Wahrscheinlicherer Werdegang...

  • ...scheint mir aus Beobachtungen zu sein, dass einem irgendwann im Laufe der Spielkarriere die Euro-Optimierorgien zum Hals raushängen und man sich mehr Richtung Ameritrash bewegt, als andersrum.


    Zumindest kenne ich niemanden, der von Ameritrash zu Euro-Optimierorgien wechselt.


    Ist das auch eure Wahrnehmung? Warum könnte das so sein? Weil man älter wird und es zu anstrengend ist Punkte zu optimieren und man mehr Spaß im Leben sucht?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Weil man älter wird und es zu anstrengend ist Punkte zu optimieren und man mehr Spaß im Leben sucht?

    Ich denke, da ist etwas dran. Weil die Energie etwas nachlässt, oder vielleicht noch häufiger: die Zahl der Mitspieler, die bereit sind, sich die Tage/Nächte(/Abende) mit anstrengenden Dingen um die Ohren zu schlagen...


    Wie oft habe ich in den letzten Jahren den Spruch gehört „Aber bitte kein neues Spiel.“ Oder: „Aber bitte nichts, was über XXX Minuten dauert“ und ich war mir immer sicher, dass nicht die Lust fehlt, sondern die Energie, weil der Alltag schon so viel davon aufgefressen hat.


    Bei mir ist es außerdem so (und ich stehe immer noch total auf Euros), dass meine beiden Kids mir (wieder!) etwas mehr die Augen für die Geschichten im Spiel geöffnet haben. Da spiele ich Zombie Kidz zum wiederholten Mal, weil es eben Zombies sind, die die Schule überfallen und nicht, weil mich der Mechanismus noch reizt.

    Einmal editiert, zuletzt von Homsen ()

  • Kommt darauf an, wann man mit der Betrachtung beginnt.


    Meine spielerische Sozialiserung begann wie bei bestimmt vielen anderen hier mit Monopoly und Risko, gefolgt von Axis & Allies. Die würde ich heute alle unter Ameritrash subsumieren. Als Erwachsener konnte ich dann mit den Würfelorgien nicht mehr viel anfangen und spiele heute am liebsten komplexe Euro-Games. Vielleicht ändert sich das im Alter nochmal, im Moment sehe ich das bei mir aber nicht.

  • Also soooo alt war ich nu auch wieder nicht, als ich gewechselt bin ... :D


    Keine Ahnung, woher du die Wahrnehmung hast. Aber wenn sie zutrifft, dann liegt das wohl daran, dass Punkteoptimieren im Endeffekt halt Punkteoptimieren bleibt. Egal mit welcher Mechanik. Bei AT kannst du beides haben: Story UND Punkte optimieren. Nur halt meistens ohne den Feldsalat. Aber Mechanik und Hirn anstrengen haste auch. Außer du spielst wirklich so 0815 AT, der sich auf einen W6 Wurf reduziert und ansonsten nur von den großen Abenteuern erzählt

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • .... mehr Spielerlebnis gerne, aber ich kann mir im Leben nicht vorstellen, jemals bei Amitrash zu landen. Klopperei im Dungeon oder stupide Würfelei? Ich denke, nach diversen Würfelorgien zu meiner Studentenzeit bei Risiko bin ich für den Rest meines Lebens davon geheilt.

    Bei #PandemicLegacy und #Detective habe ich schon sehr erfreuliche Spielerlebnisse gehabt und erwarte mit #DieverlorenenRuinenvonArnak auch wieder mehr Thema im Spiel .

    Also für mich gilt Deine These vermutlich nicht, weil ich immer noch viel Freude an Eurospielen habe :)!

  • Ich hatte meine "ernsthafte" Karriere mit Adventure Games, Rollenspielen und Ameritrash in den späten 80ern begonnen.


    Irgendwann Anfang der 00er Jahre kamen dann bei uns die Euros auf, gefolgt von heavy Euros, und meine Spielegruppe ist voll drauf angesprungen. Natürlich habe ich mitgespielt (und auch mitgekauft), aber ich habe begonnen mich beim Spielen zu langweilen ... optimieren, irgendwo noch einen Siegpunkt rausquetschen, endloses Durchdenken von Zügen, vielleicht auch noch gepaart mit AP; nur um dann irgendwann festzustellen, dass - überspitzt gesagt - wenn alle auf demselben Niveau spielen, es letztendlich doch nur an der einen gezogenen Karte hängt ... das ging fast 10 Jahre so und langsam aber sicher verlor ich den Spaß beim Spielen ...


