(Siedler von) Catan: Königsmacher und Pakte zwischen Spielern (bei Turnieren)

  • [Mod] aus Wie intensiv erlebt ihr Brettspiele? [yze]


    yzemaze : Interessantes Posting.

    So werde ich nie vergessen, …

    […]

    dass es echt übel ist, wenn der vielleicht beste Spieler am Tisch nicht gewinnt, weil zwei andere sich kennen und zusammenhalten. (Ebenfalls Siedler-DM-Finale – ich war selbst- bzw. würfelverschuldet raus und konnte quasi nur zusehen.)

    Eine Bemerkung sei erlaubt. Ich finde es nicht "übel", wenn der "vielleicht beste Spieler am Tisch" nicht gewinnt, weil zwei andere sich kennen und zusammenhalten. Wer ein Spiel gewinnen will, soll es bitte aus eigener Kraft gewinnen. Dazu gehört für mich auch, recht bewusst gegen den Führenden zu spielen, um seinen Sieg zu verhindern (außer es ist spät und sein Sieg ist ohnehin nur noch eine Frage sich dehnender Zeit). Bei Catan etwa wird bei uns mit dem Führenden nahezu nie getauscht/gehandelt, außer man kann selbst dadurch gewinnen. Man handelt, um daraus einen Vorteil zu ziehen; der Führende soll sich seine Vorteile woanders suchen.


    Ich finde es allerdings auch nicht gut, wenn zwei, gerade weil sie sich kennen, immer und in jedem Spiel so zusammenhalten, als wären sie nur ein Spieler.


    Wenn sich aber alle einfach nur darum bemühen, dass der Führende nicht gewinnt, ist das aus meiner Sicht in Ordnung. Eine Art "Ehrfurcht" vor "dem vielleicht besten Spieler am Tisch" kenne ich nicht, außer natürlich, es ist meine Frau und ich will ihr nicht "auf die Füße treten".

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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    2 Mal editiert, zuletzt von yzemaze () aus folgendem Grund: Titel, [Mod], Zitat für Kontext

  • Wenn sich aber alle einfach nur darum bemühen, dass der Führende nicht gewinnt, ist das aus meiner Sicht in Ordnung.

    Das ist nicht nur „in Ordnung“, das ist bei vielen Spielen und ganz besonders bei Siedler oberste „Spielerpflicht“ – jedenfalls bei Turnieren. (Ich habe mit Sicherheit etlichen Leuten auf eher kompromisslose Art verklickert, dass man spätestens bei 7 Siegpunkten sehr, sehr vorsichtig sein sollte, mit wem und was man noch handeln kann, und einige Mitspieler in der BSW aktiv gemieden, weil sie ob absichtlich oder nicht mehrfach als Königsmacher aktiv waren.)

    Der oben verlinkte Bericht des Schiedsrichters zur besagten Partie sollte allerdings klar machen, wie ungefähr es ablief und dass das Geschehen mit dem von dir skizzierten Gedanken nicht viel zu tun hatte. Der Einfachheit halber verewige ich das mal hier:

  • ...


    Der oben verlinkte Bericht des Schiedsrichters zur besagten Partie sollte allerdings klar machen, wie ungefähr es ablief und dass das Geschehen mit dem von dir skizzierten Gedanken nicht viel zu tun hatte. Der Einfachheit halber verewige ich das mal hier: Siedler - Finale - Tag 2 2002

    Diesem von Dir zitierten Schiedsrichterbericht vermag ich nicht zu folgen:


    An Turnieren nimmt man im Zweifel teil -ich nehme nie daran teil, weil ich diesen Drang, unbedingt gewinnen zu wollen, nicht habe-, weil man das Turnier gewinnen will. Bei einem Spiele-Turnier muss man so spielen dürfen, wie es nach den Regeln des jeweiligen Spiels möglich ist. Ist danach etwas möglich, was "man" moralisch anstößig finden könnte, sollte man entsprechende Turnierregeln haben, die das verbieten. Sich aber moralisch zu entrüsten und das als sportlich unfair zu bezeichnen, weil jemand spielt, wie er spielen darf, halte ich für völlig verfehlt. Da hätte man lieber darüber nachdenken sollen, ob das Spiel mit seiner normalen Regel "turnierfähig" ist. Wer so spielt, macht sich sicher wenig Freunde, im privaten Spielekreis wird er weniger willkommen sein, weil dort Spielen mehr ist, als bloß gewinnen zu wollen; aber bei einem Turnier, erst recht, wenn man das als "Sport" ansieht und Meisterschaften austrägt, ist eine Spielweise, die nicht regelwidrig ist, aus meiner Sicht völlig in Ordnung.


    Wenn sich also zwei quasi als Team verbünden, ist das bei Catan zu viert für die beiden anderen nicht so günstig, aber es ist nicht regelwidrig. Auch von diesen beiden muss schließlich einer "zurücktreten", weil nur einer gewinnen kann. Ich kann so gut spielen, wie ich will, wenn die anderen gegen mich sind, bin ich halt oft chancenlos; das geht mir in vielen Spielen in meiner Spielegruppe so. Wer unbedingt gewinnen will, weil er daraus seinen Spielspaß saugt, soll alleine sehen, wie er das macht. Schafft er es trotz aller Widrigkeiten, um so schöner für ihn; schafft er es nicht, Kismet und gut ist.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Ich würde sogar sagen, dass man bei Siedler ein Zweckbündnis schließt, um sich gegenseitig in eine Favoriten-Position zu heben, ist durchaus logisch in einem Finalspiel - damit setzt man sich dann halt von den anderen beiden Spielern ab. Wenn diese dann chancenlos sind, kann man selbst zum Endspurt ansetzen und schauen, ob man gegen den anderen Favoriten besteht.

    Da auf "Unsportlichkeit" oder mangelnde sportliche Fairness zu pochen halte ich für blauäugig. Da wäre so, als würde man sich bei Diplomacy über einen Bündnis-Brecher beschweren.


