Genderneutrale Spielanleitung: Trails of Tucana - Pegasus

  • Bei Pegasus ist vor kurzem das Spiel "Trails of Tucana" erschienen.

    (Exkurs: Das Spiel geht grob in die Richtung "Roll and Write", allerdings werden hier keine Würfel geworfen, sondern Karten aufgedeckt. Ich weiß nicht, ob es dafür schon einen Begriff wie "Flip and Write" oder sowas gibt. Aber um die Mechanik geht es hier auch nicht.)

    Ich war verantwortlich für die deutsche Lokalisierung des Spiels. Und dabei habe ich versucht, die Anleitung genderneutral zu schreiben und trotzdem eine umständliche Sprache zu vermeiden. Ich denke, das ist mir recht gut gelungen, möchte aber gerne mit euch darüber diskutieren.

    Hier erst mal der Link zur Anleitung:

    Trails-of-Tucana_Anleitung_RZ3.pdf

    Gerne würde ich von euch wissen, ob ihr die Anleitung insgesamt gut leserlich findet. Und außerdem, welche konkreten Formulierungen ihr aufgrund der Genderneutralität nicht gut findet. In früheren Diskussionen zum Thema wurde oft behauptet, Genderneutralität würde eine Anleitung "sperrig" oder "aufgebläht" oder "umständlich" machen. Hier haben wir nun mal einen ganz konkreten Fall, um das zu diskutieren.

    Achtung: Ich möchte in diesem Thread NICHT über den Sinn oder Unsinn von Genderneutralität diskutieren. Argumente dafür und dagegen wurden schon oft ausgetauscht und können u. a. hier nachgelesen werden:

    Nutzung von Geschlechtern in Spielregeln

    Ich bitte euch, dies zu respektieren und hier ausschließlich nur über die Anleitung von "Trails of Tucana" rein inhaltlich zu diskutieren.

    Danke im Voraus für euer Feedback! :)

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • (Exkurs: Das Spiel geht grob in die Richtung "Roll and Write", allerdings werden hier keine Würfel geworfen, sondern Karten aufgedeckt. Ich weiß nicht, ob es dafür schon einen Begriff wie "Flip and Write" oder sowas gibt. Aber um die Mechanik geht es hier auch nicht.)

    Flip and Write ist häufig. Andere sagen gerne Draw and Draw.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.

  • Hallo André ( Thygra ),

    die Idee mit dem Oberhaupt und der Ansprache an die Spieler halte ich für sehr gelungen.

    Mir gefällt die Anleitung.


    Viele Grüße vom Spielteufel

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Ich finde das sehr geschickt gemacht und gar nicht umständlich. Mit "Oberhaupt" und "Person" zwei neutrale Bezeichnungen gewählt, dazu sehr viel direkte Ansprache. Ersteres ist klug, "Person" statt "Spieler" vielleicht zunächst etwas ungewohnt, aber das ist marginal. Die direkte Anrede sorgt ohnehin für Immersion und ein Gefühl persönlicher Einbeziehung, das ist optimal.


    Nur nebenbei: Dass die direkten Anreden klein geschrieben sind, ist sicher eine bewusste Entscheidung gewesen?

  • Hallo Thygra ,

    mir gefällt die Anleitung gut. Nur das Wort „Reisende“ auf Seite 1 gefällt mir nicht. Das ist wie bei den immer öfter verwendeten „Studierenden“. Finde ich gruselig. Ich habe das mal so gelernt, dass Reisende und Studierende die Menschen sind, die eben genau das gerade tun - und das ist einfach fast immer falsch. Wenn ich von Studierenden spreche meine ich Studentinnen und Studenten und nicht die Leute, die just in diesem Moment studieren. Genau das gleiche gilt hier auf Seite 1 für die Reisenden.


    Die Anleitung macht Lust auf das Spiel.

  • Hallo Thygra ,

    mir gefällt die Anleitung gut. Nur das Wort „Reisende“ auf Seite 1 gefällt mir nicht. Das ist wie bei den immer öfter verwendeten „Studierenden“. Finde ich gruselig. Ich habe das mal so gelernt, dass Reisende und Studierende die Menschen sind, die eben genau das gerade tun - und das ist einfach fast immer falsch. Wenn ich von Studierenden spreche meine ich Studentinnen und Studenten und nicht die Leute, die just in diesem Moment studieren. Genau das gleiche gilt hier auf Seite 1 für die Reisenden.


