In der Regel schwierig: Von Anleitungen, Regelvideos und Mitspielern die sagen: »Ach, lass uns einfach schonmal anfangen!«

  • Ein Thema, welches mich in letzter Zeit immer mehr beschäftigt, ist die Frage nach dem guten Einstieg in ein neues Spiel. Das hat natürlich zentral mit der Anleitung zu tun. Und je mehr es in Richtung Expertenspiel geht, desto anstrengender ist für mich persönlich auch das Regelstudium. Oft kommt es dann während der ersten Partie zu sehr vielen Detailfragen und ständig sucht man in der Anleitung herum, vergisst Sonderfall-Regeln, verliert den Spielfluss und Überblick und die Hälfte der Mitspieler ist dann beim nächsten Anlauf nicht mehr mit dabei. Ich spreche dabei nicht von »professionellen« Spielgruppen, sondern eher von meinen üblichen Runden (Kennerspieler:innen oder Gelegenheitsspieler:innen). Aber auch ganz persönlich merke ich immer wieder, dass das »Regelstudium« (der Begriff ist mir erstmals in der Anleitung zu Arler Erde über den Weg gelaufen) echt herausfordernd und regelrecht abtörnend sein kann. Ich habe z. B. in vielen Beiträgen und im Podcast von Ben2 wahrgenommen, was das für eine Herausforderung ist, eine gute Anleitung zu schreiben. Und ich halte die Anleitungen und Ansätze von Frosted Games dabei tatsächlich auch für vorbildlich im Anspruch und in der Umsetzung! Und dennoch frage ich mich, ob es da nicht grundsätzlich heute auch bessere Konzepte geben könnte, damit das leichter fällt und die Hürde zum Einstieg gesenkt wird. Dass man vielleicht schneller loslegen kann oder Detailfragen im Spiel schneller und unkomplizierter klären kann. Vielleicht über eine AR-App, die einem die relevanten Infos anzeigt, wenn man die Karte fotografiert oder in die Kamera hält, keine Ahnung.


    Folgende Ansätze sind mir zum Thema Anleitung bislang untergekommen:

    • Der klassische Aufbau mit Spielziel, Grobstruktur, Feinstruktur einzelner Detailaktionen oder -abläufe. Je aufwändiger ein Spiel wird, desto eher kommt so ein Format für mich an die Grenzen. Da braucht es dann tatsächlich das Regelstudium.
    • Die Unterteilung zwischen Anleitung und Referenz. Im besten Fall auch noch mit einer Schnellstart-Anleitung. Das hilft, die relevanten von den zusätzlich hilfreichen Informationen zu trennen.
    • Verweis auf Regel-Videos. Bei Expertentiteln dann oft nur auf Englisch, wenn sie direkt vom Verlag kommen. Regelvideos funktionieren für mich aber auch nur gut, wenn man das dann direkt am Tisch selbst mit erfassen kann. Hier gibt es natürlich durchaus sehr gute Videos, die auch gut strukturiert sind (Spielaufbau, Spielziel, Phasen etc.). Zum Beispiel die von BetterBoardGames sind hier hervorzuheben. Aber das ist dann auch echt richtig Aufwand. Ein Regelüberblick innerhalb von Rezensionen hilft mir tatsächlich eher selten.
    • Digital unterstützte Anleitungen, z. B. in der Kosmos-App. Das funktioniert auch ganz gut, aber halt bei komplexen Titeln wieder nicht. Zumindest ist mir da nichts bekannt. Ich glaube, das ging früher mal los mit Catan und Prof. Easy oder so ähnlich.
    • Tutorial-Einstiege ins Spiel, so wie es bei Computerspielen ja oft der Fall ist. Hier ist z. B. Andor zu nennen. Das ist für den Einstieg richtig gut, finde ich. Der Haken dabei: wenn man das Spiel länger nicht auf dem Tisch hatte und dann wieder einsteigen möchte, fehlt einem der Überblick. Und dann neu von vorn zu beginnen, ist eher nervig. Für den Spielertyp »Lass uns doch einfach mal anfangen« ist das schon die entspannteste Variante.

