[2012] Heblo

  • Heblo bezeichnet sich selbst als dynamisches Brettspiel. Stimmt, denn durch den Wippmechanismus ist das Spielgeschehen alles - nur nicht statisch. Ich selbst habe Heblo schon mehrmals auf diversen Spieleveranstaltungen gesehen. Mir sogar schon einmal erklären lassen. Boardgamegeek listet es seit 2012. Dieses Jahr auf den Ratinger Spieletagen allerdings das erste Mal gespielt und der Ersteindruck war wirklich gut.


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    Bildquelle: home - heblo - ein Spiel das bewegt


    Dabei spielt Heblo in der Nische der abstakten Zwei-Personen-Spiele mit hochwertigem Material und ebenso hohem Preis. Allerdings sind 69 Euro zu Zeiten von Kickstarter-Deluxe-Ausgaben auf einmal gar nicht mehr so teuer im Vergleich. Aus lackiertem Buchenholz in Deutschland gefertigt und optisch wie haptisch wirklich einwandfrei. Es sieht gut aus und fühlt sich auch ebenso wertig an. Dazu tragen auch die Edelstahlkugeln in schwarz und silber bei. Die liegen schön schwer in der Hand und sorgen dafür, dass das Spiel überhaupt erst funktionieren kann.


    Das Regelwerk ist für so ein Spiel typisch einfach. In der Umsetzung sorgt es aber für durchaus denkintensive und komplexe Spielsituationen. Je 12 Stahlkugeln stehen sich auf ihren Spielfeldseiten gegenüber. Wer zuerst vier eigene Kugeln in die gegenüberliegende Aussenmulde gespielt hat, der gewinnt. Wir ziehen abwechselnd mit jeweils zwei Zugaktionen und können dabei eigene Kugelreihen überspringen und gegnerische Einzelkugeln durch Übersprung beliebig neu einsetzen.


    Da das Spielbrett aus acht Wippen aufgebaut ist, ergibt sich immer eine Neigung zu der einen oder anderen Spielerseite. Zur Gegnerseite darf man dabei nur bergab ziehen, so dass man erst einmal sehen muss, die Wippen in Position zu bringen. Sind mitten im Spiel alle Wippen abwärts zum Gegner geneigt, gewinnt man vorab. Allzu zurückhaltend sollte man also nicht spielen, wenn der Mitspieler voranprescht und man selbst noch zu viel Gewicht auf seiner Seite hat.


    Spielerisch hat mich Heblo voll und ganz überzeugt. Man kann es spontan aus dem Bauch heraus spielen und mal schauen, was dann so alles passiert. Ebenso kann man es sehr denkintensiv spielen, Fallen aufbauen und den Mitspieler in Zugzwang setzen. Dann empfehle ich allerdings eine Schachuhr oder den DGT-Cube, um Partien ausgeglichen zu halten.


    Gerade die unscheinbare Regel, dass man isolierte Gegnerkugeln nur im ersten seiner beiden eigenen Züge überspringen und entfernen darf, da man seinen Zweitzug dafür aufwenden muss, um die Gegnerkugel zu versetzen, macht das Spielgeschehen spannend. So konnte man wunderbar Stopperkugeln in Position bringen, weil jede Annährung damit drohte, dass man selbst geschlagen wird, wenn man nicht für Verteidigung im Rücken sorgt. Schlägt man gegnerische Einzelkugeln, kann man zudem eine Wippe in gewünschte Kipp-Position bringen und damit den eigenen Vormarsch ermöglichen - sofern es denn passt.


    Das klingt alles sehr konfrontativ und genauso spielt es sich auch. Es ist eben ein gegenseitiger Schlagabtausch auf abstrakter Ebene. Leider eben nur für genau zwei Spieler geeignet und damit fällt es in eine Nische, bei der es auf Spieletreffs eher weniger auf den Tisch kommt. Wer allerdings nach einem hochwertigem abstrakten Zwei-Personen-Spiel sucht, das einfach erlernt, aber eben nicht banal gespielt ist, der sollte mal einen Blick oder eine Probepartie wagen.


    Hat jemand von Euch schon intensivere Spielerfahrung sammeln können, um von einer Langzeitmotivation zu sprechen?

