Talking About Games: Wie sprechen und schreiben wir über Spiele? Ansichten von Dan Thurot (Space-Biff!)

  • Dan Thurot dürfte dem ein oder anderen hier als Space-Biff! geläufig sein. Er zählt wohl nicht nur meines Erachtens zu den besten (englischsprachigen) Reviewern und veröffentlicht nun schon seit einigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit herausragende Texte.

    Abseits der rein spielbezogenen Texte ist er auch gelegentlich auf der Metaebene unterwegs – mal als Gast in Podcasts (OBG 352: Desconstructing Space Corp, Episode 20: Space-Biff!s Cinderella Game Night – The Gaming Moguls), mal schriftlich wie in einer Artikelserie in seinem Blog, in der er sich intensiv mit Reviews und der von ihm und uns verwendeten Sprache auseinandersetzt ("[…] we’re dissecting what we talk about when we talk about games — and why we should consider shaking it up."). Bisher sind folgende Artikel erschienen:

    Mechanics vs. Theme

    Five Categories

    Making an Example


    Als Appetithappen zwei Auszüge aus dem ersten Text …

    […] Of the thousand-plus games published each year, a significant proportion are built under the impression that this divide is a design constraint. Pure mechanics or pure theme, hardly any middle ground. Not that this is intentional. But spend enough centuries telling your creatives that only tragedy and comedy exist, and it’ll be a while before you get to watch the Matrix.

    Messy, right? Of course, this isn’t to say that board games should elude description or evaluation altogether. Rather, the point is that board games require a new sort of vocabulary for a new sort of experience. Mechanics and theme were functional for years, but have grown overused and underconsidered.

    … und die Einleitung des zweiten:

    […] we’re talking about the five categories I use when thinking and writing about board games, and how they might help revolutionize games criticism forever. Hey, I’m nothing if not humble.

    Definitiv ;) Seine ganz eigene Art kommt natürlich nicht zu kurz, wie man auch an diesem Versuch eines „Handlungsbogens“ eines Spiels leicht erkennen kann ;)

    [Blockierte Grafik: https://thurotdotcom.files.wordpress.com/2019/06/6.-plot-diagram-wrekt.jpg?w=604&h=335]


    tl;dr fällt heute leider aus ;) Wer gerne über Spiele schreibt, sollte sich die Beiträge unbedingt komplett zu Gemüte führen und evtl. auch einen Blick in die Kommentare im Blog und bei BGG werfen.

    Einmal editiert, zuletzt von yzemaze () aus folgendem Grund: Teil 3 ergänzt

  • Teil 4 der Artikelserie spricht mit "Freedom: The Underground Railroad" ein interessantes Spiel an. Allerdings empfinde ich die beiden Kritikpunkte als sehr konstruiert und sehe die komplett anders.


    Die Abstraktion war vom Verlag so gewollt. Die Sklaventreiber sind eben keine Miniaturen eines rassistischen Mobs oder geldgierige skrupellose weiße Männer. Sondern geometrische Formen, die in der Kickstarterversion hoch und abstrahiert bedohlich aufragen und eine echte Bedrohung darstellen, die jeder für sich per Kopfkino ausmalen kann. Dadurch wird meiner Meinung nach nichts verharmlost, sondern es den Spielern überlassen, wieviel thematische Tiefe die für sich zulassen und ertragen wollen.


    Als Spieler kann man nicht jeden Menschen retten, der als Sklave gehalten wurde. Das ist heftig, aber leider realistisch. Ebenso gibt es das Spiel her, dass man Sklaventreiber bewusst weglenkt und damit andere Menschen rettet, einzelne aber zurück in die Sklaverei oder den Tod schickt. Das Regelwerk ist hier allerdings sprachlich mit einer "wish to"-Formulierung misslungen, weil auf mechanischer Ebene durchaus richtig, aber in Hinblick auf die thematische Bedeutung schlicht unpassend bis zynisch-verachtend. Auf diese mechanisch-abstrahierte Ebene wird aber leider im Artikel nicht eingegangen und auch nicht erwähnt, dass die restliche Anleitung aus dieser spielmechanischen Perspektive beschrieben und deshalb so zu sehen ist. Alles andere entsteht erst im Kopf des Lesers.


