Spieleläden quo vadis? - Noch notwendig?

  • Aufgrund der Diskussion über die 25%- Aktion von Pegasus hat sich mir die Frage gestellt, wie es um die örtlichen Spieleläden in Zukunft nach Corona bestellt sein wird. Sind sie überhaupt noch notwendig?


    Schon jetzt wird immer mehr im Internet gekauft. Solange die Rücksendequoten einigermaßen niedrig sind, soll die Lieferung sogar klimafreundlicher sein. Die Preise sind durch verschiedene Faktoren auch meist geringer als im stationären Handel. Wer informiert ist, wie sicher die meisten hier im Forum, weiß was er will und kauft (oft) da wo es am günstigsten ist. Gut, aber Neu-Spieler brauchen die doch, wird oft gesagt.


    Dann schaue ich mir die beiden Spieleläden bei mir in der Umgebung an. Der eine ist in erster Linie ein TableTop- und Magic-Laden. Da traut sich die Oma nicht rein, weil die Verkäufer so aussehen, wie sie aussehen. Absolut nette Typen, aber eben Geeks mit langen, wilden Bärten. Die Brettspielauswahl ist gut, aber teuer und zielt auch eher auf Kenner+ ab. Da bekommt die Oma oder der Neueinsteiger zwar Gloomhaven, aber schon bei Flügelschlag sieht es schlecht aus. Der zweite Laden hat auch viel Magic. Dazu Zaubererzubehör und dann ist er noch Partnerladen von Kosmos. Die meisten Spiele, die es dort gibt, gibt es auch im Karstadt.


    Wie seht ihr das? Braucht man diese Läden noch? Wenn ja wofür? Und wie schätzt ihr die Entwicklung nach Corona ein?

    Ach ja? Definier mir "normal"!

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  • ICH brauche diese Läden nicht, aber ich bin auch nicht der Maßstab.

    In den letzten Jahren war ich gelegentlich bei Toys'R'Us bzw. jetzt Smyths, wenn es etwas bestimmtes im Sonderangebot gab. Aber das ist ja auch nicht der hier gemeinte Fachhandel.

    Den letzten Kauf in einem entsprechenden Fachgeschäft habe ich ca. 2007 getätigt, als ich die Erweiterung Händler & Barbaren für die Siedler gekauft habe. Selbst da bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob das nicht vielleicht auch die Mayersche Buchhandlung gewesen ist, mithin also auch nicht der Spiele-Fachhandel.

    DSA-Bücher habe ich früher manchmal im Fachhandel gekauft, da diese ja ohnehin der Buchpreisbindung unterliegen und es daher egal ist, wo man sie kauft.

    Fazit: ich habe wohl deutlich über 90% meiner Spiele online gekauft. Thalia.de, Buecher.de, SO, Milan, Magierspiele...usw. Das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern, Corona wird darauf sicher keinen Einfluss haben.

  • Brauchen tue ich solche Läden nicht, aber ich finde es schön, dass es sie gibt. Wenn ich mal in einer Stadt mit vernünftigem Spieleladen bin, dann verbringe ich da gerne etwas Zeit, schaue mir das Sortiment an, quatsche mIt den Verkäufern oder anderen Kunden und kaufe auch gerne mal ein Spiel - und wenn es dann 5€ mehr kostet als im Internet zahle ich die gerne weil ich weiß, dass das dazu beiträgt, dass ich beim nächsten mal wieder reinschnuppern kann.

  • Natürlich braucht es Läden jedweder Art! Prinzipiell könnte man fast alles online bestellen, man kann auch noch mehr Robotik/Automatisierung in derProduktion einsetzen, die Sozialbeiträge brauchen auch nicht mehr bezahlt werden...

    Wer will das denn, ich jedenfalls nicht.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Auf jeden Fall braucht man solche Läden, diese Frage sollte sich gar nicht stellen. Nur weil so Geeks wie wir alles über BGG erfahren und jeden Sch... über unser Hobby wissen braucht es Läden wie z.B. die Spielkultur in Münster, weil Menschen dort beraten werden und Leute dann auch Spiele abseits von Monopoly kaufen. Fachberatung ist durch nichts zu ersetzen.

  • Der beste Laden aller Zeiten war beides zugleich: Online-Pionier und Spiele-Laden. In seinem Katalog gab es die beste Beratung aller Zeiten.

    Adam Spielt war einzigartig.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Nee,


    der FLGS muss überleben weil:

    - Information / Beratung

    - Bummelmöglichkeit

    - Bestellen was noch nicht im Sortiment ist

    (Versuch das mal bei Hugendubel)

    - Spielmöglichkeiten

    - und vor allem Mitspieler!


