Regeländerungen vom Verlag fordern

  • In den letzten Tagen ist es mir im Forum zweimal untergekommen, dass Forumsteilnehmer recht vehement Regeländerungen von Verlagsseite aus gefordert haben ( bei Cubitos und Anno 1800).


    Ich muss gestehen, dass mich das etwas nervt.

    Wenn mir Regeln nicht gefallen, würde ich ja erst mal Hausregeln ausprobieren und meine Thesen überprüfen.

    Oder ich frage im Forum vorsichtig nach, ob andere die Probleme auch so sehen und eine allgemeine Verbesserung von Verlagsseite für notwendig erachten.

    Die dritte Option ist, das Spiel zu verkaufen, weil es offensichtlich nich ganz meinen Spielegeschmack trifft.


    Wie seht ihr das?

  • Ich versuche, alles was jemand (auch ich) hier ins Forum schreibt, als das zu sehen was es ist: eine Meinung.


    Jeder schreibt ein bisschen anders, der eine höflich und zurückhaltend, der nächste forsch und fordernd. Das kann dabei von vielen Faktoren abhängen, wie man einen Beitrag jetzt gerade schreibt aber auch, wie man ihn liest.


    Wenn mir ein Beitrag "komisch" vorkommt frage ich einfach freundlich nach. Mit der Antwort kann ich dann (hoffentlich) besser einschätzen, warum der erste Beitrag so formuliert war. Im Idealfall kommt man dann sogar in eine Diskussion, in welcher jeder seine Argumente bringt und am Ende beidseitiger Erkenntnisgewinn steht.


    Oder kurz gesagt: nicht zu viel in andere Beiträge reininterpretieren und vom Positiven ausgehen :)

  • Ich muss gestehen, dass mich das etwas nervt.

    Ich ignoriere sowas weg.

    Fordern kann man ja so viel man möchte. Ist es berechtigt (in diesem Falle)? Nein.

    Also egal. Im Zweifel ignoriere ich das dann im wahrsten Sinne des Wortes weg: Durch Ignore des Users/Threads...

  • Man sollte unterscheiden zwischen Dingen, die ein Spiel evtl. "broken" machen, und Dingen, die den eigenen Geschmack nicht treffen. Wenn sich etwas als "broken" herausstellt, ist es sicher legitim, den Verlag um entsprechende Regeländerungen zu bitten. Aber wenn etwas einfach nur nicht dem eigenen Geschmack entspricht, ist eine solche Forderung blanker Unsinn.

  • Fällt für mich unter Feedback / freie Meinungsäußerung, ich sehe aber - in meiner Position als Autor - auch keinen Grund, solchen Meinungen mehr Gewicht zu geben als allen anderen. Im Gegenteil ist die Chance eher höher, dass ich die in die Schublade "Wichtigtuer" stecke (weil sie etwas öffentlich für alle fordern, was sie per Hausregel auch für sich privat hätten regeln können).

    Wenn eine gefühlt überwiegende Mehrheit solche Thesen formuliert, dann sieht es wieder anders aus - vermutlich jüngst so geschehen bei Stefan Feld.


    Generell macht bei sowas aber auch immer der Ton die Musik:

    Ein paar besonders wichtige Typen schreiben auch Mails mit Spiel des Jahres e.V. im CC an Autor und Verlag und fordern mit dem Unterton der Erpressung irgendwelche abstrusen Regeländerungen, die nehm ich ungefähr so ernst wie Reichsbürger.

    Wenn du auf BBG eine Regelfrage mit "Regeln sind scheiße" betitelst oder beginnst, sinkt vielleicht auch die Chance, dass Autor/Verlag Lust darauf haben, dir ausführlich zu antworten.

  • Hallo,

    Wenn eine gefühlt überwiegende Mehrheit solche Thesen formuliert, dann sieht es wieder anders aus - vermutlich jüngst so geschehen bei Stefan Feld.

