Crowdfunding: Verhältnis "Preis" zu "Versandkosten"?

  • Unsere Kampagne ist bei ca. 60% Laufzeit angekommen und läuft besser als wir erwartet haben. Dennoch gibt es natürlich einige Stimmen von Backern aus Übersee, die mit den Versandkosten nicht zufrieden sind. Darum drängt sich mir eine Frage auf: Beachtet ihr die Shipping-Kosten bei Kickstarter? Sind die ausschlaggebend?


    Etwas Hintergrundgeschichte: Ich weiß, dass viele KS-Creators die Shippingkosten auf den Pledgelevel umlegen. Sie nehmen einen Teil der Shipping-Kosten, machen damit den Pledgelevel teurer und lassen den Versand dadurch günstiger erscheinen. Zu sehen ist sowas immer, wenn national kostenfrei verschickt wird.

    Wir dachten zu Beginn, dass es aber eigentlich fair wäre, wenn das Produkt so günstig wie möglich ist. Wie sich herausstellt, ist das natürlich für nationale Backer interessant, weil da die Versandkosten eh niedrig sind - und ehrlich gesagt waren die auch unsere Hauptzielgruppe, da wir aktuell noch ohne externes Fulfillment arbeiten.

    Backer aus Übersee haben uns teilweise angeschrieben und sich beschwert, dass ein Produkt für 39€ saftige 35€ Versandkosten verschlingt.


    Ja, in der Tat, das Verhältnis klingt erstmal heftig. Auch sind 35€ im Vergleich zu einem Spiel wie Nemesis, das mit einigen KG daher kommt, gefühlt erstmal hoch. Allerdings muss man hier auch beachten, dass die Playmats in der Länge von fast 1m nahezu jedes Brettspiel schlagen und darüber hinaus in den anderen Maßen meist unter Standard liegen (8-12cm). Daher ist der Versand von Haus aus schon teurer.


    Die Frage wäre nun, ob wir mehr Backer erreicht hätten, wenn wir ebenfalls umgeschlagen hätten. Wären 49€ + 25€ Versand (und kostenfreiem Versand in DE) fair gewesen? Hätten wir damit mehr Backer erreicht? Was meint ihr?


    Wir werden natürlich nichts mehr verändern, da wir so oder so aktuell genug Backer haben und mit dem Fulfillment genug zu tun haben werden. Aber da wir in Zukunft nicht aufhören wollen, beschäftigt uns diese Frage schon. So schlimm scheint es allerdings auch wieder nicht zu sein, da die USA unsere 2. stärkste Backernation sind ;)


    EDIT: Stonemaier Games gehen sogar so weit, dass sie das veröffentlichen. Wobei ich ziemlich sicher bin, dass der Versand innerhalb der USA keine 14$ kostet. Wahrscheinlich springt dadurch sogar ein kleines Plus heraus.


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  • EDIT: Stonemaier Games gehen sogar so weit, dass sie das veröffentlichen. Wobei ich ziemlich sicher bin, dass der Versand innerhalb der USA keine 14$ kostet. Wahrscheinlich springt dadurch sogar ein kleines Plus heraus.


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    Naja, auch innerhalb Deutschlands kostet der Versand keine 14$. ;)

    Ich gehe davon aus, dass Jamey hier Kosten für das Verschiffen aus China mit einrechnet. Also Verschiffung aus China+Importabgaben+Kosten für Lagerung und Fullfillment in den genannten Ländern im Schnitt ca.14$ pro Spiel ausmachen.


    P.S.: Gibt es einen Link zu Eurer Kampagne?

  • Wobei ich ziemlich sicher bin, dass der Versand innerhalb der USA keine 14$ kostet.

    Äh, doch, das ist absolut realistisch, und zwar für business rates. Endkunden zahlen beim Spieleversand tendenziell noch mehr.


    Die USA sind groß, flächenmäßig nur unwesentlich kleiner als ganz Europa bis zum Ural, und mit den Entfernungen steigen die Transportkosten. Die Versandkosten innerhalb der USA darfst du nicht mit innerdeutschen Versandkosten vergleichen, sondern mit innereuropäischen, und da wäre sogar Paketversand Deutschland-Österreich schon teurer.


