Die Jäger des verpassten Schnäppchens und wieso ich auch mit 20% auf Alles keine 80% Verständnis aufbringen kann

  • Ich habe mich über das 'Made in Germany' -Logo auf Aons End übrigens sehr gefreut und da ich die Geschäftspraxis und den Einsatz von Frosted Games 'kenne', war und bin ich auch bereit dementsprechend etwas mehr zu bezahlen (Siderische Konfluenz wird auch gekauft, sobald es wieder verfügbar ist). Ich hoffe, dass das noch weiter gepusht wird!
    Ich muss aber sagen, dass daran zu einem große Teil dieses Forum allgemein und Ben2 im Speziellen Anteil haben. Bei der großen (und wichtigen) Masse, wird das wohl nicht funktionieren.

    Übrigens, die Taktik von Schwerkraft ist auch kein Allheilmittel. Ich werde mir kein TFM kaufen, da ich die Materialqualität für den aufgerufenen Preis einfach nicht gerechtfertigt finde (so, jetzt schlagt mich) und KEIN Spiel ist so gut, dass man es nicht mit einem anderen substituieren könnte. Ein Bekannter (Wenigspieler) stand vor der Wahl, ob er mir Pandemic Legacy oder TFM zum Geburtstag schenkt und hat sich, explizit wegen des Preises, für ersteres entschieden.
    Auch an Klong! habe ich mich noch nicht herangewagt, weil mir die preisliche Einstiegshürde zu hoch ist, da schaue ich mir davor lieber einen anderen Deckbuilder an.

    Sowohl bei Viel-, als auch bei Wenigspielern kann diese Taktik versagen (versagen im Sinne von, dass kein ewiges Wachstum möglich ist).


    Kommt es mir nur so vor, oder diskutieren wir mittlerweile über die Globalisierung und unser Wirtschaftssystem als solches? Ich sehe nicht wirklich Lösungsansätze im derzeitigen Rahmen. Der Verbraucher soll einfach 30 Euro mehr für das Spiel zahlen, ist mir da ehrlich auch zu kurz gegriffen.

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • Man müsste halt als Verlag aufhören, Thalia zu beliefern, wenn Thalia das Geschäft kaputt macht. Zu gehen scheint es ja - wenn ich mir Schwerkraft angucke.

    Wenn alle das Modell Schwerkraft fahren würden (nur Direktvertrieb, Händler zahlen quasi dasselbe wie Kunden), dann gibt es keine Spieleläden mehr, keine Spiele im Buchhandel, im Kaufhaus, im Müller/DM/Aldi usw. Dann gibt es nur noch ein paar Verlags-Onlineshops, und das war's.

    Ist das die Brettspielwelt, die du haben willst?


    Kommt mir nicht sonderlich gesund vor für die Außenwirkung der Branche.


    Imho kann Schwerkraft das nur machen, weil die anderen das nicht machen.

  • Puh, das ist jetzt eine sehr unpopuläre Meinung, aber: Meinethalben ja.


    Ich kaufe fast nichts im lokalen Einzelhandel.

    Ich lasse mich ungern beraten, weil Händler einen eh subjektiv (auf ihr Handelsangebot) beraten. Also informiere ich mich sehr intensiv im Netz und finde das für mich passende Produkt. Damit geh ich dann in den EH und die sagen "Hamma nicht da, muss ich bestellen". Aber bestellen kann ich es auch - und genau genommen ist das das, was ich damit outsource: Ich bezahle jemanden dafür, dass er für mich bestellt. Und das ist unsinnig.


    Aber glücklicherweise sprach ich ja nur davon, die Rabattkönige (hier: Thalia) auszugrenzen und nicht zu beliefern. Damit liegt immer noch schön alles im Vedes Fachgeschäft und alles ist gut.

  • Gib doch Thalia einfach keine (Mengen-) Rabatte mehr und erhöhe den Grundpreis im Verhältnis zum UVP.

    NIcht der Verlag macht den Preis, sondern der Vertrieb. Und Vertrieb und Verlag haben nicht unbedingt identische Partikularinteressen.

    Das heißt also, weil der Vertrieb sein Volumenziel erreichen weil, geht er die Rabatte der Großen mit.

    Der Vertrieb müsste natürlich die Prioritäten ändern. Und man muss einen Vertrieb finden, der seine Kunden mehr gängelt als seine Lieferanten. Also alles schwierig.

  • Ich hab eh das Gefühl, wir alle spielen in so einer Art Immobilienblase, die nur darauf wartet, zu platzen.

    Das Gefühl, das Du an Dir bemerkst, ist mehr das eines befriedigten Bedürfnisses: Du hast Dich durchprobiert, hast Zeug gekauft, jetzt tritt ein Sättigungsgefühl ein.


    Auf den Gesamtmarkt trifft das aber scheinbar noch nicht zu, obwohl die Anzeichen sich beständig mehren, dass der Peak bald erreicht ist: Die extreme Diversifizierung im Angebot, die Anzahl der kleinen Anbieter, die auch hier beklagte geringe Auskömmlichkeit für die Anbieter... Nach Lehrbuch müsste demnächst (also morgen oder in 10 Jahren) ein Überangebot da sein und eine Marktbereinigung eintreten, die vornehmlich die kleinen Anbieter ausradiert. Wäre, wenn wir uns gegenüber mal ehrlich sind, für uns als Spieler eigentlich auch gar nicht weiter schlimm. Denn da haben wir noch diesen anderen Gedanken von Dir, den ich viel interessanter finde: Dadurch, dass das Angebot so vielfältig ist, dass mehr gekauft wird, als effektiv gespielt werden und jedes Spielbedürfnis zumindest potenziell viel individueller befriedigt werden kann, stellt sich absurderweise ein Entfremdungsprozess unter den Spielern ein. Es wird immer schwieriger, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Weniger Angebot wäre meiner Überzeugung nach tatsächlich mehr. Um mal eine Hausnummer anzuagen: Mindestens 50 Prozent weniger Neuerscheinungen wären aus meiner Sicht kein Verlust.


    Andererseits: Ich denke mir das bereits seit einigen jahren und da nichts in der Art passiert ist, kann man wohl feststellen, dass ich mt der Vermutung unrecht hatte. Bisher. Kommt wohl entscheidend darauf an, wieviel Wachstum noch drin ist.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Hat nicht Days of Wonder seinerzeit versucht den Preis für Zug um Zug stabil zu halten, indem sie versucht haben Händlern irgendwelche Preise vorzuschreiben? (Kann mich da irren - ist nur wage Erinnerung und hatte das damals nicht wirklich verfolgt.)

    Selbst, wenn es rechtlich möglich wäre. Ist Thalia so viel schlimmer als Bücher.de oder Amazon? Und wenn man die alle nicht beliefert, dann steht man plötzlich da und hat noch seine halbe Auflage oder mehr im Lager liegen. Klar einen Teil wird man trotzdem los, weil der informierte Kunde sich die Läden sucht, die es liefern können. Aber viele kaufen auch das was angeboten wird und wenn der übliche Händler ein bestimmtes Spiel nicht hat, wird halt ein anderes gekauft. Das tut dem Verlag deutlich mehr weh als dem großen Händler. Das gleiche gilt natürlich, wenn man sich weigert dem Großhändler, der 1000 Exemplare abnimmt, bessere Konditionen zu geben als dem kleinen Fachgeschäft, dass nur 5 Exemplare bestellt. Dann kann es passieren, dass die Großhändler einfach ihre Bestellung stornieren und das 1-2 Jahre aussitzen. Das kann sich wohl auch kein Verlag erlauben. Das Angebot an guten Spielen ist einfach zu groß und die Käufer holen dann einfach die Produkte, die weiterhin gelistet sind.

  • Hat nicht Days of Wonder seinerzeit versucht den Preis für Zug um Zug stabil zu halten, indem sie versucht haben Händlern irgendwelche Preise vorzuschreiben? (Kann mich da irren - ist nur wage Erinnerung und hatte das damals nicht wirklich verfolgt.)

    Toys´R´Us hatte ZuZ unter ihrem Einkaufspreis angeboten und das ist eben nicht zulässig. (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb)

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • . Ist Thalia so viel schlimmer als Bücher.de oder Amazon?

    Nein. Es war ein beliebiges Beispiel.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Die Verlage machen bei der Rabattschlacht ja lustig mit, bei Pegasus werden die Ladenhüter spätestens nach einem Jahr verramscht. Und selbst bei Frosted Games gibt es aktuell direkt 20% auf zwei gute Spiele und auch da werden die älteren Spiele mit guten Rabatt rausgehauen.

  • Die Verlage machen bei der Rabattschlacht ja lustig mit, bei Pegasus werden die Ladenhüter spätestens nach einem Jahr verramscht. Und selbst bei Frosted Games gibt es aktuell direkt 20% auf zwei gute Spiele und auch da werden die älteren Spiele mit guten Rabatt rausgehauen.

    Naja. Eine einzelne Rabattaktion ist noch kein verramschen. Es ist ein Kaufanreiz. Wir haben diese Spiele bisher noch gar nicht rabattiert. Und fanden das gut. Es ist auch kein Ausverkauf o.ä. Wir wollen auch preisstabil bleiben. Wir überlegen sogar in Zukunft keine Rabatte beim Vorbestellen mehr zu geben - und stattdessen Goodies oder ähnliches on top zu geben - Ich finde es nämlich auch immer ein schlechtes Signal quasi VOR Verkaufssstart gleich zu rabattieren.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Goodies als Zugabe finde ich gut. Das hat mich an der einen oder anderen Stelle tatsächlich schonmal dazu veranlasst, beim Verlag direkt zu bestellen, statt beim Händler. Und dann bleibt der Wert des eigentlichen Produktes auch unberührt davon. Ist dann halt ein echter Mehrwert. Hilft jetzt vielleicht nur bedingt beim Thema Handel, aber z. B. für Vorbesteller finde ich das eine gute Lösung!

  • Die Verlage machen bei der Rabattschlacht ja lustig mit, bei Pegasus werden die Ladenhüter spätestens nach einem Jahr verramscht. Und selbst bei Frosted Games gibt es aktuell direkt 20% auf zwei gute Spiele und auch da werden die älteren Spiele mit guten Rabatt rausgehauen.