    Ich kann die Meinung des Schiedsrichters nicht verstehen...

  • yzemaze

    Hat das Label ausgelagert hinzugefügt.
  • Wer organisiert eigentlich solche Meisterschaften und wie informiert man sich darüber?

    Unterschiedlich. Entweder die Verlage selbst oder Agenturen oder wie im Falle von Siedler und Carcassonne Dritte wie das Spielezentrum Herne. Bei Interesse hilft die Suchmaschine der Wahl weiter: „[Spieltitel] Meisterschaft|Turniere“

  • Hätte nie gedacht, dass es eine Meisterschaft zu Catan gibt...

    Da gibt es sogar Europa- und Weltmeisterschaften.


    CATAN Weltmeisterschaft 2018 findet erstmals in Köln statt | Catan.de

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Ich werfe meine moralischen Wertvorstellungen nicht deshalb über den Haufen, nur weil ich mich gerade in einem Wettbewerb befinde (Ausnahme: der Wettbewerb besteht wie bei Diplomacy hauptsächlich darin, sich möglichst unmoralisch zu verhalten).

    Man nennt das "Fairplay". ;)


    Von daher bin ich voll der Meinung des Schiedrichters: Regeln wurden zwar nicht verletzt, aber mit solchen Leuten möchte ich keinen Umgang haben ...


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Ich finde diese Diskussion sehr interessant. Nehmen wir mal ein anderes Beispiel:


    Die erste und die zweite Mannschaft eines Fußballvereins würden durch Abstieg der 1sten Mannschaft und Aufstieg der 2ten in eine gemeinsame Liga kommen. Ich frage mich, warum das in den Ligen verboten ist, wenn das doch alles kein Problem ist?


    Ernsthaft: Natürlich sind das unterschiedliche Voraussetzungen, aber die Grundproblematik wird da auch diskutiert. Nämlich, dass zwei miteinander verbandelte Parteien das zu ihrem Vorteil ausnutzen können (Beispiel Red Bull dieses Jahr EL) oder eben wohl auch getan haben (siehe oben Catan).


    [Tom] hat natürlich Recht, dass es bei so Spielen wie Catan ggf. dazu gehört solche Bündnisse zu schmieden. Allerdings ist der Unterschied, dass ich bei einem solchen Agreement von zwei sich nicht bekannten Spielern vorsichtiger sein muss. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass das Bündnis auch so eingehalten wird. Wenn ich aber durch die Bekanntschaft sicher sein kann, dann ist das aus meiner Sicht schon eine andere Hausnummer.


    Für mich ist also die Absprache an sich nicht das Problem, sondern die Vorbeziehung. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie man es umsetzen könnte, aber ich wäre für Gegenmaßnahmen bei solchen Vorbeziehungen (ja es ist schwierig!). Aber man hat nach der Schande von Gijon ja auch eine Möglichkeit gefunden, das zumindest weitestgehend auszumerzen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Wenn man durch die Option "freies Handeln mit Mitspielern" ein solche Situation herauf beschwört dann gibt's die die das schamlos ausnutzen und die die zum Wohle der allgemeinen Friedens agieren. Wer das wie bewertet ist jedem sein Ding aber ich kann die Meinung des Schiedsrichters genauso verstehen wie die Meinung der "Freunde" die durch cleveres Rohstofftauschen eben einen Vorteil hatten. Vielleicht haben alle was für die Zukunft gelernt aber es ist halt so: dreist kommt weiter (häufig zumindest)...

  • Ich werfe meine moralischen Wertvorstellungen nicht deshalb über den Haufen, nur weil ich mich gerade in einem Wettbewerb befinde (Ausnahme: der Wettbewerb besteht wie bei Diplomacy hauptsächlich darin, sich möglichst unmoralisch zu verhalten).

    Man nennt das "Fairplay". ;)


    Von daher bin ich voll der Meinung des Schiedrichters: Regeln wurden zwar nicht verletzt, aber mit solchen Leuten möchte ich keinen Umgang haben ...

    Ist das nicht, wie bei dem Schiedsrichter auch, ein wenig hoch aufgehängt?


    Ob zwei sich bei Catan zu viert als Team verbünden und dadurch die Siegchance der beiden anderen Spieler schmälern, hat aus meiner Sicht mit moralischen Wertvorstellungen und Fairplay nicht die Bohne zu tun. Die moralischen Werte unserer Gesellschaft hängen an ganz anderen Fragen.


    Auch in Diplomacy besteht der Wettbewerb doch nicht in unmoralischem Verhalten. Es ist dort ausdrücklich regelkonform, dass Absprachen nicht bindend sind und Bündnisse jederzeit gebrochen werden dürfen. Wer also so spielt, handelt nicht unmoralisch, weil er gar nicht unmoralisch handeln kann, wenn er eine regeltechnisch letztlich ja unverbindliche Absprache nicht einhält. Er spielt schlicht im Sinne der Spielregel. Ob er sich im Spiel damit Freunde macht, ist eine ganz andere Sache. Diplomacy kann man im allgemeinen nicht gewinnen, ohne Bündnispartner, aber jeder Bündnispartner weiß doch um die Brüchigkeit und lässt sich durch Mitspielen darauf ein. Davon abgesehen ist Diplomacy, ähnlich wie Junta, ein Spiel, das man mit Freunden nur spielen sollte, wenn die Freundschaft "belastbar" ist.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Wenn man durch die Option "freies Handeln mit Mitspielern" ein solche Situation herauf beschwört dann gibt's die die das schamlos ausnutzen und die die zum Wohle der allgemeinen Friedens agieren. Wer das wie bewertet ist jedem sein Ding aber ich kann die Meinung des Schiedsrichters genauso verstehen wie die Meinung der "Freunde" die durch cleveres Rohstofftauschen eben einen Vorteil hatten. Vielleicht haben alle was für die Zukunft gelernt aber es ist halt so: dreist kommt weiter (häufig zumindest)...

