• Das Spiel hat lange gelegen, weil die Spielregel optisch abschreckend wirkt. Beschäftigt man sich aber richtig damit, erschließt sich alles viel leichter, als gedacht. Bei all den Einzelheiten kann einem -wie bei uns- beim ersten Spiel schon mal das ein oder andere Regeldetail durchgehen, es gibt aber andererseits keine (ernsthafte) Frage, die die Regel nicht beantwortet; es gibt sogar ein Stichwortverzeichnis.

    Thematisch befasst sich das Spiel mit dem Kupferbergbau in Nord-Michigan von etwa 1840 bis 1920. Die Geschichte des dortigen Kupferbergbaus wird in neun farblich gekennzeichneten Abschnitten im Regelheft beschrieben, geschrieben vom Vater eines der Spielautoren, der Professor u.a. für Bergbaugeschichte an der Technischen Universität Michigan war. Diese Geschichte ist auch verknüpft mit der Geschichte des Zinn- und Kupferbergbaus in Cornwall, der Gegenstand des Spiels Tinner's Trail (von Martin Wallace) ist; nach dem Niedergang des Bergbaus in Cornwall sind viele Bergarbeiter von dort in die Gegend von Michigan ausgewandert und haben im dortigen Kupferbergbau gearbeitet. Sehr interessante Historie, hilft dabei, so manche Spielmechanik in ihrer thematischen Einordnung besser zu verstehen. Der Text auf den meisten Karten ist dem Thema des Spiels gewidmet, spieltechnisch nicht bedeutsam, für mich aber dennoch wertvoll, weil mich die Thematik eines Spiels mindestens so interessiert, wie die Spielmechanik, die für mich ohne thematischen Hintergrund blutleer ist. Einige Karten (Ereigniskarten, lokale Geschäfte, Ära-Karten) und das Spielertableau sowie die Aktions-Referenzkarte haben spielrelevanten Text.

    Spielmechanisch eine Mischung aus Aktionen, die unabhängig vom Arbeitereinsatz gespielt werden (Management-Aktionen), z.B. Bauen, und solchen, die Einsatz von Arbeitern (Bergmännern) erfordern (Arbeiter-Aktionen) z.B. Kupfer fördern. Zum Fördern von Kupfer benötigt man je nach Ära 2-4 oder auch 6 Ressourcen, die man durch beide Aktionsarten auf unterschiedliche Weise erlangen kann. Insgesamt gibt es 6 mögliche Management- und 4 mögliche Arbeiteraktionen, wovon man in jedem Spielzug 2 bzw. 1 spielt. Man hat nur 5 Arbeiterfiguren, die über Aktionen ins Spiel gebracht werden, nach getaner Arbeit erst einmal erschöpft sind, oder, schlimmer noch, Unruhe stiften oder auf dem Friedhof landen. Unruhestifter kann man durch Verhandeln wieder ins Boot holen, "Verstorbene" gehen -thematisch eher unglücklich- einen etwas sonderbaren Weg: Sie können über Zuwanderung als Unruhestifter wieder zurückgeholt werden (Zombies?). Erschöpfte Arbeiter geruhen zumeist erst am Zahltag (das ist eine Arbeiter-Aktion), sich wieder arbeitsfähig zu melden.

    Insgesamt ein vielfältiges, sehr interessantes thematisches Spiel, das sich erstaunlich gut zu zweit spielen lässt. Für mich 8.5/10 Punkten bei BGG (Copper Country)

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

    Einmal editiert, zuletzt von Ernst Juergen Ridder () aus folgendem Grund: Tippfehlerberichtigung

  • Ich hatte schon lange eine Ader für das Thema Bergbau und seine Verarbeitung in Spielen. 2015 war in dieser Richtung intensiver. Da habe mich schon auf unsere für 2016 geplante Irlandreise vorbereitet. Dabei bin ich darauf gestoßen, dass auch von dort aus Bergarbeiter nach Michigan ausgewandert sind, um dort in den Minen Arbeit zu finden.

    Darüber hatte ich schon im Zusammenhang mit Tinners Trail gelesen, das in Cornwall spielt, von wo ja auch Auswanderer nach Michigan gegangen sind.


    Auf diesem Hintergrund war es kein weiter Weg mehr bis zur Entdeckung von Copper Country, mit dem sich ja ein Kreis schloss. Ich habe das Spiel damals vom Verlag direkt bezogen und musste, als es kam, zum Zoll und habe da ordentlich bezahlen müssen.


    Ich habe damals dann auch einiges übersetzt und das mit Erlaubnis des Autors/Verlags nach BGG hochgeladen. Den Text der Regel habe ich auch übersetzt und dann versucht, ihn in die Originalgrafik einzusetzen. Das war gerade bei dieser Spielregel für meine technischen Voraussetzungen dann doch ein schwieriges Unterfangen, so dass ich die Regelübersetzung zwar vollständig, aber nur mit den ersten vier Seiten auch grafisch fertig hochgeladen habe. Heute habe ich gar keine Software mehr, mit der sich das vernünftig machen ließe.


    Sowohl 2016 in Irland als auch 2018 dann in Cornwall habe ich mich auch für die Überreste aus der dortigen Bergbauzeit interessiert. Angeregt durch die Kohletrilogie war ich in diesen Jahren auch im Ruhrgebiet und habe dort auf dem Nachbau einer Ruhr-Ake gestanden; mit solchen Booten wurde im 19. Jahrhundert der Kohletransport auf der Ruhr bewerkstelligt, thematisiert in dem Spiel Ruhrschifffahrt.


    Für mich ist Spielen halt sehr viel mehr als nur Spielmechanik.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Hört sich sehr gut an, danke für die Information. Insbesondere die zusätzliche Einbettung einer weiteren Erklärung des Spielthemas weckt mein verstärktes Interesse. Ich mag Spiele, bei denen das Spielthema nicht bloßes Blendwerk ist. Von mir aus kann in den Spielanleitungen gerne Bildung vermittelt werden, die über "Ihr seid Händler in XY und jetzt würfeln Ihr um Waren" hinausgeht. Und wenn, wie scheinbar hier, sogar ein Experte direkt zur Hand ist, um so besser. Sehr schön ist es in der Regel, wenn das Herz der Autoren nicht nur an der Spielmechanik, sondern auch an der Thematik hängt.