    Beispiel: Wenn das Schiff aus China in Seattle anlegt und ein Paket von dort nach Miami muss, sind das 5300 km Distanz. Lissabon-Moskau sind nur 4600 km.

  • Ich persönlich finde, dass sich die Backer endlich mal daran gewöhnen müssen, dass Versand nunmal teuer ist und sie, wenn sie etwas haben wollen, den Versand gefälligst auch voll bezahlen müssen. Natürlich wirst du mit niedrigeren Versandkosten mehr Backer erreichen, aber irgendjemand wird immer meckern und gerade die Amis sind was Versandkosten anbelangt zu sehr verwöhnt worden, finde ich.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

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  • Beachtet ihr die Shipping-Kosten bei Kickstarter? Sind die ausschlaggebend?

    Um zu dieser Frage zurückzukehren: Ja das beachte ich auf jeden Fall. Und das Verhältnis von Produktkosten zu Versandkosten spielt sicherlich eine Rolle. Dazu schaue ich auch noch einmal auf die Gesamtkosten. Also ob mir das Spiel diesen Preis wert ist.

    Die Frage wäre nun, ob wir mehr Backer erreicht hätten, wenn wir ebenfalls umgeschlagen hätten. Wären 49€ + 25€ Versand (und kostenfreiem Versand in DE) fair gewesen? Hätten wir damit mehr Backer erreicht? Was meint ihr?

    Ich glaube tatsächlich, dass es in diesem Fall eher Backer gekostet hätte. Die Playmat ist sicher den Preis wert, aber doch schon sehr hochpreisig. Wenn dann dieser Preis noch nach oben korrigiert worden wäre, um Backer aus fernen Ländern zu subventionieren....

    Ihr habt ja ganz klar eine Zielgruppe definiert: Backer aus Deutschland. Jeder weitere aus nah und fern wird gerne dazugenommen, aber darauf muss ich mich konzentrieren. Und dann sollte man auch keine Kompromisse machen. So eine Entscheidung kann mal falsch sein, aber ihr habt ja auch alle anderen Faktoren (z.B. kein Fullfillment Partner) darauf abgestimmt.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Darum drängt sich mir eine Frage auf: Beachtet ihr die Shipping-Kosten bei Kickstarter? Sind die ausschlaggebend?

    Defintiv, besonders wenn sie im Verhältnis zum Spiel hoch ausfallen. Daran ist bei mir schon mehr als eine Unterstützung gescheitert. Umgekehrt macht ein Essen-Pick-Up eine Unterstützung direkt massiv wahrscheinlicher ;)

  • Danke für die Antworten!


    Der Hintergrund ist eher die Vorbereitung auf die nächste Kampagne.


    Klar gibt es Kritik aus Amiland, aber das war uns vorher klar und andererseits ist es auch weit weniger als gedacht. Meine Idee dazu war ja, die Gruppenpledges anzubieten und mit der Facebook-Gruppe die Kommunikation dahingehend zu unterstützen.


    Letztendlich sind es dennoch „genug“ US-Bäcker, die gewillt sind, den Preis zu zahlen.


    Dennoch trifft man auf die dollsten Kommentare... etwa der Interessent, dem das Design so gut gefällt. Der hat uns schon ziemlich beleidigt, warum wir denn das Design nur 1x drucken, etc.

    Ein anderer, der sich den Versand nach Amiland wohl nicht leisten konnte titulierte unsere Kampagne als „total Desaster“.


    Nunja, die Amis sind bei KS tatsächlich „America First“ gewohnt, da muss man höflich bleiben :)

  • Hier in Europa beschweren sich doch auch immer wieder irgendwelche Leute, warum bei Kampagnen amerikanischer Crowdfunding-Macher das EU-Shipping so teuer wäre. Auch bei unknowns.de schon passiert. Dann lass einige wenige Amis doch auch mal umgekehrt über Versandkosten aus Europa jammern... ;)


    Mit "America first gewohnt" hat das Ganze IMHO wenig zu tun. Eher mit "vocal minority". Da sind die Amis nicht wesentlich anders drauf als alle anderen Nationen auch. Deppen, Jammerlappen und Schreihälse gibt's überall.


