Grübeln oder aus dem Bauch spielen?

  • Zitat von MetalPirate :

    (Disclaimer: ich selbst besitze Azul nicht, habe es aber schon einige Male gespielt und auch schon verschenkt. Mir ist Azul auf hohem Niveau gespielt zu grüblerisch; da gewinnt dann der, der mehr und länger rechnet. Für mich ist's tatsächlich für Gelegenheitsspieler besser geeignet als für Vielspieler.)


    Ich bin neugierig als eher aus dem Bauch-Spielerin: ist es für die mehr analytischen Spieler gar nicht möglich, ein Spiel "Pi mal Daumen" zu spielen, wenn erstens die Möglichkeit des Durchrechnens besteht und spielstarke Mitspieler am Tisch sitzen, die auch eher zur tiefen Analyse neigen?


    Ich habe in der Familie zwei Mitglieder, die Informatiker sind und jeden Zug "ewig" durchdenken. Häufig kommen sie zum gleichen Zug, den ich sofort aus dem Bauch heraus gemacht hätte, der auch wirklich offensichtlich war.

    Ist es wirklich so schwer, über den eigenen Schatten zu springen und für den allgemeinen Spielfluss mehr intuitiv zu entscheiden?

  • Bauchspieler vs. AP Grübler

    Grübler - immer ein Fluch?


    Ist es wirklich so schwer, über den eigenen Schatten zu springen und für den allgemeinen Spielfluss mehr intuitiv zu entscheiden?

    Wenn’s einem Spaß macht, den idealen Spielzug zu finden oder wenigstens ausführlich darüber nachzudenken, kann das in der Tat schwierig sein ;) Je besser man das Spiel kennt, desto leichter fällt es, diese Prozesse abzukürzen und desto eher wirkt das eigene Spiel, als wäre es intuitiv oder „aus dem Bauch“.


  • ist es für die mehr analytischen Spieler gar nicht möglich, ein Spiel "Pi mal Daumen" zu spielen, wenn erstens die Möglichkeit des Durchrechnens besteht und spielstarke Mitspieler am Tisch sitzen, die auch eher zur tiefen Analyse neigen?

    Ich halte mich für einen analytisch denkenden Menschen, aber ich kann das. Aber das liegt an zwei Sachen. Zum einen kann ich auch ohne viel Nachdenken intuitiv immer noch gut mitspielen. Ich beherrsche das Durchrechnen, spiele aber eigentlich lieber aus dem Bauch. Und zum anderen bedeutet mir Gewinnen weniger als das Spielen an sich. Wenn jemand mit doppelt bis dreimal soviel verbrauchter Bedenkzeit bei irgendeinen Spiel am Ende 5 Punkte mehr hat als ich, fühle ich mich nicht als Verlierer. Aber das ist nicht bei jedem so.


    Im Prinzip reicht's ja schon für ein mieses Spielerlebnis, wenn einer am Tisch unbedingt gewinnen will und dann das Spiel im Alleingang totgrübelt. Das ist bei Azul leider sehr leicht möglich, weil man ab einen gewissen Zeitpunkt durchrechnen kann, wer am Ende auf den nicht mehr brauchbaren 6 gelben Steinen und den damit verbundenen dicken Minuspunkten sitzenbleiben wird. Solche Mitspieler, die Azul totgrübeln können, sind bei uns im Spieletreff leider nicht auszuschließen. Zu zweit ist bei Azul das Problem, dass meine Frau gegen mich bei abstrakten Spielen quasi null Chancen hat, deshalb würde ich das kaum auf den Tisch kriegen. Deshalb brauche ich mir Azul nicht kaufen -- obwohl ich es für ein tolles Spiel halte.

  • Einfach ein Spiel auswählen, wo AP kein Thema ist :)

    Gibt's nicht !! Ich kenne Leute, die selbst bei Würfelspielchen nachdenken, was sie jetzt idealerweise würfeln sollten .... :rolleyes:;)

    Autsch ... in diesem Fall bleibt wohl nur ein Mitspielerwechsel ... oder ein dgt Cube ...

  • Mir gehts da ähnlich wie MetalPirate . Eigentlich neige ich zum analytischen Vorgehen, bei Spielen steht bei mir aber der Spaß (und auch der Spaß der Mitspieler :)) im Vordergrund. Das führt meistens dazu, dass ich eher intuitiv spiele, falls mir die Mitspieler nicht während ihrer Züge genügend Zeit zum Grübeln lassen ;)


    Ich gebe allerdings zu, dass es bei engen Spiele zum Ende hin etwa schwieriger wird, das Grübeln zu lassen. Meine letzten zwei, drei Züge können dann schon mal länger dauern, zumindest wenn ich den Eindruck habe, dass es knapp wird und ich noch Chancen auf den Sieg habe.