    Gerade letzter Punkt ist ungeheuer wichtig. Ich hab unzählige nette Spielkontakte durch den Magestore in Düsseldorf kennengelernt und auch die Spieloase in MG konnte mich an eine nette offene Spielrunde vermitteln.

    Im Magestore gibt es dazu noch viele und geräumige Spielmöglichkeiten. Dort konnte man auch mal Twilight Imperium mit 6 Leuten durchspielen.


    Ich versteh auch nicht die Influencer die dann auch noch auf Vergleichsportale verweisen, auf denen man dann ja auch noch mal 2 bis 3 € mehr sparen kann. Wo kommen wir denn da hin? Noch mehr Sparen, noch mehr Spiele, die man ungespielt im Schrank verstauben lässt?

    Ich lese die ganze Zeit von ungespielten oder kaum gespielten Brettspielen die wieder verkauft werden.


    Und das mit den Arbeitsplätzen ist auch mal ein Argument. Ich möchte auch nicht von einem Entwickler in Indien ersetzt werden, der sicher billiger ist.


    Also bitte mal überlegen ob man nicht auch mal 5,- Eur mehr für ein Brettspiel ausgibt und dafür den Einzelhandel ein wenig unterstützt.

    “Once you've got a task to do, it's better to do it than live with the fear of it.”

  • Auf jeden Fall brauchen wir "unsere" Spieleläden vor Ort.

    Wo sonst kann man individuell beraten werden oder einfach nur ein Schwätzchen halten.

    Der online Handel bietet so etwas nicht und kann es auch nicht.

    Bei meinem Haus- und Hof-Spieleladen, wird individuell auf meine Fragen, Sorgen, Nöte eingegangen.

    Man hift wo es geht, bestellt Sachen, die es normal gar nicht im Sortiment gibt, bzw. sonst einfach nicht bestellt werden würde.


    Ich möchte auch nicht nur von womöglich nur zwei-drei riesigen online Händlern abhängig sein.

    So nach dem Motto, erst macht man die Kleinen platt und dann wird das Sortiment eingestampft und bietet nicht mehr diese

    z.T. außergewöhnliche Vielfalt.


    Ja, ich bestelle auch online, meisten aber bei einem prima Verein, der auch ein Ladengeschäft hat und für mich auch ca. 20-25 Minuten

    entfernt liegt.

    Und trotzden fahre ich dort gerne hin, quatsche mit dem Chef und den anderen sehr netten Leuten dort.


    Die Woche vor Karneval war ich in Ludwigsburg, dort gibt es Fantasy Stronghold.

    Man hatte mir beim letzten Besuch von diversen Schwierigkeiten erzählt.

    Ladenlokal suchen, Pacht Verhandlungen, Werbung usw. Das hat mich schon beindruckt mit welchen Herzblut,

    die Jungs das da aufrecht erhalten.

    Pegasus z.B. oder auch die SO stehen da wahrscheinlich etwas gesicherter da....

  • Als Kleinverlag (Board Game Circus) sind wir auf den informierten Einzelhandel angewiesen, der von erfahrenen und szenekennendem Enthusiasten betrieben wird. Denn sonst würden immer die gleichen Spiele gekauft: die der großen Verlage und maximal das SdJ und KSdJ, falls die mal von Kleinen kommen. Der informierte Fachhandel schlägt Kunden aus seiner eigenen Erfahrung und Motivation heraus auch Spiele außerhalb des Tellerrands der Kundschaft vor.


    Immer mehr Spieleläden laden auch zum Spielen ein oder sind gar ein Spielecafé. Welche Atmosphäre dort knistert, ist mit reinem Informieren im Internet nicht zu vergleichen. Hier im lokalen Spielecafé mit Geschäft brummt das Spiel an den Tischen, vor allem mit Menschen allen Alters, die Menschen mitbringen und das Hobby so weiter tragen.


    Viele Händler_innen engagieren sich darüber Hinaus in Events, sei es bei Turnieren, Märkten, Festen oder Messen. Sie sind integraler Bestandteil eines funktionierenden Netzes und nicht nur eine Begleiterscheinung.

  • Also ich liebe es einmal die Woche im Ultra Comix in Nürnberg aufzuschlagen, ein bisschen zu stöbern, ggf. small Talk und was kaufen, was im Fokus ist sowie ggf. vielleicht ein Spontankauf.


    Liegt aber wohl auch hauptsächlich daran, dass der Laden auf dem Arbeitsweg liegt. Extra reinfahren würde ich da wahrscheinlich auch eher seltener.

