Woraus speist sich eure Erwartungshaltung?

  • Ihr werdet auf ein neues Spiel aufmerksam gemacht. Z.B. weil bald eine große Messe in einer kleinen Stadt vor der Tür steht.


    Wodurch wird eure Erwartungshaltung an das Spiel aufgebaut?


    Über den/das/die:

    • Autor, weil der immer gute Spiele macht
    • Redakteur, weil er gute Arbeit leistet
    • Verlag, weil der meistens gute Spiele veröffentlich
    • Thema, weil ihr das schon immer mal verthemed haben wolltet
    • Mechanismus, weil inr den auch bei anderen Spielen mögt
    • Empfehlenden, weil der immer gute Tipps gibt und den gleichen Spielegeschmack hat
    • Grafik, weil die sehr wichtig für euch ist
    • ...

    Die Punkte können für eine negative Erwartungshaltung natürlich negiert werden.


    Danach nehmt ihr die Weiterführenden Infos natürlich nur noch selektiv auf, da ihr eure Erwartungshaltung nicht enttäuscht haben wollt. Und selbst wenn es am Ende zu einem Fehlkauf im Sinne eurer Erwartungshaltung führen würde redet ihr euch das schön (je teurer das Spiel war, umso verzweifelter redet ihr euch ein, dass es eurer Erwartungshaltung entspricht).


    Oder was bewirkt die Erwartungshaltung bei euch im weiteren Verlauf?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


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  • Sankt Peter

    Hat den Titel des Themas von „Wie baut sich eure Erwartungshaltung auf?“ zu „Woraus speist sich eure Erwartungshaltung?“ geändert.
  • Da habe ich ein klares Ranking:

    1. Regel - hat man die braucht es nichts anderes
    2. Video - als Vorstufe zur Regel
    3. Spielgenre - man weiss was einem Spaß macht
    4. Empfehlungen - es gibt sie, die Menschen mit gleichem Geschmack
    5. Autor - da gibt es einige, bei denen weiss man dass sie es drauf haben
    6. Verlag - da haben sich einige einen Namen gemacht
    7. Originalität - etwas Aussergewöhnliches reizt immer
    8. Design - Materialgröße, Unterscheidbarkeit der Farben, Übersichtlichkeit von Anzeigen
    9. Grafik - die sollte zum Spiel passen (Negativbeispiel Imperial Settlers Kinderspielgrafik)

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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    Einmal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Ich sollte mir Regeln im Vorfeld auch öfter durchlesen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.


    Zum Redakteur, mhhh. Ich kenne bewusst nur einen Redakteur ( Ben2) und lege auf seine Tipps auch sehr viel wert, aber nur weil eine bestimmte Person auf der Schachtel steht - warum auch immer - ändere ich meine Meinung über ein Spiel nicht wirklich.

  • Das mit dem "schönreden" ist gar nicht so weit hergeholt. Das baut auf die "Theorie der kognitiven Dissonanz" (Leon Festinger), bzw. dem natürlichen Drang eines Menschen, Dissonanz zu vermeiden oder zu minimieren, auf. Wenn Heinz Ludikus sich ein Spiel kauft, von dem er annimmt, dass es
    a) fantastisch aussieht
    b) tolle Materialien hat
    c) sich super spielt
    d) langfristig spannend bleibt
    dann kommt es zu größerer Dissonanz, je mehr dieser Aspekte nach dem Kauf (i.e. bei der eigentlichen Erfahrung) NICHT zutreffen. Die Schwere der Dissonanz kann auch daran hängen, wie wichtig Heinz verschiedene Aspekte sind.
    Ein Dissonanzvermindern kann nun dadurch kommen, dass man andere Aspekte aufwertet ("...aber das Material ist SOOO toll"; "...die sehen aber einfach soooo süß aus" etc.). Das ist nicht negativ, sondern recht normales Verhalten. "Schönreden" ist dafür eigentlich viel zu negativ.

    Dieses Verhalten führt dazu, dass man das Spiel behält. Stößt man das Spiel hingegen ab, wird man oft diverse Gründe angeben, warum man es ÜBERHAUPT gekauft hat ("...es wirkte viel spannender, als es letztendlich war"; "...die Figuren sahen so toll aus"; "...der Autor bringt sonst eigentlich immer Phantastisches aufs Brett" etc.). Dabei geht völlig verloren, dass eigentlich jeder von uns weiß: ein Spiel können wir erst wirklich beurteilen, wenn wir es
    a) vor uns und
    b) gespielt haben (meist mehrfach)
    Auch das ist natürlich Dissonanz-Verminderungs-Verhalten.

    Natürlich gibt es Personen, die in diversen Bereichen von Dissonanz nicht so sehr geplagt werden, dass sie sie vermeiden müssten. Das kommt im Brettspielbereich aber eher selten vor - entweder man behält das Spiel oder man behält es nicht. Und selbst, wenn man ein Spiel behält, dass eigentlich Mist ist, gibt es Gründe ("hat mir meine Frau geschenkt"; "erinnert mich an xy"; gehört zu meiner Feld-Sammlung"). Oder man packt es irgendwo hin, wo man sich nicht mehr mit den dissonanten Gefühlen auseinandersetzen muss (Speicher, Keller, in die hinterste Ecke ganz oben im Regal, wo man eh nicht mehr hinguckt), was dann quasi eine Dissonanzvermeidung ist.


