Geschlechterrepräsentation im Brettspiel

  • Mir ist das Geschlecht vollkommen egal, ich spiele immer "den" Zauberer. Für meine Tochter käme es aber gerade nicht in Frage mit einem männlichen Charakter zu spielen, für meinen Sohn käme ein weiblicher nicht in Frage. Ich denke Spiele für diesen Altersabschnitt können7sollten dieser Entwicklungsphase bei Kindern ruhig Rechnung tragen.

    Eigentlich schade das gerade Grundschulkinder schon solch anerzogen und angelernten Rollenbilder von sich haben und auch ausleben. Es gab mal eine Dokumentation mit Collin auf MDR oder so wo versucht wurde mit den Grundschulkindern aus dem Rollenbild auszubrechen. Jungs durften Reiten, Mädchen Kampfsport machen usw. Das klappte auch gut bis die Kinder Fußball spielen sollten.


    Statt Gemischte Mannschaften zu bilden um zwei gleichstarke Teams zu bilden haben sich alle Kinder dazu entschieden Geschlechter getrennt zu spielen. Was ganz gut zeigt wie sehr dieses Bild von Mädchen und Jungs Sachen durch Erziehung und Gesellschaft bereits in diesem jungen Alter geprägt wurde.

    Ich frage mich ob eine Geschlechterneutrale Erziehung ohne Klischees überhaupt praktiziert bzw aufgrund äußerer sozialer Umstände und modernen Medien überhaupt möglich ist.

    Also ich kann zumindest sagen, dass meine Kinder es nicht so vorgelebt bekommen und sich zum Teil trotzdem so verhalten. In Bezug auf Sport eigentlich nicht, da machen sie beide das gleiche. Aber ich rolle regelmäßig mit den Augen, wenn von meiner Tochter solche Sachen kommen, wie: Bei der Feuerwehr arbeiten nur Männer/das ist nur etwas für Jungs. Aber ihr Bruder darf immerhin auch mit Puppe spielen, er muss dann immer der Papa sein :D

    Schon ein Fortschritt gegenüber meiner Kindheit, da hieß es noch Jungs spielen nicht mit Puppen...

  • Auch in den Kaufmannsgilden waren viele Mitglieder weiblich und aktiv tätig.

    Rein interessehalber ... War das nicht nur der Fall, wenn die besagte Frau gerade verwitwet war, weshalb sie in dieser Zeit die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes übernehmen durfte? So war zumindest bisher immer meine Information, insbesondere zu den Zünften im 15. und 16. Jahrhundert.

    Gerade zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert (Übergang Mittelalter/ Neuzeit) verändern sich Zünfte sehr stark.

    Es kommt auch regional darauf an und von welchem Zunfttyp wir sprechen.

    Bei den Fernhandelgilden war das, wie von dir beschrieben, häufiger so. (Mein Eindruck)

    Bei den "lokalen" Gilden, wie den Krämern, waren durchaus Frauen als Vollmitglieder dabei. Alles was mit Tuch/ Seide zu tun hatte waren Frauen sowieso voll involviert.

    Außerdem, wenn Frauen an Stelle des verstorbenen Mannes treten sollen/ dürfen, spricht das ja auch dafür, dass sie vorher mitgearbeitet haben müssen. Man stellt ja keine total unerfahrene Person auf diese wichtige Position. Das ist aber eher ein rechtliches Problem bzw. Fragen und nicht unbedingt ein Kriterium für den Ausschluss von Frauen. Die meisten Quellen aus dieser Zeit sind ja Rechtstexte.

    Ein anderer Hinweis für die Vollmitgliedschaft:

    In manchen Zunftordnungen steht auch drin, dass Männer und Frauen einen Harnisch für die Verteidigung zu stellen haben. Nur Zunftmitglieder sind in das städtische Militärwesen eingebunden. Also besaßen Frauen auch die Vollmitgliedschaft.


    Allerdings und woher wohlmöglich unsere Bilder von frauenfreien Zünften, bzw. "Frauen nur im Haushalt" stammen könnte:

    In den Trinkstuben/Stubengesellschaft waren Frauen meistens ausgeschlossen. Diese waren immer Zünften zugeordnet und wenn man einer Zunft beitrat musste man gleichzeitig auch einer Trinkstube beitreten. Aus diesen wurden die Vertreter für die Räte und die Zunftmeister gewählt. Daher sind (mir) keine weiblichen Ratsmitglieder bekannt.

  • Also ich kann zumindest sagen, dass meine Kinder es nicht so vorgelebt bekommen und sich zum Teil trotzdem so verhalten.

    Ich bilde mir ein, dass das bei uns auch so ist. Trotzdem kommen meine Jungs mit hanebüchenen Vorurteilen aus dem Kindergarten. Muss vielleicht auch mal sein, aufgrund Identitätsentwicklungen? Keine Ahnung warum?

    Ich musste aber auch einsehen, dass der Einfluss seiner Kumpels auf sie mindestens genauso so einflussreich ist wie meiner. Schönes Beispiel ist die Farbe rosa. Mein Ältester ist der Meinung rosa sei eine Mädchenfarbe und daher absolut hässlich. Mein Einwand, dass rosa früher die Jungenfarbe war gilt bei ihm nicht. O-Ton: "Waren das früher alles schlappe Eier?" :$ Und das von einem, der lieber (Auto) fährt als läuft :D

  • [Mod] Bitte bleibt beim Thema "Geschlechterrepräsentation im Brettspiel". Betonung auf "IM BRETTSPIEL". Wer Geschlechterrollen allgemein diskutieren möchte, möge das bitte in RSP tun. Sonst wird die Diskussion hier ganz schnell toxisch. -- MP

  • Lustig zu lesen, dass dieses Thema immer wieder besonders von Männern heiß diskutiert wird. Mich als Frau stört es beim Spielen wenig, wenn die männlichen Rollen überwiegen, ich spiele aber auch gerne mal einen weiblichen Charakter, sofern einer da ist und das gut zur Story passt.

    Bei meinen MitspielerINNEN ist das ebenso und ich habe noch nie wahrgenommen, dass sich irgendwer daran gestört hätte.

    Auf Teufel komm raus weibliche Rollen zu schaffen, um ein vermeintliches Gleichgewicht herzustellen, wenn es nicht zum Spiel oder der Geschichte passt, halte ich für unnötig.

    Im Gegenteil sind uns eher diese in Genderform abgefassten Spielregeln wie bei Porta Nigra und Blackout Hng Kong negativ aufgestoßen, weil es einfach den Lesefluss hemmt und keinen Mehrwert bringt. Es ist einfach nur sprachlicher Humbug, der keinen Beitrag leistet, etwas in irgendeiner Form zu verbessern. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn es wird dadurch ins Lächerliche gezogen.

  • Ich meine "in game".


    Also zB dass in #Andor die Helden einfach zweiseitig sind, und jeder sie auf die Seite drehen kann, die er eher spielen will.

    Oder dass im Schach die Dame die einzige anwesende Frau ist.

    Das war aber nicht immer so...die "Dame" war mal ein "Berater" und/oder Wesir der dem König zur Seite stand.

    5 Mal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Bei meinen MitspielerINNEN ist das ebenso und ich habe noch nie wahrgenommen, dass sich irgendwer daran gestört hätte.

    Also meine Frau und die beiden Töchter, die schon spielen (die Kleinste ist noch zu klein) legen extrem großen Wert auf weibliche Rollen im Spiel.

    Hat sogar dazu geführt, dass Colt Express bei uns nicht mehr gespielt wird, weil dort (ohne Erweiterung) nur zwei weibliche Charaktere verfügbar waren. Nicht genug für drei.

  • @DanielRausE

    Ich verstehe nicht, auf welchen Teil des Zitats sich deine Aussage bezieht bzw was du damit sagen willst.

    Was mich irritiert hat, steht nach dem zitierten Teil und hat rein gar nichts mit deinem Beitrag zu tun.


    bernsteinkatze

    Ich habe keinerlei Ansprüche, ein Vorreiter des Feminismus oder der Bezwinger des generischen Maskulinums zu sein, aber das heißt nicht, dass das Thema nicht interessant oder wichtig ist. "Belustigend" finde ich das nicht.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

    2 Mal editiert, zuletzt von PeterRustemeyer ()

  • Das Computerspiel Skyrim hat nahezu vollständige Gleichberechtigung: Frauen kämpfen wie Männer, sind Jarls, Carls und Schmiede wie Männer, treten ungefähr gleich oft auf, sei es nun als namhafter NPC oder zufällig generierter Gegner. Alle heiratswilligen NPCs sind bisexuell, es ist ihnen völlig egal, ob du einen Mann oder eine Frau spielst (wobei ich an dieser Stelle eher Developer-Faulheit unterstelle).


    Dennoch hat mich das Spiel massiv irritiert, als ich es vor ein paar Monaten wieder ausgegraben habe.

    Die Frage ist warum uns das so irritierend erscheint!? Bspw. wurde in der Anleitung zu "Porta Nigra" ausschließlich die weibliche Form verwendet, es gibt nur Spielerinnen. Prompt fragte mal jemand in einem Forum ob MANN das auch spielen darf oder was das soll...aber wie oft ist es denn andersrum ohne das jemand ein Störgefühl hat?

    Tut mir leid, wenn ich da reingrätsche & abwürge: Dieses Thema wurde in Längen bereits hier diskutiert:

    Nutzung von Geschlechtern in Spielregeln

  • Ich kann das ganz gut beobachten, ich bin Vater von Zwillingen, ein Junge und ein Mädchen. Die beiden sahen "früher" gar keinen Unterschied zwischen sich, mein Sohn wollte auch gerne mal ein Kleid anziehen (Durfte er auch) weil das beim Tanzen so schön fliegt usw. Haben wir auch nie ein Problem mit gehabt. Dennoch gibt es mittlerweile Situationen (jetzt werden die beiden bald 5 Jahre) bei denen es oft heisst: "Ne,das will ich nicht, das ist für Mädchen" oder umgekehrt. Wann das kam und woran das lag kann ich gar nicht sagen. Dennoch ist es aber so, dass gerade gestern mein Sohn auch mit den schminksachen seiner Schwester spielt, und auch mit Ihren Puppen, während sie auch gerne und gut rauft usw.

    Einmal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • @DanielRausE

    Ich verstehe nicht, auf welchen Teil des Zitats sich deine Aussage bezieht bzw was du damit sagen willst.

    Ich weis wiederum nicht auf welches Meiner Aussagen du dich bezisht, habe jetzt ein wenig aufgeräumt bzw. auch koemmntare gelöscht, die sich nicht auf Spiele beziehen.


    letztendlich ging es mir nur um

    Oder dass im Schach die Dame die einzige anwesende Frau ist.

    Dazu mein Kommentar: Das Schachspiel hat sich Historisch entwickelt. Die Dame ist nur im Moment eine Dame. Es gab mal Zeiten da war die Dame keine Dame sondern ein Berater und/oder Wesir. Übrigens so, wie fast alle Figuren im Schach mal was anderes waren. Und auch anders zogen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Hab ich eh gelöscht, da es hier ja nicht um SpielANLEITUNGEN geht.

  • also bei uns ist das ähnlich wie bei Mutter . Meine Frau, die ähnlich viel spielt wie ich, legt schon viel Wert auf weibliche Rollen. Warum auch nicht? Umgekehrt würde ich es auch seltsam finden, wenn ich ein Spiel auspacke und es wären nur weibliche Rollen vorhanden...
    Sind in einem Fantasy-Spiel keine Frauenrollen vorhanden, hat das Spiel bei ihr schon ein dickes Minus. Kommt einfach dann weniger auf den Tisch. Bis jetzt ist das zum Glück noch kein Kaufargument.
    Bei Spielen wie z.b. Hannibal vs Rome erwartet sie natürlich keine weiblichen Rollen.


    Bei mir stellt sich eine andere Frage bzgl. des Desigs.
    Mache ich es mir einfach wie Andor und bedrucke Vorder- und Rückseite?

    Mache ich es aber so wie bei Spielen wie z.b. Imperial Assault habe ich möglicherweise zusätzlich Balance-Probleme um eine ausreichende Bandbreite an unterschiedlichen Charaktertypen, jeweils männlich, weiblich anzubieten.

  • Lustig zu lesen, dass dieses Thema immer wieder besonders von Männern heiß diskutiert wird. Mich als Frau stört es beim Spielen wenig, wenn die männlichen Rollen überwiegen, ich spiele aber auch gerne mal einen weiblichen Charakter, sofern einer da ist und das gut zur Story passt.

    Bei meinen MitspielerINNEN ist das ebenso und ich habe noch nie wahrgenommen, dass sich irgendwer daran gestört hätte.

    Auf Teufel komm raus weibliche Rollen zu schaffen, um ein vermeintliches Gleichgewicht herzustellen, wenn es nicht zum Spiel oder der Geschichte passt, halte ich für unnötig.

    Im Gegenteil sind uns eher diese in Genderform abgefassten Spielregeln wie bei Porta Nigra und Blackout Hng Kong negativ aufgestoßen, weil es einfach den Lesefluss hemmt und keinen Mehrwert bringt. Es ist einfach nur sprachlicher Humbug, der keinen Beitrag leistet, etwas in irgendeiner Form zu verbessern. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn es wird dadurch ins Lächerliche gezogen.

    Also dem stimme ich als Frau gar nicht zu. Mich stört es schon und ich finde auch, dass das mit den Spielregeln in die richtige Richtung geht, wobei einfach eine geschlechtsneutrale oder eine beiderseitige Ansprechung besser ist. Und warum sollten Frauen nicht zu einer bestimmten Geschichte passen? In Geschichtsspielen vielleicht, aber warum bei Fantasy oder anderen Themen? Frauen können genau so stark sein.

    Sind in einem Fantasy-Spiel keine Frauenrollen vorhanden, hat das Spiel bei ihr schon ein dickes Minus. Kommt einfach dann weniger auf den Tisch. Bis jetzt ist das zum Glück noch kein Kaufargument.
    Bei Spielen wie z.b. Hannibal vs Rome erwartet sie natürlich keine weiblichen Rollen.

    Das dagegen unterschreibe ich so!

    Bitte Rechtschreibfehler ignorieren :S

    Tippe oft mit Handy in der einen Hand und Baby in der anderen :danke:

  • Ich störe mich Null an solchen Sachen. Ob da Spieler oder Spielerinnen in der Anleitung steht, ob da männliche oder weibliche Charaktere mitwirken...ist mir völlig hupe.


    Ich bin aber auch in der komfortablen Situation, mich mit dem Thema beruflich nicht befassen zu müssen (Führungsposition, gleiche Bezahlung da Verwaltung). Wenn das anders wäre, wäre ich bei dem Thema auch privat eventuell etwas unentspannter.


    Nichtsdestotrotz, für meine Begriffe kann man da bei unserem Luxushobby durchaus mal ein Auge zudrücken. Und zwar in beide Richtungen! Weder groß schimpfen, wenn Autor und Verlag sich für Genderneutralität entscheiden, noch groß aufregen, wenn es nicht getan wird. Wichtig ist doch eigentlich nur, dass das Spiel rockt :punk:


    Wenn man für Gleichberechtigung kämpfen möchte, gibt es in meinen Augen sinnvollere Möglichkeiten, als ein Brettspiel deshalb abzulehnen.

  • Mich gruselt jeglicher Sprachmissbrauch. Als Mitglied der schreibenden Zunft hat mein Vater stets sehr auf korrekte Aussprache und Grammatik geachtet, das hat mich nachhaltig gepraegt. Ich faende es gut, wenn Anleitungen, Texte, Spiele auf den kuenstlichen Neusprech verzichten und einfach mehr die weibliche Form verwenden. Weniger Brechstange, mehr Selbstverstaendlichkeit bewirkt meiner Meinung nach eher langfristige Veraenderungen. Mir faellt da gerade Tim Fowers ein, der hat immer einen schoenen Character-Mix in den Spielen, wenn auch mit einem Augenzwinkern. :)

  • Ich finde nicht das Thema belustigend, fand es nur lustig, dass bis zu meinem Beitrag ausschliesslich Männer darüber diskutiert haben. Das ist weder eine Wertung noch möchte ich das Thema ins Lächerliche ziehen. Ich denke, ich bin zur Genüge auf den Rest eingegangen. Wenn es zum Spiel passt, finde ich das prima, aber wenn es - wie diese Gendersprache - an den Haaren herbeigezogen wirkt, finde ich es nicht gut.

    Es kommt, wie Fluegelschlaegerin weiter oben erwähnt hat doch in erster Linie darauf an, dass das Spiel an sich gut ist! Da ticke ich ähnlich! Die Verteilung der Figuren ist für mich dann eher nebensächlich.

  • PeterRustemeyer Ich wurde anlässlich eines Kommentars (über dieses Schaf auf dem Cover von Das Tiefe Land) auf folgenden Blogeintrag aufmerksam gemacht: The Cardboard Republic » Gender Representation in Board Game Cover Art‏ Da hat jemand die Cover der BGG Top 20 und Top 100 der letzten paar Jahre in Bezug auf die Verteilung der Geschlechter (und Schafe) analysiert. Ich habe das selber aufgrund mäßigen Interesses nur überflogen, aber ich glaube, das geht in die Richtung dessen, was Du suchst.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.