    Hmm - mir ist nur die Kommunikation vom Feld geläufig - und er macht nicht unbedingt den Eindruck, von der Notwendigkeit der Regeländerung bei #Tuscany überzeugt zu sein. (Ich bin 's auch nicht.) Es ändert etwas das Spielgefühl und mehr nicht.
    (Meine Wahl des Bonusplättchens ist von der Landschaftsgestaltung abhängig - in der Regel lasse ich den Kartenbonus links liegen und fahre damit nicht schlecht.)

    Aber - es kommt natürlich darauf an, wer etwas an dem Spiel auszusetzen hat. Und wenn Jury-Mitglieder ihre Probleme mit dem Spiel vor der Nominierung Kund tun - so macht es den Eindruck - dann kann man sich verlagsseitig auch schon mal "geschmeidig / schmeichlerisch" erweisen. Ist doch auch nicht das erste Mal und erinnert mich an mein Liebling Legacy-Spiel #CarpeDiem . ;)

    Hehe - welcher Verlag soll denn den Jury-Mitgliedern erklären, dass deren veröffentlichten Meinungen zu Spielen vielleicht nicht die Besten sind. 8-))

    Liebe Grüße
    Nils (meint, für Nominierungen muss man aber erstmal relevant werden ... )

  • Ich gehe bei dem Wort "fordern" per se direkt in Richtung Ignoriermodus.

    Jemand der der Formulierung einer Bitte, respektive eines höflichen Gedankenanstoßes, nicht mächtig ist, ist jeglichem fortsetzen meiner Aufmerksamkeit obsolet.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Passt mir in einer Regel etwas nicht, probiere ich es mal mit einer Hausregel oder überprüfe im Netz, ob ich hier nicht die Regel falsch interpretiert habe. Die Rufe nach einer Regelanpassung des bereits erwähnten Castles of Tuscany konnte ich auch nicht nachvollziehen. Trotz der Änderung durch Stefan Feld, spielen wir es nach wie vor in der Ursprungsfassung.

  • Viele Spieler spielen halt 3x und verlieren mit Variante xy und behaupten dann, etwas sei völlig unbalanced oder ein Spiel sei "broken" (wobei "broken" hier oft im falschen Kontext genutzt wird. broken bezeichnet eigentlich dasselbe wie "overpowered" oder "op"). Beispiel wäre hier in einem Strategiespiel eine Strategie, die immer zum Sieg führt und gegen die man regelgerecht nichts machen kann oder eine HEldenfähigkeit, die 10 schaden schießt während alle anderen Helden bei identischen anderen Fähigkeiten nur 2 Schaden schießen.


    Ich kenn das eher aus dem privaten Rahmen, dass es die Autoren erreicht, hätte mich nicht überraschen sollen.


    Grundsätzlich sollte man ein Spiel schon öfter als 3x gespielt haben, um in der Öffentlichkeit von einer objektiven Unbalance zu sprechen.


    Super finde ich, wenn Verlage sich einer breiten Meinung annehmen, selbst analysieren und dann z.B. bei Scythe bestimmte Kombinationen "bannen" oder bei Tapestry am Ball bleiben und später noch balancen. Aber auch da wird dann geschrien, dass man das doch vorher hätte machen können... so RICHTIG recht kann man es den Spielern nicht machen.

  • Oh, was für eine Debatte habe ich da verpasst?? 😊

    Nix wildes:

    Stefan Feld: zur Regeländerung bei Castles of Tuscany / on the rule change for Castles of Tuscany - spielbox


    Viele Spieler nehmen eine Aktion stärker wahr als die Alternativen, deshalb wurde sie leicht angepasst.