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  • Ich selbst hatte gestern in Ratingen noch gezögert. Inzwischen ärgert es mich ein wenig, die Chance verpasst zu habe, es ohne Versandkosten kaufen zu können. War im Rückblick das Spiel vor Ort, das mir am besten gefallen hatte in der Erstpartie. Gute Spiele verdienen es halt, gekauft zu werden.


    Ansonsten kostet es eben 7 Euro mehr für Verpackung und Versand direkt beim Autor aus Köln.

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  • Zitiert von heblo.eu : "Die Abmaße des Spielbretts liegen bei ca. 280 x 280 x 25mm. Das Spielbrett wird in einer deutschen Holzmanufaktur angefertigt."


    Das Spiel empfand ich als genau richtig gross. Da war nichts fummelig klein oder schlecht verarbeitet. Wenn man es als verzichtbares Luxusgut ansieht, was es ja auch ist und mit dem Preis von abstrakten Holzspielzeug vergleicht, ist das in meiner Empfindung ein gerechtfertigter Preis. Schau Dir mal Spiele von Gerhards Spiel und Design im Vergleich an. Die Spiele mit entsprechend vielen oder mit vielen Arbeitsschritten gefertigten Einzelteilen spielen in dieser Preisklasse.

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  • Nachtrag: Habe heblo nun doch direkt beim Verlag und Autor gekauft. Einfach per E-Mail anfragen, per Vorkasse bezahlen und ein wenig Geduld später kommt das Spiel gut verpackt direkt nach Hause geliefert. Optisch und spielmechanisch einwandfrei verarbeitet und mit den matt-schwarzen und silbernen Stahlkugeln auf dem dunklen Holz schon eine Augenweide für sich. Absolut das Geld wert, wenn man solche Spiele mag.


    Meine Version des Spiels ist übrigens dunkler als die Bilder oben vermuten lassen. Gefällt mir. Eher in Richtung Nussbaum und weniger Buche. Habe allerdings keine Ahnung von Holzarten. Kann auch sein, dass die Buche nachgedunkelt ist? Wenn das überhaupt möglich ist in der blickdichten Verpackung. Wobei die Spieleverpackung in Form einer stabilen-unscheinbaren schwarzen Schachtel mit farbigen Hochglanzaufdruck ein Copyright von 2011 trägt.


    Habe derweil mal ein paar Partien solo gegen mich selbst ausprobiert, um die Zugmöglichkeiten zu testen. Da steckt doch eine enorme Spieltiefe in dem Spiel. Weil spielt man zu defensiv, rückt der Gegner zu schnell auf und kippt alle Hebel abwärts. Dann droht ein "Sudden Victory" und damit das vorzeitige Spielende. Da muss man gehörig aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ebenso kann man ganz üble Fallen für den Gegner aufbauen, weil man eben nur mit dem ersten seiner zwei Züge pro Spielzug eine Gegnerkugel überspringen und so schlagen darf. Da gilt es dann mit einer zweiten Kugel abzusichern, weil man eben nur gegnerische Einzelkugeln schlagen darf. Oder man verzichtet auf die Absicherung, weil die Hebelstellung dem Gegner untersagt, in Schlagrichtung sozusagen bergauf zu überspringen und auch von der Seite keine Schlaggefahr droht. Da man auch eine Reihe eigener Kugeln überspringen darf zur Fortbewegung, kann man so erstaunlich viel Strecke machen. Besonders seitwärts sind so weite und damit bedrohende Züge möglich. Und wenn gar nichts hilft, kann man auch rückwärts aus Gefahrensituationen springen, sofern die Hebelstellung in Zugrichtung abwärts zeigt. Wobei mir der Sprung zur Seite bisher effektiver schien.


    So oder so, das Spiel sieht zwar gut auf dem Beistelltisch aus, aber schreit geradezu danach, bespielt zu werden als Spiel, was es nunmal ist. Der Aufforderungscharakter ist enorm und das Regelwerk schnell erklärt und verinnerlicht. Für mich in seinem Genre der abstrakten 2er-Spiele eine glatte 10 auf BGG!


    Wer nicht bestellen mag oder das Spiel vorab mal selbst ausprobieren will, muss allerdings ein wenig mehr Geduld mitbringen. Laut Autor ist seine nächste Verkaufsveranstaltung aktuell erst im November in Bielefeld (Spielewelt in Bielefeld) geplant.

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