So, jetzt will ich auch mal. Keine Ahnung ob das hier irgendjemand lesen will, und ich kann aktuell auch nicht mit Fotos dienen, aber da ich die nächsten Wochen dazu nutzen werde, alle Regale neu einzuräumen, ist das hier meine Gelegenheit zu einem Fazit der darin liegenden Spiele. Für mich selbst notiere ich dann noch, wie oft und wann zuletzt das Spiel gespielt wurde. Ich fange mit den "leicht erreichbaren" Regalen an, daher sind diese Spiele allesamt recht oft gespielt worden. Ich gebe eh keine Spiele weg, aber die hier werden meine Sammlung sicher nie verlassen, mit einer Ausnahme.
Schrank 1, Fach 1:
#Cuba und #CubaElPresidente (2007): Typischer Euro der 2000er Jahre, mit Auktionen, Handel, Gebäude bauen und sogar gemeinsamen Abstimmungen, gleichzeitig mit dem typisch korrupten Setting, in dem sich ja auch die Tropico-Computerreihe so wohl fühlt. Ich habe es seit 13 Jahren nicht mehr ohne die Erweiterung gespielt und sehe auch keinen Grund dafür, die gehört einfach mit dazu. Für mich ist das Bild des interaktionslosen oder -armen Euros ja irgendwie ein Klischee, das dann erst in den letzten 10 Jahren einige echte Beispiele fand - Cuba jedenfalls ist noch richtig kämpferisch, man geht sich gegenseitig richtig auf den Sack. Damals wurde es oft mit Puerto Rico verglichen, das kann ich aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr nachvollziehen - aber irgendwie sind fast alle Kernmechanismen von Cuba in den letzten Jahren aus der Mode gekommen, so dass es schwer geworden ist, das Spiel noch auf den Tisch zu kriegen. Trotzdem für mich ein echter Klassiker aus der Zeit, wo man jedes Eggertspiel noch bedenkenlos sofort kaufen konnte. Insgesamt 15mal gespielt, zuletzt 2017. WIrd mal wieder Zeit.
#DungeonPetz mit Dunkle Gassen (2011): Chvatils Sequel zu Dungeon Lords ist im Vergleich dazu wesentlich einfacher zu spielen, sowohl was die Regeldetails als auch was die Spieldauer angeht. Worker-Placement-Spiel von 2011, dessen Kernmechanismus, dass man auf die Einsetzmöglichkeiten quasi bieten muss, so richtig oft seither nicht wiederholt wurde (entfernt geht Carson City in eine ähnliche Richtung). Außerdem ein Beweis, dass Euros hochthematisch sein können, auch wenn das wieder einmal in einer Anleitung resultiert, die man zwar gerne das erste Mal liest, danach aber ziemlich ob ihrer mangelnden Informationsdichte verflucht. Kommt jährlich mindestens einmal auf den Tisch, wenn mich meine RPG-Nerd-Schwester besucht, die das Spiel liebt. Ca. 20mal gespielt, zuletzt 2020.
#Uluru mit dem Reisespiel als Erweiterung (2011), #Dimension, #Xalapa: Von den drei Varianten, unter denen Lauge Luchau das gleiche Spielprinzip in Deutschland herausgebracht hat, ist Uluru die einfachste, aber auch hübscheste und am besten spielbare Version. Man platziert Vögel am Ayers Rock, die alle unterschiedliche Ideen haben, wer wann wo sitzen will. Uluru und Dimension (das gleiche Spielprinzip mit aufeinander zu stapelnden Kugeln) haben die Kinder früher gerne gespielt, Xalapa ist quasi die Expertenspielversion des gleichen Prinzips, durch etliche Zusatzelemente stark verkompliziert. Und jetzt sitze ich hier und muss zugeben, dass mich hier tatsächlich Vasels Einstellung, dass manche Spiele von neueren Titeln abgelöst werden, einholt. Normalerweise halte ich da nicht viel von, aber "Der perfekte Moment" ersetzt mit seinem sehr ähnlichen Spielprinzip, dabei aber einfach viel hübscherer und spielerisch interessanterer Umsetzung Uluru und Dimension für mich (Xalapa ist hinreichend anders und wesentlich komplexer). Insgesamt an die 100mal gespielt, zuletzt 2019, und ich fürchte, das war es dann auch.
#KorsarenderKaribik mit Erweiterung Ruhmreiche See (2010): Eines dieser Ameritrash-Spiele mit massiver Unwucht, es dauert zu lang, es ist für die Nicht-Piraten kaum möglich, gegen die Freibeuter zu bestehen, je länger man spielt, desto länger dauern die einzelnen Spielerzüge, etc. Und trotzdem: Neben Skull Tales und Freibeuter der Meere ist das hier DAS Piratenspiel und zugleich sehr nah am PC-Spiel Sid Meier's Pirates, was große Teile meiner Kindheit ausgefüllt hat. Im Kern Pickup-and-deliver, aber mit den 11 (!) Modulen der Erweiterung kommen da derartig viele Mechanismen (am schönsten die Meuterei, die man dadurch abwenden kann, dass man eigene Piraten über die Planke gehen lässt) dazu, dass man eher von einer Simulation denn von einem klassischen Brettspiel sprechen möchte. Am meisten stört hier noch die Würfellastigkeit bei Konflikten, aber gut, auch Piraten haben halt mal Glück (oder Pech). Um die 20mal gespielt, davon erst 2-3mal mit der Erweiterung, zuletzt 2017. Viel zu lange her.
#DiceTown (2009): Würfelpoker mit tollem Thema und mittlerweile ziemlich vielen Erweiterungen, die - bis auf die erste - noch ungespielt im Regal stehen. Dice Town ist mein Idealbild eines längeren Absackers, total glückslastig, sehr interaktiv und extrem spaßig, mit tollem Comic-Look, der mich immer noch zum Schmunzeln bringt. Die Erweiterung halte ich persönlich ab dem dritten, vierten Spiel für unverzichtbar, da sie einige Probleme löst (es gibt jetzt viel mehr Möglichkeiten/Orte, die genutzt werden können, und damit viele neue Taktiken für den Sieg). Mehrere 100mal gespielt (einschließlich App), zuletzt 2020.
#Praetor mit Promo (2014): Worker-Placement, wo die Arbeiter altern und damit effektiver werden - aber auch bald in Rente gehen. Ja, der Mechanismus ist nicht so furchtbar weit von Village entfernt (hier als Würfelverbesserung umgesetzt), und das Spiel hat massive redaktionelle Probleme (die durch mehrere Errata des Autors auf BGG relativiert wurden). Aber es funktioniert zu zweit sehr gut, der Würfel-als-Arbeiter-Mechanismus war hier noch ziemlich neu und unverbraucht, Interaktion entsteht durch die gemeinsame Nutzung der individuell errichteten Gebäude, und ich mag die Grundidee, dass es ein massiver Nachteil ist, zu früh in Führung zu gehen. Man will die Führung regelrecht loswerden, was sich dann wiederum sehr witzig spielt. Außerdem hat es die spielerisch umfangreichste Promo, die ich je bei einem Spiel gesehen habe - das verkaufen andere Verlage als vollständige Erweiterung, und es ist mal eine der wenigen Promos, wo es wirklich unproblematisch war, an sie heranzukommen. Insgesamt 12mal gespielt, zuletzt 2018. Es gibt eine Solo-Variante, die ich unbedingt einmal testen will, klingt sehr gut.
#Samarkand (mit Erweiterung Familienbande, 2010): Tolles familientaugliches Zugspiel mit Aktien, getarnt als Kamelkarawanen und Einheiraten in Beduinenfamilien., von der Komplexität etwa mit Zug um Zug Pennsylvania zu vergleichen (also im Sinne der SdJ-Jury heute schon fast ein Kennerspiel). Die Erweiterung ist hingegen überflüssig wie ein Kropf und macht die Chose nur unnötig kompliziert. In der Grundform aber eines meiner meistgenutzten Gateway-Spiele, mit dem man Menschen auf anspruchsvollere Spiele neugierig machen kann, ohne sie in irgendeiner Weise zu überfordern. Ca. hundertmal gespielt, zuletzt 2020.
#Tzolk'in mit Erweiterung (2012): Nach wie vor mein Lieblings-Maya-Italiener, auch wenn Tawantinsuyu am Throne kratzt. Über meinen Radbemalversuch breite ich lieber den Mantel des Schweigens (gottseidank ging die grüne Farbe wieder ab). Ein wunderbares Spiel, mit dem man testen kann, ob Menschen Expertenspiele liegen oder nicht. Die Regeln sind in 10 Minuten erklärt, das Spiel ist komplex aber in keiner Weise kompliziert. Und es ist wunderbar Mitspieler*innen dabei zuzuschauen, wie sie in den ersten Runden blaue Schädel komplett ignorieren, dann zu der festen Überzeugung kommen, dass diese total overpowered seien, um dann nach 3-5 Partien zu erkennen, dass man eben doch alles gleichzeitig im Blick haben muss, um bei dem Spiel eine Schnitte zu haben. Die Erweiterung braucht man nur dann, wenn man das Spiel wirklich, wirklich oft (oder eben zu fünft) spielen will, aber die asynchronen Startvoraussetzungen und Stämme sind schon was Feines und erlauben eine weitaus größere strategische Variation als das Grundspiel. Um die 50mal gespielt, zuletzt 2019.
#DieLegendenvonBlueMoon (Komplettausgabe von Heidelberger, 2014): Eines meiner liebsten reinen Zweierspiele, Knizias mathematiklastige Antwort auf Magic, was aber trotzdem nicht stört, da sie Illustrationen sehr hübsch geraten sind. Knizia und Kosmos haben hier quasi das LCG erfunden, bevor Fantasy Flight davon auch nur feucht träumte. Ich besaß vorher das Gros der Völkersets (bis auf die Buka-Invasion), und bis heute habe ich noch nie Deckbuilding bei dem Spiel betrieben. Die alten Riesenkarten waren schöner und spielten sich irgendwie auch schöner. Trotzdem ist der Komplettist in mir jetzt froh, das vollständige Spiel zur Verfügung zu haben, und vielleicht will ich ja doch irgendwann mal damit anfangen, mir ein Kartenset selbst zusammen zu stellen. Witzigerweise stören mich mittlerweile die manchmal richtig doofen Kartennamen, die einige schlechte Witze und schale Wortspiele bereithalten, überhaupt nicht mehr - vor 15 Jahren war das noch ein Grund, das Spiel nur etwas verschämt hervorzuholen. Um die 100mal gespielt, zuletzt 2020.