    Soweit der soziologische Exkurs...
    :)

    Ich entscheide mich für ein Spiel mittlerweile nach folgenden Kriterien:
    1. Macht mich das Thema an (oder nicht bzw. nicht mehr)
    2. Gefällt mir die Grafik, die ich sehe
    3. Macht mich die Beschreibung der Mechanismen und des Ablaufes neugierig
    4.1. Ist der Eindruck, den ich beim Rezensions- bzw. Overview-Video erhalte, positiv UND/ODER
    4.2. Ist der Eindruck, den ich beim WatchItPlayed-Video erhalte, positiv ODER
    4.3. Ist der Eindruck, den ich beim Regellesen bekomme, positiv

    Dabei gilt für mich von vornherein aber auch Folgendes:
    a) Ich kann mir erst ein umfassendes Bild von dem so für interessant befundenen Spiel machen, wenn ich es vor mir und gespielt habe
    b) Auch Spiele, die ich aussortiert habe, können interessanter sein, als ich gedacht habe
    c) Ist das Spiel nicht interessant genug, dann geht es wieder
    d) Preisreduktion heißt: ich habe für die Partie xy bezahlt, und das ist okay
    e) Spiele bleiben NUR, wenn sie mich spielerisch überzeugen UND/ODER
    f) Spiele bleiben NUR, wenn ich sie auch auf den Tisch bekomme

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

    Einmal editiert, zuletzt von Dumon ()

  • Dumon


    Danke für den Exkurs.


    Also fährt man ganz gut erst gar keine Erwartungshaltung aufzubauen, dann kann man auch nicht enttäuscht werden. Dafür fällt dann aber auch die Vorfreude weg. Mhhh... Zielkonflikt.


    Wie nennt man den umgekehrten Fall, wenn die Erwartungshaltung übertroffen wird?

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  • Ich arbeite ein bestimmtes "Erkennungs-"Muster ab:


    1. Grafik
    Das erste was man meistens sieht ist das Cover und/oder Fotos vom Spielmaterial. Spricht mich das an, geht´s weiter mit dem


    2. Thema

    Um was genau geht es - entspricht dies einem Thema, was mir gefällt, was ich nachvollziehen und mich evtl. sogar identifizieren kann? Wenn ja, kommt der


    3. Mechanismus
    Ist es Workerplacement , Dice-Placement, Euro, Dungeon-Crawler, reines Wirtschaftsspiel oder (neuerdings bei mir) Deckbuilder?
    Ist es kompetitiv oder kooperativ? Wird der Mechanismus durch die Grafik und das Thema unterstützt oder ist es offensichtlich beliebig austauschbar?


    4. Regel oder Erklärung der Abläufe (wie meist bei Kickstarter-Titeln anfänglich)
    Gibt es bereits eine einsehbare Regel anhand derer man sich die Abläufe und Möglichkeiten anschauen und ggfls. werten kann? Passt das ebenfalls zu dem, was einem das Spiel durch 1., 2. und 3. vorgaukelt oder ist dies ein grafisch, thematischer Blender?

    Wenn dann bei mir noch Interesse da ist schaue ich mir die "weichen" Voraussetzungen an, die da wären


    5. Passend für meine Spielegruppe?

    Anhand der bekannten Vorlieben und Nicht-Vorlieben von Spielen meiner Mitspieler überlege ich, ob dies was wäre, was in meiner Spielgruppe auch auf den Tisch kommen könnte.


    6. Preis

    Stimmt der aufgerufene Preis für das Spiel im Hinblick auf den erwartbaren Spielspaß?


    7. Autor

    Welcher Autor zeichnet evtl. für das Spiel verantwortlich - wobei dies nach meiner bisherigen Erfahrung kein unbedingter Garant für eine Spielspaßbombe ist- von daher kommt dieser Punkt ziemlich am Schluß.

    Auch manche KS-Perlen können trotz unbekanntem Autor ziemlich gut sein - das beste Beispiel dafür wäre #FallenAngel was mich im Hinblick auf das Spiel richtig geflashed hat aber von einem unbekannten asiatischen Erstautor war.


    Trotz all der Kriterien, rutscht mir dann auch mal ein Rohrkrepierer durch, dem ich mich dann aber (wenn möglich) schnellstens entledige.

    2 Mal editiert, zuletzt von FischerZ ()

  • Wenn ich so über meine Spielekarriere blicke, dann habe ich mir zuerst gar keine Spiele gekauft. Als Kind wurden einfach die schon im Besitz der Familie befindlichen Spiele (Spielesammlung, Monopoly, Zahltag und Konsorten) oder tatsächlich sogar Eigenentwicklungen von meinem Vater gespielt.


    In meiner Jugend wurde ich in Rollenspiele, TableTop und Magic eingeführt, also auf Empfehlung von anderen.


    Als ich dann mit meiner Frau (damaligen Freundin) wieder auf klassische Brettspiele umgestiegen bin, haben wir eigentlich nur Spiele gekauft, die wir vorher probiert und für gut befunden haben. Autor, Spielepreise, Material, und das ganze andere Genannte waren für uns immer nur nebensächlich. Auch wenn ich mich immer über beispielsweise schönes Material freue, so ist mir das Spielerlebnis deutlich wichtiger als etwa gute Miniaturen.