    Die glücklichen Zeiten der Menschheit sind die leeren Blätter im Buch der Geschichte.

    Einmal editiert, zuletzt von Alfgard ()

  • Der beste Laden aller Zeiten war beides zugleich: Online-Pionier und Spiele-Laden. In seinem Katalog gab es die beste Beratung aller Zeiten.

    Adam Spielt war einzigartig.

    Die waren wirklich super. Es gab einen analogen Katalog mit ausführlichen Beschreibungen. Die machten Regelübersetzungen und legten sie bei. Im Laden war ich auch, wenn ich in der Stadt war; das war damals schon eine Offenbarung.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Ich gestehe, dass ich unsere lokalen Spieleläden eher selten besuche. Aber selbst als jemand, der das Angebot nur sehr eingeschränkt nutzt, bin ich doch froh, dass es sie gibt. Beratung ist gerade für die Neueinsteiger wichtig. Dazu kommen Spieletreffs, Events, Turniere, Bemaltutorials - all das kann der Onlinehandel nicht in der Form bieten.


    Corona und die damit einhergehenden Einschränkungen treffen leider viele Personen sehr hart, sicherlich auch die Brettspielgeschäfte :(

  • Ihr habt sicher grundsätzlich recht, kann aber nur aus der Erfahrung mit meinen beiden Läden berichten. Und die tun aus meiner Sicht nichts für unser Hobby. Dort geht niemand hinein, der nicht schon in der Blase ist (Laden 1) oder bekommt dort genau das gleiche wie im Karstadt.

    Es ist natürlich schön, wenn es andere Läden gibt, aber wirklich Hand aufs Herz: Geht da die Oma hin, lässt sich beraten und kauft dann für den Enkel nicht das SdJ, sondern den empfohlenen Geheimtipp? Oder sind diese ganzen Geschäfte nicht eher von Hobbyisten für Hobbyisten oder gleich das andere (Mainstream-) Extrem?

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • ... jeder kann nur das beurteilen, was er kennt.

    Vielleicht, wenn wieder Normalität eingekehrt ist und die entsprechenden Läden dann noch existieren, fährst Du mal nach NRW und besuchst dort einige Spieleläden, wie zum Beispiel den Laden in Münster in der Frauenstraße oder AllGames4you in Essen. Komm an einem Samstag nach Essen und Du findest den Spielenerd, der gern über die neuesten Spiele quatschen will, den Neueinsteiger und die Oma, die Beratung wünschen. Alle Neuankömmlinge stehen da mit leuchtenden Augen und wähnen sich im Paradies.

    Und Du fragst ernsthaft, ob wir das nicht abschaffen sollen Sepiroth ??

  • Sepiroth
    Ihr habt doch im Ort noch den Spielwarenladen. Der führte doch die ganzen aktuellen Mainstreamspiele, die Omma so braucht.
    Früher haben die auch Spieletreff ausgerichtet. Aber dieses organisierende Teil-Inhaberin ist, glaube ich, aus dem Geschäft ausgestiegen.

    Liebe Grüße
    Nils

  • Brettspiele sind Luxusgüter. Zum Überleben nicht notwendig. Trotzdem möchte ich die nicht missen und auch nicht die Brettspielläden, die ich im 30 Minuten Umkreis erreichen kann. Klar könnte ich das alles auch irgendwie online bestellen, aber wenn ich mir mal dringend und kurzfristig ein Brettspiel gönnen möchte, dann sind diese Brettspielläden für mich notwendig. Zumal man dort auch prima stöbern kann, ob man nicht doch noch etwas weiteres und anderes findet. Zumal die dort aufgerufenen Preise zudem mehr als konkurrenzfähig sind. Ich muss aber auch gestehen, dass eine Online.Bestellung dort meist bequemer ist, zumal diese Brettspielläden nicht wirklich auf meinen üblichen Fahrwegen liegen. Trotzdem gönne ich mir ab und zu mal, dort vor Ort einzukaufen - schon alleine dem Einkaufserlebnis wegen.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • In der Nachbarstadt hat gerade wieder ein Spielegeschäft aufgemacht, ich hoffe, dass es überlebt. Natürlich brauchen wir die Geschäfte. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, die Buchhandlungen zu schließen, nur weil man Bücher auch online bestellen kann.

    Nur weil eine gewisse Anzahl Geeks und Freaks lauter Zeug kaufen möchte, dass es im lokalen Laden nicht gibt, sind die Spielegeschäfte doch nicht übrig.

