[2020] The Cost (Spielworxx)

  • The Cost heißt ein neuer Titel bei Spielworxx, der laut Newsletter von gestern in der "zweiten Monatshälfte" bestellbar sein wird.

    Ich denke, die Zeilen zum Spiel dürfen aus dem Newsletter hier zitiert werden. Details zum im Newsletter abgebildeten Aktionsplan habe ich weggelassen (...):


    "The Cost ist ein herausforderndes ökonomisches Spiel, in dem 2-4 Spieler in die Rolle von Firmen setzt, die in der Asbestindustrie tätig sind. Die Spieler versuchen, ein Vermögen in der Asbestindustrie anzuhäufen, in dem sie Asbest abbauen, verarbeiten und verschiffen. Der Spieler, der am Ende das meiste Geld besitzt, ist der „Gewinner“.

    The Cost wird über 4 Spielrunden gespielt. Es ist jedoch möglich, dass das Spiel früher endet, wenn Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften die Industrie stilllegen und so die gesamte Spielfläche unzugänglich wird.

    In jeder Runde wählt ein Spieler ein Land, in dem er agiert und wo er seine Aktionen ausführt. Die Wahl löst ein Ereignis aus und beeinflusst die Wirtschaft des Landes. Anschließend nutzen die Spieler ein außergewöhnliches System, das ihnen drei Aktionen für die Runde zuweist.

    Die Spieler führen dann ein neuartiges System aus, um die drei Aktionen für ihren Spielzug zu bestimmen. Die Aktionen sind: Bau einer Mine, Bau einer Mühle, Subventionen erhalten, Eisenbahnlinien errichten, Häfen errichten.

    Haben alle Spieler ihre Aktionen getätigt, können sie Geld in Ressourcen der Länder tauschen. Jedes Land hat einen anderen „Umrechungskurs“. Anschließend agiert die Industrie des Spielers – es wird Rohasbest abgebaut, dann verarbeitet, schließlich über Eisenbahnlinien und Häfen transportiert. Zudem können die Spieler in ihre eigenen Firmen investieren, um sich Vorteile zu verschaffen.

    Wenn die Spieler Asbest abbauen oder verarbeiten, müssen sie entscheiden, ob sie dabei ihren Profit maximieren oder aber die Todesrate gering halten und dafür Geld ausgeben.

    ...

    Die wichtigste Entscheidung, die ein Spieler zu treffen hat, ist ob er Asbest sicher oder unsicher abbaut und verarbeitet. Sicher abzubauen und zu verarbeiten, wird die Profite reduzieren. Wenn ein Spieler jedoch alle Sicherheitsvorkehrungen ignoriert, wird es zu Toten kommen. Zur Erinnerung: Es gewinnt der Spieler, der am Ende das meiste Geld besitzt – was werdet ihr also machen?"


    Schon dass "Gewinner" im ersten Satz in Gänsefüßchen steht, zeigt ja, dass Uli sich des moralischen Dilemmas im Thema dieses Spiels bewusst ist. Spiel ist nicht Realität, das ist klar. Und doch streifen wir unseren moralischen Kompass im Spiel ja nicht gänzlich ab. Den Profit mit (wenn auch fiktiven) Toten zu optimieren, gerade so, dass uns die Regierungsstellen den Laden nicht dicht machen... das ist rein thematisch schon harter Tobak. Bin mal gespannt, wie Ihr das hier diskutieren werdet. Rein spielmechanisch will das Spiel gewiss genauer betrachtet werden.

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    Die wichtigste Entscheidung, die ein Spieler zu treffen hat, ist ob er Asbest sicher oder unsicher abbaut und verarbeitet. Sicher abzubauen und zu verarbeiten, wird die Profite reduzieren. Wenn ein Spieler jedoch alle Sicherheitsvorkehrungen ignoriert, wird es zu Toten kommen. Zur Erinnerung: Es gewinnt der Spieler, der am Ende das meiste Geld besitzt – was werdet ihr also machen?"


