Komplexe Spiele erklären

  • Hallöle,


    Ich weiß nicht, wie das bei euch ist. Aber ich habe hier im Umkreis ein paar Leute, die gerne Spiele spielen. Selbst kaufen sie nur ganz selten mal Spiele, also bringe ich meistens "das Material" mit. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass es also auch ich bin, der dann die Regeln lesen, verstehen, verinnerlichen und erklären muss. Grundsätzlich ist das für mich in Ordnung. Die Alternative wäre, dass wir gar nicht spielen und das will ich auch nicht. Also beiße ich in den sauren Apfel. Was mir allerdings auffällt ist, dass ich viele meiner komplexeren Spiele eigentlich selten bis nie zum Spieleabend mitbringe. Weil es mir insgesamt zu mühselig ist, die Regeln zu erklären. So landet dann doch zum 100. mal Zombicide oder Villen des Wahnsinns auf dem Tisch und doch nicht Batman oder Sentinels oder *setze hier ein komplexeres Spiel ein*. Dabei bedeutet "komplex" nicht zwingend "kompliziert", sondern eher "viele Regeln".


    Die wenigen Male, wo ich es versucht habe, sind eigentlich immer irgendwie gescheitert. Die Spiele waren dann für die Spielgruppe oft direkt "verbrannt". Manchmal sogar für mich selbst (Hellboy zum Beispiel). Das ist dann besonders schwerwiegend, wenn die Spiele nicht voll kooperativ sind, sonder kompetitiv. Da vergisst man dann vielleicht eine Regel und der Mitspieler fühlt sich unfair behandelt ("Achso! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die letzten 4 Züge ganz anders gemacht!") - und ich kann das völlig nachvollziehen.


    Habt ihr irgendwelche Tricks, wie ihr komplexere Spiele "an den Mann" bringen könnt, ohne das Regelwerk selbst komplett auswendig lernen zu müssen?

  • Also wenn mir einer in der Erstpartie blöd kommt, mit „das hast Du aber nicht erklärt, sonst hätte ich,...“ (und das ernst und nicht mit einem Augenzwinkern meint), dann meide ich diesen Spieler zukünftig. Ich bin da selbst auch total entspannt bei anderen: Wenn da mal jemand bei der Erklärung einen Bock einbaut - so what!

    Grundsätzlich aber habe ich das Glück, dass hier im offenen Spieletreff sehr viele freundliche und entspannte Mitspieler sind, bei denen es nicht zu unangenehmen Situationen kommt. Wenn ich die „Klopper“ an den Mann bringen möchte, dann suche ich einfach vorab (die Gruppe ist online organisiert) nach interessierten Leuten.

    Die allerdings einzige Chance, ums Regelstudium rumzukommen ist, wenn jemand anderes, der das Spiel vielleicht schon kennt, bereit ist, es zu erklären. Die würden mich zurecht ziemlich blöde anschauen, wenn ich da hinkomme, einen klopper auf den Tisch bringe und dann sage „so, jetzt erarbeiten wir uns die Regeln“, Das ist IMHO der absolut sicherste Weg, einen Spieleabend zu verderben.
    Also dürfte der beste Weg sein, weiterhin möglichst Regelfest zu erklären. Dabei halte ich mich aber praktisch nie an die Reihenfolge der Spielregel. Die ist IMHO in der Regel nur für das Eigenstudium sinnvoll. Eher: Das ist das Ziel, dafür gibt es Punkte, dass ist der „Motor“ des Spiels und dann geht es an die granularen Aktionen. Manchmal wird dann einfach währenddessen eine Proberunde gespielt und ggf. „resettet“ und dann geht es los.


    Viele Grüße,

    Andreas.

  • Ich lese die Regeln und wenn ich es nicht leicht erklären kann, suche ich ein deutsches gutes Regel Video raus und schicke es an meine spielgruppe.


    Dann wissen alle wie es im groben funktioniert, ich gehe dann Nur auf bestimmte Punkte ein, die in dem Video zu kurz gekommen sind...

  • ........ Punkte, dass ist der „Motor“ des Spiels und dann geht es an die granularen Aktionen. Manchmal wird dann einfach währenddessen eine Proberunde gespielt und ggf. „resettet“ und dann geht es los.

    So ist das.

