Gedanken zur Spieleflut...

  • Die Kernaussage "...more games, less of interest..." bringt´s für mich auf den Punkt. Von den ca. 1200 Neuheiten dieses Jahr konnte ich im Vorfeld gleich ca.1150 aussortieren, der Rest wurde eingehender betrachtet und am Ende waren es dann 7 oder 8 Spiele. Mehr Angebot heißt im statistischen Mittel mehr von allem, also auch Schrott, Kinderspiele, abstraktes, Bling Bling ohne Inhalt, etc.

    Irgendwann kommt der Punkt, an dem man die Releaselisten mehr überfliegt, statt sich etwas sorgfältiger damit zu beschäftigen. So kann es durchaus sein, das man die ein oder andere Perle übersieht. Im Nachgang allerdings kristallisiert sich so etwas aber wahrscheinlich schnell raus, nur könnte es dann zu spät sein...=O;)

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  • Ja, da ist was dran... ich selbst empfinde meine, bzw. unsere Sammlung als zu groß und möchte eigentlich keine neuen Spiele mehr kaufen. Die Qualität der Sammlung ist in den letzten Jahren immens gewachsen, da wir Mist oder Spiele die "gut" sind meist wieder verkaufen und wahre "Must Haves" ergänzt haben... - selbstverständlich bezogen auf unseren Geschmack.

    Die Realität sieht aber so aus, dass BGG 17 Spiele und 7 Erweiterungen zu diesem Zeitpunkt als "PreOrder" listet - das ist realistisch gesehen ein Unterfangen eines Jahres+ diese Spiele auszureizen und dabei käme nicht eins der vorhandenen auf den Tisch.


    Tom Lehmann hatte in einer Liste auf BGG neulich gepostet, dass er seine Sammlung von 300+ auf 18 Spiele reduziert hat - sehr radikal, irgendwie nachvollziehbar und dennoch für mich keine Option. Denn wenn ich die besten Spiele meiner Sammlung behalte habe ich kein Spiel mehr, dass ich mit Nichtspielern spielen kann und quasi keins, welches mit Wenigspielern funktioniert... Man kann nicht erwarten, dass man Menschen mit Russian Railroads, Agricola oder Terra Mystica zu Spieler macht, auch wenn das wünschenswert wäre, da diese Spiele zu den einfacheren gehören die bleiben dürften - und das nur wenn ich nicht auf 18 reduzierte, denn diese Spiele habe ich nicht mit 10/10 auf BGG bewertet (wer interessiert ist findet meine 19 Spiele & Erweiterungen, die bisher eine 10/10 erhalten haben hier: matthias19281 | User Collection | BoardGameGeek)


    Würde ich meine Sammlung verkleinern auf alles was ich bei BGG mit 9 und 10 bewertet habe, wäre ich bei rund 40 Spielen was wiederum eine angemessene Anzahl erscheint, wenn man bedenkt wie oft (20+) bereits Food Chain Magnate auf dem Tisch war und das ich immer noch das Gefühl habe bei dem Spiel erst an der Oberfläche gekratzt zu haben. Ähnliches gilt für Arkwright, Antiquity, Lisboa etc.


    Also warum gibt man sich nicht bescheiden und lässt weitere Spielekäufe sein, bis man das Gefühl hat jeden einzelnen Schatz in seinem Besitz ausreichend gewürdigt zu haben?
    Ich denke es liegt an der Verfügbarkeit - wäre jedes Spiel zu jedem Zeitpunkt verfügbar würde ich nicht weiter kaufen... Aber so erzeugt die Industrie das Gefühl das wir was verpassen. Nicht zuletzt durch Kickstarter - exklusive Spielbestandteile, hübschere Komponenten... Also kaufen wir und kaufen und kaufen und kaufen. Dabei beruhigen wir das eigene Gewissen gerne mit der Tatsache dass man Spiele ja auch immer mal wieder auf dem Sekundärmarkt veräussert.


    Immer häufiger liest und hört man von anderen Spielern in letzter Zeit solche Gedanken. Ich bin sehr gespannt wie die Entwicklung in 5 oder 10 Jahren aussieht, wenn die harten Sammler statt 1000-2000 gleich 5000 Spiele Zuhause haben, Spieler Sammlungen von 200-300 Spielen verwalten... Ich könnte mir vorstellen, dass es in näherer Zukunft tatsächlich zu einer Übersättigung des Marktes kommen könnte - das wäre großartig für die Spielentwicklung. Wenn man wieder Zeit hätte für ausreichendes Balancing, korrekte Regeln und fehlerfreies Spielmaterial. Möglicherweise wieder vornehmlich traditionelle Releases oder nur noch Kickstarter, da das Risiko dann ggf. zu groß ist... ob es dem Hobby an sich gut täte? Das wiederum sehe ich wieder kritisch...


    Derzeit ist dieser Punkt jedoch nicht erreicht, weder bei mir selbst noch im Markt - denn ich weiß bereits jetzt, dass ich 2019 4 Spiele & Erweiterungen kaufen und 3 weitere backen werde ohne dass das Jahr überhaupt begonnen hat... (wen es interessiert: Kauf: FCM - Ketchup Mechanism & Other Ideas, Roads & Boats neuer Printrun, The Throne of Allegoria und den anderen Spielworxx Titel - Backen: Key Market, On Mars und Perseverance: Castaway Chronicles) und auch das wäre nun bereits wieder eine Jahresaufgabe diese Spiele auszureizen...