    Schon dass "Gewinner" im ersten Satz in Gänsefüßchen steht, zeigt ja, dass Uli sich des moralischen Dilemmas im Thema dieses Spiels bewusst ist. Spiel ist nicht Realität, das ist klar. Und doch streifen wir unseren moralischen Kompass im Spiel ja nicht gänzlich ab. Den Profit mit (wenn auch fiktiven) Toten zu optimieren, gerade so, dass uns die Regierungsstellen den Laden nicht dicht machen... das ist rein thematisch schon harter Tobak. Bin mal gespannt, wie Ihr das hier diskutieren werdet. Rein spielmechanisch will das Spiel gewiss genauer betrachtet werden.

    Also für mich ist das ein Pflichtkauf. Das was ich von der Spielmechanik gelesen habe, klingt für mich hinreichend interessant, es zu probieren und nach der positiven Erfahrung mit Grand Trunk Journey, bin ich hier wieder bereit, ein Risiko einzugehen. Wenn der Preis nicht jenseits von gut uns böse ist, werde ich zuschlagen.


    Und tatsächlich empfinde ich gerade dieses "moralische Dilemma" als besonders reizvoll. Hier kann man im Spiel mal ausprobieren, wie sich das anfühlt, solche Entscheidungen zu treffen. Das hat mir auch bei Winter der Toten schon gefallen (wollen wir den mit in die Kolonie nehmen? - Och nee, ein unnützer Esser - Ups, was habe ich da gerade gedacht?). Und hier kann man ja mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, alle Sicherheitsvorkehrungen zu ignorieren; ob ich dann das meiste Geld besitze? Ob dann andere Dinge eine Rolle spielen?


    Ein Ausflug in das Spiel Ski-Tour Biathlon, im Spoiler, falls es nicht interessiert:


    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • Ich bin auf das "neuartige" System gespannt.

    Ich weiß noch nicht, was ich vom Thema halten soll, mal schauen wie thematisch das Spiel wirklich ist.

  • Ich fürchte, dass mir solche Spiele recht schnell keinen Spaß mehr machen würden, wenn manche Spieler am Tisch von moralischen Dilemmata überhaupt nichts wissen wollen, 100% nur so spielen, dass ihre Gewinnchancen optimiert werden, und am Ende auch noch über so ein "blödes Spiel" herziehen würden, weil sie selbst halt null-komma-null empathischen Zugang für sowas haben. Von dieser Sorte Spieler habe ich, insbesondere unter den Hardcore-Euro-Spielern, schon zu viele erlebt.

    Wenn man selbst die moralischen Implikationen sieht, dann zerreißt es außerdem einen innerlich zwischen dem Spielziel und dem, was man eigentlich für richtig hält. Klar: das will dieser Design-Ansatz genau so haben. Aber ich finde das nicht gut. Nach meiner Definition von gutem Spieldesign fallen bei einem wirklich guten Spiel das "thematisch richtig spielen" und "spielmechanisch erfolgreich spielen" möglichst gut zusammen. Es Spiel ist zuvorderst immer noch ein Spiel, also Unterhaltung, und kein Sozialexperiment.

    Ich weiß ebenso wenig wie Rei , was ich von dem Thema halten soll. Spiele mit irgendwelchen übergeordneten Botschaften aufladen zu wollen, ist mindestens mal eine wacklige Sache.

  • Ich halte es da so wie bei Videospiele. Es sind nur Spiele und bei Videospiele sind es eben nur Pixel.

    Natürlich kann ein Spiel einen emotional berühren und zum Nachdenken anregen. Es bleibt aber eben weiterhin ein Spiel und die Mechanik sollte unabhängig von der Moral funktionieren.

  • Ich konnte damals Wallenstein nicht mehr spielen, nachdem ich mich in den 30-jährigen Krieg und seine zivilen Opfer eingelesen hatte und mir die thematische Verknüpfung mit den Spielmechanismen klar wurde.

  • Ein unschönes Beispiel ist da auch Seenot im Rettungsboot. Klar, auch das ist nur ein Spiel. Trotzdem werde ich nie begreifen, wie man Spielspaß haben kann, wenn man entscheiden muss, wer jetzt über Bord geworfen wird. Materialistisch gesehen, ist das nur ein Pöppel, der von einem Pappplättchen entfernt wird. Das so zu sehen, ist mir aber völlig fremd.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Ist schon jemandem aufgefallen, wie dröge das alles aussieht? Muss ja jetzt keine optische überbordende Farbexplosion sein, aber hier tendiert der Aufforderungscharakter gen null...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ich bin auf das "neuartige" System gespannt.