    Versand kostet nun mal und manche Kampagnen sind gut darin, reale Kosten zu verschleiern bzw. mit Quersubventionierungen Kosten hin und her zu schieben. Das Einzige, was du da machen kannst, ist Transparenz bieten. Dann holst du wenigstens die Denkfähigen auf deine Seite und sorgst dafür, dass diese Backer den Schreihälsen erklären, was reale Versandkosten für interkontinentalen Versand sind.

  • Das Verhältnis vom Preis zu den Versandkosten ist mir sowas von egal. Ich betrachte immer nur die Summe aus beidem im Verhältnis zum Gegenwert.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Als Backer achte ich ebenfalls darauf. Gleichzeitig halte ich es für sinnvoll die Versandkosten nicht in den Pledge aufzunehmen:

    a) Transparenz für alle Backer, keine Subventionierung

    b) Versandkosten in den Pledges erhöhen die Summe ohne tatsächlich für die Umsetzung zur Verfügung zu stehen. -> Ggf. werden Stretch Goals "erreicht" die eigentlich nicht erreicht wären und KS erhält seinen %Anteil auch von den Versandkosten. Das muss dann ggf. wieder durch Einsparungen kompensiert werden.


    Gerade b) spricht aus Sicht aller beteiligten gegen das einschließen der Versandkosten.

  • Es gibt immer mehr Kampagnen, bei denen Versandkosten erst im Pledge Manager berechnet werden. Das eingeworbene Geld sieht dann der Kampagnenmacher zwar auch nicht zu 100%, aber der Pledge Manager Betreiber nimmt üblicherweise eine deutlich geringere Provision als Kickstarter. Für den Macher liegt der Vorteil einer nachgelagerten Versandkostenberechnung nu.a. darin, dass er leichter gewichtsabhängige Versandkosten bei komplexeren Bestellungen aus diversen Einzelposten umsetzen kann.


    In solchen Fällen möchte ich als Endkunde aber trotzdem schon beim Backen wissen, wie hoch die Versandkosten sind, zumindest als Abschätzung. Oder genauer gesagt: wie hoch der Gesamtpreis für alles sein wird, incl. Versand, und was eventuell sonst noch dazu kommen könnte, Stichwort: Einfuhrabgaben bei der Auslieferung. Denn nur der Gesamtpreis ist letztendlich relevant, da bin ich ganz bei Herbert : Was kriege ich und was muss ich in der Summe dafür zahlen? Kann ein Macher da keine klaren Zusagen zu EU shipping und/oder Versandkosten bereits während der Kampagne machen und verweist dafür nur auf "wird später im PM berechnet", ist das ein sehr starker Grund für mich, die Kampagne nicht zu unterstützen.

  • Es gibt immer mehr Kampagnen, bei denen Versandkosten erst im Pledge Manager berechnet werden. Das eingeworbene Geld sieht dann der Kampagnenmacher zwar auch nicht zu 100%, aber der Pledge Manager Betreiber nimmt üblicherweise eine deutlich geringere Provision als Kickstarter.

    Das kann ich so nicht bestätigen. Kickstarter nimmt 5% (+3-5% für die Zahlungsabwicklung) von allem, also auch inkl. Shipping, wenn man keinen PM nutzt. Die sind aber auch nicht gerade Kinder der Sonne. Crowdox z.B. nimmt einmalig 300$, 1$/Backer und 5% von dem, was über Crowdox eingenommen wird - also inkl. LatePledges und natürlich auch den Versandgebühren.


    Man kommt also im Endeffekt auf ähnliche Werte, nur dass man eben über einen PM die LateBacking-Option hat und nach noch der Kampagne monatelang Geld einnehmen kann.

  • Ja das kann stimmen! Crowdox und Backerkit gelten aber, nachdem was ich gelesen habe, als recht teuer. Gamefound war wohl mal kostenlos, aber mit steigenden Features haben sie sich davon scheints auch verabschiedet.


    Letzten Endes muss man erwägen, warum man so ein Teil braucht. Und das ist dann im Kern wohl nur über Masse ertragreicher, oder über Addon's und Zusatz-Fundings nach der Kampagne.


    Wenn ich mal so überlege... 300$ + 1$/Backer, das wären schon 811$ aktuell. Da müsste man viiiiiiele Playmats verkaufen, bevor sich das lohnt ;)