Kennt jemand den Kinofilm "Arrival"? Denn stellt Euch mal die Szene vor, wie Ihr mit einer hochgehaltenen Whiteboard-Tafel einen Kommunikationsversuch startet. Gänsehaut-Feeling, auch weil der Autor meinte, dass sein Spiel davon inspiriert gewesen sei und zudem einer meiner Lieblingsfilme ist. Dabei hat sich im Spiel "First Contact" die thematische Auskleidung geändert, um tauglicher für die Massen fernab der Hardcore-SciFi-Fans zu sein. Egal, ich stelle mir in meinem Kopfkino weiter vor, dass ich mit meiner Whiteboard-Tafel den ersten Kontakt zu einer extraterrestrischen Spezies aufnehme und das fühlt sich verdammt gut an.
In First Contact sind wir entweder altägyptische Gelehrte oder die rätselhafte Alienrasse, die mit ihrem Raumschiff abgestürzt ist. Das Raumschiff soll repariert werden und den Gelehrten dürstet nach Wissen. Eine Seite davon nehmen wir ein und am Ende kann nur ein Spieler einer dieser Seiten gewinnen. Der Wettstreit passiert also gegen die Alien- bzw. Gelehrten-Kollegen. Problem dabei ist, dass wir uns nicht verständigen können. Deshalb zeigen uns die Gelehrten eine kleine Auswahl an markierten Bildern in einem Begriffsraster. Stellt Euch eine Codenames-Auslage vor, bei dem Begriffe zusätzlich illustriert sind. Zum Beispiel ein Haus, ein Elefant, eine Kokusnuss und ein Spaten liegen da aus. Die Aliens haben hingegen ein gemeinsames aber per Sichtschirm geheimes Raster von Begriffen und ein grafisches Symbol für jedes dieser Begriffsbeschreibungen. Zum Beispiel wertvoll, rund, essen, Waffe.
Die Aliens suchen nun eine Begriffsbeschreibung, die auf die ausgewählten Bilder des Gelehrten passen und malen das am besten passende Symbole auf ihre abwischbare Tafel. Entweder einigen sich die Aliens auf ein Symbol oder jeder zeichnet seine eigene Variation. Wir waren uns in unserer Demopartie allerdings immer einig. Diese Tafel zeigen wir den versammelten Gelehrten. So baut sich ein Vokabular auf.
Die Aliens sind nun nacheinander am Zug und jedes Alien zeichnet beliebig viele Symbole, die eine der ausliegenden Begriffe beschreiben sollen. Dabei wollen wir wie in Codenames, dass unsere per geheimer Rastercodekarte farblich markierten Begriffe gefunden werden. So zeichne ich zum Beispiel die Symbole für "wertvoll" und "fest" auf und die Gelehrten müssen nun schlussfolgern, auf Grundlage ihres entwickelten Vokabulars, welcher der ausliegenden Begriffe dazu am besten passt. Wer richtig erkannt hat und richtig erkannt wurde, bekommt einen Punkt. So geht es mit den anderen Alienspielern weiter und danach sind wieder die Gelehrten nacheinander am Zug.
Um es direkt zu sagen: Das war das mit Abstand beste Spiel, das ich auf der SPIEL 2018 an den vier Besuchertagen gespielt habe. Deshalb ist es für mich der kommende Codenames-Killer. Allerdings nicht als Plattmacher von Codenames missverstanden, sondern dass First Contact den Erfolg von Codenames überholen könnte - ein Spiel als Kompliment und Verbeugung vor dem Ursprungsspiel Codenames zu verstehen. Ein wahrer Killer eben. Sagt man das heutzutage noch so? Egal, Ihr wisst hoffentlich, was ich meine.
Schade nur, dass das Spiel auf der Messe längst ausverkauft war. Kein einziges Exemplar mehr übrig. Der Nachdruck soll in den kommenden Monaten kommen und erste Gespräche mit anderen Verlagen laufen, um das englischspachige Spiel zu lokalisieren. Das wird allerdings noch eine unbestimmte Zeit dauern. Dabei würde es prima bei Asmodee oder Pegasus ins Programm passen. Wer sich als Verlag dieses Spiel entgehen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen, denn das wird ein Selbstläufer mit SDJ-Potential, wenn es mit den redaktionellen Möglichkeiten eines erfahrenen Verlages noch leicht überarbeitet und optimiert wird. Und ja, ich wünsche mir ein Hardcore-SciFi-Setting, auch wenn ich eventuell damit in der Minderheit bin.
Was meint Ihr? Konntet Ihr First Contact anspielen oder habt Ihr es übersehen, so wie ich und nur dank einer Empfehlung mitgespielt?