UK Fullfillment Center bei hartem Brexit

  • Es gibt ja ein paar Fullfillment Center für die EU die über UK laufen, da KS ja eine lange Vorlaufzeit haben, habe ich mich gefragt was bei einem harten Brexit passiert bezüglich Zollgebühren usw...Ideen? Spekulationen? Discuss :D

  • Da gibt es nix zu spekulieren. Wenn bei einem Hard Brexit die UK aus dem Free Trade Agreement fliegt (was ich denke), dann werden zwar keine Zollgebühren anfallen, wohl aber Inland-Mehrwertsteuer. Das ist auch das, was z.B. bei KS-Sendungen aus den USA gezahlt werden muss.

    Nachgeschoben:
    Okay, ich kann mich bezüglich des Free Trade Agreements täuschen, da ich weder Details kenne, noch die richtigen Bezeichnungen. Fest steht aber, falls es keinen gesonderten Handels-Deal gibt, dann müssen wir MWSt zahlen (auch VAT genannt).

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

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  • Warum Zölle?
    Wo läge der Unterschied zur Einfuhr aus z.B. den USA?

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  • Vermutlich meint Klaus_Knechtskern keine Zölle im engeren Sinne, wohl aber Einfuhrabgaben. Die bestehen im Normalfall nur aus der 19%-igen Einfuhrumsatzsteuer, wenn nicht gerade ein T-Shirt oder ähnlich kritisches Zeugs als Add-On bzw. Stretch Goal dabei ist. Umgangssprachlich "Zoll" genannt, weil ggf. beim Abholen im Zollamt zu entrichten.

  • Ah, okay.
    Also der übliche Fehler. Wobei ich die Einfuhrumsatzsteuer ja auch fälschlich als Mehrwertsteuer bezeichnet hab...
    :)

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  • 19% Einfuhr-Umsatzsteuer ist bei Sendungen von außerhalb der EU immer zu entrichten (es gibt eine untere Freigrenze bei ca. 22 Euro für Warenwert + Porto).


    Das ist nicht zu verwechseln mit Zollgebühren, die von der Warenart abhängig sind und die sich nach den Zollabkommen richten.

    Innerhalb der EU gibt's keine Zollgebühren.

    Bei Spielen aus der USA gab's früher mal eine Zollgrenze von 180 Euro (darüber mussten Zollgebühren entrichtet werden) - ob diese Grenze noch gilt, weiß ich nicht.

    Im Falle des Brexit gibt's erst mal noch keine Zollabkommen (das braucht viel Zeit), also würden zusätzlich zur EuSt. auch noch Zollgebühren anfallen (wie hoch weiß ich nicht).


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

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  • Bei Spielen aus der USA gab's früher mal eine Zollgrenze von 180 Euro (darüber mussten Zollgebühren entrichtet werden) - ob diese Grenze noch gilt, weiß ich nicht.

    Bei Postsendungen von außerhalb der EU gilt unter 150 Euro (Warenwert plus Porto) WIMRE die vereinfachte Zollabfertigung, d.h. nur EUSt drauf und fertig. Das würde im Falle eines harten Brexits dann genauso auch für Großbritannien gelten. Bei persönlicher Einreise, z.B. Rückkehr vom Urlaub, ist die Freigrenze für USA spürbar höher. WIMRE 430 EUR oder so ähnlich für Erwachsene.


    Zollsatz für Brettspiele ist übrigens null, d.h. das wären dann auch wieder nur 19% EUSt und fertig. Man muss aber, wie gesagt, etwas aufpassen, dass da nicht T-Shirts oder ähnliches dabei ist, was mit Zollsätzen belegt ist. Wenn doch so etwas dabei ist, dann sollte es auch unbedingt getrennt auf der Rechnung ausgewiesen sein. Wenn nicht, gilt der höchste Zollsatz für alles. Kann also heißen: Spiel mit Bonus-T-Shirt im "Fan-Pledge" für zusammen $200 => hoher Zollsatz auf die gesamten 200 Dollar.

  • Die verantwortungsvolleren KS-Projekte haben bereits darauf hingewiesen, dass sie nicht so genau wissen, ob sie unter den gegebenen Umständen diese Versprechen einhalten können. Wenn also ein Projekt solche Versprechen macht, sollte man wahrscheinlich besser genauer hinsehen...