    Das wird jetzt mit Kickstarter tatsächlich ein wenig schwieriger und so schaue ich jetzt mehr Videos und lese Rezensionen oder Eindrücke. Dadurch werden aber auch meine Käufe weniger. Höchstens auf dem Flohmarkt kann es vorkommen, dass ich ein Spiel kaufe, nur weil es ganz nett aussieht und eine einigermaßen vernünftige Bewertung bei BGG hat. Da bleibt der Verlust wenn es ein totaler Reinfall ist aber auch bei maximal 5€.


    Mit diesem Vorgehen ist natürlich auch die Erwartungshaltung nicht gegeben. Ich spiele alles zumindest ein Mal mit und ich bin was Brettspiele angeht sehr ausprobierwillig. Ich versuche dann auch immer unvoreingenommen das Spiel zu testen und mir danach erst eine Meinung zu bilden.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

    Einmal editiert, zuletzt von Sepiroth ()

  • Seit einiger Zeit lege ich meinen Fokus auf thematisch passendes - entweder Science Fiction oder historisches. Bei beiden kommt natürlich noch die Spielmechanik hinzu, auch die Optik sollte stimmen. Aber auch Ausschlußkriterien kommen zum tragen, wenn ich bsw. Workerplacement lese, ist das Spiel zu 90% schon durch das Raster gefallen. Oder Sachen wie "unsere kleine Farm" mit säen, ernten, verarbeiten von irgendwelchem Rohstoffkrempel auf landwirtschaftlicher Ebene erwecken in keinster Weise mein Interesse.


    Autoren sind mir egal, eher lasse ich mich von Verlagen wie z.B. GMT überzeugen die meine Vorlieben bedienen. Ist aber auch kein Wunder, meistens haben sie sich auf bestimmte Themen spezialisiert und erzeugen damit automatisch Aufmerksamkeit. Für die ganzen Kleinverlage kommt das wunderbar funktionierende Bauchgefühl zum tragen, oftmals sind´s ja nur die aus der Musikszene bekannten "One Hit Wonder". Da gibt es zwar durchaus Perlen, aber auch viel Schrott. Regeln lese ich im Vorfeld seltenst, mal ein Video sofern verfügbar oder anderes Geschreibsel auf BGG reicht für mich aus.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Herbert


    Und über welche Erwartungshaltungsschiene wurdest du am Ende am ehesten überrascht oder enttäuscht?

    Da kannst Du die Rangliste rückwärts lesen. Es gibt ja einen Grund warum einige Erwartungshaltungsschienen hinten stehen und andere vorne.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Oder Sachen wie "unsere kleine Farm" mit säen, ernten, verarbeiten von irgendwelchem Rohstoffkrempel auf landwirtschaftlicher Ebene erwecken in keinster Weise mein Interesse.

    Unsere kleine Venusfarm wird dann für Dich zum zwiegespaltenem Problem ;)

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Also meine Erfahrung aus der Musikbranche ist, dass es oft einen typischen Verlauf gibt (sicher auch dem Kommerz geschuldet).


    Eine Band bringt ihr erstes erfolgreiches Album raus. Dann werden mehr oder weniger schnell die nächsten nachgeschoben. Die sind oft auch noch gut. Dann kommt oft eine Phase des Schrotts. Irgendwann nach vielen Jahren und erkämpfter Unabhängigkeit werden sie manchmal wieder besser.


    Deswegen taugen für mich Autor, Redakteur, Verlag, Grafiker weniger.


    Ich setze eher auf meine Vorlieben.


    Eine Erwartungshaltung habe ich aber eher seltenst.


    ErwRtungshaltungen werden ja teilweise auch enttäuscht, weil z.B. etwas ganz anderes abgeliefert wird als die Werke davor.


    Bands, die z.B.oft ihren Stil ändern bekommen oft einen Shitstorm im Internet.


    btw. kennt jemand die ersten zwei Alben von Kid Rock? Geiler Hip Hop ähnlich Beastie Boys.

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  • ... im Laufe der Jahre habe ich meine Erwartungshaltung an konkrete Spiele heruntergeschraubt - damit lebt es sich einfach besser.


    Vor 10 Jahren zum Beispiel "Brass" und "Tinner's Trail" von Martin Wallace gespielt und sehr angetan davon. Dann sein "Toledo" von Kosmos gekauft. Legen wir den Mantel des Schweigens drüber... Nun könnte man sagen, bei dem Verlag hätte man hellhörig werden können, dass das Spiel niemals die Klasse und den Anspruch eines "Brass" haben könne.


    Regellesen allein reicht nicht für mich, um beurteilen zu können, ob mir ein Spiel gefällt ( außer ich bekomme schon das große Gähnen beim Durchlesen - dann weiß ich zumindest, dass es zu keinem Kauf ohne vorherige Probepartie kommt).

    Da helfen mir schon eher kurze Vorstellungsvideos ( wie z.B. von Cliquenabend) , die mir ein Bild vermitteln, ob mir ein Spiel gefallen könnte.

    Letztes Jahr ging es mir so mit dem Video zu "Azul" - da habe ich sofort gesehen: das Spiel ist was für mich. Wie sich hinterher nach dem Spielen herausstellte, hat es mich wirklich begeistert.

