Genotype: A Mendelian Genetics Game

  • Ist das so ne Art Trismegistus für Gärtner? :lachwein:

    Meine derzeitigen Lieblingsspiele:

    1. Revive
    2. Die verlorenen Ruinen von Arnak
    3. Woodcraft

    geplant für 1. Quartal '23: Shogun no Katana, Final Girl, Pessoa, Golem, Oltree

    Top all-time Euro's:

    Top all-time Thematic :


  • Ich muss zugeben, dass das Spiel anfängt mich zu begeistern, auch wenn es nur 2 Videos dazu gibt. Ist hier auch jemand eingestiegen? Der Designer hat ja schon ein paar Spiele gemacht, die nicht unerfolgreich waren.

    Meine derzeitigen Lieblingsspiele:

    1. Revive
    2. Die verlorenen Ruinen von Arnak
    3. Woodcraft

    geplant für 1. Quartal '23: Shogun no Katana, Final Girl, Pessoa, Golem, Oltree

    Top all-time Euro's:

    Top all-time Thematic :


  • Vor kurzem erreichte mich die Collector's Edition des Spiels. Wir haben bis dato 4 Partien (2er und 3er Runden) gespielt.


    Box Cover


    Rückseite vom Spielbrett


    Den wissenschaftlichen Hintergrund an dieser Stelle näher zu erklären, verzichte ich mal.

    Dem Spiel liegt neben dem Regelheft ein zweites Heft bei, in welchem auf gut 10 Seiten der historische wissenschaftliche Hintergrund zu Gregor Mendel, seinen experimentellen Beobachtungen an Erbsenpflanzen, Kreuzungsversuchen auf prägnante und ich denke auch für Laien mit Schulwissen gut verständliche Art und Weise dargelegt werden und wie diese Aspekte mit den Inhalten des Spiels und einigen Aktionen verknüpft sind.


    Mechanisch betrachtet haben wir es im Kern mit einem Worker-Placement Spiel zu tun. Das Spiel wird über 5 Runden gespielt. Der Spieler mit den meisten erzielten Punkten in der Endabrechnung gewinnt das Spiel. Ich würde Genotype als mittelschweres Eurogame bezeichnen.


    Eine wichtige zusätzlich ins Spiel integrierte Mechanik ist das Dice Drafting, mit dem die 4 verschiedenen zu untersuchenden Merkmale (Erbsenform, Blütenfarbe, Schotenfarbe, Pflanzenhöhe) von ausgesäten Erbsenpflanzen (in Form von auf dem eigenen Player Board ausliegenden Karten) validiert werden. Die Würfel symbolisieren dabei die Genotypen der Nachkommenschaft in der F1 Generation. Habe ich alle Merkmale einer oder mehrerer vor mir ausliegenden Erbsenpflanzen validiert, kann ich diese Pflanze(n) mit einer WP-Aktion ernten und bekomme für diese Karte in der Endabrechnung entsprechend Punkte. Einfach ausgedrückt, je mehr Merkmale zu validieren sind (max. 4), desto höher die zu erzielende Punktzahl.


    Mit einer anderen WP-Aktion im Spiel kann der Genotyp der Elterngeneration verändert werden, wodurch der Spieler die Wahrscheinlichkeit entsprechend dem Rekombinationsquadrat (vom Genetiker Reginald Punnett entwickelt) für einen bestimmten Genotyp in der F1 Generation zu seinen Gunsten verändern kann.


    Als dritte Mechanik finden wir im Spiel auch noch Set Collection, da es Felder auf dem Spielbrett gibt, mit denen sich jeder Spieler ein phänotypisches Forschungsziel (bspw. nur Pflanzen mit runden Erbsen zu züchten) setzen kann, welches nur er exklusiv verfolgen kann. Es gibt insgesamt 8 solcher Felder

    Bedeutet mechanisch runtergebrochen, neben der Punktzahl für das Validieren aller Merkmale einer Pflanze, sammelt man über dieses Forschungsziel weitere Punkte, wenn man möglichst viele Pflanzen mit diesem einen Merkmal gezüchtet hat (hier im Beispiel nur Pflanzen mit runden Erbsen).


    Der Spielablauf gliedert sich bei Genotype in 4 Phasen:


    1. Worker-Placement-Phase

    Jeder Spieler startet ein Partie mit 3 Aktionsmarkern und setzt reihum einen Marker auf eine von 10 möglichen Aktionen. Manche Aktionen davon sind im 2-/3-Spielerspiel nur einmalig belegbar. Erst im 4-Spielerspiel steht in dem Fall ein weiteres Feld für diese Aktion zur Verfügung.