    Der Schiedsrichter hat sich ganz einfach und objektiv ohne Rücksicht auf seine persönlichen Anschauungen an die Regeln zu halten, das ist seine Aufgabe. Seine moralischen Wertvorstellungen darf er gerne haben, er hat sie aber für sich zu behalten. Wer Schiedsrichter sein will und das ernst nimmt, hat sich persönlich zurückzunehmen, auch nachher, sollte er in Zukunft nochmals Schiedsrichter sein wollen. Wer sich wie geschehen laut äußert, hat in der Funktion des Schiedsrichters nichts zu suchen.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

    Einmal editiert, zuletzt von Ernst Juergen Ridder ()

  • Hallo yze,

    Das ist nicht nur „in Ordnung“, das ist bei vielen Spielen und ganz besonders bei Siedler oberste „Spielerpflicht“ – jedenfalls bei Turnieren.

    hmm - im Turnier - als der mit den am wenigsten erlangten Punkte spiele ich doch nicht gegen DEN Führenden. Das bringt mir doch gar nichts. Ich agiere doch, um meine eigene Position zu verbessern. Also - statt Vierter vielleicht doch noch Dritter zu werden. Im Turnier ist mein erster Gegner der nächst besser Positionierte. Alles andere nähert sich doch eher der Königsmacherei.


    Liebe Grüße
    Nils

  • Wenn man durch die Option "freies Handeln mit Mitspielern" ein solche Situation herauf beschwört dann gibt's die die das schamlos ausnutzen und die die zum Wohle der allgemeinen Friedens agieren. Wer das wie bewertet ist jedem sein Ding aber ich kann die Meinung des Schiedsrichters genauso verstehen wie die Meinung der "Freunde" die durch cleveres Rohstofftauschen eben einen Vorteil hatten. Vielleicht haben alle was für die Zukunft gelernt aber es ist halt so: dreist kommt weiter (häufig zumindest)...

    Der Schiedsrichter hat sich ganz einfach und objektiv ohne Rücksicht auf seine persönlichen Anschauungen an die Regeln zu halten, das ist seine Aufgabe. Seine moralischen Wertvorstellungen darf er gerne haben, er hat sie aber für sich zu behalten. Wer Schiedsrichter sein will und das ernst nimmt, hat sich persönlich zurückzunehmen, auch nachher, sollte er in Zukunft nochmals Schiedsrichter sein wollen. Wer sich wie geschehen laut äußert, hat in der Funktion des Schiedsrichters nichts zu suchen.

    Klar muss er sich an die Regeln halten, aber er darf diese, und das Verhalten der Teilnehmer trotzdem kritisieren.


    Es kommt oft genug vor, dass Richter nach dem Gesetz urteilen, aber trotzdem in irgendeiner Form durchblicken lassen, dass sie mit dem Gesetz in seiner aktuellen Form nicht zufrieden sind. Sei es nun formal, durch die Blume, oder informell. Auch Schiedsrichter sind keine Roboter, Neutralität kann man nur von diesen erwarten, und auch da würde ich nicht davon ausgehen, dass diese Art von Neutralität immer zu besseren Entscheidungen führt.

    Lehnt sich ein Richter zu Weit aus dem Fenster gibt's halt einen Befangenheitsantrag, muss aber nicht zwingend so sein. Es gibt da erstaunlich viel grenzwertiges, was durchgewunken wird. Diese Grenzwertigkeit sehe ich bei solch einer Schiedsrichteräußerung, zumal nach der Partie, noch lange nicht erreicht.

  • Hallo yze,

    Das ist nicht nur „in Ordnung“, das ist bei vielen Spielen und ganz besonders bei Siedler oberste „Spielerpflicht“ – jedenfalls bei Turnieren.

    hmm - im Turnier - als der mit den am wenigsten erlangten Punkte spiele ich doch nicht gegen DEN Führenden. Das bringt mir doch gar nichts. Ich agiere doch um meine eigene Position zu verbessern - also statt Vierter vielleicht doch noch Dritter zu werden. Im Turnier ist mein erster Gegner der nächst besser Positionierte. Alles andere nähert sich doch eher der Königsmacherei.


    Liebe Grüße
    Nils

    Es ist doch verständlich, wenn man das Spiel mit möglichst geringem Abstand zum Führenden beenden will. Für den einen sind das Positionen und für den anderen absolute Punkte. Ich halte beide Optionen für valide, wobei ich auch zum Spiel gegen den Führenden tendiere.

  • Es ist doch verständlich, wenn man das Spiel mit möglichst geringem Abstand zum Führenden beenden will.

    Bei den Catan Turnieren wird als erstes deine Position (Erster/Letzter) in der Partie bewertet, dann der Punktestand erfasst und letzt endlich ein Quotient aus dem Punkteabstand zum Führenden ermittelt (2. T-Breaker).

  • ...Allerdings ist der Unterschied, dass ich bei einem solchen Agreement von zwei sich nicht bekannten Spielern vorsichtiger sein muss. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass das Bündnis auch so eingehalten wird. Wenn ich aber durch die Bekanntschaft sicher sein kann, dann ist das aus meiner Sicht schon eine andere Hausnummer.


    Für mich ist also die Absprache an sich nicht das Problem, sondern die Vorbeziehung. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie man es umsetzen könnte, aber ich wäre für Gegenmaßnahmen bei solchen Vorbeziehungen (ja es ist schwierig!). Aber man hat nach der Schande von Gijon ja auch eine Möglichkeit gefunden, das zumindest weitestgehend auszumerzen.

    Spielt dieser Unterschied wirklich eine Rolle?


    Für die beiden anderen ist doch eigentlich egal, ob die "Verbündeten" sich kennen. Im "Innenverhältnis" der Verbündeten mag die Vorbeziehung Bedeutung haben, in der Außenwirkung eher nicht. Anstatt sich womöglich über dieses Bündnis zu grämen, sollten die beiden anderen ganz einfach selbst eines miteinander schließen, um die Chancen auszugleichen.


