spielen mit Senioren

  • Hallo Leute!


    Ich möchte mal zu einer Diskussion anregen: Ich habe vor ca 2 Jahren begonnen, meine eigentlich "Nicht Spieler" Eltern, zum spielen zu nötigen. Hintergrund ist, dass vor allem mein 70 jähriger Vater ansonsten nur noch Fern sieht. ich habe auch tatsächlich den Eindruck, dass er wenn ich regelmäßig da bin (ich schleppe auch schön immer neue Sachen an, damit er neue Regeln lernen muss) er im Kopf besser drauf ist, als wenn ich mal 4 Wochen nicht hingehe.


    Zum spielen eignet sich eigentlich alle was Senioren gerecht ist: In erster Linie gute Sichtbarkeit/Erkennbarkeit/Unterscheidbarkeit von Materialien, gute Haptik, und offene Informationen (so kann ich immer mitgucken und ggf. bei groben Spielfehlern eingreifen).


    Ich hatte mit Qwixx und co begonnen, wir sind aber sogar zusammen schon bis Port Royal (mit Erweiterungen) Sankt Petersburg, Metropolys, Reef, Skull King (Yo-ho-ho!), Azul, Century, Splendor , Paläste von Carrara, Qwinto, Istanbul-Würfelspiel, Queendomino, Nochmal, Allhambra, Vienna, Schatzjäger usw. vorgedrungen.


    Welche Erfahrungen habt ihr so gemacht beim Spielen mit Senioren und was bringt ihr da so auf den Tisch?

    Einmal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Schlafabtausch

    Hat den Titel des Themas von „"therapeutisches" spielen“ zu „spielen mit Senioren“ geändert.
  • Ich habe lange ein Spiel gesucht, welches meinen Eltern, mittlerweile auch über 70, damals 65, gefällt.

    Sie selbst hatten sich auf Triominos eingeschossen, welches meiner Meinung nach kein wirkliches Spiel ist. Eher ein Puzzle... so eine Art Beschäftigungstherapie.


    Insbesondere mit meinem Vater war es schwer, da er schier nicht begeistert war über konfrontative Aspekte. Es gab da eine sehr hässliche Episode mit Einfach Genial!, als ich gegen Ende einen reinen Punkte-Verhinderungs-Spielzug gemacht habe.

    Auf der anderen Seite findet meine Mutter Kooperative Spiele eher langweilig.


    Knackpunkt war dann Qwirkle! Das Spiel hat ihnen ausgesprochen gut gefallen und das haben sie auch immer wieder selbst vorgeschlagen und dann viele Partien mit mir gespielt - Kern dieser Situation ist, dass man zwar gegeneinander spielt - nach Punkten - aber nicht gezielt gegen einen der anderen Spieler agieren kann! Sondern eben nur auf eine Vorlage hoffen kann.

    Damit gibt es keine Schadenfreude, sondern nur ein Freuen über das eigene Glück, einen bestimmten Stein gezogen zu haben. ;)

  • Wie gesagt oben genannte Kriterien finde ich wichtig. gerade auch das Informationen offen sind, so kann ich zwischendurch immer wieder nacherklären bzw. helfen. Bspw. spielen wir bei Metropolys die geheimen Aufträge auch offen, weil meine Eltern sonst nicht die Abbildungen deuten können was ihr Auftrag ist, und ich auch immer wieder erinnern muss: Du bekommst Punkte wenn du an einer Brücke baust...


    Copenhagen denke ich kann für diese runde was sein...

  • Wenn ich Kinder hätte, würde ich (69) wollen, daß sie mit mir ASL spielen.

    Ich befürchte aber, daß die meisten Kinder, egal wie alt sie sind, damit überfordert wären ... ;)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

    Einmal editiert, zuletzt von Warbear ()

  • Meine 3 Geschwister und ich spielen schon seit ca. 35 Jahren einmal in der Woche mit meiner Mutter (88 J.). Mitte der 90-er wurde Siedler gespielt ( das spielt sie heute noch ständig am I-Pad), heute sind es eher Würfelspiele wie "Noch mal" und "Qwinto" oder Kartenspiele wie "Skyjo", "Krass kariert", "L.A.M.A." und "Texas Showdown". "Azul" und "Just One", sowie "Stille Post Extreme" stehen auch hoch im Kurs.

    Komplexere Spiele spiele ich mit meiner Mutter immer erst zusammen und nach wenigen Partien kann sie es aber allein.