    Das Spiel ist sowieso eine Gradwanderung zwischen spielmechanisch interessanten Mechanismen und "will ich so ein Thema in einem Spiel nacherleben". Das Spiel geht mit dem Thema Sklaverei aber erstaunlich respektvoll gegenüber den Opfern, ehrlich in der Darstellung und ebenso schonungslos in den Auswirkungen um. Eben weil es kaum bis keine vorgefertigten Bilder liefert, sondern das Geschehen für sich sprechen lässt. Spielenswert.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Da stimme ich ravn zu.

    Mr. Thurot scheint die empathische Kraft von Abstraktion zu unterschätzen. Zudem glaube ich nicht, dass eine thematische Umschreibung (und Plastikminis?) der Sklavenfänger ohne Probleme wäre, auch thematisch.

  • Das Regelwerk ist hier allerdings sprachlich mit einer "wish to"-Formulierung misslungen, weil auf mechanischer Ebene durchaus richtig, aber in Hinblick auf die thematische Bedeutung schlicht unpassend.

    Und genau das ist der zweite Kritikpunkt im Artikel. Nicht mehr und nicht weniger. Das Fazit daraus ist ja nicht, dass das Spiel schlecht ist, sondern dass das Design in diesem Punkt (noch) besser sein könnte.


    Ich finde die Artikel sehr lesens- und bedenkenswert.

  • Nur der Artikel erwähnt nicht, dass das komplette Regelwerk aus spielmechanischer und nicht aus thematischer Sicht geschrieben ist. Deshalb bezieht sich dieses "wish to" auf die Spieler am Tisch und nicht auf die thematische Handlung, die daraus im Spiel entsteht. Meiner Meinung sollte man hier klar zwischen Mitspieler und Aktionen, die ein Spieler im Spiel ausführt, trennen. Genau dieser scheinbare Widerspruch wird im Artikel aber als "Feedback Error" definiert, ohne überhaupt diese beiden Ebenen zu unterscheiden, der diesen Widerspruch auflöst.


    Weil wenn ich in StarWars Rebellion ganze Planeten vernichte, bin ich ja persönlich auch kein Massenmörder. Sondern meine von mir verkörperte Figur im Spiel handelt im spielthematischen Rahmen. Da sollte es eine klare Grenzlinie geben, die man für sich auch so sieht. Ein Schauspieler, der einen Mörder spielt, ist ja noch lange kein Mörder. Genau deshalb sollte er aber im Rahmen seiner Rolle und begrenzt auf das Schauspiel als Mörder agieren dürfen, ohne als Schauspieler und Person verachtet zu werden.


    Komplexes Thema, das sich der Artikel da annimmt. In einigen Passagen deshalb eventuell zu kurz dargestellt, um wirklich eindeutige Aussagen herausarbeiten zu können. Trotzdem lesenswert als Denkanstoss. Weil ohne diesen Artikel hätte ich das Spiel in meinem Schrank fast schon wieder vergessen.

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  • Teil 5:

    Where the first four parts of Talking About Games focused on the words employed by board game reviewers and players, we now zoom into the stratosphere with the haste of an eagle diving at a plump squirrel. That’s right, I’m talking big picture. For the next few months, we’ll be talking about criticism more broadly — what it is, what it’s good for, and the biggie, why it is. Important, I mean. Critical, if wordplay is your jam.

  • Teil 6 – Unterschiede zwischen Review und Kritik

    What’s the difference between reviewing and critiquing? Does it even exist? Well, thanks to some soul-searching and a very scientific survey of people’s opinions, I have a few thoughts to offer. Yes, some of these cannot be reconciled. That’s deliberate. Such things happen when you crowdsource a philosophical discussion about categories. That’s why I’ve gone ahead and ranked these in descending order of cynicism.

    Nur die bullet points, Rest s. dort:

  • Abseits der teilweise spannenden Ausführungen habe ich das dumpfe Gefühl, dass entweder sprachlich oder subjektiv bei mir die Gegnüberstellung von Kritik und Rezension, so lässt sich das wohl sinnvoll übersetzen, bei uns oder halt mir eine gegenteilige, ja, vertauschte Bedeutung haben könnte. Das erzeugt zumindest in mir eine gewisse Konfusion.

    Im Deutschen ist Kritik und Rezension für mich zumindest genaui anders herum gewichtet. Es sei denn, man sollte es als Meinung für Review und als Rezension für Critique übersetzen. Das ist jedoch sprachlich meines Wissens so nicht vorgesehen. Die Schwerpunkte des Inhalts liegen im Deutschen offenbar gegenteilig zu dem, was inhaltlich in seinen Ausführungen steckt. Oder stehe ich jetzt auf einem ewig dicken Schlauch?