    Bislang ist die Neuartigkeit und Außergewöhnlichkeit des Spielsystems ja nur von Uli im Text angedeutet, ohne konkret zu nennen, warum alles so neuartig und außergewöhnlich ist. Die veröffentlichten Bilder finde ich blass und wenig aussagekräftig. Die Thematik ist außergewöhnlich, aber für mich persönlich erstmal wenig ansprechend. Sobald die Regeln online und mehr Information verfügbar ist, werde ich entscheiden müssen, ob mir das Gesamtpaket aus Mechanik und Thematik gut genug gefällt, um bei The Cost aufzuspringen. Momentan liegt mein Fokus eher auf Tekhenu.

    we are ugly but we have the music

    2 Mal editiert, zuletzt von Lighthammel ()

  • Habe mir heute die Regeln angesehen und bin direkt raus. Die Aktionswahl ist nett, aber auch nicht wirklich neu. Der ganze Rest ist altbacken, spielworxx-typisch kompliziert und ebenso typisch hässlich wie die Nacht. Der moralinsaure Zeigefinger am Ende der Regeln setzt dem ganzen für mich noch die Krone auf. Das brauche ich nicht.

  • Ich fürchte, dass mir solche Spiele recht schnell keinen Spaß mehr machen würden, wenn manche Spieler am Tisch von moralischen Dilemmata überhaupt nichts wissen wollen, 100% nur so spielen, dass ihre Gewinnchancen optimiert werden, und am Ende auch noch über so ein "blödes Spiel" herziehen würden, weil sie selbst halt null-komma-null empathischen Zugang für sowas haben. Von dieser Sorte Spieler habe ich, insbesondere unter den Hardcore-Euro-Spielern, schon zu viele erlebt.

    Wenn man selbst die moralischen Implikationen sieht, dann zerreißt es außerdem einen innerlich zwischen dem Spielziel und dem, was man eigentlich für richtig hält. Klar: das will dieser Design-Ansatz genau so haben. Aber ich finde das nicht gut. Nach meiner Definition von gutem Spieldesign fallen bei einem wirklich guten Spiel das "thematisch richtig spielen" und "spielmechanisch erfolgreich spielen" möglichst gut zusammen. Es Spiel ist zuvorderst immer noch ein Spiel, also Unterhaltung, und kein Sozialexperiment.

    Ich weiß ebenso wenig wie Rei , was ich von dem Thema halten soll. Spiele mit irgendwelchen übergeordneten Botschaften aufladen zu wollen, ist mindestens mal eine wacklige Sache.

    Zu "The Cost" muss ich sagen - das Thema hat mich erst mal irritiert und ich hatte ähnliche Fragen, wie einige hier warum diese Thema? Ist das noch aktuell usw.


    Es hat mich aber gedanklich durchaus beschäftigt und nach einigem drüber nachdenken und weiteren Infos von BGG kam ich zu folgenden Schlüssen:

    1) Der Titel ist genial "The Cost" sagt alles aus - welche "Kosten" bist du bereit zu zahlen

    2) Das Thema ist brandaktuell - nicht Asbest, sonder der Arbeiterschutz -> siehe Firma Tönnies

    3) Ich finde das Spiel auch großartig um sich mal "andere Schuhe" anzuziehen. Nachdem was ich auf BGG gelesen habe existieren Möglichkeiten mit einer menschenverachtenden, aber auch mit einer philanthropischen Spielweise gewinnen. Dazu soll es auch nicht einfach sein dass man seine Arbeiter immer schützen kann. Was ich als eine interessante Spieldesignentscheidung empfinde und was moralische Dilemmata eines Unternehmensführers darstellt.

    4) Schlimmes Thema? Auf BGG wurde geschrieben dass das Thema furchtbar ist und dass aufgrund persönlicher Erfahrungen ein Spieleabend beendet sein könnte wenn man dieses Spiel vorschlägt. Klar das Thema ist speziell und vielleicht gibt es Spieler die sich daran stören könnten. Aber es gibt auch Spiele wie "Heroes of Stalingrad" (ein Zweispielerspiel) was meiner Meinung nach durch die Titelwahl die Nazis zu Helden erhebt und das finde ich tatsächlich unmenschlich, grotesk und abartig. Ich finde man darf neutral oder moralisch aufgearbeitet diverse historische Themen präsentieren, für mich persönlich ist die faktische und neutrale Aufarbeitung hier durch den Titel nicht mehr gegeben.