    Danke. Stimmt, da war was. 😏


    Das streift ja direkt mein "Reizthema": die "Das Spiel ist unbalanced/broken, weil ich im ersten Spiel die offensichtlichste Strategie gefahren bin, und das in den anderen drei Partien die einzige war, die ich gespielt habe und ìch hab immer gewonnen, also ist diese Strategie broken oder overpowered weil man nur mit dieser Strategie gewinnen kann oder damit immer gewinnt!!!"-Nörgler. 😅

  • Danke. Stimmt, da war was. 😏


    Das streift ja direkt mein "Reizthema": die "Das Spiel ist unbalanced/broken, weil ich im ersten Spiel die offensichtlichste Strategie gefahren bin, und das in den anderen drei Partien die einzige war, die ich gespielt habe und ìch hab immer gewonnen, also ist diese Strategie broken oder overpowered weil man nur mit dieser Strategie gewinnen kann oder damit immer gewinnt!!!"-Nörgler. 😅

    Ich hab ja genau so einen Mitspieler in meiner Gruppe, der genau deshalb auch nur eine Handvoll von Lieblingsspielen hat, die er immer und immer wieder spielen will. Eines meiner größten Vergnügen ist dann, in genau so einem Spiel dann das gleiche mit ihm zu machen. Funktioniert prima in Teotihuacan, Barrage, Anachrony etc. etc., in all diesen Spielen gibt es einfache und starke Strategien, die man erstmal schlagen muss, vor allem aber kann man in diesen Spielen wunderbar die Mitspieler sabotieren...

  • Das streift ja direkt mein "Reizthema": die "Das Spiel ist unbalanced/broken, weil ich im ersten Spiel die offensichtlichste Strategie gefahren bin, und das in den anderen drei Partien die einzige war, die ich gespielt habe und ìch hab immer gewonnen, also ist diese Strategie broken oder overpowered weil man nur mit dieser Strategie gewinnen kann oder damit immer gewinnt!!!"-Nörgler. 😅

    Leider gibt es so etwas auch bei Rezensenten. Ich erinnere mich da an das Spiel "Noblemen" zurück, das ich damals redaktionell betreut hatte. Da nannte ein Rezensent nach zunächst vielen positiven Aspekten noch folgende negativen Aspekte: "Noblemen enttäuscht... ...durch mangelnde taktische Varianz. Die Maskenballwertungen dominieren das Spiel und machen es unverzichtbar, möglichst viel Prestige zu erzeugen."

    Außerdem: "Ich habe mehrere Taktiken ausprobiert - keine konnte den Sieg des oben genannten Spielens ernsthaft gefährden."

    Und etwas später folgt dann: "Dies äußert sich auch darin, das etwa ein Drittel der möglichen Aktionen von den Spielern so gut wie nie gewählt wird und ein durchaus interessanter Ansatz wie das Einsetzen eigener Ritter auf gegnerischen Anwesen nicht zur Entfaltung kommt, weil er bei zu viel Aufwand zu wenig Ertrag bringt."

    Das hat mich damals tierisch aufgeregt. Die Aussage "Ich habe mehrere Taktiken ausprobiert" war ziemlich übertrieben (zumal hier gar nicht Taktik, sondern Strategie gemeint sein musste). Man kann Noblemen natürlich auch gewinnen, wenn man nur wenig Prestige sammelt. Es ist nur weniger offensichtlich als auf Prestige zu spielen.

    Wenn man aber als Rezensent genau diejenigen Aktionen gar nicht erst ausprobiert, mit denen man andere Strategien spielen und gewinnen kann, nur weil diese Strategien etwas weniger offensichtlich sind, dann hat man meiner Meinung nach als Rezensent versagt. Das habe ich damals dann auch dem Rezensenten mitgeteilt, der dann zumindest im Nachhinein eingeräumt hat, dass es falsch war, unattraktiv aussehende Aktionen nicht wenigstens mal ausprobiert zu haben. Aber ich ärgere mich auch heute noch darüber, weil die Rezension halt immer noch genauso (falsch) im Netz steht.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich habe es sogar mal gesehen, dass ein Rezensent sich bei einem Spiel beschwert hat, weil eine bestimmte Regelpassage unklar sei und er erst nach langem Suchen im Netz herausgefunden habe, dass man das anders spielen soll, als es in der Regel steht. Ich habe damals mal auf BGG den Autor befragt und er wusste von dieser obskuren Regelausegung nichts und meinte, man müsse es genau so spielen, wie es in der Regel steht. Obwohl ich nichts mit der Entwicklung des Spiels zu tun hatte, hat mich das damals sehr geärgert. Leider kamen dann ein paar Sachen privat dazwischen, weswegen ich den Rezensenten deswegen nicht kontaktiert habe. (Ärgere ich mich heute noch etwas darüber.)