    Naja. Eine einzelne Rabattaktion ist noch kein verramschen. Es ist ein Kaufanreiz. Wir haben diese Spiele bisher noch gar nicht rabattiert. Und fanden das gut. Es ist auch kein Ausverkauf o.ä. Wir wollen auch preisstabil bleiben. Wir überlegen sogar in Zukunft keine Rabatte beim Vorbestellen mehr zu geben - und stattdessen Goodies oder ähnliches on top zu geben - Ich finde es nämlich auch immer ein schlechtes Signal quasi VOR Verkaufssstart gleich zu rabattieren.

    Ich verstehe den Sinn hinter der Aktion, solche Kaufanreize werden aber eben praktisch permanent gesetzt. Die Frage ist halt nur von wem. Brettspiele fallen nach einer einer gewissen Zeit ziemlich sicher im Preis, teilweise sogar sehr hoch. Ich kenne das so sonst nur bei Filmen (auf DVD, Blu Ray oder Stream), wo das ähnlich ist. Mit etwas Geduld kann man fast jedes Brettspiel vergünstigt kaufen und oftmals muss man gar nicht allzu lange warten. Da ist es doch logisch, dass sich das Kaufverhalten der Kunden in gewisser Weise daran anpasst. Das ist dann halt die negative Seite zu der positiven Seite, dass zusätzliche Käufe generiert werden (aus welchen Gründen auch immer). Leider wirkt sich das in Kombination mit einem gewissen Überangebot auf den Marktpreis aus. Die Akzeptanz höherer Preise für ein Spiel ist den letzten Jahren andererseits durchaus spürbar gestiegen. Das darf bei der Diskussion auch nicht vergessen werden. Mal locker 100 € für ein Brettspiel ausgeben war vor Jahren für viele noch undenkbar. Da waren selbst 50 € ein enormer Preis. Heute schocken solche Preise niemanden mehr. Es liegt also nicht nur am Kunden.


    Ich finde auch allgemein, dass man hier nicht zu idealistisch urteilen sollte. Nimmt man es ganz streng, dann kann man seinen Unterhaltungsbedarf an Brettspielen mit seinen 20 persönlichen Referenztiteln wahrscheinlich locker befriedigen. Für Umwelt, Marktpreise etc. wäre das vielleicht das Beste, würde die Branche aber andererseits auch ziemlich austrocknen. Wer weiß, ob es dann Verlage wie Frosted Games geben würde. Einfach ist die Sache wahrlich nicht. Egal in welche Richtung das Pendel ausschlägt, irgendetwas unangenehmes schwingt immer mit.


    Ich will mit der Aussage jetzt nicht Frosted Games angreifen. Das ist auch eher meine persönliche Gesamteinschätzung des Brettspielmarktes. Ben2 Mein Geschreibsel daher bitte nicht falsch verstehen.

  • Ich habe heute im aktuellen Katapult Magazin (Druckausgabe) einen interessanten Artikel über die Buchpreisbindung gelesen und wie sie dazu beigetragen hat, die Vielfältigkeit der deutschen Verlags- und Buchhandelsszene aufrecht zu erhalten, während diese in Ländern ohne Buchpreisbindung schleichend ausgedünnt wurde. Ich kann und darf den Artikel hier nicht abtippen, ich fasse aber mal zusammen, was davon auch für unsere Branche interessant und übertragbar sein könnte, auch wenn wir ja keine Preisbindung haben. Um die geht es mir aber auch nicht sondern um den möglichen Effekt des Fachhandels.

    • Die Buchpreisbindung hat es ermöglicht, dass auch in ländlichen Regionen und Kleinstädten Buchläden (read: Fachhandel) funktionieren, da die Menschen nicht durch Rabattaktionen der großen Häuser in die Städte gezogen werden können und der Kleine Handel somit auch eine Chance hat.
    • Spannend: in Orten mit Buchladen (read: Fachhandel) wird pro Kopf mehr gelesen/Bücher konsumiert als in Orten ohne Fachhandel. Das erlaubt mir fast schon die Untermauerung meiner Annahme, dass der Fachhandel Neukunden gewinnen kann oder Menschen, die bereits im Hobby sind, zu weiteren Käufen anreizt.
    • Der Artikel geht auch darauf ein, dass das Online-Geschäft nicht 1:1 das analoge Geschäft ersetzen konnte, da wo es weggebrochen ist.
    • In Ländern, in denen der Fachhandel gewichen ist, waren die Verlagshäuser genötigt, ihre Bestseller besser zu bewerben und keine Nischenprodukte oder kleine Verlage mehr ins Sortiment zu nehmen. Es wurde mehr von dem verkauft, von dem man wusste, dass es sich verlauft und weniger gewagt. Bzw. hat die fehlende Buchpreisbindung auch dazu beigetragen, dass die Verkaufsschlager oft rabattiert wurden und die seltene Nachfrage kleinerer Titel zu deren Nachteil noch zu einer Preissteigerung bei diesen führte, da es aufwändiger und kostspieliger war, sie überhaupt im Programm zu haben, ... wodurch sie sich noch schlechter verkaufen.

    Einiges davon beobachten wir jetzt schon. Deswegen halte ich die Sorge der Kleinverlage für berechtigt, dass sie ohne den Fachhandel in Existenznöte kommen. Ich konnte das bei uns im ersten Lockdown sehen: Bricht die Beratung weg, werden weniger Board Game Circus Spiele verkauft. Der Handel kann die Kunden nicht aktiv dazu beraten und sie greifen zu dem, was sie schon kennen oder anderweitig häufiger gesehen haben. Oder zu den Pandemie-Angeboten, die große Verlage/Vertriebe dem Handel machen, der daraufhin gleich ganze Tische mit Aktionsware vollstellt, hinter der wir unsichtbar werden.


    Aus Sicht der größeren Verlage/Vertriebe ist das auch folgerichtig und ich kann und will ihr Handeln deshalb nicht kritisieren. Ich würde es genau so machen (müssen) wenn ich an ihrer Stelle wäre. Es ist an uns, andere Wege zu finden und dabei trotzdem möglichst wenig von der guten Infrastruktur des Fachhandels zu verlieren, die wir haben. Ich bin nicht unbedingt Fan davon, dass jeder Verlag einen Direktvertrieb macht und hunderte ihr eigenes Süppchen kochen, wenn die Folge davon eine reduzierte Vielfalt ist - weil nicht alle dabei gewinnen können oder überhaupt in der Lage sind, diese Wege zu beschreiten. Vielleicht bin ich da aber auch zu oldschool, den Handel "dabei" haben zu wollen. Vielleicht verkaufen wir alle in Zukunft online, die Kundschaft muss sich selbst informieren und wir neu Wege finden, um auf uns aufmerksam zu machen.

  • Ich finde solche Vergleiche wie Daily Aviator gerade zitiert hat immer ein wenig schwierig, da nur aus einer Blickrichtung hingesehen wird. Vielleicht hat sich in den Städten ohne Buchladen dafür ein kleines Kino halten können? Oder ein Modelleisenbahngeschäft oder ein anderer Fachhandel?

    Und die Einkommensstruktur Deutschlands mit bspw. Amerika zu vergleichen (wo es keine Buchpreisbindung gibt etwa) würde auch verfälschte Ergebnisse liefern. Das alles natürlich, ohne den Artikel lesen zu können.

    Es kam in diesem Thread schon einmal und würde zurückgewiesen. Aber letztendlich liegt es an uns Konsumenten. Wenn wir lieber drei Spiele im Angebot kaufen, statt eines zum Vollpreis wird sich die Spirale so lange weiterdrehen bis wir das gerade geschilderte Problem wie in manchen Ländern ohne Buchpreisbindung bei diesem Medium haben. Kleine Verlage und Diversität verschwinden, dafür steigen die Preise eher moderat. Oder wir sind uns, wie in so vielen Bereichen (Verpackungsmüll, Klimawandel, Umweltschutz, Stärkung der lokalen Erzeuger/Bauern, faire Bezahlung, Gleichstellung, Ressourcen- und Flächenverbrauch und so vieles mehr) unserer Verantwortung bewusst.

    Aber selbst wenn wir 100€ für bspw. Paleo zahlen würden, einfach weil es das wert wäre, sind damit die Probleme ja nicht verschwunden. Denn dann wird einfach nur insgesamt weniger verkauft und auch dadurch leidet die Diversität. So wie im Klimaschutz ja auch bspw. viele den Untergang des Tourismus und damit dann auch eine fehlende Lebensgrundlage für sehr viele Menschen in ärmeren Ländern als Deutschland wittern, was vermutlich auch zu einem gewissen Teil eintreten dürfte.

    Hier die Balance zu finden ist aus meiner Sicht unmöglich und im derzeitigen Turbokapitalismus ja auch nicht gewünscht.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

    Einmal editiert, zuletzt von Sepiroth ()

  • Es kam in diesem Thread schon einmal und würde zurückgewiesen. Aber letztendlich liegt es an uns Konsumenten. Wenn wir lieber drei Spiele im Angebot kaufen, statt eines zum Vollpreis wird sich die Spirale so lange weiterdrehen bis wir das gerade geschilderte Problem wie in manchen Ländern ohne Buchpreisbindung bei diesem Medium haben. Kleine Verlage und Diversität verschwinden, dafür steigen die Preise eher moderat. Oder wir sind uns, wie in so vielen Bereichen (Verpackungsmüll, Klimawandel, Umweltschutz, Stärkung der lokalen Erzeuger/Bauern, faire Bezahlung, Gleichstellung, Ressourcen- und Flächenverbrauch und so vieles mehr) unserer Verantwortung bewusst.

    Dein Anliegen in Ehren, aber ... ich halte das für etwas blauäugig. Seit 20 Jahren wird schlimmes, schädliches Verhalten anderer Branchen (Landwirtschaft, Energie, ...) angeprangert, man sagt nur 10 bis 20% der Konsumenten würden dieses Wissen in ihr Handeln übertragen. Die Verantwortung dem Konsumenten zu zu schieben ist eskapistisch. Zumindest wenn dies für Konsumenten derart unattraktiv ist. (Weil teurer und teilweise Mehraufwand.) Nach dem Motto. Man weiß, die Mächtigen haben kein Gewissen, also muss der Konsument dies für sie mit schultern. Oder anders herum wird von der Fachpresse, die Sicherung der kulturellen Vielfalt und der Erhalt der Innenstädte an den Konsumenten als zusätzliche, moralische Ware mit verkauft. Das funktioniert beim Umweltschutz in der Fläche seit 20 Jahren nicht.