    5) Man lernt nie aus - durch die Beschäftigung mit dem Titel habe ich erfahren, dass Frankreich erst 1998 Asbest verboten hat...

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  • ich finde das Thema unrealistisch. Ein ehrlicher Unternehemer will sein Unternehmen ja dauerhaft betreiben, will nicht kriminell werden, sich den Laden zumachen lassen, als krimineller leben, untertauchen, angst haben in den knast zu kommen und was weis ich nicht noch alles. Klar gibt es das. Aber das sind dann eben keine Unternehmer sondern Kriminelle. Aber dann wären wir eher bei einem Mafiaspiel. Ein krimineller in dem Bereich hätte wahrscheinlich noch ganz andere entscheidungsebenen: man muss wahrscheinlich Bücher und dokumente fälschen, Politiker, Ärzte etc. schmieren, das illegal abgebaute asbest illegal unauffällig entsorgen (weil sich sonst ein buchprüfer/ finanzamt fragt wo das zeug herkommt, wo/wann das abgebaut wurde, und dann auch wie...) entsprechend kontakte auf bauen und pflegen mit anderen kriminellen vor- und nachunternehmen. Und eventuelle leute zum schweigen bringen. Da wären wir eher bei einem spiel wie la cosa nostra.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • ich finde das Thema unrealistisch. Ein ehrlicher Unternehemer will sein Unternehmen ja dauerhaft betreiben, will nicht kriminell werden, sich den Laden zumachen lassen, als krimineller leben, untertauchen, angst haben in den knast zu kommen und was weis ich nicht noch alles. Klar gibt es das. Aber das sind dann eben keine Unternehmer sondern Kriminelle. Aber dann wären wir eher bei einem Mafiaspiel. Ein krimineller in dem Bereich hätte wahrscheinlich noch ganz andere entscheidungsebenen: man muss wahrscheinlich Bücher und dokumente fälschen, Politiker, Ärzte etc. schmieren, das illegal abgebaute asbest illegal unauffällig entsorgen (weil sich sonst ein buchprüfer/ finanzamt fragt wo das zeug herkommt, wo/wann das abgebaut wurde, und dann auch wie...) entsprechend kontakte auf bauen und pflegen mit anderen kriminellen vor- und nachunternehmen. Und eventuelle leute zum schweigen bringen. Da wären wir eher bei einem spiel wie la cosa nostra.

    Das bedeutet also der Fall Tönnies ist nie passiert?

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  • Soweit es sich im gesetzlichen rahmen bewegt sehe ich aus moralischer sicht keine Probleme. Unternehmer sind für mich ordentliche Kaufleute. Wo Gesetz gebrochen wurde ist er per definition kein Unternehmer sondern krimineller. Ist eine sache der definition aber die hab ich oben glaub ich erklärt.


    Und das ist m.E. eben ein anderes Thema, das wäre wie gesagt eher ein mafiaspiel.

    3 Mal editiert, zuletzt von Schlafabtausch ()

  • Das bedeutet also der Fall Tönnies ist nie passiert?

    Vorsicht, Du hast inhaltlich meine Sympathie, aber das ist Unterstellung krimineller handlungen, und die hat man ihm bisher nicht nachgewiesen. Im Gegenteil , das Problem dieses Schweinesystems war ja dass das alles bisher wohl legal war. Generell gibt es aber wohl genug Beispiele, die man anführen könnte (Wirecard anyone?).

    sehe ich genauso wie #Graboid. Das System muss geändert werden.

  • Soweit es sich im gesetzlichen rahmen bewegt sehe ich aus moralischer sicht keine Probleme. Wo Gesetz gebrochen wurde ist er per definition kein unternehmer sondern krimineller. Und das ist m.E. eben ein anderes Thema.