    Das Beste ist natürlich immer, wenn jemand dabei ist, der das Spiel schon kennt. Erklärbär halt. Dummerweise ist das bei uns dann oft meine Rolle, aber ich bin eben nicht der Held im Regelstudium. Und, wie schon erwähnt, wenn man dann auch noch ständig Details nachschlagen und schlimmstenfalls 10 Minuten lang suchen muss, ist das echt nervig. Ich würde mir wünschen, dass es da einfach bestimmte Qualitätsstandards gäbe, die einem helfen. Vor allem für den Einstieg, vielleicht jedoch auch für die zweite und dritte Partie. Und zur Erinnerung, wenn man nach einigen Monaten wieder ins Spiel rein kommen will. Ich weiß, das gibt es alles auch irgendwie im Netz. Ich fände es aber cool, wenn Verlage das direkt mit in den Blick nehmen. Und wenn sich da ein Qualitätsstandard durchsetzen würde. Wahrscheinlich stelle ich mir das zu einfach vor und am Ende muss man da halt durch. Dennoch würde mich interessieren, ob man das Thema Anleitung oder Spieleinstieg nicht doch irgendwie revolutionieren könnte. :/ Was wäre da der perfekte Einstieg und die perfekte Referenz?

  • Es liegt nicht nur an den Mitspielern. Erfahrungswert. Auch als Solo-Spieler gibt es echt schwierige Regel-Einstiege ins Spiel. Da bekommt man halt nur keine nervigen Kommentare von der Seite, wenn man wieder 10 Minuten nach der Stelle in der Anleitung sucht. ;)

  • Ich fand so tolle Einstiegsszenarien wie bei Tainted Grail oder Imperial Assault wahnsinnig hilfreich. So kann man die Grundzüge lernen und danach die Details!

    Ist aber so auch nicht für jeden Spieltyp machbar. Besonders die ganz coolen grandiosen Spiele erfordern es eigentlich dass jeder Mitspieler die Regeln gut kennt, damit es läuft.

    Unser Problem ist nicht, dass es zu seltsame Anleitungen spielen, sondern dass komplexere Spiele eben meist nicht mit einer DinA4 Seite auskommen. Gibt viele Spiele, die man sofort auf den Tisch stellen und losspielen kann, die haben hier nur nicht so viele Fans.

  • Imho ist der einzig gute Ansatz der von Andor. Hinsetzen, losspielen, Schritt für Schritt lernen ohne Regelbücher wälzen zu müssen. Das ginge imho für jedes Spiel, egal wie komplex es ist. Wichtig ist, dass es zusätzlich dazu noch ein normales Regelheft gibt, in dem man bei Bedarf nachschlagen kann. Das hatte Andor z.B. nicht.


    Alles andere nimmt in der Regel nur Tempo aus dem eigentlichen Spiel und verlagert das Regelstudium im schlimmsten Fall nur.


    Mir persönlich sind Regelhefte inzwischen auch ein enormer Graus. Nach über 15 Jahren Sammelei und Zockerei und gefühlt stetig ansteigender Komplexität hab ich inzwischen einfach keine Lust mehr drauf. Und noch weniger hab ich Bock drauf diese Spiele den Mitspielern zu erklären. Deshalb bin ich sogar zu weiten Teilen weg vom Brettspiel-Hobby, zurück zum Rollenspiel.


    Gloomhaven hab ich zuletzt sogar einzig und allein durch das Schauen von YouTube-Videos gelernt und hab nur noch Details während des Spiels nachgeschlagen. Das hat schon funktioniert, hat aber trotzdem eine gute Stunde gedauert, ehe ich mit dem Aufbau beginnen konnte. Also auch nicht optimal.


    Wichtig ist mir inzwischen, dass ich nicht mehr viel Zeit für das Lernen eines Spiels investieren kann und auch nicht möchte. Deshalb bleibt imho nur die Tutorial-Lösung. Leider macht das halt keiner. Ist mir nach Andor nie wieder begegnet ... und das ist traurig ... denn ich hasse Andor ... ein tiefer ... tief brennender Hass ...