    Die Grafik eines Spiels muss mich schon ansprechen, sonst zeige ich kein Interesse. Aber sich allein durch eine schöne Grafik auf ein Spiel zu freuen, oder eine Erwartungshaltung aufzubauen - nein, das gibt es bei mir nicht.


    Ich habe eher die Erwartungshaltung, dass die nächste Messe wieder schön wird und ich da sicher ein paar tolle Spiele für mich finde, aber die Erwartungshaltung an konkrete Spiele köchelt eher auf einer niedrigen Flamme. Und wenn mir nach dem Spielen ein Spiel nicht gefällt, wo ich vorher dachte, es könnte mir gefallen, verlässt es auch wieder ganz schnell mein Haus.

  • Ich habe mittlerweile den Luxus, dass ich mir keine Erwartungshaltung mehr aufbauen muss, denn ich kaufe nur noch Spiele, die ich selbst mehrfach gespielt habe, und die auch zuhause gut ankommen.


    Welche Spiele ich teste, hängt dabei weniger von meiner Erwartung als von der Gelegenheit ab – das gilt sowohl auf der Messe als auch bei den vielen Spieletreffs, bei denen ich bin. Und natürlich bekommen wir im Rahmen der Vorbereitung von Braunschweig spielt! jedes Jahr bis zu 100 Neuheiten für die Ausleihe gespendet, die vorab getestet werden müssen (wovon rund ein Drittel bei mir "durchläuft").


    Wenn dann aber doch mal ein Spiel vorab meine Aufmerksamkeit erregt, dann ist es meist eine Mischung aus Grafik, Thema, Grundmechanik und Spieldauer. Autoren und Verlage dienen eher als Ausschlusskriterium – es gibt Verlage und Autoren, die ich eher meide, weil ich zu oft enttäuscht wurde. Letztes Entscheidungskriterium ist dann eine Regellektüre, die vor allem zeigen soll, wie viel Wahlfreiheiten man hat und wie gut das Spiel auf unterschiedliche Spielerzahlen angepasst ist.


    Ciao

    Stefan

  • Für mich sind es drei verschiedene Schienen, über die ein Spiel (Des-)Interesse auslösen kann:


    • Die "WER?"-Schiene : Wer ist der Autor? Welcher Verlag steht dahinter? Unter "Verlag" fallen dabei für mich auch alle vom Verlag bezahlten Leute wie Redakteur oder Grafiker. Der Verlag sucht sich diese Leute aus, also kann ich deren Leistung, positiv wie negativ, auch dem Verlag zurechnen.

      Mittlerweile wirkt das bei mir eher als Ausschluss-, denn als Bestätigungskriterium. Von renommierten Autoren und Verlagen kommt auch viel Verzichtbares. Es wird gefühlt weniger nach Qualität gefiltert und an Spielen gefeilt als früher (was bei zunehmend komplexeren Spielen, die mir gefallen, auch zugegebenermaßen sehr schwierig ist). Die Zeit der (Quasi-)Blindkäufe wie früher -- bei dem einen Alea Big Box, beim nächsten Rosenberg/Feld und beim dritten Spielworxx --, diese Zeit ist definitiv vorbei.

      Aber andersrum gilt's immernoch: wenn Verlag und Autor in jeweils in 3+ Versuchen nichts Nennenswertes zustande gebracht haben, dann braucht man sich Neuheiten aus dieser Kombination mit 99%-iger Trefferquote gar nicht erst anschauen. Damit sortiere ich mittlerweile weit über die Hälfte aller Neuerscheinungen direkt raus. NSKN, Golden Egg Games, Cranio Creations, Game Salute oder Daily Magic Games in Kombination mit No-Name-Autor? Taugt eh nichts. Autor mit fünf vorherigen Veröffentlichungen mit BGG-Durchschnittsnote 6,x außerhalb der Ersten Liga der Verlage? Direkt raus. Die ganzen spanischen Verlage mit ihren BGG-Hochjubel-Fake-Ratings der spanischen Community -- auch ungesehen allesamt direkt raus. Spart Arbeit.

      (Ich bitte zu beachten, dass mir diese doppelte 3+ Definition für Autoren/Verlage die Entdeckung vom Newcomern immer noch erlaubt. Das ist mir wichtig! Gut bewertete und oft empfohlene Sachen, die ich nicht kenne, versuche ich mir immer etwas genauer anzuschauen. Drei Versuche gebe ich jedem, aber danach ist ein Name für mich "verbrannt".)
    • Die "WAS?"-Schiene : Was ist das Thema? Ist das Thema nicht nur austauschbar und übergestülpt? Welches Subgenre? Welche Spielmechaniken werden geboten? Wirkt das alles wie aus einem Guss und mit Herzblut in der Entwicklung gemacht? Fällt es als halbwegs originell auf? Ist die Grafik ansprechend und zum Spiel passend? Und ganz wichtig natürlich auch: Sind Regeln verfügbar? Die Regeln (und insbesondere deren Nichtverfügbarkeit bei Crowdfunding-Kampagnen) können bei mir als Ausschlusskriterien wirken und wenn einen ein Subgenre oder Spieletype (z.B. Coop) nicht wirklich interessiert, dann ist das Spiel auch raus, aber ansonsten ist die WAS-Schiene im Gegensatz zum ersten Punkt eher etwas, das positiv wirkt und Interesse erzeugen kann.