    So oder so kann bei Catan am Ende nur einer gewinnen, was auch immer die Verbündeten veranlasst haben mag, ein solches Zweckbündnis einzugehen.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Ernst Juergen Ridder

    Die tatsächlichen Auswirkungen mögen gering sein, aber das Spiel der Bündnispartner wird anders sein. Wenn ich nicht sicher weiß, ob ich mich auf die Absprachen verlassen kann, bin ich vorsichtiger. Und es besteht ja dann auch inmer die Möglichkeit eines Bündniswechsels. Das besteht bei einem Quasi-Team nicht und lässt somit den anderen beiden viel weniger Chancen doch zu gewinnen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Der Schiedsrichter hat sich ganz einfach und objektiv ohne Rücksicht auf seine persönlichen Anschauungen an die Regeln zu halten, das ist seine Aufgabe. Seine moralischen Wertvorstellungen darf er gerne haben, er hat sie aber für sich zu behalten. Wer Schiedsrichter sein will und das ernst nimmt, hat sich persönlich zurückzunehmen, auch nachher, sollte er in Zukunft nochmals Schiedsrichter sein wollen. Wer sich wie geschehen laut äußert, hat in der Funktion des Schiedsrichters nichts zu suchen.

    Klar muss er sich an die Regeln halten, aber er darf diese, und das Verhalten der Teilnehmer trotzdem kritisieren.


    Es kommt oft genug vor, dass Richter nach dem Gesetz urteilen, aber trotzdem in irgendeiner Form durchblicken lassen, dass sie mit dem Gesetz in seiner aktuellen Form nicht zufrieden sind. Sei es nun formal, durch die Blume, oder informell. Auch Schiedsrichter sind keine Roboter, Neutralität kann man nur von diesen erwarten, und auch da würde ich nicht davon ausgehen, dass diese Art von Neutralität immer zu besseren Entscheidungen führt.

    Lehnt sich ein Richter zu Weit aus dem Fenster gibt's halt einen Befangenheitsantrag, muss aber nicht zwingend so sein. Es gibt da erstaunlich viel grenzwertiges, was durchgewunken wird. Diese Grenzwertigkeit sehe ich bei solch einer Schiedsrichteräußerung, zumal nach der Partie, noch lange nicht erreicht.

    Nichts ist nur schwarz-weiß, es gibt viele Grautöne, aber auch Grenzen.


    Ich kann als Mensch, wenn das denn meine Meinung sein sollte, regelkonformes Spielen im Einzelfall als den moralischen Wertvorstellungen und sportlichem Fairplay widersprechend ansehen. Als Richter/Schiedsrichter darf ich diese Ansicht aber nicht äußern, weil ich in einem Amt bin und nicht als Privatperson agiere.


    Trotzdem kommt es in der Lebenswirklichkeit vor, dass diese Grenzeinhaltung schwierig ist. Im konkreten Fall sehe ich indessen keine Rechtfertigung für eine Grenzüberschreitung, weil ich weder moralische Wertvorstellungen noch sportliches Fairplay tangiert sehe.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Ernst Juergen Ridder

    Die tatsächlichen Auswirkungen mögen gering sein, aber das Spiel der Bündnispartner wird anders sein. Wenn ich nicht sicher weiß, ob ich mich auf die Absprachen verlassen kann, bin ich vorsichtiger. Und es besteht ja dann auch inmer die Möglichkeit eines Bündniswechsels. Das besteht bei einem Quasi-Team nicht und lässt somit den anderen beiden viel weniger Chancen doch zu gewinnen.

    Wie schon gesagt, wenn die beiden anderen ein Problem damit hatten, hätten sie sich auch miteinander verbünden sollen, um das auszugleichen.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Ich halte beide Optionen für valide, wobei ich auch zum Spiel gegen den Führenden tendiere.

    Ich nicht, denn damit hilfst Du nur dem Zweiten.

    Und eine Runde später hilfst Du dem, den Du zuvor bekämpft hast, und schadest dem, dem Du zuvor geholfen hast.


    Wozu soll das gut sein?


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

    Einmal editiert, zuletzt von Warbear ()

  • So oder so kann bei Catan am Ende nur einer gewinnen, was auch immer die Verbündeten veranlasst haben mag, ein solches Zweckbündnis einzugehen.

    Das eigentliche "Problem" dabei, was hier noch nicht in Betracht gezogen wurde, ist der (damalige) Turniermodus. Pro Finaltisch waren jeweils der Erste und Zweite für das Finalturnier im nächsten Jahr automatisch qualifiziert; die beiden Sieger zusätzlich für die folgende Welt- bzw. Europameisterschaft. Die beiden konnten sich somit die erneute Finalteilnahme sichern und dann mal schauen, wer letztlich gewinnt und die WM/EM erreicht. Wenn ich also dem befreundeten Mitspieler den Sieg genauso gönne wie mir, ergibt das alles durchaus Sinn.


    Der aktuelle Modus hat das sogar noch einmal verschärft: Heute sind Erster und Zweiter sowohl für das nächste Jahr als auch für die kommende internationale Meisterschaft qualifiziert. Unabhängig vom ideellen Wert des Titels geht es also "nur noch" um den besseren Preis/Pokal für den Sieger.

  • So oder so kann bei Catan am Ende nur einer gewinnen, was auch immer die Verbündeten veranlasst haben mag, ein solches Zweckbündnis einzugehen.

    Das eigentliche "Problem" dabei, was hier noch nicht in Betracht gezogen wurde, ist der (damalige) Turniermodus. Pro Finaltisch waren jeweils der Erste und Zweite für das Finalturnier im nächsten Jahr automatisch qualifiziert; die beiden Sieger zusätzlich für die folgende Welt- bzw. Europameisterschaft. Die beiden konnten sich somit die erneute Finalteilnahme sichern und dann mal schauen, wer letztlich gewinnt und die WM/EM erreicht. Wenn ich also dem befreundeten Mitspieler den Sieg genauso gönne wie mir, ergibt das alles durchaus Sinn.


