiv zustimmen das die vom Piraten genannten Punkte definitiv auch bei mir der Hauptgrund ist warum ich bei Kickstarter am meisten mache und bei den anderen eher ungern.

  • Vielleicht ist "kundenfreundlicher" nicht genau der richtige Begriff sondern eher eher "bequemer und komfortabler für den Kunden" eher passender.

    Das ist für mich ein eklatanter Bestandteil von "kundenfreundlich"!

  • Ich stimme MetalPirate auch zu, allerdings hat mich Franks Erwähnung des anders gelagerten EU-Rechts stutzig gemacht- vielleicht dürfen die genannten europäischen crowd-funding-Plattformen das nicht anders machen?

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • +1 zu meinen Vorrednern. Ich stimme dem in jeder Hinsicht zu. Ich hab auch schon Beiträge bei Kickstarter in jede Richtung nachträglich angepasst und mich bei der Schmiede geärgert, dass ich es nicht nochmal ändern konnte.


    Für mich ist "bequemer und komfortabler für den Kunden" eine Teilmenge von Kundenfreundlichkeit.

  • Vielleicht ist "kundenfreundlicher" nicht genau der richtige Begriff sondern eher eher "bequemer und komfortabler für den Kunden" eher passender.

    Das stimmt schon, da muss ich dir weitgehend zustimmen. Allerdings nur "weitgehend" und nicht komplett, weil etwa der Zwang zu exotischen eigenen Kommunikationswegen (-> persönliche Seite aufrufen und feststellen: "Oh, vor zwei Wochen gab's ein wichtiges Update zu dem von mir unterstützten Projekt!") meiner Meinung nach schon etwas in Richtung "kundenunfreundlich" geht, wenn der Marktführer eine einfache und gut funktionierende generische Lösung hat, die vermutlich über 90% der Spieleschmiede bevorzugen würden, wenn man sie denn fragen würde. Kann ja nicht so schwer sein, Updates per E-Mail zu verschicken bzw. sich vorher die Erlaubnis datenschutzrechtliche Erlaubnis dazu vom Spieleschmied zu holen. Die Mailadressen hat die Spieleschmiede ja schon.


    Im Übrigen muss ich natürlich auch Frank Noack recht geben, dass Kickstarter keine Absicherung gegen Komplettausfall bietet. Das liegt aber im wesentlichen an der anderen Vertragsbeziehung: Kickstarter versteht sich als reine Vermittlungsplattform (ganz analog zu Ebay), während die Spieleschmiede selbst auch Projektmacher ist. Bei Kickstarter hat man die Ansprüche gegen den Macher aus sonstwo -- und die sind sicher ungleich schwerer durchzusetzen. Schon richtig. Aber dann müssten wir auch darüber reden, ob aus der Doppelrolle Plattform/Macher auch zusätzliche Erwartungen erwachsen (z.B. regelmäßigere und bessere Updates!) und dieses Fass wollte ich nicht auch noch aufmachen.


    Außerdem: Das größte Risiko für Backer ja gar nicht mal der Komplettausfall. Hatte ich bei Kickstarter noch nie und ich kenne auch keinen persönlich, der das schon mal erlebt hat. Kann passieren, ist aber EXTREM selten. Viel ärgerlicher sind doch schlecht abgewickelte Projekte, etwa mit Verzögerungen und Qualitätsmängeln, und -- mal ehrlich! -- die wirkliche relevante Gefahr bei der ganzen Crowdfunderei ist doch, dass das vorfinanzierte Spiel sich nach der Lieferung als Graupe entpuppt. Als halbwegs erfahrener Crowfunder weiß ich inzwischen: sowohl bei den schlecht verlaufenden Kampagnen wie auch bei den Spielen, die nachher klar hinter den Erwartungen zurückbleiben, geben sich die einzelnen Plattformen nicht viel.


    Auch die Spieleschmiede hatte da schon ihren Anteil an nicht so tollen Crowdfunding-Erfahrungen. Für mich sogar deutlich erhöht gegenüber Kickstarter, auch weil der in meinen Augen ganz wesentliche Schutzmechanismus fehlt, dass Backer früher Kampagnen den Machern in den Kommentaren potenziell sehr unangenehme Fragen stellen können. Noch so eine Sache, warum ich lieber bei Kickstarter unterstütze...

  • Du solltest mal versuchen, das aus Kundensicht zu sehen. Da bietet Kickstarter so einiges mehr:

    • Es gibt Updates per E-Mail, d.h. man bekommt alles schnell mit, weil man E-Mails ohnehin regelmäßig liest -- während diejenigen, die ihre "persönliche Seite" bei Happyshops täglich öffnen, wohl eine kleine Minderheit sind. Das ist gleichermaßen wichtig für den Zeitraum der Finanzierung wie auch danach während der Projektlaufzeit.
    • Es gibt die Möglichkeit des $1-Backens mit Zugang zu allen relevanten Informationen, was neben den Updates insbesondere auch die Möglichkeit zum Fragenstellen an die Macher in den Kommentaren bietet. (Angeblich gibt's auch ein Unterforum im SO-Spielernetzwerk, wo man Fragen zu laufenden Schmiedekampagnen stellen kann, aber das kennen nur Insider und außerdem braucht's eine zusätzliche Registrierung. Das ist keine Lösung.)


    • Gibt es nicht mittlerweile auch Updates per Mail? Zu meinem letzten Schmiedeprojekt Dice Hospital gab es jedenfalls immer mal wieder Emails zum Projekt. Weiß natürlich nicht, ob es zu jedem Update eine Mail gab. Wenn nicht, wäre das natürlich ein guter Verbesserungsvorschlag für die Schmiede.
    • Hier finde ich den Ansatz etwas merkwürdig. Du findest es also besser, wenn ich zum Fragen stellen Geld bezahlen muss (OK, nur einen symbolische $) als wenn ich mich kostenlos bei der Spiele-Offensive registriere (wo die meisten potentielle Schmiede eh schon Accounts haben)? Zu dem: auch bei Kickstarter muss ich mich erstmal registrieren, oder? Ich stimme aber zu: es wäre schön, wenn man bei der Spieleschmiede auf der Projektseite Fragenstellen könnte, ohne vorher zu fördern. Die symbolische Fördersumme gibt es aber bei den Projekten die ich bis jetzt gesehen und gefördert habe, auch, es sind dann allerdings 5€. Ob man problemlos nachträglich erhöhen kann, weiß ich nicht. Wieder aussteigen geht, so weit ich weiß, tatsächlich nicht mehr.
  • Bezüglich Totalausfälle, hier findet man einige: https://www.boardgamegeek.com/geeklist/160421/

    Nach jetzigem Stand habe ich bereits 3 Projekte in den Sand gesetzt bzw mein Geld.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Peer ()

  • Du findest es also besser, wenn ich zum Fragen stellen Geld bezahlen muss (OK, nur einen symbolische $)

    Musst du nicht. Du kannst theoretisch das Funding, egal ob $1 oder $1000, direkt nach der Frage wieder canceln. Wichtig ist dabei nicht der Betrag, sondern das Konzept, dass jegliche Finanzierungszusage bei KS erstmal bis Kampagnenende temporär ist.


    (Ausnahme für die letzten 48 (oder waren's 24?) Stunden: wenn damit ein finanziertes Projekt wieder unter die Finanzierungsschwelle gedrückt werden könnte.)




    Peer : Diese Liste habe ich auch schon ein paar Mal hier verlinkt und empfehle jedem ein "subscribe", um die eigenen Warnindikatoren für kritische Kickstarterprojekte zu schärfen. Aber gemessen an der Gesamtheit der Kickstarter-finanzierten Spiele sind das trotzdem ganz, ganz wenige Totalausfälle. Auch diese Liste enthält ja eher schlecht gelaufene Kampagnen als Komplettausfälle. Ich will nicht behaupten, dass Crowdfunding völlig risikofrei wäre, aber wenn man auf die Crowdfunding-Historie von Machern schaut, dann ist das Risiko schon recht gut begrenzbar.


    Übrigens: Komplettzitat ist in den seltensten Fällen notwendig.

  • [Mod] aus [Spieleschmiede] Tudor – yze


    oder bei Kleinigkeiten nach EU Recht verfahren zu müssen, um z. B. einen Widerruf zu erklaren, dafür bei echten Problemen aber auch echte Hilfe (wie z. B. Eine Erstattung des Forderbetrags) zu bekommen?

    was ich nicht verstehe warum ist es so umständlich? Wenn ein Kunde per Gesetz zurücktreten kann warum das nicht gleich komfortabel anbieten? Selbiges bei der Spieleoffensive bei Storno geht das Retourgeld erstmal aufs Kundenkonto und wird erst nach nochmaliger Aufforderung zurücküberwiesen.