  • Ich habe es sogar mal gesehen, dass ein Rezensent sich bei einem Spiel beschwert hat, weil eine bestimmte Regelpassage unklar sei und er erst nach langem Suchen im Netz herausgefunden habe, dass man das anders spielen soll, als es in der Regel steht. Ich habe damals mal auf BGG den Autor befragt und er wusste von dieser obskuren Regelausegung nichts und meinte, man müsse es genau so spielen, wie es in der Regel steht. Obwohl ich nichts mit der Entwicklung des Spiels zu tun hatte, hat mich das damals sehr geärgert. Leider kamen dann ein paar Sachen privat dazwischen, weswegen ich den Rezensenten deswegen nicht kontaktiert habe. (Ärgere ich mich heute noch etwas darüber.)

    Ohja, das ist auch eines meiner Pet Peeves: Die Kurzspielregeln bei Hall9000, die ich meistens superhilfreich finde, sind oft voll mit solchen "hab ich per Mail mit den Autor des Spiels geklärt"-Sonderregeln und -fällen. Ich glaubs denen ja im Zweifelsfall (auch wenn ich diese Sonderregelungen ganz oft überhaupt nicht notwendig oder sinnvoll finde), aber dann sollte man das doch irgendwo auch offiziell dokumentieren, am besten auf BGG etc. Aber ganz ehrlich: Bei der Vielzahl an Youtube-Videos mit massiven Regelfehlern und falschen Erklärungen (jüngst erst wieder bei Red Outpost erlebt) ist es letztlich dann auch egal, denn es gibt leider genug Mitspieler, die nie die Regeln selbst lesen sondern sich darauf verlassen, dass das auf Youtube schon richtig erklärt wurde.

  • ....als vierte Option kann es mitunter auch passieren, dass hier mit im Grunde falschen Regeln gespielt wurde... Hab ich schon öfters erlebt, da wird rumgemault und dann stellt sich heraus, dass das ganze falsch gespielt wurde, weil man es so erklärt bekam, aber sich nie die Mühe machte Mal selbst in der Regel nachzulesen...

  • Na also geht doch fast in Richtung einer Bitte. Bei Puerto Rico, gibt es ja auch die offizielle alea Regel und die inoffizielle Regel von Herr Seyfarth, mit der Manufaktur auf 8 Geld und die Universität auf 7 Geld.

  • Ich zitiere aus dem Anno Thread:

    „Es ist aber auch eines von den Spielen, denen eine Erweiterung gut tun würde. Denn es gibt Elemente die gefixt werden müssten.

    Das wären die drei dringendsten Baustellen, die man fixen sollte“


    Das ist von der Formulierung für mich eine Forderung, aber ich will hier auch keine Wortklauberei betreiben.


    Ich finde es nur schade, wenn sich durch solche Aussagen, potentielle Käufer von einem Spiel abwenden.

    Mir ging es jetzt mit #Cubitos so: ich habe mich gefragt, ob es ein Spiel für mich sein könnte. Dann ploppten im Forum mehrere Tage lang immer wieder neue Regelfragen auf und der Vorschlag, „ach gäbe es doch dies und das in dem Spiel, hätte es richtig gut sein können“ .

    Jetzt hat sich mein Interesse erst mal abgekühlt.

    Dabei kann es sein, dass dem Spiel unrecht getan wird. Es könnte sein, dass die Betreffenden Regeln anders erfassen als ich, oder nicht sorgfältig gelesen haben oder diese tatsächlich ungenau formuliert wurden.


    Jetzt habe ich bei dem Spiel erst mal mein Interesse nach hinten geschoben.

    Mag sein, dass ich die Einzige bin, der es so geht. Kann aber sein, dass es Anderen ähnlich geht.


