Ist schummeln in kooperativen Spielen erlaubt?

  • Ein Kampagnenspiel spiele ich um des Erlebnisses willen, nicht wegen seiner Mechaniken, oder um mich mit ihm zu "messen". Und das (Erlebnis) sehe ich fast wie im richtigen Leben: Ich kann nicht einfach einen Lebensabschnitt wiederholen, weil ich es beim ersten Versuch nicht richtig/gut gemacht habe, das Leben geht weiter, mit den Konsequenzen, die sich aus Fehlern halt ergeben, aber es geht weiter, bis es eben real endet.


    Vergleichbares erwarte ich auch von einem Spiel. Ich will einfach nicht wieder und wieder den selben Weg mit nahezu den selben Erlebnissen gehen. Da steckt für mich keine Forderung drin, sondern grenzenlose Langeweile.


    Das finde ich z.B. eben an der Reise durch Mittelerde gut: Es geht weiter, vielleicht weniger gut, als es hätte sein können, aber es geht weiter. Und genau so: Es geht immer weiter, vielleicht nicht so gut, aber es geht weiter, sollen für mich Kampagnenspiele sein. Können sie das nicht, interessieren mich aber wirklich, mache ich sie mir passend, andernfalls kommen sie weg. Ich lasse mir von einem Spiel nicht vorschreiben, wie ich es (vor allem im Kopfkino) zu erleben habe.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Ich kann nicht einfach einen Lebensabschnitt wiederholen, weil ich es beim ersten Versuch nicht richtig/gut gemacht habe, das Leben geht weiter, mit den Konsequenzen, die sich aus Fehlern halt ergeben, aber es geht weiter, bis es eben real endet.

    Ich sehe es teilweise wie eine 2. Chance, etwas anders zu machen als beim ersten Mal - ein Spiel kann so etwas im Gegensatz zur Realität eben bieten. Wenn man sich dann "genötigt" fühlt, das zu tun ODER man weiß, dass es wenig andere Optionen gibt (z.B. das Ziehen von Markern, Karten oder das Würfeln nicht beeinflussen zu können), dann ist es natürlich relativ sinnfrei, eine 2. Chance zu nutzen.


    Ich war beispielsweise bei einem Arkham Horror LCG-Szenario total demotiviert, es nochmal zu versuchen, weil es sackschwer war und mit nur wenig Pech beim Markerziehen man eigentlich keine Chance hat. Und was für ein Erfolgserlebnis ist das dann, wenn man es schafft, weil man nicht die falschen Marker gezogen hat? Ist bei anderen Spielen aber im Grunde dasselbe Problem: Wieso sollte ich Gloomhaven nochmal spielen, wenn ich ständig/viel zu oft die Fehlschlag-Modifikationskarten ziehe (die ja immer wieder ins Deck zurückgemischt wird)? Was sollte da beim Neuversuch besser werden, außer "Glück zu haben".


    Glück haben gehört zwar zwingend zum Spiel dazu, aber es gibt eben eine individuelle Grenze, bei der fehlendes Mindestglück resignieren lässt.

    wartet derzeit auf: Zombicide 2nd Edition, Masters of the Night, Zombicide Comics, Twilight Imperium 4 Erweiterung, Insel der Katzen, Kill Doctor Lucky, Etherfields, Tapestry, Tainted Grail Wave 2, Resident Evil 3, Momiji, SHEOL, ISS Vanguard, Human Punishment - The Beginning. :saint:

    2 Mal editiert, zuletzt von Taxy ()

  • Kurzum: Wenn man sich dazu gezwungen fühlt, Spielabschnitte skippen zu wollen, ist das für mich eher ein Indiz für die Qualität des Spiels.

    Für mich ist es nur ein Indiz, dass das Spiel nicht zu 100% den Geschmack der Gruppe trifft. Mit Qualität hat das nur selten was zu tun.

  • Bislang habe ich in den gespielten KoOp Partien nur wenig Niederlagen kassiert. Spätestens beim 2. Durchlauf hat es konform geklappt.


    Oder das Spiel implizierte das Scheitern, z.Bsp Time Stories. Da finde ich es frustrierend, wenn man alles optimiert hat und am Ende obwohl man mit gefühlt 344 Würfeln nur einen Erfolg braucht eben dieser nicht fällt.

    Da gilt dann ein wenig Handwerkertum, mit dem passend machen. Kam aber bisher nur 1x in einer 2er Partie vor.


    Bei Spirit Island oder Robinsoe Crusoe finde ich es nicht schlimm baden zu gehen. Auch bei einem weiderholten Male nicht, da es einzelne Spiele sind.

    Bei einem Spiel mit einer Kampagne wo man dann explizit an der Stelle festhängt... hmpf... sollte sich mal erneut eine solche Situation ergeben, ich erinnere mich an den Thread und werde berichten.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Vorsicht - will man das Spiel nicht nochmal spielen, oder ein spezifisches Szenario daraus? (Pandemie: Monat, GD: Mission).

    Das kann relativ bald auf das selbe hinauslaufen.