  • Sprache ist subjektiv. Eine Rezension ist eigentlich „nur“ eine „kritische Besprechung”, also eine Form der Kritik.

    Als „Review“ würde ich im Spielebereich ein Medium (Text, Video, Podcast etc.) klassifizieren, das hauptsächlich von „Regelnacherzählung“, Ablaufbeschreibung etc. lebt, durchaus Wertungen enthält, dabei aber relativ subjektiv bleibt und dabei keine detaillierte Analyse oder Einordnung und erst Recht keinen Blick über den Tellerrand vornimmt. Je analytischer ein Text ist, je mehr bei Wertungen oder Einordnungen Bezug auf andere Spiele genommen wird, je weniger der eigene, persönliche Geschmack ausschlaggebend für die Wertungen ist, je kritischer die Auseinandersetzung mit der Materie wird, desto eher würde ich ein Medium als „Rezension“ oder „Kritik“ bezeichnen. Wobei ich da tatsächlich noch einen Unterschied vornehme. Bei einer Kritik wären meines Erachtens eine umfangreichere Einordnung eines Spiels in Bezug zu anderen oder z. B. seiner Bedeutung für die Gesamtentwicklung der Spielelandschaft oder in Bezug zu einer Metaebene wie z. B. Zeitgeschichte unabdingbar. Eine Kritik kann imho also tatsächlich nur verfassen, wer über hinreichend Expertise verfügt.

    Die Übergänge sind freilich fließend. Wenn man’s auf einen Nenner bringen wollte, wäre wohl der Anspruch, sowohl an das Erstellen des Mediums als auch an die Beschäftigung damit, geeignet. Je mehr Autorin und Rezipienten gefordert sind, desto deutlicher geht es in Richtung Rezension oder Kritik.

    Der Umfang hingegen ist kein nicht zwangsläufig ein verlässlicher Indikator. Udo Bartschs Rezensionen für Millionen sind für mich trotz ihrer Kürze genau das: Rezensionen – und keine Reviews. Hingegen würde ich die ganz kurzen, wenige Minuten langen, von Ben Maddox selbst so genannten Five Games for Doomsday „Reviews“ eindeutig als Spielekritik einordnen.

  • Letztlich ist die Rezension wohl ursprünglich eine Sonderform der Kritik, durch die Verwendung von Anglizismen und Gallizismen werden die Bedeutungen und Unterschiede aber eher verwässert. Bei jeglicher Medienkritik sollte aber die Objektivierung von Meinung im Vordergrund stehen, darauf will der Artikel wohl auch hinaus.

    "If liberty means anything at all, it means the right to tell people what they do not want to hear." - George Orwell

  • Sprache ist subjektiv. Eine Rezension ist eigentlich „nur“ eine „kritische Besprechung”, also eine Form der Kritik.


    (Ich habe die Ausführungen mal aus dem Zitat gelöscht.) Ja, da stimme ich überein. Mit dem Rest in dem Sinne aber nicht. Für mich ist eine Rezension eine kritische Auseinandersetzung (was subjektiv ist) auf Basis halbwegs objektiver Maßstäbe und intensiver(er) (!) Auseinandersetzung mit dem "Werk"/Produkt. EIne Kritik dagegen ist begründet, aber bezieht nicht zwingend diese "objektivierbaren" Details ein. Also sprachlich und begrifflich genau das Gegenteil von dem, was in den Artikeln gemeint ist.

    Letztlich ist die Rezension wohl ursprünglich eine Sonderform der Kritik, durch die Verwendung von Anglizismen und Gallizismen werden die Bedeutungen und Unterschiede aber eher verwässert. Bei jeglicher Medienkritik sollte aber die Objektivierung von Meinung im Vordergrund stehen, darauf will der Artikel wohl auch hinaus.

    Ja, aber wenn wir darüber sprechen, sollten wir alle vom Gleichen sprechen. Und ich sehe im Deutschen tatsächlich einen begrifflichen Gegenentwurf zum Gemeinten. Das liegt evtl. am anderen Benutzen in englischsprachiogen Ländern. Ist mir so bisher nicht aufgefallen, könnte aber so sein.