    Sie hat schon mehrmals an einer Studie teilgenommen, wo untersucht wurde, welche Auswirkungen der Lebensraum auf die körperliche und geistige Verfassung hat.

    Sie war immer ganz stolz, wenn ihr ein sehr guter geistiger Zustand attestiert wurde und hat als Begründung angeführt, dass sie regelmäßig spielt und immerzu neue Regeln lernen und anwenden "muss".

  • Hallo,
    wenn ihr zu viert wärt, würde ich mal einen Blick auf Dog/TAC riskieren, ein Team-Laufspiel in dem es tatsächlich Entscheidungen zu treffen gilt.
    In deiner Auswahl vermisse ich noch so etwas rommeartiges, als so was wie #ZugUmZug oder #Keltis aber Das Orakel.

    Liebe Grüße
    Nils

  • Ich muss sagen, dass ich bisher immer mit Skyjo gute Erfahrungen gemacht habe.

    Nicht viel denken, aber doch kleine Feinheiten moeglich.


    Ein Dauerbrenner ist auch Zooloretto, weil das meine Tochter auch super gerne mitspielt.

    Cat Lady ist in letzter Zeit ebenfalls positiv angekommen.

  • #CottageGarden ging, wegen dem Garten-Thema und dem Puzzle-Mechanismus, sogar mit meiner 85-Jährigen Oma. :sleeping:

    Mit kleinen Hilfestellungen und reichlich Katzen als fehlende Puzzle-Stücken war sie sogar in der Abrechnung mit vorn dabei. :saint:

  • Ich bin vom Alter her (72) nach landläufiger Sicht Senior, betrachte mich aber nicht als Mitglied der Zielgruppe der Ausgangsfrage.


    Mit meinem Vater (gestorben 1982 im Alter von 84 Jahren) habe ich seit meiner Kinderzeit nicht mehr gespielt. Er war froh, diese Zeit, in der man als Vater ja irgend wie "muss", hinter sich gelassen zu haben.


    Mit meiner Mutter (gestorben im Catan-Jahr 1995 im Alter von 76 Jahren) habe ich sehr viel Mah Yongg und (Samba-)Canasta gespielt, mit Brettspielen hatte sie es nicht so. Sie mochte Spiele, bei denen man etwas Sammeln konnte und sich nichts Böses tat.

    Es gab da eine sehr hässliche Episode mit Einfach Genial!, als ich gegen Ende einen reinen Punkte-Verhinderungs-Spielzug gemacht habe.

    So etwas hätte ich mit meinen Eltern auch nicht gemacht. Sie hätten das als das empfunden, was es ist, eine "Nickeligkeit", eine Form der Destruktion. Spielen soll Spaß machen, erst recht, wenn man es kaum macht. Hätte ich meiner Mutter einen solchen Spielzug "zugemutet", wäre das vermutlich das letzte Spiel gewesen, das sie mit mir gespielt hätte.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Ich kann noch memoarrrr empfehlen das geht mit allen Altersklassen sehr gut, als aufwärmen vorn weg super.


    Loveletter habe ich mit den älteren auch schön gespielt.


    Wir sind meist ne illustre Runde mit mir 39 meinem Neffen 15 und dem anderen Neffen 28 sowie dessen Frau. 29 und meine Eltern 68 und 71 Ich muss mit meiner Auswahl also eine ziemlich grosse Altersspanne Bedienen.

    Einmal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Unrigens gibt es extra einen YouTube Channel für die alten ü50spielt

  • Die älteren Herren und Damen hier aufm Forum sind ja wohl auch die Ausnahme. Es gibt ganz viele Senioren die sind sich halt Rummy, Halma oder andere leichtere Klassiker gewohnt.


    Daher:

    Mein Disclaimer trifft es (glaube ich) ganz gut... :alter::poker::frieden:

    -- Man hört nicht auf zu spielen weil man alt wird. Man wird alt, weil man aufhört zu spielen !--

    Einmal editiert, zuletzt von Freakgeims ()

  • Freakgeims Dann bin ja zumindest einigermaßen beruhigt. ;)

    Aber stimmt schon, das lesen und zielgerichtetes anwenden mit mehr oder weniger komplexen Regularien hält geistig fit! Dazu noch die soziale Interaktion und schon ist man wieder Kind...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Aber stimmt schon, das lesen und zielgerichtetes anwenden mit mehr oder weniger komplexen Regularien hält geistig fit! Dazu noch die soziale Interaktion und schon ist man wieder Kind...