    Erst mal das Ziel und den Grundmechanismus mit Rundenablauf erklären.

    Während der Züge dann die Optionen, die sich gerade ergeben.


    Wenn man am Anfang alles erklären will, hört ab der 10ten Sache eh keiner mehr zu oder hat es gleich wieder vergessen:)

  • Komplexe Spiele brauchen die passenden Mitspieler. Ist einfach so. Richtig ist aber auch: je komplexer, umso mehr Arbeit ist üblicherweise die Vorbereitung. Die ganz dicken Brocken (Lisboa, Agra, Feudum,...) erklärt man nicht einfach mal so aus dem Stegreif. Da überlegt man sich vorher, was man wie erklären will und oft genug gehört auch BGG-Recherche für Regelgrenzfälle mit dazu.

  • Also wenn mir einer in der Erstpartie blöd kommt, mit „das hast Du aber nicht erklärt, sonst hätte ich,...“ (und das ernst und nicht mit einem Augenzwinkern meint), dann meide ich diesen Spieler zukünftig. Ich bin da selbst auch total entspannt bei anderen: Wenn da mal jemand bei der Erklärung einen Bock einbaut - so what!......

    :thumbsup::thumbsup::thumbsup::!:

    ferion

  • Wichtig ist, dass die Gruppe schon mal Bock auf ein aufwendigeres Spiel hat.


    Ich sage dann gleich, dass das Spiel umfangreiche Regeln hat und es nur eine Kennlernpartie ist. Wenn das Spiel dann gefällt, wird es beim nächsten Mal wieder gespielt. Man kann mit wenig Regeln starten und den Mitspielern, wenn sie am Zug sind, erklären was sie machen können. Manchmal hilft es auch, sich vorab ein paar Notizen zu machen!!!

  • ... genug Zeit haben, entspannte Atmosphäre , eigentlich die Grundvoraussetzung . Schwierig wird es natürlich wenn nur eine begrenzte Aufmerksamkeit auf der Gegenseite vorhanden ist. Vielleicht mal über das passende Thema und/oder interessante Mechanik den Komplexitätsgrad erhöhen.. Ich habe das Glück das auch längere Erklärungen klaglos ertragen werden , und auch mal Fehler nicht zu einem Sturm der Entrüstung führen

  • Bei uns kommt sehr oft Neues auf den Tisch, dass ist sowohl meiner eigenen Neugier geschuldet, als auch von meinen Mitspielern gewünscht. Somit ist die Situation ähnlich, ich habe das Spiel und die Regeln zuhause und darf dann auch komplexe Spiele erklären. Ich halte mich bei Erstpartien an folgende grundlegende Punkte:


    - Let's play Videos: 95 % aller Spiele lerne ich selbst erst einmal nur mit Let's play Videos. Das hat nicht nur einen zeitlichen und unterhaltenden Vorteil, sondern fokussiert mich auch auf das Wesentliche und hilft mir grundsätzliche Regeln von Sonderregeln zu trennen, die grundlegende Zugstruktur im zeitlichem Ablauf zu bringen. Am Besten ganz in Ruhe z.B. direkt einen Abend vorher.


    - Regeln vorab online teilen: Man kann bei einer interessierten Gruppe von Mitspielern die Regeln auch vorab einfach mal online in die Gruppe schicken. So kann sich jeder, bereits (wenn er möchte) ein wenig einlesen und sich z.B. schon einmal mit der Zugstruktur befassen.


    - Solo probespielen: Hilfreich ist bei vielen Regelmonster einfach einen Tag vorher kurz einen halbe Stunde ein, zwei Spielrunden solo für sich selbst zu simulieren. So erkennt man selbst mögliche Stolpersteine und kann entspannt den Ablauf der Züge verinnerlichen.


    - Zeit lassen: Für eine Erstpartie plane ich die doppelte bis dreifache Zeit ein. Mehr als maximal zwei Erstpartien unterschiedlicher Spiele spielen wir nie an einem Abend. An einem bestimmten Punkt ist einfach die Konzentration der Leute am Tisch erschöpft.


    - Fehler akzeptieren: Spielfehler in Details und insbesondere bei sehr komplexen Spielen lassen sich nicht 100%ig vermeiden und sind in meinen Augen kein Beinbruch. Einfach weiterspielen und akzeptieren, dass nicht auf Anhieb alles völlig korrekt gespielt wurde.