    Die Anleitung macht Lust auf das Spiel.

    Studenten sind doch in einem dauerhaften Zustand des Studierens? "Und, was machst du so?" "Ich studiere." Das muss nicht nur den konkreten Vorgang jetziger Wissensaneignung meinen. Und: "Reisende soll man nicht aufhalten." - das Wort ist m.E. etabliert. Jemand, der auf Reise ist, kann auch Reisender sein, während er rastet.


    Das soll Dir freilich nicht das Recht angreifen, das gruselig zu finden, aber ich meine, dass man das durchaus auch anders wahrnehmen kann.

  • Nur nebenbei: Dass die direkten Anreden klein geschrieben sind, ist sicher eine bewusste Entscheidung gewesen?

    Seit der Rechtschreibreform ist Kleinschreibung bei der Anrede die korrekte Schreibweise. Lediglich in wirklich persönlichen Anreden wie zum Beispiel in einem Brief oder einer Email, die man an bestimmte Personen schreibt, ist Großschreibung auch heute noch in Ordnung. Aber hier haben wir ja keine persönliche Anrede an bestimmte Personen, sondern nur an unbestimmte.

  • Hallo Thygra , ich möchte mich meinen Vorrednern insbesondere Pup anschließen. Die Anleitung ist definitiv nicht sperrig, liest sich flüssig und durch die direkte Ansprache der Spielenden umgehst du die Genderproblematik sehr geschickt. Allerdings leuchtet es mir in dem Zusammenhang nicht ein, warum du in den Beispielen dann explizit Männer- und Frauennamen verwendest und nicht konsequent bei Person A etc bleibst.

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Allerdings leuchtet es mir in dem Zusammenhang nicht ein, warum du in den Beispielen dann explizit Männer- und Frauennamen verwendest und nicht konsequent bei Person A etc bleibst.

    Es sind Beispiele, also gestellte Spielsituationen, da halte ich es für natürlich, Namen zu verwenden. Das Spiel wird ja von Menschen mit Namen gespielt.

    Welchen Vorteil hätte es denn, "Person A" zu schreiben? Für mich klingt das zu unpersönlich.

  • Thygra Nicht falsch verstehen, mir gefällt das schon so wie es ist und auch ich hätte "Person A", "Person B" als unpersönlich und befremdlich empfunden und einen Vorteil hätte es dadurch natürlich nicht gegeben. Aber wenn man schon versucht die Regel genderneutral zu formulieren, dann sind die Beispiele halt nicht davon ausgenommen.

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • … also beim nächsten Mal geschlechtsneutrale bzw. nicht eindeutige Namen benutzen: Uli, Alex, Kay, Charly, Chris, Jamie, Sam, Kim, …

  • Kann man so machen, liest sich auch flüssig.


    Der Preis dafür ist aber, dass alle Personen, die die Regel lesen, unterschiedslos geduzt werden. Mir ist das noch egal, auch wenn ich es nicht schätze, weil ich daran durch aktive Teilnahme z.B. an diesem Forum gewöhnt bin. Meiner Frau aber ist das nicht egal, sie möchte nicht ungefragt geduzt werden, auch nicht in Form einer solchen Anrede an unbestimmte Personen in einer Spielregel. Ihr ist der "Ton" wichtiger als gendergerechte Sprache.


    Die Regel werde also ich lesen müssen, wenn das schon bestellte Spiel nächste Woche kommt.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Das Wort Person ist schon etwas ungewohnt, gemeint ist ja jemand aus dem Kreise der Mitspielenden und keine Person von der Straße. Damit sollte man aber klarkommen.

    Ansonsten wirkt alles flüssig und nicht gequält.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Der Preis dafür ist aber, dass alle Personen, die die Regel lesen, unterschiedslos geduzt werden.

    Der Trick ist nicht das „duzen“, der Trick ist die persönliche Ansprache.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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    and young enough not to choose it

  • Aber wenn man schon versucht die Regel genderneutral zu formulieren, dann sind die Beispiele halt nicht davon ausgenommen.

    Aber das muss man ja nicht übertreiben. Vornamen sind zumindest noch ganz überwiegend geschlechtsspezifisch und nur eher selten genderneutral.


    Obwohl, ich heiße u.a. auch Maria, obwohl ich keine Frau bin. Müssten deshalb in solchen Regelbeispielen nur noch Vornamen verwendet werden, die unabhängig vom Geschlecht der Namensträger geführt werden?

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Der Preis dafür ist aber, dass alle Personen, die die Regel lesen, unterschiedslos geduzt werden.

    Der Trick ist nicht das „duzen“, der Trick ist die persönliche Ansprache.

    Klar, aber die persönliche Ansprache ist in diesem Fall nun mal das Duzen. Wenn man mich etwa mit "Sie" anspricht, ist das auch eine persönliche Ansprache.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Alle Beispiele fortan mit Ernst, Jürgen und Maria.

    ;)

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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  • Der Trick ist nicht das „duzen“, der Trick ist die persönliche Ansprache.

    Klar, aber die persönliche Ansprache ist in diesem Fall nun mal das Duzen. Wenn man mich etwa mit "Sie" anspricht, ist das auch eine persönliche Ansprache.

    Eben. Damit ist der Preis für die Gender-Neutralität nicht das Duzen. Duzen ist ein unabhängig davon gewähltes Stilmittel.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Klar, aber die persönliche Ansprache ist in diesem Fall nun mal das Duzen. Wenn man mich etwa mit "Sie" anspricht, ist das auch eine persönliche Ansprache.

    Eben. Damit ist der Preis für die Gender-Neutralität nicht das Duzen. Duzen ist ein unabhängig davon gewähltes Stilmittel.

    Kann man das wirklich so trennen? Wenn man eine Einzelperson oder eine Mehrheit von Personen ansprechen will, kann man beim Duzen leicht unterscheiden, wie das in der Spielregel auch gemacht wird: "du", "ihr", "euch". Wie macht man das beim "Siezen"?

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


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  • Eben. Damit ist der Preis für die Gender-Neutralität nicht das Duzen. Duzen ist ein unabhängig davon gewähltes Stilmittel.

    Kann man das wirklich so trennen? Wenn man eine Einzelperson oder eine Mehrheit von Personen ansprechen will, kann man beim Duzen leicht unterscheiden, wie das in der Spielregel auch gemacht wird: "du", "ihr", "euch". Wie macht man das beim "Siezen"?

    Da hast Du recht, das würde beim „siezen“ umständlicher. Aus „ihr alle“ würde „sie alle“ werden aber bei manchem „sie“ müsste man mehrfach nachdenken um wen es da gerade geht.

    Also doch ein Preis.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Ich finde die Entwicklungen in vielen modernen Anleitungen hin zur direkten und informellen Ansprache sehr begrüßenswert. Das bringt meines Erachtens nicht nur einen zusätzlichen Aufforderungscharakter mit sich, sondern fördert auch die Konzentration beim Lesen, da der/die Lesende sich direkt angesprochen fühlen kann. Die Nutzung von "du" und ihr" passt daher mMn fantastisch, und bringt schon von sich aus viel Genderneutralität mit sich, ohne gestelzt oder umständlich zu sein. Das hätte ich allerdings nicht als besonders herausragend im Hinblick auf Neutralität angesehen, da es mittlerweile recht gängig ist.

    Die Nutzung des Wortes "Person" anstelle von "Spieler/in" ist clever. In dieser Regel super integriert. Allerdings frage ich mich dabei, ob es dafür nicht auch Grenzen gibt. Die Anleitung hier bietet sich natürlich an für diese Wortnutzung. Wenn man nur zu zweit spielt, oder wenn andere Gegebenheiten die Unterscheidung verschiedener Gruppen nötig machen, könnte das ohne dezidierte Betitulierung aber wahrscheinlich etwas schwieriger werden...