  • Einfach ein Spiel auswählen, wo AP kein Thema ist :)

    Gibt's nicht !! Ich kenne Leute, die selbst bei Würfelspielchen nachdenken, was sie jetzt idealerweise würfeln sollten .... :rolleyes:;)

    Nicht nur Du!

    Das war damals meine längste Partie #DrachenWurf, die ich je gespielt habe! Vielleicht mag ich das Spiel deshalb nicht so gerne...

    Das fatale war, dass Argumente nichts halfen, denn die Spielerin war (und ist) der Meinung, dass die Einstimmung auf die Würfel das Ergebnis auch beeinflusst! ;)

    Ansonsten finde ich das aber nicht schlimm; letztendlich spiele ich ja mit Freunden und man kann derweil scherzen, Spielsituationen diskutieren, usw. - und man kann meiner Meinung nach anderen Spielern nicht wirklich vorhalten, dass sie länger eine Situation studieren, bevor sie diese (genauso) erfasst haben, wie man selbst. Ich versuche dann immer ein Gespräch anzuregen, also dafür zu sorgen, dass der Mitspieler "laut" denkt - dann kann man wenigstens gemeinsam einen guten oder optimalen Zug suchen, und Fehlentscheidungen ausschliessen...


    Ich habe auch mal eine Weile überlegt, den DGT Cube einzusetzen, um das Ergebnis einer Partie in Relation zur Denkzeit zu setzen - aber das war mir dann doch zu doof. Dennoch bin ich der Meinung, dass man mit unendlich langer Bedenkzeit auch das maximale Ergebnis erzielen könnte... ^^

  • Dennoch bin ich der Meinung, dass man mit unendlich langer Bedenkzeit auch das maximale Ergebnis erzielen könnte...

    Man kann auch nach unendlich langer Bedenkzeit einen grottenschlechten Zug machen - alles schon erlebt.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • [Tom] :

    "Dennoch bin ich der Meinung, dass man mit unendlich langer Bedenkzeit auch das maximale Ergebnis erzielen könnte..."

    Eigentlich wollte ich Deinen Beitrag oben liken, aber nach diesem letzten Satz ging das leider nicht mehr.

    In der Sache magst Du recht haben, vor allem weil bei unendlich langer Bedenkzeit die anderen Spieler aus Langeweile abschalten und der Grübler gewinnt ( Sieg = maximales Ergebnis). Nur allein bei der Vorstellung, ein Mitspieler nimmt sich bei jedem Zug "unendlich lange Bedenkzeit" , schüttelt es mich vor Grausen :rolleyes:!

  • dass die Einstimmung auf die Würfel das Ergebnis auch beeinflusst!

    Zumindest die Stimmung am Tisch kann es (positiv) beeinflussen... Dazu braucht es die passende Runde, die mitfiebert, hämisch lacht, kommentiert, etc. Dann ist das mit dem Einstimmen auch eine lustige Abwechslung.


    Ich habe auch mal eine Weile überlegt, den DGT Cube einzusetzen, um das Ergebnis einer Partie in Relation zur Denkzeit zu setzen

    Hatte ich auch schon überlegt... Zum Schluss den Wert "Siegpunkte pro Minute" zu errechnen. Wurde komischerweise immer abgelehnt...

  • gab62 - "könnte"! Ich bin nicht der Meinung, dass es empfehlenswert ist, so zu spielen. Ich selbst spiele sehr aus dem Bauch heraus, meist mit guten Ergebnissen, aber ich habe auch schon Punkte verschenkt dadurch. Ich finde es aber vertretbar, so zu spielen, wenn man dadurch einfach eine ZWEITE Partie hinten anhängen kann, weil die erste nicht so lange gedauert hat.


    Ganz unabhängig von meiner Präferenz: Länger Grübeln führt oft zu besseren Ergebnissen. Einer meiner Mitspieler sitzt bei Gaia Project oder Terra Mystica schon VOR seinem ersten Zug und rechnet, und rechnet, und rechnet... bei mir geht es dann auch mal um eine Münze am Ende nicht auf. Blöd. Aber kein Weltuntergang...