    Die Auswirkungen von Asbest waren ja auch nicht sofort klar, man hat das Zeug immerhin Jahrelang benutzt - bis da Gesetze kamen konnten die Unternehmer auch auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter im gesetzlichen Rahmen Profite erwirtschaften... somit wurden da keine Gesetze gebrochen. Und Regulierungen spielen, soweit ich weiß auch eine Rolle die den Handlungsspielraum der Spieler einschränkt... Zumindest habe ich das so verstanden. Ergo sehe ich hier einen Bruch mit der Realität...

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  • ich finde das Thema unrealistisch.

    Ich finde das Thema schräg. Und ich liebe schräge Spielthemen. Gut und anständig versuche ich im wahren Leben zu sein, im Spiel dürfen durchaus auch mal andere Facetten in den Vordergrund treten.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Mal ne blöde Frage: Wieso gibt es in diesem Thread keinen Link zu dem Spiel? Das würde ja eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schaffen.

  • Mal ne blöde Frage: Wieso gibt es in diesem Thread keinen Link zu dem Spiel? Das würde ja eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schaffen.

    Gegenfrage: wenn dir das auffällt und es dich stört, warum fügst du keine ein? ;)

    The Cost | Board Game | BoardGameGeek

    The_COST_Rules_EN_web.pdf?t=1594188220 (englische Regeln)

    The_COST_Rules_DE_web.pdf?t=1594188234 (deutsche Regeln)

    The Cost - Vorbestellung / preorder - Spielworxx - anspruchsvolle Brettspiele (Link führt derzeit direkt zu The Cost, inkl. Bildern)

    THE COST // ab Juli vorzubestellen

    #TheCost

    #LinkService

  • Ich kopiere hier einfachhalber mal aus der Beschreibung des Spiels von der Spielworxx Seite:


    Asbest und dessen Verwendung haben eine lange Geschichte. Als natürlich vorkommendes Mineral wurde Asbest einst für seine scheinbar wundersam widerstandsfähigen und verstärkenden Eigenschaften gefeiert, bevor es 1987 von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation als krebserregend eingestuft wurde.


    Jedoch wurde Asbest noch bis 2011 in Kanada abgebaut und verwendet. Der Import von Asbest-beinhaltenden Materialien wurde einige Jahre fortgesetzt, bis die Regierung von Kanada 2016 beschloss, Asbest und Asbest-beinhaltende Materialien in 2018 zu verbieten. Erst als ein generelles Verbot (das Ausnahmen beinhaltet) am 30. Dezember 2018 in Kraft trat, hat Kanada tatsächlich den Import, die Verwendung, den Verkauf oder Handel des Minerals oder mit dem Mineral hergestellte Produkte verboten.


    Dieser seltsame Zwiespalt zwischen dem Anerkennen der schädlichen Effekte des Minerals und der Verlockung des möglichen Profits ist keinesfalls neu in der Industrie oder einzigartig bei Asbest. Als Spieleautoren und Spieler hat uns dies aber zum Nachdenken angeregt. Was uns wirklich die Augen geöffnet hat war die Tatsache, dass bei Beginn der Entwicklung dieses Spiels 2017 das kanadische Verbot immer noch nicht in Kraft getreten war und in den USA solch ein Bann noch nicht mal existierte (auch noch nicht 2019). Dies ist keine „alte“ Geschichte wie der Bann von PCB oder DDT, sondern ein bis heute laufender Prozess an Verordnungen, Lobbyismus und Gesetzgebungen.


    The Cost ist ein herausforderndes ökonomisches Spiel, das die Spieler in die Rolle von Firmen setzt, die in der Asbestindustrie tätig sind.


    Die Spieler versuchen, ein Vermögen in der Asbestindustrie anzuhäufen, in dem sie Asbest abbauen, verarbeiten und verschiffen, auch wenn dabei Arbeiter sterben können. Der Spieler, der am Ende das meiste Geld besitzt, ist der „Gewinner“.


    The Cost wird über vier Spielrunden gespielt. Es ist jedoch möglich, dass das Spiel früher endet, wenn Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften die Industrie stilllegen.