    Also habe ich mich von dieser Spielegruppe getrennt und mich wieder meinen ursprünglichen Spieleneigungen zugewandt: Adventure Games, Rollenspiele und Ameritrash. Ich spiele mehr als je zuvor und auch meine Frau ist wieder voll dabei (die hat meine Euro-Phase total ausgelassen).

    Awesome. I never looked back :)

  • Ich bin da bei Cyberian. Wenn ich meinen Werdegang anschaue, dann ist es sogar noch deutlicher. Ich habe früher zuerst Hero und Star Quest gespielt. Dann Magic und danach Warhammer Fantasy und PnP-Rollenspiele. Daneben dann diverse Spiele auf SdJ-Niveau, wobei ich da definitiv nicht alle als Eurogame einordnen würde: Munchkin, Bluff, Tabu, Wizard,...alles mehr oder weniger keine Eurogames.

    Die Lust auf komplexe Eurogames ist erst in den letzten zwei bis drei Jahren gekommen. Davor war ein Puerto Rico, Attika oder Sankt Petersburg das höchste der Gefühle.

    Dass es andersherum aber vielleicht häufiger vorkommt, liegt für mich an dem was diese Genres ansprechen. Wenn jemand nicht mehr so Lust auf Ameritrash hat, ist der Schritt zu Tabletop, Rollenspiel oder auch Videospielen kleiner als zu Eurogames. Und damit gibt es keinen Wechsel im Brettspielhobby, sondern derjenige hört dann ganz auf und damit ist es gefühlt so herum (also von ameritrash zu euro) seltener.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Auch eine Sache der Prägung.


    Starquest hat mich immer am meisten fasziniert in meiner späteren Jugend. Daher ziehen mich Crawler und Co. bis heute am meisten in ihren Bann.

    Diese Art von Spielen vermitteln mir das Gefühl, Teil einer Geschichte zu sein, deren Weg und Ausgang ich bei gelungenen Spielen maßgeblich mitbestimmen kann.

  • Man sollte sich hüten, aus Einzelfällen eine vermeintliche Gesetzmäßigkeit abzuleiten. Ich behaupte, die schweigende Mehrheit spielt weiter das, was ihnen schon immer gelegen hat.


    (Aber klar, wenn die geistigen Kräfte zum Optimieren nicht mehr ausreichen, muss man halt bei Würfelspielen zugucken ... :tongue2:)


    SCNR

    Abduck und wegrenn

  • Noch sehe ich keinerlei Anzeichen dafür, dass mich etwas mit der Bezeichnung "Ameritrash" jemals interessieren könnte (geschweige denn begeistern). Ich spiele keinen "Müll"!

    Was ich allerdings durchaus bemerke, ist, dass mir das spielerische Element immer wichtiger wird. Also es ist mir letztlich nicht so wichtig, auch noch den letzten Punkt herauszuquetschen, sondern einfach ein "gutes" Spiel gehabt zu haben, bei dem ich das Gefühl hatte, dass meine Pläne halbwegs funktioniert haben. Ob ich damit gewinne, ist für mich inzwischen relativ nebensächlich.

    Ganz krass merke ich das derzeit an #Tapestry (mehr als 50 Partien bisher zu zweit oder dritt). Ein Spiel, das extrem unterschiedliche, nicht sauber ausgewogene Startbedingungen und viel (oftmals spielentscheidenden) Zufall enthält. Eigentlich ein No-Go, aber es macht einfach Spaß, aus der Anfangskonstellation zu versuchen, ein "gutes" Spiel zu spielen.

    Die Geschichte dahinter ist mir allerdings komplett egal...

    Ciao
    Stefan

  • Bei mir geht es eher vom Ameritrash zu Euros. Eventuell hat das auch etwas damit zu tun, 'woher' man kommt. Ich komme aus dem Warhammer 40k Bereich und für mich waren Miniaturen der Einstieg ins Hobby. Aber irgendwann werden die kooperativen Dungeon Crawler einfach etwas uninteressanter und ich hatte Lust auf etwas anederes, auf etwas mit mehr 'Fleisch'. Spiele aber beides gerne. Früher eben ausschließlich Ameritrash, heute offen für alles.