      Über diese Schiene kann ein Spiel punkten, und das gilt insbesondere auch für Spiele von unbekannten Autoren und/oder unbekannteren Verlagen. Nichts ist schlimmer als wenn Newcomer auf dem Markt nur einmal alles Vorhandene, was gerade angesagt ist, durch den Wolf drehen und das Ergebnis als neues Spiel ausgeben. (Packt man noch kaum vorhandenes Playtesting und Überbetonung von Grafik und Bling-Bling dazu, hätte man eine gute Beschreibung von 90% aller Crowdfunding-Spiele.) :evil:
    • Die "WARUM?"-Schiene : Gibt es Empfehlungen von Leuten, denen ich vertraue? Wie gut passt das Spiel zu meiner Spielegruppe? (Oder anders gefragt: wie hoch sind die Chancen, es überhaupt auf den Tisch zu kriegen?) Habe ich thematisch/mechanisch/sonstwie ähnliche Spiele bereits im Regal stehen? Ist der Preis angemessen für das, was man bekommt? Würde man das Spiel auch nach der Spielemesse noch problemlos kriegen können? Ist mir der Verlag sympathisch? Gibt es einen Exoten-Bonus für einen Verlag/Autor aus Weitfortistan?

      Das sind alles im weitesten Sinne "praktische" Überlegungen, die bei Interesse- und letztendlich Kaufentscheidungen mitspielen können. Wer schon ein paar Jahre unserem schönen Hobby frönt, wird irgendwann gelernt haben, solche Sachen zu berücksichtigen. Zum Beispiel weil man ein Spiel nach drei Jahren des Ungespielt-im-Regal-Liegens mangels geeigneter Mitspieler wieder verkauft hat. Dann hätte man sich den Kauf auch direkt sparen können. Oder weil ein Kleinverlagstitel irgendwann ausverkauft war und man sich ärgert, dass man zwar als einer der Ersten in Europa das Potenzial erkannt hat, aber letztendlich zu lange unentschlossen um das Spiel herumschlawenzelt ist, anstatt es in Essen kurzerhand einzutüten. Diese praktischen Sachen sind wichtig, auch wenn sie definitiv nicht an erster Stelle stehen.


    In der Summe dieser Faktoren ergibt sich dann ein mehr oder weniger großes Interesse für Neuheiten. Wobei dann natürlich auch ganz wesentlich der Faktor Zeit dazu kommt. In den letzten Jahren habe ich alle verfügbaren Anleitungen der Essen-Neuheiten, die grundsätzlich in meiner Richtung lagen, vor der Messe gelesen. Wie denke, mit recht guten Einschätzungen der Highlights und übermäßig gehypten Flops. Das mache ich dieses Jahr nicht mehr. Der Nachwuchs kostet viel (schöne!) Zeit und wenn die Liebste dann abends einfach nur noch platt ist, so dass der Stapel ungespielter Spiele wächst und ich immer nur "wir können gerne etwas spielen, aber bloß nichts Neues!" höre, dann brauche ich nicht noch mehr Neuheiten anschleppen, bei denen fraglich ist, ob sie bis Essen 2019 gespielt sind.


    Deshalb werde ich dieses Jahr ohne allzu große Vorbereitung nach Essen fahren, einfach nur durch die Hallen schlendern, hier und da etwas schauen, und will gar nicht viel kaufen. Mein Ziel: maximal fünf neue Spiele neben den beiden Kickstarter-Abholungen. Mittlerweile normale Neuheitenpreise von 50+ Euros machen das mir auch sehr einfach. Dann sollen halt andere in den nächsten Monaten die Spreu vom Weizen trennen. In diesem Sinne: bitte nach Essen immer schön im Wochenthread von euren Neuheiten-Spielerfahrungen berichten! ;)

  • Fast alle diese Punkte sind Grundlage dafür, ob ich mir ein Spiel zulege (Ausnahme: Redakteure) oder auch nur spiele.

    Allerdings wird dadurch bei mir keinerlei Erwartungshaltung aufgebaut - es sind schlicht nur Auswahlkriterien für mein mögliches Interesse an einem Spiel.


    Nach meist mehreren Partien habe ich mir dann mein Urteil gebildet, ohne daß dabei irgendwelche Erwartungen an das Spiel erfüllt oder enttäuscht wurden.


    Erwartungen (bzw. Ansprüche) habe ich allerdings an meine Spiel-Partner ... ;)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Meine Erwartungshaltung speist sich meist aus absolut minimalen Details, die irgendwie ihren Weg in mein Herz finden, und die rationalerweise niemals dafür verantwortlich sein sollten, sich ein Spiel zuzulegen (ich mach es dann auch meistens nicht, ohne weitere Erkundungen - aber die ERWARTUNGSHALTUNG ist da).


    "WATT, da ist ein FROSCH abgebildet?!?! :love::love::love: Muss ein tolles Spiel sein!"

    "Man spielt einen Bücherhändler??? Muss ein tolles Spiel sein!"

    "Es sind "Ratten" im Titel!! Muss ein tolles Spiel sein!"

    "Oh - mein - Gott. Sieht dieses eine Städteplättchen aber hübsch und wohnlich aus. Da will man doch direkt einziehen. Muss ein tolles Spiel sein!"


    (wobei "toll" hier immer nur heißt, "ein mir gefälliges", so bescheuert bin ich dann doch nicht)


    Als nächstes kommen Themen: Krankenhausspiele (es gibt davon so wenige, dass ich doppelt aufhorche), Fantasy und Mittelalter (LOL - ist halt immer gut, aber da wird natürlich schon weiter und kritischer geguckt) oder generell historisch. Science Fiction mit Abstrichen auch.

    Und dann natürlich die spezielleren. Dass ich ein Buchhändlerspiel wie Ex Libris haben MUSS, solange es nicht überall als "worst game ever lol" bezeichnet würde, ist klar. Ein Entenhausenspiel auf über-Familienspiel-Niveau würde ich mir wahrscheinlich sogar DANN kaufen. Ein Zamonienspiel vielleicht auch.


    Dann finde ich das Gameplay wichtig: Aufbau-, Dorf- und Wirtschaftssimulation mag ich gerne. Produktionsphasen, in denen man seine Ressourcen einsackt, liebe ich. Von einem Aufbauspiel enttäuscht zu werden - das wäre hart. Ist mir aber auch noch nicht passiert. Entsprechend auch da aktuell hohe Erwartungen.


    Autor: Jein. Eigentlich nicht wirklich. Ich habe keinen Autor als empfundenen Garant für ein tolles Spiel, wäre aber wohl doppelt konsterniert, wenn mal eine Enttäuschung aus der Feder von Rosenberg, Chvatil oder Trzewiczek stammen sollte. Würde aber auch nix blind kaufen, wegen Autor. Wegen Thema schon eher.


    Bei Spielmechaniken hat sich irgendwie noch überhaupt kein Favorit herausgebildet. Außer, dass ich im Deckbuilding nicht besonders gut bin und es daher nicht mag, wenn es allzu wichtig ist, um überhaupt eine Chance zu haben (HdR LCG X/). Aber ob irgendeine Art von Placement, APs, Karten, Würfel, pipapo, mir egal. Daraus erwächst keine Haltung in irgendeiner Weise.


    Irgendwie gebe ich zu viel auf nicht aussagekräftige Details. Aber immerhin - bevor ich mir ein etwas teureres Spiel anschaffe schaue ich gerne ein Let's Play dazu und verzichte dann auch schon mal...bin aber trotzdem enttäuscht, dass meine sich aus nichtigen Details gespeiste Erwartungshaltung nicht erfüllt hat. ?(


    Eine echte Gurke zu kaufen, weil ich irgendwas einzelnes supertoll fand, muss zwar erst noch passieren, aber die Gefahr ist groß, die Begeisterung ist schnell da. Liebevolle Details plus Thema ist wohl die schlagendste Kombination in meinen Fall. Da würde ich mittels Fantasie, Reindenken und "ich mach mir mein eigenes Spiel" (sprich: Dumon s schönredende kognitive Dissonanz) vermutlich in jedem Fall genug rausholen.

    I wish I had a friend like me

  • Ich entscheide mich für ein Spiel mittlerweile nach folgenden Kriterien:
    1. Macht mich das Thema an (oder nicht bzw. nicht mehr)
    2. Gefällt mir die Grafik, die ich sehe
    3. Macht mich die Beschreibung der Mechanismen und des Ablaufes neugierig

    ab 4. läuft es meist anders.


    4.1 Spiel wird probegespielt

    4.2. jemand bekanntes hat schon gespielt und schildert die Eindrücke

    4.3. hier wird viel drüber diskutiert


    Blindkäufe (d.h. ohne ein 4. Punkt) meist nur wegen passendem Thema inkl. Mechanik

  • Für mich kamen Blindkäufe (inkludiert KS-Projekte) immer deshalb in Frage, weil für mich der Verlust von 10 Euro für das Ausprobieren des neuen Spieles ein angemessener bzw. tragbarer Preis war (mal mehr, mal weniger Euronen, natürlich - auch abhängig von der "Größe" bzw. dem Originalpreis des Spieles, sowie dessen "Seltenheit"). Das ist mittlerweile zwar immer noch der Fall, aber es kam noch ein neuer Aspekt dazu - für mich genügen mittlerweile nur noch sehr wenige Spiele meinen Erwerbsansprüchen. Mittlerweile sind wir bei weniger als 10 Spielen (neu oder auch sonstwie) pro Jahr angekommen.

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • 1. Genre: Heavy Euro? Anschauen! Kooperativ? Kann gut werden. Kennerspiel: Mal sehen. Alles andere eher nicht.

    2. Autor/Verlag: Man kennt die "üblichen Verdächtigen" und hat seine Schublade.

    3. Wenn 1+2 passen kommen Spielregel bzw. YouTube Vorstellungsvideo. Danach weiß ich meist ob mich ein Spiel interessiert.


    Thema: Alle Themen können für mich interessant sein. Science Fiction, Mittelalter, Gartenbau: alles willkommen wenn das Spiel gut ist.


    Nach Punkt 3 sind beispielsweise die beiden neuen Spiele von DLP Manitopa und Valparaiso durchgefallen. Spielregel reicht mir da um zu wissen, dass es mir nicht gefallen wird.


