Ok, ich stehe also vor meinem Spieleregal und überlege mir zu jedem Spiel warum es auch zukünftig bei mir Unterschlupf gewährt bekommen sollte.
Gut, da gibt es den Grund: gefällt mir und wird regelmäßig gespielt.
Klar. Aber was ist mit den anderen 99% im Regal.
Grund 2: tolle Erinnerung an eine gespielte Partie. Mh. Etwas rückwärts gewandt. So ein bisschen wie die alten Volksparteien heutzutage. Oder mein oft gehörtes Lieblingsargument beim Mandanten: „das haben wir schon immer so gemacht“. Also Grund 2 taugt nichts.
Nächster Grund: möchte ich unbedingt mal spielen. Aha. War das nicht schon der Grund von vor zwei Jahren zu dem Spiel? Grübel, grübel, ... ja, stimmt. Genauso wie bei den acht anderen Spielen in Folie. Ja, die mit dem Staub drauf. Ist das ein Grund für das Behalten des Spiels? Nö.
Gibt es weitere Gründe? Yep...spiele ich mit meinen Kindern wenn sie groß sind. Ok, dazu kann ich nichts mehr sagen. Mein Kind ist mittlerweile groß. Und keines der damals aus diesem Grund behaltenen Spiels ist auf den Tisch gekommen. Um gleich den nächsten Grund (oder Rechtfertigung) da mit abzuhandeln: Spiele ich wenn ich Rentner bin und Zeit habe. Rentner haben KEINE Zeit. Könnt ihr in eurem Umfeld beobachten.
So, weitere Gründe?
Einen habe ich noch: ich habe doch die Miniaturen so toll bemalt. Ok..mhhh...ok. Aber das Spiel steht im Schrank und nicht ausgepackt in der Glasvitrine (zumindest im Regelfall). Dann kann man sich an die schöne Bemalzeit zurückerinnern und nun endlich anderen eine Freude machen. Egoismus ist doof. Ergo: kein Grund.
Noch einer: ich habe alle Spiele dieser Reihe (alea, ...) und das sieht so toll im Regal aus. Interessant (Spock-Blick aufgesetzt und am Kinn gekratzt). Vielleicht lieber ein schönes Bild für die Wand kaufen? Oder mal die Tapete ändern? Und wieder kein Grund.
Fällt mir noch was ein? Ja, Tatsache: ein Verkauf dieses ursprünglich 100€ teuren Spiels bringt nur noch 50€. Bestechende Logik. Also lieber im Schrank verrotten lassen und den Totalverlust realisieren. Respekt, wer selber rechnet.
Gut ist auch das Scheinargument, dass man das Spiel im Regal ja jederzeit spielen könnte. Und alleine das schon den Regalplatz rechtfertigt. Und im richtigen Leben bleibt es oft bei dieser theoretischen Möglichkeit. Was schon 12 Monate ungespielt im Regal steht hat nach empirischen Untersuchungen nur noch eine Tisch-Seh-Wahrscheinlichkeit von rd. Pi-Prozent (Quelle: eigene Untersuchungen im Zeitraum ab 2007).
Vielleicht könnte man die Spiele auch alle behalten, um seinem Umfeld zu imponieren? Klar, wenn man das nur über Konsumgüter machen kann wäre das ein valider Grund. Aber für den im Leben stehenden Menschen wohl eher nicht. (Ok, der war jetzt böse)
Oft gehört ist auch, dass ein Spiel behalten wird und man bestimmt mal die richtige Spielgruppe dafür findet. Diesen Leuten empfehle ich stattdessen Lotto zu spielen. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, wenn auch der eigene Einfluss auf das Ergebnis niedriger ist.
Oder auch. Das Spiel ist OOP und somit nicht mehr sinnvoll wieder beschaffbar, wenn ich doch plötzlich Lust darauf bekomme. Stimmt. Hört sich erstmal nach einem guten Grund an. Aber auch hier geht es nur um Besitz und Angst. Und nicht um Spiel und Spaß.
Die Beurteilung anderer - meist fremder Personen. Da liest man dann 10 negative oder neutrale Rezensionen. Und dann kommt die eine, die dem Spiel wieder den Regalplatz sichert. Puh. Glück gehabt. Das Spiel muss doch der Hammer sein.
Und der letzte Grund: weil ich die perfekte Sammlung für jede Gruppe für jeden Zeitpunkt haben möchte und somit auch jedes mögliche Spielegenre vertreten sein soll. Amen. Habe ich schon ein Spiel falls wir mal genau 56 Leute sind? Was ist wenn Oma kommt oder der Nachbar, der noch nie gespielt hat. Oder noch herausfordernder: eine total gemischte Gruppe? No comment. Viel Erfolg auf deinem weiteren Lebensweg.
Und ein allerletzter Grund (baw)... ich schaue mir ab und zu so gerne das Material und die Spielregel an. Dazu habe ich keine Meinung, da ich es überhaupt nicht nachvollziehen kann. Aber jeder Mensch ist anders.
Ich komme zu meinem Fazit in Form einer These:
Spiele, die nicht regelmäßig gespielt werden können auch zur eigenen psychischen Befreiung unabhängig vom erzielbaren Preis verkauft werden.
Er kam, leitete her und brachte Befreiung (Sankt Caesar)