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • Bei mir selbst sehe ich auch eine Rückkehr zu narrativen Spielen, in einem großen kreisförmigen Bogen (gestartet mit 10 mit dem "Schwarzen Auge2, dann viele andere RPG-Systeme, im Studentenalter dann quasi nur die damals noch neuen "Euros" (was damals aber fast ausschließlich Auktions-, Handels- und Gebietsmehrheitsspiele waren). Wobei ich mich gerade frage, wo man da Deckbuilder und LCG verorten würde? Ameritrash war immer mal mit dabei, aber eher im schon gefilterten FFG-Modus (Arkham Horror, Eldritch Horror etc.). Tatsächlich ist mir mittlerweile ein gutes Storytelling bei Spielen viel wichtiger als vor 10 Jahren.

    Aber: Wenn man auf BGG Spielebiographien liest, dann kommen die alle andersrum zum Euro, meistens genervt vom Glücksanteil der Ameritrash-Spiele. Dort wird ja oft der Vorwurf erhoben, Euros hätten die Tradition des Ameritrashs vom Markt "verdrängt", und deshalb sei Kickstarter jetzt damit so erfolgreich.

  • Man fragt sich ja immer wieder, wie es möglich wird, dass die doch immer wieder artverwandten (ausgelutscht wäre sicher unfair) Mechanismen bei den so definierten Euros (weil das andere besser können, keine Definition von mir) die Käufer zufrieden stellen?


    Solange das Thema nur untergeordnet eine Rolle spielt, dennoch viele die Puzzelei, Knobelei oder Highscorejagd nicht stört, mag das Ganze sicher noch jahrelang seine Berechtigung haben. Könnte mir aber vorstellen, dass die ganz große Welle so langsam abschwillt, da man selbst bei fast maßlos ausufernder Ausstattung und Immersion irgendwo immer zum Punkt kommt, dass man meint, das irgendwoher alles schon zu kennen und durch die dann leichten Abwandlungen nicht mehr bereit ist, für drei ähnliche Spiele noch ein viertes daneben zu legen (gehe jetzt mal von meinem recht übersichtlichen Bestand aus), was prinzipiell nichts anders kann.


    Persönlich geht die Orientierung längerfristig bei mir wohl tatsächlich mehr Richtung „Erlebnisreise“ statt „Optimierübung“. Auch wenn beides seine Berechtigung hat, es mgl. auch genug Hybriden geben sollte, geht mir doch so langsam die immer ausufernde Siegpunktvergabe nach Spielende auf die Nüsse, bei der für jeden Furz auf Spielbrett oder persönlicher Auslage Bonus oder Malus berechnet werden müssen. Da ich nur leider wenig mit dem ganzen Fantasy- oder Science Fiction- Kram anfangen kann, ist die Auswahl außerhalb der Eurohölle recht übersichtlich, was ich nicht als Nachteil empfinde (aus Kapazitätsgründen).

    habe die Ehre *hutzieh*

    2 Mal editiert, zuletzt von Stilp ()

  • Aber: Wenn man auf BGG Spielebiographien liest, dann kommen die alle andersrum zum Euro, meistens genervt vom Glücksanteil der Ameritrash-Spiele. Dort wird ja oft der Vorwurf erhoben, Euros hätten die Tradition des Ameritrashs vom Markt "verdrängt", und deshalb sei Kickstarter jetzt damit so erfolgreich.

    Vielleicht ist das in USA andersrum. Könnte sein.

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  • ...scheint mir aus Beobachtungen zu sein, dass einem irgendwann im Laufe der Spielkarriere die Euro-Optimierorgien zum Hals raushängen und man sich mehr Richtung Ameritrash bewegt, als andersrum.

    Bei mir war das genauso. Anfang hatte ich ne Menge Euros im Regal und jede neue Mechanik hatte ihren Reiz. Mittlerweile muss man die Euros echt suchen. Ich glaub ich hab noch 3 von irgendwann mal um die 50 oder so.



    Das trifft's für mich eigentlich ganz gut:

    Ich denke, da ist etwas dran. Weil die Energie etwas nachlässt, oder vielleicht noch häufiger: die Zahl der Mitspieler, die bereit sind, sich die Tage/Nächte(/Abende) mit anstrengenden Dingen um die Ohren zu schlagen...