    Für mich und ich meine auch allgemein durchaus so anerkannt ist eine Rezension ist etwas mehr als nur eine Kritik. Es ist eine intensive Form der Auseinandersetzung über etwas, mit Plus, Minus, Herleitung und Einordnung. Eine Meinung oder eine persönliche Einschätzung oder eben eine Kritik ist aber nicht zwingend so intensiv und muss nicht immer eine die Rezewsnion eigentlich ausmachende Einordnung beinhalten. Sie endet meistens bei Plus und Minus.

    Mir scheint es so, als wenn das Review im Artikel nicht Rezension meint, sondern persönliche Einschätzung. Und das wäre auf Deutsch nicht nur nicht so, sondern im Gegenteil: einfach nicht zutreffend.


    Es geht mir gar nicht so um die inhaltliche Abgrenzung beider Begriffe (oder aller vier), denn das ist fließend und diskutabel. Aber die Begrifflichkeit selbst ist hier aus meiner Sicht in der Form fraglich und sollte zwingend geklärt werden, bevor wir darüber auf Deutsch diskutieren. Das meine ich nur. Denn wie gesagt: Nach meinem Wissensstand wäre es genau anders herum in der gemeinten Form zu benennen.

    Kurz: Vorsicht bei den Begriffen.

  • Ja, aber wenn wir darüber sprechen, sollten wir alle vom Gleichen sprechen.

    Viel Erfolg beim Festzurren der Definitionen. Das ist bei derart mit (divergenten) Bedeutungen aufgeladenen Begriffen letztlich wie mit Standards laut xkcd ;)


    Aber genau das ist ja Zweck der ganzen Chose: Eine „Sprache“ zu finden, die es möglichst vielen erlaubt, über ein Thema so zu sprechen, dass sich alle unfallfrei verstehen können. Ein langer Weg …

  • Nur geht es mir nicht um die Definitionen. Sondern darum, dass die beiden englischen Begriffe offenbar bei einer korrekten Übersetzung im Deutschen "eine gegensärtzliche" Bedeutungen haben. Mehr will ich doch gar nicht sagen. All das, was er critiques zuspricht, ist für mich eine Rezension, und all das, was für ihn review ist, ist für mich eine Kritik oder subjektive Schnellmeinung. So ganz falsch dürfte ich da nach Wortdefinition nicht liegen.


    Es geht auch vorest nicht um eine inhaltliche Abgrenzung, sondern schlicht darum, dass so Missverständnisse bei der Bezeichung und dann daraus folgend in der Definition und Diskussion entstehen können. Und das würde jede Diskussion, die ja durchaus sinnvoll ist, ausgehend von den Artikeln inhaltlich für mich schon ad absurdum führen. Einfach, weil die Bezeichnungen in den Sprachen möglicherweise völlig überkreuzt sind. Oder ganz anders ausgedrückt: Die Übersetzung wäre per Definiition bei uns nicht das, was der Artikel meint, sondern die beiden Gegenpole wären sozusagen spiegelverkehrt. Review = Kritik und critique = Rezension wäre bei uns inhaltlich korrekter. Und DANN können wir über den Inhalt sprechen.

  • tl;dr Ein Review ist noch lange keine Kritik, selbst wenn es Kritik enthält.


    Review und Critique lassen sich leider mehr oder minder identisch übersetzen. Genau deshalb habe ich Review ja ursprünglich einfach stehen lassen ;) Es kommt auf den Kontext und gerade auch auf den tatsächlichen Inhalt an, welcher der möglichen Begriffe (Rezension, Kritik, Besprechung, kritische Abhandlung/Betrachtung etc.) jeweils der treffendste wäre. Und schon ist man wieder bei den Definitionen dieser im Deutschen ;)

    Review = Kritik und critique = Rezension

    Hältst du das ernsthaft für eine „korrekte Übersetzung“ im von Dan Thurot gemeinten Sinne? Mit Letzterem geh ich ja gerne mit, weil der synonyme Gebrauch von Kritik und Rezension in den meisten Fällen ok ist. Ersteres ist meines Erachtens grundfalsch. Offenbar verstehe ich unter Review etwas gänzlich anderes als du.