    Jetzt kann man natürlich sagen: „was interessiert mich das Geschwätz der anderen Forenuser?“


    Ich denke aber schon, dass vorgetragene Meinungen hier im Forum Auswirkungen auf das Kaufverhalten anderer User haben.


    Für mich heißt das, meine eigenen Formulierungen zu hinterfragen, bevor ich sie versende, mir auch zu überlegen, auf wieviel Spielerfahrung gründet mein Urteil.

    Und das ist wohl ein (frommer) Wunsch von mir, dass andere User es ähnlich handhaben...

    Dass in den Wochenthreads User ein Spiel bei der ersten Partie abwatschen, erkennt man meist direkt im Text und kann ich entsprechend einordnen und finde ich in Ordnung.

    Aber Erwartungen zu äußern, ein Verlag möge Regeln ändern/zufügen ist nochmal eine andere Ebene.

  • Mir ging es jetzt mit #Cubitos so: ich habe mich gefragt, ob es ein Spiel für mich sein könnte. Dann ploppten im Forum mehrere Tage lang immer wieder neue Regelfragen auf und der Vorschlag, „ach gäbe es doch dies und das in dem Spiel, hätte es richtig gut sein können“ .

    Aber waren das nicht nur Einzelmeinungen von 1 oder 2 Usern?

  • Dabei kann es sein, dass dem Spiel unrecht getan wird. Es könnte sein, dass die Betreffenden Regeln anders erfassen als ich, oder nicht sorgfältig gelesen haben oder diese tatsächlich ungenau formuliert wurden.

    Ja, dem Spiel wird da Unrecht getan. Ich konnte die Regelprobleme jedenfalls nicht nachvollziehen. Das waren in meinen Augen ganz klare Rezeptionsprobleme, von klar formulierte Regeln. (Okay, Einschränkung: Ich gebe zu, dass das Missverständnis mit den roten Würfeln, die einzeln aktiviert werden, etwas nachvollziehbar ist, weil man da von den Regeln überrascht werden kann.)
    Die Regeln von Cubitos sind weder komplex noch kompliziert, und weisen auch keine großen Lücken auf. Es werden bedauerlicherweise nicht alle Karten einzeln erklärt, sondern nur etwa 70% davon, was ich auch nicht ganz verstehe, aber warum zwei oder drei Leute (mehr waren das dann ja auch nicht) solche Schwierigkeiten damit hatten im Thread, hat sich mir nicht erschlossen.
    Ich habe gerne versucht, die Fragen zu klären, kann aber die Lesart nicht nachvollziehen, die da zu solchen Problemen geführt hat.

  • Ohja, das ist auch eines meiner Pet Peeves: Die Kurzspielregeln bei Hall9000, die ich meistens superhilfreich finde, sind oft voll mit solchen "hab ich per Mail mit den Autor des Spiels geklärt"-Sonderregeln und -fällen. Ich glaubs denen ja im Zweifelsfall (auch wenn ich diese Sonderregelungen ganz oft überhaupt nicht notwendig oder sinnvoll finde), aber dann sollte man das doch irgendwo auch offiziell dokumentieren, am besten auf BGG etc. Aber ganz ehrlich: Bei der Vielzahl an Youtube-Videos mit massiven Regelfehlern und falschen Erklärungen (jüngst erst wieder bei Red Outpost erlebt) ist es letztlich dann auch egal, denn es gibt leider genug Mitspieler, die nie die Regeln selbst lesen sondern sich darauf verlassen, dass das auf Youtube schon richtig erklärt wurde.