    Aber wenn sie zutrifft, dann liegt das wohl daran, dass Punkteoptimieren im Endeffekt halt Punkteoptimieren bleibt. Egal mit welcher Mechanik. Bei AT kannst du beides haben: Story UND Punkte optimieren. Nur halt meistens ohne den Feldsalat. Aber Mechanik und Hirn anstrengen haste auch.

    geekeriki.tv

    YouTube.com/geekeriki

  • Solange das Thema nur untergeordnet eine Rolle spielt, dennoch viele die Puzzelei, Knobelei oder Highscorejagd nicht stört, mag das Ganze sicher noch jahrelang seine Berechtigung haben. Könnte mir aber vorstellen, dass die ganz große Welle so langsam abschwillt, da man selbst bei fast maßlos ausufernder Ausstattung und Immersion irgendwo immer zum Punkt kommt, dass man meint, das irgendwoher alles schon zu kennen und durch die dann leichten Abwandlungen nicht mehr bereit ist, für drei ähnliche Spiele noch ein viertes daneben zu legen (gehe jetzt mal von meinem recht übersichtlichen Bestand aus), was prinzipiell nichts anders kann.

    It's not a bug, it's a feature ... Und selbst wenn eine Kaufsättigung eintreten sollte, ist das ja noch lange nicht mit einer Spielsättigung gleichzusetzen ... Dann kommen eben die ersten drei auf den Tisch und nicht das vierte. Wobei moderne Euros mit der Variabilität der Start- und Rahmenbedingungen die Optimierungsaufgabe schon immer wieder variieren und damit interessant halten. Mit Ausstattung oder Immersion hat das in meinen Augen recht wenig zu tun.

  • Mich muss ein Spiel in irgendeiner Form reizen - entweder mechanisch oder von der Story / vom Setting her (Idealerweise Beides -> Gloomhaven, Cloudspire, Scythe, Mage Knight).


    Da mechanisch leider selten etwas WIRKLICH Neues herauskommt, was einen gewissen Anspruch hat und sich für mich die vielen Euro-Games in endlosen Wiederholungen von "Produziere Ressource XY", "Baue Z", "Produziere Siegpunkte" erschöpfen, ist es oft leichter etwas zu finden, was auf der Story-Ebene spannend ist.

    Ich finde zum Beispiel Flügelschlag, Terraforming Mars und Everdell in Ordnung und würde sie auch jederzeit spielen, aber letzlich finde ich, dass sie mir alle drei das gleiche Spielgefühl vermitteln und sich vor allem im Detail unterscheiden, aber nicht grundsätzlich...da ist für mich eins wie das andere...und ich besitze keines der drei.

    Auf der anderen Seite finde ich die meisten Dungeon-Crawler-artigen Spiele spannend, wenn die Mechanismen nicht zu flach sind - da sind es die Zeit und die Runden, mit denen man NOCH einen Crawler spielen könnte, ein wichtiger Faktor für die (Nicht-)Anschaffung.


    Ansonsten bin ich aber auch weiterhin bei komplexen Spielen dabei. Da nur die Zeit nicht mehr so vorhanden ist wie zuvor und auch tatsächlich die Spieler für komplexe und lange Spiele nicht mehr so reichhaltig gesät sind (und noch soooo viele gute Spiele zum Spielen da sind), laufen vor allem viele Kampagnen-Runden. Dazwischen gibt es zwar auch mal Einzelrunden, die sich aber so sporadisch treffen (aktuell eh nicht), dass man dort mit Spielen, bei denen man eine "Lernpartie" braucht, ohnehin nicht landen kann und auch bei anderen Spielen oft jemand dabei ist, dem das Spiel nicht so zusagt, so dass einige Spiele dann auch nur einmal gespielt werden, auch wenn ich selbst viele Spiele gerne noch weiter in die Tiefe spielen würde.


    Ich würde also sagen, dass sich mein eigener Geschmack eigentlich gar nicht so groß gewandelt hat. Nur die Umstände (Zeit und Mitspieler) beeinflussen meine Spielewahl sehr deutlich.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Ich kann mit Sankt Peter gut mitgehen.


    Früher (bis zu meinen Zwanzigern) hätten mich Mehrstunden Kämpfe mit komplexen Regeln noch angezogen.

    Wenn ich heute RosenbergExcel oder sowas wie KDM Grinder spielen müsste, würde ich lieber die Strasse kehren gehen😆.


    Uns zieht es mehr zu den Spielen mit Abwechslung, gerne auch Hektik und Zeitdruck, die Emotionen entstehen lassen. Ausserdem Spiele ich konsequent nicht mehr mit AP-Belasteten Spielern AP-anfällige Spiele (die ohnehin oft in die Kategorie 'Excel ist kein Spiel, dafür lässt man sich bezahlen') fallen.


    Gutes Auswahlkriterium für Mitspieler ist die Frage: 'Magst du Solo Spiele'? 😄

    Jm2c

    2 Mal editiert, zuletzt von Ludensorium ()

  • Hm....interessante Aussagen, wobei ich die Ausgangsthese von Sankt Peter eher als individuelle Beobachtung sehen würde, denn als grundsätzlicher oder oft eingeschlagener Werdegang des spielerischen Daseins.

    Wenn ich so darüber nachdenke, haben mich Heavy Euros und Optimierpuzzles (ohne "Seele") noch nie so richtig interessiert.


    Ob jetzt Ameritrash (schreckliches Wort imho) oder Euro oder Crawler oder narratives Geschichtenspiel.....es steht immer das Spiel als solches im Vordergrund - die mechanische Umsetzung und das Genre ist mir (fast) egal. Hauptsache, es macht mir Spaß!

    Jetzt wieder bei der "Klinik" gesehen, welches oft als reines Optimierspiel angesehen wird. Mit weiteren Bauchspielern (wie mir) macht es vermutlich richtig Spaß, obwohl es keine Geschichte erzählt, aber sehr viel thematische Einbettung hat. Hier macht mir das Ausprobieren sehr viel Spaß. Wenn ich dann noch gewinne, umso besser - aber auch wenn ich verliere, hatte ich auch so meinen Spaß an solchen Spielen.


    Würde ich das mit unseren Optimierjüngern spielen (was ich ganz bestimmt nicht mache!), geht ganz viel Spaß für mich verloren, da die sich auf das bis ins Detail optimierte Spiel konzentrieren und damit auch Ihren Spaß haben - das ist aber nicht mein Spaß.

    In meiner Familie gibt es schon einen Heavy Euro bzw. Optimierpapst, der seinen Spaß immer schon (und vermutlich auch in Zukunft) aus dieser Art Spiele zieht - der wird wahrscheinlich nicht auf Ameritrash wechseln, auch wenn er schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Aber selbst er wechselt ab und zu (nicht oft und vor allem nicht so gerne) und versucht sich auch abseits seiner Lieblings-Heavy-Euro-Optimier-Wahnsinn-Spiele.


    Und ich? Ich spiele weiterhin alles, was mir Spaß macht und bin da von der Aussage her (ab dem zweiten Satz allerdings!!) ganz bei malzspiele .

  • Per se könnte die Theorie von Sankt Peter sogar zu treffen. Ich denke aber das es auch damit zu tun hat, das bei sehr guten Euros man viel Hirn reinstecken um das Optimieren richtig hinzubekommen und viele sind nach der Arbeit nicht mehr bereit oder sogar fähig dies zu machen.

    Ich gehöre dazu. Wenn ich Urlaub habe, spiele ich sehr gerne Euros aber in der normalen Arbeitssituationen bin ich ein eher "Amitrash-Spieler".

    Ein weiterer Aspekt könnte auch sein, das viele mehr und mehr kooperative Spiele spielen wollen und immer mehr das narrative an Spielen schätzen.

    Und es gibt eben weniger Euros als AT-Spiele, die dies liefern.


    Wobei ich auch immer mehr sehe das sich ein hybrider Markt entwickelt. Immer mehr typische Euro Game-Prinzipien der Optmierung mit AT-Tugenden kreuzen. Beispiel: Miniaturenspiele, eigentlich ein klassischer AT-Genre, die ohne starke Glückselemente (Würfel) auskommen aber mit extrem wichtiger Charakterentwicklung und Aufstellungen erscheinen.


    Die Frage ist auch was ist Amitrash. Alleine die Definition ist nicht mal klar. Manche sagen mehr Setting und Story als Gameplay im Vordergrund, andere sehen das Thema Glück als Hauptunterschied.