    Nach meinem Dafürhalten erreicht ein typisches „Review“ nicht ansatzweise die Schöpfungshöhe einer Kritik oder Rezension. Ich würde es auf die folgende Formel herunterbrechen: Eher nüchterne Regelnacherzählung oder -zusammenfassung, Materialbeschreibung, grobes Spielgeschehen, Mechanismenbeschreibung und Fazit ggf. mit Wertung. Und das alles häufig geschrieben nach (wenn überhaupt) wenigen Partien. Dir fällt bestimmt ein Spiele„tester“ ein, der solche Produktinformationen in Serie raushaut. Nicht? Doch! ;)


    Für eine Rezension hingegen stellen sich eher Fragen wie: Was passiert? Was bewirken die Regeln? Welche Emotionen und Gedanken löst das Spiel aus? Was macht das Spiel mit mir? Was empfanden die Spielgruppen des Spiels? Wo kommt die Tiefe her? Warum fasziniert dieses Spiel mehr als x? Was ist das Besondere, das Innovative und wieso? Wo und wie lässt sich das Spiel einordnen? Also Rezension im Sinne einer Spielekritik nach Synes Ernsts Vorstellung oder des New Boardgame Journalism.

    Kurz: Ich muss den Eindruck gewinnen, dass sich die Autorin kritisch mit der Materie auseinandergesetzt hat und eben nicht verlängerter Arm der Verlags-PR ist oder nur einen „Warentest“ schreibt.


    Vielleicht wäre es auch hilfreich, hier in diesem Kontext als Kritik tatsächlich nur die sprachliche Handlung als solche zu bezeichnen und eben nicht ein Textgenre. Schließlich kann Kritik sowohl in einer simplen Amazon-Kundenrezensionbewertung (Rezensionen sind das ja wirklich nur in ganz seltenen Fällen) wie auch in einer tiefschürfenden Rezension eines Experten enthalten sein. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr möchte ich den gestrigen Absatz über Kritik derart überarbeiten, dass ich das dort Geschriebene stattdessen der Rezension zuschreibe …


    In diesem Kontext sind sicher auch die Ansichten anderer dazu interessant: Tag der Brettspielkritik Archive - Spiel des Jahres

  • Jeder setzt Sprache anders ein, für mich ist das Review der Test als Wiedersehen nach dem Preview mit dem finalen Produkt.


    Kritik allgemein kann sich auch mit den gemachten Erfahrungen über die Partien, dem kulturellen Einfluss (des Spielthemas, der Ideen) auf Spieler und Gesellschaft sowie Einfluss auf zukünftige Spielentwicklungen beschäftigen.

    "If liberty means anything at all, it means the right to tell people what they do not want to hear." - George Orwell

  • Review = Kritik und critique = Rezension

    Ja, das halte ich für richtiger, um im Deutschen sich auf einer gesunden Basis über seine Meinung zu verständigen. Kritik können wir gern auch als Erstdeindruck bezeichnen. Oder so etwas. Zumindest ...

    Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr möchte ich den gestrigen Absatz über Kritik derart überarbeiten, dass ich das dort Geschriebene stattdessen der Rezension zuschreibe …

    ... haben wir jetzt offenbar eine ähnliche Meinung. Denn genau um diesen Punkt ging es mir auch. Inhaltlich meint die eigentlich vorgesehene Übersetzung nämlich etwas anderes als das, was er beschreibt. Daher ist die Begrifflichkeit hier schon wichtig. Und leider eben nicht 1:1 nach Wörterbuch übersetzbar.

    Deinen Ausführungen kann ich folgen und sie durchaus weitgehend teilen. Ich finden den Artikel auch abseits der Frage, wie was ins Deutsche zu übertragen ist, spannend.

  • Reich der Spiele du liegst falsch was die Hierarchie in der deutschen Sprachordnung angeht. Die Kritik ist die basale Form, die Rezension eine Sonderform derer. Insofern liegst du auch mit deinen Übersetzungen und deren Bedeutung daneben. In das Deutsche kann man Thurot also übersetzen mit critique=Kritik, review =Rezension, und nicht anders herum. Die Definitionen bleiben dabei weitestgehend deckungsgleich. Ob es in deinem Sprachgebrauch andere Bedeutungen gibt ist auf dieser Ebene irrelevant.

  • fidel77 Dann habe ich mich wohl unklar ausgedrückt. Ich WEIß, dass dies die korrekte Übersetzung ist. Genau das ist ja mein Problem.