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Vielleicht wird´s so etwas klarer: Es gibt die "echte Perle", "Zuchtperle", "Biwa-Perle", "Button-Perle", "Mabe Perle", "Keshi-Perle", irgendwo wirst auch du dabei fündig. ;)

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  • das wäre großartig für die Spielentwicklung. Wenn man wieder Zeit hätte für ausreichendes Balancing, korrekte Regeln und fehlerfreies Spielmaterial.


    Das Jahr 2018 hat mir wirklich viele richtig gute Spiele gegeben. Ich habe selten so viel Spaß auf dem Tisch gehabt, allerdings auch nie so viele Fehler erhalten. Vielleicht hab ich das aus den letzten Jahren ausgeblendet, aber was gestalterische Patzer, schlechte oder fehlende Übersetzung anbelangt, ist das dieses Jahr schon irgendwie heftiger als sonst – oder?

  • Ich verstehe das Problem wirklich nicht. Mehr Spiele heißt natürlich auch mehr schlechte Spiele, aber mal Hand aufs Herz: Wie oft kauft man ein Spiel, das man überhaupt nicht kennt? Ich nie. Nicht eines. Ich bin zuvor immer informiert, kenne Inhalt, Autor und Verlag, Länge, Anspruch, etc.


    Kickstarter ist da natürlich eine Ausnahme, denn auch eines der meistfinanziertesten Projekt (Dark Souls) kann sich hinterher als "nicht so gut" herausstellen, vorsichtig ausgedrückt, und weit unter den Erwartungen bleiben.


    Mein Fazit dazu habe ich in meinem KS-Thread schonmal genannt: Keine KS mehr unterstützen, bei denen man den Verlag oder das Spiel nicht kennt. Und auch dann nicht, wenn man sie später im Handel oder über alternative Wege findet. Da zahle ich auch gern ein paar Euro mehr im Handel, die ich aber durch den fehlenden Versand auch wieder einspare. Man erinnere sich mal an die Versandkosten für einen All-In-Pledge von #Nemesis, da haben doch viele gestöhnt. Denn in den seltensten Fällen sind die KS-Exclusives tatsächlich ein echter Mehrwert und so wichtig, dass sie das Spiel auf eine andere Ebene als die Retailsversion heben.


    Meine Preordered-Liste bei BGG listet aktuell zwar tatsächlich 47 Titel. Da sind aber auch alle Addons, Zusatzartikel, etc. dabei. Sobald #CthulhuWars OS3, #EvilHighPriest, #LordsOfHellas (2nd Wave) und #7thContinent ausgeliefert wurden, stehen da vielleicht noch 10 Titel :P


    Was mir auch hilft, habe ich auch schonmal irgendwo erwähnt, ist das Denken in Nischen oder Subkategorien. Ich habe und liebe Rebellion als "episches" 2-Spieler-Spiel. Das schließt für mich automatisch Ringkrieg, Schlacht der 5 Heere und Co mit aus. Gar nicht mal, weil die nicht so gut seien oder weil sie sehr ähnlich seien, aber ich will so gut wie immer Rebellion spielen, wenn ich es auf den Tisch bringen kann. Warum mir dann noch einen Klotz ans Bein binden, wieder Regeln lernen, jemandem erklären, etc. und das teure Rebellion in dieser Zeit ungenutzt im Schrank stehen haben? So mache ich es mit jedem Spiel. Ein Discover - wäre es gut geworden - würde ich also auch auslassen, weil ich auf 7th Continent warte. Ein Reichbusters muss nicht unterstützt werden, weil ich Fireteam Zero besitze. Ein weiteres Tabletop brauche ich nicht, wenn ich X-Wing habe.


    Ich versuche daher eher meine Spiele, die ich habe, zu pimpen und so zu etwas noch Besonderem zu machen - sei es durch angemalte Miniaturen, Metallmünzen, schönere Meeple, Sleeves, Inlays, etc. Einerseits, weil ich daran Spaß habe und andererseits, weil es die Spiele für mich noch interessanter macht. Und so komme ich aktuell auf knapp 50 Spiele in meiner Sammlung, die alle relativ oft auf den Tisch kommen. Mit den Kickstarter-Auslieferungen der letzten Jahre und den wenigen Spielen, die ich mir noch im Retail besorgen möchte, komme ich vielleicht auf maximal 70. Das reicht dann auch ;)


    Zitat

    But generally I think it is a problem. Retailers can’t stock everything and invariably end up with a lot of crap stock no one wants.

    Dieses Argument verstehe ich dann nicht so wirklich. Natürlich kann man keine 100% Marktabdeckung mit seinem Shop erreichen, zumindest auf Lager, aber das ist auch letztes Jahr schon so gewesen. Dann trennt sich da wohl die Spreu vom Weizen unter den Shopbetreibern und letztendlich werden die den meisten Erfolg haben, die ein gutes Gespür für Produkte und Wünsche der Kunden hat.


    Wie in jeder anderen Branche mit reichhaltigem Sortiment auch.

