Die Spieleschmiede und der fehlende Feinschliff

  • Der Stein des Anstoßes für diesen Thread war die kürzliche Auslieferung des Spiels "Set a Watch" und die suboptimale deutsche Regel. In dieser traten viele Fehler auf, die zum Teil das Spiel stark verfälschen und so die Spielerfahrung trüben (können). Ich für meinen Teil habe nach den ersten Seiten der deutschen Übersetzung das Lesen abgebrochen, denn ein deutsches Regelwerk war es in diesem Zustand nicht. Nach Studium der englischen Regel wurden die vielen Unzulänglichkeiten der deutschen Version erst recht deutlich. So wurden ungünstige Begriffe gewählt, die etwas anderes suggerierten, als in der englischen Fassung gemeint war, Teile falsch übersetzt oder gar gänzlich vergessen ins Regelheft zu schreiben.


    Zur Verteidigung muss man sagen, dass anscheinend ein anderes Regelwerk die Vorlage bildete.


    Zitat von Sven G - Spieleschmiede

    Warum es Fehler immer wieder schaffen, sich durchzumogeln, kann unterschiedliche Gründe haben. Bei gemeinsamen Produktionen mit Partnerverlagen spielt oftmals die Zeit ein Thema und Deadlines, die einzuhalten sind. Bei Set a Watch kam hinzu, dass die ursprüngliche Übersetzerin aus gesundheitlichen Gründen mittendrin aufhören musste und ein anderes Übersetzer-/Lektorengespann übernommen hat. Das beides, kombiniert mit der Tatsache, dass die vom Verlag auf BGG veröffentlichten Regeln nicht denen entsprechen, die uns zur Übersetzung vorlagen, führte bei Set a Watch leider zu den Fehlern.


    Ich kann trotzdem nicht verstehen, wieso hier einfach stumpf übersetzt wurde, obwohl mir die Fehler/Unzulänglichkeiten bereits beim erstmaligen Lesen auffielen. Es ist garantiert eine Frage des Preises, da ein Redakteur mit Sicherheit teurer ist ein als "einfacher" Übersetzer, aber die Spieleschmiede ist doch mittlerweile ein wichtiger Teil im Konglomerat von Happyshops. So wurden mehrere Verlage aus dem Boden gestampft, die die Spiele in der Schmiede je nach Schwierigkeitsgrad/Thema veröffentlichen.


    Zitat von Sven G - Spieleschmiede

    [...]Für die redaktionelle Bearbeitung bei Projekten, die wir lokalisieren, ist der Hauptverlag zuständig.[...]


    [...]Unsere Übersetzer sind keine Redakteure und es ist nicht deren Aufgabe, die Regeln zu ver(schlimm)bessern, denn gerade dann läuft man unserer Erfahrung nach Gefahr, Dinge zu übersehen.[...]


    "Set a Watch" ist das einzige Spiel der Schmiede, welches ich zuhause habe. Zwei andere Projekte habe ich ungespielt nach der Auslieferung weiterverkauft. Die Kritik an der fehlenden - besser nicht existenten - Redakteursarbeit basiert bei mir auf diesem Regelwerk und den vielen Kommentaren zu anderen Projekten, die ich im Laufe der Zeit gelesen habe. Ich wäre definitv bereit mehr für ein Spiel zu bezahlen, wenn es dafür nicht nur übersetzt werden würde. Die Tatsache, dass das Spiel in der urpsrünglichen Kampagne mit Versand teurer war als in der Schmiede, zeigt doch, dass garantiert noch finanzielle Mittel da gewesen wäre, wenn man den Gesamtpreis der englischen Kampagne schlichtweg gehalten hätte.

    Ein einzelner Redakteur würde bei dem Durchsatz an Kampagnen aber wohl nicht ausreichen, auch wenn der vermeintliche Umfang der veröffentlichten Spiele nicht immer immens hoch wirkt. Ob das dann noch wirtschaftlich wäre, ist eine andere, wenn auch wichtige, Frage.


    Natürlich ist das Spiel trotzdem spielbar und garantiert hat die Schmiede schon viele gute Regeln veröffentlicht, aber wenn man einen Satz, wie den im unteren Zitat, auf die Seite der Kampagne packt, dann weckt das nicht gerade Vertrauen in die Arbeit.

    Zitat von Zitat aus der Kampagnenseite der Schmiede

    Wir wollen mithilfe der Spieleschmiede eine komplett deutsche Version von Set a Watch veröffentlichen. Im Zuge unserer internationalen Crowdfunding-Kampagne haben wir keine Gelegenheit, uns gebührend um eine deutsche Auflage des Spiels zu kümmern, aber mit der Unterstützung der Spieleschmiede hoffen wir, unser Spiel auch in deutscher Sprache herausbringen zu können.


    Dieses Zitat in Verbindung mit der Aussage, dass man an die Deadlines der ursprünglichen Kampagne gekoppelt sei, sagt doch von vornherein, dass die deutsche Version maximal mittelprächtig wird/werden kann. Das muss ich mir selbst ankreiden, da ich es genauso gut während der Kampagne so hätte lesen können und diese Information frei zugänglich war. Aber macht ein solches Konzept überhaupt Sinn?


    Ich kann meinen Hut vor guter Redaktion nicht tief genug ziehen und für mich ist das Wissen um ein gutes Regelwerk immens wichtig. Nicht umsonst wurde zum Beispiel Viktor Kobilke bei ehemaligen Eggertspielen oft im gleichen Atemzug mit dem Autor des Spiels selbst genannt. Viktor Kobilke steht hier aber nur exemplarisch für all die tolle Redakteursarbeit, die in der deutschen Brettspielbranche von verschiedenen Personen bei unterschiedlichen Verlagen geleistet wird.


    Für mich war es das letzte Projekt in der Schmiede, da ich diese Arbeitsweise nicht unterstützen möchte. Geht es euch bei Spielen ähnlich oder ist es euch vielleicht sogar wichtiger fünf Euro bei der Bestellung zu sparen? Aus meiner Sicht beraubt sich die Spieleschmiede durch solche Projekte und Arbeitsweisen ihrer Daseinsberechtigung.

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

  • Also ein guter Übersetzer/Lektor ist auch nicht wirklich billiger als ein guter Redakteur.

    Aber was du da oben beschreibst ist eigentlich eine klassische Ansammlung von Amateurfehlern. Denn ein guter Übersetzer berücksichtigt auch die Vorarbeit in seiner Arbeit und klärt alles ab. Außerdem ist es unter Profis selbstverständlich, dass man die Fehler so man sie entdeckt gleich ausmerzt. Alles andere ist wenig effektiv und schadet ja auch dem eigenen Ruf.