    Da findet man als kleiner Laden oder kleiner Verlag dann seine Nische, aber die Branche bekommst du so nicht weg. Regulierung wurde da tatsächlich helfen bzw. bremsen.


    Nicht falsch verstehen, bewusster Konsum ist immer gut, aber die Hoffnung in das moralische Handeln Konsumenten ist halt einfach nur verzweifelt.

  • Insgesamt kann man das Ganze doch von zwei Seiten sehen:
    -Der Konsument ist schuld, er will ausschließlich das billigste kaufen und zwingt alle Branchen auf der ganzen Welt, ihre Produkt und Dienstleistungen so billig wie möglich anzubieten.

    -Die Unternehmen selbst sind schuld. Bieten 9 Unternehmen das Produkt für 10 Euro an, das zehnte Unternehmen das Produkt jedoch für 5, dann zwingt das einzelne Unternehmen die anderen 9 nachzuziehen.
    Schuldzuweisungen bringen uns hier nicht weiter. Als Lösung sehe ich bisher nur verantwortungsvolles konsumieren (findet in vielen Bereichen bereits statt, wird jedoch nie vollumfänglich 100 Prozent aller Verbraucher in allen Branchen betreffen) oder gesetzliche Regulierungen.

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • Aber glücklicherweise sprach ich ja nur davon, die Rabattkönige (hier: Thalia) auszugrenzen und nicht zu beliefern. Damit liegt immer noch schön alles im Vedes Fachgeschäft und alles ist gut

    Das darf man nicht. Da gab es bei der Outdoor-Ausrüstung vor 10 Jahren mal einen Fall

    Interessant. Könnten kleinere Abnehmer aber nicht "zufällig" bessere Preise raus handeln als Thalia es kann? Sprich: Bei Thalia zeigt man sich recht unkooperativ und gibt kaum bis keine Rabatte, bei kleineren Abnehmern allerdings schon... oder liefert an die Einzelhändler noch Promomaterial dazu...

  • Interessant. Könnten kleinere Abnehmer aber nicht "zufällig" bessere Preise raus handeln als Thalia es kann? Sprich: Bei Thalia zeigt man sich recht unkooperativ und gibt kaum bis keine Rabatte, bei kleineren Abnehmern allerdings schon... oder liefert an die Einzelhändler noch Promomaterial dazu...

    Darauf wollte ich vorher ja auch raus. Nur ohne es sich mit ihnen komplett zu verderben. Aber scheinbar ist das Abhängigkeitsverhältnis eher anders herum. Siehe:

    Das tut dem Verlag deutlich mehr weh als dem großen Händler. Das gleiche gilt natürlich, wenn man sich weigert dem Großhändler, der 1000 Exemplare abnimmt, bessere Konditionen zu geben als dem kleinen Fachgeschäft, dass nur 5 Exemplare bestellt. Dann kann es passieren, dass die Großhändler einfach ihre Bestellung stornieren und das 1-2 Jahre aussitzen. Das kann sich wohl auch kein Verlag erlauben.

  • Nicht falsch verstehen, bewusster Konsum ist immer gut, aber die Hoffnung in das moralische Handeln Konsumenten ist halt einfach nur verzweifelt.

    Das es so vermutlich nicht kommen wird, habe ich ja auch geschrieben.

    Aber darauf zu hoffen, dass in den aktuellen Vertriebsstrukturen bspw. Amazon schlechtere Preise bekommt als der Fachhändler vor Ort ist aus meiner Sicht noch unwahrscheinlicher als dass die Konsumenten ihr Gewissen finden 😉

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • 20% auf den Aeons End UVP ist sicherlich verlockend. Sobald das Spiel in den nächsten Wochen aber wieder regulär bei (bspw.) Thalia gelistet ist, und diese alle paar Tage ohnehin ein paar Euro unter UVP anbieten, kann man dann getrost dort mit 15% Gutschein zuschlagen und sich den tatsächlich „besten“ preis sichern.


    Natürlich ist die Thematik ärgerlich für Verlage, aber wie schon so oft hier geschrieben wurde: man kommt als Konsument ja quasi kaum um die rabattschlacht herum.


    Und ein großer Punkt ist nebenbei auch immer der Wiederverkaufswert. TfM, so preisstabil wie es eben ist, vor wenigen Wochen für knapp 40€ bei Thalia geschossen. Wenn das irgendwann auf den gängigen Marktplätzen landet, würde ich aller wahrscheinlich nach sogar noch Gewinn machen... warum also nicht ausprobieren, quasi ganz ohne jedes Risiko? Geht mir bei vielen Titeln so und ich fahre ganz gut damit. So gern ich die lokalen Läden persönlich mag und zu schätzen weiß, so sehr nutze ich sie dennoch meist nur um die Produkte einmal in der Hand zu halten. Bis auf meinen ersten Titel habe ich dort aber seitdem nichts mehr gekauft. Man muss am Ende des Tages halt doch sehen, wieviel Hobby man andernorts für das gleiche Geld bekommt.

  • So gern ich die lokalen Läden persönlich mag und zu schätzen weiß, so sehr nutze ich sie dennoch meist nur um die Produkte einmal in der Hand zu halten.

    Und damit ist die Wertschätzung eben leider nur sehr gering, weil ein Ladenbesitzer von „einmal in der Hand halten“ die Miete nicht bezahlen kann und zum kostenlosen Outlet für die Online-Shops wird. Ich weiß, dass viele so denken und handeln, aber das wird auf Dauer nicht funktionieren.


    Wahrscheinlich wird das mit dem bewussten Kauf erst etwas, wenn dann auch der Versand so teuer ist, dass man sich das zweimal überlegt.

  • Natürlich ist die Thematik ärgerlich für Verlage, aber wie schon so oft hier geschrieben wurde: man kommt als Konsument ja quasi kaum um die rabattschlacht herum.


    Und ein großer Punkt ist nebenbei auch immer der Wiederverkaufswert. TfM, so preisstabil wie es eben ist, vor wenigen Wochen für knapp 40€ bei Thalia geschossen. Wenn das irgendwann auf den gängigen Marktplätzen landet, würde ich aller wahrscheinlich nach sogar noch Gewinn machen... warum also nicht ausprobieren, quasi ganz ohne jedes Risiko?

    Als Kunde steht es mir frei zu kaufen, wann und wo ich will. Natürlich komme ich um die Rabattschlacht herum - indem ich die Spiele dann kaufe, wenn ich sie haben will, und sie nicht auf der Liste nach hinten schiebe um sie zu kaufen, wenn sie billig sind. Manchmal habe ich ein Spiel auf der Liste weiter hinten, das liegt aber daran dass ein anderes Spiel in dem Moment für mich viel wichtiger ist und deswegen vorne steht. Ich kaufe das andere Spiel aber trotzdem dann wenn ich es will und nicht wenn der Preis weit genug gefallen ist. Klar, manchmal fällt das zusammen, dann ist das so - natürlich nehme ich dann auch ein Angebot mit.

    Der Wederverkaufswert interessiert mich nicht: Ich verkaufe Spiele höchst selten. Und wenn dann hilft mir die Kinoformel oder ab sofort das 10€/Stunde Modell von PeterRustemeyer: Selbst ein On Mars hat meiner Frau und mir in kurzer Zeit mit wenigen Partien so viel Spaß bereitet (und Zeit gekostet), dass ich es für 60,- € weggeben könnte wenn ich wollte ohne dabei denken zu müssen "jetzt habe ich aber Verlust gemacht". Nicht dass ich es für 60,- hergeben würde, da sind wir wieder bei der Wertschätzung: Ich würde natürlich einen angemessenen Preis aufrufen.

    So gern ich die lokalen Läden persönlich mag und zu schätzen weiß, so sehr nutze ich sie dennoch meist nur um die Produkte einmal in der Hand zu halten. Bis auf meinen ersten Titel habe ich dort aber seitdem nichts mehr gekauft. Man muss am Ende des Tages halt doch sehen, wieviel Hobby man andernorts für das gleiche Geld bekommt.

    Genau dieses Verhalten ist ein Teil des Problems. Ich kann da keine Wertschätzung des lokalen Handels erkennen: Sich im Laden die Ware anschauen, am besten noch beraten lassen, und dann online billig kaufen. Der Händler sitzt auf Pacht, Personalkosten, Abgaben, Waren. Aber Hauptsache der Kunde hat das gute Gefühl, ein tolles Schnäppchen geschossen zu haben. Wenn ich zu einem Fachhändler gehe, dann schaue ich, ob er das Produkt was ich haben will führt. Wenn ja, dann kaufe ich es dort auch - ich kann es sofort mitnehmen, und ich habe einen Ansprechpartner wenn mal etwas nicht in Ordnung ist.

    Das Problem dabei ist: Heutzutage kann der Kunde deutlich besser informiert sein - das Internet macht es möglich. Wenn ich irgendetwas brauche mache ich mich vorher schlau und habe dann ziemlich genaue Vorstellungen davon was ich haben möchte. Die Fachhändler vor Ort (egal welche Branche) haben gezwungenermaßen oft nur eine kleine Auswahl, und allzu oft haben sie genau das was ich will nicht auf Lager. Manchmal können sie bestellen, aber da sind wir wieder bei dem Punkt den Brettspiel Dude genannt hat: Bestellen kann ich auch selber.

    Und man muss nicht sehen "wieviel Hobby man andernorts für das gleiche Geld bekommt". Die eigene Zeit ist begrenzt, in den meisten Fällen auf 24 Stunden pro Tag. Was bringen Dir 100 Spiele für je 20 €, wenn Du in der zur Verfügung stehenden Freizeit maximal die Hälfte davon spielen kannst? Dann kannst Du auch 40 € pro Spiel ausgeben und nur 50 kaufen, dann hast Du immer noch 100% Hobby für das gleiche Geld.