    In jeder Runde wählen die Spieler für sich einen Staat, in dem sie agieren und ihre Aktionen ausführt. Die Wahl löst ein Ereignis aus und beeinflusst die Wirtschaft des Staates. Die Spieler nutzen ein außergewöhnliches System, das ihnen drei Aktionen für die Runde zuweist. Sie können Minen und Mühlen bauen, staatliche Subventionen erhalten, sowie Schienen und Häfen errichten. Nachdem die Spieler diese Aktionen ausgeführt haben, dürfen sie Geld in Rohstoffe der verschiedenen Staaten umwandeln, wobei jeder Staat eigene Tauschwerte bietet. Danach nutzen die Spieler ihre Betriebe und Infrastruktur, um Asbest abzubauen und zu verarbeiten, und um es über Schienen und Häfen um die Welt zu transportieren. Die Spieler können dabei auch in ihre eigenen Firmen investieren, um sich Vorteile zu verschaffen.


    Wenn die Spieler Asbest abbauen oder verarbeiten, müssen sie sich entscheiden, auf Kosten der Arbeiter schnell maximale Profite zu erwirtschaften oder ihr hart erworbenes Vermögen zu opfern, um die Todeszahlen zu verringern und so die Industrie zu erhalten.


    Nachdem aller Asbest in der Runde verkauft wurde, räumen die Spieler auf und bestimmen die neue Spielerreihenfolge entsprechend der Wünsche derjenigen, die auf schnelle Gewinne gesetzt haben.


    The Cost gehört zum Genre der Serious Games – es ist ein Spiel, das zum Nachdenken anregt.

  • Mal ne blöde Frage: Wieso gibt es in diesem Thread keinen Link zu dem Spiel? Das würde ja eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schaffen.

    Gegenfrage: wenn dir das auffällt und es dich stört, warum fügst du keine ein?

    Dafür war mein Interesse an dem Spiel nicht groß genug. Würde aber bei einem ersten Post zu einem neuen Spiel immer Links anfügen.

  • Ist schon jemandem aufgefallen, wie dröge das alles aussieht? Muss ja jetzt keine optische überbordende Farbexplosion sein, aber hier tendiert der Aufforderungscharakter gen null...

    Lieske, wie alles von Spielworxx. Kann man lieben, kann man hassen.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Thematisch orientiert, wie ich halt bin, könnte das Spiel mich ja reizen, tut es aber nicht. Es wäre im wirklichen Leben schon schlimm, wenn ich Entscheidungen treffen müsste, die Gesundheit und Leben von Menschen in ernsthafte Gefahr bringen.


    Wenn man ein solch empfindliches Thema in ein Spiel zum Nachdenken bringt, dann sollte dabei aber immer bedacht sein, dass ein Spiel am Ende Unterhaltung sein soll. Es ließe mich total frustriert zurück, wenn ich dabei zusehen müsste, wie jemand gewinnt, weil es ihm gelungen ist, den meisten Profit mit rücksichtsloser Habgier gemacht zu haben, egal, was das andere kostet. Dafür "lebe" ich thematisch zu gerne im Setting eines Spiels, als das ich mir das antun möchte.


    Nichts gegen dieses Thema im Spiel, aber für mich sollte der Spielerfolg dann davon abhängen, wieviel man für die Beseitigung des Missstands getan hat. Das Spiel belohnt aus meiner Sicht am Ende den Falschen, nämlich den, der nur die Spielmechanik sieht und sein Gewissen ausschaltet, weil letzteres im Spiel nichts zu suchen habe.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Hm, nachdem ich die Beschreibung gelesen hatte, hatte ich einen ganz anderen Eindruck von dem Spiel, und da ich es vorbestellt habe, hoffe ich der stimmt auch eher. Ich hoffe doch sehr, dass das Spiel auch "strafende" Mechanismen vorhält für unmoralisches Geschäftsgebahren, oder irgendeinen Mechanismus, der zumindest eine Gefahr für denjenigen bedeutet, der sich so verhält. [...]

    Im Grunde ist dies aber auch wieder dann eine "mechanische" Frage. Ich denke es ist in Brettspielen noch schwieriger als bspw. in Videospielen, das Gewissen anzusprechen. Dort baut man vielleicht Beziehungen zu Charakteren/Welten aus und sieht die unmittelbaren Folgen. Im Brettspielen bleiben es imaginäre Zahlen.