    Das es bei der Redaktion der Spieleschmiede hapert ist ja leider nicht neu. Zumindest ein Spiel ist mehr oder weniger nicht spielbar wie ausgeliefert und bei einigen anderen sind vermeidbare Fehler passiert, die so oft einfach nicht passieren dürfen. Da fehlt es einfach an Handwerkszeug.

    Persönlich muss ich sagen, dass ich bei der Spielschmiede nur noch Spiele kaufe, wenn ich sie vorher genau ansehen konnte und Testberichte vorliegen. Das Risiko ein dreiviertelfertiges Spiel zu bekommen ist mir da einfach zu groß.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

    3 Mal editiert, zuletzt von AndreMW ()

  • Wenn ich das richtig beobachte, startet die Spieleschmiede jede Woche ein neues Projekt. Was soll man da erwarten bei dem Ouput?

  • fjaellraeven

    Zitat

    Natürlich ist das Spiel trotzdem spielbar und garantiert hat die Schmiede schon viele gute Regeln veröffentlicht, aber wenn man einen Satz, wie den im unteren Zitat, auf die Seite der Kampagne packt, dann weckt das nicht gerade Vertrauen in die Arbeit.


    Zitat von Zitat aus der Kampagnenseite der Schmiede
    Wir wollen mithilfe der Spieleschmiede eine komplett deutsche Version von Set a Watch veröffentlichen. Im Zuge unserer internationalen Crowdfunding-Kampagne haben wir keine Gelegenheit, uns gebührend um eine deutsche Auflage des Spiels zu kümmern, aber mit der Unterstützung der Spieleschmiede hoffen wir, unser Spiel auch in deutscher Sprache herausbringen zu können.


    Dieses Zitat in Verbindung mit der Aussage, dass man an die Deadlines der ursprünglichen Kampagne gekoppelt sei, sagt doch von vornherein, dass die deutsche Version maximal mittelprächtig wird/werden kann. Das muss ich mir selbst ankreiden, da ich es genauso gut während der Kampagne so hätte lesen können und diese Information frei zugänglich war. Aber macht ein solches Konzept überhaupt Sinn?

    Ich bin mir nicht sicher, ob Du hier etwas falsch verstanden hast, aber ist das Zitat nicht vom Herausgeber der internationalen Ausgabe des Spiels und sagt nur aus, dass man mangels eigener Ressourcen die Spieleschmiede mit der deutschen Version beauftragt hat? Also was eigentlich Standard ist bei solchen Zusammenarbeiten?

  • Also ich habe mit der Schmiede bislang recht positive Erfahrungen gemacht.

    Bis jetzt gefördert habe ich dort folgende Projekte:

    • Trckerion
    • Trickerion - Dahlgaard's Geschenke
    • Fields of Green
    • Fields of Green - Festsaison
    • Chronicles of Chrime
    • Dice Hospital
    • Champions of Midgard
    • Champions of Midgard - Erweiterungen
    • Set A Watch
    • Das Streben nach Glück (Pursuit of Happiness)
    • Rurik - Dawn of Kiev

    Die Projekte waren allesamt recht pünktlich, Champions of Midgard hatte Verspätung, aber aus meiner Sicht nichts allzu Schlimmes. Verschiedene Projekte kamen sogar früher als ursprünglich angekündigt. Größere Übersetzungsprobleme oder Materialprobleme konnten ich in den genannten Projekten nicht feststellen. Kleine Fehler haben sich natürlich durchaus eingeschlichen, und diese ärgern mich durchaus auch. Dies scheint ber kein Problem der Schmiede zu sein, sondern ein allgemeines Problem bei der Lokalisierung von Spielen. Auch "normalen" Verlagen passiert dies des öfteren, z.B. Spirit Island bei Pegasus oder verschiedene FFG-Spiele früher noch bei den Heidelbären.


    Warum habe ich bei der Schmiede gefördert, statt bei Kickstarter? Das hat vor allem 2 Gründe:

    1. Bis vor kurzem hatte ich keine Kreditkarte und wollte auch keine. Bei der Schmiede kann ich ohne Kreditkarte fördern.
    2. Englisch wäre in meinen Spielrunden tatsächlich ein großes Problem, ein Großteil der oben genannten Spiele würde ich auf Englisch einfach nicht auf den Tisch bekommen.

    Daher kann ich deinen Satz, dass die Schmiede keine Daseinsberechtigung hat nicht unterschreiben. Für Spielrunden, die auf deutsches Spielmaterial angewiesen sind, ist sie meiner Meinung nach Gold wert. Es geht mir also nicht um 5€, die ich evtl. spren kann (wobei die Versankosten bei Kickstarter gerne ja auch mal etwas höher als 5€ ausfallen), sondern tatsächlich um den Service, den die Schmiede bietet.


    fjaellraeven

    Welche Fehler gab es denn in der Anleitung von Set A Watch? Nicht, dass wir etwas falsch spielen.


    AndreMW

    Welches Spiel ist denn unspielbar ausgeliefert worden?

  • Ich bin, wie im zugehörigen Thread schon erwähnt, auch sehr enttäuscht von der Spielregel zu Set A Watch. Sie war wohl auch im Original nicht die beste (hab sie noch nicht gegen geprüft), aber es sind so viele grobe Stolpersteine drin, und ja wohl auch Übersetzungsfehler, dass ich nicht verstehe, wie das alles durchrutschen konnte.


    Ich hatte Covil mit geschmiedet, und habe es ungespielt verkauft, weil ich Anleitung und teilweise auch die Qualität unterirdisch fand. Das ist jetzt das zweite mir aus der Schmiede vorliegende Projekt, dazu wird noch Maximum Apocalypse kommen. Ich wollte bei The Few and Cursed einsteigen, werde das aufgrund der negativen Erfahrungen nun aber lassen und erstmal Maximum Apocalypse abwarten. Sehr schade.

  • Ich bin sehr froh, dass es über die Spieleschmiede die Möglichkeit gibt, Spiele in deutsch zu bekommen, die von den etablierten Verlagen nicht übersetzt werden (vermutlich finanziell zu riskant). Anderenfalls würden doch einige wirklich schöne Spiele nie auf den Tisch kommen. Im letzten Jahr habe ich zwar vor allem Battlegroup (WW2-Tabletop, 1:72) auf englisch (man braucht allerdings nur die Anleitung, keine Ereigniskarten o.ä.) gespielt, aber die Gruppe ist auch recht speziell ;o) Mit anderen Spielern hier geht es nur, wenn das Spiel komplett deutsch ist.