    Einmal editiert, zuletzt von Filzgleiter ()

  • Wichtig ist mir inzwischen, dass ich nicht mehr viel Zeit für das Lernen eines Spiels investieren kann und auch nicht möchte. Deshalb bleibt imho nur die Tutorial-Lösung. Leider macht das halt keiner. Ist mir nach Andor nie wieder begegnet

    So geht es mir halt irgendwie auch. Aber vielleicht ist das dann ein nicht lösbarer Anspruch. Also bei Tainted Grail fand ich den Tutorial-Einstieg durchaus auch gegeben und ok. Aber gibt es wirklich selten.

  • Stimmt ... Tainted Grail hat das im Ansatz auch versucht ... aber imho hatte das fast mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet :D

  • Ich denke auch hier gibt es den einen, richtigen Weg nicht, dafür sind die Mitspieler zu unterschiedlich. Nimm meine Frau und mich - sie will immer gleich losspielen und das ganze Spiel "on the fly" lernen, ich bin der Typ der vorher 10 Videos und drei Anleitungen durchgeackert hat.


    Shut up and sit down hatten mal Videos mit Tipps zu dem Thema gemacht, vielleicht findest du da Anregungen.


    How To Teach Board Games Like a Pro - Shut Up & Sit Down und Some Tips for Rules Explanations! - Shut Up & Sit Down

  • Das ginge imho für jedes Spiel, egal wie komplex es ist.

    Wie willst du das z.B. in Kanban EV erreichen, wo die Aktionen alle miteinander interagieren? Es geht vermutlich auch für komplexe Spiele, wenn diese modular aufbaubar sind. Aber dann macht das Einstiegsmodul vermutlich sehr wenig Spaß.

  • Zusätzlich ist auch die Crux, dass Menschen Anleitungen völlig unterschiedlich rezipieren.

    Ja - dennoch halte ich es für möglich einige Grundsätze einzuhalten. Und das ist eben für mich: Informationsflusskontrolle. Ich muss moderieren, wieviel Information ich vermittle. Pro Satz, pro Halbsatz, pro Abschnitt. Unterstützende Hinweise, Transferleistungen reduzieren etc.

    Es gibt ein Mantra in der Brettspielszene: Je komplexer das Spiel, desto weniger müsste man in der Anleitung darauf achten, dass sie „verständlich“ bleibt - der Expertenspieler würde sich da ja eh durch Regelstudium reinlesen können.

    Diese Haltung halte ich für grundsätzlich falsch. Und das war der Grund warum ich bei DotZ angefangen habe etwas grundsätzlich anderes zu probieren. Und jedes Spiel profitiert da eben mMn davon. Siehe eben dann auch Aeons End.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Es gibt ein Mantra in der Brettspielszene: Je komplexer das Spiel, desto weniger müsste man in der Anleitung darauf achten, dass sie „verständlich“ bleibt - der Expertenspieler würde sich da ja eh durch Regelstudium reinlesen können.

    Das Gefühl habe ich auch und deshalb schätze ich das sehr, wenn ein Verlag da bewusst anders mit umgeht. Wenn alle so denken würden, wären wir schon einen Schritt weiter. Ich glaube, Anleitungen sind am Ende doch immer der größte Engpass.

  • Ich kann als der Erkläbär bei uns in der Familie mittlerweile auch sagen „Ich habe keinen Bock mehr zu erklären“.


    Darum hab ich beschlossen dieses und nächstes Jahr bis auf Erweiterungen nichts an neuen Spielen zu kaufen.


    Zum einen haben wir mittlerweile einen „Bestand“ von 100 Spielen (inkl. kommender KS, SSchmiede und Vorbestellungen) was auch erst mal gespielt werden möchte und zum Anderen werden mir die Anleitungen nach und nach auch zu doof zu erklären.


    Regelstudium findet fast nur noch per YT statt und danach lese ich mir die Anleitungen durch (mache ich gerade mit Bios Megafauna sowie Origins) und das klappt ganz gut.


    Auch stoße ich gerade sukzessive alle Regelmonster ab (On Mars 😭, etc.).