    Auch "Oberhaupt" zu nutzen, ist ein cleverer Schachzug, da das Wort ja an sich neutral ist. Es gefällt mir allerdings nicht besonders, und thematisch finde ich es auch nicht unbedingt passend (da es bei dem Spiel nicht um Stammesmitglieder geht, o.Ä.). Aber da kann man sicherlich auch anderer Meinung sein.
    Ich würde es allerdings keinesfalls begrüßen, wenn diese Bezeichnung weitere Verbreitung erfährt. Zum Einen finde ich es, wie gesagt, nicht sehr thematisch, und zum Anderen suggeriert es (insbesondere, wenn es nicht thematisch ist) mEn eine inhärente Rangordnung...

    Aber das sind Details. Die Anleitung ist auf jeden Fall flüssig und gut zu lesen, leicht zu verstehen, und lässt in punkto Neutralität auch keine Wünsche offen.
    Dass in Beispielen Namen genutzt werden, finde ich keinesfalls problematisch. Benannte Personen bieten besseren Bezug als neutrale Personen, und machen Beispiele besser verständlich. Vielleicht kann man da in Zukunft aber auch mehr Varianz nutzen, z.B. Namen, die nicht direkt genderspezifisch konnotiert sind. Genderneutrale Pronomina zu nutzen, oder genderspezifisch konnotierte Namen mit abweichenden Gender-Pronomina zu verbinden, wäre zwar löblich, führte aber nur zu mehr Verwirrung, und die Beispiele wären dann wohl wenig hilfreich...

    ...gibt es im Deutschen eigentlich eine Entsprechung zum englischen "they"? Die Mehrzahl "sie" funktioniert ja nicht wirklich...

    Beispiel:
    "Annas Würfel zeigt eine 3. Er hat nun 3 Aktionen, die er verwenden kann." - nicht hilfreich
    "Jo zieht nun 3 Karten. Diese kann Jo nutzen um entweder eine Einsatzaktion auszuführen, anzugreifen oder mit anderen Handel zu treiben." - funktioniert, da auf Pronomina verzichtet

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

    2 Mal editiert, zuletzt von Dumon ()

  • Ich verstehe nicht, warum Beispiele genderneutral geschrieben werden sollen. Man kann sich doch ein paar fiktive Menschen nehmen und die an den Tisch setzen und dann auch die passenden Pronomina benutzen. Wenn man darauf achtet gleichmäßig männlcin und weiblein zu nehmen sollte das mMn passen. (zugegeben hat man damit nicht die Menschen intergriert, die sich keinem der beiden Geschlechter zugeordnet fühlen, wofür es momentan im Deutschen keine passenden Pronomina gibt.)

  • Hallo René André,

    ich finde die Anleitung sehr gut lesbar. Genau so versuche ich auch schon seit einiger Zeit, genderneutral in Anleitungen zu arbeiten: Direkte Anrede, wann immer es geht. Nur in Beispielen mit konkreten Namen und Geschlechtern - und dann möglichst ausgeglichen.

    Das einzige Wort mit Geschlecht, das ich mir immer noch erlaube, ist _der_ Startspieler in Ermangelung eines wirklich guten Ersatzbegriffes.

    Ciao
    Stefan

  • Aber wenn man schon versucht die Regel genderneutral zu formulieren, dann sind die Beispiele halt nicht davon ausgenommen.

    Diese Sichtweise ist meines Erachtens recht dogmatisch und vernachlässigt den Sinn der Genderneutralität. Es geht ja darum, dass sich jede lesende Person unabhängig von ihrem Geschlecht angesprochen fühlen soll. Das ist im normalen Text der Fall, primär durch die persönliche Anrede in der 2. Person.

    In den Beispielen dagegen wird niemand direkt angesprochen, sondern es werden Spielsituationen in der 3. Person beschrieben. Da sehe ich nichts, was gegen Vornamen spricht, die man einem Geschlecht zuordnen kann, solange ich zumindest nicht ausschließlich Männernamen oder ausschließlich Frauennamen verwende.