    Ein guter Bekannter von mir hatte It's a Wonderful World gebackt, und als es dann ankam, hat er es sich von einem Youtuber, mit dem er befreundet ist, erklären lassen und losgespielt.
    Nach dem Spiel war er dann so semi angetan und hatte erwogen, es direkt wieder zu verkaufen.
    Ich wollte es aber auch unbedingt mal spielen, weil ich ewig um den Kickstarter drum herumgeschlichen war, also hat er mir nochmal ne Chance gegeben. Da wir beide die Regeln schon kannten (Ich vom Lesen, er von der Erklärung seines Freundes), haben wir direkt losgespielt.
    Die Debatte kam dann in der ersten Produktionsphase: Es stellte sich raus, dass sein Freund, der Youtuber, ihm das Spiel so erklärt hatte, dass alle Farben gleichzeitig produzieren.
    Da musste ich ihm erst das Herzstück an Genialität des Spiels erklären, dass nämlich die Produktion in Reihe abläuft. Mit einem Mal hat er den spielerischen Kniff des Titels überhaupt erst begriffen, war nach unserer Partie Feuer und Flamme, und seitdem ist es von seinem Verkaufsstapel direkt auf einen Top-Platz seiner Lieblingsspiele gewandert.

    Fairerweise sei erwähnt, dass das aber auch andersrum ablaufen kann: Im Café erkläre ich immer wieder, gerade komplexe Titel, komplett und fehlerfrei, und die Leute machen trotzdem dumme Fehler - anstatt nochmal nachzufragen oder selbst ins Heft zu gucken. Die gehen davon aus: "Ah, der Kerl hat es uns erklärt, was wir abgespeichert haben, muss also richtig sein!"
    Trauriger Rekordhalter: Trismegistus! da hab ich ja selbst 8 Partien gebraucht, bis ich keine Fehler mehr gemacht habe. Inzwischen habe ich das bestimmt 20 Mal an 20 verschiedene Gruppen erklärt, jedes Mal komplett und fehlerfrei. Und jedes. Einzelne. Mal. Machen. Die. Wieder. Irgendeinen. Dummen. Fehler! Meistens einen ganz anderen als alle anderen. Aber hey ... :)

    Ich mag ja Trismegistus und finde es hat ein logisches Regelwerk, muss aber wohl akzeptieren, dass es extrem anfällig für Regelfehler ist ... :/

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Ja, dem Spiel wird da Unrecht getan.

    jein - gefühlt liegen bei diesem Titel schon überdurchschnittlich viel Regel-Nachfragen vor. Oder ist das nur mein Eindruck?
    Das fällt mir auch in großen facebook Gruppen auf, dass Verständnisprobleme vorliegen.
    Was nun genau die Ursache ist, kann ich auch nicht sagen. Teilweise sollen die Leute für ein Problem, die Problemlösung an verschiedenen Stellen im Regelwerk finden. Ob das überfordert?

    Liebe Grüße

    Nils

  • Man muss aber auch immer wieder festhalten das Vielspieler (im Sinne von viele Spiele spielen) dazu neigen das Regelwerk bis aufs Letzte zu hinterfragen wo ich oft einfach nur den Kopf schütteln muss und mich ernsthaft frage "Sind die Leute so dumm?" Auf BGG ist das extrem schlimm für mein Empfinden, und wir reden hier nicht von Sonderfällen oder extrem seltenen Situationen... Teilweise wird da Wortklauberei betrieben wo einfach mal einfach gedacht werden soll. Ich mag es nicht wenn Zusammenhänge auf verschiedenen Seiten und in unterschiedlichen Kapiteln erklärt werden, aber ich kann ein Spiel nicht nach einmaligen Lesen erklären vorallem wenn ich nach dem ersten Lesen Fragen habe. Von daher, jedem seine Meinung aber ich würde solche "Forderungen" einfach ignorieren.

  • Ja, dem Spiel wird da Unrecht getan.

    jein - gefühlt liegen bei diesem Titel schon überdurchschnittlich viel Regel-Nachfragen vor. Oder ist das nur mein Eindruck?

    Uh, jetzt wird's knifflig!

    Wie berechnet man da den Durchschnitt?!?

    So viele Variablen ... Bei viel verkauften Spielen liegen mehr Regelfragen vor als bei wenig verkauften Spielen. Spiele, die nach Familienspiel aussehen, dann aber komplexer sind, sind anfälliger für Spieler, die komplexe Regeln nicht gewohnt sind.
    Die meisten Spiele bringen 0 öffentliche Regelfragen hervor - wie hoch ist der Prozentsatz an Spielen, die Regelfragen in Foren hervorrufen?
    Gelten 4 Regelfragen von 1 Person als mehr oder weniger als je 1 Regelfrage von 4 Personen? Ab wie vielen Regelfragen fällt es überhaupt ins Gewicht? Einer? Fünf? Elf?