    Kleine Beispiele:

    Adventure Island: Erstes Abenteuer 5 Versuche, bis es endlich geklappt hat. Da weiß man schon sehr genau, was man machen muss, um Erfolg zu haben, und ist trotzdem sehr abhängig vom Zufall im Spiel. Das hat mich letztlich so genervt, dass ich zwar noch das zweite Abenteuer gespielt (und auch im ersten Versuch geschafft) habe, aber dann war die Luft raus. Keine Lust mehr an dem Spiel. Es wird mich verlassen.


    Paleo: Level I mit 3 Versuchen. Zweimal 1/5 Bildteilen, einmal 4/5 Bildteilen und nur knapp gescheitert. Das reicht mir. Obwohl mich das Spiel thematisch interessiert, ist es leider wenig thematisch und mechanisch reizt es mich überhaupt nicht. Andern gefällt's, aber mein Spiel ist es halt nicht; mich nervt's nur noch, also kommt es weg.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Haha passt einfach zu schön:


    Gerade eben pandemie Legacy season 0 gespielt, Szenario September. Bis dahin haben wir nie etwas zurecht gebogen. Aber diesmal waren die Umstände so:


    - lockdown, daher nur tagsüber

    eingeschränkt Zeit (mehr als sowieso schon mit Kindern usw)

    - im September etwas abgestumpfte Spieler, da es für uns persönlich etwas zu wenig aufregende Ereignisse und Wendungen gibt seit ein paar Partien (rein subjektiv)

    - konkrete Situation: nach 4 h Spielzeit und 2 Partien (August, September) waren wir gerade am Ende der zweiten Partie und wegen einem leichtsinns-übersehen-Fehler (wir haben schlicht die Auftragsbedingung falsch gelesen) im Prinzip am verlieren. Da kommt der dritte Spieler ins Zimmer und meint "ey, habt ihr das denn gelesen? Ihr wisst schon dass ihr nur xyz machen müsst und wie haben gewonnen?"


    .... Große Überraschung für die anderen zwei. Es ist klar dass Sieg und Niederlage gerade nur einen Leichtsinnsfehler auseinander liegen. Die Frage ist also: Darf ich meinen Zug zurück nehmen um es besser zu spielen? Wichtig: in diesem Zug gab es eine minimale Legacy Sache (Tarnung schon abgerubbelt).

    Ich frage in Hinblick auf diesen Thread offen "naja, ist halt die Frage, ob wir jetzt schummeln oder nicht."

    ...

    Person 2 "das ist doch kein schummeln, da ist doch nix passiert!"

    Ich "naja, die Tarnung halt schon aufgerubbelt"

    Person 2 "aber das ist doch nix wildes. Komm schon!"

    Person 3 "komm schon!"


    Ich lache und meine, passt schon. War mir am Ende auch recht, einfach, weil wir Partie 2 im Sspemtber sowieso gewonnen hätten mit dem Vorwissen aus Partie 1... Und die Zeit aktuell sehr knapp bemessen ist im Leben.


    Lange Rede, kurzer Sinn:

    Situativ ist alles erlaubt, wenn die Gruppe dabei Spaß hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Matfe ()

  • Ich bin eigentlich kein Schummler, aber ich glaube, dass mein Mann und ich in unserer Kampagne zu Tainted Grail ab und an unabsichtlich schummeln. Wir sind oft so im Diskussions-Modus und ziehen ja bisher eigentlich immer gemeinsam durchs Land, dass ich durchaus glaube, dass wir das ein oder andere Mal die Aktionsabfolge z.B. nicht ganz sauber spielen, o.ä. Das geht manchmal einfach in der Hitze des Gefechts (und der Diplomatie, höhö) unter. Sind wir jetzt z.B. grad eine Gruppe? Gesagt haben wir es nicht, wir gehen aber davon aus. Solche Sachen.

    Mein Mann ist jetzt auch niemand, der da die Geduld aufbringt, mich noch ewig in der Anleitung suchen zu lassen (aber beim Rollenspiel ne Stunde lang die Sonderregel zu Zauber XY rauswühlen, ist klar... :rolleyes:), und wir machen dann halt einfach. Ich denke, es ist wie so oft: Vor- und Nachteil geben sich da am Ende die Hand.

    Am Anfang haben wir aber tatsächlich einmal bewusst geschummelt und eine Aktion zurückgenommen, Achtung, Storyteil, daher Spoiler.

    Und ich hab beim Arkham Horror LCG auch mal so oft hintereinander übelste Ergebnisse aus dem Beutel gezogen, dass ich beim gefühlt 84ten Mal dann so lange gezogen hab, bis EINMAL was gutes dabei war :D:lachwein: Da hab ich dann auch kein schlechtes Gewissen.


    Ich denke also auch, es hängt immer mit am Spiel, den Mitspielern, der Situation.... Grundsätzlich sind es bei mir aber auch Kampagnen/Story/Adventure-Spiele, bei denen die Gefahr eher besteht. Gerade wenn ich ansonsten von ewig weit vorne wiederholen müsste. In so nem Euro schummle ich nicht - da hab ich dann halt kacke gespielt und wenig Punkte, macht nix, nächstes Mal wird es besser.