    Crowdfunding (22): AT:O (2. Wave), HEL, Return to PA, USS Freedom, Darkest Dungeon, Primal, Green Hell, CoD: Apocalypse, Legend Academy, Ancient Blood, Agemonia, Bad Karmas, Nanolith, Tidal Blades 2

  • Jedes Spiel zu seiner Zeit ... bei mir hängt es stark mit der jeweiligen Lebenssituation zusammen, wenn ich etwas recht komplexes Spiele wie -> Gaia Projekt oder -> Agra spiele,

    (dazu gehört auch Spirit Island und Mage Knight die eine gewisses Maß an Frustrationstoleranz fordern)

    brauche ich die mentale Frische (nach einen anstrengenden Frühdienst geht das bei mir nicht) um an Spielen mit Hoher Komplexität Freude zu haben.


    Auch ein Großzügiger Zeitrahmen um das Spiel herum ist da Wichtig, nichts ist ätzender als ein Hochkomplexes Spiel zu Spielen mit dem Wissen das zur Stunde X das Spiel beendet sein muss, weil ich dann z.B. in den Spätdienst aufbrechen muss.

    Ist der Zeitrahmen knapp, mag ich auch keine Aufbau-Orgien egal ob AmiTrash oder Euro, für solche Fälle hab ich entsprechendes auf Lager

    z.B -> Res Arcana


    Weiterhin versuche ich zu vermeiden, Spiele zu erwerben deren Mechaniken sehr ähneln. Beispiel: Wenn ich Gaia Projekt besitze und Spiele, würde ich Terra Mystica außen vor lassen, weil zu ähnlich, auch wenn das Spiel an sich sehr sehr gut sein wird.


    Sind die Rahmenbedingungen gegeben hab ich auch an Optimiermonster meinen Spaß!!! :)


    Der aktuelle Werdegang ist der das ich Herbst 2020 wegen familiärer Prioritäten (Nachwuchs steht sehr bald an) deutlich weniger als im Vorjahr gekauft habe,

    bei den Käufen habe ich auch deutliche unterscheide bei den Mechaniken geachtet im Vergleich zu den Spielen die ich schon besitze

    -> Faiyum, glänzt mit einen spannenden Mechanik-Mix und ist für mich sogar besser als erwartet

    -> Paris: Die Stadt der Lichter - Anspruch volles Puzzle -Spiel (für mich Neuland) das in Windeseile auf und abgebaut ist und in ca 25-30 Minuten gespielt ist, Ersteindruck TOP

    -> Anno 1800 (bringt das Christkind) ...da hoffe ich auch auf einen spannenden und für uns neuen Mechanik Mix!


    In Sachen AmiTrash brauch ich DEN Thema-Trigger z.B Fallout aus meiner E-Gaming Zeit, dann packt es mich und ich werde dann schon mal recht "unkritisch" und kaufe dann schnell ... was auch nicht immer gut geht z.B Fallout... ;)


    Andersherum habe ich auch kein Problem z.B. Gaia Projekt + Master of Orion Fan Erweiterung (Selbstgelötet) ein Jahr im Regal liegen zu lassen, ich bin mir sicher es kommt der Zeitpunkt X wo ich das Teil ziehe und wieder intensiv Solo - Zocke!!! ...das gleiche gilt für Mage Knight ^^


    ...was ich 2021 kaufe ... zur Zeit, so gar keine Ahnung 8-))


    ...soviel zu meinen persönlichen Werdegang!!!:sonne:

  • Ich bin seit über 50 Jahren „Euro“. Und werde mein restliches Leben immer Euro bleiben.

    Warum?

    Mich interessieren bei Spielen in erster Linie Mechanismen. Wie funktioniert das Spiel? Was sind die entscheidenden Schrauben, an denen man drehen kann? Wie wirken diese Schrauben? Wie hängen sie zusammen?

    Mich mit diesen Mechanismen zu beschäftigen, macht mir Spaß, das fasziniert mich bei Spielen.

    Erst an zweiter Stelle stehen bei mir Thema und Ausstattung. Ein interessantes Thema und eine schöne Ausstattung gefallen mir schon auch. Aber wenn ich den Mechanismus langweilig finde, dann hat auch das schönste Spiel bei mir keine Chance.

    Mir ist klar, dass diese Einstellung stark vom Charakter, den menschlichen Eigenschaften, den persönlichen Vorlieben und Abneigungen abhängt. Also der „Prägung“. Das kann sich durchaus mit der Zeit wandeln. Mit dem Alter ändert sich die Sicht auf die Welt, ändern sich die Prioritäten. Aber ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei Spielen bei mir noch groß was ändert.

