Sind Sportspiele Nischenspiele?

  • Hi,


    Dieser Nerd-Kult ist sowas von dämlich. Manche sulen sich ja geradezu darin.


    ... kann man machen. Kann man aber auch sein lassen.


    Atti

  • Ich finde das immer so geil, wenn verurteilt wird, das man aus dem persönlichen Umfeld auf die Masse schließt, und im selben Atemzug erwähnt, dass z.B. aber die Beobachtung, es spielen weniger Frauen ein Spiel wie #FireteamZero, falsch sein müse, da man ja selbst Frauen kenne, die es mögen... :lachwein:


    MetalPirate, als ob das was aussagt, da müsstest Du die Zahl der Beiträge mindestens noch über die Zeit legen.

    Der mit Abstand größte Thread (auch, was die Zahl unterschiedlicher Nutzer betrifft), ist sicher der Schnäppchen-Thread...


    Will jemand wetten, wie gut die "Sicher kein Nischenspiel, und mit Minis!"-Kampagne von #90Minuten abschneiden wird? :sonne:

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  • Ich scheine ja eine sehr gespaltene Persönlichkeit zu haben. Meine Hobbys passen nicht zusammen, meine Spielinteressen laufen ihnen komplett zuwider und den falschen Beruf scheine ich auch noch zu haben. Und das Schlimmste ist: dabei habe ich mich auch noch wohlgefühlt!


    Das ist dann ja wohl vorbei. Danke an alle die mich aufgerüttelt haben.


    Ab morgen nix nerdiges mehr machen, auf Spieletreffs nur noch seelenlose Euros am Stück runterkloppen, neuen Job suchen und als Hobbys gibt es nur noch Fussball und Grillen. Grillen natürlich in seiner ursprünglichen Form: totes Tier über Holzkohle und dazu Schädelbier trinken. Indirektes Grillen und Craftbier passen einfach nicht zu meiner Persönlichkeit, das sehe ich jetzt ein.


    Aber für die letzte Staffel von Game of Thrones, da werde ich rückfällig!

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Ich finde übrigens die Emotionen bei den Fußballfans unter den Spielern hier spannend. "Wir sind viele!" :)


    Ja, und? Ich glaub's nicht, aber könnte das nicht auch egal sein? Ich kenne auch sonst wenig Fußballfans (=schaut die Spiele "seiner" Mannschaft auch im Stadion). Vielleicht liegt es daran? Gehen die Zuschauerzahlen nicht generell zurück? Ich meine, ich hätte sowas mal gelesen...

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  • Ich finde das immer so geil, wenn verurteilt wird, das man aus dem persönlichen Umfeld auf die Masse schließt, und im selben Atemzug erwähnt, dass z.B. aber die Beobachtung, es spielen weniger Frauen ein Spiel wie #FireteamZero, falsch sein müse, da man ja selbst Frauen kenne, die es mögen... :lachwein:

    Lies seinen Beitrag lieber nochmal


    Edit: nächste steile These


    Fußballfan ist nur, wer auch ins Stadion geht. Huihuihui

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    Einmal editiert, zuletzt von Bandida ()

  • Warum es keine gescheite Fussballspiele gibt. Zum einen ist die körperliche Dynamik schwer umsetzbar und zum anderen das Thema. Fussball ist Volkssport.

    Hallo,

    also ich finde, dass "Tipp-Kick" sehr wohl ein gescheites (vielleicht sogar das beste umgesetzte?) Fussballspiel ist und man betätigt sich sogar in gewisser Weise körperlich.

    Oder zählt "Tipp-Kick" gar nicht zu den Brettspielen?


    LG

    Der Captain

    Live long and prosper

  • Captain


    Im Ursprungsthread habe ich sogar erwähnt, dass ich Tipp-Kick für die beste Fussballspielumsetzung halte. Hier gehts aber mehr um die Fingergeschicklichkeit, ob das Spiel noch als Brettspiel zu sehen ist? Gleiche Frage ob Tischkicker auch ein Brettspiel ist?

    Ich weiß es nicht und bin da zwiegespalten.

  • Gehen die Zuschauerzahlen nicht generell zurück?

    Nö, das nicht. Die Durchschnittszahl liegt auch immer ein bisschen daran, wer gerade auf- und absteigt. Ohne Köln und HSV dürfte es im nächsten Jahr wohl eher wieder ein wenig runter gehen bei den Zuschauerzahlen der Bundesliga.


    Wobei ich davon ausgehe, dass die Bundesliga bzw. der Fußball an sich perspektivisch schon ein Problem kriegen wird. Durch zunehmende Eventisierung, Kommerzialisierung und Behandlung von Fans, insbesondere Auswärtsfans, wie Vieh, ist der Fußball meiner Meinung nach auf dem besten Wege, in der jüngeren Generation nicht mehr prinzipiell alle gesellschaftlichen Schichten und Gruppen begeistern zu können, sondern sich den selbständig denkenden Menschen und gebildeteren Menschen zunehmend zu entfremden.


    Oder anders gesagt: Fußball war nie ein reiner Proletensport, auch wenn das ein uraltes Vorurteil ist, aber dieses Vorurteil wird immer zutreffender (und damit der Fußball dann vielleicht auch tatsächlich weniger kompatibel zu Brettspielern). Wer ins Stadion geht, hat immer mehr mit Vollidioten zu tun, insbesondere unter den Hardcore-Fans und Ultras, die dazu auch noch meinen, definieren zu können, was richtig Fanverhalten wäre und was nicht. Früher konnte man im Sitzplatzbereich neben einem Fan des Gegners sitzen und gemeinsam das Spiel gucken, dabei friedlich fachsimpelnd über Fußball, die Bundesliga und das Leben an sich. Heute ist oft strikte Fantrennung angesagt, Fanbekleidung der Auswärtsmannschaft nur noch erlaubt im Gästeblock, und unter den Fans gegen diejenigen den Ton an, die das Zündeln mit Pyrotechnik cool finden... Mir macht deshalb Fußball im Stadion immer weniger Spaß. Aber das ist ein anderes Thema, das hier völlig off topic ist.

  • Früher konnte man im Sitzplatzbereich neben einem Fan des Gegners sitzen und gemeinsam das Spiel gucken, dabei friedlich fachsimpelnd über Fußball, die Bundesliga und das Leben an sich. Heute ist oft strikte Fantrennung angesagt, Fanbekleidung der Auswärtsmannschaft nur noch erlaubt im Gästeblock

    Ich würde sagen, dass das in fast allen Stadien bei fast allen Spielen auch immer noch geht. Ich habe es jedenfalls noch nie anders erlebt. Beispiel-Stadien: Bremen, Dortmund, Gladbach, Köln, jeweils auch im Trikot der Lieblingsmannschaft. Hier und da mal ein "lustiger" Spruch, gemeinsames Nöhlen über den SR. Oft sind es doch auch Freundeskreise mit Fans aus beiden Lagern, die gemeinsam zum Spiel gehen. Dass es andere Bereiche im Stadion gibt, klar. Mich wunderte nur, dass du explizit vom Sitzplatzbereich sprichst.


    Ergänzung: Meine Beispiele sind aus den Saisons 16/17 und 17/18.

    Einmal editiert, zuletzt von Alex85 ()

  • :idioten:

    Das Beste am Mensch ist sein Hund.

  • Toadstool


    Argumentativ erstklassig ... passend zum Rest.


    Ich fasse zusammen:


    - Fußballfans spielen vorzugsweise keine Brettspiele

    - IT'ler und Inschenöre mögen vorzugsweise kein Fußball

    - Die Zahl der Fußball-Themen in diesem Forum hat eine bedeutende Aussagekraft über den prozentualen Anteil brettspielender Fußballfans in Deutschland (weltweit?)

    - Die Zahl der nahrungsmittelbezogenen Themen in diesem Forum belegt ganz eindeutig, dass Brettspieler nicht essen

    - Wer auf der Arbeit nicht über Dr. Who spricht, ist de facto ein Eurogamer

    - Wer auf der Arbeit über Fußball spricht, ist Ameritrash'ler

    - Warum ein Fußballfan überhaupt spielt (auch Ameritrash), ist nicht abschließend geklärt. Siehe Punkt 1. Belegende Studien werden gerade recherchiert

    - Wir schließen generell aus unserem persönlichen Umfeld und leiten allgemeingültige Thesen ab

    - Wer nicht ins Stadion geht, ist kein Fußballfan

    - Brettspieler sind Nerds

    - Nerds sind dämlich

    - Dieses Forum besteht aus überproportional vielen IT'lern und Ingenieuren, spätestens im persönlichen Umfeld

    - Um steile Thesen egal welcher Art zu untermauern, ist es besonders wichtig, den eigenen Berufsstand plus den der Mitspieler, Frauen, Freunde, Bekannte, Verwandte (1. bis 4. Grades) ... aufzuzählen. Das macht Eindruck


    Hab ich was vergessen?

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Alex85 : Die Behandlung von Fans wie Vieh ist mir in Köln passiert, wo mich die Polizei nicht mehr zurück nach Westen (Aachen) reisen lassen wollte. Nach dem Spiel hatte ich mich noch mit anderen Eintrachtlern unterhalten. Dann waren wir auf einmal in einem Polizeikorridor drin und die Herren Polizisten wollten mich am liebsten zwangweise mit den anderen Eintracht-Fans in den Zug nach Frankfurt verfrachten. Auch auf freundliche Ansprache haben die gar nicht erst geantwortet, sondern einfach nur schweigend dahin gezeigt, wo ich/wie ihrer Meinung nach laufen sollten. Wohlgemerkt: es war alles komplett friedlich. Irgendwann hatte ich dann einen Polizisten gefunden, der sich wenigstens meinen Perso angeschaut hat, den ich ihm unter die Nase gehalten habe, und der hat dann gesehen, dass ich nicht (mehr) in Hessen wohne und mich raus gelassen. Ich glaube, das dürfte mein letzter Stadionbesuch gewesen sein.

  • Ich würde mich über ein gut umgesetztes Fußballspiel freuen, zumindest wesentlich mehr als über das Mittelalterspiel.


    MfG

    fleXfuX

    Wer die Weisheit mit Löffeln gegessen hat, neigt zu geistigem Durchfall.

  • Alex85 : Die Behandlung von Fans wie Vieh ist mir in Köln passiert, wo mich die Polizei nicht mehr zurück nach Westen (Aachen) reisen lassen wollte.

    Das ist mir auch vor Jahren passiert als Köln gegen Aachen gespielt hat. Bin in Ehrenfeld ausgestiegen und wurde dank meines gelben Shirts in den Sonderzug zum Stadium busgiert. Ich durfte nicht nach Ehrenfeld rein und wurde mit "Nachdruck" in den Zug gesetzt...

  • Hi,


    Och komm fleXfuX - Mittelalter ist doch DAS Thema. „Irgendwas mit Ressourcen sammeln, Aktionen und bauen im Mittelalter“ - bloss nicht mit einem historischen Anspruch (das kann nur hässlich werden).

    Was meinst du wieso Mittelaltermärkte so lästig sind?! - Das „Thema“ zieht.


    Aber ich würde mich auch über ein überarbeitetes Time of Soccer freuen. (Weniger umständlich, gerne auch was Euro-Geradliniger (aber nicht zu sehr).


    Age of Soccer oder Soccer 18xx ?

    Oder Soccer & Allies 1990

    Atti

  • Hi,

    ich untermauere Thesen: Juni 2014. Die Herberge ist voller Spieler für 4 Tage ausgebucht für Brettspiele aus dem Eurobereich, seltener Ameritrash, so ungefähr 125 Spielbegeisterte. Abends 20 Uh, kommt Ghana-Deutschland aus Brasilien (live).

    Es schauen ca. 8 bis 10 Spieler mit mir das 2.Vorrundenspiel, der Rest spielt lieber weiter.


    Ich warte immer noch auf einen super Fußballmanager1?

    #TimeofSoccer ist schon mal ganz gut, aber könnte es nicht sowas wie #FoodChainMagnate als

    Football Chief-Manager geben. Die Spielmechaniken müssten doch zur Hälfte auf das neue Thema übertragbar sein.

    Ok ich warte noch ein paar Jahre.


    Sportspiele die einigermaßen erfolgreich waren, sind meines Wissens bisher, nur Baseball2045, Formula D und die beiden Radrennspiele gewesen.

  • Sportspiele scheinen sich aber z.B. in den USA viel besser zu verkaufen als hierzulande. Das mag aber auch an den Sportarten liegen. Ein Fußballspiel lässt sich in der Tat nicht befriedigend auf dem Brett darstellen. Der stets laufende Spielfluss macht die Sache schwierig, da auf dem Brett ja doch mit Zug und Gegenzug gearbeitet werden muss. Die Gleichzeitigkeit der Aktionen beider Seiten bildet nur Subbuteo ab und das würde ich eher in die Ecke der Geschicklichkeitsspiele verfrachten.


    Football und Baseball hingegen haben klar abgegrenzte Aktionen beider Seiten die sich auch zeitlich ordnen lassen bevor es zu einem spielerisch relevanten Ereignis kommt. Somit ist eine Brettumsetzung natürlich erheblich einfacher. Auch die statistischen Merkmale und deren unheimliche Menge lassen sich bei diesen Sportarten viel besser heranziehen um das Spiel zu balancen oder realistischer und somit besser zu machen. Ein Fußballspiel welches regelmäßig Ergebnisse von 9-4 oder 6-3 liefert ist nun mal Humbug. Beim Football oder Baseball kann man an so vielen Schrauben drehen, dass realistische Ergebnisse dabei herauskommen (allerdings ist das Spektrum der möglichen Ergebnisse beim Football und Baseball auch um einiges größer und damit sind Ausreißer "verzeihbarer").


    Erfolgreiche Sporttitel aus den USA sind oder waren z.B. die Statis-Pro Reihe, Paydirt, Baseball Strategy oder March Madness von Avalon Hill. Es gibt ganze Ligen, die sich mit Spielen der Strato-Matic Serie über Jahre beschäftigen und echte Dauerbrenner sind. Meist liegen diesen Spielen die tatsächliche Performance von Profimannschaften aus den Vorjahren zu Grunde. Etwas was beim Fußball auch nur schwer umzusetzen ist (wegen der fehlenden, aussagekräftigen Statistiken).


    Rennspiele lassen sich auch einfacher abbilden, da die Zielvorgabe und der sprichwörtliche Weg zum Ziel bzw. Spielsieg sehr eindeutig ist. Daher sind diese auch für das Brett besser geeignet. Formula De, Thunder Alley, Um Reifenbreite, Rallyman, Flamme Rouge, Leader 1, Snow Tails... allein die Menge an Titeln ist erheblich größer als bei Ballspielen.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

    Einmal editiert, zuletzt von Nafets () aus folgendem Grund: Edit (statischen -> statistischen)

  • Sportspiele scheinen sich aber z.B. in den USA viel besser zu verkaufen als hierzulande. Das mag aber auch an den Sportarten liegen.

    Mein Eindruck ist, dass dies weniger mit dem simulierten Sport zu tun hat, sondern vielmehr damit dass die US-Amerikaner viel lieber in Ligen und Turnieren antreten

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Zitat

    Sind Sportspiele Nischenspiele?

    Das ist eine ambivalente Frage, die unterschiedlich betrachtet und beantwortet werden kann:

    • Ja, wenn damit auf ihren Anteil an allen thematischen Brettspielen abgezielt wird.
    • Nein, wenn nur das Thema als solches gemeint ist.

    Bei dem Thema resp. Sportart sollte allerdings nochmals genauer differenziert werden, wie populär diese in der Bevölkerung bzw. unter Brettspielern ist. Schließlich dürfte Fußball unter den möglichen Brettspielumsetzungen einer Sportart am allerwenigsten ein Nischenspiel sein. Um mal ein im wahrsten Sinne extremes Beispiel für ein mögliches Nischen-Sportspiel zu „erfinden“: Extreme Ironing – The Board Game.

  • Das Thema schreit doch fast danach, den guten alten "Leitfaden" von Tom Werneck aufzuschlagen.


    Zitat von Leitfaden für Spieleerfinder, Tom Werneck, Seite 44

    Doch allen Brettspielsimulationen von Sportarten haftet ein Makel an: ob Würfelei oder strategisches Spiel - es ist stets nur ein dürftiger Abklatsch der Wirklichkeit. Ein Slalom auf einem Pappfeld ersetzt keine schwungvolle Abfahrt an einem kalten, klaren Wintermorgen. Die fein dosierte und präzise gezielte Wucht eines Golfschlags kann man nun mal nicht glaubhaft auswürfeln. Das wissen die professionellen Hersteller ebenso gut wie die Käufer.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Aber ein Würfelwurf simuliert ganz hervorragend das Geräusch eines herabfallenden Kopfes, wenn ich meinem Gegner eins mit nem Schwert überbrate?


    :/


    Irgendwas an dieser Theorie klemmt

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Köpfe rollen lassen kann man eher selten real, deshalb ist es dann auch deutlich was anderes, als eine Tätigkeit, ein Sport den man auch direkt ausführen kann, und weiß wie es sich anfühlt.

    Es gibt auf jeden Fall Spiele die deutlich leichter zu verkaufen sind.

  • fast

    Genau. ;)


    Eine Simulation ersetzt nicht, sie ahmt etwas nach. So wie Spielgeld auch kein echtes Geld ersetzt und trotzdem ein Gefühl für Nehmen und Geben vermitteln kann (bei einem Piratenspiel tendenziell mit ungleicher Verteilung). Wenn man es so dogmatisch auslegt, wie der „aufgeschlagene Leitfaden“, dann muss wohl das sportliche Original immer besser sein als die spielerische Simulation. Bei umgedrehter Sichtweise ist Brettspielen aber ebenso wirklich, was meinst du? Genauso gut kann doch die Simulation zur Wirklichkeit werden bzw. sie erzeugen …

    Wie die Wirklichkeit des Sports simuliert wird, ob als generelle Vereinfachung; ob durch Reduzierung bzw. Fokussierung auf Teilaspekte; ob als möglichst vollständiges Abbild (eben nicht als Abklatsch, sondern eher als Porträt wie bei einem naturalistischen Gemälde verstanden); oder mit allen Genre-Mitteln des Brettspiels: Das alles abzuwägen, dabei ungeeignetes wegzulassen und anderes hervorzuheben, und sich dazu Neues auszudenken, das ist doch gerade das reizvolle an der Adaption, Simulation, Inspiration des Sports (sowie jedes anderen Themas).

  • Köpfe rollen lassen kann man eher selten real, deshalb ist es dann auch deutlich was anderes, als eine Tätigkeit, ein Sport den man auch direkt ausführen kann, und weiß wie es sich anfühlt.

    Es gibt auf jeden Fall Spiele die deutlich leichter zu verkaufen sind.

    Ich weiß dafür aber ungefähr wie es sich anfühlt, Getreide anzubauen oder Schweine zu züchten. Das schlägt sich bei mir allerdings nicht im Spielgefühl für Agricola nieder.


    Blood Bowl ist ein ähnliches Genre und schafft das, was anscheinend? noch kein Fußballspiel geschafft hat. Ich kenne übrigens kein Fußballspiel, die Behauptung zieh ich jetzt hier aus dem Thread.


    Die Gründe müssen also irgendwo anders zu suchen sein. Spannend. Die These von Tom Werneck klemmt für mich deshalb, weil Spiele meistens nur ein Abklatsch der Wirklichkeit sind. Deswegen können sie aber trotzdem erfolgreich sein.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

    Einmal editiert, zuletzt von Bandida ()

  • Die wenigsten Leute dürften beim Getreideanbau, Schweine züchten o. ä. große Emotionen empfinden. Das ist beim Sport (aktiv wie passiv) anders. Die Fallhöhe ist daher eine ganz andere und Sportspiele enttäuschen so im Regelfall, weil sie die Erwartungen gar nicht erfüllen können.

  • Guter Punkt. Sagt aber eigentlich nur, dass ein Sportspiel Emotionen braucht.


    Blood Bowl bietet das und es klappt.


    Scheint dann also kein Problem des Genres zu sein, sondern eher eins der Umsetzung.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Sind Sportspiele(Brettspiele) Nischenprodukte?


    An der prozentualen Anteil der Themen welche in Brettspiele heran gezogen werden ganz klar: JA!


    Themen wie: Krieg, Eroberung, Schlachten, Mittelalter, Western, Weltraum, Handel, etc. findet sich bei weitem mehr!


    Und wenn ich durch meinen Spielschrank schaue und dann durch die Schränke meiner Brettspielfreunde, sind Sportspiele selten zu finden.

  • Eine "Abbildung" oder "Simulation" ist jedes Brettspiel. Ein "Abklatsch" (negativ behaftet) nicht unbedingt.


    Was Werneck schreibt, zumindest interpretiere ich das so: Was den Sport interessant macht, kann das Brettspiel nicht bieten.
    Sport lebt halt vom Aktiven, von der Bewegung und der Kontrolle über den Körper.


    Ich klettere für mein Leben gerne. Ein Kletter-Brettspiel interessiert mich einen Scheiß.


    Analog dazu halte ich jeden Versuch, Streetfighter zu einem Brett- oder Kartenspiel zu machen, für Mumpitz. Streetfighter macht Spaß, weil es ein taktisches Reaktionsspiel mit sofortiger visueller Belohnung ist, und weil ein Kampf nur ein paar Sekunden dauert. "Schere, Stein, Papier"-Ansätze oder irgendwelches Rumgewürfel bilden das kein Stück ab, können das gar nicht abbilden. Der Kern von Streetfighter lässt sich nicht auf ein Brettspiel ummünzen, weil er in dem irre schnellen, aber kontrollierten Gedaddel steckt, nicht in der Tatsache, dass zwei Leute gegeneinander kämpfen.


    Dagegen ist es kein großes Problem, das Kontrollieren einer Armee oder den Aufbau eines Wirtschaftsimperiums auf ein Brett zu übertragen. Ich fühle mich dann wie ein General. Oder wie ein Kaufmann. In Blood Bowl bin ich ja auch eher General/Trainer/Manager.

  • [...] Blood Bowl bietet das und es klappt. [...]

    Ich habe Blood Bowl nie selbst gespielt, aber liegt das nicht näher am American Football als am "richtigen" Fußball? Das sind doch zwei ziemlich unterschiedliche Sportarten. U.a. hat American Football die klare Unterteilung in kurze Spielzüge, die einer Brettspielumsetzung sehr entgegen kommt.

  • U.a. hat American Football die klare Unterteilung in kurze Spielzüge, die einer Brettspielumsetzung sehr entgegen kommt.

    ja, auch wenn Footballumsetzungen auch abschreckend sein können Scrimmage | Board Game | BoardGameGeek


    "This makes a football game slower than it would be if they had a commercial between each play."

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ist das dann nicht wieder eher ein Thema des Fokus?


    Erstmal ja: Blood Bowl ist Football mit Klopperei, also kurze Spielzüge


    Es hat ja nicht unbedingt was mit detaillierter Simulation zu tun. Sonst müsste ich bei Agricola Schweine paaren, die Geburt begleiten, die Ferkelchen an die Sau legen ... es ist eine abstrakter Mechanismus. Schweine vermehren um Nahrungs/Punkte/whatever zu generieren.


    Ein Fußballspiel muss also auch nicht unbedingt eine Simulation sein. Es kommt darauf an, was ich abbilden will. Eher den Manager, wo ich Spieler einkaufe, verkaufe, das ganze System verwalte? Footballmanager war damals sehr beliebt kann ich mich erinnern (selbst nie gespielt, hab aber großen Bruder). Oder will ich mich lieber auf die Spielzüge im Spiel konzentrieren? Das wäre dann Richtung Blood Bowl: wer läuft wo hin, welche Stärken haben meine Spieler (schnell, gut im Blocken etc.). Vielleicht soll es aber auch Geschicklichkeit sein, sowas wie Tischkicker?


    Ich glaube immer noch, dass das mit den wenigen "großen" Fußballspielen (eigentlich generell Sportspiele) nichts damit zu tun hat, dass Brettspieler generell weniger Fußball mögen (wie viele Brettspieler interessieren sich ernsthaft für das Handwerk der Fischerei und spielen Nusfjord?) oder dass das einfach nicht funktioniert, weil man die Geschwindigkeit des Sports nicht simulieren kann.


    DASS es geht, zeigen Spiele wie Blood Bowl und Baseball 2045 (hat mir übrigens auch sehr gut gefallen). Möglich ist also so einiges.


    Deshalb würde ich das Problem weiterhin woanders suchen wollen. Ob ich damit richtig liege oder komplett daneben (nach heute wundert mich nichts mehr) ... *schulterzuck


    Ganz erklären kann ich es mir noch nicht. Zumal ich selbst "Fan" bin (aber einer von der Sorte, die nicht dauernd ins Stadion rennen), an Fußballspielen trotzdem kein Interesse hätte. Wäre also ganz interessant zu wissen, warum eigentlich nicht. Übrigens auch nicht an FiFa 2018 oder wie der Bumms als Videospiel heißt. Blood Bowl mag ich, wenn ich auch ne zeitlang echt angefressen deswegen war. Man kann dem Spiel ja alles nachsagen, aber zu wenig Emotionen bestimmt nicht.

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    Einmal editiert, zuletzt von Bandida ()

  • Ich würde das gern 3x liken Bandida ...

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Eine "Abbildung" oder "Simulation" ist jedes Brettspiel. Ein "Abklatsch" (negativ behaftet) nicht unbedingt.

    Von Abklatsch ist aber im Leitfaden die Rede. So, als ob jedes Sportspiel von vornherein ein solcher wäre. Und diese Meinung teile ich – bei kreativer Beschäftigung (als Spieleentwickler) mit dem Thema – eben keineswegs.


    Was den Sport interessant macht, kann das Brettspiel nicht bieten.
    Sport lebt halt vom Aktiven, von der Bewegung und der Kontrolle über den Körper.

    Und genau da könnte man eben schauen, was sich wie umsetzen lässt. Eine reine Simulation reizt mich da auch nicht bzw. hier wirken sich die Abstriche gegenüber dem (weitgehend nur kopierten) Original am deutlichsten aus. Ob mich ein Kletter-Brettspiel so wie dich auch „einen Scheiß“ interessiert, das hängt davon ab, welcher Mittel man sich bei der Umsetzung bedient. Denke ich an richtiges Klettern (oder sehe dabei zu), dann bekomme ich sofort schweißnasse Hände. Und als Ansatz für eine Umsetzung fällt mir sofort das sehr populäre Jenga ein, welches zwar ein Bauspiel ist, aber man als Spieler gewissermaßen auch nach oben klettert; im Verlauf des Spiels wird es immer höher, wackliger und die Angst vor einem Ein- bzw. Absturz steigt stetig. Nimmt man also diesen oder einen ähnlichen Bau-Mechanismus und fügt noch Figuren hinzu, wie z. B. bei Rhino Hero, dann lässt sich ein Teilaspekt des Kletterns, die schwindelerregenden Höhen, schon mal ganz gut auf den Spieltisch übertragen.


    Soll Klettern weniger als Geschicklichkeitsspiel adaptiert werden, dann könnte der Fokus auch auf der Vorbereitung liegen: Anreise planen, Ausrüstung wählen, Teams bilden, etc. Die Spielhandlung würde in diesem Fall also vor der eigentlichen Gipfelbesteigung stattfinden. Und wie so oft bei Brettspielen, kann die zeitliche Einordnung für die Akzeptanz beim Spieler und das Interesse daran mitentscheidend sein: Ist das Spiel in der Gegenwart angesiedelt, davor oder danach? Oder spielt es gar in einer weit entfernten Welt mit eigenen physikalischen Gesetzmäßigkeiten und den dazu passenden Spielregeln …?!


    Bei einer Fußball-„Simulation“ fände ich es zudem witzig, den Fokus auf die ansonsten eher verborgenen Bereiche zu verlagern: in die Kabinen, mit allerlei Nickligkeiten zwischen den „Spielern“ im Kabinengang. Man könnte auch den Untergrund verändern, auf dem gespielt wird: auf der Straße oder im Matsch. Sumpf-Fussball gibt es sogar tatsächlich. Analog dazu könnte man seinem Kontrahenten am Brett zähen Schlamm in den Lauf schütten, den Ball nicht im Tor sondern schon im Anstosskreis versenken, das Swamp Thing auftauchen lassen usw.


    Streetfighter macht Spaß, weil es ein taktisches Reaktionsspiel mit sofortiger visueller Belohnung ist, und weil ein Kampf nur ein paar Sekunden dauert.

    Wie RUMMS. Nur mit dem Unterschied, dass die Spieler abwechselnd am Zug sind.

  • Bandida & PeterRustemeyer - ich sehe es nicht so, dass Blood Bowl vor Allem ein Management-Spiel ist. Das Management ist ja nur ein Nebenschauplatz zwischen den einzelnen Spielen. Eigentlich spannend wird es erst auf dem Feld.

    Und auch da gebe ich nicht nur nüchter Manager/Trainer-Anweisungen. Es ist viel mehr ein Multi-Figuren-Dungeon-Crawler, sozusagen.

    Man benennt die einzelnen Spieler seines Teams, man weiß, was sie geleistet haben, wie sie verwundet wurden, wo und wann sie gestorben sind. Und man "baut" sich wie im Rollenspiel ein paar Helden aus der Erfahrung im Spiel zusammen. Da fiebert man mit, wenn endlich der One-Turn-Scorer der eigenen Gutter Runner aktiviert wird - oder der Slayer der eigenen Amazonen-Blitzer!

    Und warum fiebert man bei Blood Bowl mit? Weil bei JEDER Aktion gilt, dass sie IMMER Scheitern kann - egal, wie gut Du bist!

    Du hast einen Spieler mit Stärke 6 und Blodge? Und noch Rerolls? Ist vollkommen egal, wenn Du dann gegen einen Goblin einen Triple-Skull würfelst! Reroll! Triple-Skull! Autsch! Zu Boden! Rüstung durch! Verwundet! TOT!!

    Das kann passieren - jedem Spieler! Und DAS ist es, was Blood Bowl in meinen Augen so spannend macht! Man kann mit erfahrenen Teams die Wahrscheinlichkeiten zu den eigenen Gunsten verschieben - aber niemals endgültig! Darum ist selbst das Mega-Starplayer-Team niemals sicher vor einem neu erstellten Newbie-Team!


    PeterRustemeyer - und zu Streetfighter. Ich glaube NICHT, dass es so erfolgreich war und ist, weil es ein "taktisches Reaktionsspiel" ist - es ist so erfolgreich, weil es AUF DIE FRESSE gibt. ;)

  • Ich habe gar nicht geschrieben, dass BB ein Management-Spiel ist (obwohl es das zu Teilen ist, in der Aufstellung des Teams). Taktikspiel hab ich gesagt.


    Zum Rest stimme ich dir bei, hatte ich aber auch bereits geschrieben. BB lebt zu guten Teilen von den Emotionen (durch die Würfel)


    Das dürfte man genauso auf Fußball übertragen können mechanisch. Man muss nur aufpassen, dass man keine BB-Kopie „erfindet“.


    Um auch nochmal Baseball Highlight hervorzuheben: das simuliert für meine Begriffe sehr schön das „von Base zu Base rennen“. Mit unterschiedlichen Typen (kann eine Base, kann 2 Bases unter bestimmten Voraussetzungen), Homeruns... Stärken und Schwächen.


    Also ich sehe mechanisch sehr viele Möglichkeiten für ein spannendes Fußballspiel.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<