    … also beim nächsten Mal geschlechtsneutrale bzw. nicht eindeutige Namen benutzen: Uli, Alex, Kay, Charly, Chris, Jamie, Sam, Kim, …

    Natürlich sind auch geschlechtsneutrale Namen eine Option, speziell hier kommt ja auch "Chris" vor, aber ich sehe keinen Grund, diese ausschließlich zu verwenden.

    Meiner Frau aber ist das nicht egal, sie möchte nicht ungefragt geduzt werden, auch nicht in Form einer solchen Anrede an unbestimmte Personen in einer Spielregel.

    Das ist ein interessanter Aspekt, der mich überrascht. Unter spielenden Menschen ist ja allgemein das "du" sehr üblich.

    Das wirft für mich ein paar direkte Fragen an dich bzw. deine Frau auf:

    - Spielt ihr auf Messen mit fremden Leuten? Wenn ja, duzt ihr euch dann oder möchte deine Frau dann gesiezt werden?

    - Wie reagiert deine Frau, wenn sie zum Beispiel von Facebook oder Ikea automatisch geduzt wird? Das Duzen ist ja bei einigen Firmen Teil ihrer Philosophie.

    Meine Fragen sind ernst gemeint, ich hoffe sie kommen nicht ironisch rüber.

    Auch "Oberhaupt" zu nutzen, ist ein cleverer Schachzug, da das Wort ja an sich neutral ist. Es gefällt mir allerdings nicht besonders, und thematisch finde ich es auch nicht unbedingt passend (da es bei dem Spiel nicht um Stammesmitglieder geht, o.Ä.). Aber da kann man sicherlich auch anderer Meinung sein.

    Ich würde es allerdings keinesfalls begrüßen, wenn diese Bezeichnung weitere Verbreitung erfährt. Zum Einen finde ich es, wie gesagt, nicht sehr thematisch, und zum Anderen suggeriert es (insbesondere, wenn es nicht thematisch ist) mEn eine inhärente Rangordnung...

    Es hat einige Zeit benötigt, um überhaupt einen Begriff zu finden, der genderneutral ist und einigermaßen zum Thema passt. Wir haben den Begriff nur genommen, weil er thematisch einigermaßen zum Setting des Spiels passt. Es geht zwar nicht um Stammesmitglieder, aber es könnte auf Tucana durchaus ein Oberhaupt geben.

    Ich stimme dir zu, dass "Oberhaupt" nicht allgemein in Anleitung verwendet werden sollte.

    Das einzige Wort mit Geschlecht, das ich mir immer noch erlaube, ist _der_ Startspieler in Ermangelung eines wirklich guten Ersatzbegriffes.

    Es wird immer wieder Spielanleitungen geben, die nicht so einfach genderneutral umzusetzen sind wie hier. Ein großes Problem ist z. B. der Begriff "Startspieler", der in manchen Spielen eine größere Bedeutung hat und dort immer wieder auftaucht. Da wird es jedes Mal eine neue Herausforderung einen alternativen Begriff zu finden, so wie hier das "Oberhaupt". Und vermutlich wird es auch nicht immer klappen.

    Im Spiel "My Farm Shop", welches später bei Pegasus erscheinen wird, habe ich das ganz ohne einen alternativen Begriff gelöst. Dies ging dort zum Glück, weil der Startspieler nur zu Spielbeginn einmal nötig ist und im weiteren Verlauf nicht mehr. Dort habe ich beim Spielaufbau geschrieben:

    "Wer zuletzt auf einem Bauernhof war, erhält die 3 Würfel und beginnt."

    Und beim Spielablauf steht dann noch mal:

    "Es beginnt, wer im Besitz der 3 Würfel ist."

    So habe ich auf einfache Weise den Begriff "Startspieler" vermeiden können. Aber wie gesagt, das klappt nicht immer so einfach.

    Hallo René

    ??? :P

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich ärgere mich gerade etwas, dass du danach fragst, bevor ich die Anleitung gelesen habe. Generell bin ich anfällig für gegenderte Sprache und so etwas wie Spieler*in stört meinen Lesefluss.

    Deine Anleitung hat sich auf jeden Fall angenehmer für mich gelesen. So etwas wie Personenanzahl statt Spieleranzahl ist mir trotzdem aufgefallen, da wäre es jetzt interessant gewesen, ob mir das auch so ins Auge gesprungen wäre, wenn du die Frage nicht ins Forum gestellt hättest.