    Jedoch entspricht seine review-Defintion nicht dem, was im Deutschen so zu erwarten ist. Denn hier ist die Rezension ganz klar (mindestens) auf einer Stufe mit dem, was er unter critique versteht. Ich glaube daher, dass er mit review in seinem Gebrauch etwas anderes meint, als es in Deutschen gemeinhin inhaltlich ist. Denn hier ist in der Kultur, Wissenschaft und Literatur sowie auch bei Spielen eine Rezension genau das, was er der critiique zuschreibt: eine sehr tiefgründige und keinesfalls flüchtige Abhandlung über ein Werk. Seine Definition von review entspricht aber eher dem, was bei uns bei Produktbewertungen in Shops oder Meinungen in Foren (außer hier natürlich, hier ist ja mitunter schon der Punkt als Satzzeichen eine abendfüllende Diskussion) zu sehen ist.


    Da nutzt es nichts, wenn die Übersetzung stimmt, aber der Inhalt oder das Gemeinte dann nicht. Genau das war mein Ausgangspunkt, denn abseits dieses einen, aber wichtigen Punktes, ist das wie gesagt ein äußerst interessanter und in weiteren Teilen zutreffender Artikel.


    Ich hoffe, jetzt verstehst du meinen Hinweis besser.

  • Reich der Spiele nein ich verstehe deinen Hinweis nicht besser. Denn du hast meinen Hinweis nicht verstanden und konntest darum auch nicht entsprechend darauf Antworten.


    „Für mich und ich meine auch allgemein durchaus so anerkannt ist eine Rezension ist etwas mehr als nur eine Kritik. Es ist eine intensive Form der Auseinandersetzung über etwas, mit Plus, Minus, Herleitung und Einordnung. Eine Meinung oder eine persönliche Einschätzung oder eben eine Kritik ist aber nicht zwingend so intensiv und muss nicht immer eine die Rezewsnion eigentlich ausmachende Einordnung beinhalten. Sie endet meistens bei Plus und Minus.“


    Das ist ein Zitat aus einem vorherigen Beitrag von Dir. Die „Fehler“ die du in Thurots Argument oder dessen Übertrag ins Deutsche zu sehen glaubst, diese Fehler begehst nur du selbst. Wie ich zwei Beiträge weiter oben schrieb liegst du Falsch was die Begriffshierarchie im Deutschen betrifft.


    Kritik ist die basale, übergeordnete Form. Rezension ein Spezialfall der Kritik. Und im großen und ganzen ergeben die Antworten die Thurow nennt auch ein zutreffendes Bild, wonach eine Kritik als tiefgreifender und wertiger angesehen wird als die Rezension. So ist auch der korrekte deutsche Sprachgebrauch, bzw. die kulturelle oder wissenschaftstheoretische Einordnung der Begriffe zu sehen. Die Rezension (Review bei ihm) ist wesentlich spezifischer was ihren Zweck und ihre Adressaten angeht, sie ist nicht „mehr“ als eine Kritik. (Ich vermute übrigens das du von einer umgangssprachlichen Definition ausgehst, die Kritik mit „etwas kritisieren“ gleichsetzt, und sich hieraus deine sprachlichen Probleme erklären lassen).


    Kritik (critique) ist im deutschen die weit umfassendere Einordnung des Werkes in unterschiedliche Kontexte, teilweise bezieht sich die Kritik am Exempel eines Werkes auch auf komplette wissenschaftliche oder Kulturelle Themengebiete. Eine Rezension betrachtet einzelne, aktuelle Werke, setzt diese auch in einen Kontext, betrachtet aber nicht den gesamten Kontexthorizont. Die Dissonanz besteht also nur in deinem eigenen, falschen Sprachgebrauch.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Da das Interesse hier offenbar nicht so groß war wie mein persönliches, hatte ich mir weitere Hinweise auf die Reihe gespart. Der Vollständigkeit halber die Teile 7 – 10: Critique Criteria, Felber’s Farewell, Pax Pamirs and Framing und Portrayal vs. Endorsement


    Einige Punkte des aktuellen Beitrags über Subjektivität in Kritiken sind sicherlich geeignet, sich ein paar Gedanken darüber zu machen:

  • Vielleicht täuscht auch Deine Wahrnehmung der Reaktionen in einem Forum, in dem einige bei einem customized die nach einer deutschen Version fragen? :)

    Ich fand es interessant und sehr richtig.

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  • Maybe, gemeint war hauptsächlich die eher geringe Resonanz hier. Etwas mehr Diskussion, der sicher nicht stets mehrheitsfähigen Argumentation von Dan Thurot hätte ich schon erwartet. Aber ja, die Sprachhürde ist vorhanden, selbst wenn man mit Englisch im Regelfall keine Probleme hat, da es ja durchaus um Nuancen geht.