  • Immer mehr Veröffentlichungen, so dass man die Perlen kaum noch findet -- ja, dem würde ich zustimmen.


    Aber mal die ketzerische Gegenfrage: warum sollte man sich als normaler Spieler die Mühe machen, nach Kleinverlags-Perlen zu suchen, wenn eben diese Perlen garantiert auch von den ganzen Profis in dem Markt entdeckt werden und dann eine überarbeitete Zweitauflage bekommen? Das gilt umso mehr, wenn diese Zweitauflage zusammen mit anderen, größeren Verlagen passiert und dabei alles deutlich aufgehübscht wird.


    Ich habe das Perlensuchen betrieben; wie ich denke nicht ohne Erfolg. Mein Fazit: Es lohnt oft den Aufwand nicht. Alles, was wirklich gut ist, kommt wieder. Wer die 2nd Edition abwartet und dann erst kauft, der weiß nicht nur besser, was er bekommt, sondern erhält oft auch noch ein besseres Produkt. Je mehr gute und sehr gute Spiele im heimischen Regal stehen, umso leichter kann man sich die benötigte Geduld antrainieren, den Hypes zu trotzen und Neuheiten auch erstmal nicht zu kaufen.

  • Sehr richtig, allerdings ist für mich der interessante Punkt im oben verlinkten Text die Befürchtung / Beobachtung des Autors, dass eben selbst die Profis nicht mehr alle Perlen entdecken! Sei es durch Überforderung, sei es durch Resignation.


    In Nebensätzen erwähnt er bereits, dass er Spiele kennt, die bereits heute nicht den Status (sprich: "Perle") haben, den sie eigentlich verdienen. Ich meine, wir hatten dazu auch schon Threads hier.


    Mag im Einzelfall tragisch sein, mir persönlich ist es aber wurscht, ob ich nun 100 oder 1.000 Topspiele nicht kenne, zumal ich die Handvoll Topspiele in meinem Besitz noch nicht "durchgespielt" habe.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Es lohnt oft den Aufwand nicht. Alles, was wirklich gut ist, kommt wieder. Wer die 2nd Edition abwartet und dann erst kauft, der weiß nicht nur besser, was er bekommt, sondern erhält oft auch noch ein besseres Produkt.

    Sorry - aber dem widerspreche ich! Das mag für "Massenware" seine Gültigkeit haben, für Nischenprodukte nicht. Da ist man später froh, dabei zugegriffen zu haben. So isses, jawoll...;)

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  • Sehr richtig, allerdings ist für mich der interessante Punkt im oben verlinkten Text die Befürchtung / Beobachtung des Autors, dass eben selbst die Profis nicht mehr alle Perlen entdecken! Sei es durch Überforderung, sei es durch Resignation.


    In Nebensätzen erwähnt er bereits, dass er Spiele kennt, die bereits heute nicht den Status (sprich: "Perle") haben, den sie eigentlich verdienen. Ich meine, wir hatten dazu auch schon Threads hier.


    Mag im Einzelfall tragisch sein, mir persönlich ist es aber wurscht, ob ich nun 100 oder 1.000 Topspiele nicht kenne, zumal ich die Handvoll Topspiele in meinem Besitz noch nicht "durchgespielt" habe.

    Das sehe ich gar nicht so kritisch. Die letztendliche Kontrollgröße ist der Markt selbst. Und je größer die Käuferschicht wird, desto aussagekräftiger werden die Zahlen. So wird sich das gute schon mittelfristig durchsetzen können. Was auch wieder zum Beispiel von #MetalPirate passt, dass gutes immer wieder kommt. Ein super Beispiel dafür ist ja Gloomhaven.


    Was sicherlich ansteigt ist das Risiko als "Early Adopter" einen Fehlkauf zu machen, aber das hat diese Gruppe eben an sich.


    Der letzte Satz ist natürlich richtig: Man muss auch nicht alle Perlen finden, wenn man mit einigen glücklich ist. Sofern man Spieler ist und nicht Sammler. Oder gar Archivar ;)

  • Es lohnt oft den Aufwand nicht. Alles, was wirklich gut ist, kommt wieder. Wer die 2nd Edition abwartet und dann erst kauft, der weiß nicht nur besser, was er bekommt, sondern erhält oft auch noch ein besseres Produkt.

    Sorry - aber dem widerspreche ich! Das mag für "Massenware" seine Gültigkeit haben, für Nischenprodukte nicht. Da ist man später froh, dabei zugegriffen zu haben. So isses, jawoll...;)

    Ich weiss nicht... Ich neige dazu, MetalPirate zuzustimmen.

    Nischenprodukte haben vielleicht etwas längere Reprint-Zyklen, aber die meisten kommen ja schon irgendwann wieder, wenn es eine entsprechende Nachfrage gibt. Siehe GMT P500, siehe DVG, etc. Ich mein, sogar Psycho Raiders hat einen "Reprint" bekommen (es war eine Weile nicht verfügbar - weiss ich, weil ich es da kaufen wollte ^^ ) - wenn das nicht "Nische" ist, dann weiss ich auch nicht...