  • Ich kenne Leute, die selbst bei Würfelspielchen nachdenken, was sie jetzt idealerweise würfeln sollten .... :rolleyes:;)

    Vor einem Würfelwurf darüber nachzudenken, was man gerne würfeln möchte, ist nicht so sinnlos, wie du das hier darstellst!

    Fall 1: Ich denke vor dem Wurf nicht nach, würfle und starre auf meinen Wurf. Ich denke über die Optionen nach, und erst nach und nach weiß ich, ob ich den Wurf gut oder schlecht finde. Dann entscheide ich mich und mache meinen Zug.


    Fall 2: Ich denke vor dem Wurf über meine Optionen nach. Dann weiß ich, was ich gut oder schlecht finde. Nun würfle ich, und unmittelbar nach dem Wurf weiß ich, ob ich mich freue oder ärgere. Dann mache ich meinen Zug.


    Nun gibt es 2 Faktoren zu betrachten:


    Zeit: Es KANN sein, dass mein Zug im Fall 2 etwas länger dauert als im Fall 1, es MUSS aber nicht so sein. Je nach Spiel und je nach meiner analytischen Fähigkeit kann ich vor dem wurf schon dieselbe Analyse treffen wie nach dem Wurf, und dann dauert Fall 2 nicht länger.


    Emotionen: In Fall 2 habe ich spontane Emotionen wie Freude oder Ärger. In Fall 1 habe ich diese nicht spontan, weil sich erst nach und nach zeigt, wie ich den Wurf finde. Somit bietet Fall 2 das deutlich emotionalere Erlebnis!


    Betrachtet man beide Faktoren zusammen, sehe ich deshalb gute Gründe, dass Menschen wie in Fall 2 agieren. Und darüber sollte man sich bitte nicht mit Augenrollen lustig machen, sondern erst mal überlegen, ob das vielleicht nicht auch Vorteile haben könnte. :)

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ohja Fall 1 hatte ich mal Machi Koro und das bei 2 von 4 Mitspielern mit dem extrem "was habe ich jetzt gewürfelt, was habe ich eigentlich schon und was gibt es eigentlich... ach ich nehme das dann mal". Also es wurde eigentlich schon aus dem Bauch heraus gespielt, es hat aber trotzdem laaange gedauert.

  • Ich denke, es kommt auf das Spiel, bzw. die Anzahl der Würfel an.

    Ich hätte jedenfalls keine Lust, mit jemandem "Ganz schön Clever" zu spielen, der beispielsweise in Runde 3 vor seinem aktiven ersten Wurf mit 6 Würfeln überlegt: wenn ich jetzt eine blaue und weiße 2, eine grüne 3, eine gelbe 4 und eine orange und violette 6 würfel, wäre der Wurf perfekt und ich freu mich, bei einer 1 in orange, violett und grün und einer gelben 2, einer blaue 3 und weißen 6 wäre der Wurf aber doof.

    Einmal editiert, zuletzt von gab62 ()

  • Sowohl als auch - neue Spiele werden erstmal aus dem Bauch heraus gezockt, meistens trifft man damit sowieso zumindest keine eklatant falsche Entscheidung. Spielerische Erfahrung gepaart mit mechanischer Grundlagenlogik (mehr Auswahl/Möglichkeiten z.B. an Aktionen zu haben ist immer gut) sollten einen passablen Spielzug ergeben.

    Wenn es dann gefällt und weitere Partien folgen, möchte man wahrscheinlich sein Ergebnis optimieren und verschiebt die Bauch- in eine Kopfentscheidung. Auch Spiele die ein strategisches Vorgehen (z.B. CoSims) erfordern, werden eher selten aus dem Bauch heraus gewonnen. So meine Erfahrung...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

    Einmal editiert, zuletzt von Torlok ()

  • Ich kenne Leute, die selbst bei Würfelspielchen nachdenken, was sie jetzt idealerweise würfeln sollten .... :rolleyes:;)

    Vor einem Würfelwurf darüber nachzudenken, was man gerne würfeln möchte,

    ......

    ......

    sondern erst mal überlegen, ob das vielleicht nicht auch Vorteile haben könnte. :)

    Krasse Steigerung: Vor dem Nachdenken über das Würfeln erstmal überlegen ob es überhaupt Sinn macht darüber nachzudenken:gaehn:


    DAS BRINGT NIX!

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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    Einmal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • DAS BRINGT NIX!

    Jein... Aus Taktischer Sicht oder zur Beeinflussung des Ergebnisses klares Nein.


    Zur Immersion ein klares Ja.


    Beispiel:


    - Black Orchestra: Man rechnet sich vor einem Attentat aus, dass man 5 Erfolge mit 6 Würfeln braucht. Während die Würfel fallen, halten alle die Luft an. Es sind natürlich nur 4 Erfolge. Es wird laut geschimpft, wie schlecht man doch ist.


    - Ganz schön Clever: Ich habe nur noch den grünen Würfel, den ich nur mit einer 4 oder höher verwenden kann. Jeder weiß das. Ich werfe eine 5. Alle stöhnen auf, nur ich juble...



    Und ja... ich bin Bauchspieler... Ich kann Grübeln, aber oft ist es mir zu anstrengend...

  • Ich bin generell ein Bauchspieler. Wenn ich mich nach einem Arbeitstag an den Spieletisch setze, möchte ich mich nicht zusätzlich quälen. Meine Gewinnrate ist vermutlich dadurch nicht so hoch wie bei notorischen Grüblern und Vorausplanern, aber mir macht es so mehr Spaß. Deshalb liegen mir auch mehr Taktikspiele bei denen man das Beste aus seiner momentanen Auslage/Kartenhand macht, als Strategiespiele.

  • Verhängnisvoller Weise neige ich umso mehr zum Bauchspielen, umso mehr Bedenkzeit andere in der Runde verbrauchen. Das ergänzt um meine Rolle als Gastgeber und Erklärbär, schon ist man verwundert, dass ich überhaupt gewinne! :sonne:

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Ich denke, es kommt auf das Spiel, bzw. die Anzahl der Würfel an.

    Ich hätte jedenfalls keine Lust, mit jemandem "Ganz schön Clever" zu spielen, der beispielsweise in Runde 3 vor seinem aktiven ersten Wurf mit 6 Würfeln überlegt:

    Natürlich, ich schrieb ja auch "Je nach Spiel".


    Bei "Ganz schön clever" denke ich übrigens schon während der Züge meiner Mitspieler darüber nach, was ich gerne hätte.

  • Also ich kann Analyse, Logik, Rechnen, zusammengefasst: Grübeln. In meiner Grundhaltung beim Spielen bin ich trotzdem Bauchspieler.


    In meiner Runde bin ich klar der mit der geringsten persönlichen Spielzeit, ein anderer ist der, der gefühlt fast die Hälfte der gesamten Spielzeit für sich braucht, die anderen liegen so dazwischen. Unser schlimmster Grübler braucht die meiste Spielzeit für sich, besser ist er deswegen aber nicht.


    Ich spiele nicht auf Gewinnen, lasse eine sich ergebende Chance aber auch nicht achtlos liegen. In der Statistik über all die Jahre gemeinsamen Spielens gewinne ich in 45-50% der Fälle, die anderen teilen sich die restlichen 50-55%.


    Für mich ergibt sich, bezogen auf meinen kleinen Kreis, daraus, dass weder Bauchspielen noch Grübeln es für sich allein ausmachen. Gefühlt denke ich weniger lange nach als meine Mitspieler, spiele intuitiver, glaube aber nicht, dass ich wirklich weniger denke, außer natürlich bei Spielen, bei denen ich immer wieder während des Spiels Hilfen geben muss, da bleibt für mich nur noch der Bauch.


    Spiele ich mit meiner Frau, ist das anders. Sie ist Optimierungsfreak, braucht manchmal auch recht lange (ich gehe dann Kaffee kochen oder so), ist damit aber auch erfolgreich, weil ich beim Spielen einfach entspannter sein möchte. So gewinnt meine Frau denn auch in etwa 2/3 der Fälle. Was wir allerdings wirklich sehr gut können, ist kooperatives Spiel mit gleichwertigen Beiträgen.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

    Einmal editiert, zuletzt von Ernst Juergen Ridder () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Bei Azul ist auch noch das Problem der Vorlagen, welche ein Unbedarfter Spieler dann durchaus mal macht

    Ja, aber da ist Azul nicht das einzige Spiel mit dieser Charakteristik. Ist beim KSdJ-Gewinner 7 Wonders z.B. auch nicht viel anders. Da gibt's zwar die Regel der wechselnden Drafting-Richtung, aber das reduziert das Problem nur, wie sicher jeder weiß, der 7 Wonders schon mal als 4er-Spiel gespielt und dabei erlebt hat, wie der gegenüber sitzende Spieler sich überhaupt nicht um Vorlagen gekümmert und dabei abwechselnd seine Nachbarn mit für sie idealen Karten versorgt hat, während man selbst 100% sicher wußte, dass man von eben diesen Nachbarn garantiert nichts Brauchbares bekommen wird.


    Im Übrigen kann man durchaus darüber streiten, bis zu welchem Grade man von Spielern erwarten darf, selbst einen suboptimalen Zug zu machen, nur um dem Nächsten keine Vorlage zu bieten. Das ist eine spieltheoretisch sehr interessante Fragestellung, gerade wenn das Spiel Möglichkeiten bietet, dass man vom Profiteur einen Gefallen zurück bekommen kann.

  • Deshalb liegen mir auch mehr Taktikspiele bei denen man das Beste aus seiner momentanen Auslage/Kartenhand macht, als Strategiespiele.

    Ich erlebe eigentlich bei taktischen Spielen die meisten Grübler und Zugoptimierer.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Im Übrigen kann man durchaus darüber streiten, bis zu welchem Grade man von Spielern erwarten darf, selbst einen suboptimalen Zug zu machen, nur um dem Nächsten keine Vorlage zu bieten. Das ist eine spieltheoretisch sehr interessante Fragestellung, gerade wenn das Spiel Möglichkeiten bietet, dass man vom Profiteur einen Gefallen zurück bekommen kann.

    Grundsätzlich sollte doch jeder so spielen, wie er das für sich selbst am besten hält. Wenn das dann eine „Vorlage“ für einen anderen Spieler bedeutet, ist das halt so.


    Es gibt zudem Spiele, bei denen es Aktionen gibt, die es geradezu erzwingen, dass man schon mal einem nachfolgenden Spieler eine Vorlage machen muss, wenn man selbst vorankommen will. Ich denke da etwa an Agora und seine Rethorikschule. Wenn man da darauf warten will, dass man immer selbst die günstige Schulung bekommt, wartet man vermutlich, bis es nichts mehr nützt. Ich habe da schon erlebt, dass ein Mitspieler um keinen Preis eine Vorlage machen wollte und am Ende deshalb verloren hat.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Zitat

    (...) Ich habe da schon erlebt, dass ein Mitspieler um keinen Preis eine Vorlage machen wollte und am Ende deshalb verloren hat.

    Das erlebe ich oft, ich habe da auch so einen regelmäßigen Mitspieler. :)

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Ich würde hier die wissenschaftliche Standardantwort wählen: Es kommt darauf an...


    Ich persönlich habe den Eindruck, dass ich bei einfachen Spielen meist schneller ziehe als meine Mitspieler (auch welche die immer schnell spielen). Einfache Spiele sind für mich solche bis zur Komplexität von Keyflower, Yokohama, Terraforming Mars oder Chimera Station. Bei Brocken wie Food Chain Magnate, The Gallerist, Trickerion, Madeira, etc neige ich zum grübeln. Auch macht ein abstrakter Charakter eines Spiels mich zu Grübler - bei Arktia, Biosphere, Aquasphere, Russian Railroads und ähnlichen Spielen (vom Spielgefühl her) neige ich ebenfalls zum grübeln.

    Der Hintergrund ist, dass ich zwar meist von Anfang an eine Strategie verfolge, aber diese zu optimieren versuche. Daher denke ich 3-5 Züge voraus, mit etwaigen Konstellationen (ähnlich wie beim Schach). Das dauert dann u.U. eine Weile...


    Lustig finde ich aber solche Sachen, wenn man ein Kinderspiel spielt und dann Leute am Tisch sitzen und es zu Tode grübeln^^ - Einzige Ausnahme: Das Verrückte Labyrinth - dieses Spiel hat für mich persönlich die Komplexität von Arkwright, Food Chain Magnate und allen 18xx-Spielen zusammen - ich habe dieses Spiel noch nie gewonnen, weder als Kind noch als Erwachsener - demzufolge sitze ich da häufiger mal mehrere Minuten bis ich einen annähernd sinnvollen Zug für mich finde, aber ich grüble da auch nicht weiter um den optimalen Zug zu finden, dann dann wären 15 Minuten locker flöten...

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Ich selber wechsel innerhalb eines Spieles dauernd. Mal aus dem Bauch, dann wieder am grübeln. Dann am grübeln und trotzdem was anderes spielen, als die Vernunft sagt. Dann aus dem Bauch, trotzdem mit ordentlich Downtime. Ich passe da in kein Muster :)

    Damit scheinst du der perfekte „Horrorgegner“ für MetalPirate zu sein - er als „alles von vorn bis hinten Durchanalysierer“ gegen dich als „Spontanaktionsverwerter wider besseren Wissens“ - da wär ich gern dabei! ;):sonne::saint:

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Torlok : Die Art, wie ich Regeln lese und verstehe, hat mit der Art, wie ich spiele bestensfalls am Rande zu tun.