  • Es gibt aber auch Beispiele in der Schmiede, wo die englische Ausgabe von der deutschen Übersetzung profitiert, zum Beispiel bei Reavers of Midgard, da hat eines unserer Teammitglieder fleissig die englische Anleitung mit überarbeitet. Auch gibt es einige Beispiele wo die englischen Verlage einfach Müll abliefern, zum Beispiel GDM Games oder Board & Dice oder wo die Verlage die englischen Anleitungen nachträglich noch ändern, das aber nicht kommunizieren und daher der deutschen Anleitung bestimmte Dinge fehlen, zum Beispiel beim Cthulhu-Carcassonne Klon passiert.

    Verbessern kann man sicher immer etwas, aber das liegt nicht allein an oder in der Hand der Schmiede, sondern auch an den Verlagen, die absolut keine Ahnung haben was die Arbeit an einer Übersetzung überhaupt bedeutet. Nicht ohne Grund habe ich letztens die Arbeit an einer Übersetzung komplett abgebrochen.

    Im Rahmen des Corax Tages wird es dieses Jahr auch einen Workshop zum Thema Übersetzen geben, was ich sehr gut finde und auch für sehr wichtig halte. Es tut sich also etwas.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • yzemaze

    Hat das Label von CF allgemein auf Spieleschmiede geändert.
  • Peer Das ist schön zu hören, dass man selbst festgestellt hat, dass es Optimierungspotential in dem Bereich gibt. Ich wollte auch nicht ausdrücken, dass die deutschen Versionen in der Schmiede schlecht sein. Die Schmiede bietet einige Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit des Rücktritts vom Kauf, wenn der ursprüngliche Publisher nichts abliefert. Bei Kickstarter würde man da im Regen stehen.


    ...muss eine Übersetzung besser sein als das Original..:/( schön wenn sich jemand die Arbeit macht )

    Nein, eine Übersetzung muss den Inhalt des Originals nur in eine andere Sprache übertragen. Dabei ist es jedoch wichtig, dass der Sinninhalt der Aussagen in der englischen Fassung beibehalten wird. Im deutschen waren einige Passagen leider fehlerhaft oder unvollständig. Von daher muss sich die Übersetzung daran messen lassen.


    Ich habe aber bereits im Ursprungspost erwähnt, dass ich nicht weiß, auf welcher Regelversion die deutsche Ausgabe fußt. Es kann also sein, dass die Passagen so ursprünglich auch im englischen zu finden waren. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich jedoch nur die englische Version von BGG und die der Schmiede vergleichen und da wurde, ausgehend von der aktuellen Prämisse, leider bei der Überstzung geschlampt.


    917kh Soll eine Übersetzung nicht das Niveau des Originals halten oder darf sie auch schlechter sein? Meiner Meinung nach ist die Kritik berechtigt, denn viele der Fehler sind, von der auf BGG veröffentlichten Regel ausgehend, relativ offensichtlich und hätten ohne großen Aufwand vermieden werden können. Wenn die Vorlage eine andere war, dann hat man eben nur seinen Job gemacht. Von sich überzeugen tut man damit aber nicht.


    [...]Daher kann ich deinen Satz, dass die Schmiede keine Daseinsberechtigung hat nicht unterschreiben. Für Spielrunden, die auf deutsches Spielmaterial angewiesen sind, ist sie meiner Meinung nach Gold wert. Es geht mir also nicht um 5€, die ich evtl. spren kann (wobei die Versankosten bei Kickstarter gerne ja auch mal etwas höher als 5€ ausfallen), sondern tatsächlich um den Service, den die Schmiede bietet.[...]

    Ich habe nicht gesagt, dass die Schmiede keine Daseinsberechtigung hat, sondern nur, dass sie sich dieser beraubt, wenn sie auf Dauer solche Regeln abliefert. Meine Aussage bezog sich auch alleinig auf die Arbeit der Übersetzung, nicht das Material des Spiels. Es mögen 95% der verwirklichten Spiele gut lektoriert sein, jedoch fallen die 5% eben auf und können dazu führen, dass jene 5% in Zukunft nicht mehr unterstützen, da sie lieber zur englischen Version greifen.
    Die Spieleschmiede bietet einen tollen Service für die Spielerschaft, die mit Englisch Probleme hat. Das habe ich nicht in Frage gestellt und ich freue mich für dich, wenn du schon viele Spiele unterstützt hast, die dich am Ende zufriedengestellt haben.


    Der Satz mit den fünf Euro bezog sich darauf, dass die englische Version aufgrund des Portos letztlich sogar teurer war als die Version in der Schmiede. Ich hätte es gut gefunden, wenn man diese fünf Euro auf den Preis aufgeschlagen hätte, sofern die Redaktion des Spiels dadurch besser geworden wäre. Es war nicht so gemeint, dass Spieler bei der Schmiede bestellen, weil sie Geld sparen wollen, sondern sollte vielmehr zeigen, dass ich gerne bereit gewesen wäre eine gute Redaktion des Spiels entsprechend zu entlohnen.


    Fehler finden sich einige. Der Einfachheit halber zitiere ich einen User aus der Kampagne.


    Zudem gab es unteranderem noch schwerwiegendere Fehler, wie zum Beispiel:

    • Monsterfähigkeiten, sofern diese vom Schein des Feuers aufgedeckt werden, müssen vor den Aktionen der Helden abgehandelt werden. Die deutsche Version suggeriert, dass die Heldenaktionen immer zuerst abgehandelt werden.
    • Heldenkarten erschöpfen sich nur, wenn man sie nach Einsatz eines Würfels und in der selben Runde nochmals verwendet oder eben ohne Einsatz eines Würfels benutzt. Die Passage in den Regeln ist auch sehr unklar.

    Das sind einige Beispiele und alles Fehler, die in der veröffentlichten englischen Version nicht enthalten sind. Da ich die vermeintliche Ursprungsversion nicht kenne, kann ich nur diesen Vergleich ziehen. Die englische Version ist zudem deutlich einfacher zu lesen und dabei noch verständlicher. Man muss aber auch sagen, dass die Regeln ingesamt nicht optimal gewesen sein können, wenn es bereits jetzt ein relativ umfangsreiches FAQ auf BGG gibt, obwohl bereits bei Auslieferung zwei der zwanzig Seiten ein kleines FAQ enthielten.


    Wenn ich das richtig beobachte, startet die Spieleschmiede jede Woche ein neues Projekt. Was soll man da erwarten bei dem Ouput?

    Deswegen habe ich den Thread ja eröffnet. Ein wenig mehr Zeit oder ein geschultes Auge hätten diesem Regelwerk garantiert nicht geschadet. Diese Zeit/Person war aber anscheinend nicht vorhanden und ich bezweifle, dass sich das bessern wird bei der Vielzahl an aktiven und in Vorbereitung befindlichen Projekten.


    Die Projekte mögen zu Teilen nicht sehr umfangreich sein, aber wenn man sich mal anschaut, wie viel Ben2 für Dawn of the Zeds von Matthais Nagy zugestanden wurde (auch wenn die Projekte nie und nimmer vergleichbar sind), dann sieht man, dass anderen Verlagen das finale Produkt eben doch etwas mehr am Herzen liegen mag. Frosted Games war ja schließlich auch nicht der alleinige Herausgeber/Produzent des Spiels, sondern an die Kickstarter-Kampagne gekoppelt.


    Ich werde in Zukunft lieber zur englischen Version greifen oder ganz verzichten, wenn nicht gerade ein deutscher Verlag hinter der Übersetzung steht, bei dem ich mich auf eine gute redaktionelle Arbeit verlassen kann. Damit bin ich einer dieser vermeitlichen 5%. Auch wenn ich nie ein großer Kunde war und sie auf mich bestimmt verzichten können, sollten sie doch dafür Sorge tragen, dass ich in Zukunft nich nur einer von vielen war.

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

  • fjaellraeven

    Danke für die ausführliche Antwort. Ich will hier die Schmiede auch nicht auf Teufel komm raus verteidigen. Ich bin nur immer wieder überrascht, dass es scheinbar ein regelrechtes "Schmiedebashing" zu geben scheint - insbesondere in Schmiede-eigenen Kommentarbereich.


    Ich habe jetzt mal schnell das englische PDF von BGG überflogen - also keinen Seit-für-Seite-Vergleich durchgeführt. Mir scheint, als ob fast alle der aufgelisteten Fehler genau so in der englischen Anleitung drin sind - die Punkte 2, 3, 4 und 6 finde ich dort genau so bzw. finde sie dort ebenfalls nicht.

    Daß das Material der Deluxe-Version nicht erwähnt wird, ist ja sogar durchaus verständlich. Sonst müsste man unterschiedliche Anleitungen für die Deluxe und die Retail-Version erstellen. Zudem scheint mir das in vielen anderen Projekten genauso zu sein. Ein zusätzliches Faltblatt wäre natürlich nett gewesen, aber im Prinzip ist es ja nur "more of the same". Einzige Ausnahme sind evtl. die Beschwörungskarten.


    Insgesamt scheint damit die deutsche Anleitung ungefähr genauso gut oder schlecht zu sein wie das Original. Natürlich hätte auch ich es schön gefunden, wenn man die Unklarheiten beseitigt hätte. Aber ich kann hier einfach nicht eine derartige Katastrophe entdecken, wie einige Kommentare es wirken lassen.


    Bei vielen Kommentaren habe ich auch manchmal das Gefühl, es geht ums Prinzip. Beispiel von oben:


    Zitat von Tobias R - Kommentarbereich des Projekts

    7. S. 8: "Prüft den aktuellen Feuerholzvorrat, um zu sehen, wie viele, Kreaturen der Schein des Lagerfeuers enthüllt."

    Nach einigem Suchen, habe ich interpretiert, dass die Totenköpfe auf dem Spielplan um den Kreis des Feuers wohl angeben, wie viele das sind. Das steht nirgends.

    Ganz ehrlich: Nach einigem Suchen? Interpretiert? Auch ich habe mich beim Lesen der Anleitung kurz gewundert, dass dies nirgendwo erwähnt wird. Dann habe ich schnell aufs Spielbrett geschaut und ca. 5 Sekunden später war klar, dass der Ring rund ums Lagerfeuer die Anzeige des Feuerholzes ist. Insgesamt hat mich dieser kleine "Fehler" somit ca. 8 Sekunden gekostet. Muss natürlich nicht sein, ist nicht optimal. Aber kein Grund für Aussagen wie "Korrigiert den Mist auf eigene Kosten für alle oder macht es gleich richtig." oder "Aber die Übersetzungsarbeit ist wirklich unzumutbar!". Zumindest meiner Meinung nach.

  • Wenn Errata vorhanden sind und wenn die Fehler ersichtlich sind, dann sollte die deutsche Fassung schon besser sein. Das ist auch die Aufgabe eines guten Übersetzers den Text so gut wie möglich dem Leser zugänglich zu machen.

    Was die Fehler angeht, da ich selber für HDS/FFG übersetzt habe kann ich sagen, dass wenn dort Fehler auftauchten die vor allem daran lagen, dass die Originalfassung kurz vor knapp nochmal geändert und dies dem deutschen Vertrieb nicht mehr rechtzeitig mitgeteilt wurde.

    Das Spiel dass ich meine hatte was mir Eisenbahn zu tun und war sogar glaub ich in der Spielebox deswegen massiv abgewertet worden. Bisher sind mir aber vor allem Fehler aufgefallen, die spätestens von einem guten Lektorat/Redaktion hätten abgefangen werden müssen

    Insgesamt bemüht sich unser Studio jedenfalls immer die bestmögliche Übersetzung anzubieten und oft genug ist die dann deutlich oder zumindest merklich besser als das Original. Das erwarte ich auch von jedem anderen der sich Profi nennet und ist auch für Mitglieder des BDÜ Standard.


    >>> 7. S. 8: "Prüft den aktuellen Feuerholzvorrat, um zu sehen, wie viele, Kreaturen der Schein des Lagerfeuers enthüllt." <<<


    So ein Fehler würde bei uns spätestens im Lektorat korrigiert werden, da er in der Logikpfürung hängenbleiben würde. Wir prüfen auch immer, ob der Text leicht verständlich und nicht verwirrend ist.


    Leider muss ich auch sagen, dass in der Spielbranche immer noch zu oft Amateure bei Übersetzungen unterwegs sind, weil die vermeintlich günstiger sind. Am Ende legt man aber immer drauf und ein guter Teil meiner Übersetzungen sind Feuerwehrjobs um kurz vor Druck das Spiel noch zu retten.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

    3 Mal editiert, zuletzt von AndreMW ()

  • Ich bin seit ich von Pegasus weg bin, in der Position auf Qualität zu bestehen. Dort habe ich ein Grundset an Skills und eine Arbeitsweise gelernt, die mir taugt, aber ich hatte nicht die Freiheiten von heute. Zu diesen Freiheiten gehört auch die notwendigen Schritte zu gehen, um ein Spiel in deutscher Version so gut zu machen, wie mir möglich ist. Da braucht es natürlich einen Chef, dem das wichtig ist. Und zwar bei jedem Projekt. Es ist vollkommen egal ob ich ein kleines Familienspiel oder Dawn of the Zeds betreue. Ich habe damals unfassbar viel Energie in die deutsche Version von Hobbit Loveletter gesteckt. Nur ne Lizenzversion? Shit egal. Ich arbeite die Karten um, arbeite an neuen Kartendesigns, finde Zitate, die alle irgendwas besonderes machen oder mich grinsen lassen.

    So kann sicher nicht jeder arbeiten, weil man dann kaum so viele Lokas machen könnte, wie jedes Jahr erscheinen.


    Und weil ich das noch loswerden will: ein Übersetzer ist kein Redakteur. Ich übersetze selbst nur wenig. Wenn ich eine Übersetzung erhalte ist das aber nur eine Basis für mich.

    Andere Verlage machen da oft nur ein Korrektorat drüber und fertig ist die Laube. Für mich ist das ein Rohtext, wo die Arbeit erst anfängt. Struktur überarbeiten, Handling überprüfen, Regeln überarbeiten ...

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

    Einmal editiert, zuletzt von Ben2 ()

  • Ich persönlich finde die Spieleschmiede hier nicht besser oder schlechter als die meisten Kickstarter bei denen ich dabei war. Oft denkt man bei vielen Projekten das es gut gewesen wäre es hätte noch jemand über die Regeln gesehen, egal welche Sprache.

    Etwas abseits zum Thema, aber auch das Material hat mich schon oft haptisch enttäuscht. Da fehlt mir ebenfalls eine Art der Qualitätskontrolle.

    Mit spielerischen Grüßen.


    Psychodad

    (who kills his wife only in boardgames for fun.........)

  • Ein Übersetzer ist zwar keine Redakteur, aber wenn er seinen Job ernst nimmt, dann arbeitet er zumindest mit diesem zusammen bzw. ein Teil seiner Arbeit ist schon Redaktion. Ich schreib das, weil in der Spielewelt dies of noch nicht der Fall ist.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

    Einmal editiert, zuletzt von AndreMW ()

  • Da stimme ich dir nicht zu. Ein Übersetzer sollte sich rein um die Übersetzung kümmern, nicht um die Redaktionsarbeit(en). Dafür gibt es ja schließlich den Redakteur, der aber leider bei vielen Crowdfunding-Projekten fehlt. Daher sind viele Anleitungen auch einfach totale Grütze. Genauso wie Blind-Tests fehlen, denn viele Fehler würden definitiv auffallen, wenn man das Spiel Leuten gibt, die das Spiel vorher noch nicht kannten.

    Wohingegen ich dir zustimme, dass der Übersetzer mit dem Redakteur zusammenarbeiten muss und diesem natürlich auch Änderungen und andere Vorschläge machen sollte. Vielleicht verstehst du aber auch einfach etwas anderes unter Redaktion, vielleicht erläuterst du einfach mal was deiner Ansicht nach unter Redaktion fällt.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

    3 Mal editiert, zuletzt von Peer ()

  • Auch ich halte die Spieleschmiede für eine tolle und unterstützenswerte Sache. Ich will nicht bashen, und einige der Kommentare im Projekt sind meiner Meinung nach fraglos überzogen.


    Aber ich habe 2 von 3 geschmiedeten Spielen erhalten und war bei beiden von den Regeln enttäuscht (teilweise auch vom Material). Beide haben mich in ihrer Umsetzung nicht überzeugt. Daher ist es jetzt für mich klar, dass ich Spiel Nummer 3 abwarte, bevor ich weiter Geld investiere. Und daher steige ich bei The Few and Cursed nun nicht ein, so sehr es mich auch ansprechen mag.


    Auch wenn ich mich mit dem Thema Übersetzung etc. nicht wirklich auskenne, finde ich einiges bei Set A Watch so eklatant, dass ich einfach nicht verstehen kann, wie so was durchrutscht. Weder im Original, noch bei der Übersetzung.


    Kickstartererfahrung habe ich bisher keine und daher hier keinen Vergleich. Da werden die ersten Projekte erst noch eintrudeln und dann kann ich mir auch da eine Meinung bilden.

  • Allgemein zum Material und nicht auf irgendwelche Beiträge in diesem Thread bezogen: Auf das Material haben die Firmen, die Spiele übersetzt veröffentlichen, in den wenigsten Fällen Einfluss, da sie meist dort drucken müssen wo der Lizenzgeber druckt.

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  • Da stimme ich dir nicht zu. Ein Übersetzer sollte sich rein um die Übersetzung kümmern, nicht um die Redaktionsarbeit(en). Dafür gibt es ja schließlich den Redakteur, der aber leider bei vielen Crowdfunding-Projekten fehlt. Daher sind viele Anleitungen auch einfach totale Grütze. Genauso wie Blind-Tests fehlen, denn viele Fehler würden definitiv auffallen, wenn man das Spiel Leuten gibt, die das Spiel vorher noch nicht kannten.

    Wohingegen ich dir zustimme, dass der Übersetzer mit dem Redakteur zusammenarbeiten muss und diesem natürlich auch Änderungen und andere Vorschläge machen sollte. Vielleicht verstehst du aber auch einfach etwas anderes unter Redaktion, vielleicht erläuterst du einfach mal was deiner Ansicht nach unter Redaktion fällt.

    Als für dich ansehnliches Beispiel ist ja Dawn of the Zeds. Du hast gewiss noch die Übersetzungen vorliegen. Die kannst du ja mal mit dem finalen Spiel vergleichen. Das ist Redaktion. Ich kann dazu auch gerne mal länger reden ...

    Der Übersetzer muss - für meinen Geschmack - so nah wie möglich am Original sein. Gerne darf er Regelfragen schon geklärt haben, aber wichtiger ist sehr saubere Übersetzungsarbeit. Alle Begrifflichkeiten einheitlich, alle Regeln richtig übersetzt. Das hat nichts mit dem finalen Spiel zu tun. Hier kann ich als Redakteur auch noch Begrifflichkeiten ändern, mir wird aber Arbeit abgenommen, wenn ich sauberen Rohtext habe. Wenn die Arbeit hier schon schlampig war, und das hatte ich schon viel zu oft, dann muss ich erst mühselig alles nacharbeiten, bevor ich überhaupt anfange.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

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  • Als für dich ansehnliches Beispiel ist ja Dawn of the Zeds. Du hast gewiss noch die Übersetzungen vorliegen. Die kannst du ja mal mit dem finalen Spiel vergleichen. Das ist Redaktion. Ich kann dazu auch gerne mal länger reden ...

    Kannst du gerne machen, ich meinte damit allerdings AndreMW . Ich sehe es eh wie du Ben2

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

  • Schon der Glossar ist eigentlich irgendwo zwischen Redaktion und Übersetzung anzusiedeln. Ebenso die Logikprüfung. Ich komme da aus dem Bereich der professionellen Übersetzer und meist arbeiten wir in kleineren Teams bei denen je einer der Lektor, der Übersetzer und/oder Projektleiter ist. D.h. jeder Text geht mindestens durch zwei Augenpaare bei uns. Die Grenze zwischen Lektor, Übersetzer und Redakteur zu ziehen ist schon recht schwer, da sie sich an vielen Punkten überschneiden. Was du als Redakteur bezeichnest ist bei uns meist eher der Projektleiter, der aber auch zusätzliche in einem der anderen Gebiete erfahren ist. Die schlechtesten Zusammenarbeiten hatten wir bisher immer bei Redakteuren, die von den anderen beiden Bereichen nur wenig Ahnung hatten und nicht verstanden, dass man die Bereiche nciht völlig voneinander trennen kann.

    Bei den meisten Verlagen aber bekomme ich schon seltsame Blicke zugeworfen, wenn ich nach dem Glossar frage, dabei ist das eine der Grundlagen für saubere und konsistente Übersetzungen, vor allem wenn es evtl. auch noch Fortsetzungen geben sollte.

    Grundsätzlich gilt: So getreu wie nötig und so verständlich wie möglich. Wer 1:1 übersetzt hat Übersetzen nicht verstanden, denn Übersetzen ist eine kreativ-künstlerische Tätigkeit. Leider wird genau das bei einigen Verlagen nicht verstanden.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

  • Was ich nie vertehen werde:

    • Wenn ein Spiel veröffentlicht wird so wurde es offensichtlich vom verffentlichenden Verlag redaktionell bearbeitet.
    • Danach wird das Spiel erfolgreich, die Redaktion scheint also eine gute Arbeit gemacht zu haben.
    • Nun will man das erfolgreiche Spiel in eine andere Sprache übersetzen.
    • Ich habe einen guten Übersetzer.
    • Dieser setzt auf der aktuellsten Version der Regeln auf (FAQ enthalten)
    • Dieser hat das Spiel bereits gespielt
    • Alle Schlüsselbegriffe passend und vor allem durchgängig einheitlich übertragen
    • Die Regel wurde inhaltlich eins-zu-eins übersetzen, aber nicht wörtlich
    • ....

    Was hat ein Redakteur jetzt noch zu tun was über eine Qualitätssicherung der Übersetzung herausgeht?


    Was kann er noch tun ohne sich vom Original zu entfernen?



    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Herbert Probleme, Fehler die beim original aufgefallen sind, in die Lokalisation mit einarbeiten, aber auch z.B. auf jeweilige Länderspezifische Vorlieben und Gepflogenheiten achten, die sich manchmal nicht so einfach übertragen lassen oder der Redakteur kommt zu dem Schluss: Ja das Spiel ist als original erfolgreich und wird gut angenommen, ich kann das aber noch besser.
    Und dann gibt es viele Stellschrauben. Struktur der Anleitung, komplette Veränderung von Begriffen, Layout der Regel, der Karten, des Spielbretts.


    Abgesehen davon sind mind. 3 deiner Punkte alles andere als selbstverständlich:

    Ich habe einen guten Übersetzer.
    Dieser setzt auf der aktuellsten Version der Regeln auf (FAQ enthalten)
    Dieser hat das Spiel bereits gespielt

  • Was ich nie vertehen werde:

    • Wenn ein Spiel veröffentlicht wird so wurde es offensichtlich vom verffentlichenden Verlag redaktionell bearbeitet.
    • Danach wird das Spiel erfolgreich, die Redaktion scheint also eine gute Arbeit gemacht zu haben.
    • Nun will man das erfolgreiche Spiel in eine andere Sprache übersetzen.
    • Ich habe einen guten Übersetzer.
    • Dieser setzt auf der aktuellsten Version der Regeln auf (FAQ enthalten)
    • Dieser hat das Spiel bereits gespielt
    • Alle Schlüsselbegriffe passend und vor allem durchgängig einheitlich übertragen
    • Die Regel wurde inhaltlich eins-zu-eins übersetzen, aber nicht wörtlich
    • ....

    Was hat ein Redakteur jetzt noch zu tun was über eine Qualitätssicherung der Übersetzung herausgeht?


    Was kann er noch tun ohne sich vom Original zu entfernen?

    Ich glaube Übersetzung ist schon mehr - selbst wenn man etwas inhaltlich korrekt übersetzt und den Rest einhält findet man Punkte in einer Übersetzung die man nicht gut findet oder nie zu seiner vollen Zufriedenheit hin bekommt...


    Nein, ich arbeite nicht in dem Bereich aber ich arbeite in meiner Freizeit seit einiger Zeit immer wieder mal an einer Kurzspiel- und sequentielle Lernregel für BIOS:Genesis (wenn ich die Muse finde), welche die Symbole des Originals enthält und den Entsprechenden Punkt in der Spielregel referenziert, so dass man nachschlagen kann (denn zum Nachschlagen sind Phils Regeln tatsächlich Gold wert, man kann das Spiel damit nur nicht so gut lernen)... Wenn man so ein Projekt hat merkt man erst mal wieviel Arbeit darin steckt etwas zu übersetzen. Gut vielleicht würde mir BIOS:Genesis einfacher fallen, wenn ich Biologe wäre, aber es gibt einen guten Einblick..

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Herbert Ich sehe da auch wenig Spielraum, bei einem Buch ist noch ein Lektorat in der Zielsprache üblich.


    Wenn ich nochmal als Redakteur ran muss, dann ist zu vermuten das in der Ausgangssprache irgendwas mit der Anleitung nicht gestimmt hat,oder diese einfach nicht zu dem Stil von Anleitungen passt, die der Verlag sonst hat.


    Da ist halt die Frage, ob das die richtige Reihenfolge im Vorgehen ist. Fehler korrigiert man so früh wie möglich, und lässt sie nicht den weiteren Prozess beeinflussen.

  • Herbert Probleme, Fehler die beim original aufgefallen sind, in die Lokalisation mit einarbeiten, aber auch z.B. auf jeweilige Länderspezifische Vorlieben und Gepflogenheiten achten, die sich manchmal nicht so einfach übertragen lassen oder der Redakteur kommt zu dem Schluss: Ja das Spiel ist als original erfolgreich und wird gut angenommen, ich kann das aber noch besser.
    Und dann gibt es viele Stellschrauben. Struktur der Anleitung, komplette Veränderung von Begriffen, Layout der Regel, der Karten, des Spielbretts.


    Abgesehen davon sind mind. 3 deiner Punkte alles andere als selbstverständlich:

    Ich habe einen guten Übersetzer.
    Dieser setzt auf der aktuellsten Version der Regeln auf (FAQ enthalten)
    Dieser hat das Spiel bereits gespielt

    Genau deshalb würde ich meine knappen Ressourcen primär in die Übersetzung stecken und eine gute Sache so lassen wie sie ist.


    Ich meine jetzt nicht die Ausreißer mit schlechter Originalregel. Und natürlich muss man offensichtliche Fehler beheben (aber dann auch im Original). Aber muss ich vom Original abweichen? Muss ein anderes Spiel herauskommen? Soll das Spiel in jedem Land andere Regeln haben?

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Herbert Ja, für eine sehr gute Lokalisation halte ich das für absolut wünschenswert. Es geht ja nicht um andere Regeln, es geht um bessere Regeln. Jeder sollte doch immer versuchen das Optimum rauszuholen. Ich weiß 80% des Ergebnisses fordern 20% Aufwand und bei den restlichen 20% zur Perfektion braucht man 80% Aufwand. Insofern muss natürlich jeder Verlag überlegen wo er die Grenze zieht. Aber das was Frosted Games z. B. gerade mit Nemos War und Dawn of the Zeds machen ist schon ziemlich genial und sorgt dafür, dass nach meinem Eindruck, ein wesentlich besser spielbares Spiel dabei rauskommt.

    Das Spiel an sich ist dadurch nicht besser - die Regeln und Mechaniken sind ja die selben. Aber ich komme wesentlich besser ins Spiel rein und leichter im Spiel klar und das wünschen wir uns doch immer wieder: Zugänglichkeit und Usability.

  • Die Ausreißer mit schlechter Regel sind gerade beim Crowdfunding eher die Regel als die Ausnahme würde ich sagen. Eben weil kein Redakteur drangesetzt wird, um die Regel leserlich zu machen oder Probleme auszumerzen und weil Blindtests fehlen. Guck dir einfach mal die Anleitung von Nemesis an. Meiner Meinung nach ein tolles Spiel, aber die Anleitung ist Grütze. Sie hat eine schlechte Struktur, erklärt ein und dieselbe Regel über mehrere Seiten hinweg, so dass man sich mühsam alles zusammensuchen muss und Verweise laufen ins leere oder verweisen auf weitere Verweise.

    Oft werden einfach nur Übersetzungen in Auftrag gegeben und die werden dann natürlich 1:1 in das bestehende Konstrukt übernommen. Verlage wie FFG wollen nicht, dass man ihre Regeln überarbeitet. Sie nehmen wissentlich in Kauf, dass ihre Startspielanleitung der zweiten Anleitung teilweise widerspricht.


    Muss ich vom Original abweichen? Nicht immer, aber es gibt Fälle da muss das sein. Wenn zum Beispiel die Anleitung unklar ist oder es keine klare Struktur gibt. Allerdings ist das dann oft so umfangreich, dass man einen Monat mehr bräuchte als man eigentlich hat. Das Brettspiel Valhalla ist so ein Fall. Da sind im Original so viele Fehler drin. Da sieht man schon wie viel Mühe man sich gegeben hat. Wenig bis gar keine. Eine klar erkennbare Struktur? Selten vorhanden. Es scheint als hätten sie am Ende keine Lust mehr gehabt. Und das ist dann der Punkt an dem ich mir überlege, mache ich sowas gar nicht mehr und lasse die Spieler mit einer beschissenen Anleitung zurück, die dann jemand anders wahrscheinlich 1:1 übersetzt oder baue ich mir eine eigene Redaktion auf biete dies dann zusätzlich noch an. Und es wird eher auf das zweite hinauslaufen. So kann ich zumindest die deutschen Übersetzungen retten.

    Da machen Frosted Games einen echt guten Job. Ich habe ja mit Ben2 an Dawn of the Zeds gearbeitet und er hat einen tollen Job gemacht. Leider denkt nicht jeder Verlag so, da gerade die Crowdfunding-Projekte das nicht als wichtig genug ansehen.

    Daher würde ich mir auch wünschen, dass nicht jedes Kickstarter-Spiel gleich während des Kickstarters in mehreren Sprachen angekündigt wird. Die haben teilweise noch nichtmal Übersetzer an der Hand, sondern suchen diese erst nachträglich. Wie soll da dann Qualität bei rumkommen?

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

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  • An sehr vielen Original-Regeln kann man noch einiges verbessern, wenn man diese lokalisiert. Manchmal muss das sogar sein, denn es gibt wirklich, WIRKLICH schlecht strukturierte Regeln (von generell schlechten Regeln mal ganz zu schweigen). Dazu kommt noch, dass es Errata gibt, FAQs, Regeländerungen im Nachhinein, Unklarheiten etc., die oft in den Originalregeln nicht beachtet werden (meist, weil es keine Neuauflage der Regeln gibt).
    Eigentlich ist es NICHT der Job des Übersetzers, all dies mit einfließen zu lassen. Wenn man aber die Probleme kennt, dann machen viele Übersetzer (gerade in dieser Branche) sich die zusätzliche Arbeit, kleinere Änderungen (in Absprache mit dem Redakteur) schon mit einfließen zu lassen.
    Größere Änderungen sollte der Redakteur umsetzen. Eigentlich nach der Übersetzung. Leider wird durchaus auch mal von Übersetzern (stillschweigend) verlangt, dass sie eine Regel so "übersetzen", dass sie auch was taugt. Einfach, weil entweder die Arbeits"teilung" zwischen Redakteur und Übersetzer dem Auftraggeber nicht klar ist (wobei das, wie angeführt, oft nicht so 100% getrennt werden kann), weil Auftraggeber da keine Kapazitäten oder keine zusätzliche Zeit für haben bzw. erübrigen wollen, oder weil das ihnen nicht wichtig ist. Oder zu teuer.
    Eine Murks-Regel ist selten der Fehler des Übersetzers. Schlecht gewählte Begriffe (siehe: Glossar) liegen oft an fehlender Absprache zwischen Redaktion und Übersetzer, oder aber an "Vorgaben von oben", können aber auch durchaus an dem gerade genannten Problem liegen (i.e. keine Redaktion, und in Kombination damit halt ein nicht allzu guter Übersetzer). Eine Murks-Übersetzung natürlich liegt (meist) am Übersetzer. Aber auch da habe ich schon sehr seltsame Blüten gesehen, die "kreative Redaktionsarbeit" tragen kann...

    Letztendlich ist es die Aufgabe eines Übersetzers, einen "Rohtext" zu liefern. Mehr nicht. Und danach ist meist noch ziemlich viel zu tun, was eben nicht nur "Text setzen" ist. Das sieht man vielleicht von Außen nicht, aber das bedeutet nicht, dass es nicht existiert.

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

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    :jester:

  • Zudem gleicht der Redakteur in der Regel noch das Ganze an die Corporate Identity des Verlages an. Sowas ist dann wirklich nicht die Aufgabe des Übersetzers und Lektors.

    Übersetzung ist richtig erledigt der Transfer von Informationen aus einem Kulturkreis in den anderen und genau dass dies oft genug nicht berücksichtigt wird erzeugt nicht wenige schlechte Übersetzungen.

    Mein persönlicher Lieblingssatz... "Ich kauf lieber das englische Original denn dass ist immer besser." Früher mag dass sicher gestimmt haben, aber inzwischen sind auch einige gute Kollegen in der Branche unterwegs und oft genug muss man dann als engl. Muttersprachler feststellen, dass die deutsche Fassung teils deutlich besser als das engl. Original ist. Die Fehler fallen nur deutschen Muttersprachlern seltener auf.

    Ein professioneller Übersetzer liefert aber nicht nur einen Rohtext. Generell sollte am Text nur noch wenig zu verbessern sein. Leider ist nicht jeder Übersetzer auch ein guter Lektor, von daher fällt dies dann teilweise wieder einer anderen Person zu. Wobei Lektorat eh immer von zwei Personen erledigt werden sollte als Minimum. Bei uns teilen sich Übersetzer und Redakteur meist die Lektoratstätigkeit. Wir schlagen aber jeden Teilbereich auf unsere Kosten drauf. Bisher haben das unsere Kunden aber auch immer gerne bezahlt, denn nicht wenigen haben wir als ersten Auftrag vermurkste Übersetzungen gerettet.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

    4 Mal editiert, zuletzt von AndreMW ()

  • Übersetzung ist richtig erledigt der Transfer von Informationen aus einem Kulturkreis in den anderen und genau dass dies oft genug nicht berücksichtigt wird erzeugt nicht wenige schlechte Übersetzungen.

    Eine Übersetzung ist eben noch lange keine Lokalisierung.

  • Ein professioneller Übersetzer liefert aber nicht nur einen Rohtext. Generell sollte am Text nur noch wenig zu verbessern sein.

    Ich meinte mit Rohtext das, was Du hintendran schreibst. Also der Text, vollständig, aber nicht gesetzt, nicht formatiert (oh boy, das ist manchmal echt eine Sache, die Verlage gerne vom Übersetzer mit verlangen - Anweisungen zur Formatierung). Ohne Fehler bzw. so fehlerfrei wie möglich setzte ich voraus.
    :)

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    :jester:

  • Habe eine ältere Studie zum Thema Fachübersetzer soll/muss auch Redakteur sein. Damals 2008/2009 war der Ist-Zustand, das es wohl nötig wäre, der Soll Zustand aber ein anderer ist.


    Scheint sich bis heute ja nicht unbedingt geändert zu haben.


    trans-kom_01_02_05_schrijver_vaerenbergh_redaktionskompetenz.20081218.pdf


    Fazit also, wenn man einen Fachübersetzer nach gewünschtem Standard hat, sollte keine Reaktion mehr nötig sein. Je besser der Ausgangstext ist, desto weniger Fachkompetenz im Bereich Redaktion braucht der Übersetzer.

  • Das Spiel an sich ist dadurch nicht besser - die Regeln und Mechaniken sind ja die selben.

    Mir geht es ja auch eher darum ob es nötig ist die Regeln abzuändern. Und auch bei einer kompletten Neu-Strukturierung hole ich mir doch einen Sack Probleme ins Haus:


    • wie kann ich die Äquivalenz zum Original sicherstellen?
    • wie sortiere ich Regelklarstellungen im Original ein?
    • wie gehe ich um mit Erweiterungen die nur zum Original erscheinen?
    • wo genau finde ich den entsprechenden Part in der Originalregel bei Regelunklarheiten?

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Die Regeln werden aber doch nicht abgeändert, wie zuvor bereits gesagt. Sie werden klarer geschrieben wo sie unklar sind. Im Deutschen bindest du ja auch schon die Infos der FAQ mit ein, sofern nötig und vorhanden. Das wurde schon immer so gemacht.


    Und was soll mit Erweiterungen sein? Entweder werden diese übersetzt und veröffentlicht oder sie werden nicht veröffentlicht, wenn am Grundspiel nicht genug Interesse besteht. Ganz einfach.

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  • Und was soll mit Erweiterungen sein? Entweder werden diese übersetzt und veröffentlicht oder sie werden nicht veröffentlicht, wenn am Grundspiel nicht genug Interesse besteht. Ganz einfach.

    Erweiterungen sind wie Wetten in die Zukunft. Da ich sie ja nicht kenne während ich das Original übersetze kann ich mir durch eine Umstrukturierung da natürlich Probleme einholen.


    Beispielsweise kann eine Passage im Original, die eventuell etwas umständlich formuliert war, genau auf duese Erweiterung abgezielt haben. Oder mein überarbeitetes Kartendesign kann neue Zusatzinformationen nicht mehr aufnehmen.


    Ist dann nicht mehr ganz einfach.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Die Regeln werden aber doch nicht abgeändert, wie zuvor bereits gesagt. Sie werden klarer geschrieben wo sie unklar sind. Im Deutschen bindest du ja auch schon die Infos der FAQ mit ein, sofern nötig und vorhanden. Das wurde schon immer so gemacht.

    Das ist immer noch eine Übersetzung - so sollte es meiner Meinung nach sein.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Was hast du immer mit deiner Umstrukturierung? Nenn dann doch einfach mal Beispiele, wo sowas passiert ist und es dich am Lernen und Spielen gehindert oder dich gestört hat. Dann kann man mal konkreter drüber reden.


    Wenn eine Passage im Original umständlich oder unklar formuliert ist, dann hat man die Möglichkeit sie im Deutschen klarer zu formulieren. Das hat nichts mit jedoch nichts mit Umstrukturierung zu tun. Da selbst der Autor nicht weiß auf welche Passage im Grundspiel sich seine eventuell möglichen Erweiterungen beziehen, hat selbst er die Möglichkeit mit seiner Erweiterung diese Passage klarer zu formulieren. Wenn bereits Erweiterungen vorliegen, bindet man diese bereits beim Übersetzungsprozess des Grundspiels mit ein. Haben wir zum Beispiel bei Champions of Midgard so gemacht.

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