    Wenn Du natürlich bewusst so BILLIG wie möglich einkaufst, das Spiel dann 5 mal auf den Tisch bringst und es dann "kaum gespielt, wie neu" versuchst für 10% unter UVP mit Gewinn zu verkaufen, dann kannst Du das machen, ist dann aber kein Hobby, sondern "Geschäftsmodell". Ein ernsthafter Hobbyist sollte versuchen, sein Hobby langfristig zu schützen.

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei

  • 20% auf den Aeons End UVP ist sicherlich verlockend. Sobald das Spiel in den nächsten Wochen aber wieder regulär bei (bspw.) Thalia gelistet ist, und diese alle paar Tage ohnehin ein paar Euro unter UVP anbieten, kann man dann getrost dort mit 15% Gutschein zuschlagen und sich den tatsächlich „besten“ preis sichern.

    Du könntest aber genauso gut die paar Euro mehr bezahlen und damit den Verlag selber unterstützen. Wenn das Hobby und vor allem das Herausbringen eines Spiel mit einem solch immensen Wiederspielwert, wie ihn beispielsweise Baseliner belegt, keine paar Euro mehr wert ist, dann ist genau das der Nagel im Sarg, von dem Ben2 oft redet.

    Diese paar Euro sind schlicht ein Danke an den Verlag, der dieses Geld über die eigene Seite vollumfänglich erhält und damit deutlich mehr profitiert als bei einem Kauf über einen Dritten.


    Natürlich ist die Thematik ärgerlich für Verlage, aber wie schon so oft hier geschrieben wurde: man kommt als Konsument ja quasi kaum um die rabattschlacht herum.

    Auch als Konsument kommt man um die Rabattschlacht herum, indem man einfach bewusst einkauft. Wenn ich bei mir einkaufen gehe, dann kaufe ich auch die losen Birnen, selbst wenn die in Plastik eingepackten nur ein Viertel kosten. Wenn ich den Angeboten hinterherrenne, dann kann ich nicht gleichzeitig darauf hoffen, dass sich etwas ändert. Und ändern kann sich nur etwas, wenn das eigene Kaufverhalten angepasst wird.


    Sollte niemand mehr bei Thalia kaufen und stattdessen die lokalen Händler oder eben online Händler mit Ladengeschäft unterstützen, dann wäre genau das der Weg, den andere mit höheren Einkaufspreisen erreichen wollen würden.


    Und ein großer Punkt ist nebenbei auch immer der Wiederverkaufswert. TfM, so preisstabil wie es eben ist, vor wenigen Wochen für knapp 40€ bei Thalia geschossen. Wenn das irgendwann auf den gängigen Marktplätzen landet, würde ich aller wahrscheinlich nach sogar noch Gewinn machen... warum also nicht ausprobieren, quasi ganz ohne jedes Risiko? Geht mir bei vielen Titeln so und ich fahre ganz gut damit.

    Das Hobby Brettspielen ist für mich keine Kosten-Nutzen Rechnung, bei der ich am Ende auf Null herauskommen möchte. Ich habe einige meiner Spiele hier auf dem Markt verschenkt oder unter dem angeboten, was ich hätte aufrufen können, da ich das Gefühl habe, wir seien alle eine "befreundete" Gruppe. Wenn sich am Ende des Tages jemand über ein Spiel freut und dieses wirklich spielt, was bei mir länger nicht auf den Tisch kam oder einfach durchgespielt ist, dann ist mir dieses Gefühl mehr wert als ein paar Euro.


    Natürlich fährst du bei solchen Käufen wenig Risiko und es ist dein gutes Recht die Spiele zu deinem Preis anzubieten, aber für mich sind.es auch diese "Naja, ich probiere es zu dem Preis Mal aus und verkaufe es danach sonst wieder für mehr"-Käufe ein Paradebeispiel dafür, dass wegen des Preises gekauft wird und nicht die Lust auf Spiel selbst das ausschlaggebende ist.


    Ja, Terraforming Mars bietet für den Preis im Gegensatz zu manch anderem Spiel für ~60€ nicht so viel, aber vom Spielspaß und der Langlebigkeit trotzdem mehr als genug, um den aufgerufenen Preis zu rechtfertigen. Es geht nicht immer nur darum möglichst viel Plastik zu erhalten oder tolle Aufsteller, für mich persönlich steht das Spielgefühl, eventuell die Langlebigkeit, aber vor allem die Wertschätzung der aufgebrachten Arbeit des Verlags im Vordergrund.


    Desweiteren kann ich es für mich schwer rechtfertigen, dass ich auf der einen Seite auf die Umwelt achte und auf der anderen ständig Spiele, zum Anprobieren gekaufte Kleidung oder ähnliches durch die Welt schicke.


    So gern ich die lokalen Läden persönlich mag und zu schätzen weiß, so sehr nutze ich sie dennoch meist nur um die Produkte einmal in der Hand zu halten. Bis auf meinen ersten Titel habe ich dort aber seitdem nichts mehr gekauft. Man muss am Ende des Tages halt doch sehen, wieviel Hobby man andernorts für das gleiche Geld bekommt.

    Diese lokalen Läden stehen aber auch für Vielfalt. Einige der Spiele, die ich im Regal habe, hätte ich über die großen Händler gar nicht erst beziehen können. Wenn wir also weiter den Angeboten hinterherrennen und uns von den Rabatten knechten lassen, kann es irgendwann sein, dass wir uns des lokalen Handels beraubt haben. Das bedeutet für dich dann vielleicht nur, dass du Spiele vor dem Kauf nicht mehr wirst anfassen können.


    Für mich würde das aber heißen, dass Brettspielen langweiliger wird, da ich nur noch das spielen werde, was im Sortiment der großen Ketten ist. Andere Spiele werden dann wahrscheinlich auch nicht mehr entwickelt, da der Absatzmarkt fehlt und die großen Händler sie nicht anbieten wollen. Ab diesem Moment ist das Brettspielen als solches Tod und mit den Rabatten und stetigem Blick auf den letzten Cent begleiten wir den Sterbeprozess aktiv.

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

  • Danke fjaellraeven für diesen und weitere starke Beiträge :)

    Allgemein ist hier für mich ein sehr spannender und vielschichtiger Thread entstanden, den ich gerne weiterverfolge. Danke für die Infos über Abläufe in der Verlags- und KS-Welt. :danke:


    Für mich gehört zur Unterstützung von Spieleläden eine persönliche Bindung zum Laden und das Bestreben des Geschäftes, diese zu seinen (potentiellen) Kunden aufzubauen und zu halten. Dazu ein Beispiel:

    Das Brettspiel- und Spielzeugfachgeschäft in meiner Stadt hat vor Corona monatlich einen Spieleabend veranstaltet, bei dem die Besucher Neuheiten erklärt bekommen haben und ausprobieren konnten. 4-5h nach Ladenschluss noch im Laden stehen ohne daran auf direktem Weg groß zu verdienen. Zusätzlich hat der Ladenbetreiber noch einmal im Monat einen Spieleabend in einer Kneipe veranstaltet, wieder mit den eigenen Spielen.

    Die Mitarbeiter geben sich die größte Mühe, ein Spiel zu beschaffen und antworten auch außerhalb der Arbeitszeiten, wenn sich das Spiel z. B. Verspätet. Die Beratung ist zudem super.

    Da gebe ich sehr gerne etwas zurück und kaufe zumindest einige Spiele im Brettspielgeschäft (alle Verlage führen sie nicht und manchmal kann ich einem sehr guten Angebot eines Spieles, was ich um den Zeitpunkt eh erwerben wollte, nicht wiederstehen...). Hin und wieder gibt es auch attraktive Angebote, wenn zum Beispiel Pegasus eine Aktion fährt, kann der Laden davon auch profitieren und Aktionen weitergeben.

    Klar, an sich bräuchte ich das Geschäft nicht, ich bekomme im Internet die Spiele günstiger und muss zum Spiele kaufen nicht in die Innenstadt fahren und die Spiele durch die Gegend schleppen. Die Beratung benötige ich auch nicht wirklich, wahrscheinlich könnte ich mich wie die. Meisten hier selbst in den Laden stellen und die Kunden beraten ^^

    Der Spieleabend, ja der war gut, nur findet er seit 11 Monaten auch nicht mehr statt.

    Doch darum geht es mir nicht. Ich schätze die Menschen und die Arbeit die sie machen. Mehr für andere Menschen und für die Stadt ist der Laden wichtig. Ich möchte, dass es weiterhin ein sympathisches Brettspielgeschäft in meiner Nähe und in der Stadt in der ich mich wohl fühle, gibt. Für mich und für Andere.

    Und wann gibt es Rabatte? Wenn viel verkauft wird und der Laden seine Kosten dadurch besser halten kann. Je mehr sich das Einkaufen in reine Riesen-Onlineshops verlagert, desto weniger verdienen die lokalen Läden und desto weniger Puffer für Angebote ist da.

    Daher animiere ich die brettspielkaufenden Bekannten dies lokal zu tun - Im Brettspielgeschäft und nicht im Thalia gegenüber versteht sich ;)

    Das hat schon mehrfach geklappt. Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich auch gebraucht habe, bis ich zu dieser Haltung gekommen bin. Anfangs dachte ich mir: "Wieso im Laden kaufen, wenn ich im Internet 20 Euro sparen kann?"

    Zum Glück lässt sich am eigenen Kaufverhalten leicht und selbst Hand anlegen :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Khamul ()

  • Ich mag viele Läden gerne und trotzdem gucke ich mich in ihnen meistens nur um. Die Atmosphäre ist nett, die Auswahl auch und ein Produkt mal in den Händen zu halten sowieso unschlagbar. Scheint ja generell ein allgemeines Problem zu sein, da ja seit Jahren viele Branchen darüber klagen - bin also offensichtlich nicht alleine in meinem Verhalten (sonst gäbe es wohl auch diesen umfangreichen Thread nicht ^^).


    Gleichzeitig bin ich nicht traurig wenn die großen Kaufhäuser in der Innenstadt schließen und vielleicht wäre ich es am Ende des Tages auch nicht, wenn der Brettspiel Laden um die Ecke dicht macht.

    Eure Argumente gegenüber der Risikobereitschaft der Verlage und der allgemeinen Preisgestaltung kann ich verstehen, aber wahrscheinlich lautet auch hier das Motto: solange der Fall noch nicht tatsächlich eingetreten ist, kann man sich dessen folgen nur schwer vorstellen.