    Meiner Einschätzung nach würden viele meiner Mitspieler die Entscheidungen von Erfolgsaussichten abhängig machen und das Thema dabei ausblenden. Am Ende geht es darum, die meisten Punkte zu haben. Da hilft auch ein strafender Mechanismus nichts.

  • So, nachdem das Spiel ja im Vorfeld allerlei Diskussionen ausgelöst hat, ich habe es jetzt gespielt 8o


    Die Regel ist mit 15 Seiten recht lang, aber gut bebildert und mit zahlreichen Beispielen versehen, was das Verständnis deutlich vereinfacht. Ich konnte es nach dem Durcharbeiten der Regel recht ordentlich erklären. Für jeden Spieler ist eine zweiseitige Spielhilfe enthalten, die alle Aktionen und wichtigen Felder erklärt, darauf ist meines Erachtens alles enthalten, was der einzelne Spieler zum Nachsehen/nachvollziehen benötigt. Meine Frau hatte jedenfalls keine Probleme, der Regelerklärung zu folgen.


    Jeder Spieler hat ein Spieltableau, auf welchem er seine Rohstoffe abtragen kann, seine Investitionen zeigt, und seine Minen und Mühlen mit Arbeitern enthalten sind. In der Mitte liegt pro Spieler ein Staat, das heißt im Spiel zu zweit sind zwei Staaten im Spiel, in denen man Asbest abbauen kann. Auf diesen Staatentableaus ist außerdem aus Dreiecken eine kleine Landschaft abgebildet für Mühlen/Minen/Häfen und Schienen. Außerdem zwei Leisten für das jeweilige politische Klima, eine Nachfrageleiste und den sog. Tauschwert des staateneigenen Rohstoffs.

    Das Spiel geht über vier Runden, jede Runde besteht aus vier Phasen.

    In Phase eins nimmt man einen Ereignismarker von einem Staatentableau und dadurch ändert sich schon der Tauschwert. Das Ereignis wird ausgeführt: es werden neutrale Schienen gebaut, ein neutraler Hafen oder der Schwellenmarkt wird unterstützt.

    Anschließend legt man den Ereignismarker auf das Aktionstableau, welches aus Sechsecken besteht (man baut quasi ein Dorf beim Siedeln 8o ) und bestimmt dadurch seine drei Aktionen für die nächste Runde. Subventionen nehmen bedeutet, dass man so viele Rohstoffe bekommt, wie der derzeitige Tauschwert des entsprechenden Staates ist (alternativ 1$ nehmen). Man kann eine Mine bauen (kostet Rohstoffe und man bekommt Arbeiter), man baut eine Mühle (kostet Rohstoffe und man bekommt Arbeiter) oder man baut einen Hafen. Alles jeweils nur in dem Staat, aus welchem der Ereignismarker kam.


    In der nächsten Phase kann man für Geld Rohstoffe kaufen, man bekommt so viele Rohstoffe für einen Dollar, wie der Tauschwert ist. Man kann aus jeden Staat Rohstoffe kaufen.


    In der dritten Phase wird Asbest abgebaut, transportiert oder verarbeitet. Für den Abbau benötigt man eine Mine. Für jeden Arbeiter in der Mine benötigt man zwei Rohstoffe des entsprechenden Staates, in welchem die Mine steht (sicherer Abbau). Hat man diese nicht, muss man unsicher abbauen und ein Arbeiter stirbt. Sofort sinkt die Nachfrage im entsprechenden Staat für raffiniertes Asbest. Will man in der nächsten Runde in dieser Mine Asbest abbauen und dies sicher benötigt man auch für den toten Arbeiter Rohstoffe, da wird sozusagen der Abbau aus der ersten Runde bestraft. Der "Vorteil": ist man der einzige, der in der Runde einen Arbeiter getötet hat, darf man aussuchen, wo man in der nächsten Runde in der Spielerreihenfolge dran ist. Wenn man leichtsinnig zu viele Arbeiter einstellt, weil man viel Asbest abbauen oder verarbeiten will und dann nicht die entsprechenden Rohstoffe hat, muss man unsicher arbeiten. Wer am Anfang zurückhaltender (nachhaltiger) agiert, braucht länger, kommt aber auch an Profite. Was am Ende lohnender ist, will ausprobiert werden. Der Transport von Asbest bringt Geld für jede eigene Schiene und jeden eigenen Hafen, den man benutzt. Fremde Schienen und fremde Häfen werden für die anderen Spieler aber auch vergütet. Hier gilt es also, geschickt zu bauen. Wenn man frühzeitig investiert, kann man dafür sorgen, dass die anderen Spieler das eigene Schienennetz und die eigenen Häfen nutzen müssen. Außerdem bekommt man Geld je nachdem ob der Asbest in einen Mühle landet oder auf dem Schwellenmarkt. Dort gibt es aber weniger Geld, weil man noch Rohasbest verkauft. Für die Verarbeitung bekommt man ebenfalls Geld, aber auch hier gibt es die sichere und unsichere Verarbeitung mit den entsprechenden Konsequenzen.