    Der aktuelle Modus hat das sogar noch einmal verschärft: Heute sind Erster und Zweiter sowohl für das nächste Jahr als auch für die kommende internationale Meisterschaft qualifiziert. Unabhängig vom ideellen Wert des Titels geht es also "nur noch" um den besseren Preis/Pokal für den Sieger.

    Interessante Information, mit den Turnierregeln kenne ich mich ja nicht aus.


    Auch auf diesem Hintergrund sehe ich aber moralische Wertvorstellungen und sportliches Fairplay nicht tangiert.


    Ein solcher Turniermodus begünstigt doch geradezu solche Bündnisse. Umso unverständlicher für mich, dass die beiden anderen Spieler nicht mit einem Ad-hoc-Bündnis darauf geantwortet haben.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Das ist nicht nur „in Ordnung“, das ist bei vielen Spielen und ganz besonders bei Siedler oberste „Spielerpflicht“ – jedenfalls bei Turnieren.

    hmm - im Turnier - als der mit den am wenigsten erlangten Punkte spiele ich doch nicht gegen DEN Führenden. Das bringt mir doch gar nichts. Ich agiere doch, um meine eigene Position zu verbessern. Also - statt Vierter vielleicht doch noch Dritter zu werden. Im Turnier ist mein erster Gegner der nächst besser Positionierte. Alles andere nähert sich doch eher der Königsmacherei.

    Mal abgesehen davon, dass der Kontext (EJRs Zitat) relevant ist, steht oben nicht umsonst „oberste“ und nicht „einzige” ;) Grundsätzlich sollten alle kompetitiv spielen, das heißt dann auch gegen den oder die Führenden. Dass ich nicht gemeint habe, dass es stets gegen den – wie auch immer definierten – Führenden gehen muss, sollte auch ohne weitere Erläuterung klar sein. Um sicher zu gehen, nur kurz:


    Es kommt darauf an. Wenn A gewinnt, wenn ich ihm nicht jetzt mit einem Ritter oder Monopol einen/mehrere Rohstoff(e) klaue und ich aktuell weder B noch C einholen kann oder ich sowieso mindestens 2. werden müsste, um im Turnier noch was reißen zu können, möchte ich das Spiel natürlich verlängern und klaue dann bei A, damit das gesichert ist und B und C weiterhin auch gegen A agieren können. So könnte man etliche andere Situationen kreieren, in denen es sinnvoll wäre, gegen bestimmte Mitspieler zu agieren – selbst gegen den Viertplatzierten. Manchmal ist es ja sogar sinnvoll, als 2. mit dem 1. zu tauschen, selbst wenn er dann sofort gewinnt.

    Die Metaebene ist vor allem durch die Punktwertungen (5, 3, 2, 1 für die Plätze 1–4 waren’s damals und sind’s afaik auch heute noch) immer vorhanden, auch wenn das längst nicht alle auf dem Schirm hatten/haben. Das führt dazu, dass im Turnier die eigentlichen Gegner oft genug gar nicht an meinem Tisch sitzen ;) U. a. deshalb gibt es ja die Finals, bei denen es dann um alles geht.


    Nebenbei ist ja längst nicht immer klar, wer bei Siedler gerade führt bzw. die besten Siegchancen hat. Es gibt Situationen, da kann man locker mit jemandem handeln der 8 Punkte hat, aber sollte es tunlichst vermeiden die Mitspielerin mit 7 oder gar 6 zu unterstützen …

  • Das führt dazu, dass im Turnier die eigentlichen Gegner oft genug gar nicht an meinem Tisch sitzen

    Das war einer der Gründe, warum ich nach einigen Jahren das Ausrichten der Ranglisten-Turniere eingestellt habe und weitere jährliche Catan-Turniere mit etwas ähnlichem wie dem Schweizer System fortsetzte. Gute Spieler sollten bei mir nicht von Opfern profitieren, sondern auf Augenhöhe spielen und damit richtige Gegner haben.

  • Ist das nicht, wie bei dem Schiedsrichter auch, ein wenig hoch aufgehängt?


    Ob zwei sich bei Catan zu viert als Team verbünden und dadurch die Siegchance der beiden anderen Spieler schmälern, hat aus meiner Sicht mit moralischen Wertvorstellungen und Fairplay nicht die Bohne zu tun. Die moralischen Werte unserer Gesellschaft hängen an ganz anderen Fragen.

    Ich denke, daß Du derjenige bist, der das alles "ein wenig hoch aufhängt" - hier stehen nicht die "moralischen Werte unserer Gesellschaft" zur Debatte, sondern nur die Spielmoral.


    Ich habe hier nur meine Meinung abgegeben. Bei all Deinen Antworten kann ich erkennen, daß Du beim Spielen ziemlich andere Wertvorstellungen hast als ich - das ist o.k. für mich (Dein gutes Recht), für Dich aber offenbar nicht, denn sonst hättest Du gar nicht oder anders geantwortet.


    Ich frage mich, wie Du reagieren würdest, wenn in Deiner Spielrunde ein Pärchen auftauchen würde, das sich regelmäßig gegenseitig zuarbeitet. Ich könnte mir vorstellen, daß Du den allseits verpönten "Schätzchen-Bonus" sofort - und zu Recht - kritisieren würdest. Der ist aber nicht viel anderes als das, was Du gerade vehement verteidigst. Oder sehe ich da etwas falsch?


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Wie weit ging denn die Zusammenarbeit im geschilderten Beispiel?