    TfM klang schon immer interessant, weiter verfolgt habe ich es aber nie, weil mir der UVP unangemessen erschien. Beim zufälligen Blick auf das Angebot bin ich dann schwach geworden und haben gedacht „warum eigentlich nicht mal ausprobieren“.

    Als Gegenstück dazu kann ich nur das neue Aliens Spiel nennen, dass ich nach aufmerksamen lesen hier im Forum zum ersten Mal gesehen habe und einfach direkt haben musste. Da wurde dann nach Verfügbarkeit entscheiden und der kleine Brettspiel Fachhandel hat gewonnen (und das trotz gesalzenem Preis). Vielleicht ist es am Ende also doch auch einfach der Reiz des neuen und tolle Aufmachung?! :/


    Ganz genau kann ich es logischerweise auch nicht beantworten, aber ich verfolge die Diskussion hier gespannt.

  • Sagen wir mal so:

    Volkswirtschaftlich betrachtet ist der Onlinehandel allgemein betrachtet auf einer Seite auch ein Segen - als früherer Arbeitsvermittler habe ich die letzten Jahre Leute in Arbeit als Fahrer/Lagerarbeiter gehen sehen, die ansonsten definitiv keinen Platz in der heutigen Arbeitswelt hätten und nahezu für immer auf den Sozialstaat angewiesen wären. Diese Leute haben nun eine Aufgabe und sind in Lohn und Brot - es gibt halt nicht mehr massenweise Jobs für Abgang Klasse 8 und danach 5 Jahre ohne Aufgabe - nun schon.


    Ich unterstelle einmal dem gemeinen Buchhändler, Spielehändler und Co. aufgrund der Kompetenzen und der kognitiven Fähigkeiten durchaus, auch anderweitig einen sinnvollen Platz in der Volkswirtschaft zu finden - zumindest einfacher als einem signifikanten Teil der neuen Auslieferungsfahrer. Zumal deren zahlenmäßige Größe auch umfassender ausfallen dürfte.


    Dass sich das natürlich andererseits auch auf die Qualität der Lieferung auswirkt, steht natürlich auf einem anderen Blatt...


    Disclaimer: Das soll keine Bewertung der aktuellen Situation darstellen, sondern nur einen weiteren Aspekt liefern, der versucht das Ganze in einen größeren Kontext zu setzen. Es soll nicht als persönliche Meinung und Fürsprache gegen den Einzelhandel gelten. Ob ich die Situation wie sie ist gut oder schlecht finde, steht auf einem anderen Blatt.


    Es soll eher zeigen, warum zumindest teilweise auf höherer Ebene diese Entwicklung notgedrungen toleriert wird.

    Kurz gesagt: Wenn 100 Brettspielläden mit 500 Mitarbeitern, die durchaus andere Aufgaben fänden, „sterben“ müssten, damit 15000 wenigqualifizierte Fahrer in Lohn und Brot stehen, die sonst auf staatliche Transferleistungen angewiesen wären, dann ist die politische Motivation dafür eine Lösung zu finden eher gering. Es ist schwierig dafür ein volkswirtschaftlich gutes Allheilmittel zu finden und ich bin froh, kein Politiker zu sein. (Weshalb wahrscheinlich übrigens auch sowas wie Steuerzahlungen der großen Firmen im Ausland zähneknirschend in Kauf genommen wird - Aber das ist meine Mutmaßung.)


    Nochmal: Das ist nicht meine Meinung, sondern eher meine Beobachtung. Gut finde ich das auch nicht - Eine Lösung kenne ich aber nicht.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    6 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Das Problem dabei ist: Heutzutage kann der Kunde deutlich besser informiert sein - das Internet macht es möglich. Wenn ich irgendetwas brauche mache ich mich vorher schlau und habe dann ziemlich genaue Vorstellungen davon was ich haben möchte. Die Fachhändler vor Ort (egal welche Branche) haben gezwungenermaßen oft nur eine kleine Auswahl, und allzu oft haben sie genau das was ich will nicht auf Lager. Manchmal können sie bestellen, aber da sind wir wieder bei dem Punkt den Brettspiel Dude genannt hat: Bestellen kann ich auch selber.

    Die Sache ist nur die, dass ich es zwar genauso gut selbst bestellen kann, aber durch den Anruf, Besuch oder die Bestellung auf der Webseite des Ladens habe ich ja keinen Nachteil, sofern der Preis ähnlich ist. Für mich ist es nur minimal mehr Aufwand - wenn überhaupt bei der Benutzung des Online-Shops - und ich habe damit trotzdem einen Teil zum Erhalt des örtlichen Geschäftes beigetragen. Bei Buchhandlungen ist dies sogar nochmals einfacher, da diese wie Klaus_Knechtskern geschrieben hat, die Bücher auch kostenfrei und Dank Buchpreisbindung zum gleichen Preis wie die großen Ketten versenden. Selbst wenn der örtliche Buchladen daran nicht teilnimmt, findet sich in der Gegend bestimmt ein weiterer, der es tut und nicht gerade Thalia oder Hugendubel heißt.

    Im Idealfall kann man den örtlichen Händler auch darauf hinweisen, dass es eine Vertriebsplattform für Buchläden gibt. Natürlich muss man dort wahrscheinlich auch einen Teil des Verkaufs abtreten, aber besser man gibt einen Teil von etwas ab, was verkauft wurde, als nichts abzugeben und sich selbst dieser Möglichkeit zu verschließen.


    Gleichzeitig bin ich nicht traurig wenn die großen Kaufhäuser in der Innenstadt schließen und vielleicht wäre ich es am Ende des Tages auch nicht, wenn der Brettspiel Laden um die Ecke dicht macht.

    Eure Argumente gegenüber der Risikobereitschaft der Verlage und der allgemeinen Preisgestaltung kann ich verstehen, aber wahrscheinlich lautet auch hier das Motto: solange der Fall noch nicht tatsächlich eingetreten ist, kann man sich dessen folgen nur schwer vorstellen.

    Es erfordert ja nicht viel und niemand ist gezwungen regelmäßig deutlich mehr zu zahlen, aber wenn zumindest gelegentlich jeder mal über seinen Schatten springt und mehr Geld in die Hand nimmt um beim lokalen Laden einzukaufen, dann ist diesem schon sehr geholfen. Wir können nämlich nicht über verweiste Innenstädte oder fehlende Fachgeschäfte reden und uns gleichzeitig alles beim großen A bestellen. Eine attraktive Fußgängerzone besteht nicht aus idealo.de, Amazon oder ähnlichem, nur bleibt uns irgendwann nur der Besuch genau dieser Seiten, da sich alles andere auch aufgrund unseres Einkaufsverhaltens nicht hat halten können.


    An diesem Punkt ist es dann zu spät und da bringt auch späte Einsicht oder Wehmut nichts. Neue Geschäfte in verwaisten Fußgängerzonen anzusiedeln ist nur sehr schwer möglich. Ab einem gewissen Punkt lässt sich diese Spirale nicht mehr aufhalten oder umkehren. Die Geschäfte, die nach dem Wegfall der ortsansässigen Läden kommen, sind meist Billigketten, die wiederum die Attraktivität für andere Geschäfte herabsetzen und diese negative Entwicklung verstärken. Dieses Stück Lebensqualität ließe sich aber erhalten, wenn man bereit ist mehr auszugeben und sich für den Einkauf auch mal durch ein paar Geschäfte und vor allem in die Fußgängerzone zu "quälen".

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

  • Dieses Stück Lebensqualität ließe sich aber erhalten, wenn man bereit ist mehr auszugeben und sich für den Einkauf auch mal durch ein paar Geschäfte und vor allem in die Fußgängerzone zu "quälen".

    Teil der Wahrheit ist aber vermutlich leider auch, dass es mittlerweile für einige, eine gefühlt größer werdende Zahl an Menschen, keine Lebensqualität mehr ist, seine Besorgungen in der Fußgängerzone zu erledigen. Du selbst nimmst ja sogar das Wort "quälen" in den Mund.

    Horrende Parkgebühren in den Großstädten, alles vollgestopft, weite Wege, für eine passende Hose muss man in X Geschäfte (okay, Männer vllt nicht aber ihr wisst, was ich meine ;)) und als Sahnehäubchen für zusätzlichen Aufwand, Gebühren und Anstrengung sind dann die Preise der Waren oftmals noch teurer (logisch bei den Mietkosten). Schwierig, gegen diese Entwicklung gegenzusteuern. Nehme mich selbst da gar nicht aus, wir haben auch vor Corona die "Bummelei" durch die Innenstädte vermieden.

  • Ich habe heute im aktuellen Katapult Magazin (Druckausgabe) einen interessanten Artikel über die Buchpreisbindung gelesen und wie sie dazu beigetragen hat, die Vielfältigkeit der deutschen Verlags- und Buchhandelsszene aufrecht zu erhalten...

    (Ich beziehe mich auf den gesamten guten Beitrag von @DailyAviator, wollte nur nicht alles zitieren)


    Das ist eine interessante Ansicht, die sich lohnt weiter zu besprechen, finde ich! Allerdings möchte ich hier nicht auf den Punkt "Buchpreisbindung" und deren Vorteile eingehen, wenn wir eine Preisbindung für Brettspiele hätte, sondern auf die übertragbaren Punkte auf die aktuelle Ist-Situation.


    Im Durchschnitt lese ich aus diesem Thread bisher heraus – der Beitrag von z.B. Goldfuzzy hat das schön zusammengefasst – dass viele Leute den Fachhandel schätzen. So löblich das auch ist, allein vom Ansehen wird aber niemand satt. Immer wieder taucht in diesem Thread die durchaus berechtigte Ansicht auf, dass man als Käufer ja auch schauen müsse "wieviel Hobby man für sein Geld bekommt". Ich denke, dass die wenigsten Leute so agieren wie Ben2 das für sich beschrieben hat ("Hobbybudet pro Monat, aus dem man eben nicht das Maximum an Quantität rausholt). Das darf auch jeder für sich selbst entscheiden, denn in erster Linie ist die Beziehung zwischen Fachhändler und Kunde eine Geschäftsbeziehung.