    Hat Cubitos mehr Regelfragen als Die Crew hier im Forum hervorgerufen? Ja.
    Hat es mehr Regelfragen als Paleo hervorgerufen? Nein.

    Wo liegt der Durchschnitt?
    Ich habe hier 3 Leute in Erinnerung, die Regelfragen zu Cubitos hatten. Einer davon hatte dann direkt mehrere.
    Ist drei über dem Durchschnitt?
    Wenn man bedenkt, dass der größte Teil an Spielen 0 Regelfragen hat, dürfte der Durchschnitt deutlich dichter an 0 als an 3 liegen, also ja.
    Gibt es unter den Spielen, die Regelfragen hervorrufen, welche, die mehr als 3 Fragen hervorrufen? Auf jeden Fall, da dürfte der Durchschnitt deutlich über 3 liegen (Allein Kingdom Death: Monster zieht den Durchschnitt vermutlich in den zweistelligen Bereich!), hier liegt es also deutlich unter dem Durchschnitt.

    Also ich bleibe dabei: Bei einem oft verkauften Titel sind mir im Augenblick 3 Forenuser hier im Kopf, die Probleme mit den Regeln hatten. Sehe ich das jetzt als Basis für "Problematische Regeln" oder doch eher als Basis für "Drei Leute hatten Probleme beim Regelverständnis"? Ich gebe zu, ich tendiere zu Letzterem und wiederhole daher: Ja, dem Spiel wird damit Unrecht getan!

  • Wie berechnet man da den Durchschnitt?!?

    Kommst du da jetzt mit "komischen" Argumenten, weil man deine Meinung nicht uneingeschränkt teilt? :/

    Auf mich macht es den Eindruck, dass (und zwar nicht nur hier) viele Regelfragen vorliegen. Das heißt ja nicht, dass die aufgekommenen Probleme sich nicht lösen lassen. Sondern nur, dass die "Leute" ein Problem haben, die Lösung zu finden. Dir mag das vielleicht ganz leicht fallen, dieses Regelwerk als Ganzes zu erfassen. Aber eine solche Fähigkeit ist nicht allen gegeben.
    Vielleicht sind die vielen Regelfragen für den Verlag ein Grund mal zu schauen, wo die Leute den Faden verlieren, und überlegen, ob man das (z.B. mit Verweisen) nachbessern kann.
    :?:

  • Ich habe die Regelvorschläge zu Anno 1800 und deine Antwort darauf gelesen, die ich ehrlich gesagt etwas befremdlich fand. Dein Vorschlag war hoffentlich mit einem Augenzwinkern gemeint?

    Für mich ist so ein Forum hier genau dafür da, kontrovers über Spiele zu diskutieren. Dabei muss nicht jedem alles an jedem Spiel gefallen. Und es sollten sich gerade auch die Leute äußern können, die Verbesserungspotential sehen. Daran kann man erkennen, was an Spielen oder Mechanismen gut und was schlecht ist.


    Dein Vorschlag doch lieber was anderes zu spielen, war m.E. nicht besonders hilfreich, insbesondere da das Spiel ja insgesamt gefallen hat. Ich kann die Empörung von Fankman verstehen, wenn aus seiner Sicht nur wenig gefehlt hat um aus einem "tollen Spiel" ein herausragendes Spiel zu machen.


    Als Spieleautor wünsche ich mir sogar explizit Feedback zu meinen Spielen. Klar, freue ich mich mehr über ein überschwängliches Lob, aber wenn sich jemand kritische, aber detaillierte Gedanken gemacht hat, lese ich es auch gerne. Keine Kritik ist das schlimmste. Ob ich sie auch annehme, ist noch mal eine andere Frage 8o

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters