Hat sich die Brettspielszene verändert?

  • Welche Unterschiede gibt es Eurer Meinung/ Erfahrung nach zwischen der Brettspielszene von vor 20 Jahren und der heutigen? Was ist besser, was ist schlechter?


    Wer kann aus Erfahrung sprechen, wer kennt es vom hörensagen und wer vermutet was?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


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  • Vor 20 Jahren konnte ich noch alle Neuheiten des Jahres mehrmals spielen und behaupten, einen echten Marktüberblick zu haben. Ok, auch damals gab es Randbereiche wie CoSims, die man bequem ausklammern konnte, weil die so eigen und anders als die "normalen" Brettspiele waren, um so die Menge an für sich interessante Neuheiten überschaubar zu halten.


    Heute ist die Hürde, ein Brettspiel zu veröffentlichen, viel geringer geworden, die Marktteilnehmer immer mehr und keiner hat so recht Ahnung, ob das ganze neue Zeugs überhaupt spielenswert ist, noch hätte man Zeit, das alles sichten, kaufen und spielen zu können.


    Ob das besser oder schlechter ist, muss jeder für sich beurteilen. Durch Kickstarter & Co ist aber nicht zwangsweise die Qualität der Brettspiele gestiegen, nur die Veröffentlichungsmenge und die Bandbreite an Mechanismen und Themen, die abgedeckt wird. Da gibt es auf der einen Seite ein "The 7th Continent" was früher so in der Form wohl nie gegeben hätte. Da gibt es auf der anderen Seite aber auch ein "Aurimentic", von dem man sich blenden lassen kann.

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  • Das was Du ansprichst, ravn , ist der Brettspielmarkt und -vertrieb. Inhaltlich stimme ich Dir da zu. Die Brettspielszene bedeutet für mich aber umfassender auch Formen der Kommunikation, des Treffens, des Austausches und auch der Zusammensetzung, der Selbstdefinition und des Zugehörigkeitsgefühls der Mitglieder. Hier habe ich keine Ahnung über Veränderungen in den letzten 20 Jahren. Die Szene dürfte vermutlich größer und internationaler geworden sein...


    Sankt Peter Was meinst Du mit Szene?

  • Ja, ich meine speziell die Spieler, Autoren, Läden, ... aber auch den Vertrieb.


    Aber z.B. Warbear oder KMW werden die Szene noch ganz anders erlebt haben und eventuell der alten Zeit etwas nachtrauern. Es war wahrscheinlich familiärer, persönlicher, ...


    Ein exotisches Spiel war noch eine Trophäe, der man unter Umständen monatenlang hinterher gerannt ist. Spiele wurden öfter gespielt, ...

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  • Sir Pech : Jip und im Angebot des Brettspielmarktes findet die Szene sich zusammen. Heute gibt es so viele Schattierungen an Brettspielen, dass ich es persönlich immer schwieriger finde, sich gemeinsam auf ein zu spielendes Spiel zu einigen. Allerdings gibt es durch die neuen Formen der Kommunikation auch viel mehr Möglichkeiten, für diese ganzen Brettspiel-Schattierungen die passenden Spielrunden zusammentrommeln zu können.


    Allerdings sind mir persönlich die Mitspieler wichtiger als die Brettspiele selbst. Ein mieses Spiel kann in einer guten Runde immer noch toll sein. Ein gutes Spiel in einer miesen Runde wird aber kaum glänzen können. So zumindest meine Erfahrungen.

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  • Ich denke es hat sich differenziert, aber familiär ist es immer noch. Es gibt halt nur mehr Nischen, wo man dann nicht mehr jeden kennen kann.

    Auch heute gibt's noch Spiele denen man Monate, wenn nicht Jahre hinterher jagen kann. Einzelne Spiele wurden vermutlich öfter gespielt, die Auswahl war eben nicht so groß, aber insgesamt hat sich da wenig getan.

    Die Dynamik ist momentan , durch Firmen wie Asmodee, aber eine deutlich andere, die Veränderungen der nächsten Jahre werden vermutlich deutlich größer ausfallen, als die 2 Jahrzehnte davor.

    Internationaler ist das ganze natürlich sowieso geworden, was aber kein Nachteil ist.

  • In meine Anfangszeit beim Hobby Brettspiele fiel z.B. Walter Luc Haas aus Basel, den ich dort auch mal besucht und mit ihm mein erstes CoSim gespielt habe. Er hatte ein hektographiertes Blättchen, in dem er u.a. Die Ergebnisse unserer Diplomacy-Spiele per Post veröffentlichte. Er machte auch den m.W. ersten Handel mit Importspielen auf.


    Dann kam KMW mit seinem hektographierten Blättchen über Brettspiele.


    Damals war der Kern der „Szene“ noch klein. Niemandem kam es in meiner Erinnerung in den Sinn, über andere und deren Meinung herzuziehen. Man bedenke, PC und Internet gab es noch nicht, man „konferierte“ per Post und las die hektographierten Blättchen.


    In meiner Wahrnehmung ging die „Explosion“ erst mit Catan los, das die Spieleszene und den Markt völlig verändert hat. Hinzu kam natürlich das Internet. Eigentlich ging der Graus aber erst los, als es anonyme Foren gab. Da könnte, wer wollte, die Sau rauslassen, man wusste ja nicht, wer er war.


    Die Uhr kann und will man/ich gar nicht zurückdrehen. Ich hätte aber z.B. gar nichts dagegen, die Anonymität komplett aufzugeben. Warum sollte man nicht zu dem stehen und für das einstehen (müssen), was man tut? Also weg mit den Pseudonymen, Umstellung auf Klarnamen. Auf Spielen.de handele ich, wie schon früher bei der Spielbox, unter Klarnamen. Hier habe ich ihn jedenfalls im Profil angegeben. Wer ihn wissen will, erfährt ihn auch von mir, wie jüngst in einem PN-Austausch. Wer unter Klarnamen handelt, hat meist eine höhere Hemmschwelle.


    Ja, es hat sich etwas geändert, nämlich die Kultur der „Diskussion“. Eigentlich sollte dieses Forum doch nur dem Austausch zu Sachfragen im Zusammenhang mit Spielen dienen. Warum man dabei nicht schlicht sachlich bleiben kann, ist mir ein Rätsel.


    Aber wir sollten auch nicht verallgemeinern. Auch in diesem Forum gibt es noch Threads, in denen über die Sache in sachlicher Form geschrieben wird und die zu lesen sich lohnt. Nach meiner Einschätzung wird hier jedenfalls mehr über Spiele geschrieben als etwa bei Spielen.de.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Man hat früher, und man tut es heute noch, hinter dem Rücken von jemand über ihn hergezogen, weil es als unhöflich, und als taktisch unklug gilt jemand die Meinung ungefiltert ins Gesicht zu sagen.


    Da ist mir die direkte, wenn auch des öfteren absolut unsachliche Kritik eigentlich lieber. Da hat sich in der Diskussionskultur also eher nichts geändert, es hat sich nur ein neuer Raum aufgetan, wo sich eine neue Diskusionskultur etabliert hat.


    Anonymität und Pseudonymität sind essentiell für die Meinungsfreiheit, gerade in Zeiten wo die Überwachung durch alle möglichen Akteure, immer mehr zunimmt. Diese ist auch technisch sicher zu stellen. Gegen Unhöflichkeiten kann man sich immunisieren, gegen Überwachung faktisch nicht.

  • Anonymität und Pseudonymität sind essentiell für die Meinungsfreiheit, gerade in Zeiten wo die Überwachung durch alle möglichen Akteure, immer mehr zunimmt. Diese ist auch technisch sicher zu stellen. Gegen Unhöflichkeiten kann man sich immunisieren, gegen Überwachung faktisch nicht.

    Das sehe ich völlig anders.


    Wir leben in einem freien Land, in dem die Meinungsfreiheit gewährleistet ist. Anonymität braucht aus meiner Sicht niemand, der nichts Unrechtes tut, sagt, schreibt. Anonymität verringert die Hemmschwelle, weil sie einen vor der Verantwortung zu schützen scheint. Wer die Heimlichkeit braucht, um über jemanden herzuziehen, dem fehlt es an Mut.


    Warum sollte ich mich gegen Unhöflichkeiten immunisieren müssen, wenn anständige Menschen Unhöflichkeiten doch einfach unterlassen können. Ich fühle mich auch nicht überwacht, wenn man von mir verlangt, unter Klarnamen zu schreiben, damit man mich besser zur Verantwortung ziehen kann. Es zwingt mich ja keiner, den Pfad der Tugend zu verlassen. Tue ich das trotzdem, habe ich dafür einzustehen. So einfach ist das.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Aber z.B. Warbear oder KMW werden [beliebiges Wort hier einsetzen] noch ganz anders erlebt haben und eventuell der alten Zeit etwas nachtrauern. Es war wahrscheinlich familiärer, persönlicher, ...

    ich glaube, das kommt mit dem Alter ;) Der Mensch neigt dazu „bekanntes“ bzw. Gelerntes in der Erinnerung aufzuhübschen.

  • Wann wohl die ersten Menschen darüber sinniert haben, dass sich alles verändert hat?:sonne:

    Vor 30.000 Jahren? Vor 10.000?


    Ich wette, irgendwo in Ägypten finden sich ein paar Hieroglyphen, die sich sinngemäß mit "früher war alles besser" übersetzen lassen.


    Man kann nicht verhindern, dass sich alles verändert. Im Grunde sind die oben beschriebenen Veränderungen ja auch in vielerlei Hinsicht Verbesserungen. So war in den 80igern ja für die meisten Menschen gar nicht möglich, Teil der Szene zu sein... Oder z.B. Spiele online zu spielen.

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  • Ist denn der Brettspieler heute akzeptierter in der Gesellschaft oder immer noch der kindgebliebene Nerd (wenn das früher überhaupt so war?)?

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  • Die Mitspieler werden halt immer jünger...

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Ohne Goldwaage, aber 'akzeptiert' ließ sich früher nicht steigern, und das eben mit Grund. :)

    Meine Mutter fand vor 30 Jahren, ich habe zuviel Spiele, und sieht das heute noch so. Sonst habe ich noch nie jemanden getroffen, die das nicht cool fand.

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  • Ist denn der Brettspieler heute akzeptierter in der Gesellschaft oder immer noch der kindgebliebene Nerd (wenn das früher überhaupt so war?)?

    Die Anzahl der Veröffentlichungen und der Umsatz ist gestiegen. Entweder kaufen die Oldies mehr und auch gerne doppelt oder Spielen ist akzeptierter (wovon ich ausgehe).

  • Wann wohl die ersten Menschen darüber sinniert haben, dass sich alles verändert hat?:sonne:

    "Guck mal, ich habe etwas erfunden. Ich nenne es "Ackerbau"."
    "Jaja, früher war alles besser. Jagen und so..." :D

  • Wir leben in einem freien Land, in dem die Meinungsfreiheit gewährleistet ist. Anonymität braucht aus meiner Sicht niemand, der nichts Unrechtes tut, sagt, schreibt. Anonymität verringert die Hemmschwelle, weil sie einen vor der Verantwortung zu schützen scheint. Wer die Heimlichkeit braucht, um über jemanden herzuziehen, dem fehlt es an Mut.

    Guten Morgen,


    ich danke dir für deinen Beitrag. Leider kann ich dir da nicht zustimmen. Wer heute politisch zu seiner Meinung steht, muss als Angestellter, Arbeiter und Unternehmer mit harten Konsequenzen leben: Arbeitsplatzverlust, eingeworfene Schaufenster, Aufträge werden storniert etc.


    Das ist traurig, aber wahr. Die "freie Meinungsäußerung" gibt es nicht. Das ist und bleibt leider reines Wunschdenken.


    Dennoch wünsche ich dir einen schönen Tag:-)


    Marc

  • Wer heute politisch zu seiner Meinung steht, muss als Angestellter, Arbeiter und Unternehmer mit harten Konsequenzen leben: Arbeitsplatzverlust, eingeworfene Schaufenster, Aufträge werden storniert etc.

    das war aber schon immer so und wird sich auch nicht ändern, denn das liegt in der Natur des Menschen begründet

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • @Jimmy_Dean 
    Stimme Dir vollkommen zu. Ich habe nicht umsonst ein Pseudonym bei Sklavenzentrale.de ...
    =O:lachwein:

    Klaus_Knechtskern
    Natürlich war das schon immer so. Nur leider macht es das Internet nicht nur einfacher, gleichgesinnte Mitdiskutierer oder Hobbyfröner zu finden, sondern auch, herauszufinden, wie gleich man gesinnt ist oder welchen Hobbys man frönt. Der Facebook-Check von potentiellen zukünftigen Arbeitgebern ist ja nun keine neue Information mehr (auch, wenn er wahrscheinlich seltener erfolgt, als man denkt). Mit ein bisschen mehr Aufwand kann man da im Netz aber noch viel mehr herausfinden. Das ist ähnlich dem Durchwühlen der Mülltonnen vor dem Haus...