    Halten wir also fest: Das Gros der Käufer ist an "Rabatten" bzw. Preisvergleichen interessiert. Da hat der Fachhandel schon aufgrund seiner Ausrichtung und seiner Eigenarten, die PeterRustemeyer hervorgehoben hat, keine Chance gegen. Weil er einfach nicht dieselben Möglichkeiten wie eine Kette oder gar der reine Onlinehandel hat.


    Über unbedachte Aktionen wie die Beratung kostenpflichtig zu machen und bei Kauf anzurechnen haben wir zum Glück nicht mehr weiter gesprochen. Denn wenn ich als Fachhandel einen Vorteil gegenüber dem Onlinegeschäft habe, dann ist es der persönliche Kontakt. Diesen Vorteil dann auch noch mit einer Kostenhürde zu versehen ist wie sich sein eigenes Insolvenzgrab zu schaufeln. Der Schluss liegt nahe, dass ich als Fachhändler ausgenutzt werde, dass sich die Leute bei mir informieren und dann im Internet günstiger einkaufen. Auch das kam in Goldfuzzy 's Beitrag heraus ("mal in der Hand halten"). Und dieses Vorgehen kann man den Kunden nicht verübeln, denn ein kluger Händler kauft auch bestmöglich ein. Schließlich besteht zwischen dem Kunden und dem Fachhändler in erster Linie eine Geschäftsbeziehung, in der der Kunde dem Fachhändler nichts schuldig ist (was aber gern so gedreht bzw. romantisiert wird).


    Jeder weiß einen guten Fachhandel wegen des Erlebnisses zu schätzen, mal ein Spiel in der Hand zu halten. Das geht mir unbestritten auch genau so. Aber: Kaufe ich dann ein Spiel, wenn es teilweise über 10% teurer ist als im Internet? Wahrscheinlich machen das die wenigsten. Auch das hat Brettspiel Dude in seinem Beitrag schön beschrieben. Auf der anderen Seite liest man aber aus den Beiträgen auch raus, dass es kein wirklicher Verlust wäre, wenn dieses Erlebnis nicht mehr geboten würde.


    Für mich persönlich habe ich festgestellt: Ich besuche meine Fachhändler in der Nähe (Tellurian oder Kult Spiele) so gut wie gar nicht mehr. Das hat 3 Gründe:

    1. Die Preise sind tatsächlich teilweise extrem weit über dem, was im Internet geboten wird. Ich persönlich durchforste nie nach Bestpreisen – diese Seiten nutze ich nur, wenn ich etwas verkaufen will, um den aktuellen Neupreis festzustellen und so die Preispolizei zu vermeiden. Bei größeren Titeln können das schnell mal 10-20 € sein. Im Internet habe ich auch meine Anlaufstellen und bestelle nicht bei dem Shop, der mir am günstigsten erscheint, sondern bei dem, der mir am besten erscheint. Da geht es mir ebenfalls um Kommunikation und Service. In diesem Sinne hat also ein gut aufgestellter Onlinehändler dieselben Vorteile wie ein Fachhändler vor Ort. Nur das Medium unterscheidet sich.
    2. Immer, wenn ich durch die Läden schaue, das ist mir in 2020 besonders aufgefallen, entdecke ich nichts neues oder interessantes. Entweder besitze ich die für mich interessanten Spiele schon, oder ich besaß sie, oder ich habe mich zuvor schon informiert und das einzige, was mir der Laden dann noch geben kann, ist das zweifelhafte Erlebnis, eine eingeschweiße Verpackung in die Hand zu nehmen. Dahinter steckt im Kern aber das Angebot. Natürlich beschränkt sich ein Fachhändler in erster Linie auf den Mainstream in unserer Nische. Da findet man ein Scythe, ein Twilight Imperium, die X-te Version von Catan.
    3. Eigentlich der wichtigste Grund, gerade in Corona-Zeiten: Ich bin kaum noch in der Stadt. Hat man sich früher mal "auf einen Kaffee" in der Stadt getroffen, gibt's das heute nicht mehr. Die Dortmunder Innenstadt (was nur auf Kult Spiele zutrifft, weil Tellurian in einem Wohngebiet zu finden ist) findet seit der Eröffnung der Thier-Galerie dort sehr gebündelt statt - zumindest gefühlt. Und diese Malls gibt es ja überall. Auf der einen Seite wird das Einkaufserlebnis gebündelt, um denselben Effekt wie im Internet zu ermöglichen (der nächste Shop ist nur einen Klick entfernt), inklusive vernünftiger Parkplätze, kurzer Wege, etc. Nur kann oder möchte sich anscheinend kaum Fachhändler die Mietpreise solcher Malls leisten.

    Ergo glaube ich, dass die "Mal eben"-Kundschaft in Brettspielläden immer mehr abnimmt, nicht nur in Dortmund.


    Doch woran liegt das? Was machen die Händler falsch? Oder machen sie alles richtig, nur die Zeiten ändern sich? Meine These: Beides ist der Fall! Meine Erklärung:

    1. Ohne Online geht es nicht! Sei es mit dem eigenen Onlineshop (der durch die Ausrichtung auf ein Ladengeschäft dennoch nie so funktionieren können wird wie ein reiner Onlinehandel), aber auch bzgl. der Präsenz. Da spielen viele Bereiche eine Rolle, wie Social Media, Erreichbarkeit, SEO, SEA, etc. Wenn ein potenzieller Neukunde nach Brettspielen sucht, muss er bei seinem örtlichen Fachhändler statt bei Thalia oder Amazon landen. Passiert das? Wohl in den wenigsten Fällen. Das ist ein Punkt, der sich mittlerweile einfach entwickelt hat. Wir haben damals schon wärend der Feuerland-Aktion zur Spiel 2020 besprochen, ob man von einem im Internet agierenden Verkäufer (ganz gleich welcher Art) einen funktionierenden Onlineshop (statt Bestellung per E-Mail und Vorkasse) erwarten kann. Da sage ich ganz klar: Kann man nicht nur, muss man sogar. Denn die Konkurrenz macht es vor. Ich will in der Brettspiel-Verkaufsliga mitspielen, dann muss ich mich auch den Regeln beugen. Im Extremfall heißt das: Ich setze mich mal 1-2 Wochenenden hin und lerne etwas über das Internet, oder ich bezahle jemanden, der das kann. Klar kostet das Geld und nicht jeder hat eine Affinität dafür. Aber dann kann ich auch überlegen, was mir wichtiger ist: Meine Komfortzone oder mein Geschäft, das an globale Gesetzmäßigkeiten gebunden ist?
    2. In meinen Augen dünnt sich das Einkaufserlebnis in den Großstädten aus. Entweder wird es zentralisiert (durch Malls/Einkaufszentren) oder aber es wird gar nicht mehr wahrgenommen, weil die Leute es schlichtweg nicht mehr brauchen/annehmen wollen. Da ist eine gute Lage umso wichtiger. Daran kann ein Fachhändler natürlich nur schwer etwas ändern, aber es trägt ja zum Problem bei. In Dortmund - beispiel Kult Spiele - ist es in 2020 sogar so extrem gewesen, dass wegen Umbau des Gebäudes der Laden durch ein anderes Geschäft betreten werden musste, ohne dass das vor dem Gebäude extrem auffallend gekennzeichnet wurde. Zumindest nicht in den Monaten, in denen ich in der Stadt war. Das ist sicherlich ein extremes Beispiel, aber so kann ein Neukunde auch nicht darauf aufmerksam werden. Auch ohne dieses Problem ist der Laden eher versteckt und abseits der Einkaufsstraße. In Wien bzw. München musste ich mich nach Planet Harry und dem Funtainment auch wundsuchen und im Endeffekt sind das zwei Läden in Garagengröße mit entsprechend kleinem Sortiment. Ohne Navi hätte ich die nie gefunden und ich habe explizit nach ihnen gesucht. Die Lage ist extrem wichtig.
    3. Die Einstellung der Fachhändler ist vielleicht nicht mehr up2date? Die Art und Weise, wie Menschen sich Informationen suchen, hat sich geändert. Das wurde auch hier schon beschrieben: Der Händler will erstmal verkaufen, was er auf Lager hat und wird darauf hin beraten. Was er nicht hat, muss er bestellen. Dann ist seine Relevanz für den Kunden schon komplett dahin, das kann er nämlich selbst tun. Es reicht heute nicht mehr, sich hinter seine Ladentheke zu setzen und auf die Schafe zu warten. Da muss man in die Öffentlichkeit gehen wie ein Marktschreier. Und zwar dahin, wo die Leute nunmal sind. Und je jünger das Zielpublikum, desto "normaler" ist das Internet für sie. Mittlerweile sprechen wir da auch nicht mehr von Schülern, auch ich bin mit Mitte 30 bewusst mit dem Internet aufgewachsen. Die Bevölkerungsschicht, auf die das zutrifft, ist also alterstechnisch gesehen so langsam die Mitte der Gesellschaft. Positive Beispiele dafür sind z.B. der Wolpertinger oder so langsam auch BigPandaV, die selbstständig in Gruppen aktiv sind, Videos drehen, etc. Man muss von Social Media ja nichts halten. Aber ein Händler sollte etwas von Werbung halten. Und das ist nunmal der kürzeste Weg zum Kunden. Auch zum Neukunden, wenn man ein wenig Geld in die Hand nimmt. Persönlicher Ausflug: Wenn ich als Händler den Persönlichen sozialen Kontakt als mein USP ansehe, dann aber wenig von Social Media halte, müsste ich eigentlich nochmal drüber nachdenken ;)

    Durch all diese Faktoren denke ich, dass sich mittelfristig herausstellen wird, dass Fachhändler immer weniger besucht werden. Das Informationsniveau im Internet steigt qualitativ und quantitativ jeden Tag. Abgesehen vom haptischen Erlebnis und dem netten Plausch habe ich bei einem Fachhändler keinen Vorteil gegenüber dem Internet. Dazu kommen aber Nachteile in der Verfügbarkeit, der Zugänglichkeit und der Preisfindung. Die Logistik ist mittlerweile so stark verbessert worden, dass ich nicht nur bei Amazon teilweise noch am selben Tag meine Ware erhalte. Wer da nicht aktiv gegensteuert und einen Mehrwert bietet als lokaler Händler, kann nicht gewinnen.