    Auch wenn im Moment das Onlinegeschäft aus gegebenem Anlass brummt, halt ich de lokalen Geschäfte generell für nötig. In einer Stadt wie Recklinghausen mit 110.000 Einwohnern gibt es keinen Spieleladen mehr, keinen Karstadt, wo es Spiele gäben könnte. Thalia ist seit Umzug in das Palais (neues Einkaufszentrum) winzig und verkauft nur wenige Spiele. Keine Beratung in diesem Bereich. Ich würde auch häufiger Spiele in der Stadt kaufen, z. B. Geschenke, wenn es se denn gäbe. So bleibt häufig nur das Online-Geschäft, aber wenn bestelle ich auch nicht bei Amazon, Bücher.de oder was hier sonst genannt wird, sondern bei einem Spielegeschäft. So wird man Stammkunde und ist bekannt.

    Ich finde das auch in der heutigen Zeit wichtig und bin kein Freund von diesem ganzen Onlinehandel.

    Just my :2cent:

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

    Einmal editiert, zuletzt von Spielteufel ()

  • Es ist natürlich schön, wenn es andere Läden gibt, aber wirklich Hand aufs Herz: Geht da die Oma hin, lässt sich beraten und kauft dann für den Enkel nicht das SdJ, sondern den empfohlenen Geheimtipp?

    Also in MS auf jeden Fall. Natürlich gibt es auch Turbonerdläden wie BraveNew World in Köln, da geht keine Omma rein...aber Läden wie in MS oder Osna sind sehr wichtig fürs Hobby.

  • Es würde unser Leben ärmer machen, wenn es nur noch Online-Handel gäbe.


    Ich habe zwei lebenslange Hobbys mit Comics und Brettspielen. Natürlich habe ich auch viel Online bestellt, aber wenn ich mich an die letzten 30 Jahre zurück erinnere, dann denke ich gerne an den Cosimladen in Dortmund an der Rheinischen Strasse in den 90ern zurück, in dem ich z.B Hannibal von AH blind gekauft habe oder meinen Kauf der Erweiterungskarten von We the People im Spiel / Hamburg. Auch wenn beide Läden schon lange nicht mehr existieren, finde ich es immer noch schade, dass sie zu gemacht haben.


    Das Comicland in Dortmund ist mein erster Anlaufpunkt für antiquarische Comics seit Ende der 80er.


    Seit 20 Jahren kaufe ich ich im Seetroll in Konstanz Comics und zugestanden eher ab und zu Spiele mit Mehrwertsteuerrückerstattung.


    Mein Leben würde nicht in Scherben liegen, wenn es diese Läden nicht mehr gäbe, aber ich wäre definitiv sehr traurig, wenn die aktuelle Situation diese hinweg fegen würde.


    Im Gegensatz dazu habe ich keine emotionale Bindung zu Online-Händlern, auch wenn ich gerne z.B. an Adam-Spielt zurück denke.


    Ich drücke den Ladeninhabern alle Daumen, dass sie die Krise überstehen und werde schauen, dass ich die eine oder andere Bestellung online in den kommenden Monaten tätige.

    Einmal editiert, zuletzt von VoSch ()

  • Pro Spieleladen:thumbsup:


    2019/2020


    ca 55% im Spieleladen vor Ort (Brave New World + Hive World + Meyersche)

    ca 30% Messe Essen 2019

    ca 15% Online (Pokerchips + Fiese Freunde Fette Feten + 2 Mini Erweiterungen)

  • Köln ist inzwischen ein Paradies was Brettspielläden angeht. Das gute, bzw. schlimme ist, das ich auf dem Weg zur Arbeit an 2 Brettspielläden (!) vorbei komme.
    Wenn ich sehe, was die alles an Themenabende veranstalten, ist aller Ehren wert.
    Ich behaupte, dass die Szene auch durch solche Läden zusammengehalten wird.

    Der eine Laden ist ein Ableger des Hiveworld und eher auf die Kleineren und Familienspiele ausgelegt. Als ich dort mal einen Besuch abstatte und der Verkäufer sich wirklich mit Begeisterung um mich bemühte, wurde mir ganz warm ums Herz vor lauter Rührung.

    Ich selbst lebe in einer speziellen Brettspielblase und kannte z.b. bisher keine wirklich guten Kinderspiele. Durch Beratungen in Fachgeschäften habe ich für meine Kinder einige Spiele gefunden. So gut das Forum hier auch ist, kann es doch keine vor Ort Beratung ersetzen.

  • Ich wohne am Rande der Stadt. Öffentlich brauche ich fast eine Stunde in den örtlichen Spieleladen, mit dem Auto darf ich nirgendwo mehr parken und vom Verkehr möchte ich gar nicht reden.