    Mittlerweile mache ich aber eine Kehrtwende durch in Sachen neue Spiele. Es gibt kaum mehr ein Spiel, das mich so fasziniert, dass ich es kaufe. Ich blicke auf meinen Spieleschrank und erkenne Spiele, die ich wahnsinnig gerne endlich mal wieder spielen möchte und von denen ich sicher weiß dass sie gut sind. Weshalb dann neue kaufen?

  • Ich habe zuhause ca. 300 Spiele, weitere ca. 200 Spiele habe ich in den letzten 30 Jahren zusätzlich verscherbelt. Ich erwarte von Spieleneuheiten keine revolutionär neuen Ideen bzw. Mechaniken mehr. Alle paar Jubeljahre kommt etwas für mich Neues raus, wie Workerplacement, Drafting bei 7 Wonders oder Deckbuilding bei Dominion. Ob das dann wirklich neu ist oder nur erstmalig prominent umgesetzt, ist mir dann auch nicht wichtig. Schlussendlich habe ich zuviele Spiele für zu wenige Gelegenheiten in den Regalen stehen, so dass ich neue Spiele nicht wirklich brauche. Ein Notre Dame habe ich z.B. bestimmt seit 8 Jahren nicht mehr gespielt und habe es als gutes Spiel in Erinnerung und wäre für mich eine Neuheit, wenn es wieder mal auf den Tisch käme. Nichtsdestotrotz juckt es mich immer mal wieder ein Spiel zu kaufen. Letztendlich ist es dann die Thematik als entscheidender Kaufimpuls. Mechs treffen sich im Osteuropa der 20er Jahre ? Hört sich cool an, schaue ich mir näher an. Händler im Mittelalter ? Eher nicht.

    Mittlerweile ist es auch für mich zu einer guten Methode geworden die Neuheiten erst einmal nicht gross zu beachten und abzuwarten, welches Spiel die Phase der Neuveröffentlichung übersteht. Über viele Spiel wird im Netz viel diskutiert, aber nur darüber wann es erscheint, ob das Material den Preis rechtfertigt etc., danach tauchen sie allenfalls hier auf dem Marktplatz auf. Wenige Spiele halten sich in der Diskussion, sei es hier über die Wochenspielberichte oder über Strategiedebatte. Marco Polo wurde hier immer wieder erwähnt, die entsprechenden Beiträge habe ich mir durchgelesen, so dass ich es mir letztes Jahr auf Verdacht gekauft habe. Ich wurde nicht enttäuscht. Blood Rage habe ich nach derselben Methode gefiltert.

    Bei den Cosims habe ich nach längerer Pause wieder angefangen, Spiele zu kaufen. Die Thematik ist natürlich hier das dominierende Auswahltkriterium. In dem Bereich gucke ich aber auch viel stärker auf die Autoren. Spiele von Mark Simonitch und Mark Hermann schaue ich mir da genauer an. Manche Entscheidungen beruhen auch nur auf purer Neugier. Liberty or Death habe ich mir z.B. gekauft um mal in die Coin-Serie reinzuschnuppern, No Retreat, the russian front wegen der Kombi wenig Counter/Ostfront.

  • Seit Aquasphere keine Blindkäufe von Stefan Feld

    seit Sands of Time keine Blindkäufe von Spielworxx

    seit Hameln keine Blindkäufe von Fragor Games

    seit Lisboa keine Blindkäufe von Lacerda

    ...


    Ansonsten

    • auf Themen fahre ich inzwischen vermehrt ab, gerne auch mal ausgefallen
    • witzige Graphiken
    • wenn ich beim Lesen einer Beschreibung oder Regel das Gefühl habe, es wäre etwas für mich (so kam ich in den Besitz der Erstauflage Terraforming Mars;))
    • wenn ich hier viel über ein Spiel lese und das Gefühl habe ...
    • wenn ich ein Cliquenabendvideo sehe und das Gefühl habe...
    • Regellesen genügt mir nicht und Verlag/Autor etc. genügt mir nicht mehr

    Und da ich ja schon ein paar Spiele habe, verfalle ich auch allmählich dem Schlendern auf der Messe, schauen hier, probieren da und was mir gefällt nehme ich mit. Aber zucken tun die Finger immer noch an verschiedenen Stellen und manchmal, wenn ich nicht genügend aufpasse, mich nicht ausreichend in der Gewalt habe, der Tag einfach schrecklich war und ich dringend eine Belohnung benötige um weiterleben zu können, dann fällt mir auch schon mal was blödes in die Hände, welches dann später dringend vertickt werden muss.


    Aber das Gefühl, was ich von wenigen Jahren noch hatte, dass ich bestimmte Spiele unbedingt haben muss oder unbedingt probieren muss, sonst ist mein Spielerleben verpfuscht, das habe ich nicht mehr. Über diese Gelassenheit bin ich sehr erstaunt. Mein Geldbeutel ist darüber mehr als erfreut.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Mittlerweile mache ich aber eine Kehrtwende durch in Sachen neue Spiele. Es gibt kaum mehr ein Spiel, das mich so fasziniert, dass ich es kaufe. Ich blicke auf meinen Spieleschrank und erkenne Spiele, die ich wahnsinnig gerne endlich mal wieder spielen möchte und von denen ich sicher weiß dass sie gut sind. Weshalb dann neue kaufen?

    Jup, so sieht es auch bei mir aus. Wenn ein Spiel mich auf der Messe nicht sofort überzeugt und mich zum Spontankauf anregt, hat es das im nachhinein sehr schwer in die Sammlung aufgenommen zu werden. Zuhause überlege ich, lese hier im Forum, gucke Videos dazu und lese Rezensionen und dann der Blick ins Regal...das wirkt seit 2-3 Jahren sehr kontoschonend.

  • die Verlage in Essen können einem ja schon fast Leid tun, wenn selbst die Mehrheit der Vielspieler (wild geschätzt nach einigen Rückmeldungen hier im Thread) jetzt schon nach dem Motto "abwarten und Tee trinken" agiert - wer schleppt dann den ganzen angekarrten Kram wieder nach Hause? Irgendjemand muss das Zeuchs doch kaufen :D

    Einmal editiert, zuletzt von Elektro ()

  • Seit Aquasphere keine Blindkäufe von Stefan Feld

    [...]

    seit Lisboa keine Blindkäufe von Lacerda

    Darf ich fragen, was dir an den beiden Sachen nicht gefällt?


    Bei AquaSphere kann ich es in gewisser Weise verstehen. Das hat mir auch erst auf den zweiten Blick (und nach Korrektur eines Verständnisfehlers bei der Spielregel) gefallen. Aber was kann man an Lisboa so schlimm finden, dass man seine Haltung zu Lacerda deshalb fundamental ändert? Ohne das Spiel damit werten zu wollen: Lisboa müsste doch eigentlich jedem Lacerda-Kenner genau das geben, was man von diesem Autor erwartet, oder?

  • Aquasphere ist schon lange her, aber ich weiß, dass ich mir das Spiel auf der Messe sofort gekauft habe und nachher grenzenlos enttäuscht war. Irgendwas war relativ kompliziert oder die Regel schwierig, auf jeden Fall lag das Spiel hier wie Blei herum und keiner wollte es mehr spielen.


    Lisboa hat mir zu lange gedauert. Wir haben uns das Spiel sehr hart erarbeitet, auch hier war die Regel nicht gut geschrieben. Wir saßen am Tisch und wussten, was wir tun wollten, aber nicht wie man es machen musste und mussten dauernd nachblättern. Ich habe es noch ein zweites Mal gespielt, da fiel es mir leichter, aber es war für mich den Tick zu viel. Vinhos ist mir damals erheblich leichter gefallen. Kein schlechtes Spiel, aber auch das lag hier wie Blei und es gab so viele andere Spiele, bei denen der Einstieg leichter war. Wenn man mich mit dem Spiel auf eine einsame Insel gesetzt hätte mit drei Leuten und was zu essen und keinem anderen Spiel, hätte ich es vermutlich mit größter Begeisterung gespielt, aber gegen die Konkurrenz war es chancenlos und so ein Spiel möchte ich auch nicht noch einmal haben.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Ein Notre Dame habe ich z.B. bestimmt seit 8 Jahren nicht mehr gespielt und habe es als gutes Spiel in Erinnerung und wäre für mich eine Neuheit, wenn es wieder mal auf den Tisch käme.

    +1

  • Aquasphere ist schon lange her, aber ich weiß, dass ich mir das Spiel auf der Messe sofort gekauft habe und nachher grenzenlos enttäuscht war. Irgendwas war relativ kompliziert oder die Regel schwierig, auf jeden Fall lag das Spiel hier wie Blei herum und keiner wollte es mehr spielen.

    Falls du das Spiel noch hast, dann gibt ihm ruhig nochmal eine Chance. Mein Ersteindruck war recht ähnlich. Rund ein Jahr später ist's dann nochmal auf den Tisch gekommen und konnte im zweiten Anlauf überzeugen. Wenn du die Suchfunktion bemühst, findest du hier auch irgendwo einen Spielbericht von mir inklusive "was man bei den Regeln falsch machen kann" Hinweise. Die Regeln sind definitiv suboptimal geschrieben, wobei der grundlegende Ablauf des Spiels zugegebenermaßen schwer zu beschreiben ist.


    Bei Lisboa kann ich jederzeit nachvollziehen, wenn das einem zu viele Regeln sind. Allein die Menge kann erschreckend wirken. Wobei die Lacerda-Sachen meiner Meinung nach im Vergleich zu ähnlichen komplexen Sachen den Vorteil haben, dass die Komplexität auf der Zugebene liegt. Mache 5 bis 7 Sachen in der richtigen Reihenfolge hintereinander. Das kriegt man mit kochrezeptartigen Checklisten aber meist relativ gut hin. Ab der dritten Runde flutscht es.

  • Bei #Aquasphere ging es uns genauso. Die Regel erschwert den Zugang ziemlich. Wenn man ihn dann aber mal hat, kommt das Spiel gut und hat uns einige Stunden Spielspass geschenkt. Die letzte Partie ist allerdings auch schon über 1 Jahr her :( (es stehen halt noch andere Spiele im Regal, die schreien "ich bin dran, mach den Deckel auf" ^^.

    Lisboa steht noch ungespielt im heimischen Neuheitenregal, aber ich bin voller Hoffnung, dass wir es dieses Jahr noch schaffen.