    Was zu kompliziert wirkt fliegt fast direkt wieder raus 🤷🏻‍♂️

    Meine Sammlung


    Meine 10er : High Frontier 4all - Hoplomachus - Labyrinth-War on Terror - Obsession - Space Empires 4x - Uprising

    Meine 9+er: Abomination - BIOS-Megafauna - BIOS-Origins - Burncycle - Captain’s Log - Cloudspire - Dark Domains - Dinosaur World - Empires of the Void II - Kingdom Rush - Nemos War - Pax Pamir - SpaceCorp - On Mars - Space Infantry:Resurgence - Star Trek-Ascendancy - Stellar Horizons - Teotihuacan - Volters Lead the Way! - Yedo - Zero Leader

  • naja On Mars ist wahrlich kein Regelmonster

    Das sieht meine Frau leider anderst 🥴

    Ich finds auch nicht schlimm aber dafür weiß ich das mein Kanban EV auch direkt OVP wieder weg kann wenn es denn irgendwann aus Tschechien kommt 😅

    Meine Sammlung


    Meine 10er : High Frontier 4all - Hoplomachus - Labyrinth-War on Terror - Obsession - Space Empires 4x - Uprising

    Meine 9+er: Abomination - BIOS-Megafauna - BIOS-Origins - Burncycle - Captain’s Log - Cloudspire - Dark Domains - Dinosaur World - Empires of the Void II - Kingdom Rush - Nemos War - Pax Pamir - SpaceCorp - On Mars - Space Infantry:Resurgence - Star Trek-Ascendancy - Stellar Horizons - Teotihuacan - Volters Lead the Way! - Yedo - Zero Leader

  • Macht mir Hoffnung. Ich habe beides ungespielt im Regal stehen und der freundliche Fachhändler meinte, dass On Mars ganz einfach und logisch sei (wahrscheinlich, wenn man es einmal verstanden hat). Hab mir ein Video dazu angeschaut und fand es etwas verwirrend. Das lag hoffentlich am Video. :huh:

  • Tjaja, ich habe immer so einen bei mir sitzen, der nach spätestens 10 min Regelerklärung sagt "ach komm, scheiß drauf, lass anfangen" und dann aber, sobald die ersten Unklarheiten bei ihm auftreten, mir vorwirft es ihm nicht richtig erklärt zu haben oder sogar absichtlich im Unwissen zu halten, damit ich gewinne. :lachwein:

    Wenn ich ihm dann anbiete selbst die Regeln vorher zu lesen und den Regelknecht zu spielen, wiegelt er aber immer ab.

  • Das ginge imho für jedes Spiel, egal wie komplex es ist.

    Wie willst du das z.B. in Kanban EV erreichen, wo die Aktionen alle miteinander interagieren? Es geht vermutlich auch für komplexe Spiele, wenn diese modular aufbaubar sind. Aber dann macht das Einstiegsmodul vermutlich sehr wenig Spaß.

    Es ist dann ein Tutorial. Das wird natürlich nicht so einen Spaß machen, wie bei einem vollwertigen Spiel. Das liegt in der Natur der Sache. Tutorials machen auch bei Videospielen nur begrenzt Spaß. Aber man lernt die Regeln eben spielend nebenbei.

  • Die Spielregeln lese ich mir zur Übersicht das 1. Mal im Bett durch; dann mit ausgepackten Spielmaterial ein 2. Mal am Tisch.


    Danach überlege ich, ob

    1. Kurzspielregeln (häufig)

    2. Setups (selten)

    3. Abrechnungstabellen (oft)

    4. Fotokopien vom Glossar oder der Symbolerklärung sinnvoll wären (häufig).


    Aufwendig ist für mich dabei nur der 1. Punkt mit den Kurzspielregeln. Denn sie sollten nicht zu lang sein

    und möglichst die Sonderfälle mit abhandeln.
    Falls ich das Spiel 2 Jahre nicht mehr auf dem Spieltisch hatte, muss die Kurzspielhilfe ausreichend sein,

    damit ich die Regeln wieder präsent habe.

    Das Schreiben einer Kurzspielregel kann bei mir schon mal aufwendig werden.

    Und ich habe dazu auch nicht immer Zeit und noch häufiger überhaupt keine Lust mehr.


    Zum Glück:

    Manchmal sind brauchbare Kurzspielregeln beiliegend.

    Manchmal gibt es "Brauchbares" im Internet zum Download (z.B. auf Hall9000 oder auch BGG).

    Manchmal bilden die Internetdownloads eine gute Basis für eine persönlich geeignetere Kurzspielregel.


    Und oftmals braucht es die Punkte 1 - 4 gar nicht; z.B. weil die Regel gut ist (Aeons End in dt.) oder

    eine gute Spielhilfe beiliegt (Anno 1800).


    Vor dem Spieleabend lese ich die Regel nochmals, falls das Spiel zum allerersten Mal auf den Tisch kommt.

  • Imho ist der einzig gute Ansatz der von Andor.

    Hatte bei uns damals überhaupt nicht funktioniert.

    Das höre ich zum ersten mal und es dürfte ziemlich sicher eine vernachlässigbar winzige Minderheit sein, die die Regeln durch so ein Tutorial nicht verstehen.

  • Dennoch würde mich interessieren, ob man das Thema Anleitung oder Spieleinstieg nicht doch irgendwie revolutionieren könnte. :/ Was wäre da der perfekte Einstieg und die perfekte Referenz?

    Ich habe leider auch kein allgemeingültiges Patentrezept für alle Spielegruppen, ich nur darstellen, wie wir es mit neuen Spielen halten. Kurz vorab, bei uns sind neue Spiele eher die Regel, als die Ausnahme, somit stehe ich quasi ständig vor diesem "Problem". Meine Lösung sind Let's Play Videos, die schaue ich normalerweise am Abend vor dem Spieletreffen oder sogar noch am gleichen Tag. Die Anleitung lese ich quasi nur kurz quer bzw. mache mit ihr nur den Spielaufbau. Steht das Spiel erkläre ich kurz die einzelnen Elemente und den Spielablauf / Spielzug, sowie die Spielziele. Dann geht's einfach los, Details oder Wechselwirkung werden dann im Spiel anhand der Anleitung geklärt. Das klappt erstaunlich gut ... uns hilft dabei sicherlich unsere allgemein hohe Brettspielerfahrung, aber es funktioniert meiner Erfahrung nach auch bei Brettspielneulingen, solange das Spiel nicht zu komplex / kompliziert ist ... ich kann diese Methode nur empfehlen.

  • Ich empfehle allen Regelerklärern dringend, vor der ersten gemeinsamen Spielerunde ein Spiel 1-2mal solo zu spielen mit simulierten zwei oder drei Spielern. Das macht übrigens auch schon Spaß.

    Mir hilft das nach dem Regelstudium ungemein und gibt enorm Sicherheit beim Erklären, so dass Nachschlagen in der "echten" Spielrunde dann seltener nötig ist.

    Umgekehrt habe ich gemerkt, dass ich beim Zuhören einer komplexen Regelerklärung nicht jedes Detail sofort verstehen und behalten muss und kann und trotzdem nach der Erklärung ganz gut rein komme.

    Ein geduldiger Regelerklärer hat dann auch Verständnis für Nachfragen im laufenden Spiel, auch wenn sie sich auf Aspekte beziehen, die er eigentlich schon erklärt hatte.

    Wer aber bereits nach 5 Minuten Regelerklärung genervt mit den Augen rollt, der sollte besser bei der Kategorie Familienspiele bleiben.

  • Ich muss mich anscheinend outen, denn ich bin jemand, der gerne Regeln liest und auch die von komplexen Spielen. Es macht mir einfach Spaß und ich kann mir beim Lesen auch den Ablauf des Spiels vor dem inneren Auge vorstellen.


    Natürlich gibt es auch Regelwerke, die unnötig kompliziert sind und bei denen ich den Abschnitt nochmals lesen muss, aber prinzipiell habe ich keine Probleme mit neuen Regeln.


    Regellernen via YouTube oder Video hingegen ist absolut nichts für mich. Während ich beim Lesen Spaß habe, muss ich mich beim Video dann doch sehr konzentrieren. Einen Absatz nochmal zu lesen ist auch schöner als einzelne Abschnitte mehrfach schauen zu müssen, zumal ich beim Video auf die Struktur und Erklärweise des YouTubers angewiesen bin.


    Ja, in gedruckter Form bin ich auch auf die Struktur des Redakteurs angewiesen, aber diese ist doch fast immer ähnlich und mir mittlerweile vertraut. Regeln erkläre ich in unserer Runde auch oft und vor dem Spiel komplett, denn ich möchte nicht während des Spiels den Spielfluss unterbrechen und Details nachschieben. Zudem ist es so, dass ich bei der Regelerklärung einen Überblick über das Spiel geben kann und damit auch über mögliche Spielweisen. Wenn ich da Details weglasse, auf die gezielt gespielt werden kann, dann nehme ich Strategien weg oder verhindere diese im Spiel, indem ich dann sagen muss, dass Detailregel X Spielzug Y und damit die bisherige Strategie des Mitspielers untersagt.


    Es gibt keinen Königsweg. Jeder sollte das Medium nutzen, welches ihm mehr liegt. Wenn man keine Lust aufs Lernen komplexer Regeln hat, dann muss man sich entweder einen Mitspieler suchen, der den Part übernimmt, oder aber eben weniger komplexe Spiele kaufen und auf den Tisch bringen - zumal die Mitspieler des Thread-Erstellers (Kenner- und Gelegenheitsspieler) bestimmt nicht böse darum wären. Am Ende ist jede Spielgruppe in Anspruch und Vorliebe verschieden und es gibt heutzutage zum Glück genug Spiele, um die für die Gruppe passenden auszusuchen. Der Spielspaß steigt schließlich nicht mit Spieldauer oder Komplexität.


    Edit: Die Anleitung von Pranken des Löwen ist übrigens eine klasse Variante das Gloomhaven Spielprinzip häppchenweise näherzubringen. Ich selbst hatte mit dem Basisspiel auch kein Problem, auch wenn ich die Regeln sehr lang für ein eigentlich einfaches Spiel fand, aber für meinen Vater ist die neue Aufmachung ideal.

    Man kennt mich aus "Ein Absatz kommt selten allein" und "Hör mal wer da tippt". Die Rolle meines Lebens hatte ich wohl 1987 an der Seite von Michael Douglas in "Wall of Text".

    Einmal editiert, zuletzt von fjaellraeven ()

  • Ein weiteres „Erfolgsrezept“ ist - nur soviel wie nötig und nicht soviel wie möglich - zu erklären. Man muss bei einer ersten Kennlernpartie nicht um jeden Preis auf Sieg spielen. Was bsw. erst ab der Mitte oder später des Spiels relevant ist, kann auch erst später erklärt werden. Ein kurzer Hinweis anfangs „da kommt noch was xyz hinzu“ reicht erstmal. Wenn zu Beginn jemand 30 oder noch mehr Minuten erklären muss, darf sich auch nicht wundern wenn das Spiel aufgrund zahlreicher Nachfragen nicht in Gang kommt. Sollten alle Beteiligten nach einiger Zeit dann zum Schluss kommen - jetzt haben wir es drauf - kann dann abgebrochen und neu angefangen werden. Die Regeln werden somit recht entspannt quasi erspielt...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Regellernen via YouTube oder Video hingegen ist absolut nichts für mich. Während ich beim Lesen Spaß habe, muss ich mich beim Video dann doch sehr konzentrieren. Einen Absatz nochmal zu lesen ist auch schöner als einzelne Abschnitte mehrfach schauen zu müssen, zumal ich beim Video auf die Struktur und Erklärweise des YouTubers angewiesen bin.

    Ja, das ist tatsächlich ein guter und richtiger Punkt. Darum gibt es aus meiner Sicht auch nur wenige gute Regelvideos.


    Bei den Expertenspielen stört es mich auch vielmehr selbst, wenn die Anleitung dann noch unstrukturiert und kompliziert ist. Da würde ich die Kennerspielgruppe nicht mit quälen, wenn ich selbst nicht schon halbwegs sicher im Spiel bin.

  • dass On Mars ganz einfach und logisch sei (wahrscheinlich, wenn man es einmal verstanden hat).

    ist es im Prinzip auch. Nur einfach Zeit lassen bei der Lektüre

    Von jemand, der seine Zimmerwände mit ASL-Modulen vollstellt, lass ich mir lieber nicht erklären, was "kein Regelmonster" ist ;). Für Otto Normalsterblichen Durchschnittsvielspieler wie mich geht "On Mars" ganz gut, wenn man es erklärt bekommt, aber das selbstständige Erarbeiten der (an sich gut geschriebenen, wenn auch etwas kompliziert angeordneten) Regeln war schon ein gutes Stück Arbeit.


    P.S.: Wenn die Anleitung so richtig schlecht ist, kann auch ein harmloses Spiel furchtbar werden. Da stehen so einige Kandidaten in meinem Regal, wo ich mir am liebsten einen Erklärbär für engagieren würde.

  • Ich muss mich anscheinend outen, denn ich bin jemand, der gerne Regeln liest und auch die von komplexen Spielen. Es macht mir einfach Spaß und ich kann mir beim Lesen auch den Ablauf des Spiels vor dem inneren Auge vorstellen.

    Nix da, geht mir genauso!
    Lese mir super gerne Regeln durch mittlerweile.

  • Ich finde einfach den Podcast nicht mehr....Mist....

    Aber ich habe im letzten Jahr einen Podcast gehört, bei dem ein "professioneller" Regelerklärer dabei war, der also tatsächlich gegen ein Entgelt mit seinen Arbeitnehmer*innen gebucht wird für Messen.

    Der behauptete jedes Spiel in 10 Minuten zu erklären, ohne etwas wegzulassen. Als Beispiel würde etwa auch explizit Wasserkraft genannt. Da könnte man sicher etwas noch rausziehen. Vielleicht erinnert sich ja jemand und hat den Link.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Die kleine Revolution bei Spielanleitungen sind für mich die professionell gemachten Erklärvideos auf YouTube. Sofern diese maximal 30 Minuten dauern, nehme ich mir die Zeit gerne, um alleine für mich vor der ersten Spiel- und Erklärpartie mir diese anzuschauen. Einfach um das Spielpartien in Aktion zu sehen, weil dann fällt es mir einfacher, Spielmaterial und ihre Verwendung in der Erstpartie besser zuordnen zu können.


    Zudem offen und ehrlich am Spieltisch damit umgehen, wenn das eine Erstpartie ist. Ich verweise dann meist darauf, dass ich das Spiel das erste Mal erkläre und vorab auch noch nicht selbst gespielt habe, so dass es etwas holprig und umständlich werden könnte. Das ordnet die Erwartungshaltung der Mitspieler. Denn nach der Erstpartie habe ich meist verstanden, wie man das Spiel besser erklären kann - kürzer, präziser, anschaulicher, nachvollziehbarer. Folgeerklärungen laufen deshalb wesentlich besser.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Von jemand, der seine Zimmerwände mit ASL-Modulen vollstellt, lass ich mir lieber nicht erklären, was "kein Regelmonster" ist ;)

    ASL ist taktisch, also so gar nicht meine Baustelle ;) On Mars hat ja prinzipiell nicht viele verschiedene Aktionen, nur, auf den ersten Blick, unzugängliche Regeln.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Von jemand, der seine Zimmerwände mit ASL-Modulen vollstellt, lass ich mir lieber nicht erklären, was "kein Regelmonster" ist ;)

    ASL ist taktisch, also so gar nicht meine Baustelle ;) On Mars hat ja prinzipiell nicht viele verschiedene Aktionen, nur, auf den ersten Blick, unzugängliche Regeln..

    womit bewiesen ist wieviel ich von CoSim verstehe (nämlich nix). Und ich bin bei dir, wenn man es kann ist On Mars kein größeres Problem. Die Anleitung von Poseidon hingegen (was ja eigentlich ein Einsteiger-18xx sein soll) ist meine private Hölle. Wie kann ein Verlag, der mit u.a. 1830 ein gutes 18xx mit einer guten Anleitung rausgebracht hat, das so in den Sand setzen?

  • Die kleine Revolution bei Spielanleitungen sind für mich die professionell gemachten Erklärvideos auf YouTube. Sofern diese maximal 30 Minuten dauern, nehme ich mir die Zeit gerne, um alleine für mich vor der ersten Spiel- und Erklärpartie mir diese anzuschauen. Einfach um das Spielpartien in Aktion zu sehen, weil dann fällt es mir einfacher, Spielmaterial und ihre Verwendung in der Erstpartie besser zuordnen zu können.


    Zudem offen und ehrlich am Spieltisch damit umgehen, wenn das eine Erstpartie ist. Ich verweise dann meist darauf, dass ich das Spiel das erste Mal erkläre und vorab auch noch nicht selbst gespielt habe, so dass es etwas holprig und umständlich werden könnte. Das ordnet die Erwartungshaltung der Mitspieler. Denn nach der Erstpartie habe ich meist verstanden, wie man das Spiel besser erklären kann - kürzer, präziser, anschaulicher, nachvollziehbarer. Folgeerklärungen laufen deshalb wesentlich besser.

    Niemals Schwäche zeigen bei der Regelerklärung. Ich kenn da so Kandidaten, meistens Kandidatinnen, die verunsichert es irgendwie wenn man zu erkennen gibt, dass es das erste Mal ist und man das Spiel auch zum ersten Mal spielt 😅

    Ich würde jetzt nicht lügen wenn ich gefragt werde, aber ich würde nicht ungefragt drauf hinweisen. Meine persönliche Meinung.

  • ASL ist taktisch, also so gar nicht meine Baustelle ;) On Mars hat ja prinzipiell nicht viele verschiedene Aktionen, nur, auf den ersten Blick, unzugängliche Regeln..

    womit bewiesen ist wieviel ich von CoSim verstehe (nämlich nix). Und ich bin bei dir, wenn man es kann ist On Mars kein größeres Problem.

    Bisher kann ich das von absolut jedem Spiel sagen. Wenn man es einmal "gerafft" hat, ist alles irgendwie einfach.
    Kann mich nicht daran entsinnen jemals bei der dritten, vierten oder fünften Partie gesessen und die Regeln immer noch nicht verstanden zu haben.

  • Bisher kann ich das von absolut jedem Spiel sagen. Wenn man es einmal "gerafft" hat, ist alles irgendwie einfach.
    Kann mich nicht daran entsinnen jemals bei der dritten, vierten oder fünften Partie gesessen und die Regeln immer noch nicht verstanden zu haben.

    Ich bin da sicher besonders unbegabt, aber ja, zugegeben: Bei Trickerion ergeht es mir so, und bei Republic of Rome habe ich auch eine unrühmliche Vergangenheit. Magic Realm beherrsche ich zwar, aber da waren es auch mehr als drei Partien, bis die Regeln soweit saßen. Sowas ist aber auch individuell fürchte ich: Ringkrieg finden alle immer so furchtbar kompliziert, da kannste mich nachts um 3 für wecken und ich kann es noch erklären.

  • Wenn man es einmal "gerafft" hat, ist alles irgendwie einfach.

    Das ist halt der Punkt. Man muss es irgendwie raffen und das ist anscheinend eine sehr individuelle Geschichte. Von daher ist es dann am Ende auch wohl der individuelle Mix an Erklärmedien, den es heute gibt. Dennoch gibt es für mich eben auch die zwei Phasen: vor dem ersten Spiel und während des Spiels. Während des Spiels sind Videos dann eher unpraktisch. Da muss man dann hoffen, dass der Verlag gute Referenz-Infos beigelegt hat. Das sollte echt mehr zum Standard werden. Gestern noch bei einer Erstpartie von #Arnak zu später Stunde gemerkt: die Materialfülle und das gemeinsame Regel-Lesen hat erst abgeschreckt, aber es lief dann echt fluffig. Auch, weil kleinere Fragen sehr schnell mit Spielerhilfe und Übersichten geklärt werden konnten. Ist jetzt natürlich eher kleines Kenner-Niveau, aber das empfanden wir schon als Vorbildlich.

  • Das System von GMT bei der Coin-Serie ist auch erwähnenswert. Ein Playbook, daß ein Spiel komplett (bzw. zum Teil) simuliert. Bei Cuba Libre kommt man da wirklich gut rein. Eigentlich zu mischende Karten werden zusammengestellt und so Runde für Runde abgehandelt. Ist zwar stumpfes Lesen und Abhandeln, aber mit der nötigen Aufmerksamkeit bekommt man ein gutes Grundverständnis. Im Playbook werden auch Gedankengänge der imaginären Spieler erwähnt. Da kriegt man auch gewisse Strategieeinblicke.


    Ich finde das sehr gut und hätte mir so etwas bei Kanban EV gewünscht. Das Regelstudium war dort ein Graus hoch 14. Schwierig merkbare Spielmaterialbezeichnungen und eine unstrukturierte und fehlerhafte Anleitung m.M.n.