    Jeder Spieler macht eine Aktion, dann ist der nächste dran bis alles Asbest verkauft ist. Wer dran ist und nicht mehr Asbest abbauen, transportieren oder verarbeiten kann, darf investieren und zwar einmal. Wenn die anderen Spieler dann noch Asbest haben, dann kann man ggf. noch einmal investieren und sich Vorteile verschaffen. Der Mechanismus ist interessant und im ersten Spiel noch nicht zu durchschauen.

    Jede Mine kann einmal pro Runde genutzt werden, die Mühlen mehrfach.

    Anschließend beginnt die nächste Runde.

    Zusätzlich gibt es noch den Mechanismus des politischen Klimas in jedem Staat, das schenke ich mir jetzt mal. Auch hier kann man sich Möglichkeiten erarbeiten.

    Zu zweit haben wir eine gute Stunde benötigt und erstmal nur kapiert, an welchen Stellen wir Fehler gemacht haben. Den toten Arbeiter meiner Mühle aus der ersten Runde habe ich das ganze Spiel über "bezahlt". Es war ja auch nur ein Ausprobieren, was denn eigentlich passiert, wenn man das tut. Die Frage, wo baut man seine Mühlen, Minen, Schienen, Häfen, um beim Transport an möglichst viel Geld zu kommen, ist eine wichtige. Das Spiel ist nicht so kompliziert, wie es sich am Anfang anhört und auch nicht so kleinteilig, wie es jetzt vielleicht den Anschein hat. Auf jeden Fall gibt es noch eine Menge zu entdecken und auszuprobieren. Uns hat das Spiel gefallen und wir freuen uns auf die nächste Partie gleich morgen.

    Meiner Meinung nach ein echtes Spielworxx-Spiel: ungewöhnliches Thema mit spannenden Mechanismen. Sicherlich nicht ein Spiel für jeden und nichts, was ich als "Überflieger" bezeichnen möchte. Aber ich suche ja durchaus immer mal was anderes und besonderes und das habe ich hier gefunden. Ich bedaure den Kauf auf keinen Fall.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • So, heute gab es die zweite Runde. Läuft ganz anders, wenn man weiß, worum es geht.

    Ich hatte in der ersten Runde den Tod eines Arbeiters in Kauf genommen, um schneller zu Geld zu kommen ( ja, so ein Gedanke erschreckt einen, aber es wird in der Realität öfter so sein. Auf diese Art kommt es einem mal zu Bewusstsein.) Ich hatte dann schnell zwei Minen und mehr Geld, aber meine Frau baute Schienen und Häfen und investierte in Schienen- und Hafenhoheit, und ich musste meinen Asbest immer schön über ihre Straßen und Häfen schicken, was ihr viel Geld einbrachte. In der letzten Runde verzichtete sie darauf, in Rohstoffe zu investieren und nahm den Tod eines Arbeiters in Kauf. So ging es dann knapp 73 zu 66 aus.

    Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass über den Transport so viel Geld zu verdienen ist. Es gibt also definitiv unterschiedliche Stellschrauben und man muss die Staatenpläne gut lesen und gut überlegen, wie man baut. Und ja, man muss überlegen, ob man Geld ausgibt oder einen Arbeiter sterben lässt. Wer so etwas nicht haben kann, für den ist das Spiel nichts. Uns hat es gefallen, in einem Spiel mal auszuprobieren, was man in der Realität niemals tun würde... Hat uns heute definitiv noch besser gefallen und vermittelt uns ein gutes Spielgefühl.

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig