Der Stein des Anstoßes für diesen Thread war die kürzliche Auslieferung des Spiels "Set a Watch" und die suboptimale deutsche Regel. In dieser traten viele Fehler auf, die zum Teil das Spiel stark verfälschen und so die Spielerfahrung trüben (können). Ich für meinen Teil habe nach den ersten Seiten der deutschen Übersetzung das Lesen abgebrochen, denn ein deutsches Regelwerk war es in diesem Zustand nicht. Nach Studium der englischen Regel wurden die vielen Unzulänglichkeiten der deutschen Version erst recht deutlich. So wurden ungünstige Begriffe gewählt, die etwas anderes suggerierten, als in der englischen Fassung gemeint war, Teile falsch übersetzt oder gar gänzlich vergessen ins Regelheft zu schreiben.
Zur Verteidigung muss man sagen, dass anscheinend ein anderes Regelwerk die Vorlage bildete.
Zitat von Sven G - SpieleschmiedeWarum es Fehler immer wieder schaffen, sich durchzumogeln, kann unterschiedliche Gründe haben. Bei gemeinsamen Produktionen mit Partnerverlagen spielt oftmals die Zeit ein Thema und Deadlines, die einzuhalten sind. Bei Set a Watch kam hinzu, dass die ursprüngliche Übersetzerin aus gesundheitlichen Gründen mittendrin aufhören musste und ein anderes Übersetzer-/Lektorengespann übernommen hat. Das beides, kombiniert mit der Tatsache, dass die vom Verlag auf BGG veröffentlichten Regeln nicht denen entsprechen, die uns zur Übersetzung vorlagen, führte bei Set a Watch leider zu den Fehlern.
Ich kann trotzdem nicht verstehen, wieso hier einfach stumpf übersetzt wurde, obwohl mir die Fehler/Unzulänglichkeiten bereits beim erstmaligen Lesen auffielen. Es ist garantiert eine Frage des Preises, da ein Redakteur mit Sicherheit teurer ist ein als "einfacher" Übersetzer, aber die Spieleschmiede ist doch mittlerweile ein wichtiger Teil im Konglomerat von Happyshops. So wurden mehrere Verlage aus dem Boden gestampft, die die Spiele in der Schmiede je nach Schwierigkeitsgrad/Thema veröffentlichen.
Zitat von Sven G - Spieleschmiede[...]Für die redaktionelle Bearbeitung bei Projekten, die wir lokalisieren, ist der Hauptverlag zuständig.[...]
[...]Unsere Übersetzer sind keine Redakteure und es ist nicht deren Aufgabe, die Regeln zu ver(schlimm)bessern, denn gerade dann läuft man unserer Erfahrung nach Gefahr, Dinge zu übersehen.[...]
"Set a Watch" ist das einzige Spiel der Schmiede, welches ich zuhause habe. Zwei andere Projekte habe ich ungespielt nach der Auslieferung weiterverkauft. Die Kritik an der fehlenden - besser nicht existenten - Redakteursarbeit basiert bei mir auf diesem Regelwerk und den vielen Kommentaren zu anderen Projekten, die ich im Laufe der Zeit gelesen habe. Ich wäre definitv bereit mehr für ein Spiel zu bezahlen, wenn es dafür nicht nur übersetzt werden würde. Die Tatsache, dass das Spiel in der urpsrünglichen Kampagne mit Versand teurer war als in der Schmiede, zeigt doch, dass garantiert noch finanzielle Mittel da gewesen wäre, wenn man den Gesamtpreis der englischen Kampagne schlichtweg gehalten hätte.
Ein einzelner Redakteur würde bei dem Durchsatz an Kampagnen aber wohl nicht ausreichen, auch wenn der vermeintliche Umfang der veröffentlichten Spiele nicht immer immens hoch wirkt. Ob das dann noch wirtschaftlich wäre, ist eine andere, wenn auch wichtige, Frage.
Natürlich ist das Spiel trotzdem spielbar und garantiert hat die Schmiede schon viele gute Regeln veröffentlicht, aber wenn man einen Satz, wie den im unteren Zitat, auf die Seite der Kampagne packt, dann weckt das nicht gerade Vertrauen in die Arbeit.
Zitat von Zitat aus der Kampagnenseite der SchmiedeWir wollen mithilfe der Spieleschmiede eine komplett deutsche Version von Set a Watch veröffentlichen. Im Zuge unserer internationalen Crowdfunding-Kampagne haben wir keine Gelegenheit, uns gebührend um eine deutsche Auflage des Spiels zu kümmern, aber mit der Unterstützung der Spieleschmiede hoffen wir, unser Spiel auch in deutscher Sprache herausbringen zu können.
Dieses Zitat in Verbindung mit der Aussage, dass man an die Deadlines der ursprünglichen Kampagne gekoppelt sei, sagt doch von vornherein, dass die deutsche Version maximal mittelprächtig wird/werden kann. Das muss ich mir selbst ankreiden, da ich es genauso gut während der Kampagne so hätte lesen können und diese Information frei zugänglich war. Aber macht ein solches Konzept überhaupt Sinn?
Ich kann meinen Hut vor guter Redaktion nicht tief genug ziehen und für mich ist das Wissen um ein gutes Regelwerk immens wichtig. Nicht umsonst wurde zum Beispiel Viktor Kobilke bei ehemaligen Eggertspielen oft im gleichen Atemzug mit dem Autor des Spiels selbst genannt. Viktor Kobilke steht hier aber nur exemplarisch für all die tolle Redakteursarbeit, die in der deutschen Brettspielbranche von verschiedenen Personen bei unterschiedlichen Verlagen geleistet wird.
Für mich war es das letzte Projekt in der Schmiede, da ich diese Arbeitsweise nicht unterstützen möchte. Geht es euch bei Spielen ähnlich oder ist es euch vielleicht sogar wichtiger fünf Euro bei der Bestellung zu sparen? Aus meiner Sicht beraubt sich die Spieleschmiede durch solche Projekte und Arbeitsweisen ihrer Daseinsberechtigung.