    - Nach Zugstruktur: Bei den meisten Spielen erkläre ich in folgender Reihenfolge. 1. Spielmaterial (alles was man sieht), 2. Spielziel (worauf es ankommt) und drittens Zugstruktur. Möglich erstmal ohne Sonderfälle und möglichen Kombinationen- und Optimierungsoptionen.


    - Nicht am Anfang alle Fragen beantworten: Meine Mitspieler neigen schon bei der Besprechung der Regeln zu taktischen Überlegungen. Etwas was zu Fragen auf rein strategischer Ebene führt. Diese stelle ich lieber hinten an, und versuche nicht zu sehr in Detail zu gehen.


    - Einfach Losspielen: Die meisten Fragen und Regeln klären sich im Laufe des Spiels in der Regel von allein. Daher bemühe ich mich auch komplexe Spiele nicht zu Tode zu erklären, sondern mit den Grundlagen möglichst schnell ins eigentliche Spiel zu starten.


    - Mit oder ohne Spielanleitung: Mir liegt es Spiele selbst zu erklären, anstatt aus den Spielregeln vorzulesen. Ich nutze die Anleitung somit eher als strukturellen Leitfaden als als Lehrmittel. Die Regeln kommen im besten Fall nach dem Spielaufbau erst wieder zu Einsatz, wenn das Spiel bereits begonnen hat, und sich eine Frage zu Details bzw. Interaktion von mehreren Spielkomponenten ergeben hat.


    Versuch und Übung: Wahrscheinlich der wichtigste Tipp. Übung macht den Meister. Also, gerade am Anfang sich ruhig einfach mal trauen und sehen wie es läuft. Meist klappt nicht jede Erklärung schon am Anfang perfekt. Bei nächsten Mal wird es dann bereits flüssiger gehen ...

  • Die Probleme kenne ich. Meist darf ich die Spiele sogar nur erklären ohne selbst mitzuspielen. Ich muss die Spieler also autark machen.


    Ich versuche immer, eine Dramaturgie aufzubauen und nutze viele Beispiele.

    Im Grunde spiele ich den anderen beim Erklären meist zwei Runden vor.


    Was mir auch hilft: Als erstes erklären, was das Ziel des Spiels idt und darauf hinweisen, dass die erste Partie nicht fehlerfrei laufen wird.


    Auch wichtig: Details, die erst später im Spiel wichtig werden, aussparen, aber darauf hinweisen, wo man die Infos findet, wenn man sie braucht. Etwa Karten, die eh erst in der dritten Spielphase ins Spiel kommen.


    Und: nicht zu sehr springen, sondern eher darauf hinweisen, dass man Nebenaktion XY später erklärt, und jetzt erst mal bei der Hauptaktion bleibt.

  • Habt ihr irgendwelche Tricks, wie ihr komplexere Spiele "an den Mann" bringen könnt, ohne das Regelwerk selbst komplett auswendig lernen zu müssen?

    Nein. Bei uns gehört es zum "guten Ton", dass derjenige, der ein Spiel auf den Tisch bringt, es auch erklären kann. Es sei denn die Gruppe weiß vorab Bescheid, dass sie sich auf einen "Spiele-Lern-Abend" einlässt. Nichts ist für uns nerviger, als wenn wir in der schon knappen Zeit noch Stunden damit beschäftigt sind durch ein Regelheft zu blättern. Das ist für mich genau so unhöflich wie unerträgliche Downtime.


    Aus diesem Grund - und das ist der Startgrund für Boardgamefan gewesen - erstelle ich die Spielhilfen in erster Linie für mich selbst. Die lese ich dann vor und alle wissen Bescheid. Obendrein hilft die semantische Aufarbeitung die Themen bei Fragen zu finden. Besonders wenn wie bei Nemesis verschiedene Regeln zu einem Thema an unterschiedlichen Stellen stehen - die versuche ich dann an einem Ort zusammenzufassen, sodass man nicht springen muss.