    War es: "ich baue meine Straßen mal lieber in die Richtung der anderen Gegner"

    oder war es eher: "ja klar tausche ich alle meine 7 Rohstoffkarten gegen ein Holz"

    Einmal editiert, zuletzt von Matze ()

  • Es war 2002, ich war (trotz Vorwarnung durch einen Bekannten, aber eben ohne Städte & Ritter Erfahrung) nach dem 1. Barbarenüberfall quasi erledigt und konnte danach mehr oder minder gelangweilt zuschauen. Mir sind damals ein paar merkwürdige Deals aufgefallen, aber konkrete Erinnerungen habe ich nicht mehr.

    Michael Bartusch-Lenzen (der Schiri) wirkte auf mich immer eher zurückhaltend und ist garantiert niemand, der sich profilieren müsste. Er hat über einige Jahre die Siedler- und Carcassonne-Turniere sowohl in Herne beim Spielewahnsinn als auch in Essen bei der DM stets gut und bei Bedarf auch mit klaren Ansagen organisiert bzw. durchgeführt. Wenn er sich genötigt sah, zu diesem Vorfall Stellung zu beziehen, dann hat das sicher gute Gründe gehabt. Insofern vertraue ich seinem damaligen Urteil voll und ganz. Sehr subtil kann die gegenseitige Unterstützung also nicht gewesen sein.

  • ...Ich frage mich, wie Du reagieren würdest, wenn in Deiner Spielrunde ein Pärchen auftauchen würde, das sich regelmäßig gegenseitig zuarbeitet. Ich könnte mir vorstellen, daß Du den allseits verpönten "Schätzchen-Bonus" sofort - und zu Recht - kritisieren würdest. Der ist aber nicht viel anderes als das, was Du gerade vehement verteidigst. Oder sehe ich da etwas falsch?...

    Was heißt schon "falsch"?


    Es macht für mich aber einen Unterschied, ob zwei das bei einem privaten Spieleabend machen, oder ob das bei einem Turnier geschieht, bei dem es eine Meisterschaft zu gewinnen gibt. Den "Schätzchen-Bonus" mag ich auch nicht, solange er aber regelkonform ist, nehme ich das auch privat hin. Es ist Sache der anderen Spieler, sich dann eine Gegenstrategie zu überlegen. Privat kann man das nach dem Spiel je nach Runde vielleicht diskutieren; nähme ich an einem Turnier teil, käme mir das dort nicht ansatzweise in den Sinn.


    Wenn hier jemand etwas hoch aufhängt, dann bin nicht ich das. Im Zusammenhang mit dem inkriminierten Spielverhalten war doch in dem von yzemaze zitierten Schiedsrichterbericht (s. oben Posting #2) die Rede von sportlicher Fairness und moralischen Ansprüchen, deren Wert sich erst zeige, wenn es um etwas gehe, und da gehe es doch um eine Meisterschaft. Das -und nichts sonst- war doch der Anknüpfungspunkt für die ganze Diskussion. Das muss man doch zum Einstieg in die Diskussion und innerhalb dieser doch aufgreifen dürfen. Und was ist "Spielmoral"? Ist das eine spezielle Form moralischer Wertvorstellungen?


    Außerdem: Verteidige ich wirklich etwas vehement? Wenn, dann das Recht, bei einem Turnier unbeanstandet unorthodox, aber regelkonform spielen zu dürfen, ob das den Mitspielern nun gefällt, oder nicht.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Ich habe hier nur meine Meinung abgegeben. Bei all Deinen Antworten kann ich erkennen, daß Du beim Spielen ziemlich andere Wertvorstellungen hast als ich - das ist o.k. für mich (Dein gutes Recht), für Dich aber offenbar nicht, denn sonst hättest Du gar nicht oder anders geantwortet.

    Sei versichert, dass ich Deine Meinung respektiere, auch wenn meine eine andere ist.


    Lass' uns streitig diskutieren, persönlich aber Frieden halten. Ich teile in diesem Punkt Deine Meinung nicht, meine Wertschätzung für Dich ist davon unberührt.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Die geschilderten Vorgänge sind für mich die völlig logische und zu erwartende Konsequenz, wenn man durch das Ausrufen eines Turniers das Spielen von Brettspielen im wesentlichen auf das Gewinnen reduziert. Für mich bedeutet Spielen mehr als nur Gewinnen. Ich möchte es beim Spielen nicht, dass Bündnisse mit dem primären Ziel, andere am Tisch aus dem Spiel zu schießen, das logisch richtige Verhalten sind. Daher habe ich persönlich auch nicht das geringste Interesse an wettkampfmäßigem Spielen, selbst wenn ich als guter Spieler da vermutlich nicht zu den Schlechtesten gehören würde.


    Wenn andere Spieler gerne Turniere spielen wollen, soll sie das gerne tun und dabei Spaß haben. Jeder wie er möchte! Sich als Turnierspieler oder -schiedsrichter darüber aufzuregen, dass bei Turnieren einige Spieler den durch die Regeln gesetzten Rahmen bis zum Rand des Erlaubten ausnutzen werden, finde ich dann allerdings etwas scheinheilig. Bei einem Turnier steht schließlich das Gewinnen per Definition an oberster Stelle und die Regeln (und nur diese!) definieren die erlaubten Mittel. Das sollte eigentlich auch jedem Teilnehmer vorher klar sein.

  • +1 MetalPirate

    Und ich sehe mit meinen obigen Posts eben wenn dann den Veranstalter in der Pflicht. Wenn es nicht gewünscht ist, muss man die Regeln dahin entwickeln, dass es nicht möglich ist. Ansonsten ist es eben geduldet und damit muss man dann als Teilnehmer leben oder nicht mitmachen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Und ich sehe mit meinen obigen Posts eben wenn dann den Veranstalter in der Pflicht. Wenn es nicht gewünscht ist, muss man die Regeln dahin entwickeln, dass es nicht möglich ist.

    Wie sollte ein Turnier-Veranstalter mißbrauchssicher verhindern, dass zwei Spieler ein Bündnis zum Nachteil eines Dritten (und ggf. Vierten) schließen? Halte ich praktisch nicht für lösbar, weil konkretes regelwidriges Verhalten quasi niemals nachweisbar sein wird. Im Rahmen der Turnier-Logik machen die "Teamplayer" ja sogar alles richtig, wenn sie dadurch ihre Gewinnchancen von 25% (im 4er-Spiel) auf 50% erhöhen.


    In normalen Runden spielt ja auch deshalb jeder "anständig", weil man auch nächste Woche noch mit Spaß wieder zusammen einen Abend verbringen will. Das entfaltet einen normativen Charakter; wer ausschert, wird eingenordet oder er wird nicht mehr zum Spieleabend eingeladen. Nimm das Element der regelmäßigen gemeinsamen Freizeitgestaltung weg und ersetze es dazu noch mit besonders hohen Anreizen für den Sieger (hier im Beispiel: Quali für nächste Meisterschaft sicher eingetütet), und du sofort hast ein grundsätzliches Problem. Möglicherweise sehen das die Turnierspieler hier anderes, aber meiner Meinung nach kann man da bestenfalls an Symptomen herumdoktorn, aber keine allgemeingültige Lösung finden. Bei Turniern ist per Defintion alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist, und das umfasst dann auch schnell einiges an Verhaltensmustern, die ich in privaten Runden nicht haben will.

  • Jeder wie er möchte! Sich als Turnierspieler oder -schiedsrichter darüber aufzuregen, dass bei Turnieren einige Spieler den durch die Regeln gesetzten Rahmen bis zum Rand des Erlaubten ausnutzen werden, finde ich dann allerdings etwas scheinheilig.

    Klar, "aufregen" sollte man sich darüber nicht - aber das hat ja auch keiner getan.

    Eine eigene Meinung darüber darf aber jeder haben - und man darf sie natürlich auch äußern, wieso auch nicht.


    Was daran "scheinheilig" sein soll, verstehe ich allerdings nicht, und ich finde es auch nicht gut, wenn man Diskussionspartner öffentlich mit solch negativen Eigenschaften belegt.

    Wenn es nicht gewünscht ist, muss man die Regeln dahin entwickeln, dass es nicht möglich ist. Ansonsten ist es eben geduldet und damit muss man dann als Teilnehmer leben oder nicht mitmachen.

    So sehe ich das auch.

    Gutfinden muß man es trotzdem noch lange nicht - und sein Spiel-Verhalten anpassen muß man schon gleich gar nicht.

    Bei Turniern ist per Defintion alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist

    ganz sicher nicht!



    Generell stellt sich auch hier mal wieder die (bisher ungelöste) Frage,

    • ob alles erlaubt ist, was durch die (Spiel-)Regeln nicht ausdrücklich verboten ist,
    • oder ob alles verboten ist, was durch die (Spiel-)Regeln nicht ausdrücklich definiert/erlaubt ist
    • und welche Regeln überhaupt angewandt werden (dürfen)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

    Einmal editiert, zuletzt von Warbear ()

  • Bei Turniern ist per Defintion alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist, und das umfasst dann auch schnell einiges an Verhaltensmustern, die ich in privaten Runden nicht haben will.

    Amen.


    Das ist nicht schön, aber genau so ist es!

    Und dabei gilt: Je höher der Preis, um so gnadenloser das Spiel.


    Ich habe im Laufe der Zeit verschiedene Turnier-Szenen erlebt, von sehr unangenehm (Marvel VS DC - da ging es von Anfang an um Geld und das System war so "einfach", dass sich die Profi-Spieler schnell mal ein Deck zusammen gekauft haben und die Turniere abgeräumt haben) bis hin zu sehr angenehm (Warlord CCG oder Demonworld, bei denen es quasi nur In-Game-Preise gab, wie Karten oder "Prestige").

    Und selbst in der angenehmen Atmosphäre wurde einfach eine härtere Gangart angeschlagen - zumindest so lange, bis klar war, dass man nach dem Schweizer System keine Chance mehr auf den Cut ins Finale hatte, ab dann wurde die Atmosphäre deutlich entspannter. Sobald man aber im K.O.-System des Finales war, wurde es noch erbarmungsloser...

    Da hat man schon mal einem Spieler mit Macke an einer Sleeve das Zinken vorgeworfen - völlig sinnfrei, weil eine Karte drin steckte, die keinerlei Relevanz in dem Deck hatte und schon gar nicht spielentscheidend war...

  • Warbear : Schade, dass du die Hälfte meines letzten Satzes beim Zitieren weggekürzt hast. Sonst wäre vielleicht klar geworden, dass das "es ist erlaubt, was nicht verboten ist" meiner Meinung keinesfalls immer wünschenswert ist. Vielmehr bin ich (wie [Tom] ) der Meinung, dass in Turnieren eine immer stärkere Fokussierung auf den Sieg ein immer stärkeres Ausmaß an wenig wünschenswertem Verhalten geradezu heraufbeschwört.


    Ich kenne das nicht persönlich von der Karten- oder Brettspielszene, wohl aber im Bereich der Fußballturniere. Auch als Schiedsrichter. Da kann ein Turnier in absolut entspannter Atmosphäre laufen, aber wehe, es steht das Halbfinale oder gar Finale an. Holla. Da geht's dann zur Sache und frag nicht wie! Da kann man dann alles an Fies- und Gemeinheiten sehen, was man vorher nicht für möglich gehalten hätte und über jede Schiedsrichter-Entscheidung wird lamentiert. Scheint irgendwie normales menschliches Verhalten zu sein.


    und welche Regeln überhaupt angewandt werden (dürfen)

    Das kommt doch immer auf den Anlass an:

    • in locker-entspannter Runde: Natürlich die Regeln, die die Runde sich selbst setzt. Wenn Einigkeit besteht, können diese Regeln auch kurzfristig entstehen oder umgeschrieben werden. Alles andere (wie etwa ausgiebige Regelstreitigkeiten) widerspricht dem Charakter des Spieleabends als lockerer, gemeinsamer Freizeitgestaltung.
    • beim Turnier: Selbstverständlich die vor Turnierbeginn bekannt gegebenen Turnierregeln in wortwörtlicher Auslegung. Ohne jede Abweichung, ohne nennenswerten Interpretationsspielraum. Alles andere widerspricht dem Charakter des Turniers als Wettkampf nach festgelegten Regeln.

    Für mich sind Spieleabend und Spielewettkampf zwei grundverschiedene Dinge. Das heißt nicht, dass man beim Spieleabend nicht versucht, zu gewinnen. Ganz und gar nicht, das Ziel ist schon wichtig. Aber wer am Ende dann gewonnen hat, ist für mich letztendlich völlig egal, wenn ich Spaß an dem Spiel gehabt habe. Diese Haltung ist mit der Turnierszene nicht kompatibel.

  • Wer von euch hat denn mal an einem vom SPZ Herne organisierten Turnier (Quali, DM) für Siedler oder Carcassonne (CC) teilgenommen?


    Zu meinen aktiven Zeiten (2002 – 2007, Teilnehmer und Organisator der Turniere in der BSW) war insbesondere bei CC die Turnieratmosphäre stets familiär. Am Tisch habe ich in all den Jahren nie ein Problem mit einem Mitspieler gehabt und ich habe auch nur einmal mitbekommen, dass es an einem anderen Tisch etwas hitziger wurde. Natürlich hat man sich spielerisch nichts geschenkt, aber man kannte sich eben auch größtenteils – von Quali-Turnieren oder aus der Brettspielwelt und in den Folgejahren dann aus den Vorjahren, da sich etwa 3/4 der Teilnehmer meist wieder qualifizierten. Gekämpft wurde bis zum letzten Plättchen, aber danach war es durchaus möglich zusammen über die Partie oder den Turnierverlauf zu fachsimpeln. Klar, manche mochte man mehr als andere, aber das dürfte in jeder öffentlichen Spielegruppe so sein.

    Oft war es so, dass die Wartenden nahezu andächtig bei den letzten Partien einer Runde zugeschaut haben. Da hätte auch locker mal jemand Tipps geben können, um dem Konkurrenten einer Konkurrentin zu helfen, um sich selbst bessere Chancen in der Rangliste zu verschaffen. Das gab’s aber nicht, obwohl es keine Regel gab, die das verboten hätte ;) Es wäre schlicht unfair und recht asozial gewesen. Allerhöchstens wurde hinter vorgehaltener Hand geflüstert.

    Im Regelwerk waren iirc nur Turnierablauf und die Qualifikationsregularien enthalten. Es dürfte nicht mal eine Klausel bzgl. Schiedsrichter o. ä. gegeben haben. Nichtsdestotrotz gab es solche und wenn was zu entscheiden war, haben sie entschieden und die Spieler haben es akzeptiert.

    Man darf dabei natürlich nicht vergessen, dass viele Organisatoren ihre Freizeit dafür opfern und die meisten Teilnehmer schlicht und ergreifend dankbar sind, dass überhaupt Turniere angeboten werden.


    Bei Siedler-Turnieren war die Stimmung meiner Erinnerung nach etwas angespannter. Das hing aber stets auch vom Ort und Teilnehmerfeld ab. In Herne war die Leistungsdichte z. B. immer recht hoch, da ging es spielerisch dann schon etwas anders zur Sache als bei den meisten anderen Qualis. Bei Siedler durfte man damals nur an einer Quali teilnehmen, Herne wurde aber nicht darauf angerechnet. Dementsprechend fuhren viele ambitionierte Spieler dort hin, um zwei Versuche zu haben.

    Bei Siedler kam auch eher als bei CC gelegentlich mal böses Blut auf. Aber das liegt wohl der Natur der Sache, da es eben nicht 1 gegen 1 ging, sondern im Regelfall 4 Leute am Tisch saßen, von denen nicht immer alle alles geblickt haben. [… oder mag wer Königsmacher?] Auch bietet Siedler wesentlich mehr Möglichkeiten, andere zu ärgern oder ins Messer laufen zu lassen.

    Das waren die Unwägbarkeiten, mit denen man bei den Quali-Turnieren klarkommen musste. Manchmal war auch Social Engineering gefragt oder anders gesagt: Wer sich nicht mit Sozialkompetenz ausgezeichnet hat, hat es früher oder später auch im Spiel zu spüren bekommen. Mit freundlichen und harmlos wirkenden Mitspielern wurde meiner Beobachtung nach eher gehandelt als mit der Axt im Walde, ebenso mit den Leuten, die man schon aus anderen Turnieren oder aus Pausengesprächen kannte. Sympathie ist bei Siedler wohl immer schon ein Faktor gewesen, selbst wenn kein Pärchen am Tisch saß ;)


    Generell ging es bei den Qualis neben dem Spaß am Turnierspiel „nur“ um das Erreichen der DM. Dort und bei den Auftaktveranstaltungen in Herne gab es zwar etwas zu gewinnen, da regelmäßig auch Spiele für die Bestplatzierten ausgelobt waren, aber unter’m Strich dürfte für die meisten die Hauptmotivation woanders gelegen haben. Das Messen mit Gleichgesinnten und das zu erringende Prestige im jeweiligen Zirkel sollten wesentlich wertvoller gewesen sein als die Preise an sich. Allein die Reisekosten dürften stets höher gewesen sein …


    Das alles schließt natürlich nicht aus, dass sich nicht auch Leute mal (ein wenig) daneben benommen haben (mich eingeschlossen!). Die überwiegende Mehrheit aber hat sich in nahezu sämtlichen Situationen anständig verhalten. So wie man das in den meisten sozialen Gruppen auch erwarten würde. Idioten gibt’s halt überall.