    Aber ich weiss schon, worauf du anspielst. Ich hab Space Empires 4X Replicators auch gekauft aus Angst, es nicht mehr zu bekommen. Oder Cave Evil Warcults. ;)

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Sehr richtig, allerdings ist für mich der interessante Punkt im oben verlinkten Text die Befürchtung / Beobachtung des Autors, dass eben selbst die Profis nicht mehr alle Perlen entdecken!

    Ja, in seiner Rolle als Journalist hat er im Prinzip genau die gleichen Probleme wie wir normale Kunden: es wird einfach alles zu viel. Soweit würde ich da zustimmen.


    Im Profi-Bereich stelle ich mir das aber so vor (mag jedoch sein, dass ich da komplett falsch liege), dass der Spieleautor bzw der Kleinverlag auf "Szenetreffen" wie der Spielemesse in Essen Termine ausmacht mit Journalisten und anderen (internationalen) Verlagen, um da seine Produkte vorzustellen und Partnern zu finden. Die werden genauso professionell alles abhandeln wie eh und je. Wenn alles größer und größer wird, dann kommt vielleicht der ganz kleine Fisch nicht mehr direkt an den ganz großen dran, sondern muss über mittlere Ebenen wachsen bzw. gezielter Partner suchen anstatt mit der Schrotschuss-Methode zu operieren, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich auf der professionellen Ebene, also für diejenigen, die mit Spielen ihre täglichen Brötchen verdienen, so viel geändert hat wie für uns Endkunden, die wir einfach nur von 1000+ Neuheiten komplett erschlagen sind.

  • In meiner Vorstellung läuft das Geschäft anders als gerade von MetalPirate beschrieben. Im Rezensions-Journalismus läuft doch viel über Textexemplare. Zumindest in einigen Bereichen abseits von Brettspielen weiß ich, dass Journalisten/Verlage explizit nach kostenlosen Testmustern fragen, sonst gibt's eben keinen Artikel. Auf der anderen Seite haben die Hersteller sowas schon längst als Werbemedium entdeckt und senden die Testmuster proaktiv. Wie gesagt, nur meine Erfahrung aus anderen Bereichen, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein Dice Tower in US oder ein Hunter und Cron in DE so große Dunstkreise haben, dass Verlage darum bitten würden in deren Videos aufzutauchen.


    Auf der anderen Seite schauen aber auch Journalisten in Listen wie Steam, Boardgamegeek, Verkaufszahlen, etc. um darüber zu schreiben, was denn im Markt gerade so ankommt. Auch so kann man Interesse und wahrscheinliche Nischenprodukte finden.


    Es ist ja ein Irrglaube zu denken, der Journalist wäre der allwissende Schreiberling, der dem Markt zeitlicht vorgelagert wäre und somit den Markt steuern würde. Er hat sicherlich Einfluss darauf, aber ich sehe das eher als Wechselwirkung.


    Es ist eben ein Markt wie jeder andere auch. Statistik und Marketing werden wichtiger, einen Fuß in die Tür zu bekommen als kleiner Verlag schwieriger.

  • "Alles, was wirklich gut ist, kommt wieder."

    Sorry - aber dem widerspreche ich! Das mag für "Massenware" und seine Gültigkeit haben, für Nischenprodukte nicht. Da ist man später froh, dabei zugegriffen zu haben. So isses, jawoll... ;)

    Hmmm. Bis runter zur Ebene eines "Mini Rails" scheint es zumindest zu funktionieren. Kleinverlag aus Taiwan, relativ teurer Preis für so ein kleines Spiel, erst ab 3 Spielern spielbar, sehr minimalistisch umgesetztes Nerd-Thema. Wenn das nicht "nischig" sein soll, dann frage ich mich, was sonst "nischig" sein soll. Klar: es geht natürlich immer noch ein bisschen "nischiger", aber soooo viel kommt da nicht mehr.


    Das hatte ich zur Spielemesse 2017 vorbestellt, WIMRE für gut 40 Euros. War schnell ausverkauft. Yeah! Ich hab's vorher gewusst! Perle gefunden!!

    Tja.

    Ein Jahr später konnte man es bei der Spieleschmiede in deutsch für weniger Geld unterstützen.


    Hat sich da das Lesen von Dutzenden von Spielanleitungen vor der Spiel 2017 für mich gelohnt, nur um so eine Perle zu finden? Hmmm. Mir haben meine Mini Rails Spiele Spaß gemacht, ich kann's jetzt spielen, die Spieleschmiede noch nicht... --- aber wenn ich da mit einem klaren "ja" antworten würde, müsste ich mich selbst belügen.

  • (wer interessiert ist findet meine 19 Spiele & Erweiterungen, die bisher eine 10/10 erhalten haben hier: matthias19281 | User Collection | BoardGameGeek)

    Magst du mal etwas zu Arktia | Board Game | BoardGameGeek erzählen? Das passt irgendwie so gar nicht zum Rest.

    Ich habe in meiner Kindheit/Jugend und im jungen Erwachsenenalter Schach im örtlichen Verein gespielt. Wenn man dann beginnt sich mit modernen Brettspielen zu beschäftigen trifft man oft auf die Aussage "das neue Schach" und meine Meinung zu denen die ich ausprobierte war stets "Äh nein" z.B. Kamisado ist für mich ne langweilige Version von Dame, aber kein "neues Schach"


    Arktia hingegen steht meiner Meinung nach an Spieltiefe Schach in Nichts nach. Es ist ein klasse Spiel, gerade zu zweit zu empfehlen, funktioniert aber zu dritt und zu viert auch hervorragend.