    Es ist wie damals in der Schule: Einen Spickzettel zu schreiben ist der beste Weg zu lernen ;)


    EDIT: Wenn wir einen Lern-Abend (gemeint ist nicht "Erstpartie") veranstalten, dann weiß also jeder Bescheid, dass wir erstmal eine Stunde Regeln lesen und geben das Heft dann auch Abschnittsweise weiter und spielen die Absätze exemplarisch durch, bis sie jeder verstanden hat. Das dauert auch ein wenig, macht aber mehr Spaß als wenn alle um den Tisch herum sitzen und zuschauen, wie jemand bei Rückfragen im Heft blättert.

  • @Zombie

    Das heißt, dass Du die Spiele mitbringst, die Regeln lernst und danach erklärst und deine Mitspieler sich danach beschweren, wenn es nicht zu 100% perfekt ist? Finde ich grundsätzlich ziemlich unverschämt.

    Ich persönlich lese bei einem neuen Spiel gerne selber oder schaue mir ein Video an, weil ich es dann meistens flüssiger spielen kann. Wenn es schneller geht habe ich ja dann an einem Spieleabend auch selbst etwas davon, weil bspw. eine zweite Partie noch möglich ist. Ansonsten habe ich da aber sowieso Glück. Gerade Chris_oabling ist da immer sehr vorbildlich. Bei einem neuen Spiel wird, soweit verfügbar, die Regel in der WhatsApp-Gruppe zur Verfügung gestellt und ein Regelvideo vorgeschlagen. Dann kann jeder, der Zeit hat, sich schon einmal einlesen. Deswegen gibt es immer mal wieder kleine Fehler, aber da wird dann eher drüber gefrotzelt, dass die Siege deswegen nicht zählen 8o. Am Spieleabend selbst wird dann aber noch einmal je nach Bedarf kurz oder auch ein wenig ausführlicher erklärt und die ersten Partien eh als Lernpartien angesehen, vor allem bei komplexeren Titeln.

    Der Erklärer wird aber nie angemacht. Das wäre ja noch schöner! Der macht sich ja schon die Mühe und man könnte sich ja auch selbst einlesen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Ich schreibe mir auch oft einen Spickzettel mit Sachen, die nicht so intuitiv sind - oder irgendwelche Sonderfälle, die man im normalen Spielfluß gern vergisst.


    Ich empfehle auch bei komplexeren Spielen, das Spiel schon mal allein aufzubauen und ein zwei Runden gegen sich selbst zu spielen. Dabei merkt man ganz schnell ob noch etwas unklar ist und die Regeln bleiben auch besser im Hirn.


    #Hellboy

    Zu dem Spiel habe ich kleine Spielerhilfen mit den einzelnen Phasen geschrieben. Leider liegt dem Spiel nicht ähnliches bei. Die helfen mir selbst beim Solospiel, wenn ich nach einer Pause nicht schon wieder alles lesen will.

    Einmal editiert, zuletzt von jorl ()

  • Weil es mir insgesamt zu mühselig ist, die Regeln zu erklären. So landet dann doch zum 100. mal Zombicide oder Villen des Wahnsinns auf dem Tisch und doch nicht Batman oder Sentinels oder *setze hier ein komplexeres Spiel ein*. Dabei bedeutet "komplex" nicht zwingend "kompliziert", sondern eher "viele Regeln".


    Mühselig in sich, oder mühselig, weil du wegen der unten genannten Reaktionen schon von vornherein verkrampfst und Angst hast, dass was schief geht?


    Zitat

    Die wenigen Male, wo ich es versucht habe, sind eigentlich immer irgendwie gescheitert. Da vergisst man dann vielleicht eine Regel und der Mitspieler fühlt sich unfair behandelt ("Achso! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die letzten 4 Züge ganz anders gemacht!") - und ich kann das völlig nachvollziehen.


    Kann ich nicht nachvollziehen - Leute, die wegen eines "honest mistake" sauer sind, sind mMn nicht zum heiraten - äh, als Mitspieler geeignet. Vor allem wenn es soweit geht, dass deswegen das Spiel "verbrannt" ist. Da kann ich deine Unlust, es weiter mit komplexen Titeln zu versuchen, gut verstehen.


    Zitat

    Habt ihr irgendwelche Tricks, wie ihr komplexere Spiele "an den Mann" bringen könnt, ohne das Regelwerk selbst komplett auswendig lernen zu müssen?