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  • Unter Umständen wird es schlicht eine Abwanderung der jeweiligen Fullfillment Center geben. In unserer globalisierten Welt ist es ja nicht unmöglich sich einen neuen Basisstandort zu suchen, und von dort aus die Verteilung anzubieten. Es ist ja nur logisch, um solche Probleme zu umgehen, sich um Hubs innerhalb der EU und ausserhalb von UK im Falle eines wie auch immer gearteten Brexit zu bemühen. In anderen Bereichen der Wirtschaft gibt es ja ähnliche Entwicklungen und dies schädigt UK bereits jetzt deutlich ...

  • Die verantwortungsvolleren KS-Projekte haben bereits darauf hingewiesen, dass sie nicht so genau wissen, ob sie unter den gegebenen Umständen diese Versprechen einhalten können.

    So isses. Ein "wir streben an, dass keine Abgaben fällig werden" mit mehr oder weniger deutlich ausgesprochenem "aber wir können nichts garantieren" dahinter ist mir in letzter Zeit auch einige Male in Kickstarter-Kampagnen begegnet. Da empfiehlt sich in jedem Falle genaues Lesen, insbesondere dann, wenn Versandkosten und ggf. weitere Abgaben (VAT/EUSt!) erst im Pledge Manager hinzu geschlagen werden sollen -- was ja theoretisch auch erst in ein paar Monaten passieren könnte, nachdem sich die Brexit-Situation so oder so geklärt hat. Die Verwendung des bekannten EU friendly Logos sagt jedenfalls erstmal noch rein gar nichts aus. Das ist nicht genormt, von unabhängigen Instituten vergeben oder ähnliches. Das Logo kann theoretisch jeder Macher so verwenden, wie er lustig ist.

  • Ausserdem sichern sich die KS auch allein gegenüber den Backern in UK Gebiet damit ab, denn dort ist es ja noch viel wahrscheinlicher das in Zukunft solche Gebühren von denen zusätzlich anfallen, auch wenn das Projekt derzeit EU-freundlich gekennzeichnet ist. Die wenigsten KS werden sich nach einem Brexit ein extra UK-FF-Center leisten, nur um ein paar (hundert) Backer aus UK besser bzw. gleich zu stellen mit den restlichen verbliebenen EU-Unterstützern.

  • Die wenigsten KS werden sich nach einem Brexit ein extra UK-FF-Center leisten, nur um ein paar (hundert) Backer aus UK besser bzw. gleich zu stellen mit den restlichen verbliebenen EU-Unterstützern.

    Ausschließen würde ich das nicht. UK ist normalerweise die größte oder zweitgrößte Gruppe (hinter DE) innerhalb der EU-Backer englischsprachiger Spiele. Aber vermutlich würden UK Fulfillment Center einfach eine Zweigstelle auf dem Festland aufmachen, um beide Welten zu bedienen.


    (Abgesehen davon glaube ich nicht, dass es zu einem harten Brexit kommt. Dem stehen starke wirtschaftliche Interessen entgegen und die Wirtschaft hat Macht über Politik. Ich fürchte, dass die Briten ihren gewünschten Rosinenpicker-Brexit noch kriegen werden, auch wenn der dann der EU-Bevölkerungen irgendwie anders verkauft werden muss.)

  • (Abgesehen davon glaube ich nicht, dass es zu einem harten Brexit kommt. Dem stehen starke wirtschaftliche Interessen entgegen und die Wirtschaft hat Macht über Politik. Ich fürchte, dass die Briten ihren gewünschten Rosinenpicker-Brexit noch kriegen werden, auch wenn der dann der EU-Bevölkerungen irgendwie anders verkauft werden muss.)

    Das glaube ich tatsächlich nicht, einfach weil die wirtschaftlichen Interessen der restlichen EU da dagegen stehen. Bestimmte einflussreiche Sektoren (Finanzen) hätten teilweise sogar massive Vorteile von einem harten Brexit (wenn nämlich der Börsenstandort London wegfällt).

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Soweit ich das bis jetzt verstanden haben, wird sich bis 2020 nicht wirklich was ändern, da es bis dahin eine Übergangszeit gibt, die zum "ausschleichen" genutzt werden soll.