    Diese These(n) beziehen sich natürlich in erster Linie auf Neukundengewinnung. Dass ein Fachhändler durch Leute wie uns, die wir alle zum bersten gefüllte Regale haben, überlebt bzw. gar wächst, glaube ich nicht. Und insgesamt dreht sich vieles in diesem Thread doch darüber, dass mehr verkauft werden müsste (Stückzahl, nicht Auswahl), damit die Verlage mehr verdienen, um nicht durch kleinere Auflagen (durch Auswahl) immer teurer zu werden.


    Zusammenfassend kann ich als Ergebnis darunter schreiben, dass Fachhandelsaktionen und Aufrufe, die Fachhändler zu retten, nette Aktionen sind. Die für mich immer noch unbeantwortete Frage ist nachwievor, wie wichtig der Fachhandel für die Neukundengenerierung ist. Es ist aber auch möglich, dass es zutrifft, dass der Fachhandel sehr wichtig ist. Dann trifft es aber auch zu, dass der Fachhandel sich der Welt, die sich nunmal dreht, anpassen muss. Es überleben immer die anpassungsfähigsten. Ist es da richtig, den Kunden ins Gewissen zu reden, ihr Handeln entgegen aller anderen Bereiche aktiv zu konservativieren, statt von den Fachhändlern zu fordern sich den aktuellen Gegebenheiten anzupassen? Wie gesagt, wir sprechen hier nicht von vielen kleinen Amazons und Versandwundern. Viel mehr spreche ich davon, dass knapp der Hälfte der von mir ermittelten (knapp über) 100 Fachhändler in Deutschland nicht einmal eine rechtssichere bzw. moderne Internetseite hat, die innerhalb der letzten 5-10 Jahre mal aktualisiert worden wäre.


    Letztenendes gilt doch: Der Kunde hat immer recht. Oder Kunde ist König, wie auch immer ;) Gutes Marketing ist in meinen Augen, den Kunden so anzusprechen, wie er es erwartet. Denn ich will als Händler etwas vom Kunden, nicht umgekehrt. Denn der ist auf mich nicht angewiesen.


    Mich würd mal eure Meinung zu den Punkten interessieren :)

  • Die Sache ist nur die, dass ich es zwar genauso gut selbst bestellen kann, aber durch den Anruf, Besuch oder die Bestellung auf der Webseite des Ladens habe ich ja keinen Nachteil, sofern der Preis ähnlich ist. Für mich ist es nur minimal mehr Aufwand - wenn überhaupt bei der Benutzung des Online-Shops - und ich habe damit trotzdem einen Teil zum Erhalt des örtlichen Geschäftes beigetragen.

    Ich kann zu dem Thema selbst nicht so richtig was sinnvolles beitragen, lese nur interessiert mit, aber ich möchte kurz einen Schwank zum Thema Fachhandel vor Ort erzählen. Auch ich kaufe viel online, wobei ich amazon dabei nur noch so selten es geht bemühe, und hatte dann aber vor längerem die Idee, den richtig lokalen Fachhandel hier in meinem Ort unterstützen zu wollen.


    So brauchte ich Schreibwarenbedarf (weiß nicht mehr genau was es war, ein bisschen spezieller) und schlenderte eines Montags Nachmittags an einem Urlaubstag (ohne Urlaub ginge wegen der Öffnungszeiten schon mal gar nicht) zu unserem Schreibwarenhandel im Ort. Ich hatte natürlich drauf geachtet, dass die Mittagspause schon vorbei war, und stand um 15 Uhr - vor verschlossenen Türen. Kein Zettel, keine Mitteilung irgendeiner Art - nicht an der Tür, nicht auf der rudimentären Homepage, nirgends. So schlenderte ich verwirrt zurück und bestellte das Ding online.

    Gegen Abend fiel es mir dann übrigens wie Schuppen aus den Haaren - es war Kerwemontag (hochdeutsch: Kirchweih)! Und an Kerwemontag nachmittags, ja da hat der örtliche Händler geschlossen. Und das hat man auch zu wissen, bitteschön!


    Kurz darauf stellte ich fest, dass der kleine Buchhandel hier im Ort eine Homepage mit Bestellmöglichkeit anbot, Lieferung dann hier in den Laden zur Abholung. Musste ich natürlich auch gut timen, denn auch dafür musste Urlaub her. Und kein Mittwoch, denn mittwochs hat der lokale Handel hier natürlich auch geschlossen.

    An meinem Urlaubstag schlenderte ich also entspannt zum Buchhandel und holte meine 3 bestellten Bücher ab. Ich hatte zu dem Zeitpunkt begonnen, mich mit veganer Ernährung zu beschäftigen, es waren demnach 3 vegane (Koch-)Bücher. Ich nannte meinen Namen, der Herr hinterm Tresen griff ins Regal - kurzes Stocken, Blick zu mir - "Echt, das vegane Zeug da?" mit nicht verhohlenem Abscheu im Gesicht und spitzen Fingern. Bei dem Gesichtsausdruck dazu hatte ich eigentlich gar keine Lust mehr, ihm mein Geld zu geben. Da hat die Anonymität des Internets doch was für sich. Ich hab nie wieder was dahin bestellt.


    Ich habe keinen Brettspieleladen in direkter Nähe - die, die einigermaßen erreichbar wären, würden ebenfalls einen Urlaubstag beanspruchen, nach der Arbeit wäre das zeitlich schlicht nicht machbar. Und nach meinen diversen Erfahrungen im lokalen Fachhandel (da gab es natürlich noch mehr Versuche) bestelle ich inzwischen einfach wieder online, auch wenn ich dort versuche, nicht bei den Riesen zu shoppen. Ich finde einfach, lokaler Fachhandel wird einem oft unnötig schwer gemacht (wie gerne wollte ich vor kurzem abends noch schnell mein Gemüse beim Holaden holen, aber hach - da war wieder Mittwoch, und da hat der ja zu...), und das rächt sich dann halt am Ende (ich ging zu REWE). Mir ist aber bewusst, dass das ein zweischneidiges Schwert ist was Arbeitszeiten, Bezahlung, Ausbeutung in vielfacher Form angeht. Nur am Ende muss es für mich halt irgendwie auch sinnvoll sein.


    Ich bin kein klassischer Schnäppchenjäger, freue mich natürlich über Rabatte, bestelle aber Spiele, die ich zwingend haben möchte, auch langfristig zur UVP vor, gerne auch beim Verlag selbst.

  • Wenn ich ein Buch will

    Was ist ein Buch? Sowas geht direkt auf den E-Reader....8o

    Wenn auch witzig, zeigt das durchaus eine Veränderung auf. Eine Veränderung bedingt durch neue Möglichkeiten und Vertriebswege wie Kickstarter oder Onlinehandel. Früher oder später wird der klassische Einzelhandel verschwinden - das kann man jetzt durch irgendwelche Maßnahmen und Verbote verlangsamen, aber letztendlich wird es so sein. Anstatt die momentanen Gewinner zu verdammen, sollte man sich vielleicht eher ein Konzept überlegen um von Kuchen mitnaschen zu können.


    Veränderungen gab es schon immer. Das ist Grundsätzlich nichts Böses. Sonst würden wir immer noch mit dem Faustkeil auf Steine schlagen.

  • Für mich gehört zur Unterstützung von Spieleläden eine persönliche Bindung zum Laden und das Bestreben des Geschäftes, diese zu seinen (potentiellen) Kunden aufzubauen und zu halten

    Das ist der Punkt. Es wurde hier ja schon viel über Wertschätzung geschrieben. Es gibt aber leider sehr viele Läden, die eben nichts sind, außer teurer. Die kein Alleinstellungsmerkmal haben und deren Umgang mit dem Kunden eher schwierig ist.

    Hier wurde ja auch schon einiges genannt, das schief gehen kann: Lage des Geschäfts, Auswahl, Kunden(un)freundlichkeit, Preise, Parkplätze, etc. Ich mache einmal ein paar Beispiele von mir bekannten Läden:

    1. Kleiner Spielzeugladen vor Ort:
      Der hat von allem ein bisschen was. Dort werden sicher eher weniger die großen Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke für 50+€ gekauft, denn die gibt es einfach woanders deutlich günstiger. Aber der Laden bietet einen Service für Geburtstagskisten an. Wenn also ein Kind mit seinen Freunden feiern will, kann er eine Kiste mit seinen Wünschen aus dem Laden füllen und die Eingeladenen daraus etwas kaufen. Funktioniert super und bei einem Lego-Set für 10€ kauft auch keiner im Internet für 9,50€. Das heißt die Marge bleibt bei dem Laden. Das funktioniert super für den. Beratung bei Lego- oder Playmobil-Sets oder Brettspielen (die Auswahl ist gar nicht so schlecht), braucht man aber nicht erwarten.
    2. Held der Steine
      Er hat mitten in das Sterben der kleinen Läden einen Laden nur mit Lego aufgemacht. Und trotz der immer stärker werdenden Konkurrenz aus dem internet kann er zumindest grob mit den Preisen des Versandhandels mithalten. Er punktet halt mit Auswahl und Kundenfreundlichkeit.
    3. Modellbau-Shop in der nächstgrößeren Stadt
      Der hat mittlerweile zugemacht. Obwohl gerade im RC-Bereich eine Beratung echt von Vorteil ist. Der war aber einfach so dermaßen unfreundlich und brüstet sich noch vor anderen Kunden damit...

    Gleichzeitig bin ich nicht traurig wenn die großen Kaufhäuser in der Innenstadt schließen und vielleicht wäre ich es am Ende des Tages auch nicht, wenn der Brettspiel Laden um die Ecke dicht macht.

    Die Kaufhäuser sind für mich eher wie der dritte Shop und wenn der Brettspielladen eben nichts dafür tut, dann ist es vermutlich auch um den nicht schade. Aber die guten Läden können sich doch noch halten, es reicht aber eben nicht mehr wie früher, nur "da" zu sein.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Das Problem dabei ist: Heutzutage kann der Kunde deutlich besser informiert sein - das Internet macht es möglich. Wenn ich irgendetwas brauche mache ich mich vorher schlau und habe dann ziemlich genaue Vorstellungen davon was ich haben möchte. Die Fachhändler vor Ort (egal welche Branche) haben gezwungenermaßen oft nur eine kleine Auswahl, und allzu oft haben sie genau das was ich will nicht auf Lager. Manchmal können sie bestellen, aber da sind wir wieder bei dem Punkt den Brettspiel Dude genannt hat: Bestellen kann ich auch selber.