    Letztendlich setzt jeder Spieler zu Spielbeginn 2 seiner Steine (zu Beginn müssen alle Steine verbunden sein, im Laufe des Spiels nur je nach Farben). Danach setzt man in seinem Zug entweder einen neuen Stein ein oder versetzt einen bereits sitzenden. Die Bewegungsoptionen sind dabei begrenzt, denn man kann über die Kanten der Sechseckplättchen so weit ziehen wie man möchte, solange die eigenen Steine verbunden bleiben (Mondiglus, hier Muglus genannt können alleine nicht überleben, laut Thema [ja das Spiel hat eins]). Dabei kann man freie Felder besetzen, fremde und eigene Spielsteine (von groß nach klein oder den Ring um den kleinsten Stein). Feldkontrolle hat immer der oberste Stein oder der umgebende Ring.

    Nachdem man die Feldkontrolle auf einem Feld mit andersfarbigen Steinen hat kann man versuchen die Muglus des Gegners zu trennen. Die kleinere Gruppe kommt in den Besitz des Spielers der das ausgelöst hat. Sind beide Gruppen gleich groß entscheidet der auslösende Spieler. Selbstverständlich kann man auch nur den Stein unter dem eigenen vom Rest entfernen und somit eine Gruppe von 1 vom Feld entfernen, also genau den vom Rest entfernten Stein.

    Sobald ein Spieler den letzten Spielstein eingesetzt hat ist er gezwungen nach deinem Zug immer ein Teil des Spielfeldes zu entfernen. Ist dies nicht möglich scheidet der Spieler aus (muss aber nicht verloren haben).

    Bei Spielende gewinnt derjenige mit den meisten Punkten. Punkte geben alle Eisschollen (Spielplanteile), fremde Spielsteine und jedes Feld unter eigener Kontrolle.


    Es ist einfach für mich das beste abstrakte Spiel abseits von Schach (Go kenne ich nicht - interessiert mich aber auch nicht so brennend) und ist durch die kurze Spielzeit auch das Spiel das ich zu 80% Schach vorziehen würde. In 60 Minuten kann man problemlos 2-3 Partien Arktia spielen und es bietet mir persönlich ein wahnsinnig gutes Spielerlebnis.

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  • Immer mehr Veröffentlichungen, so dass man die Perlen kaum noch findet -- ja, dem würde ich zustimmen.


    ...

    Alles, was wirklich gut ist, kommt wieder. Wer die 2nd Edition abwartet und dann erst kauft, der weiß nicht nur besser, was er bekommt, sondern erhält oft auch noch ein besseres Produkt.

    Stimmt weitestgehend, natürlich mit Ausnahmen. Aber Perlensuchen macht eben auch Spaß - also warum damit aufhören? - und ab und zu habe ich dabei Glück und fische eine. Wer weiß schon, ob und wann Gugong deluxe in dieser Form nochmal aufgelegt wird? Auch meine Viticulture Collectors Edition hat letztlich in dieser Form keine Neuauflage erfahren, es fehlen einige Tuscany-Module in späteren Releases.


    Gottseidank habe ich nicht den Anspruch, alles Tolle besitzen zu müssen und kann damit leben, wenn ich was nicht habe / dafür gehobene Liebhaberpreise auf dem Sekundärmarkt aufwenden müsste (seltene Ausnahmen aber doch - secondhand die Ticket-to-Ride-Anniversary-Edition gekauft).


    Zum Ausgangsposting: in der Grundthese des sehr guten Kommentars ("mehr Spiele - weniger Interesse") finde ich mich komplett wieder. Würde noch ergänzen: "aber auch wieder mehr Interesse am Spielen selbst" - denn die Qualität der Perlen der letzten Jahre ist doch außerordentlich gut :)

  • Die Frage an dieser Stelle ist - was ist "das Gute"? Aus meiner Sicht impliziert diese Aussage, dass über Kurz oder lang mehr Menschen Arkwright, Food Chain Magnate oder The Gallerist im Regal haben werden, als Dominion, Carcassonne oder Catan...

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  • Smuntz : Ich bitte dich. Um auf ein Kickstarter-Projekt mit 5000 Backern (Gugong) bzw. 4300 Backern (Viticulture, und das schon 2014!) aufmerksam zu werden, muss man nicht auf "Perlensuche" gehen. Den Kram kriegst du auf dem Silbertablett serviert.


    Perlensuche ist es, die Kickstarter-Kampagnen mit unter 1000 Backern zu unterstützen bzw. vor der Spielemesse dutzendweise Anleitungen von Spielen zu lesen, deren zugehörige Verlage in den Hallen 4 bis 6 ausstellen. Das habe ich früher oft gemacht und mache es heute nur noch sporadisch, weil die Masse von dem, was ich so entdeckt habe, nachher mindestens genauso gut verfügbar war. Bei guten kleinen Kickstarter-Sachen gibt es kurz nach Auslieferung den Kickstarter für die Erweiterung, bei dem man dann genauso gut auch das komplette Bundle bestellen kann, und bei den guten Kleinverlagsveröffentlichungen gibt's ein Jahr später die internationale Co-Produktion der 2nd Edition mit verbessertem Spielmaterial und ohne Kinderkrankheiten in der Anleitung.