    Früher, bevor die rigorosen Parkregelungen in Kraft waren, war ich einmal die Woche dort, jetzt kauf' ich nur mehr übers Netz. Beratung brauche ich, seit es BGG gibt, nicht mehr. Ich würde aber trotzdem gerne einfach zum Plaudern hingehen, und wäre auch bereit ein paar Euro mehr zu zahlen, als die Dinge im Netz kosten. Interessanterweise hat der Laden fast ausschließlich Geek-Kundschaft. Die anderen kaufen offensichtlich eh bei bei den großen Ketten.


    Brauchen wir die Spieleläden? Ich persönlich nicht, aber trotzdem vermisse ich sie irgendwie als sozialen Treffpunkt für Spielefreunde. Wäre einer in meiner (leicht erreichbaren) Nähe, würde ich ihn auf jeden Fall in Anspruch nehmen.

  • ... aber wirklich Hand aufs Herz: Geht da die Oma hin, lässt sich beraten und kauft dann für den Enkel nicht das SdJ, sondern den empfohlenen Geheimtipp? Oder sind diese ganzen Geschäfte nicht eher von Hobbyisten für Hobbyisten oder gleich das andere (Mainstream-) Extrem?


    Ich habe es öfters schon beim Stöbern im Malte Kiesel erlebt, wie völlig unkundige Leute in den Laden gekommen sind und sich haben beraten lassen. Wenn etwas nicht vorrätig oder Out of print war, wurden Alternativen vorgeschlagen.


    Auch bietet der Spieltraum beides für Hobbyisten und "Normalos" an: Mainstream-Spiele von Haba, Kosmos, Pegasus und Schmidt (wobei ich Mainstream per se erstmal nicht mit schlecht gleichsetzen möchte), Kenner- & Expertenspiele, Ameritrash sowie eine schöne Auswahl an Cosims und viele englische Sachen.


    Aber es gibt auch noch einen Games Workshop-Shop in Osnabrück, den ich als so speziell empfinde, wie Sepiroth in seinem Eingangstext beschreibt. Da gehe ich auch eher dran vorbei als rein.

    we are ugly but we have the music

  • Meiner Meinung nach muss ein lokales Spielegeschäft eben einen Mehrwert zum Onlinehandel bieten. Für mich persönlich sind das zwei Dinge, die mich zum Funtainment in München gehen lassen:

    - Ich bekomme die Ware JETZT. Das Geschäft ist eben doch noch schneller, als der Onlinehandel. Ich fahre nach der Arbeit hin, und bekomme die Farben/Sleeves/Miniaturen/Spiele sofort.

    - Es bietet eine Spielfläche und einen neutralen Grund zum Treffen und Spielen. Nicht jede Internet-Bekanntschaft möchte ich sofort in unsere Wohnung einladen. Außerdem habe ich für Tabletops weder Platz noch Gelände; das Funtainment bietet mir das

    Für diese beiden Angebote bin ich dann auch bereit, mehr für die Produkte dort zu bezahlen. Denn definitiv ist das Geschäft nicht unbedingt günstiger, als es ein Onlineshop wäre (was so nicht stimmt; Games Workshop Produkte bekomme ich dort günstiger als in jedem Onlineshop, den ich kenne)

    Somit muss sich also jedes Geschäft überlegen, wie es Angebote schafft, die der Onlinehandel nicht bieten kann. Dabei kann zum Beispiel der Buchhandel von der Buchpreisbindung profitieren - ohne die wären all die belanglosen Thalia/Hugendubel/Weltbild-Shops schon lange Geschichte... 😉

  • Ja dann haben wohl einige sehr viel Glück mit ihren Läden. Das ist doch sehr positiv!


    Wenn ich aber an das Funtainment denke, lieber [Tom], dann habe ich da auch immer nur Geeks gesehen. Die Oma braucht weder Miniaturen oder Farben noch Sleeves. Dafür sind die beiden Läden hier bei mir auch nett, denn das sind Produkte die ich miestens "sofort" brauche. Und das Funtainment hat auch eine bombastische Auswahl. Aber eine Oma oder den Neuling habe ich da noch nie gesehen, als ich drin war (was zugegeben noch nicht oft der Fall war).

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Eine solche Frage zu Zeiten zu stellen wo Schließung befohlen wurde ist hart.


    Natürlich braucht es Spieleläden. Jede Form von Einzelhandel schafft soziale Kontakträume und vor allem Arbeitsplätze.

    Onlinehandel führt nur zu Preiskampf und zur Ausbeutung derer die das Zeug zustellen.

  • Ja dann haben wohl einige sehr viel Glück mit ihren Läden. Das ist doch sehr positiv!