    Letztendlich müssen die Spieler diese komplexeren Titel auch spielen WOLLEN. Und dann müssen sie das Risiko eingehen, dass zu Beginn Fehler passieren können. Jedem.

    Ich würde da mit offenen Karten spielen "Hallo Leute, ich hab mein bestes gegeben und bin, glaube ich, regelfest, aber WENN mir etwas durchrutscht, nicht sauer sein, ja?" Wenn sie sagen: "Doch!" dann guck halt, ob es dir das trotzdem wert ist. Es ist ja genauso möglich, dass du dich zu deren Vorteil irrst. Und/oder zum eigenen Nachteil.


    Vielleicht auch zu Beginn klarmachen, was in einem solchen Falle unternommen wird; "ab jetzt" korrekt spielen? Die Regel für diese eine Partie weiter falsch auslegen und beim nächsten Mal richtig machen? Versuchen, alle Aktionen rückgängig zu machen, bis zu dem Moment, an dem der Fehler passiert ist - falls das möglich ist? Wenn du im Vorhinein das alles klärst und jeder einverstanden ist, dürfte es kaum noch Grund zu meckern geben. Was nicht heißt, dass manche Leute nicht trotzdem meckern, ist klar.


    Als Tipp: Ich würde versuchen, wenigstens so regelsicher zu werden, dass ich weiß, wann ich lieber nochmal etwas nachschlagen sollte. Es ist ja nicht schlimm, wenn du gleich sagst, dass du dich ab und an nochmal der Richtigkeit des Gespielten versichern musst, zumindest in Details. Wichtig ist eben zu wissen, WANN du nachschlagen musst. Gut sind auch, wie Mafti sagte, selbst erstellte Spielhilfen.

    I wish I had a friend like me

  • Da vergisst man dann vielleicht eine Regel und der Mitspieler fühlt sich unfair behandelt ("Achso! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die letzten 4 Züge ganz anders gemacht!") - und ich kann das völlig nachvollziehen.

    Da kann ich dich beruhigen: Sowas haben komplexe Spiele an sich. Selbst wenn Du alles auf dem Schirm hast, wird dieser Satz irgendwann kommen. Manchmal kommt das dann selbst, wenn ich einen Satz 4x in der Erklärung gesagt habe. "Das wurde nie erklärt!" ;)


    Komplexe Spiele brauchen eine Lernpartie. Gerade deshalb habe ich die wirklich wichtigen Dinge in den Spielehilfen markiert bzw. hervorgehoben. Aber es nützt einfach nichts, je komplexer das Spiel, desto unwahrscheinlicher, dass man in der ersten Partie alles im Blick hat und gut spielt. Aber ehrlich gesagt ist ja diese Tiefe gerade der Grund, warum man diese Spiele spielt. Einen Titel, den ich nach der ersten Partie schon voll im Griff habe, kommt wohl selten noch auf den Tisch. Außer er bietet was anderes spannendes, wie VdW oder Bloodrage.


    Versuch dir die Regeln zuvor draufzuschaffen und verdeutliche den anderen, dass sie in der ersten Partie wohl nicht gut spielen werden. Einfach weil das Spiel erstmal "erkunded" werden möchte. Damit wird aber auch jede weitere Partie spannend bleiben.


    Der Umkehrschluss ist ja ganz logisch: Die Leute haben keine Lust über eine Stunde Regeln zuzuhören oder zu lesen und dann muss dieser Brocken auch noch gespielt werden und macht nichtmal Spaß, weil man die Hälfte schon wieder vergessen hat und sowieso nicht gewinnt. Klar, dass da mal ein Spiel "verbrannt" wird. Aber das musst Du mit guter Vorbereitung umgehen. Wenn es dir im Kopf nicht gelingt, dann mach dir ruhig Notizen. Bei meinen Spielehilfen gehe ich so vor, dass ich jeden Abschnitt versuche so kurz wie möglich zusammenzufassen. Das beginnt in Stichworten und du wärst überrascht, wie viel Text man mit 1-2 Sätzen zusammenfassen kann. Regeln sind ja immer für den DAU geschrieben (dümmsten anzunehmenden User) und müssen Wasserdicht sein. Was ich aber zusammenschreibe ist eine Gedankenstütze um solche Regeln im Gedächtnis zu halten. Die dann so sauber zu schreiben, dass man anderen damit ein Spiel erklären kann, ist eine Aufgabe an der ich aber auch noch arbeite. Aber ab und zu funktionierts :)


    Regeln lernen und Spieleabende sind einfach zwei unterschiedliche Dinge.

  • Viel wurde schon gesagt, was ich z.B. nicht mag ist, wenn sich der Erklärer in "Kleinkram" oder zuviel Fluff verliert. Kurz, knackig und auf dem Punkt - Bewegung kostet hier 2 Punkte, dort 3 und da 4. reicht völlig. Das bei starkem Regen der Boden immer sumpfiger wird und dadurch das vorankommen behindert, ist jedem klar. Nätürlich kann man auf Regenwürmern auch mal ausrutschen...sowas eben...

    Auch in Etappen erklären, dann erstmal ins Spiel einsteigen, alles weitere kommt dann zum gegebenen Zeitpunkt, ist auch hilfreich bei aufbauenden Spielen - SpaceCorp fällt mir da z.B. ein. Zu Beginn völlig irrelevant wie das nun mit den Kolonien auf dem 3. Board funktioniert. Man steigt schneller ins Spiel ein und kann den Aufmerksamkeitslevel zwischendrin hoch halten.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Das unterschreibe ich sofort! Ich denke, ein erster grober Überblick, die Phasen im Groben erklären und Details dann später noch einmal aufgreifen. Wer direkt in Phase 1 von 6 Phasen, schon die Unteraktionen und Details erklärt, der überfordert nur den Erstspieler. Der kann die Infos ja gar nicht verarbeiten bzw. einordnen.


    Wichtig ist aber, das man das Spiel in seinen Grundzügen beherrscht. Wer mehr im Regelheft nachschlägt als frei erklärt, der zieht den Zuhörer runter.

    Ich würde das Spiel auch zu Hause, falls man noch unsicher ist, ein paar Runden mal selber spielen. Ich finde ein Spiel lässt sich wesentlich besser erklären, wenn man praktische Erfahrung hat. Vor allem merkt man dann, wo es hakt beim eigenen Verständnis.

  • Torlok

    Kann es sein, dass bei dir das Motto „Zeit ist Spiel“ vorherrscht?

    Manchmal ist es doch ganz schön, wenn thematisch erklärt wird, warum eine Regel so und nicht so ist. Dann kann man dem Abstraktionsgrad besser folgen und manchmal lernt man nebenbei noch was.
    Außerdem hält man so das Aufmerksamkeitsniveau eher hoch, als mit einem Stakkato an Informationen. Man muss so später eher nochmal wiederholen, was dich ja eh mehr nervt;)

  • .. natürlich sollte man bestmöglich vorbereitet sein, und das Spiel selbst schon verstanden haben. Eine eigene Erklärstrategie sollte ebenso vorhanden sein, wann muss ich was erklären bzw. wann werden welche Mechanismen wichtig.. den roten Faden nicht verlieren. Vorlesen des Regelheftes geht nun mal gar nicht ( einzelne Stellen zitieren schon .. ) . Aber das setzt leider trotzdem ein grundlegendes Interresse der Spielpartner voraus, also schon lieber mal vorher kundtun wie toll das Spiel und das Spielerlebnis ist... wenn es sein muss halt häufiger zu Sprache bringen. ( „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss" ) 😎

  • Ich bereite die Regelerklärung vor, als wäre es ein Vortrag den ich halten muss. Sprich ich hab ein Skript, was ich im einfachsten Falle von Hand runtergeschrieben habe. Als Patreon von Heavy Cardboard habe ich zusätzlich Zugriff auf seine Teaching Skripte, an die ich mich manchmal halte.


    Wichtig ist, das vorab klar ist, was gespielt wird und wie lange die Regelerklärung wird. Wenn hier nicht jeder am Tisch d'accord ist, lassen wir es besser.

    Und es ist wichtig zu wissen, wie viel man von einem Spiel erklärt, und was man im Laufe des Spieles erklären kann. Hierbei ist zudem wichtig, ob man sich drauf einigen kann, dass die erste Partie zum Lernen da ist, und man sogar vielleicht bereit ist, nach 2-3 Spielrunden das Spiel nochmal neu zu starten.


    Als letzten Tipp: Wenn das Spiel es hergibt (Beispiel Lisboa) versucht die Regeln beim Erklären mit dem Thema zu verbinden. Das Würfel weggenommen werden müssen, bevor gebaut werden kann, kann man schon mal vergessen. Aber das nach einem Erdbeben erstmal das Geröll beiseite geräumt werden muss, bevor was neues gebaut werden kann. Das vergisst man nicht.

  • Kann es sein, dass bei dir das Motto „Zeit ist Spiel“ vorherrscht?

    Sagen wir mal so - insbesondere Dienstags ist Zeit ein knappes Gut (die Location schliesst um 22:00 Uhr), da möchte ich auf umfangreiche Erklärorgien lieber verzichten und auch nicht hören. Konzentration aufs wesentliche bringt dann allen mehr, vor allem mehr Spielzeit. Es ist schon frustierend, die letzte Runde unverrichteter Dinge abbrechen zu müssen anstatt im Vorfeld etwas straffer agiert zu haben.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Torlok

    Das ist mir in diesem Fall absolut bewusst. Deswegen das modifizierte Zitat.


    @dawue

    Zu deinem letzten Absatz. Auf jeden Fall. Geht bei AT-Spielen leichter als mit Euros.

    Erst diese Woche wieder bei meiner Erstpartie Troyes bemerkt. Ich kann nachvollziehen, warum es einige Leute so begeistert, aber sowas von knochentrocken. Bei der Erklärung war es ja kaum möglich Gedankenbrücken zu schlagen. „Für was steht der gelbe Würfel? Ach ja den kann ich auch in rote Würfel umwandeln“ warum auch immer? Da fehlt die Immersion.

    Da frage ich mich bei solchen Spielen immer, warum treffe ich mich mit Freunden, um alleine vor mich hin zu puzzeln? So was kann man doch auch Online zocken.

  • ...


    Wichtig ist aber, das man das Spiel in seinen Grundzügen beherrscht. Wer mehr im Regelheft nachschlägt als frei erklärt, der zieht den Zuhörer runter.

    Ich würde das Spiel auch zu Hause, falls man noch unsicher ist, ein paar Runden mal selber spielen. Ich finde ein Spiel lässt sich wesentlich besser erklären, wenn man praktische Erfahrung hat. Vor allem merkt man dann, wo es hakt beim eigenen Verständnis.

    Ich halte es für essentiell, dass man das Spiel selbst erstmal allein spielt. Muss ja nicht komplett durchgespielt werden, aber immerhin so viel damit man ein Gefühl für das Spiel bekommt. Optimalerweise sage ich auch immer etwas zu der Wertigkeit von Aktionen und wie wichtig verschiedene Dinge sind. Ich habe schon den Anspruch ein Spiel so zu erklären, dass die Leute danach wissen wie es funktioniert und wie sie das Spiel angehen könnten. Das fördert den Spielspaß enorm.

    Erklärer, die mehr Zeit beim Erklären damit verbringen in der Anleitung zu lesen als frei zu sprechen, sollten es bleiben lassen. So ist das Zuhören, grade bei komplexen Spielen, eine Qual.

  • Ist schon oft angeklungen, dass man im Vorfeld selbst fit mit dem Spiel ist, was aber nicht daran hindert mit bestem Kumpel zusammen das Spiel zuentdecken...bzw. in gegenseitigem Einvernehmen zu Verstehen und zu zocken.


    Wichtig für mich: die Leute am Tisch müssen Bock haben auf das Spiel! Zumindest auf diese oder jenes, wenn wenig Zeit oder aber eben nicht die zum Spiel "passenden" Leute dann nehme ich ein einfacheres.


    Und noch eines: einige Spiele bedürfen eine Lern- bzw. Entdeckungskurve. Auch das muss den Mitspielern klar sein.


    Und nur das Spiel rein sachlich zu erklären hilft nicht immer, bildhafte Erklärungen fördern das Verständnis (Bsp: Brass Birmingham...warum Eisen kein Transportweg benötigt im Spiel?!)


    Aber das Wichtigste ist die 100%ige Muse dem/der gegenüber das Spiel zu spielen, entdecken und Freude daran zu haben! Dann macht auch das Erklären Spaß!

    Einmal editiert, zuletzt von GixGax ()