  • Natürlich sind auch geschlechtsneutrale Namen eine Option, speziell hier kommt ja auch "Chris" vor, aber ich sehe keinen Grund, diese ausschließlich zu verwenden.

    Es war eigentlich nur ironisch gemeint. (:rolleyes: fehlte. Sorry.) Allerdings hätte es Vorteile: Zum einen spart man sich den Umstand, auf gleichmäßige Verteilung in den Beispielen achten zu „müssen“. Zum anderen wird man vielleicht nicht so leicht Opfer der Klischeefalle (Krieger Michael, Heilerin Sandra). Wenn man sich dieser möglichen Probleme (sowieso) bewusst ist und entsprechend textet, spricht auch meines Erachtens nichts gegen „eindeutige“ Vornamen in Beispielen.

  • Ich bin ja ein erklärter Skeptiker und mir geht Funktionalität/Einfachheit vor Befindlichkeiten Einzelner...


    ... aber das hier ist super! Nichts ist sperrig, wie vielen Vorrednern wäre es mir garnicht aufgefallen und ich könnte damit absolut leben.


    Ich weiß nur nicht, ob das bei höchst komplexen Spielen wird Runewars etc. nicht trotzdem schwierig werden könnte.


    Wie beschreibt man eine Abstimmung oder ein Bieten - „Der Spieler mit dem höchsten Gebot gewinnt „ in dieser Art?


    Ansonsten: hervorragende Arbeit - einzig der Sprung von ihr zu du und zurück zu ihr ist mir aufgefallen - ich glaube aber nicht, dass ich das bewusst wahrgenommen hätte, wenn ich nicht aufgrund des Themas explizit auf die Sprache geachtet hätte.


    :thumbsup:

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

  • einzig der Sprung von ihr zu du und zurück zu ihr ist mir aufgefallen

    Dieser Sprung sollte eigentlich immer gut überlegt sein.

    Wie beschreibt man eine Abstimmung oder ein Bieten - „Der Spieler mit dem höchsten Gebot gewinnt „ in dieser Art?

    "Wer am meisten geboten hat, gewinnt."

    Aber natürlich hast du Recht, dass es bei komplexeren Spielen schwieriger ist.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Stimmt :lachwein::thumbsup: Das geht wirklich...


    Genau darum schreibst du Anleitungen und ich nicht :)

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

  • Eine Unterscheidung oder ein Sprung zwischen "ihr" und "du" ist spielmechanisch begründbar. Immer dann, wenn man eine/n Spieler/in direkt ansprechen kann (heißt, wenn es eine Person direkt betrifft), sollte das "du" verwendet werden. Immer dann, wenn man verallgemeinert bzw. beschreibt, was alle betrifft, das "ihr".
    Natürlich lassen sich Formulierungen oder Inhalte ggf. in die eine oder andere Richtung "beugen", aber da muss man eben auch abwägen, wo das sinnvoll ist.
    ;)

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • Eine Unterscheidung oder ein Sprung zwischen "ihr" und "du" ist spielmechanisch begründbar. Immer dann, wenn man eine/n Spieler/in direkt ansprechen kann (heißt, wenn es eine Person direkt betrifft), sollte das "du" verwendet werden. Immer dann, wenn man verallgemeinert bzw. beschreibt, was alle betrifft, das "ihr".

    So ist es. Bei der oben schon erwähnten Anleitung zu "My Farm Shop" z. B. gibt es in einem Spielzug 4 Schritte. 3 Schritte führt nur die Person am Zug aus, hier schreibe ich im "du". 1 Schritt führen alle aus, da schreibe ich "ihr".

    Auch der Spielaufbau ist üblicherweise etwas, wobei ich meist "ihr" verwende, weil das alle gemeinsam tun können/sollen.

  • Ok, überzeugt. Wie gesagt: Hätte ich die Anleitung nicht explizit aufgrund Neugier an der Sprache gelesen, wäre es mir wahrscheinlich auch nicht aufgefallen...

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)