Coimbra-Strategien

  • Um mal vom Grübel-Thema wegzukommen … Welche Strategien habt Ihr denn bislang so ausprobiert und was war dabei erfolgreich?


    Ich hatte in unserer gestrigen Partie voll auf Reiseschritte (lila) gesetzt. Am Ende hatte ich alle Klöster besucht und wurde mit weitem Abstand Erster. Die anderen drei waren relativ dicht beisammen. Klang ja schon mehrfach an, dass Reisen recht stark sein soll. (Zu stark?) Ich kann mir im Moment nur schwer vorstellen, schon früh auf die grüne Leiste zu setzen, da man mit grünen Karten kaum Einkommen generieren kann und ohne Einkommen fällt der weitere Kartenkauf flach.


    Die Gunstplättchen hatte ich weitgehend ignoriert und voll auf Kartenkauf gesetzt, möglichst die Karten mit vielen Schritten auf den Einflussleisten und Kronenplättchen darauf, um in der Spielerreihenfolge nicht unnötig weit nach hinten zu fallen. Expeditionen habe ich immer dann mitgenommen, wenn ich genug Geld/Wachen hatte, um mir in der Folgerunde noch Karten leisten zu können. Verzockt habe ich mich nur einmal, als ich kein Geld mehr hatte, um mir eine Karte zu kaufen (die Karten mit Wachen waren zuvor schon weggekauft worden), aber da bin ich bewusst ins Risiko gegangen.


    Also, was sind Eure Erfahrungen?

  • ... es kommt darauf an, welche Klöster direkt um "Coimbra" liegen. In einer Partie lagen die "3-Schritt-Aufrücker" für die lila, orange und graue Leiste direkt nacheinander auf einer Tour, da bin ich natürlich auf Reisen gegangen. Da wird dann auch das Gunstplättchen mit den 3 Schritten sehr interessant, was ich mir 2 mal genommen habe in den ersten beiden Runden. Verbunden mit der ein oder anderen Karte, die Reiseschritte ermöglicht, gibt das schon mal einen ordentlichen Schub für das spätere Spiel.

    Mit dem Wissen um die Wichtigkeit der Reiseschritte, wird es sicherlich in weiteren Partien spannend, wenn ein Hauen und Stechen um die lila Würfel losgeht.

    Ich habe aber auch schon eine Partie erlebt, wo jemand anfangs seine Siegpunktwürfelleiste nach oben getrieben hat und damit ordentlich abgesahnt hat und auch den ersten Platz belegt hat. War vielleicht auch mein Fehler, weil sich mein Augenmerk von den lila Würfeln in der Endphase des Spiels abwendete ( ich hatte alle wichtigen Klöster für mich erreicht) und ich eher noch Karten einsacken wollte, die mir gute Punkte brachten. Die betreffende Spielerin hat dann noch mit einem lila Würfel und irgendeiner Karte 10 Reiseschritte in der letzten Runde machen können und damit beide 3-Klöster erreicht, die beide jeweils ca. 20 Punkte abwarfen.

    Was soll's - d ie Partie war unglaublich spannend und reizvoll und hat mega Spaß gemacht, auch wenn ich nicht gewonnen habe.

    Alle waren sich nach der Partie einig: das Reisen darf nicht vernachlässigt werden!

    Aber Einkommen braucht man auch und Siegpunkte wären auch nicht schlecht ;)....

  • Ich habe aber auch schon eine Partie erlebt, wo jemand anfangs seine Siegpunktwürfelleiste nach oben getrieben hat und damit ordentlich abgesahnt hat und auch den ersten Platz belegt hat.

    Gut, das zu lesen! Ich hoffe sehr darauf, dass das Spiel gut austariert ist und man je nach Auslage (Klöster und Expeditionen) andere Schwerpunkte setzen muss.

  • Die Auslage bietet immer wieder andere Möglichkeiten, habe auch schon eine sehr gute Partie absolviert mit Fokus auf orangenen Karten. Da Expeditionen und Reiseauslage jeweils orange mit Punkten belohnten, kaufte ich überwiegend orange. Dazu die orangene Karte in der ich geld in Phase E in Punkte umwandeln kann und dann in der letzten Runde per Kloster 2 Expeditionen vorab schonmal extra zu werten verschafften mir einen ungefähderten Sieg.

  • Hab gerade erst eine Partie (zu dritt) hinter mir, hatte zu Strategien im Vorfeld nichts gelesen. Dabei auch das Reisen favorisiert und früh das nahegelegene Kloster erobert, das 4 SP für Würfel im Schloss bringt - immerhin allein 16 SP darüber im restlichen Spiel eingesackt. Am Ende hatte ich mit 10 von 14 mit Abstand mehr Klöster besucht wie die Mitspieler und mit 138 SP gute 30 SP Vorsprung - dabei aber in den letzten beiden Runden mit dem Geld praktisch immer am Nullpunkt, aber hat ja doch gereicht. Schwer zu sagen, ob das Reisen allein schon die seligmachende Strategie ist, aber nach dieser (einzigen) Erfahrung kann ich nichts Gegenteiliges berichten.


    Auf jeden Fall ein sehr schönes Spiel, das mich auch hinsichtlich Materialqualität und Gestaltung rundum überzeugt. Netto-Spielzeit lag vielleicht bei etwa 2 Stunden - d.h. wir haben schon einiges länger gespielt, aber z.B. zu Beginn der Runden alle neu ins Spiel kommenden Karten nochmal in den Regeln verinnerlicht, das ist ja nicht wirklich Spielzeit. Vergleich zu Lorenzo kann ich nicht ziehen - hab das meiste davon vergessen, weil nur einmal (letztes Jahr) mitgespielt. Gefiel mir gut, hab ich aber nicht in die Sammlung aufgenommen, schien mir doch einiges zu komplex, um in meinen Gelegenheitsrunden auf den Tisch zu kommen.

  • Ich habe aber auch schon eine Partie erlebt, wo jemand anfangs seine Siegpunktwürfelleiste nach oben getrieben hat und damit ordentlich abgesahnt hat und auch den ersten Platz belegt hat.

    Gut, das zu lesen! Ich hoffe sehr darauf, dass das Spiel gut austariert ist und man je nach Auslage (Klöster und Expeditionen) andere Schwerpunkte setzen muss.

    Ich hatte nach der Erstpartie mit eigen genutzter Reisestrategie einen knappen zweiten belegt und gegen eine Reisestrategie verloren. Die Differenz kam im Beiwerk. Ich habe vor bei einer nächsten Partie auch mal die Siegpunktleiste zu strapazieren, fürchte aber sie ist schwieriger zu spielen und die ausliegenden Zielkarten müssen es supporten.

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  • Bei unserer Erstpartie gestern war das Reisen stark, der Sieg kam aber durch die Endwertungskarten, die recht einseitig verteilt waren. Der Gewinner hatte 5 oder sogar 6, ich eine und der dritte (Reisemeister) keine. War natürlich nicht ideal gespielt von uns, der Abstand war dafür aber nicht übermäßig groß: 142-120-108 glaube ich.

    Früh wissen, wohin die Auslage einen treibt, scheint der Schlüssel zu sein. Muss aber in weiteren Partien bestätigt werden.

  • Bei unserer Erstpartie gestern war das Reisen stark, der Sieg kam aber durch die Endwertungskarten, die recht einseitig verteilt waren. Der Gewinner hatte 5 oder sogar 6, ich eine und der dritte (Reisemeister) keine. War natürlich nicht ideal gespielt von uns, der Abstand war dafür aber nicht übermäßig groß: 142-120-108 glaube ich.

    Früh wissen, wohin die Auslage einen treibt, scheint der Schlüssel zu sein. Muss aber in weiteren Partien bestätigt werden.

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    Mein Ersteindruck ist, es macht wenig Sinn sich über generelle Strategien zu unterhalten. Dazu ist das Spiel durch die variable Auslagen der Klöster und Expeditionen, das Zufallselement Würfel und den Wettstreit mit den Mitspielern um die Kartenauslage viel zu taktisch.

  • Natürlich ist Coimbra stark taktisch geprägt. Aber gerade die Klosterauslage und die Expeditionen können eine spezielle Strategie unterstützen bzw. vorgeben. Ich jedenfalls konnte meine Strategie durchsetzen. Mag aber auch mit daran gelegen haben, dass mir keiner grob in die Parade gefahren ist.

  • Natürlich ist Coimbra stark taktisch geprägt. Aber gerade die Klosterauslage und die Expeditionen können eine spezielle Strategie unterstützen bzw. vorgeben. Ich jedenfalls konnte meine Strategie durchsetzen. Mag aber auch mit daran gelegen haben, dass mir keiner grob in die Parade gefahren ist.

    Klar, was anderes meinte ich ja auch nicht. Nur es macht halt wenig Sinn sich vor dem Spielaufbau zu überlegen was man machen möchte. Bei Great Western Trail habe ich zwar auch ein variable Auslage, aber unabhängig kann ich erfolgsversprechend verschiedene Strategien spielen, z.B. entweder auf Rinder oder auf Gebäufe zu spielen. Bei Coimbra kann ich das sinnvoll frühestens nach Spielaufbau entscheiden und im Gegensatz zu vielen anderen Spielen scheint es auch sinnvoll zu sein im Zweifel den eingeschlagenen Weg nochmal zu ändern

  • Wir hatten gestern eine Vier-Player-Partie hinter uns gebracht, bei der der Spieler mit Siegpunktleistenstrategie (grüne Karten, Leistenboni, passende Siegpunktkarten) und minimalen Reiseaktivitäten haushoch mit ca. 40 Punkten Vorsprung gewonnen hat, während sich ein Mitspieler und ich um die violetten Karten bzw. dem Reisefokus geprügelt und uns daher gegenseitig ausgebremst haben. Die vorhandenen Klostervorteile sind hier sicherlich auch entscheidend und definieren die Effektivität der Reisestrategie, aber im Kern ist es bei einem derartigen Spiel mit vielen alternativen Siegpunkteoptionen entscheidend, ob Du Strategien mit Synergieeffekten durchziehen kannst oder eben nicht.


    Diese taktische Abhängigkeit von anderen Spielern bei sehr limitierten Aktionen (12) ist auch ein Aspekt dieses Spiels, der mich trotz des sicherlich guten Designs noch nicht ganz überzeugt hat. Ich wurde aufgrund meines direkten Konkurrenten, der mir einige Karten vor der Nase weggekauft hat, praktisch in Runde 2 und 3 "gezwungen", auf Set Collection und Geldleiste zu gehen bzw. zweimal sogar den Trostpreis zu nehmen, da ich mir mangels Ressourcen und schlechter Platzierung keine Karte mehr kaufen konnte. Selbst bei ausreichender Vorplanung und und Nehmen eines hohen Würfels für eine Karte sind die beiden weiteren Karten bzw. der Burgvorteil in einem 4-Player-Spiel kaum noch vorab planbar. Ich war praktisch das halbe Spiel nicht in der Lage, eine an die Startkarten angelehnte Strategie umzusetzen und wurde damit konfrontiert, dass eine für mich entscheidende Karte vor meiner Nase weggekauft wurde. Es besteht dann vor allem die Gefahr einer kleinen "Abwärtsspirale", denn wenn man etwa keine Löwensymbole bekommt, landet man in der Folgerunde wieder hinten und wenn man es auf bestimmte ad hoc Ressourcen abgesehen hat, bleibt man ggf. plötzlich weit unter dem erwarteten Einkommen zurück und kauft nur noch Karten von der Resterampe in der Hoffnung, noch in eine andere Richtung gehen zu können. Ich habe mehrfach erleben dürfen, dass in einer zunächst leeren Leiste mit 3 von 4 brauchbaren Karten alle (!) Mitspieler den letzten Würfel vor den eigenen Würfel gesetzt haben und man genau mit der einen Schrott- bzw. nicht bezahlbaren Karte endete - dies ist nicht mehr wirklich absehbar.


    Diese taktischen Abhängigkeiten können einen Planer nicht nur frustrieren, sondern führen bei ähnlichen Strategien von zwei Spielern zu einem "lachenden Dritten", dem man dann evtl. noch mit Nadelstichen kritische Karten wegschnappt, sich aber damit nur noch weiter selbst gegenüber dem Konkurrenten schwächt. Man kann natürlich diese harte Konkurrenz auch mögen, aber es erscheint schon fast härter als in Lorenzo, wo es wenigstens ein paar kleine Restriktionen (z.B. nur eine Figur pro Turm) gibt und man etwas besser steuern kann, ob man Startspieler werden möchte, um dann einen kritischen Platz für sich zu sichern.

    “Truly I was born to be an example of misfortune, and a target at which the arrows of adversary are aimed.” ― Miguel de Cervantes Saavedra, Don Quixote

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    Brettspielen am Freitagabend nördlich von Frankfurt/Main: Spieletreff Petterweil

  • In unserer Partie hatte ich mich bereits vor dem Aufbau entschieden, eine Reisestrategie zu fahren. Die ausliegenden Personenkarten, Expeditionen und Klosterplättchen waren mir dafür erst einmal egal. Ich wollte schlichtweg wissen, ob sich eine solche Strategie erfolgreich durchsetzen lässt. Dass es letztendlich funktioniert hat, führe ich vor allem darauf zurück, dass ich ohne Konkurrenzdruck geblieben bin, da meine Mitspieler die Reiseoptionen nur eher beiläufig mitgenommen haben. Von daher kann ich die Ausführungen von Sir Bobo gut nachvollziehen. Klassisches "Wenn zwei sich streiten ...". Wenn die Auslage dazu noch die eigene Strategie unterstützt, um so besser.