    Ich schaue übrigens AT-Spieler recht gerne zu, wie sie großen Spaß haben! :)

  • ... es letztendlich doch nur an der einen gezogenen Karte hängt ...

    Ja, Du hast recht, da ist mir AmeriTrash lieber, wo das Spiel von Anfang an und komplett (fast) nur von den gezogenen Karten (und Würfelwürfen) abhängt... ;) *SCNR.

    Spaß beiseite: Ich habe es immer wieder versucht (zuletzt 7th Continent), aber ich kann dem einfach letztlich nichts abgewinnen. Tainted Grail und Gloomhaven werden dann wohl meine letzten Versuche sein, mal thematisch tiefer in ein Spiel abzutauchen.

    Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die aktuelle Situation dem von Sankt Peter beschriebenen Trend eher förderlich ist, weil thematische Spiele meiner Meinung nach oft nicht allzu viel verlieren, wenn man sie alleine statt in der Gruppe spielt und der höhere Glücksfaktor im Solo-Spiel letztlich ja oftmals weniger ins Gewicht fällt als bei (kompetitiven) Mehrspielerspielern.

  • Mhm, schwierig. Ich weiß nicht, ob das ein wahrscheinlicher Werdegang ist, dass ist mir zu überspitzt formuliert. Ich kenne eine ganze Reihe Menschen, die sind sehr zufrieden in der Optimierungs/Punktesalat-Welt.

    Ich kann nur persönlich sagen, dass ich die Brettspielwelt für mich erkundet habe, weil ich das Gefühl hatte hier wieder interaktiv etwas zu erkunden, bei dem jeder Zug den ich mache Bedeutung hat, auch für meine Mitspieler. Je mehr Optimierungsspiele man spielt, desto mehr stellt sich das Gefühl ein, hier immer wieder den gleichen Systemen zu begegnen. Das macht ein weiteres Erkunden ein wenig sinnfreier. Ich merke das auch an meinen Partien, ich spiele immer weniger auf Siegpunkte, sondern mehr auf ein befriedigendes Spielerlebnis, wie malzspiele . Gleichzeitig sehe ich aber doch recht deutlich, was das Spiel eigentlich von mir fordert und tataa ich wurde zum AP-Spieler. Ich will dann immer alles: coole Züge und Siegpunkte.

    Insofern denke ich zumindest über einen Wechsel in thematischere Spiele nach. Na zumindest dicken Zeh reinhalten. Ich habe mal auf TTS Gloomhaven ausprobiert, qua BGG-Rating, es erfüllte aber genau das, vor was ich mich da fürchte: Repetitives Gameplay. Insofern schiele ich momentan auf Wargames, Coins, DieNische-Hype-Titel, vielleicht auch 18xx. Allein mir fehlen a die Mitspieler dafür (zumal man sowas wirklich öfter spielen sollte) und b ist der Einstiegspreis doch recht hoch. Ergo wieder AP. Soll ich oder vielleicht doch nicht, oder doch, oder nicht. Aber wenn, ich sollte, vielleicht, aber die Mitspieler, aber der Spaß, aber vielleicht doch nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Mangoldt ()

  • Bei mir ist das genaue Gegenteil passiert. Als ich vor rund drei Jahren die Welt der Brettspiele entdeckte, wollte ich eher Spiele erleben, die eine Geschichte erzählen, war also mehr in Richtung Ami-Trash unterwegs und Stück für Stück habe ich mich zum absoluten Eurofan entwickelt, so dass viele Ami-Trash Sachen noch ungespielt im Schrank liegen, während ich fast jedes neue Euro auffresse, sobald es auf dem Markt erscheint.

    Eigentlich eine Entwicklung die ich nie wollte :lachwein: aber ich muss zugeben, dass mir Eurogames einfach mehr gefallen und liegen, auch wenn die Vorstellung einen Dungeon Crawler zu spielen mir im Kopf viel genialer erscheint. Schlussendlich landet aber wieder der nächste Punktesalat vor mir auf dem Tisch. ;)

    Meine derzeitigen Lieblingsspiele:

    1. Revive
    2. Die verlorenen Ruinen von Arnak
    3. Woodcraft

    geplant für 1. Quartal '23: Shogun no Katana, Final Girl, Pessoa, Golem, Oltree

    Top all-time Euro's:

    Top all-time Thematic :


    Einmal editiert, zuletzt von cold25 ()

  • Erst ging es los mit Betrayal at House on the Hill und Arkham Horror 2 über zu Agricola und Konsorten. Die letzten Jahre bin ich wieder zu Spielen mit echtem Thema gewechselt (gerne auch AT), meine Frau sagt, dass sie kaum noch Spiele im Regal "kennt". Das ist z.T. dem Umstand geschuldet, dass ich kaum noch Lust auf nicht-kooperative bzw. nicht-semi-kooperative Spiele habe, es fehlt mir die Lust, sich zu messen. Ausnahmen sind reine Zweier, da geht's für mich, aber bitte bloß nicht zu abstrakt.