    Die Sache ist nur die, dass ich es zwar genauso gut selbst bestellen kann, aber durch den Anruf, Besuch oder die Bestellung auf der Webseite des Ladens habe ich ja keinen Nachteil, sofern der Preis ähnlich ist. Für mich ist es nur minimal mehr Aufwand - wenn überhaupt bei der Benutzung des Online-Shops - und ich habe damit trotzdem einen Teil zum Erhalt des örtlichen Geschäftes beigetragen. Bei Buchhandlungen ist dies sogar nochmals einfacher, da diese wie Klaus_Knechtskern geschrieben hat, die Bücher auch kostenfrei und Dank Buchpreisbindung zum gleichen Preis wie die großen Ketten versenden. Selbst wenn der örtliche Buchladen daran nicht teilnimmt, findet sich in der Gegend bestimmt ein weiterer, der es tut und nicht gerade Thalia oder Hugendubel heißt.

    In Einzelfällen gebe ich Dir da recht und wir versuchen das auch so zu handhaben, aber ich sehe da leider keine allgemeingültige Lösung - wir leben nicht in der Stadt und wir arbeiten beide auch nicht dort. Wir müssen für jede Besorgung außerhalb unseres Supermarkts, Buchhandlung oder der Apotheke extra in die Stadt (Bergisch Gladbach, Leverkusen oder Köln) fahren. Das sind je nachdem zwischen 15 bis 30 Minuten Anfahrt, Parken und/oder Fußweg von der Haltestelle, Aufenthalt im Laden, Rückweg. Also mindestens 45 Minuten, teilweise (Köln) brauche ich dann auch mal 1,5 Stunden. Selbst auf dem Rückweg von der Arbeit müssen wir beide in allen Fällen Umwege fahren. Zusätzlich der Faktor Auto oder Busfahrt (CO2) - alles für eine Ware, die vor Ort nicht verfügbar ist und vom Händler für mich bestellt wird. Die wird dann zum Händler geliefert (CO2 again) und dann fahre ich wieder hin oder der Händler schickt es mir (CO2 Nr. 3). Mit etwas Glück bestellt es der Händler zu mir nach Hause, das spart dann 1x CO2. Und meine Zeit, auch wenn es "Freizeit" ist, hat auch einen (immateriellen) Wert - bis zu drei Stunden unterwegs zu sein, um mir etwas in den lokalen Fachhandel zu bestellen und irgendwann abzuholen, kann ich nur bedingt einrichten.

    Da muss ich dann leider sagen, so leid es mir tut, dass ergibt keinen Sinn. Hier wird sich der lokale Fachhandel mittelfristig etwas einfallen lassen müssen, sei es ein zweites Standbein Onlinehandel, oder zumindest eine stärkere Einbindung des Onlinegeschäfts. Wenn ich die Möglichkeit hätte online zumindest den Warenbestand zu prüfen und Produkte zur Abholung in den Laden zu bestellen, könnte ich z.B. gezielt in die Stadt fahren und die Sachen abholen. Aber davon sind die meisten kleinen Fachhändler noch (zu) weit entfernt.

    Wir haben eine kleine inhabergeführte Buchhandlung im Ort. Dort kaufen wir alle Bücher, teilweise auch Spiele. Da habe ich die Möglichkeit online zu bestellen. Bücher sind am nächsten Werktag da, die kann ich zu Fuß abholen und vor Ort bezahlen. Das ist super, ich habe schon seit Jahren (fast) keine Bücher mehr woanders gekauft. Fast, da vor allem fremdsprachige Bücher ohne Buchpreisbindung in diesem Laden gelegentlich nicht zu bekommen sind.

    Das ist optimal, aber so etwas bieten die wenigsten kleinen an. Bei einigen kann man telefonisch bestellen, aber das ist zum Teil auch aufwändig, weil man da manchmal einen ganzen Tag lang versucht, jemanden ans Telefon zu bekommen. Zumal telefonische Bestellungen für Händler vermutlich wohl auch ein größeres Risiko sind als schriftliche/elektronische.

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei

    Einmal editiert, zuletzt von Calredon ()

  • Oha, da bin ich mal 1-2 Tage offline, und schon ist die Diskussion um mehrere Seite gewachsen. Ich möchte aber trotzdem noch auf ein paar "ältere" Punkte eingehen.

    Genau deswegen habe ich #Thygra hinterfragt, ob wirklich Redakteure eine KS Kampagne betreuen müssen und da haben wir gelernt, dass eigentlich der Vertrieb dafür zuständig wäre.

    Nein, das haben wir nicht gelernt. Es gibt keine allgemeingültige Definition dafür, wer zuständig wäre. Das kann die Redaktion machen, das kann aber auch das Produktionsmanagement machen. Genausogut kann es der Vertrieb machen oder auch das Marketing oder der Kundenservice.

    Im Endeffekt ist es aber auch total egal, WER die Kundenfragen bei KS beantwortet. Es ändert nichts daran, dass diese Kundenbetreuung viele Stunden Arbeitszeit erfordert, egal von wem.

    Aber wenn es nicht mal bei einer kleinen Firma wie bei Pegasus (laut Wikipedia 30 Mitarbeiter) der Fall ist, dass die einzelnen internen Abteilungen miteinander eng zusammen arbeiten, dann sollte man da mal was ändern.

    Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass die einzelnen Abteilungen nicht eng zusammenarbeiten. Da musst du irgendetwas ziemlich falsch verstanden haben.

    Die Pegasus KS Kampagne ist auch nicht während der Finanzierung gescheitert, da war ja noch alles in Ordnung. Die Kampagne ist im Nachgang an der Produktion, Qualität, Lieferung und Kommunikation gescheitert und gilt deswegen als schlechtes Beispiel.

    Das ist falsch. Die Zwergenkampagne ist nicht im Nachgang gescheitert, sondern schon vor ihrem Beginn. Weil 14 Tage vor dem Beginn der Kampagne "spontan" entschieden wurde, diese Kampagne zu machen. Die spontan beauftragten Mitarbeiter hatten somit 14 Tage Zeit, etwas aus dem Boden zu stampfen. Das konnte nicht gutgehen.

    Ich stoße mich in dieser Diskussion eigentlich nur an dem Punkt, dass man 24/7 online sein müsste.

    Das muss man natürlich nicht.

    Kino ist hart an der Grenze, Skifahren absurd drüber.

    Nicht, wenn du zum Beispiel in Innsbruck wohnst und von deiner Wohnung aus nach Feierabend mit der Straßenbahn mal eben zum Skigebiet fahren kannst. ;)

    Ich persönlich käme nicht auf die Idee "mal einfach so" in einen z.B. Töpferladen zu gehen und mich da auf gut Glück beraten zu lassen, ob das vielleicht was für mich wäre.

    Ein gewisses Grundinteresse muss natürlich schon vorhanden sein. Aber wenn du das Thema Töpfern spannend findest, weshalb solltest du dich dann nicht in einem Fachgeschäft beraten lassen?

    Aber das für die Misere der Verlage verantwortlich zu machen für ich auch irgendwie nicht richtig.

    Vielleicht habe ich in diesem Thread etwas verpasst, aber von welcher "Misere" sprechen wir denn hier bitte?

    Ich erinnere mich, wie ich im Sommer geschluckt habe, als mir klar wurde, dass es für Sherlock Beratender Detektiv keine Rabatte geben würde, weil die 49,99 Euro der Buchpreisbindung unterlagen.


    Ich habe drei Wochen geschluckt und dann habe ich das Spiel gekauft, weil ich es haben wollte.


    So erzieht man sich seine Kundschaft.

    Das funktioniert aber mit Spielen normalerweise nicht, weil es keine Preisbindung für Spiele gibt und auch in absehbarer Zeit keine geben wird. Dieses Produkt ist eine Ausnahme, die als Beispiel leider nicht taugt.

    Ich kaufe fast nichts im lokalen Einzelhandel.

    Ich lasse mich ungern beraten, weil Händler einen eh subjektiv (auf ihr Handelsangebot) beraten.

    Diese Pauschalisierung halte ich für ziemlichen Humbug. Es gibt gerade im Spielebereich viele Fachhändler, denen ein zufriedener Kunde deutlich wichtiger ist als die Frage, ob sie an dem verkauften Artikel eine Marge von € 7,40 oder € 8,20 hatten.

  • Ein gewisses Grundinteresse muss natürlich schon vorhanden sein. Aber wenn du das Thema Töpfern spannend findest, weshalb solltest du dich dann nicht in einem Fachgeschäft beraten lassen?

    Das ist richtig. Ich habe die Aussage dahinter allerdings anders verstanden: Ich habe verstanden, dass Leute "einfach so" mal in den Laden kommen und sich informieren lassen, was das denn überhaupt ist.


    Wenn ich bereits Interesse habe, dann ist ein Fachhändler natürlich nett. Aber eben auch nicht unabdingbar. Habe ich keinen Fachhändler in Reichweite - was für die meisten Menschen in Deutschland der Fall ist - dann kann ich immer noch dieselben Informationen im internet finden. Sei es geschrieben oder als Video oder gar Podcast.

  • Zwei Gedanken/Thesen zu dem Thema, ich hoffe sie passen:


    1. Die Innenstädte müssen eine Konzept erstellen, dass darauf abzielt, dass Menschen in die Innenstädte gehen - und nebenbei in die Läden zum Einkaufen gehen. Zum Einkaufen von Bedarfsartikeln / vorher ausgesuchten Artikeln ist der Onlineversand komfortabler - ich spare mir Zeit und ich bekomme das von mir gewünschte - und nicht das, was da ist.


    2. Läden müssen eine Leistung anbieten, die der Onlinehandel nicht anbieten kann. Wenn ich mich selbst über verschiedene Kanäle informiere, warum sollte ich dann einem Zwischenhändler weiteres Geld in die Hand drücken? In welchem Bereich profitiere ich denn ernsthaft von der Arbeit eines kompetenten Verkäufers? Schlechtes Beispiel - gegenüber den Verkäufern von Saturn und MediaMarkt bin ich besser informiert, soll aber mehr Geld bezahlen, damit der Fachhandel überlebt?