    Genau - eine Art humanes Perpetuum Mobile.

    Das Rezept für unendliches Leben ... :)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Freakgeims Dann bin ja zumindest einigermaßen beruhigt. ;)

    Aber stimmt schon, das lesen und zielgerichtetes anwenden mit mehr oder weniger komplexen Regularien hält geistig fit! Dazu noch die soziale Interaktion und schon ist man wieder Kind...

    Ist tatsächlich so, meine Vater sitzt sonst nurnoch auf der Couch und schaut Fernsehen. Bin ich regelmäßig zum spielen da ist er tatsächlich geistig agiler und schneller im Kopf als wenn ich mal 4 wochen nicht da bin...

    Einmal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Oh, ja klar!


    Bis jetzt haben sich vor allem die älteren Herren zu Wort gemeldet, aber logo: Dasselbe gilt natürlich auch für die älteren Damen.

    -- Man hört nicht auf zu spielen weil man alt wird. Man wird alt, weil man aufhört zu spielen !--

    Einmal editiert, zuletzt von Freakgeims ()

  • Wobei es hier natuerlich um verschiedene Personenkreise geht, sicher sind keine 70+ gemeint, die sich hier im Forum aufhalten, sondern eher das Klientel 70+ und nicht mit dem Hobby spielen.


    Nach dem Motto: Ich hoere nicht auf zu spielen weil ich alt werde, sondern ich werde alt weil ich aufhoere zu spielen.

  • Dazu ein nettes Annekdötchen aus meinem Schachverein (sehen ja manche auch als Spiel, obwohl es ja eher Sport ist ;) :


    Wir haben da eine Ältere Dame gehabt, die erst mit 70 mit Schach angefangen bzw. es überhaupt gelernt hat. Sie hat mir erzählt dass sie es schon immer lernen wollte, ihr Vater hatte immer ein aufgebautes Schachbrett in der Vitrine, aber der meinte das sei nichts für Mädchen. Und jetzt kam sie mit 70 drauf: "Ich bin Erwachsen, mein Vater ist lange tot, ich bin in Rente und habe Zeit. Jetzt oder nie!"

  • Meine Mutter, auch fast 70 hält übrigens sehr gut mit..meine Eltern waren nie Hobbyspieler, wie unsereins organisiert und in einer Szene. Es wurde bei uns zuhause aber immer gespielt. Die Klassiker: Rommee, MäDN, Monopoly, Kniffel. Also spielen war bei den beiden schon immer, aber ANDERE Spiele. Was ich jetzt anschleppe da muss man schon bisschen mehr die Birne anmachen als bei Kniffel oder MäDN


    Meine Mum ist schon so weit, dass sie nach Partien immer schön Analysiert und Diskutiert was man hätte anders/Besser spielen können usw. Sie findet sogar schon Parallelen bei Mechaniken: Ach, das ist doch wie bei dem und dem Spiel , ach, das war doch da und da auch so...


    Übrigens ist mein Dad sehr gut in Skull King (yo-ho-ho!). Als alter Skatspieler kann er Stiche etc. gut einschätzen. Leider gibt´s bei meinen beiden Eltern manchmal Schwierigkeiten mit dem unterscheid der Farben der Karten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Übrigens ist mein Dad sehr gut in Skull King (yo-ho-ho!). Als alter Skatspieler kann er Stiche etc. gut einschätzen. Leider gibt´s bei meinen beiden Eltern manchmal Schwierigkeiten mit dem unterscheid der Farben der Karten.

    Das ist bei meinem Vater und Azul ähnlich. Wenn er sich nicht gerade in großen Plänen verzettelt und darüber die Details vergisst, wird er durch seine Skatschulung zum schwer zu schlagenden Gegner.

  • Als lockere Würfelei könnte ich noch #Dizzle empfehlen. Habe ich gerade letzte Woche mit einer älteren Dame gespielt und es hat ihr sehr gut gefallen.

    Dizzle habe ich auch schon mit den alten gespielt. Das schöne ist, dass es sich von Level zu Level steigert, man also immer nur 1 oder 2 neue Sachen hinzu lernen muss. Wir sind schon bei Level 3...jetzt am Wochenende will ich nochmal Level 3 wiederholen, und dann Level 4 starten.


    (Übrigens hat Autor Ralf zur Linde mal gesagt, er hat schon Level 5-8 in Petto...)

    Einmal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()