    Im Detail möchte ich nicht weiter auf alle Aktionen eingehen.


    2. Pflanzenzüchtungs-Phase

    Zu jedem der 4 Genotypen der Elterngeneration stehen jeweils 5 Würfel in unterschiedlichen Farben mit 5 unterschiedlichen Symbolen (I-IV entsprechend dem Punnett Quadrat sowie einem Chromosomensymbol für de novo Mutationen) zur Verfügung.

    Zunächst werden alle 20 Würfel gewürfelt und entsprechend ihrem Ergebnis und dem Punnett Quadrat auf die Genotypen der Nachkommenschaft verteilt. Würfel, die das Symbol de novo Mutation zeigen werden einmalig neu gewürfelt und erst bei erneutem Mutationsergebnis entsprechend ihrer Würfelfarbe verteilt.

    Mutationswürfel stellen dabei eine Möglichkeit im Spiel dar, einen anderen damit zusammen gedrafteten Würfel derselben Farbe zu mutieren, um so an einen gewünschten Genotyp heranzukommen, obwohl gemäß Punnett Quadrat bei Kreuzung der Elterngeneration dieser Genotyp hätte gar nicht auftauchen können. Dieser Mechanismus soll Mutationen darstellen, die bspw. durch Umwelteinflüsse oder durch nicht korrekt arbeitende DNA Reparaturmechanismen im Zellkern verursacht wurden.

    Im Regelfall wird entsprechend der Zugreihenfolge immer ein Würfel gezogen, bis alle Würfelslots (zum Start 3) auf dem eigenen Spielbrett belegt sind. Man kann sich auf Platz 1 oder 2 der Reihenfolge setzten, wenn man in Phase 1 eine entsprechende Aktion vollzogen hat, um so einem Spielkonkurrenten einen wichtigen Würfel vor der Nase wegschnappen zu können.


    3. Research Upgrade Phase

    In dieser Phase können die Spieler reihum (entgegen der Zugreihenfolge) eines von 4 permanenten Upgrades für die weiteren Spielrunden käuflich erwerben (zusätzlicher Pflanzenzüchtungstopf / zusätzlicher Würfelslot / zusätzlicher Aktionsmarker / einen Assistenten anheuern, der einen dauerhaften Vorteil gibt)

    Upgrades kosten Münzen, die man sich in Phase 1 verdient haben muss.

    Interessant ist dabei auch, dass der Preis für ein Upgrade für den darauffolgenden Spieler um 1 Münze ansteigt, wenn ein Spieler dieses gekauft hat.

    In der letzten Spielrunde wird diese Phase übersprungen.


    4. Reset für die nächste Spielrunde

    Aktionsmarker werden wieder zurückgeholt, die preisanzeigenden Abacus Marker für jedes der 4 Research Upgrades wird um 1 runtergesetzt bis zu einem Mininumpreis von 1.

    Kartenauslagen wie Samenkarten und Werkzeugkarten (für Aktionsfelder in Phase 1) und neue Assistentenkarten werden ausgelegt.



    Genotype schafft es meiner Meinung sehr schön, das wissenschaftliche Thema und die Mechanismen plausibel und nachvollziehbar miteinander zu verknüpfen, so dass wir nicht den Eindruck hatten, ein seelenloses Eurogame vor uns liegen zu haben, wobei ich aufgrund meiner früheren akademischen Ausbildung und Laufbahn als Biochemiker natürlich einen leichteren Bezug zum Thema herstellen kann. Selbstverständlich muss das Spiel die Genetik simplifizieren.


    Die Materialqualität in der Collector's Edition ist hervorragend. Gravierte Würfel, Holzmarker, Papptoken, Spielbrett, Spielkarten, Metallmünzen alles sehr hochwertig verarbeitet. Das graphische Design des gesamten Spiels mit Box, Spielbrett usw. finde ich sehr stimmig.


    Das Spiel ist einerseits ganz gut planbar aber enthält mit dem Dice Mechanismus natürlich u.U. auch eine gewisse Portion Glück, wenn ich in einer Spielrunde nicht gerade rein homozygote Elternpflanzen für ein Merkmal ausliegen habe ;)

    Interaktion und Kampf um die begehrten Aktionsmöglichkeiten ist vorhanden, wenngleich die Konfrontation ab 3 Spielern und dann wahrscheinlich wieder in Vollbesetzung (5 Spieler) nach meinem Eindruck zunimmt. Man sollte immer mal ein Auge auf die Konkurrenten haben, was sie denn so für Pflanzen züchten und welche Merkmale sie validieren müssen.

    Der Startspieler in der ersten Spielrunde hat aus meiner Sicht einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen, da er in der letzten (5.) Spielrunde nochmal Startspieler ist.


    Insgesamt sind meine Frau und ich sehr angetan von Genotype. Das Spiel wird auf jeden Fall bei uns bleiben :)


    #Genotype

    Einmal editiert, zuletzt von Trajan ()

  • Danke für den Bericht Trajan. Mensch ich muss das endlich mal auf den Tisch bringen 😂

    Meine derzeitigen Lieblingsspiele:

    1. Revive
    2. Die verlorenen Ruinen von Arnak
    3. Woodcraft

    geplant für 1. Quartal '23: Shogun no Katana, Final Girl, Pessoa, Golem, Oltree

    Top all-time Euro's:

    Top all-time Thematic :


    Einmal editiert, zuletzt von cold25 ()

  • Spricht mich optisch und thematisch sehr an. Kann keine Infos darüber finden, ob eine deutsche Lokalisierung geplant ist. Weiß jemand etwas dazu?

    Trajan: Danke für den Blick auf so ein schönes Spiel abseits des Mainstream. :thumbsup:

    Das Spiel selbst ist bis auf ein paar Begrifflichkeiten sprachneutral. Vielleicht erstellt ja mal jemand eine inoffizielle Übersetzung der Regel.

    Ich bezweifle etwas, dass sich eine dt.' Lokalisierung des Spiels lohnen würde


    Das Kartenspiel Subatomar ebenfalls vom Genius Verlag wurde damals von Schwerkraft lokalisiert. Aber da war auch mehr Text zu übersetzen.

  • Das Spiel selbst ist bis auf ein paar Begrifflichkeiten sprachneutral. Vielleicht erstellt ja mal jemand eine inoffizielle Übersetzung der Regel.

    Tatsache, bei BGG hat jemand die Regelzusammenfassung übersetzt:

    BoardGameGeek

    Trajan: Da du das Spiel bereits gespielt hast, reicht diese Zusammenfassung deiner Einschätzung nach, um loszulegen?

    Gerade mal überflogen. Was mir so aufgefallen ist,

    es werden in der Zusammenfassung nicht alle Aktionsfelder erklärt. Alle möglichen Aktionen werden natürlich im Regelheft einzeln erklärt.

    Und die Endabrechnung der erzielten Punkte wird auch nicht erklärt und der Zusammenhang mit dem phänotypischen Forschungsziel.

    Von daher würde ich persönlich die Zusammenfassung auf BGG nicht unbedingt empfehlen.

  • Genotype ist für mich ein typisches Kickstarter-Projekt, wie es sie im Spielebreich so viele gibt: Thematisch und optisch sehr ansprechend, die Innovationskraft tendiert allerdings gegen 0, mechanisch steht man auf der sicheren Seite. Sprich: Worker Placement gepaart mit Würfel Drafting.

    Der interessanteste Kniff ist für mich, dass die Würfel den dominanten und rezessiven Genen zugeordnet werden, aber die Zuordnung der Würfel von den Spielern geändert werden kann. Das sorgt - neben den begrenzten Einsetzfeldern und Würfeln - für Interaktion und manchmal auch für Gefluche.


    Mein persönliches Fazit: Ich ärgere mich nicht, das Spiel gekauft zu haben, es darf auch weiterhin im Regal bleiben, aber nach dem Spiel hatte ich nicht den Eindruck, dass man etwas Besonderes auf dem Tisch hatte, sondern ein handwerklich solides Kennerspiel mit ungewöhnlicher Thematik und toller Optik.

    we are ugly but we have the music

  • Lohnt sich das Spiel? Wie sind die Erfahrungen?

    Ich mag ja thematische Spiele mit toller Optik.

    Mein Finger zuckt schon....

    Wenn man einen thematischen Bezug hat, ist Genotype eine sehr gute Anschaffung. Am Spieldesign gibt es kaum etwas zu meckern.

    Das Thema ist mechanisch sehr gut implementiert und nicht einfach übergestülpt worden.

    Definitiv ein Keeper in meiner Eurosammlung.

    Spieleranzahl am besten 3+. Zu zweit geht etwas die Interaktion verloren.