    Beim Regellesen will ich entscheiden, welche Spiele es wert sind, gekauft zu werden, und welche ich mir sparen kann. Beim Spielen will ich ein paar schöne Stunden in entspannter Atmosphäre verbringen. Zwei komplett verschiedene Sachen.

  • Einmal im Ferienlager...

    Da hatten wir eine Spielerunde. Einer Grübelte immer wieder. Der Nachfolgende meckerte das an: "Schneller Jack! Ein bisschen schneller!"

    Als er dann selber dran war hat er allen gezeigt was eine echte Downtime ist...


    (Die Namen der handelnden Personen sind geändert worden)

    Vielspieler im Körper eines Gelegenheitsspielers

  • Das kan n man vielleicht ganz gut im Schach erkennen: Schachengines Rechnen in Sekunden tausende vielleicht millionen von Möglichkeiten durch. Oft kommt ein Mensch aber auf die selben Züge, ohne natürlich so viele Varianten durchgerechnet zu haben wie der computer. Der Unterschied: ein Mensch hat Inutition, gewonnen aus Erfahrung. Der Erfahrene Spieler kann von vorn herein etliche Varianten ausschließen, weil er aus seiner Erfahrugn weiss, dass solche Situationen schlecht ausgehen und er rechnet dann nur noch die wenigen verblieben guten varianten durch, um die beste davon zu finden...statt alle zu berechnen, weiss der erfahrene Spieler aus Intuition bzw. Erfahrung welche Varianten er rechnen muss während die engine auch die unentablen durchrechnet um dann zu erkennen: Bringt nix! Ist bei dir wahrscheinlich ähnlich wenn du aus dem Bauch heraus die selben Züge findest wie der rechnend Informatiker: Du hast wahrscheinlich mehr (strategie)spiel Erfahrung und kannst daher deine Berechnungen abkürzen, indem du von vorn herein weisst welche Varianten du aus deinen Überlegungen ausklammern kannst.

  • Hallo,


    also ich finde, die Fragestellung ist nicht immer ganz so präzise. Tatsächlich spiele ich persönlich recht zügig, was andere fälschlicherweise als "aus dem Bauch heraus" interpretieren würden. Tatsächlich jedoch nutze ich eher einige gedankliche "Vereinfachungsinstrumente": Ich überlege mir bei Spielbeginn, welche Strategie ich anwenden möchte. Das verringert die Auswahl an Optionen erheblich. In der Frühphase des Spiels ändere ich das ggf. nochmal, wenn ich sehe, den Pfand begehen schon andere. Dann aber nicht mehr (bringt bei den meisten Spielen ja eh nix, in der Mitte die Strategie umzuschmeissen). Dann überschlage ich, welche der verbliebenen Optionen die besten sind. Kristallisieren sich annähernd gleichwertige aus, fackel ich nicht lange und nehme einfach eine, da kommt es mir nicht darauf an, auch den allerletzten Siegpunkt rauszuquetschen.
    Ich habe auch den Eindruck, dass es ohnehin zwei Arten von Grüblern gibt: Die einen sind wirklich richtig gut, die Rechnen ein Spiel durch wie ein Computer. Das macht mir dann zwar keinen Spaß, ewig auf die Züge zu warten, ist aber durchaus eine bemerkenswerte Leistung. Bei der anderen Art von Grüblern - und die ist in meinem Bekanntenkreis gefühlt in der Mehrheit - habe ich eher den Eindruck, dass die nicht so lange Grübeln, weil sie den besten Zug errechnen wollen, sondern dass sie so lange Grübeln, weil es ihnen einfach nicht gelingt, sinnvolle Optionen zu identifizieren und sich dann wiederum nicht entscheiden können. Also Grübeln aus Leidenschaft vs. Grübeln aus Überforderung, wenn ich das jetzt mal platt ausdrücke.
    Ich würde also sagen, dass vermeintlich Bauchspieler mit guter Siegquote gar keine "richtigen" Bauchspieler sind, sondern vielmehr eine Fähigkeit haben, die den Grüblern schlicht fehlt und manchmal dürften sie sich nicht mal bewusst sein, dass sie diese Fähigkeit haben.

    Viele Grüße,

    Andreas.