    Dass das so passiert, liegt nicht an den Hobbyisten, die die Perlen finden, sondern zuvorderst an den Professionellen in den Verlagen, die schlicht und einfach ihren Job machen.

  • MiniWW2 oder 18Lilliput seien beispielhaft genannt.

    Da sehe ich nun überhaupt kein Problem die im nächsten halben Jahr zu bekommen.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Smuntz : Ich bitte dich. ...

    wenn man dem Hobby ständige Aufmerksamkeit widmet, ist das wohl so wie Du schreibst. Das ist aber selbst bei mir nicht so regelmäßig der Fall, auch wenn z.B. meine Forumsaktivitäten aktuell (im Nachgang der SPIEL) anderes vermuten lassen. Man muss schon sehr "am Ball" sein, um den vielen Informationsbrocken für sich (Spielegeschmack!) die Essenz zu entziehen. Sichtbar gelobt wird Vieles, aber das muss ja nicht mir gefallen. "Perle" definiert sich bei mir nicht über die Auflage, sondern wie gut es meinen Spielegeschmack trifft i.V.m. Verfügbarkeit (wenn es überall zum Kaufen herumliegt, sind es keine "Perlen" sondern.... "Nudeln").

  • Smuntz (und ggf. andere): Wer einfach nur sicher gehen will, keinen "großen" Kickstarter wie Gugong mehr zu verpassen, dem empfehle ich, den Kickstarter Monitor


    Kick the Table - A Kickstarter Monitor | BoardGameGeek


    auf subscribe zu stellen und dort immer nur in der ersten Kategorie "XX projects ending in the next 7 days" zu schauen, ob da irgendwas dabei ist, was über einer selbstgesetzten Schwelle von Backern liegt (das Zeugs ist nach absteigender Zahl von Backern sortiert; relevant sind die ersten null bis maximal drei Einträge). Dort dann auf "KS link" klicken und man sieht ein populäres, bald endendes Projekt, was nebenbei den Vorteil hat, dass man schon relativ gut sieht, was man für welchen Preis bekommt (Stretch Goals!). Das ist der effizienteste Umgang mit Kickstarter-Spielen. Mit dem Schwellwert "3000 Backer und mehr" muss man nicht mal jede Woche ein Projekt näher anschauen und verpasst trotzdem garantiert nichts, was nachher auf breiter Front (d.h. auch außerhalb kleiner Freak-Kreise) gehypt werden wird.


    Nur: Das ist zwar effizient, aber mit "Perlen suchen" hat das für mich herzlich wenig zu tun.

  • Smuntz : Ich bitte dich. Um auf ein Kickstarter-Projekt mit 5000 Backern (Gugong) bzw. 4300 Backern (Viticulture, und das schon 2014!) aufmerksam zu werden, muss man nicht auf "Perlensuche" gehen. Den Kram kriegst du auf dem Silbertablett serviert.


    Perlensuche ist es, die Kickstarter-Kampagnen mit unter 1000 Backern zu unterstützen bzw. vor der Spielemesse dutzendweise Anleitungen von Spielen zu lesen, deren zugehörige Verlage in den Hallen 4 bis 6 ausstellen. Das habe ich früher oft gemacht und mache es heute nur noch sporadisch, weil die Masse von dem, was ich so entdeckt habe, nachher mindestens genauso gut verfügbar war. Bei guten kleinen Kickstarter-Sachen gibt es kurz nach Auslieferung den Kickstarter für die Erweiterung, bei dem man dann genauso gut auch das komplette Bundle bestellen kann, und bei den guten Kleinverlagsveröffentlichungen gibt's ein Jahr später die internationale Co-Produktion der 2nd Edition mit verbessertem Spielmaterial und ohne Kinderkrankheiten in der Anleitung.

    Zum filtern brauche ich keine Anleitung... Und in Halle 4 waren dieses Jahr für uns auch tatsächlich die meisten interessanten Spiele...


    Für mich persönlich läuft das vor der Messe meist so - zuerst fällt direkt alle raus was rein kooperativ ist und mehr als 2 Spieler benötigt. Dann fallen alle Dungeon Crawler, AmeriTrash, Sammelkartenspiele, Kinderspiele raus. Danach alles was eine Komplexität hat unter 2,5 auf BGG. Anschließend sind Mechanismen an der Reihe Take That und Bietmechanismen sind im Regelfall Auschlusskriterien. Ebenso wenn wenige Mechanismen vertreten sind und darunter Area Control und Set Collection.


    Interesse hingegen besteht für mich immer bei Spielen von Spielworxx, Splotter, SMG, Capstone, WhatsYourGame. Oder/Und wenn es irgendwas wissenschaftliches mitbringt bzw. wissenschaftlichen Hintergrung hat, z.B. Expedition Zetta. Themen die mich anmachen sind Space, Wirtschaft und Industialisierung. D.h. ist es unschwer zu erraten, dass ich SpaceCorp vorbestellt habe trotz TakeThat, da ich im Vorfeld gelesen habe, dass das ohne drastische Folgen ist (ich hasse nämlich eine derartige Interaktion, meiner Meinung nach ist auch starkes TakeThat und Strategiespiel ein Widerspruch)


    Natürlich folge ich auch Autoren auf BGG die für uns interessante Spiele bisher raus brachten. So kam es dieses Jahr auch dazu dass wir Arraial angetestet hatte trotz BGG Complexity Rating von unter 2,5 - und es war naja, nicht so doll...