    Wie blakktom bin ich häufig abends nicht mehr frisch genug für allzuviel Gehirnakrobatik (als vierfacher Vater und Lehrer), da habe ich keine Lust, mich als "Mechaniker" zu verdingen und möchte lieber eine gute Zeit mit einer Geschichte mit meinen Lieben und Freunden erleben. Salat mag ich durchaus, nur bitte ohne Punkte.

  • Rohstofftauschereiorgien...

    ...die in jedem dieser Spiele immer und immer wieder über möglichst viele konstruierte Umwege realisiert werden müssen.

    ... optimieren, irgendwo noch einen Siegpunkt rausquetschen, endloses Durchdenken von Zügen, vielleicht auch noch gepaart mit AP; nur um dann irgendwann festzustellen, dass - überspitzt gesagt - wenn alle auf demselben Niveau spielen, es letztendlich doch nur an der einen gezogenen Karte hängt ...

    Das trifft es eigentlich ziemlich genau. Man hört die Erklärung zum Spiel und weiß eigentlich schon im großen und ganzen wie es funktioniert.

    Meine beiden Aussagen sind übrigens bewusst etwas überzogen formuliert, damit der Standpunkt klarer wird. ;)

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • ...scheint mir aus Beobachtungen zu sein, dass einem irgendwann im Laufe der Spielkarriere die Euro-Optimierorgien zum Hals raushängen und man sich mehr Richtung Ameritrash bewegt, als andersrum.


    Zumindest kenne ich niemanden, der von Ameritrash zu Euro-Optimierorgien wechselt.


    Ist das auch eure Wahrnehmung? Warum könnte das so sein? Weil man älter wird und es zu anstrengend ist Punkte zu optimieren und man mehr Spaß im Leben sucht?

    Es gibt ja nicht nur Ameritrash und Euro-Optimierungen. :/


    Und was heißt „älter wird“? Jeder wird jeden Tag älter, egal wie alt er wirklich ist.

    Und mach einer ist mental viel älter, als er aussieht.


    Ich habe mit 57 ASL (kennen)gelernt, und ich spiele es jetzt mit 71 immer noch regelmäßig (knapp 800 Partien bisher). Ich glaube nicht, daß ich „mehr Spaß im Leben“ hätte, wenn ich es aufgeben würde, weil es (mir zu) anstrengend ist ... :)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

    Einmal editiert, zuletzt von Warbear ()

  • Bei mir geht der Trend (noch) eher in die Breite statt von einem zum anderen. Anfangs habe ich hauptsächlich gerne würfel-lastige Spiele (Descent, Arkham Horror, Arcadia Quest, Imperial Assault, ...) gespielt, mittlerweile spiele ich aber mindestens genauso gerne (manchmal lieber) Spiele mit wenigen Glückselementen (Teotihuacan, Paladine des Westfrankrenreichs, ...). Mal schauen, ob die Euro-Müdigkeit irgendwann noch kommt ;)

  • (...) Ist das auch eure Wahrnehmung? (...)

    Nein, überhaupt nicht. Meine Spielpartner und ich spielen, worauf wir Lust haben, unabhängig von sehr vage definierten Kategorien.

    Falls es eine zeitliche Komponente gibt, dann eher die des Pendelns - eine Zeitlang werden eher jene Spiele bevorzugt, dann diese, und dann wieder andere, und dann wieder jene.

    Als verwandtes Beispiel, zwei meiner Spieler, die jahrelang niemals dasselbe Spiel zweimal spielen wollten, haben zur Zeit das Verlangen danach, bekannte Spiele tiefer auszuloten. Das heißt aber nicht, daß sie nicht auch mal an einem Spieleabend wieder Lust haben, etwas neues auszuprobieren; aber von sich aus fragen sie eher nach Bekanntem.

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