    Wenn ich aber an das Funtainment denke, lieber [Tom], dann habe ich da auch immer nur Geeks gesehen. Die Oma braucht weder Miniaturen oder Farben noch Sleeves. Dafür sind die beiden Läden hier bei mir auch nett, denn das sind Produkte die ich miestens "sofort" brauche. Und das Funtainment hat auch eine bombastische Auswahl. Aber eine Oma oder den Neuling habe ich da noch nie gesehen, als ich drin war (was zugegeben noch nicht oft der Fall war).

    Warum immer nur die beiden Extreme "Oma" und "Geek"? Aus meiner Beobachtung gibt es eine große Anzahl an Menschen, die gerne mal spielen aber auf Monopoly, Uno etc. keine Lust haben. Wenn ich zu Freunden und Bekannten eingeladen werde "weil ich ja so viele Spiele habe" und denen auch mal etwas abseits vom Mainstream vorlege, sind diese meist schnell angefixt und die Frage die als erstes kommt ist dann "Wo bekommt man denn solche Spiele?". Online, klar. Aber gerade für diejenigen, die seltener spielen oder sich gerade am Anfang ihrer "Spieler-Karriere" befinden, ist es wichtig sich persönlich beraten zu lassen und die Spiele auch mal in die Hand zu nehmen oder sogar Probe zu spielen bevor man sie dann kauft. Das geht nur im Laden.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Onlinehandel führt nur zu Preiskampf und zur Ausbeutung derer die das Zeug zustellen.

    Da kann man doch nur hoffen das hier jetzt langsam mal ein Umdenken einsetzt.

    Diejenigen die wir jetzt für unverzichtbar erklären sollten wir jetzt und in Zukunft auch angemessen entlohnen.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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    and young enough not to choose it

  • Ich bin auch sehr froh über die 3 Läden in Köln. Grad das Brave New World hat oftmals sogar Nischenspiele die man selbst online nicht unbedingt gut bekommt.


    Und auch für Zubehör gehe ich gerne mal eben in die Läden. Einzig Beratung benötige ich nicht wirklich, da ich meist doch mehr Ahnung über die Spiele durch BGG und Internetrecherche habe, als die Verkäufer im Laden. Und das Spielbrett ist leider einfach preislich etwas hoch.


    Als Müncher kann ich dich aber verstehen Sepiroth . Da war ich früher auch immer neidisch auf andere Städte.

  • Ich habe zwei lebenslange Hobbys mit Comics und Brettspielen. Natürlich habe ich auch viel Online bestellt, aber wenn ich mich an die letzten 30 Jahre zurück erinnere, dann denke ich gerne an den Cosimladen in Dortmund an der Rheinischen Strasse in den 90ern zurück, in dem ich z.B Hannibal von AH blind gekauft habe oder meinen Kauf der Erweiterungskarten von We the People im Spiel / Hamburg. Auch wenn beide Läden schon lange nicht mehr existieren, finde ich es immer noch schade, dass sie zu gemacht haben.

    In Hamburg gibt es, obwohl Millionenstadt, m.W. nur zwei Brettspielläden...Atlantis mit zwei Standorten. Wer den Laden in der Güntherstraße betritt, weiß sofort, warum es solche Läden braucht! Nerdiger geht es kaum noch :) Die Atmosphäre ist einfach unersetzlich. Ja, die Spiele dort sind meistens etwas teurer als im Onlinehandel, aber: die Ladenmiete, das Personal...ihr wisst schon. Der Laden wird betrieben von Leute mit viel Ahnung und Herzblut. Und ehrlich gesagt, ob ich für ein Spiel 39,99 oder 44,99 EUro ausgebe (ist nur ein Beispiel, dass ich jetzt nicht belegen kann) dann tun mir die 5 Euro mehr auch nicht weh. Vorteil: ich habe nicht diese nervige Paketempfangsgeschichte (das nächste Postamt für DHL Pakte liegt nicht gerade um die Ecke und bei den Exoten Hermes und DPD ist noch beknackter). Außerdem stöbere ich gern mal in solchen Läden - macht mehr Spaß als sich durch Onlineportale zu klicken.


    Immerhin gibts jetzt in Hamburg seit einiger Zeit das Spielecafe Würfel und Zucker. Ich hoffe, das W&Z gut durch diese Krise kommen!!

  • Mein erster Impuls war zu sagen, dass es diese Läden nicht mehr wirklich braucht. Alle Informationen, die ich zu einem Spiel benötige, finde ich in Sekunden im Internet. Mitspieler habe ich auch nie in einem Spieleladen "gefunden". Die Preise sind oft deutlich höher.