    Nahe am Blindkauf sind für uns: Vital Lacerda, sowie Nuno Bizarro Sentieiro und Paulo Soledade


    Auf der anderen Seite stehen für und Uwe Rosenberg und Vlaada Chvatil. Von Rosenberg haben wir nur wenige Spiel behalten, von Vlaada ist das einzig verbliebene in unserer Sammlung das, welches man am wenigsten erwartet aufgrund unserer Vorlieben - Codenames Pictures. Dungeon Petz, Dungeon Lords, Mage Knight, Im Wandel der Zeiten und Galaxy Trucker haben wir wieder verkauft, da keins der Spiele wirklich gut war, Mage Knight war sogar enttäuschend schlecht und die Anleitung war das schlimmste was ich je erlebt habe... 2 Anleitungen und in keiner steht alles was für ein Bullsh*t, dann lieber 5 Anleitungen von Phil Eklund - die sind zwar auch speziell aber wenigstens steht alles drin und zum nachschlagen sind sie nahezu perfekt.

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Ich finde diese Liste weit spannender: Prelaunched Kickstarter Board Game Projects | BoardGameGeek?

    - es wird so viel Mist auf Kickstarter gebackt, bei dem ich im Vorfeld schon denke das kann nix sein und sehr oft hört man hinterher genau das Fazit. Daher geb ich nix auf das was alle backen.


    Ich schaue jeden morgen auf Kickstarter mit diesem Link: Entdecken » Spiele / Tabletopspiele » Neuestem Projekt — Kickstarter

    Er zeigt die neuesten Projekte im Bereich "Tabletop Spiele" dann scrolle ich bis zu einem Projekt an das ich mich erinnere - Zeitaufwand, wenn was interessantes dabei ist < 3 Minuten täglich, wenn nicht wenige Sekunden. So verpasst man auch nichts

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2

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  • Ich finde diese Liste weit spannender: Prelaunched Kickstarter Board Game Projects | BoardGameGeek

    Die habe ich auch auf subscribe, aber von den konstant um die 100 Sachen auf der Liste (was gestartet ist, fliegt raus) interessieren mich im Normalfall keine fünf. Die sind dann auch nochmal separat auf "subscribe", um Neuigkeiten dort in den Benachrichtigungen zu sehen, aber das meiste in der Liste ist für mich wenig informatives Rauschen.


    Täglicher Blick auf KS-Neuheiten wäre mir zu viel Arbeit. Für den gelegentlichen Blick, was es interessantes Neues bei Kickstarter gibt, nutze ich auch das hier:

    Hot List > Tabletop Games :: Kicktraq

    Kicktraq hat außerdem den Vorteil, dass man an statistischen Daten wie dem Funding-Verlauf einiges ablesen kann.

  • dieser Tipp gehört eigentlich in den Thread "manchmal hasse ich unknowns"... verrückt, dann kauf noch ja noch mehr Spiele =O


    Und das mit dem verschieden verstandenen Perlenbegriff müssen wir nicht vertiefen. Auch ich war 75% meiner Messezeit in Halle 4 und 5 und habe Kleinverlagsspiele gespielt und hier und da gekauft. Das aber ohne den (für mich unrealistischen) Anspruch, alles gesehen und das für mich Beste abgefischt zu haben. Ich erfreue mich an den Teilen, die jetzt da sind - na und die anderen... von denen weiß ich hoffentlich einfach nur nichts ;)

  • Das ganze ist für mich ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem. Es gibt immer mehr Möglichkeiten, aber der Tag hat doch nur 24 Stunden.


    Je mehr es gibt, desto mehr Müll gibt es auch, aber auch fast zwangsläufig mehr "Perlen". Wenn ich nun nur die Zeit habe einen Bruchteil der "Perlen" überhaupt zu spielen, welchen Nutzen habe ich dann alle zu besitzen? Es fördert ja meiner Meinung nach doch nur die Unzufriedenheit, weil man einen großen "pile of shame" hat. Der Drang nach Minimalismus, Entschleunigung, Achtsamkeit und was sonst so immer mal wieder als Trend aufpoppt, verdeutlicht das ja nur. Wir sollen immer mehr konsumieren, um die Wirtschaft zu neuen Spitzenwerten zu bringen, nur dann geht es uns gut. Da leidet die Umwelt, da leiden aber auch immer mehr Menschen darunter.


    Mein Weg ist da tatsächlich, dass ich rigoros reduziere und bis auf ganz wenige Ausnahmen auch keine Neuanschaffungen tätige. Einfach weil ich genügend Auswahl zu Hause habe, die ich gerne spiele. Wenn ich mit dem was ich besitze Spaß habe, warum muss ich dann unbedingt etwas weiteres anschaffen? Habe ich damit mehr Spaß? Wie messt ihr das?


    Natürlich geht dieser Ansatz auch von den derzeitigen Begebenheiten aus, also einem riesigen Angebot an verfügbaren Spielen. Brauchen wir mehr? Wahrscheinlich nicht. Würde uns etwas fehlen, wenn es diese Auswahl nicht gäbe? Mit dem Wissen von jetzt vermutlich schon. Trotzdem bringt das immer noch für mich mehr Probleme als Lösungen und ich hätte nichts dagegen, wenn es ab sofort keine Neuerscheinungen mehr geben würde. Ich wäre damit nicht weniger glücklich als heute. Aus diesem Grund interessiert mich auch ein Besuch in Essen immer weniger.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Ich übertrage mal kurz das Thema in ein Anderes: Bier. Vor ca. zehn Jahren gab es plötzlich weniger Brauereien als noch vor 20 Jahren. Der Markt änderte sich und größere Konzerne schluckten die kleineren Brauereien. Biermarken verschwanden und die Marketing-Präsenz von manchen Bieren wurde stark gepuscht. Seit ein paar Jahren gab es dann den "Gegen-Trend" hin zu mehr Individualität und die Craft-Bier-Szene etablierte sich. Zuerst erfreute sich der Bierliebhaber, später war er überfordert. Fragen tauchten auf: Wie soll man sich im Markt zurechtfinden? Wird nun mehr Bier getrunken? Hier, wie auch im Spiele-Sektor, wird der Markt entscheiden. Es wird Trends geben und es werden Trends vergehen. Es wird Konsolidierungen geben und es wird Individualisierungen geben. Aber auf dem Trockenen wird niemand sitzen müssen. Der Vorteil bei Spielen gegenüber Bier ist ja, dass man das Spiel nach dem Konsum nochmal auftischen kann. (Wenn man mal von den Exit-Spielen absieht...)

    Vielspieler im Körper eines Gelegenheitsspielers

  • Nur weil ein Angebot und in diesem Fall ein Überangebot an Spieleneuheiten vorhanden ist, muss man das ja nicht zwingend nutzen. Weil soll ja eigentlich ein Hobby sein, Spiele in entspannter Runde zu spielen. Oder ist es eher das Hobby, Spiele zu horten und ungespielt ein weiteres ungespieltes Spiel darauf zu stapeln? Wobei die Entdecker-Auspackvorfreude durch die ganzen Unboxing-Videos einem vorab sowie schon weggenommen wurde. Aber zwingt einem ebenso niemand, diese Vorfreudekiller zu konsumieren.


    Neue Spiele machen für mich inzwischen nur noch Sinn, wenn die auch bespielt werden. Daneben gibt es aber noch die Spiele, die mir alleine vom Material und aufgrund ihrer Besonderheit gefallen, auch wenn ich genau weiss, dass die eher seltenst auf den Tisch kommen werden. Eben weil die Zielgruppe dafür eher seltenst zusammenkommen wird. Die gönne ich mir entgegen aller Vernunft trotzdem ab und zu mal, einfach weil es mir Freude macht.


    Seht die Brettspiele einfach als Bücher oder Filme an. Niemand kann davon alle Neuerscheinungen lesen oder anschauen. Haben wir akzeptiert. Warum nicht auch bei Brettspielen? Und wenn wir ein tolles Spiel erst in der Drittauflage nach zwei Jahren entdecken und toll finden, was soll's? Hauptsache wir verbringen die Zeit mehr mit spielen anstatt mit theoretischen Überlegungen, welche Spieleneuheiten wir unbedingt noch alle besitzen müssen ... aber dann doch nie spielen werden. Oder?

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Zustimmung, allerdings auch eine Anmerkung: Es fördert meiner Meinung nach nur die Unzufriedenheit, wenn man die noch ungespielten Spiele im Besitz "pile of shame" nennt.

    Ich nenne meine ungespielten Spiele nicht so. Zumal es bei mir daheim nur noch ganz wenige gibt. Ich habe nur den hier oft genannten Ausdruck benutzt.

    Der Vorteil bei Spielen gegenüber Bier ist ja, dass man das Spiel nach dem Konsum nochmal auftischen kann. (Wenn man mal von den Exit-Spielen absieht...)

    Genau da sieht man ja wieder die Auswüchse: Legacy-Spiele werden immer mehr, auch weil damit öfter Geld gemacht werden kann. Einmal spielen und dann wegwerfen. Ein Sekundärmarkt ist nur sehr bedingt damit zu bedienen. Am besten einmal konsumieren und dann wegwerfen - wie beim Bier.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Ein weiteres Tabletop brauche ich nicht, wenn ich X-Wing habe.


    Ich besitze Monopoly, ein weiteres Brettspiel brauche ich nicht.

    Ja ich weiß, die sind alle gaaaaanz unterschiedlich ;) Reiß diesen Satz bitte nicht aus dem Kontext.

  • Wie bei allen Gebrauchsgütern, die uns die Zeit vertreiben sollen, sind wir auch bei Brettspielen schon an dem Punkt angelangt, dass längst nicht mehr alles konsumiert werden kann, was wir kaufen sondern es vielmehr darum geht, sich mit dem Erwerb eines Gutes (hier: eines Brettspiels) sich die Möglichkeit zu sichern, es konsumieren zu können. Eine Folge unseres überbordenden Wohlstandes.