    Ernst Juergen Ridder
    Zu verbergen habe ich nichts, aber ich muss mir auch nicht jede Meinung aufs Revers schreiben und mit jedem Hobby hausieren gehen. DAS wäre sehr sehr kontraproduktiv. Und genau deshalb schätze ich die partielle Anonymität. Nicht, weil sie mir erlaubt, mich arschig aufzuführen. Sondern weil sie mir erlaubt, mich auch mit gesellschaftlich nicht über den Klee gelobten Meinungen und Hobbys präsentieren und beschäftigen zu können.

    In meinem Fall und diesem Forum (wie auch bei BGG) ist es aber andererseits auch nicht so schwierig, auf meinen Klarnamen zu kommen. Das wiederum stört mich dann nicht so sehr...

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

    Einmal editiert, zuletzt von Dumon ()

  • Dass das Leben ein bisschen komplizierter ist, als jede Idealvorstellung, weiß jeder, der lebt. Dazu gehört halt auch, dass man nicht zu jeder Zeit, an jedem Ort, zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit in die Welt hinausposaunt, was einem gerade in den Sinn kommt, egal welchen Inhalt oder Stil das gerade hat.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Kurzer, aber wichtiger Offtopic-Einschub bitte Ernst Juergen Ridder

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Das ist eine interessante Thematik, zu der ich mal meine persönlichen Eindrücke beitragen möchte.

    Vom Vertrieb oder sonstigen weiterführenden Dingen habe ich weder damals noch heute auch nur die leiseste Ahnung gehabt. Ich kann nur aus der Sicht einer Spielerin sprechen, die bis Ende der 90er aktiv war, dann eben bis zum Frühjahr 2018 pausierte und nun langsam aber sicher immer mehr kennenlernt. Und weil es im Eingangsposting auch gefragt wurde - net Hörensagen, persönliche Erfahrungen und ein von individuellen Empfindungen geprägter Rückblick ;)


    Brett- und Karten-, weniger Würfelspiele waren glücklicherweise ein fester Bestandteil meiner Kindheit und Jugend. Sowohl mit Gleichaltrigen, als auch innerhalb der Familie und im Freundeskreis wurde viel und gern gespielt. Woran ich mich auch erinnere, dass es oft die gleichen Spiele waren, die über Jahre hinweg fester Bestandteil der Treffen gewesen sind und über lange Zeit hinweg begeistern konnten.


    Irgendwann ließ das nach und ich habe dieses Hobby für zwanzig Jahre absolut vernachlässigt. Einen konkreten Auslöser gab es nicht, schlief einfach ein und passte lange nicht in mein Lebenskonzept. Jetzt bin ich ja wieder ganz frisch dabei und noch am Erkunden, wie die heutige Brettspielwelt so ist. Daher fehlt mir ein weitreichender Überblick von heute, paar Monate sind ja nicht viel.


    Meinem ersten Eindruck nach gibt es jetzt eine wesentlich größere Auswahl an Spielen als früher. Vielleicht ist mir damals auch so Manches entgangen, aber es kam mir so vor, als wenn es damals wesentlich weniger Spiele gegeben hätte, heute wiederum eine ganze Menge auf den immer größer werdenden Markt geworfen wird.


    Das Gute ist, dass jetzt das Internet die Möglichkeit bietet, Informationen einzuholen, sich Rezensionen und Videos zu Gemüte zu führen, um ein Spiel vor dem Kauf bereits gründlich unter die Lupe zu nehmen. Da ich recht schnell weiß, wenn mir genug Informationen vorliegen, was ich mag und was nicht, fühle ich mich von der Masse an Spielen auch nicht erschlagen.


    Was mich nur wundert, da weiß ich aber nicht, ob mich meine Erinnerung täuscht, dass manche Spiele nur "Eintagsfliegen" sind und sofort wieder verschwinden. Gefühlt war das früher anders, allerdings habe ich keine Ahnung, ob das tatsächlich so war oder ich es nur eine persönliche Empfindung ist.


    Mein Umfeld ist nicht so spielebegeistert wie ich, wir teilen allesamt andere Interessen und Gemeinsamkeiten. Daher habe ich einige Möglichkeiten gefunden, Spieleabende besuchen zu können, um diesem Hobby zu frönen. Da ich das früher so nicht gemacht, sondern mich nur mit mir langjährig bekannten Menschen zum Spielen getroffen habe, fehlt mir diesbezüglich der Vergleich zu damals.


    Für mich dürfen Spiele heutzutage sehr gerne anspruchsvoll, komplex und fordernd sein. Das sind dann aber meist welche, die ich fürs Solospielen wähle, während ich in Gesellschaft, ob nun mit meinem Mann, Freunden oder den Kindern der Familie, locker-leichte und eher unterhaltsame Spiele bevorzuge. Das macht mir beim munteren Beisammensein mehr Spaß, Kopfnüsse sind fürs Grübeln allein am heimischen Tisch - und höchstens mit den Katzen als Gesellschaft :)

    Wir spielen gerne Sword & Sorcery, Cthulhu: Death May Die und als Kontrastprogramm mal Carcassonne!

  • Hallo Christian,

    meinst du die Szene der offline-Netzwerke? 8-))
    Post-Partien?

    Für mich begann es eigentlich erst irgendwann 2001 mit siedeln.de und sporadisch dem spielbox Forum. Die zwischenmenschlichen Konflikte gab es damals schon. Siedeln.de war seiner Zeit sehr interessant, weil die User dort sehr konstruktiv waren und viele Szenarien für Catan entwickelt haben. Findet sich heute vielleicht noch in Foren von Carcassonne, Dominion und Andor usw.. Das hier macht mehr den Eindruck eines Konsumenten-Forum. Die Bastelecke scheint mir eher kümmerlich zu sein. Vorrangig - macht es auf mich den Eindruck - wird hier die negative Kritik gefordert, um sich vor "Fehlkäufen" zu bewahren. Alles Weicheier? :/

    Haben sich die Menschen in der Zeit geändert? Ich meine ja. Ausmachen möchte ich es an solchen Funktionen wie dem allgegenwärtigen Ignorieren. Es ist so einfach. Was nicht in meine Welt passt - klick ist weg. Nett - nicht? 8-)) Sozial Media - da kann man sich gleich zu Dutzenden entfreunden, wenn' s einem gefällt.
    Ich habe vor einiger Zeit meine Lehre am Bau gemacht. Das schloss ein, dass man etwas aushielt; auch die Dinge, die einem nicht ganz so gut gefallen haben und einen vielleicht persönlich trafen. Da war ein Ausweichen schon schwierigen. Aber ich habe etwas Gutes davon mitgenommen? Ich kann manches ertragen. So wird es hier den einen oder anderen vielleicht mal gewundert haben, dass ich nicht zurück pöble, wenn man mich wieder mal für eine unerwünschte Meinung beleidigt. Es hat mich aber nicht zurück gehalten, diese Beleidigung bei den Modsen zu melden. Denn diese Form macht für ein Forum einfach kein gutes Gesicht.

    Liebe Grüße
    Nils

  • Was mich nur wundert, da weiß ich aber nicht, ob mich meine Erinnerung täuscht, dass manche Spiele nur "Eintagsfliegen" sind und sofort wieder verschwinden. Gefühlt war das früher anders, allerdings habe ich keine Ahnung, ob das tatsächlich so war oder ich es nur eine persönliche Empfindung ist.

    Das beantwortest Du Dir weiter oben selbst, nun gibt's halt viel häufiger (will sagen: ständig) Nachschub, der vermeintlich gespielt werden will... Cult of the New!

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  • Bin mir gerade nicht sicher, ob wir das Gleiche meinen oder aneinander vorbeireden.


    Ich bezog mich ausschließlich auf die Verfügbarkeit von Spielen. Wenn ich das recht erinnere, waren sie damals eine ganze Weile verfügbar, heute kenne ich einige Titel, die nach kurzer Zeit wieder verschwunden sind. Entweder sind mir solche Vorgänge damals einfach nicht bekannt gewesen oder es ist eine Folge der vielen Spiele, die auf den Markt drängen.


    Cult of the New würde ich jetzt eher auf die Spielerunden beziehen, dass dort nicht mehr jahrelang das Gleiche gespielt wird, sondern Neues zu reizvoll ist und daher das Bekannte verdrängt.

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  • Oh, nein, dann hatte ich Dich tatsächlich mißverstanden. ich dachte, Du meinst [aus der Wahrnehmung] verschwinden.


    Das mit der Verfügbarkeit kann ich aber nicht nachvollziehen, im Gegenteil. Man muß sich praktisch kein Spiel mehr bei Erscheinen kaufen, sondern wartet einfach auf die nach 2 bis 3 Jahren neu aufgelegte, verbesserte Version.
    Ich wüßte kein Spiel, daß sich zu besitzen lohnt, daß Du Dir nicht irgendwoher organisieren könntest?

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  • Ah, ja, passiert beim Schreiben ja schnell mal. Gut, dass das Missverständnis aus der Welt ist :)


    Also wie gesagt, meine Eindrücke sind ja noch recht überschaubar, der langfristige Überblick ist noch net vorhanden. Da ich jedoch schon von mehreren Titeln wie German Railroads, Fauna Kompakt und einigen Carcassonne-Varianten zum Beispiel mitbekommen habe, dass es sie nur eine gewisse Zeit gab, kam es mir so vor, als sei das nun häufiger der Fall. Aber vielleicht ist mein Geschmack einfach net der der Allgemeinheit, wäre nix Neues für mich 8-))


    Danke auf jeden Fall für Deine persönliche Einschätzung zur Marktlage.

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  • Ist denn der Brettspieler heute akzeptierter in der Gesellschaft oder immer noch der kindgebliebene Nerd (wenn das früher überhaupt so war?)?

    "Der Brettspieler" wird in der Gesellschaft nach wie vor meistens gar nicht als existierend wahrgenommen.

  • Da stellt sich mir beim Lesen eurer Postings spontan die Frage, ob es euch tatsächlich interessiert, was andere über euch denken oder ob Dritte euer Hobby gut finden?

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    Einmal editiert, zuletzt von Hexe () aus folgendem Grund: Schlichtweg missverständliche Ausdrucksweise korrigiert

  • Wie so oft und wie so viele andere Dinge auch... Früher war es kleiner und familiärer, heute ist es professioneller und "mainstream", aber damit auch weniger persönlich.


    Und früher war ich halt nicht dabei.


    Früher war Klettern ein Nischensport, heute steht in jeder Kleinstadt eine riesige Halle, und selbst die ist überlaufen.


    Als ich rausgefunden habe, wie schön Thailand ist, war Ko Samui schon effektiv nicht mehr betretbar vor lauter Touristen.


    Als ich beschlossen habe, mich als Spieleautor zu versuchen, waren die "alten Autoren" schon entsetzt, wie voll es in Göttingen geworden ist.


    ... Dafür kann ich heute in jeder Ecke Deutschlands meinen Sport ausüben, in Thailand in der hintersten Ecke mit englisch durchkommen und meine 5-10 Spiele im Jahr aus 1000+ neuheiten auswählen.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Es ist doch auch in dieser Szene wie überall: durch das nahezu grenzenlos verfügbare Internet ist die Welt „kleiner“ geworden. Vor 20+ Jahren war es so viel schwerer sich zu informieren, zu vernetzen, gleichgesinnte zu finden - und anzustecken.


    Wenn ich früher meine Informationen aus dem Einzelhandel bezogen habe und dann und es jedes Mal eine große Nummer war, wenn die Spielbox im Kasten lag, die mich dann über ein kleines Stückchen der Spielewelten informiert hat, ich 1x im Jahr zur Messe gefahren bin, um die „große Welt“ zu sehen, ist heute einfach alles ungleich leichter.


    Das Internet ist also für die Szene durchaus ein Anschub geworden. Der verstaubten Meinung „alles Kinderkram“ ist sie entwachsen und hat als Alleskönner und für jeden was dabei...


    In keinem Aspekt meines Lebens denke ich, dass früher alles besser war oder heute alles besser ist (naja, das wahrscheinlich doch schon ein bisschen...); ich versuche immer Vor- und Nachteile gegeneinander aufzuwiegeln und finde die Varianz im Markt, die nahezu grenzenlose Verfügbarkeit von Spielen und Informationen, die ich nach meinem Geschmack aussuchen kann und nicht alle paar Monate vorgesetzt bekomme einfach super!


    Dennoch möchte ich auch die „kleinen“ Zeiten, in denen man aus wenigen schönen Spielen auswählen durfte, was am Abend gespielt wird, ohne die anstrengende 30-minütige Diskussion, wenn man sich nicht schon im Vorfeld abgestimmt hat...


    Viele Mitspieler habe ich online kennen- und mögen gelernt, die meisten allerdings im Spieletreff. Was sich da für unterschiedliche und meist interessante Menschen tummeln kann man fast gar nicht aufzählen. Die würden im „normalen“ Leben niemals aufeinandertreffen. Wer zu allein zum Spielen ist, sollte also mal nach einem Spieletreff in der Umgebung schauen, oft ergeben sich aus den Bekanntschaften feste Spielegruppen, die sich auch immer mal wieder privat treffen. Aus unserem Treff ist jetzt gerade das 1. Kind aus einer solchen Bekanntschaft geboren worden... Auch so etwas passiert ? Wir sorgen also indirekt für den Spieler-Nachwuchs...

    Was man ernst meint, sagt man am Besten im Spaß (Wilhelm Busch)