    Dann hab ich mich aber daran erinnert, dass ich vor "kurzem" mit Gouken in einem Spieleladen in meiner alten Heimat war. Er ist da schon seit geraumer Zeit Stammkunde und ich kannte den Laden noch nicht ... wollte ihn einfach mal sehen. Das Ende vom Lied war, dass wir uns bestimmt 2 Stunden dort aufgehalten haben. Sind immer wieder von Regal zu Regal, haben die Produkte in die Hand genommen, darüber gesprochen, gewitzelt, diskutiert ... der Inhaber kam irgendwann dazu und auch er hat mit uns gesprochen, gewitzelt und diskutiert. Hat uns Alternativen zu den Spielen genannt, die wir aus den Regalen zogen ... ganz anders, als sowas im Internet passiert.


    Auch kamen in der Zeit "normale" Leute in den Laden. Meistens angetrieben durch ihre Kinder. Sie wurden nicht nur durch den Inhaber, sondern auch durch andere Kunden "beraten" ... ob das jetzt immer wünschenswert ist, sei mal hingestellt, aber es ist etwas, was ich im Müller oder im Onlinehandel so nicht bekomme (es sei denn, ich frage explizit in einem Forum oder auf Social Media danach).


    Rausgegangen bin ich am Ende nur mit Malzubehör. Aber welches, das ich NIEMALS gekauft hätte, wenn ich nur das Internet zur Verfügung gehabt hätte. Einzig die Tatsache, dass ich das Zeug in die Hand nehmen und darüber diskutieren konnte (mit direktem Feedback) hat am Ende den Ausschlag gegeben. Und dieses Zubehör will ich heute nicht mehr missen!


    Deshalb ... auch wenn es mich persönlich kaum berührt, weil es in direkter Umgebung keinen Spieleladen gibt: Ja ... es braucht diese Läden. Dringend.

  • Natürlich braucht es den Fachhandel. Als Ort der stillen Einkehr, vor den großen Spieleregalen. :) Wenn man sieht, wieviele Spiele es gibt und wieviel Kreativität es benötigt hat, um diese in die Welt zu bringen. Das ist ein erhabener Moment und das kann mir kein online Händler bieten. Seitenweise abscrollen von Spielen im Onlineshop finde ich persönlich einfach nur ermüdend.


    Dann kommt noch die soziale Komponente dazu, das Gespräch mit dem Verkäufer und den Freunden und Bekannten die man dort trifft. Oder einfach nur der spontane Small Talk mit Menschen, die auch vor den Regalen stehen. Schnell tauscht man sich aus in der Form "ach, kennst du Spiel X?" und "ja, Spiel Y ist wirklich toll und empfehlenswert".


    Fazit: Stationärer Fachhandel ist nötig.

  • Wenn es Läden wie „cool stuff inc.“ (ne kleine Kette in Florida) bei uns gäbe

    , würde ich nie wieder woanders kaufen.

    Die haben Platz zum spielen, kannst Pizza bringen lassen, gibt Getränke aus dem Kühlschrank zu normalen Preisen und vorne am Tresen kannst du in ihrem Onlineshop stöbern und in den Laden liefern lassen.

    Die gängigen und aktuellen 200 Sachen sind zu guten Preisen vor Ort und stehen als Testeexemplar im Regal. Nehmen und losspielen.


    Meine nächsten Läden hier (ca. 30 km in unterschiedliche Richtungen) bieten

    1. Magic (viel Kohle für laufend neue Karten) und ähnliches aber sonst nix

    2. Tabletop und Magic (Siehe unter 1 plus ungewaschene Nerds mit Figürchen)


    Da sage ich, nein danke. Unsere Spieleläden hier brauch ich nicht.

  • Da muss ich unbedingt das Top Tables in Köln erwähnen, das hatte ich oben vergessen. Ist auch ein reiner Miniaturenladen, allerdings sind die Leute nicht das typische GW-Klientel, der Besitzer ist unfassbar Kompetent, die Getränkepreise absolut in Ordnung und man kann theoretisch alles spielen, was man mit bringt, solang noch ein Tisch frei ist. Und Pizza darfste darin auch essen.


    Und als Mitglied kann man auch Tische reservieren.

  • das typische GW-Klientel


    Hier muss ich doch mal kurz einhaken, weil das hier im Thread jetzt schon ein paar mal aufgetaucht ist (in dieser oder ähnlicher Form). Ich behaupte, der "ungewaschene, dicke Nerd" ist ein veraltetes Bild, das man in freier Wildbahn kaum noch antrifft. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, so jemanden in den letzten 10 Jahren in einem der mir bekannten Spieleläden gesehen zu haben. Ich war letztes Jahr im Würfelzwerg und da wurde gerade auch Tabletop gezockt. Und die Spieler sahen eher aus, wie die geneigten Gangsta-Rapper. Selbst in den Games Workshops, in denen ich zuletzt war (Paderborn und Stuttgart waren die letzten), hab ich zwar durchaus dicke Leute gesehen ... aber von denen war jetzt keiner überdurchschnittlich dreckig. Klar gibts mal jemanden mit fettigen Haaren ... aber mal ehrlich: Die finde ich auch im Netto. Oder im Lidl. Oder im Real. Oder im *setze hier JEDEN Markt ein, den du möchtest*.

  • das typische GW-Klientel


    Hier muss ich doch mal kurz einhaken, weil das hier im Thread jetzt schon ein paar mal aufgetaucht ist (in dieser oder ähnlicher Form). Ich behaupte, der "ungewaschene, dicke Nerd" ist ein veraltetes Bild, das man in freier Wildbahn kaum noch antrifft. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, so jemanden in den letzten 10 Jahren in einem der mir bekannten Spieleläden gesehen zu haben. Ich war letztes Jahr im Würfelzwerg und da wurde gerade auch Tabletop gezockt. Und die Spieler sahen eher aus, wie die geneigten Gangsta-Rapper. Selbst in den Games Workshops, in denen ich zuletzt war (Paderborn und Stuttgart waren die letzten), hab ich zwar durchaus dicke Leute gesehen ... aber von denen war jetzt keiner überdurchschnittlich dreckig. Klar gibts mal jemanden mit fettigen Haaren ... aber mal ehrlich: Die finde ich auch im Netto. Oder im Lidl. Oder im Real. Oder im *setze hier JEDEN Markt ein, den du möchtest*.

    Mir gings jetzt gar nicht so sehr um ungepflegte / übergewichtige Menschen, sondern eher jüngeres, sozial etwas schwieriges, verbissenes Klientel. Wobei das inzwischen sogar eher die TCG Fraktion ist und nicht mehr unbedingt die Miniaturenspieler, das stimmt schon.


    Das schöne am Top Tables ist eben, das es auch viele Ü40 Spieler, mit Familien gibt, die einfach mehr meiner Lebenslage entsprechen und Lust auf ne Runde spielen haben.

  • Eine solche Frage zu Zeiten zu stellen wo Schließung befohlen wurde ist hart.

    Findest Du? Genau zu dieser Zeit ist doch diese Frage zu stellen. Entweder, weil man sich bei einem "kann weg" Gedanken machen muss, was man dann verändern muss. Oder, weil man dann die guten Gründe findet, warum es die Lädennoch braucht und auch was vielleicht besser gemacht werden soll.

    Ich bin mittlerweile sehr gespannt darauf, wie sich unsere Gesellschaft, und da gehört die Wirtschaft dazu, nach Corona entwickelt. Schon jetzt Antworten und Möglichkeiten zu erkennen und Argumente für oder gegen eine Entwicklung zu haben finde ich gerade jetzt wichtig.

    Hier muss ich doch mal kurz einhaken, weil das hier im Thread jetzt schon ein paar mal aufgetaucht ist (in dieser oder ähnlicher Form). Ich behaupte, der "ungewaschene, dicke Nerd" ist ein veraltetes Bild, das man in freier Wildbahn kaum noch antrifft.

    Ich habe von Geeks mit Bärten gesprochen. Und natürlich gibt es viele Ausprägungen, der "Ungewaschene" ist nur eine davon. Aber gerade beim TableTop und den TCGs ist Gatekeeping ein Problem und ich habe das teilweise bei Brettspielern auch schon erlebt.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

    • Hilfreichste Antwort

    Um es kurz zu fassen: nicht jeder braucht unsere Läden. Aber wenn sie niemand mehr bräuchte, wären es noch deutlich weniger, als aktuell. Und gerade jetzt sind viele meiner Kollegen, die keinen Onlineshop haben, äußerst kreativ und haben innerhalb kürzester Zeit Bestell- und Versandmöglichkeiten organisiert, die sie natürlich jetzt zum Überleben brauchen.

    Zusammen mit vielen Kollegen sind wir gerade dabei, ein kleines Statement zu diesem Thema zu verfassen. Sankt Peter hat uns netterweise ein wenig Raum dafür zugesagt. Das kommt möglicherweise erst morgen, weil alle gerade mit ziemlich vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt sind. Bei den meisten ist alles andere als Langeweile angesagt, auch wenn es in den Läden natürlich aktuell sehr ruhig geworden ist.