    Ich kann mich da aber auch täuschen. Die Angaben in der Presse, ich nutze für dieses Thema keine weiteren Quellen da mir meine Zeit zu kostbar ist, sind wirr.

    Auf der einen Seite wird einem vermittelt, dass ab dem März plötzlich von einem Tag auf den anderen ALLES anders ist auf der anderen Seite wird immer wieder eine Übergangsphase genannt. Tendenziell halte ich das mit der Übergangsphase für wahrscheinlicher. Die Britten sind ja noch Mitglied der EU und werden erst im März ausscheiden.


    Ich bin relativ entspannt. Projekte mit Erfüllungsdatum 2020 oder später und FF-Center in UK würde ich aber prinzipiell nicht mehr anfangen. Es sei denn, es handelt sich um "DAS MUST HAVE".


    MfG

    fleXfuX

    Wer die Weisheit mit Löffeln gegessen hat, neigt zu geistigem Durchfall.

  • Soweit ich das bis jetzt verstanden haben, wird sich bis 2020 nicht wirklich was ändern, da es bis dahin eine Übergangszeit gibt, die zum "ausschleichen" genutzt werden soll.

    Die Übergangszeit bis Ende 2020 ist Teil des Austrittsabkommens zwischen EU und UK (soft Brexit). Sie gälte also nur, falls der ausgehandelte Deal ratifiziert werden sollte. Ohne Zustimmung des UK-Parlaments wird das nichts … => hard Brexit

  • Ich bin überzeugt davon, daß es eine Fristverlängerung geben wird.

    Das allein löst zwar nicht die Probleme, aber die Briten haben dann Zeit für ein eventuelles zweites Referendum.

    Und wie das ausgehen würde, ist für mich sonnenklar ...


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Nach einem zweiten Referendum zu rufen ist einfach, aber für ein solches müssten die Briten sich erstmal auf eine dort zu stellende Frage einigen, und zwar mitsamt (realisierbaren!) Antwortmöglichkeiten und einem Verfahren zur Bestimmung eines Gewinners, wenn bei 3+ Antwortmöglichkeiten keine absolute Mehrheit zustande kommt.

  • Das Thema beschäftigt mich auch da derzeit 2 Spiele anstehen oder vielleicht sogar 3(keine Ahnung wann das Zombicie Invaders kommen soll).

    Am meisten nerven mich die Projektmanager die an den FF festhalten die in UK sitzen. Wenn sie schon einen Vertrag haben okay dann ist das so, aber wenn noch nichts ansteht, warum riskieren die das?


    Siehe Legends Untold von Inspiring Games. Auch auf mehrfache Einwände halten die fest, dass sie von England aus verschicken. Wobei jetzt ja noch dazukommt, dass sie den Versand selber machen wollen und gar keine professionelle Firma dafür anstellen, da es für sie finanziell besser ist.

    Da bin ich schon sehr gespannt, was da rauskommt.


    Wie sieht es eigentlich rechtlich aus, wenn mir das Spiel aus EU friendly "verkauft" wurde, kann ich da einen Refund beantragen, falls ich zusätzliche Gebühren zahlen muss?

  • Ich hatte mal irgendwo ein Video eines amerikanischen Rechtsanwaltes zu dem Thema verlinkt, falls du das meinst. Im US-Recht geht wohl die Tendenz dazu, Crowdfunding rechtlich einem Vorverkauf gleichzustellen, d.h. mit dem Geld geben sind tatsächlich einklagbare Gegenleistungen verbunden. Allerdings sind Recht haben und Recht bekommen immer zwei verschiedene Sachen. Alles, was über Kickstarter läuft, unterliegt US-amerikanischem Recht und da irgendwas durchzusetzen, wird von Deutschland aus immer schwierig werden.


    Bei "EU friendly" kommt hinzu, dass dieser Begriff oder das entsprechende Logo erstmal gar nichts zusichert. Höchstens ein "Rewards for EU customers will be sent from within the EU." in der Projektbeschreibung wäre eine Zusicherung, deren Einhaltung der Käufer vom Macher erwarten und ggf. einklagen könnte, und selbst da könnte sich der Macher noch auf den Standpunkt stellen, dass das UK zum Zeitpunkt der Projektfinanzierung ja EU-Mitglied war.