  • MetalPirate : Ja, das stimmt schon, die meisten kamen an und ich verbuche nur 3 oder 4 derzeit als Komplettausfall, die auch in der Liste drin sind (glaube ich) Das meiste an Spielen auf KS ist für mich Durchschnitt und ca. 50% meiner unterstützen Projekte habe ich wieder verkauft. Mittlerweile bin ich da kritischer.


    Ich wollte damit auch nicht sagen, dass du gesagt hättest, dass es Risikofrei wäre. Wer das denkt, dem ist nicht mehr zu helfen. Da finde ich aber den Ansatz der Schmiede besser, da sie sich kümmern, im Gegensatz zu Kickstarter.


    Und ja, ich hätte das Zitat kürzen können, hatte da aber gerade keine Lust zu. Daher auch dieses Mal nur eine Erwähnung.

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  • Kundenfreundliche Prozesse sollten idealerweise immer aus Sicht des Kunden designt werden, aus der "ich bin jetzt mal Kunde"-Sicht sollte das eigentlich für jeden möglich sein. Dies ohne Bezug zu bisher genannten Unternehmen...


    Ein "berühmter" Komplettausfall bei Kickstarter war Up-Front! X(

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Musst du nicht. Du kannst theoretisch das Funding, egal ob $1 oder $1000, direkt nach der Frage wieder canceln. Wichtig ist dabei nicht der Betrag, sondern das Konzept, dass jegliche Finanzierungszusage bei KS erstmal bis Kampagnenende temporär ist.


    Ja, hatte ich auch so verstanden. Ich finde das nur nicht unbedingt kundenfreundlicher. Es stimmt aber, dass es in beiden Fällen schön wäre, wenn man Fragen ohne vorheriges Funding stellen könnte.


    Ich kann die Punkte ja durchaus gut verstehen. Für mich punktet die Spieleschmiede halt mit 2 Sachen:

    • Ich benötige keine Kreditkarte (ich mag die Dinger einfach nicht so gerne - ist völlig irrational)
    • Ich bekomme eine deutsch-sprachige Version

    Das Zurücktreten von Förderungen habe ich bis jetzt nicht benötigt. Es ist ja oft auch hauptsächlich, um sich erstmal nen Early Bird o.ä. zu sichern, ohne überhaupt zu wissen, ob das Spiel interessant ist.


    Ich habe aber auch nix gegen Kickstarter, und würde auch da fördern.

  • Wenn ein Kickstarterprojekt aus Deutschland stammt und du in Deutschland wohnst, geht auch Bankeinzug. Ob es da ein Einzugslimit gibt, weiß ich allerdings nicht.

    Deutschsprachige Versionen werden auch über Kickstarter angeboten. Natürlich nicht so wie in der Schmiede, aber die Wichtigkeit des deutschen Marktes und anderer Märkte ist den Erstellern mittlerweile bewusst. Der Nachteil in der Schmiede wiederum ist die geringere Reichweite. Ohne Kickstarter gibt es oft auch keine Schmiedeprojekte, da sich ein rein deutscher Release für die Ersteller meist nicht lohnt.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Ja, gerade das mit der Reichweite stimmt natürlich. Und das mit dem Bankeinzug wusste ich noch nicht.

    Wenn mal was zum fördern vorbei kommt, würde ich mir allerdings auch eine Kreditkarte zulegen. Da ich eh nicht so häufig "crowdfunde" gab es bis jetzt noch kein Bedarf. Ich habe nix gegen Kickstarter, finde aber auch die Schmiede nicht so schlecht, wie sie manchmal gemacht wird.

    Einmal editiert, zuletzt von sg181 ()

  • Nen Kumpel von mir hat ne Prepaid Kreditkarte, funktioniert einwandfrei.

    Ich mag auch beide und muss sagen, dass die Schmiede mittlerweile viel mehr interessante Projekte an Land zieht als noch vor ein paar Monaten.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Komplettausfall. Hatte ich bei Kickstarter noch nie und ich kenne auch keinen persönlich, der das schon mal erlebt hat. Kann passieren, ist aber EXTREM selten

    Ein "berühmter" Komplettausfall bei Kickstarter war Up-Front!

    Da wra ich auch dabei. Aber ich wußte um die Risiken vorab. Das war ganz einfach mal 150 $ auf schwarz gesetzt...

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • yzemaze

    Hat das Label Kickstarter + Spieleschmiede hinzugefügt.